Aber wenn die Menschen Selbstvertrauen haben, können sie mit diesem Glauben die Grenzen der Astrologie überschreiten. Deshalb sagen wir, der Glaube ändere die Dinge durch einen unveränderlichen Willen. Wenn unser Wille unveränderlich ist, wird das Schicksal veränderlich. Alle unsere vergangenen Taten stehen zwar in den Sternen geschrieben, aber es ist wie bei einer Tonbandaufnahme: Ich kann etwas auf Tonband sprechen und es aufnehmen, kann es aber auch wieder löschen, wenn ich will. So können wir auch die Daten unseres Schicksals löschen, wenn wir wollen.
Die Aussagen der Astrologie sind zu hundert Prozent richtig, wenn man völlig in der physischen Welt gefangen ist und ein normales menschliches Leben führt. Wenn man ins innere Leben, ins spirituelle Leben eintritt, sind sie zu sechzig oder siebzig Prozent richtig. Wenn der Strebende bewusst oder unbewusst mit seinem inneren Wesen Kontakt hat und wenn sein inneres Wesen dauernd in Kontakt mit seiner inneren Quelle steht, wird er viele, viele schlechte Dinge vermeiden können. Wenn jemand schließlich in bewusstem Kontakt mit Gott steht, ist die Astrologie für ihn überhaupt nicht mehr wirksam, weil in seinem Leben alles direkt von Gott kommt. Echtes Einssein mit Gott geht weit über die Astrologie hinaus. Wenn wir mit unserer intensiven Strebsamkeit sagen: „Gott, ich will das nicht“ und wir mit Gott eins sind, dann wird Gott sagen: „Also gut, dann nimm es nicht.“ Für Anfänger im spirituellen Leben trifft das natürlich nicht zu. Nur jene, die eine unmittelbare innere Verbindung mit dem Höchsten Wesen haben, können sich vollständig unabhängig vom Einfluss der Sterne bewegen. Aber man bleibt nicht immer ein Anfänger. Im Laufe der Zeit macht man im spirituellen Leben mehr und mehr Fortschritt und man wird gegen die Kräfte seiner Vergangenheit immer mehr immun.
Selbst wenn man kein Sucher ist, kann eine astrologische Vorhersage transzendiert werden. Auf einem tieferen Niveau gibt es immer eine höhere Kraft: Gottes Gnade. Gottes Gnade kann jedermanns Schicksal ändern. Diese Gnade ist allmächtig, sie ändert die verborgenen Möglichkeiten und transzendiert die Gesetze der Astrologie, die Gottes kosmische Gesetze sind. Manchmal ist die Vorhersage eines Astrologen tatsächlich wahr, doch wegen der göttlichen Gnade tritt sie nicht ein. Deshalb sind die Aussagen der Astrologie nur zu fünfunddreißig oder vierzig Prozent richtig, wenn sie sich mit der Zukunft beschäftigen. Wenn wir wissen, dass es etwas gibt, das dem Gesetz der Astrologie weit überlegen ist, dann sollten wir unseren Glauben in diese Kraft setzen. Darum bitte ich meine Schüler, nicht an Horoskope und Handlesekünste zu glauben. Gründet euren Glauben ganz auf euer inneres Streben. Wenn ihr eurer Strebsamkeit und Gottes Gnade völlig vertraut, dann wird eure Erlösung herannahen. Ihr braucht euch nicht um eure Zukunft zu sorgen.
In Indien gibt es mehrere Systeme, um Horoskope zu erstellen. Das Bhrigu-System ist das bedeutendste. Es wurde vor Tausenden von Jahren eingeführt und bis heute sind viele Bände darüber geschrieben worden, in denen alle Einzelheiten aufgeführt sind. Man muss dem Brahmin – dem Astrologen, der nach diesem System vorgeht – nur sein Diagramm geben und er wird vor der Person in den Büchern blättern und ihr alles über ihr Leben erzählen. Was er sagt, ist sehr oft wahr, ihre Lebensgeschichte steht dort geschrieben. Wenn das Diagramm sauber gezeichnet worden ist, dann braucht er nicht einmal ein Horoskop zu stellen. Es steht dort bereits geschrieben.
Mein ältester Bruder, der auch Astrologe ist, ging zu einem Astrologen, der mit diesem System vertraut war und die alten heiligen Bücher besaß, wo alles geschrieben steht. Als er diesem Astrologen mein Diagramm zeigte, sagte der Astrologe, dass mein Horoskop nach meinem zwölften Lebensjahr nicht mehr funktionieren würde. Er hatte völlig Recht, denn mit dreizehn Jahren verwirklichte ich Gott und wurde gegen alle astrologischen Gesetze immun.
Ich möchte euch noch ein weiteres Erlebnis mit dem Bhrigu-System erzählen: Mein Onkel mütterlicherseits ging zu einem Astrologen, um sich nach diesem System sein Horoskop stellen zu lassen. Er und seine Frau hatten keine Kinder. Im Horoskop wurde erwähnt, dass dieses Paar nie Kinder haben werde, da mein Onkel, der in seiner vorigen Inkarnation ein Jäger gewesen sei, ein trächtiges Reh getötet hatte. Als das Reh seinen letzten Atemzug tat, flehte seine Seele zu Gott: „O Gott, er hat das Junge in mir getötet. Bitte gib ihm in seiner nächsten Inkarnation kein Kind.“ Gott hatte das Gebet des Rehs erhört und so würde mein Onkel in dieser Inkarnation keine Kinder haben. Nach meiner Verwirklichung konzentrierte ich mich darauf um zu sehen, ob diese Geschichte von der letzten Inkarnation meines Onkels mütterlicherseits wahr sei oder nicht und ich stellte fest, dass sie absolut stimmte.
Das heißt nun noch lange nicht, dass alles wahr ist, was die Astrologen sagen. Im letzten März kam eine meiner Schülerinnen weinend zu mir und sagte, jemand hätte vorausgesagt, ihr Vater würde im selben Monat sterben. Ich sagte: „Wenn es deinem Vater bestimmt ist zu sterben, dann wird er sterben, wie es der Astrologe prophezeit hat.“ Dann konzentrierte ich mich und sagte ihr: „Sorge dich nicht. Ich tue nichts. Ich bringe Gottes Gnade nicht herab. Ich bete nicht einmal zu Gott für deinen Vater. Aber die Voraussage wird sich nicht bewahrheiten.“ Glaubet mir, ich betete nicht zum Höchsten, um die Prophezeiung des Astrologen ungültig zu machen, doch ihr Vater ist immer noch gesund und munter. Der Mutter eines anderen Schülers von mir war es nach den Aussagen von Astrologen bestimmt, am siebzehnten oder achtzehnten Dezember zu sterben. Dieser Schüler weinte bitterlich. Aber ich sagte ihm, dass auch diese Vorhersage falsch sei. Seine Mutter ist immer noch am Leben.
In Indien wissen wir von vielen Fällen, in denen die Astrologie versagt hat, besonders in Situationen, die im Zusammenhang mit einem spirituellen Ashram standen. Die Astrologen sagen zum Beispiel voraus, dass die Eltern eines Kindes sterben werden, wenn es vierzehn oder fünfzehn Jahre alt ist. Aber wenn die Eltern ein spirituelles Leben annehmen, bevor das Kind jenes Alter erreicht, leben sie vielleicht viele Jahre länger. Viele Gurus haben das Schicksal ihrer Schüler verändert. Darüber gibt es in Indien zahlreiche Geschichten. Zum Beispiel sagte einmal ein Astrologe, dass jemand an einem gewissen Tag zu einer bestimmten Zeit sterben werde. Doch ein spiritueller Mensch sagte dem Mann, er solle zu ihm kommen. Der Mann kam und der Lehrer legte ihn auf den Boden und bedeckte ihn mit Erde; dann saß er dort und meditierte. Als die besagte Stunde vorbei war, entfernte der Guru die Erde von seinem neuen Schüler und sagte: „Nun gehst du zum Astrologen und zeigst ihm, dass du immer noch auf der Erde bist.“ Es gibt viele, viele authentische Fälle wie diese.
Es gibt Krisen in unserem Leben. Wenn wir jung sind, ist unser Leben manchmal in Gefahr. Aber wenn Gottes Gnade da ist oder wenn Menschen wie unsere Eltern oder unsere Verwandten bewusst oder unbewusst für uns beten, dann können wir der Gefahr entgehen.
In Horoskopen sehen wir oft, dass für einen bestimmten Menschen der Tod feststeht. Die Astrologen prophezeien, dass eine Gefahr eintreten und der Mensch sterben werde. Aber viele dieser Leute sind immer noch am Leben. Des-weiteren haben wir Linien in unseren Handflächen, die anzeigen, wie viele Jahre wir auf der Erde leben werden. In gewissen Fällen wird jeder, der etwas von der Handlesekunst versteht, sagen, dass die Lebenslinie eines Menschen zum Beispiel nur zweiunddreißig oder dreiunddreißig Jahre anzeigt, doch dieser Mensch ist vielleicht schon zweiundsiebzig oder fünfundsiebzig Jahre alt. Sogar unter meinen Schülern gibt es zwei oder drei Frauen, deren Lebenslinien vollständig unterbrochen sind. Wenn ein Chirologe ihre Handflächen sähe, bräuchte er nur die zwei Hälften anzuschauen und er würde staunen, dass diese Person immer noch auf der Erde weilt. Wie kommt das? Eine höhere Macht ist verantwortlich dafür. Es gibt nichts, das durch die unendliche Gnade des Höchsten nicht geändert werden könnte.Die Leute machen sehr oft verblüffende, positive Voraussagen wie: „Du wirst vom Glück begünstigt werden“, „Du wirst eine große Persönlichkeit werden“, „Du wirst etwas Wunderbares erreichen und die ganze Welt wird dir zujubeln“. Wenn solche Voraussagen gemacht werden, können wir oft das böswillige Dazwischentreten feindseliger Kräfte beobachten. Derjenige, der die Voraussage gemacht hat, hat die Wahrheit gesehen, aber seine Schau ist nicht die Schau von jemanden, der die Fähigkeit hat, die Wahrheit zu sehen, nicht jene des Einen, der die Wahrheit erschaffen und die Wahrheit manifestieren kann. Wenn ein gewöhnlicher Mensch die Fähigkeit zur Voraussage hat, so hat er das Gefühl, er habe die Wahrheit erschaffen; aber das ist nicht wahr. Nur Gott hat die Wahrheit erschaffen und nur Gott hat die Macht, die Wahrheit aufzuheben oder zu verwandeln. Ich persönlich sage nicht gern etwas voraus, weil wir sehr oft das kosmische Gesetz brechen, wenn wir die Zukunft vorhersagen. Wir erlauben dieser Zukunft nicht, sich so auszudrücken, wie Gott es beabsichtigt hatte.
Ein Schüler ging einmal zu seinem Meister und sagte, ein Astrologe hätte vorausgesagt, er würde an diesem Tag sterben. Der Meister konzentrierte sich auf den Schüler und sagte: „Ja, so ist es bestimmt, aber ich werde die Gnade des Allmächtigen herab bringen und ich werde dich retten können.“
Der Schüler ging zum Astrologen zurück und sagte zu ihm: „Mein Meister sagt, deine Vorhersagen werden nicht eintreten.“Der Astrologe erwiderte: „Ich habe schon Hunderte von Vorhersagen gemacht und alle meine Vorhersagen haben sich bewahrheitet. Wenn sich meine Vorhersage in deinem Fall nicht erfüllt, werde ich ein Schüler deines Meisters und wenn sich meine Vorhersage erfüllt, dann wird dein Meister zu mir kommen und von mir Astrologie lernen müssen.“
Der Schüler erzählte dem Meister, was der Astrologe gesagt hatte und der Meister stimmte der Abmachung zu. Der Tag verging und nichts geschah. So ging der Astrologe zum Meister, um sein Schüler zu werden und der Meister erklärte ihm: „Deine Vorhersage war völlig richtig. Es gibt natürlich Leute, die falsche Vorhersagen machen – deine Vorhersage war jedoch richtig. Aber ich brachte die Gnade des Höchsten herunter, um dem Schicksal meines Schülers entgegenzuwirken.Wenn man bewusst und absichtlich in die vitale Ebene eintritt, dann wird man als erstes von den vitalen Wesen ergriffen werden. Diese Wesen geben einem häufig mit Freude ein wenig von ihrer okkulten Kraft zum eigenen Gebrauch. Eine Zeit lang werden sie einem erlauben, ihre eigenen okkulten Kräfte zu gebrauchen und dann werden sie versuchen, dich zu beherrschen. Diese Wesen haben unzählige lächerliche Begierden, die sie sich durch den Sucher, den sie mit ihren okkulten Kräften betraut haben, zu erfüllen versuchen.
Wenn ein Sucher echt und aufrichtig ist und er in spiritueller Absicht in die vitalen Ebenen eintritt, während er sein inneres Bewusstsein erweitert, dann besteht keine Gefahr für ihn, denn der Sucher ist in seinem inneren Streben fest. Er will nur die spirituelle Ausdehnung seiner inneren und äußeren Natur und interessiert sich nicht für die sogenannten okkulten Kräfte. Aber ein Sucher, der sich mit der okkulten Welt eingelassen hat, sieht, dass sein Ziel weit weg ist und gleichzeitig entdeckt er, dass er von den Wesen der vitalen Ebene gnadenlos gefangen genommen wurde. Dort ist er verloren, völlig verloren. Es gibt viele, viele Sucher, die ihre spirituelle Reise mit aller Aufrichtigkeit begonnen haben, auf ihrem Weg jedoch von den okkulten Kräften in den Bann gezogen wurden und ihr Ziel nicht erreichen konnten.Wenn man spirituelle Kraft anwendet, ist alles voller Frieden, voller Harmonie. Wenn bei uns jemand spirituelle Kraft anwendet, fühlen wir eine dynamische Kraft, die jedoch gleichzeitig frei von Aggression ist. Es ist, wie wenn man auf das Meer schaut, wenn es ruhig und still ist. Wenn es Wellen schlägt und schäumt, hat man Angst. Doch wenn das Meer ruhig ist, haben wir keine Angst. In beiden Fällen ist die gleiche Kraft vorhanden. Wenn man in das Bewusstsein des Meeres eintritt, so sieht man, dass es gewaltige, grenzenlose Kraft hat. Spirituelle Kraft ist ruhig und besitzt eine unendliche Ausdehnung wie ein ruhiges Meer ohne jede aggressive Bewegung. Doch sie besitzt solide Stärke – dynamische, solide Kraft.
In der okkulten Kraft hingegen besteht eine Art Bewegung, die fast immer rastlos ist. Ein Kind hat Kraft, ein Erwachsener hat ebenso Kraft. Die Kraft eines Kindes ist immer dabei zu enthüllen oder zu manifestieren; das Kind möchte seine Kraft ständig ausdrücken. Eine erwachsene Person hingegen weiß, dass sie Kraft hat und sie auch nach Belieben anwenden kann und hat deshalb kein Bedürfnis, sie ständig auszudrücken. Ein Mensch mit okkulter Kraft hat selten Frieden, wohingegen ein Mensch mit spiritueller Kraft von Frieden überschwemmt ist. Ein Mensch mit okkulten Kräften macht eine gewaltige äußere Schau aus seinem Okkultismus; ein Yogi mit spiritueller Kraft versucht innerlich das Gesicht der Welt zu verändern.
Okkulte Kraft wird sehr oft in negativer Weise angewendet. Die Kraft des Okkultismus ist der eines alles verschlingenden Raubtieres sehr ähnlich. Wenn die Menschen okkulte Kraft nicht auf weise Art anwenden, führt sie nur zur Zerstörung. Sie kann nur dann positiv wirken, wenn sie von einem spirituellen Meister gelenkt wird. Okkulte Kraft zu besitzen ist wie auf einem Drahtseil zu gehen – sehr gefährlich und riskant. Spirituelle Kraft zu haben ist wie auf einer gepflasterten Straße zu wandern, wo keine Gefahr besteht. Wenn man sowohl spirituelle als auch okkulte Kraft besitzt, dann gibt es ebenfalls keine Schwierigkeiten oder Gefahren. Spirituelle Kraft befähigt uns dazu erfolgreich zu sein – langsam, stetig und unbeirrbar. Wir werden unfehlbar tun können, was wir uns vorgenommen haben. Mit okkulter Kraft können wir etwas sofort und direkt tun – falls wir sie richtig verwenden. Wenn die große Geschwindigkeit des Okkultismus das Bedürfnis empfindet, sich dem Weisheitslicht der spirituellen Kraft unterzuordnen, dann ist Okkultismus ein wirklicher Segen der Menschheit. Es ist eine echte Gunst von Gott, denn die Menschheit besitzt keine Geduld, sie will alles augenblicklich erhalten. Aber wenn sich der Okkultismus gegen die spirituelle Kraft stellt, dann verneint er die Wahrheit selbst. Wenn er die Wahrheit verneint, erzeugt er in der Menschheit und für die Menschheit Zerstörung.
Wenn man Okkultismus ausüben will, um das Bewusstsein der Menschheit aufzuwecken, dann muss man zuerst die Angst besiegen; die physische, vitale, mentale und psychische Angst. Wenn man Okkultismus ausüben will, um dem Höchsten, um der Gottheit in der Menschheit zu dienen, muss man das niedere Vitale, das wir Sexualität nennen, besiegen. Dieser unreine, unerleuchtete Drang in unserer menschlichen Natur muss völlig überwunden werden. Wenn man die Einsicht erlangen kann, dass man in diesem flüchtigen Leben ein ewiges Leben führt, können Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit, die man in seinem Wesen oder in seinem Bewusstsein errungen hat, dazu gebraucht werden, der Menschheit auf göttliche Weise zu dienen. Wenn wir soweit sind, wird die okkulte Kraft ein wirklicher Segen sein. Ich möchte, dass meine Schüler, die sich für okkulte Kräfte interessieren, sich folgendes einprägen: Zuerst Spiritualität und dann Okkultismus, zuerst die Gottheit und dann die Menschheit. Nur wenn man die Gottheit kennt und in der Gottheit verbleiben kann, kann man der Menschheit dienen. Manifestation ohne Verwirklichung ist überhaupt keine Manifestation. Es ist wie ein Körper ohne Leben.
Wenn ich das Ziel einmal erreicht habe und zum Ziel geworden bin, dann ist alles in meinem Inneren. Nichts kann mich stören, nichts kann mich zerstören, nichts kann mich irgendwie beeinträchtigen. Ich kann alles in Gottes Schöpfung sehen, fühlen und annehmen. Der verwirklichte Mensch ist in der Lage, sowohl mit spiritueller als auch mit okkulter Kraft umzugehen. Nachdem man die Wahrheit verwirklicht hat, muss man alle Ebenen einschließlich der okkulten zu Hilfe ziehen, während man die Wahrheit auf der Erde manifestiert.
Die Spiritualität ist dem Okkultismus weit überlegen. Das okkulte Gebiet und die okkulte Praxis sind auch Teil von Gottes Schöpfung. Doch wir müssen nicht durch das Okkulte hindurch, wenn wir Gottverwirklichung wollen. Wenn man Gott und Gott allein will, dann finden wir im Okkultismus keine Hilfe für die Gottverwirklichung. Spiritualität hingegen ist absolut notwendig, um Gott zu verwirklichen.
Ein wahrer spiritueller Sucher sollte sich überhaupt nicht um Okkultismus kümmern. Auf seinem Weg zum Höchsten kommt die okkulte Kraft manchmal von selbst zu ihm als Prüfung, um zu sehen, ob er sich davon beeindrucken lässt und der Welt seine Fähigkeit, Wunder zu vollbringen, zeigen will oder ob er sie sachgemäß und göttlich anwendet. Bei einem Strebenden, der an der Schwelle zur Verwirklichung steht, kommen manchmal Kräfte von verschiedenen Ebenen zu ihm und berühren seine Füße. Sie sagen: „Meister, benütze uns. Wir stehen dir zu Diensten. Wir werden keinen Unsinn anstellen. Benütze uns allein zur Erfüllung deiner Verwirklichung.“ Dies war bei einer Reihe von spirituellen Meistern der Fall. Auch euer Meister ist einer von ihnen.
Ich habe viele, viele Male okkulte Kraft verwendet, aber nur, wenn ich vom Höchsten in mir darum gebeten wurde. Wenn ich sie gebrauche, dann nur, um innerlich zu helfen. Es widerstrebt mir, meine okkulte Kraft äußerlich zu gebrauchen, denn ich würde falsch verstanden werden. Auch werde ich sie nie verwenden, um jemanden zu strafen oder zu plagen. Okkulte Kraft ist sehr dynamisch, doch die Menschen interessieren sich meist kaum für ihre Dynamik. Stattdessen bedienen sie sich ihrer Aggression und benützen diese aggressive Kraft, um andere zu schädigen oder um ihre persönlichen Wünsche zu befriedigen.
Okkulte Kräfte sind nicht an und für sich schlecht. Gewisse Leute sagen, wenn jemand okkulte Kräfte erhalte, würde er andere irreführen und sich selbst ruinieren. In Indien gibt es spirituelle Leute, die sich überhaupt nicht für okkulte Kräfte interessieren. Aber diese Kräfte sind nicht an und für sich schlecht; es kommt nur darauf an, wie man sie anwendet. Wenn man Feuer hat, kann man sich daran verbrennen oder kann es benutzen, um ein Essen zuzubereiten. Wenn man ein Messer besitzt, kann man jemanden erstechen oder es dazu benützen eine schöne Statue zu schnitzen. Bis zu einem gewissen Grad ist es wahr, dass man nichts Schlechtes tun kann, wenn man kein Messer hat. Aber es gibt unzählige gute Dinge, die man ebenfalls nicht tun kann. Wir sind es, die die okkulten Kräfte auf eine weise Art gebrauchen müssen, wenn wir sie geschenkt bekommen.
Einige spirituelle Meister in Indien raten ihren Schülern, sich überhaupt nicht um okkulte Kräfte zu kümmern, sondern zuerst ein spirituelles Leben zu führen. Sie sagen, so erlange man spirituelle Kraft, die nie Probleme schaffen könne. Spirituelle Kraft hat von Natur aus nicht die aggressive oder destruktive Eigenschaft der okkulten Kraft. Doch selbst spirituelle Kraft kann missbraucht werden, wenn man nicht auf die Weisungen seines inneren Wesens oder des Höchsten hört.
Es gibt auch spirituelle Sucher, die Spiritualität und Okkultismus zusammen ausüben. Sie sagen, während des Tages solle man sich der Spiritualität widmen und während der Nacht dem Okkultismus – Spiritualität und Okkultismus sollten Seite an Seite gehen. Dieser Pfad ist ein wenig gefährlich. Viele haben es versucht und den meisten ist es misslungen, die beiden miteinander in Einklang zu bringen Der sicherste und wirksamste Pfad besteht darin, den spirituellen Weg einzuschlagen und sein eigenes Bewusstsein in die Unendlichkeit und in die Ewigkeit auszuweiten. Hat man das erreicht, wird man auch über die okkulte Welt volle Meisterschaft haben.
Wenn ein spiritueller Meister die Fähigkeit besitzt, spirituelle Kraft zu gebrauchen, dann fragt ihr euch vielleicht, ob er auch fähig ist, okkulte Kraft anzuwenden ohne einen Fehler zu begehen. Die Antwort ist nein. Wenn ein spiritueller Meister spirituelle Kraft anwendet, benützt er sie normalerweise richtig. Aber wenn er okkulte Kraft anwendet, so missbraucht er sie nicht eigentlich – er weiß oft einfach nicht, wie man mit ihr umgeht. Es gibt einen gewaltigen Konflikt zwischen spiritueller und okkulter Kraft, wenn der betreffende Meister kein Meister höchsten Ranges ist. Was tut ein solcher Meister in diesem Fall am besten? Er sollte seine okkulte Kraft völlig beiseite schieben. Er sollte sagen: „ Ich will sie nicht. Sie ist zu gefährlich. Ich will nur spirituelle Kraft benützen, die ein unendliches Meer von Licht und Seligkeit ist. Dieses Licht und diese Seligkeit sind völlig ausreichend für mich.
Wenn ihr neben eurem eigentlichen inneren Streben und Meditieren noch ein wenig Kundalini-Yoga ausübt – sagen wir fünfzehn Minuten täglich – werdet ihr bemerken, dass sich eure psychischen oder okkulten Zentren öffnen. Aber wenn ihr nur deshalb in das innere Leben eintretet, um okkulte Kräfte zu erlangen, so dass ihr der Welt eure Fähigkeiten zeigen könnt, dann wird die wirkliche Spiritualität in eurem Leben nie aufblühen. Wenn ihr euer Herzzentrum öffnen und Wunder vorführen wollt, so dass die Menschen euch würdigen und bewundern und wenn ihr der Annahme seid, ihr würdet von ihrer Würdigung und Bewunderung mehr Inspiration erhalten, dann, möchte ich euch sagen, begeht ihr einen Fehler. Wenn ihr auf anderen Gebieten etwas tut und dann in den Himmel gelobt werdet, inspiriert euch das möglicherweise dazu, es besser zu machen. Wenn ihr ein wenig von eurer okkulten Kraft vorführt und andere euch würdigen, dann kann ich euch versichern, dass euch das zu Fall bringt. Ihr werdet euch nicht inspiriert fühlen, im Gegenteil, statt tief in euch zu gehen, um wirkliche Verwirklichung zu erlangen, werdet ihr weitermachen und eure okkulten Kräfte vermehren. Okkulte Kräfte sind reine Versuchung.
Je mehr okkulte Kraft ihr zur Schau stellt, desto schneller werdet ihr sie verlieren, weil ihr euch nicht mit der Quelle vereinen könnt. Die Quelle der okkulten Kraft ist Licht. Recht spärliches Licht zwar, aber dennoch reinstes Licht. Darum sage ich immer, dass man mit spirituellem Licht umgehen sollte, wenn man schon mit Licht umgehen will. Es macht nichts, wenn dieses Licht begrenzt ist. Es wird keine Gefahr heraufbeschwören. Man bekommt vielleicht Kopfschmerzen, wenn man zu viel Licht herabzieht, aber es wird einen nicht zerstören. Selbst wenn man zu viel spirituelle Kraft herunterbringt, so dass man sie gar nicht aufnehmen kann, wird sie einen nicht völlig zerstören. Aber wenn man zu viel okkulte Kraft in sein System hineinzieht, wird man in einer Irrenanstalt enden. So gefährlich, so zerstörerisch ist sie.
Unser erster Wunsch sollte sein, Gott zu gefallen. Um Ihm zu gefallen, müssen wir Ihm unser gesamtes inneres Streben geben und alles zu Seinen Füßen legen. Wenn wir Ihm einmal gefallen haben, liegt es an Ihm, ob Er uns spirituelle oder okkulte Kraft oder beides geben will. Wenn Er uns okkulte Kraft geben will, schön und gut. Wenn wir uns Seinem Willen unterworfen haben und Er uns okkulte Kraft gibt, dann ist es auch sicher, dass Er uns die Fähigkeit geben wird, sie sachgemäß für Ihn einzusetzen.
Wenn ihr Gott auf eure eigene Art gefallen wollt, werdet ihr viele unaufrichtige Dinge tun. Ihr werdet versuchen, ihm auf Biegen und Brechen zu gefallen. Ihr werdet sogar so weit gehen zu versuchen, Ihm zu schmeicheln oder Ihn zu bestechen. Wenn eure Natur rein ist, völlig rein, schneeweiß, dann werden ihr versuchen, Ihm so zu gefallen, wie Er es haben will. Wenn ihr das tun könnt, wenn ihr Gott auf Seine eigene Weise gefallen könnt, dann wird alle okkulte und spirituelle Kraft euch zu Füßen liegen und euch dienen. Was die Welt nötig hat ist Gott zu gefallen. Wenn sie Ihn zufrieden stellen würde, wäre sie bereit für die Erleuchtung. Aber die Welt ist zur Enttäuschung verurteilt, weil sie nach Macht verlangt. Wenn die Welt Gottes Liebe haben wollte, dann wäre sie heute gerettet, erleuchtet, vervollkommnet und unsterblich.Selbstverständlich kann das psychische Wesen mit seiner psychischen Kraft schließlich zu einem sehr mächtigen und sehr erfüllenden Wesen heranwachsen. Da sich das psychische Wesen stets weiterentwickelt, ist das schrittweise Heranwachsen der psychischen Kraft nicht nur möglich, sondern unausweichlich. Die Manifestation von psychischer Kraft ist eine subtile, zarte, sanfte und leuchtende Weise der göttlichen Manifestation in fortgeschrittenen Suchern. Mit psychischer Kraft kann ein Mensch Wunder vollbringen. Mit dieser Kraft erlangt man die Fähigkeit, sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft von anderen wie auch von sich selbst zu identifizieren und sie dadurch zu sehen. Da sie eine Manifestation göttlicher Kraft ist, ist die psychische Kraft von großer Schönheit wie die Schönheit einer Blume oder die Schönheit des Mondes. Diese psychische Schönheit selbst ist eine greifbare Kraft.
Vereinfacht gesagt ist die psychische Kraft die Kraft eines Kindes, obwohl diese Kraft durch ihr intimstes Einssein mit der Quelle grenzenlos werden kann. Spirituelle Kraft ist die Kraft eines Erwachsenen, obwohl er sie vielleicht nicht jederzeit weise benützt. Okkulte Kraft ist die Kraft einer plötzlichen, mächtigen Welle. Spirituelle Kraft ist gewöhnlich nicht so schnell wie okkulte Kraft. Aber okkulte Kraft bricht oft nieder, statt aufzubauen. Spirituelle Kraft legt immer großen Wert darauf, den Palast der Wahrheit langsam, stetig, unbeirrbar und auf überzeugende Weise zu bauen.
Was immer spirituelle Kraft tut, ist solide, stabil und dauerhaft. Spirituelle Kraft besitzt die Zuversicht von innen und die Versicherung von Oben. Um die vollständige Manifestation des Göttlichen auf der Erde, um den Absoluten zu erreichen, müssen sich alle psychischen und okkulten Kräfte unter die Führung der spirituellen Kraft stellen.Wenn du gewisse psychische Fähigkeiten besitzt, wirst du nur noch versuchen, diese Fähigkeiten anzuwenden und dich in sie verlieben. Sehr oft geben sich Leute, die ein wenig psychische Fähigkeit, psychische Kraft erhalten, damit zufrieden und versuchen dann, sie bei dieser und jener Person anzuwenden, ob es nun angebracht ist oder nicht. Es ist wie bei einem Kind, das einige faszinierende Spielzeuge hat und die ganze Zeit damit spielt. Es wird seine Schulaufgaben nicht machen und ein Dummkopf bleiben. Wenn das Kind aufrichtig oder ernsthaft ist und Wert auf seine Studien legt, wird es aufhören zu spielen und anfangen, seine Aufgaben zu machen, weil es weiß, dass es lernen muss, um ein gebildeter Mensch zu werden.
Eine andere Gefahr, die mit diesen psychischen Fähigkeiten verbunden ist, besteht darin, dass man von Geistern gefährdet wird. Jene, die psychische Fähigkeiten entwickeln, sind möglicherweise spirituell oder okkult nicht sehr stark. Die psychischen Fähigkeiten kommen von der psychischen Welt. Sie sind sehr subtil, sanft und zart. Sehr oft werden sie von okkulten Kräften gefährdet, die manchmal wild, dynamisch, arrogant und zerstörerisch sind. Die hungrigen, unbefriedigten Geister werden versuchen, in die psychischen Fähigkeiten des Strebenden einzudringen und ihn seines ganzen inneren Strebens zu berauben, das er hatte, bevor er auf seiner spirituellen Reise anhielt, um seine psychischen Kräfte zu entwickeln. Aber wenn man wirklich spirituellen Fortschritt macht, inneren Fortschritt, ohne sich um die psychischen Fähigkeiten zu kümmern, wird man am Ende seiner Reise, nachdem man Gott verwirklicht, zweifellos all diese Kräfte besitzen.
Man wird nie der Verlierer sein, wenn man diesen psychischen Fähigkeiten keine Beachtung schenkt, weil sie sich automatisch in uns entwickeln werden, wenn sich während einer Meditation alle Zentren öffnen. Um diese Art von Meditation zu erreichen, muss man zu einem gottverwirklichten spirituellen Meister gehen, der einem individuell lehren und einem auch vor Angriffen der falschen Kräfte beschützen kann.
Um dir die Wahrheit zu sagen: In diesem Augenblick sind es bereits vier Kräfte, die dich ständig angreifen. Bitte nimm dich in Acht vor diesen Kräften. Diese vier Kräfte schwirren bereits um dich herum. Sie sind nicht gut, es sind ungöttliche Kräfte. Auf der einen Seite öffnen sich deine psychischen Fähigkeiten beziehungsweise bereiten sich zum Öffnen vor, auf der anderen Seite gibt es negative Kräfte, die versuchen, dich zu zerstören. Bitte gehe tief in dich. Rufe von tiefstem Herzen innerlich um den Schutz Gottes und um Gottes Erleuchtung und diese vier Kräfte werden dich verlassen. Sie werden dazu gezwungen werden, dich zu verlassen.Wer ist der Besitzer aller Kräfte? Gott. Sobald wir mit dem Besitzer eins werden, ist all Sein Besitz unser. Aber wenn wir uns nicht um den Besitzer kümmern, sondern uns nur nach dem Besitz sehnen, dann wird uns das Erringen dieses Besitzes auf unserer Reise zum letzten Ziel behindern.
Es ist ein echter Segen vor der eigentlichen Verwirklichung keine psychischen Kräfte zu erlangen. Wenn wir sie zu früh erhalten, werden wir die ganze Zeit in der Welt des Zur-Schau-Stellens, in der Welt der Wunder, in der Welt der Magie verbleiben und nicht in der Welt der Strebsamkeit, der Hingabe und der Verwirklichung.
Ramakrishnas bester Schüler – der ursprünglich Naren genannt wurde – wurde einst von seinem Meister gefragt: „Naren, ich habe mich während vieler Jahre der Askese unterzogen. Nun schau mich an – ich besitze all diese hohen Siddhis. Möchtest du sie? Du brauchst nicht dafür zu meditieren, denn ich habe es bereits für dich getan. Ich werde dir alle meine Kräfte geben.“ Naren fragte: „Werden sie mir bei meiner Selbstverwirklichung helfen?“ Der Meister erwiderte: „Mein lieber Naren, nein. Nein, das werden sie nicht. Für die Selbstverwirklichung sind psychische Kräfte wertlos. Aber wenn du willst, kannst du sie nach der Selbstverwirklichung gebrauchen. Und wenn du diese psychischen Kräfte hast, werden sich die Leute natürlich um dich scharen und du wirst Gott in der Menschheit besser dienen können.“ Der Schüler sagte: „Nein, danke. Lass mich zuerst Gott verwirklichen. Dann erst will ich daran denken, diese psychischen Kräfte zu erlangen.“ Da segnete Ramakrishna seinen liebsten Schüler vor seinen anderen Schülern aus tiefstem Herzen und sagte: „Ich wusste es. Nur du kannst meine Prüfung bestehen. Hätte ich die gleiche Frage an jemand anderes gerichtet, hätte er gierig geantwortet: ‚Ja, ja, bitte gib mir diese Kräfte. Das ist so gütig von dir.’ Aber ich wusste, dass dein Herz absolut rein ist. Du willst Gott, Gott allein.“Wenn sich ein Sucher bewusst oder unbewusst auf diese psychischen Zentren konzentriert, entwickelt er psychische Kräfte. Er braucht den wirklichen Namen des Zentrums nicht zu wissen; wenn er sich auf den richtigen Ort konzentriert, erlangt er automatisch etwas intuitive Kraft. Um die Chakras zu öffnen und die Kundalini in Funktion treten zu lassen, muss man sich auf jedes Chakra konzentrieren. Du brauchst nur dieses Mantra so und soviel Mal zu wiederholen und dann wirst du psychische Kräfte erhalten. Dies geschieht sogar im Fall der Verwirklichung. Die meisten Leute verwirklichen Gott, indem sie ein spirituelles Leben führen, aber es gibt auch Leute, die überhaupt kein spirituelles Leben zu führen brauchen. In einem Traum tritt Gott in den Menschen ein und erleuchtet sein Bewusstsein und alle, welche die spirituelle Schau besitzen, werden sehen, dass er befreit und verwirklicht ist.
Ebenso ist es nicht immer notwendig, sich bewusst nach psychischen Kräften zu sehnen. Wenn man ein Yogi wird, öffnen sich die Zentren oft spontan und psychische Kräfte kommen ganz von selbst. Selbst wenn man sich nicht um psychische Kräfte kümmert, kommen sie gewöhnlich, wenn man sich schnell, sehr schnell seinem Ziel nähert. Wenn die okkulten Kräfte als ein Segen kommen und einen nicht daran hindern, die innere Göttlichkeit zu manifestieren, dann sind sie nicht schädlich. Aber wenn sie einem als Plage oder als Hindernis im Weg stehen, wenn sie den Betreffenden in Versuchung führen und ihn dazu veranlassen, seine Geschwindigkeit zu verlangsamen oder von seinem Pfad abzuweichen, dann muss man sie tapfer von sich weisen und sich darauf konzentrieren, zuerst sein Ziel zu erreichen.Psychische Kräfte sind nicht erforderlich, nur Ergebenheit und Vertrauen. Wenn man Ergebenheit hat, ist der Meister oder derjenige, zu dem man betet, stets zur Verfügung. Sri Krishna, Indiens bedeutendster spiritueller Meister, sagte: „Für Gott ist es einfach, einem Schüler Kraft, Licht, Seligkeit und alle anderen göttlichen Eigenschaften zu geben. Aber wenn er dem Schüler Ergebenheit gibt, was auch eine göttliche Segnung ist, dann ist Er gefangen. In dem Augenblick, wo der Schüler Ergebenheit erhält, kann der Schüler sicher sein, dass sein Meister sein vollkommener Sklave geworden ist. Wahrhaft ergebene Menschen sind sehr, sehr selten in dieser Welt. Aber Menschen des Wissens und der Weisheit, Menschen des Lichts oder Menschen des Friedens findet man sehr oft.“
Sri Krishna hatte einen sehr nahestehenden Schüler namens Vidhura, der sehr, sehr arm war. Eines Tages besuchte Sri Krishna Vidhuras Haus. Vidhura konnte ihm keinen Reis oder ein anderes richtiges Essen anbieten, deshalb servierte er Sri Krishna eine sehr einfache Mahlzeit auf Bananenblättern. Sri Krishnas Herz schwamm im Meer der Verzückung und Wonne. Was tat er? Zuerst aß er das Mahl, dann aß er das Bananenblatt. Vidhura fragte: „Meister, was machst du da? Du isst ja das Bananenblatt. Das ist nicht zum Essen!“ Sri Krishna sagte: „O Vidhura! Wie kann ich dein Essen vom Bananenblatt unterscheiden? Wie kann ich deine Ergebenheit von deiner Existenz unterscheiden? In deiner Mahlzeit sehe ich Ergebenheit, in deinem Körper sehe ich Ergebenheit, in deinem Herzen sehe ich Ergebenheit, in deinem Bananenblatt sehe ich Ergebenheit. Was immer ich mit dir, um dich und in dir sehe, ist reine Ergebenheit. Ich kann das Mahl nicht besser vom Blatt unterscheiden, als ich deine Seele von deinem Körper unterscheiden kann.“ Das also geschieht, wenn man Gott, dem Höchsten, gegenüber wahre Ergebenheit besitzt. Gott steht einem stets zur Seite.
Ich möchte nun etwas über den Glauben sagen. Ihr habt sicher alle vom Ganges gehört, dem heiligsten Fluss Indiens. Man sagt, dass jeder, der kurz im Ganges untertauche, von all seinen Sünden befreit sein werde. Das Jahr über könne man alle Arten von Sünden begehen, doch wenn man in den Fluss steige, würden all diese Sünden verschwinden. Das ist unser indischer Glaube.
Einmal fragte Parvati ihren Gatten, den kosmischen Gott Shiva: „Ist es wahr, dass alle Sünden augenblicklich verschwinden werden, wenn man einmal kurz im Ganges taucht? Haben die Leute einen so starken Glauben?“
Shiva antwortete ihr: „Ich führe dir das am besten einmal vor. Komm, wir beide nehmen menschliche Form an und setzen uns an das Ufer des Ganges. Ich werde ein alter Mann von achtzig Jahren und du wirst eine Frau von siebzig. Du wirst ein Baby auf deinem Schoß halten und ich werde dem Baby das Leben nehmen. Darauf wirst du bittere Tränen vergießen und klagen, dass wir unser eigenes Kind verloren haben. Dann werden viele kommen, um dich zu trösten und du wirst sagen: „Wenn mein Sohn von jemandem gesegnet wird, der glaubt, er habe keine Sünden mehr, wird er wieder zum Leben erwachen.“
So nahmen sie menschliche Form an und setzten sich ans Ufer des Ganges. Hunderte waren gekommen, um im Fluss zu schwimmen und zu baden. Parvati sagte: „Ihr alle hier wisst, dass eure Sünden nicht länger als bis zu dem Augenblick existieren, wo ihr in den Ganges steigt. So geht und taucht in den Ganges und dann segnet mein Kind und es wird wieder zum Leben erwachen.“ Hunderte von Leuten gingen vorbei, aber niemand wollte es tun. Sie waren bereit, zu schwimmen, sie waren bereit, in den Ganges zu tauchen oder stundenlang im Ganges zu baden, aber sie wussten, das es auf das Kind keine Wirkung haben würde. Sie würden das Kind berühren, doch es würde nicht ins Leben zurückkehren.
Dies ging stundenlang so weiter. Schließlich sahen die Herumstehenden, wie ein Mann mittleren Alters sich der Frau, die ihr einziges Kind verloren hatte, näherte. Dieser Mann war gerade aus einer Bar gekommen. Er roch sehr unangenehm und war nach indischen Normen, was man ‚charakterlos“ nennen würde. Der Mann kam zu ihr und fragte: „Warum weinst du?“ Sie sagte: „Ich weine, weil niemand kommt um mein Kind zu segnen, obwohl hier jeder weiß, dass sie von all ihren Sünden reingewaschen sind und mein Kind ins Leben zurückbringen können, sobald sie in den Ganges getaucht sind.“
„Deshalb weinst du? Ich habe den Glauben. Lass mich gehen.“ Er sprang in den Ganges und kam nach einigen Minuten zurück und berührte das Kind. Augenblicklich erwachte das Kind wieder zum Leben. Dann sagte Shiva: „Schau! Von Tausenden von Leuten hatte nur ein Mensch den Glauben an den Ganges!“ Und damit verschwanden Shiva, Parvati und das Kind.
Wir sagen sehr oft, dass wir Vertrauen hätten, doch wir täuschen uns nur selbst. Dieser Mann führte kein spirituelles Leben, aber er wusste, dass der Ganges vom Himalaya kommt. Alle spirituellen Meister Indiens hegen große Bewunderung für den Himalaya und die meisten vedischen Seher Indiens meditierten in den Höhlen des Himalayas. Dieser Mann besaß einen grenzenlosen Glauben an den Ganges. Die meisten von uns wären wohl zum Ganges gegangen, hätten es aber nicht gewagt, das Kind zu berühren, denn niemand wird gerne ausgelacht. Wenn es um das praktische Leben geht, werden die meisten von uns versagen. Und fast alle, die gekommen wären und das Kind berührt hätten, wären erfolglos geblieben, weil der wahre Glaube an den Ganges gefehlt hätte. Aber jener Mann hatte den Glauben an den Ganges. Wenn wir wahren Glauben an Gott haben, brauchen wir nicht vierundzwanzig Stunden am Tag zu meditieren; schon ein paar Minuten werden es tun. Wenn wir jenen seelenvollen Glauben an Gott haben, nimmt sich Gott unser an.Ich weiß von einer Frau in Miami, die schwarze Magie benützte, um zu veranlassen, dass ihre Schwester ein totes Kind zur Welt brachte. Die Frau hatte die Kraft nicht selber, also ging sie zu einem Schwarzmagier in Haiti, der diese Kraft benützte. Er schuf unzählige Probleme, indem er okkulte Kraft von Haiti aus benützte. Das Opfer wurde von vielen Leiden gequält, die die Ärzte nicht heilen konnten. Sie wird den ganzen Weg bis nach Haiti gehen müssen, um diesen einfältigen Schwarzmagier zu bitten, ihr aus den Schwierigkeiten herauszuhelfen, in die sie von ihrer eigenen Schwester gebracht worden ist.
In Manhattan hatten wir zwei oder drei Fälle dieser Art schwarzer Magie. Die Schwester eines Schülers ging nach Haiti. Danach konnte ihr Mann nicht mehr gehen; gefüllte Teller fielen ihm aus den Händen und viele andere Dinge geschahen – alle durch okkulte Kraft verursacht. Der Mann kam ins indische Konsulat, um mit mir zu meditieren. Er besuchte mich sogar ein- oder zweimal zu Hause. Er wurde geheilt und ging dann.In der okkulten Welt kämpfen gewöhnlich Okkultisten wie Hunde und Katzen miteinander. In Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer, denn Hunde und Katzen werden wenigstens müde. Gewöhnliche Okkultisten meditieren, erhalten ein wenig Kraft und dann, anstatt dem richtigen spirituellen Pfad zu folgen, benutzen sie ihre Kraft, um anderen Okkultisten deren Kräfte zu stehlen.
Ein schwarzer Magier kann einem spirituellen Menschen, der verwirklicht ist oder spirituelle Kraft hat, nie etwas anhaben. Ein verwirklichter spiritueller Mensch jedoch hat die Macht, die Okkultisten und die schwarzen Magier zu bedrohen, aber gewöhnlich wird er es nicht tun. Wenn ein spiritueller Mensch Okkultismus anwendet, gebraucht er ihn auf göttliche Weise. Wenn jemand von einem ernsthaften Angriff bedroht ist und Gefahr läuft, vom spirituellen Pfad abzukommen oder in seinem inneren oder äußeren Leben einen ernsthaften Unfall zu erleiden, werde ich sofort okkulte Kraft anwenden, falls das Göttliche zu jenem Zeitpunkt will, dass ich das Instrument bin, das dem Betroffenen hilft. Das ist reine okkulte Kraft.
In Indien haben Schwarzmagier viele Male versucht, spirituelle Meister zu bestrafen oder ihre spirituelle Kraft zu zerstören. Das Ergebnis war, dass sie alle ihre schwarzmagischen Kräfte dem spirituellen Meister übergeben mussten. Oft haben Okkultisten versucht, die Kräfte von spirituellen Meistern zu stehlen, die gerade schliefen. Die Meister ruhen nur zwei oder drei Stunden, manchmal schlafen sie überhaupt nicht. Wenn sie das Bewusstsein verlieren, halten sie keine Verbindung mit dem Physischen mehr aufrecht. Während dieser Zeit kann ein Okkultist in den spirituellen Meister eindringen und versuchen, ihm seine spirituelle Kraft wegzunehmen. Aber diese Okkultisten sind Dummköpfe, denn spirituelle Meister werden immer vom Allwissenden und Allmächtigen geführt und beschützt. Die Okkultisten verlieren und müssen ihre ganze okkulte Kraft den spirituellen Meistern übergeben. Dann weinen und jammern die Okkultisten. Einige der ehemaligen Okkultisten sind nun Schüler der spirituellen Meister, die ihnen ihre Kräfte genommen haben. Einige Schwarzmagier, die kamen, um spirituelle Meister zu plagen, verloren ihre bösen ungöttlichen Neigungen und wurden weiße Magier. Sie gingen zu jemanden, der voller Mitleid war – und sie waren gerettet.
Ende des Jahres 1963 kam ein sehr bekannter indischer Muslim-Okkultist von Hyderabad nach Pondicherry. Er war Okkultist, Astrologe und Schwarzmagier zugleich. Ein sehr enger Freund und Bewunderer von mir sagte: „Ich möchte so sehr, dass du diesen Okkultisten besuchst.“ Ich antwortete: „Ich interessiere mich nicht für Okkultisten. Wenn er ein Okkultist ist, will ich nicht hingehen.“ Doch mein Freund beharrte eisern auf seiner Bitte und so besuchte ich den Okkultisten in seinem Hotel. Als ich in sein Zimmer ging, blieb ich bei der Türe stehen, während der Okkultist auf einem Stuhl saß. Was er in meinen Augen sah, weiß Gott allein. Aber er war so schockiert, dass er auf den Tisch sank und seine Augen fünf Minuten lang nicht mehr öffnen konnte. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Er weinte und weinte, als ob ihm jemand das Leben gerettet hätte. Dann erhob er sich und kam mit gefalteten Händen zu mir und sagte: „In dieser Stunde meines Lebens bist du gekommen. Gott gab mir okkulte Kräfte, doch ich benutzte sie nur für Frauen und Wein. Ich wandte sie so an, dass die Leute mich schätzen, bewundern und meine Füße berühren würden. Aber in dir sehe ich einen wirklichen Strom spiritueller Kräfte.“
Und was machte er anschließend? Er sagte zu mir: „Ich bin es nicht wert, deine Füße zu berühren. Ich berühre deine Füße nur, damit mir vergeben wird, nur damit ich gesegnet werde.“ Er berührte meine Füße und zeigte seine Ergebenheit auf verschiedenste Weisen.
Wenn ein spiritueller Meister vor einem Okkultisten steht, wird der Okkultist, wenn er ein aufrichtiger Mensch ist, in Tränen ausbrechen. Die Art und Weise, wie er seine Kraft missbraucht hat, wird ihn zum Weinen bringen. Das spirituelle Leben ist von Reinheit und Frieden durchströmt und dieser Frieden und diese Reinheit können leicht all die Gifte der okkulten Welt verschlucken.Wenn jemand ein Opfer dieser Kräfte geworden ist und du ihm ein gewöhnliches Bild zeigst, wird es ihn nicht beschützen, selbst wenn er zu diesem Bild Vertrauen hat. Erstens wird der Betroffene nicht genug Vertrauen zu jenem Bild haben, wenn es nicht mein transzendentales Bild ist. Zweitens wird ihm von jenem Bild keine Göttlichkeit zuströmen, selbst wenn er ihm dieses Vertrauen entgegenbringt.
Die beschützende Kraft des Lichts wirkt auf eine besondere Art. In jenem Stuhl dort ist eine Seele und in meinem Körper ist eine Seele. Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen der Seele, die ich in meinem Körper habe und der Seele, die in jenem Stuhl ist. Es ist wahr, dass Gott in einer Karotte ist und dass Gott in einem Bleistift ist. Aber wie viel Göttlichkeit ist in jener Karotte oder in jenem Bleistift? Wenn das Opfer das transzendentale Bild ansieht und von ihm etwas empfangen kann, wird das vitale Wesen verschwinden müssen. Es wird vor dem Licht und der Kraft, die vom Bild her in das Opfer fließen, furchtbar erschrecken.
Die feindlichen Kräfte greifen an, aber der Schutz ist immer da. Das Beste, was man tun kann, ist, jeden Morgen beim Beten und Meditieren zuerst an den Schutz zu denken.Manchmal helfen Geister auch jemandem dabei, Informationen in der vitalen Welt darüber zu sammeln, was dort geschieht oder was morgen oder übermorgen geschehen wird. Sie haben diese Fähigkeit, weil die vitale Welt höher ist als die physische Welt. Wenn man auf einen Baum klettert und von der Krone hinunterschaut, hat man eine größere Aussicht und kann alles klarer sehen. Von der vitalen Welt aus ist es einfacher, die Ereignisse der physischen Welt zu beobachten. Von der physischen Welt hingegen ist es sehr schwierig, in die vitale Welt einzutreten. Hier kommen Spiritismus und okkulte Praktiken ins Spiel.
Sehr oft sagen Geister zu einem Menschen, dass sie seine verstorbenen Eltern oder seine Lieben zu Besuch bringen würden. Ich möchte betonen, dass Leute, die auf diese Geister hören, eine große Dummheit begehen, weil die Geister in Wirklichkeit nicht die Seele jenes Menschen, ihres Liebsten und Nächsten bringen, sondern unzufriedene, hungrige Wesen aus der vitalen Welt.
Einige Geister ergreifen Besitz von der Existenz der Leute, die mit ihnen verkehren. Die äußeren Wesen dieser Leute erlauben es den Geistern, in sie einzudringen – mit dem Resultat, dass sie besessen werden. Manchmal sagen diese Leute viele Dinge voraus, die dann eintreffen oder auch nicht. Leider bringt sie das aber nicht zum spirituellen Leben. Nach ein paar Jahren sagen die Geister: „Gib mir jetzt den Lohn. Ich gab dir Name und Ruhm. Du wusstest überhaupt nichts über die Vergangenheit oder die Zukunft. Ich zeigte sie dir, also musst du mir jetzt den Lohn dafür geben.“ Was kann er geben? Sein Name und sein Ruhm können die hungrigen Geister nicht erfreuen, also erwürgen ihn die Geister. Viele, viele schwarze Magier und Leute, die mit Geistern verkehrt haben, wurden erwürgt oder getötet. Ich weiß es, weil ich in der Nähe einiger solcher Fälle gewesen bin.
Um zu dem Begriff „Geist“ (spirit) zurückzukommen: In Indien gebrauchen wir das Wort mit einem großen S. Dann bedeutet es etwas anderes als im Westen. Dieser Geist (Spirit) ist die männliche Form von Gott, die nicht in die Welt der Schöpfung eintritt. Er ist das unmanifeste Jenseits, das Selbst. Wenn wir in das innere Leben eintreten und spirituellen Fortschritt machen, uns selbst verwirklichen und uns von Angst, Zweifel und Beschränkung befreien, gewinnen wir freien Zutritt zum Geist (Spirit). Dort erlangen wir unsere eigene Identität mit der kosmischen Schau und Wirklichkeit. Dieser Begriff des Geistes (Spirit) ist im Westen nicht gebräuchlich. Im Westen gebrauchen wir das Wort Geist (spirit), um uns auf den Spiritismus und die Wesen der vitalen Welt zu beziehen.Einmal, als ich einundzwanzig Jahre alt war, kamen sechs Geister und griffen mich an. Ich war im Bett und begann mit ihnen zu kämpfen. Durch Gottes Gnade mussten sich diese Geister verziehen, aber später kamen sie wieder zurück. Es war ungefähr drei Uhr morgens und es gab einen solchen Aufruhr, dass alle Bewohner des Hauses – es waren elf oder zwölf – herunterkamen. Nur mein Bruder, der dort im Zimmer in einem Bett gerade neben meinem war, konnte sehen, dass ich mit etwas kämpfte und in einer anderen Sprache redete. Er wusste nicht, was ich sagte, aber er schrieb auf, was er hörte, als ich mit ihnen argumentierte und kämpfte. Nachher fragte er mich, was es hieße, aber ich hatte alles vergessen. Später konzentrierte ich mich und meditierte und sagte ihm die Bedeutung dieser fremden Wörter.
Diese Geister waren böse Geister. Sehr oft versuchen böse Geister, uns in unbewachten Momenten unserer spirituellen Kraft zu berauben. Sie rauben nicht nur spirituelle Kraft; wenn man Höflichkeit, Einfachheit oder insbesondere Reinheit hat, versuchen sie diese Eigenschaften wegzunehmen. Reinheit nehmen sie zuerst, weil sie wissen, dass jemand ohne Reinheit keinen weiteren Fortschritt machen kann. Wenn man etwas Dauerhaftes in seinem spirituellen Leben haben will, dann muss man zuerst Reinheit haben.Wenn man einen Bediensteten hat, zum Beispiel ein Dienstmädchen und das Dienstmädchen stirbt, so kann sie ein paar Monate oder Jahre lang in der vitalen Welt bleiben, wenn sie sich rächen will. Von dort aus kann ihr Geist viele Probleme schaffen. Aber schließlich hat alles eine Grenze; sie kann die Hinterbliebenen nicht ewig plagen.
Wir können uns schwer vorstellen, wie X darunter litt, als ihr erster Mann Selbstmord beging. Zwei oder drei Stunden nach der Hochzeit hatte er die brillante Idee, sich selbst zu töten. Wie litt X darunter während der nächsten fünf, sechs, sieben Jahre – vielleicht noch länger! Jeden Tag wurde sie angegriffen, bedroht, erschreckt und auf so viele Arten gequält. In jener Zeit war ich in Indien und kannte sie nicht, aber ein Freund von mir bat mich, ihr zu helfen. Ich benützte meine Kraft und nachdem der Geist sie so viele Jahre lang geplagt hatte, ließ er sie schließlich allein.
Wir glauben, die Seele werde großzügig, rein und vergebend, sobald sie den Körper verlassen habe; aber dem ist nicht so. Wenn es so wäre, würden wir den Tod immer willkommen heißen. Wir würden zum Tod sagen: „Im Augenblick, da du mich annimmst, werde ich frei sein von aller Knechtschaft.“ Aber es ist nicht so. Das Niveau, das wir in diesem Leben erringen, ist eine Treppenstufe. In der nächsten Inkarnation müssen wir mit dem, was wir gegenwärtig erreicht haben, beginnen. Wenn wir in dieser Inkarnation Vergebung, Liebe und Opferbereitschaft entwickelt haben, dann werden wir aufgrund unserer Vergebung, Liebe und Opferbereitschaft in unserer nächsten Inkarnation eine Stufe weiter gehen.
Leute, die versuchen, sich an ihren Freunden oder Bekannten zu rächen, nachdem ihre Seele den Körper verlassen hat, stellen wirklich einen großen Unsinn an. Sie behindern ihre eigene zukünftige Inkarnation, weil sie die vitale Welt nicht verlassen. Sie bleiben in der vitalen Welt und dringen in die grobphysische Welt ein, um zu bedrohen, zu erschrecken und gewisse Neuigkeiten mitzuteilen. Wenn sie stattdessen versuchten, in die mentale Welt, auf die Ebene der Intuition oder des höheren Geistes, auf die Ebene des Overminds oder in die Region der Seele zu gelangen, dann würden sie wirklichen Fortschritt machen; aber das tun sie nicht.
Als jener Mann, auf den sich deine Frage bezieht, den Schädel nach Hause trug, setzte er sich selbst mit den vitalen Kräften in Verbindung. Und damit lud er Probleme ein. Als ich neun oder zehn Jahre alt war, ging ich an einem Ort vorbei und sah einen Schädel. Es fiel mir auf, dass ein paar Worte in Sanskrit auf den Schädel geschrieben waren. Später, als ich nach Hause ging, sah ich innerlich, dass in jenen ganz wenigen Worten ein langer Brief geschrieben stand und in diesem Brief erzählte ein verstorbener Mann, wie grausam und ungerecht seine Frau und Kinder mit ihm gewesen waren. Wenn ich den Schädel nach Hause gebracht hätte, hätte mich dasselbe Schicksal ereilt wie den Mann, auf den sich deine Frage bezogen hat. Obwohl ich mit dem verstorbenen Menschen nichts zu tun hatte, wäre ich von ihm belästigt worden, einfach weil ich ein Interesse an jenem bestimmten Schädel gezeigt hätte.Eine andere Möglichkeit besteht darin, zu einem wirklichen spirituellen Meister zu gehen. Wenn ich zum Besitzer eines großen Ladengeschäftes gehe und ihn darum bitte, etwas zu tun, wird er mir den Gefallen sogleich tun, wenn er mit mir zufrieden ist. Aber wenn ich nur zum Laufjungen oder zu einem gewöhnlichen Angestellten gehe, werde ich sehen, dass deren Kompetenzen sehr, sehr beschränkt sind. Wenn man in der spirituellen Welt zu einem wirklichen Meister geht, wird man entdecken, dass seine Kompetenzen unbeschränkt sind. Er ist der Besitzer des Geschäftes. Er weiß, was er hat, er weiß, wo er ist und er kann jedem beliebigen Menschen geben, was er will. Aber ein Medium kann verglichen werden mit einem Angestellter oder einem Laufjungen. Das Medium hat nur sehr beschränkte Macht, einem das zu geben, was man haben will. Wenn ein spiritueller Meister eine Botschaft holt oder überbringt, dann dringt er in die Seele desjenigen ein, der ihn um diesen Gefallen bittet, weil die Seele des Betreffenden weiß, wo die Seele seiner Verwandten zur Zeit ist. Weder sein Verstand noch sein Herz oder sein Vitales wissen, wohin die Seele des geliebten Verwandten gegangen ist. Aber die Seele weiß es. Spirituelle Meister schätzen es jedoch meistens nicht, solche Botschaften zu überbringen, weil sie fühlen, dass alles nur aus Neugierde geschieht.
Wenn jemand aufrichtige tiefste inneren Sehnsucht verspürt und nicht nur neugierig ist, braucht er zu niemandem zu gehen, wenn er einem verstorbenen Freund oder Verwandten eine Botschaft senden will. Sein aufrichtiges Gebet ist unendlich viel sicherer als wenn er jemand anderes zu seinem Botschafter macht. Wenn er Gott seine Botschaft mit dem Gebet und der Meditation seines Herzens anbietet, kann Gott seine Botschaft ohne weiteres zu demjenigen tragen, für den sie bestimmt ist. Das Herz, das beten will, wird sogleich eins mit Gottes Mitgefühl. Das Herz, das meditieren will, wird sogleich eins mit Gottes Licht. Wenn wir mit Gottes Licht und Gottes Mitgefühl in Verbindung treten, dann werden unser Gebet und unsere Meditation ganz bestimmt die richtige Person erreichen.
Nun, wie wissen wir, ob der Betreffende unsere Botschaft empfangen hat oder nicht? Wir müssen Glauben haben. Wir gehen zu einem Medium, weil wir dem Medium Glauben schenken. Wir gehen zu einem spirituellen Meister, weil wir ihm Glauben schenken. Warum sollten wir nicht auch unserem eigenen Gebet Glauben schenken? Wenn wir dem Medium keinen Glauben schenken, werden wir nicht glauben, was es sagt, selbst wenn die Botschaft richtig ist. Wenn wir dem Meister keinen Glauben schenken, werden wir sagen, es sei alles nur Halluzination, auch wenn er es vor unseren Augen tut. Wenn wir unserem eigenen Gebet Glauben schenken, hat unser Gebet die Fähigkeit, ein reines Kind zu werden, das voller Liebe zu seinem Vater eilt, um etwas zu holen. Im Augenblick, wo der Vater sieht, dass sein Kind mit solcher Liebe und solchem Glauben zu ihm gelaufen kommt, wird ihm der Vater sogleich alles geben.
Wenn wir nicht beten oder meditieren können, wenn wir uns nicht um einen spirituellen Meister bemühen und sehr wenig oder keinen Glauben an ein Medium haben, dann gibt es einen praktischen Weg, wie man Botschaften zu unseren Verstorbenen senden kann. Dabei sollten wir etwa sieben Ereignisse aus unserem Leben niederschreiben, die mit jener Person zu tun hatten. Es sollten möglichst seelenvolle und uns äußerst vertraute Ereignisse sein, etwas, das immer noch in unserem Herzen lebt. Wenn wir sieben Ereignisse haben, die sehr seelenvoll sind und uns äußerst vertraut sind, müssen wir sie uns eins nach dem anderen vor Augen halten. Dann müssen wir jedes Ereignis nehmen und mit unserem gegenwärtigen Leben und unserer gegenwärtigen Anteilnahme in es eindringen. Jedes Ereignis ist wie ein winziger Punkt. Wenn wir mit unserem gegenwärtigen Lebensatem in es eindringen, sehen wir, dass aus dem Punkt ein großer runder Kreis wird. Die Intensität, die Fähigkeit unseres Lebensatems macht es sogleich größer.
Dann wird der Lebensatem dieser Wirklichkeit in die universelle Wirklichkeit eintreten und sich mit der universellen Wirklichkeit vereinen. Wenn wir klar sehen, dass dies die universelle Wirklichkeit ist, dann muss das Gesicht des Betreffenden in seiner subtilen physischen Form erscheinen.
Wenn wir gewöhnliche Menschen sind, sind wir nicht in der Lage, das subtile Physische zu berühren; wenn wir spirituelle Menschen sind, wird das subtile Physische spürbar solide sein. Hier müssen wir sehr praktisch sein. Wir müssen Vertrauen haben in die Welt, die unmittelbar vor uns liegt. Wenn wir in die universelle Wirklichkeit schauen und das Gesicht des Gesuchten sehen, können wir unsere Botschaft übermitteln. Aber wir müssen fühlen, dass jene intimen Augenblicke die einzigen Momente sind, die zwischen uns und unserem Geliebten existiert haben. Wenn irgendein störendes Element oder eine Handlung, die uns missfallen hat, in unser Gefühl eindringt, das wir für diesen Menschen empfinden, dann ist unser Spiel sofort vorbei. Wir müssen das Gefühl haben, dass wir unser Leben für diesen Menschen hingeben würden und dass auch er sein Leben für uns hingeben würde. Wenn wir fühlen können, dass jeder von uns bereit wäre, sein Leben für den anderen hinzugeben, dann können wir bewusst mit dem Leben des Betreffenden eins werden und ohne weiteres eine Botschaft übermitteln oder empfangen.Was tut ihr am besten, wenn ihr wissen wollt, ob es sich tatsächlich um euren Verwandten handelt oder um ein anderes Wesen? Ihr solltet von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu Gott beten, dass Er all eure Reinheit hervorbringt. Wenn ihr dann fühlt, dass all eure Reinheit zum Vorschein gekommen ist, solltet ihr auf die Füße – nicht auf das Gesicht – jenes Wesens schauen. Wenn ihr von Reinheit durchflutet seid, wird jedes böse Wesen sogleich verschwinden. Manchmal bersten sie buchstäblich und machen einen furchtbaren Lärm.
Wenn ein spiritueller Meister kein Meister höchsten Grades ist, nehmen die feindlichen Kräfte manchmal seine Form an. Sie stellen sich vor den Schüler hin und sagen: „Mache das! Mache das nicht!“ Der Schüler gehorcht und dann geht alles schief. Wenn der betreffende Meister immer noch auf der Erde ist, sollte es immer irgendein Mittel geben, durch das der Schüler den Meister identifizieren kann.
Ich weiß von einem Fall in Indien, wo die feindlichen Kräfte die Form eines bestimmten spirituellen Meisters annahmen und die Schüler aufforderten, Selbstmord zu begehen. „Wenn du Selbstmord begehst, kann ich dir deine Befreiung früher geben“, sagten sie. Die Schüler versuchten Selbstmord zu begehen, obwohl ihnen der Meister in der äußeren Welt versicherte, dass er das nie gesagt habe. Diese feindlichen Kräfte sind mit allen Wassern gewaschen. Sie spielen allerlei Streiche und richten allen möglichen Unsinn an und betreiben überall Zerstörung, aber schlussendlich müssen sie sich der Macht des Höchsten ergeben.
Einem gewöhnlichen Menschen ist es nicht möglich zu erkennen, ob er mit der wirklichen Person oder mit den falschen Kräften in Kontakt getreten ist – es sei denn durch sein Gewissen. Das Gewissen kommt zum Vorschein und lässt ihn sogleich fühlen, dass dieses Wesen nicht das Richtige ist. Ein Kind prüft niemanden verstandesmäßig, ihm fehlt dazu die Fähigkeit. Wenn zwei Gestalten vor ihm stehen, kann es nicht unterscheiden, welche wirklich ist und welche nicht. Aber sein Herz oder sein Bewusstsein lassen es spüren, dass eine Person wirklich und die andere unwirklich ist.
Einen gewöhnlichen Menschen wird das Gewissen spüren lassen, ob er mit der richtigen Person in Verbindung getreten ist oder nicht. Für einen spirituellen Menschen ist es einfacher. Und bei einem Meister dauert es keine Sekunde, bis er sagen kann, ob das richtige Wesen oder ein ungöttliches Wesen gekommen ist.Diese Wesen sind leuchtend und sehr schön. Sie können dem menschlichen Verstand in jeder Form erscheinen, in der sie wollen. Aber während sie auf der Erde sind, nehmen sie menschliche Form an, nur um zu zeigen, dass es möglich ist. Wenn wir jedoch in ihre eigene Welt gehen könnten, würden wir sehen, dass sie sehr oft die Form einer Blume, eines Vogels oder eines Engels annehmen.
Es gibt Menschen, die während des Schlafes bewusst in eine andere Welt gehen können, auch wenn sie möglicherweise spirituell nicht weiterkommen möchten. Diese Leute sind jedoch nicht völlig menschlich. Sie kommen von anderen Welten, nehmen aber eine menschliche Inkarnation an, um unsere Welt zu sehen. Eine meiner Schülerinnen in New York ist eines dieser Wesen. Wenn ich sie segne und ihr während der Meditation ins Gesicht schaue, sehe ich sogleich, dass sie von einer geistigen Welt, der Engelswelt kommt. Ihre Seele ist mit jener Welt völlig im Einklang und sie geht sehr oft dorthin. Diese Seelen von anderen Welten, die eine menschliche Form angenommen haben, findet man oft in Vermont, in Kanada und im südlichen Indien.
Wenn diese Wesen in einer menschlichen Gestalt sind, ist ihre Sprache sehr verschieden von unserer. Wir können nicht in ihrer eigenen Sprache zu ihnen sprechen, aber wir können zu ihnen sprechen, wenn wir die Sprache der Seele beherrschen, denn diese Wesen haben auch eine Seele. Sie kommen aus Neugierde hierher, um zu sehen, wie die Erde aussieht und was hier so geschieht. Sie kommen von einem anderen Planeten nur um zu erforschen, nicht um unsere Hilfe zu suchen oder hier irgendeinen Gewinn zu machen. Wir wollen uns entwickeln und wollen zu Gott gehen, also suchen wir die Erleuchtung. Sie können uns nicht helfen und wir können ihnen nicht helfen. Wir haben diese materielle Welt; sie ist in sich selbst genügend. Ihre Welten sind ebenfalls selbstgenügend. Doch gleichzeitig sind sie wie Bettler, weil sie in ihren Welten keine Gottverwirklichung haben.
Wenn ein Wesen aus anderen Welten Gottverwirklichung beziehungsweise Selbstentdeckung will, muss es einen menschlichen Körper annehmen, wogegen wir keiner anderen Form bedürfen, um Gott zu verwirklichen. Das ist der Vorteil, den wir haben. Obwohl wir hier voller Leiden, Beschränkung und Unwissenheit sind, bietet uns diese physische Welt die einzige Möglichkeit, das Höchste zu verwirklichen. Wesen von jedem anderen Ort müssen in diese Welt herunterkommen, wenn sie Gott verwirklichen wollen. Gott ist nur hier zu haben. Wenn man Gott verwirklicht hat, kann man an jeden Ort hingehen. Gott ist überall. Aber volle Verwirklichung muss man hier auf diesem Planeten Erde erlangen, nirgends sonst.Es gibt einige kosmische Götter, die aus Eifersucht die Menschen daran zu hindern versuchen, über die Errungenschaften der Götter hinauszugehen und Selbstverwirklichung zu erlangen, denn Menschen können volle Verwirklichung erhalten, während kosmische Götter nur ein beschränktes Bewusstsein besitzen. Die meisten spirituellen Meister, die ihre Selbstverwirklichung errungen haben, sagen, dass die kosmischen Götter ihnen am Anfang bei ihrem spirituellen Fortschritt geholfen hätten. Als sie jedoch versuchten, über den begrenzten Bereich der kosmischen Gottheiten hinauszugehen, trafen sie auf den entschlossenen Widerstand eben dieser Götter. Aber wenn ein Strebender äußerst machtvoll und sein Streben von größter Intensität ist, dann kommt die Gnade des Höchsten herab und der Strebende kann über die niedrigen Götter hinausgehen. Wir dürfen den kosmischen Göttern oder den Engeln, wie wir sie im Westen nennen, nicht viel Bedeutung beimessen. Nein, wir müssen über sie hinausgehen, weit über sie hinaus. Sie sind keine Menschen; ihr Lebensverlauf ist verschieden von unserem.
Diese Götter werden von den Strebenden manchmal verflucht und müssen darauf eine menschliche Inkarnation annehmen. Zorn ist überall vorhanden, beim Menschen ebenso wie bei den Göttern. Wenn die Götter über einen Strebenden zornig werden, verfluchen sie seine Familie. Wenn der Strebende zu jenem Zeitpunkt wirklich stark ist, wird er den Fluch buchstäblich ablehnen. Dann muss der Gott in die menschliche Welt kommen und sich dem Leiden unterziehen. Diese Dinge kommen wirklich vor, sogar in den hohen Welten der kosmischen Götter.Die Wissenschaft kann gewisse spirituelle Phänomene erforschen. Einige Yogis können ihren Atem anhalten und unter der Erde stunden- und tagelang begraben bleiben, ohne dass ihr Herz funktioniert. Man kann seinen Atem und die Funktion des Herzens bewusst anhalten, aber die Wissenschaft kann das nicht glauben. Die Wissenschaft sagt: „Wie kann ich ohne ein schlagendes Herz leben?“
Es gibt viele Dinge, welche die Wissenschaft entdecken kann, viele Wunder; aber die Wissenschaft kann nicht über die Reichweite der Sinne hinausgehen. Jenseits der Reichweite der Sinne gibt es Bewusstseinsebenen, wo man die Seele sehen kann, wie sie spielt, sich bewegt, tanzt und viele andere Dinge tut. Wenn ein spiritueller Mensch will, kann er die Seele irgendeines Menschen ohne weiteres sehen. Es gibt viele Dinge, die auf der äußeren Ebene nicht sichtbar und trotzdem völlig wirklich sind. Wenn du deine Seele oder dein psychisches Wesen gesehen hast, wie kann es die Wissenschaft verleugnen? Wir bewundern die Wissenschaft, weil sie so viele Dinge entdeckt hat. Aber wir können die Dinge nicht ableugnen, die spirituelle Leute entdeckt haben und andere sehen ließen.Die Welt entwickelt sich ständig. Der Arzt versucht nun, den Tod zu besiegen. Der Wissenschaftler versucht, den Tod zu besiegen. Der spirituelle Sucher versucht, den Tod zu besiegen. Wir greifen den Tod von allen Seiten her an. Wenn wir den Tod besiegt haben, werden wir unsterblich werden. Aber vom strikten spirituellen Standpunkt aus möchte ich sagen, dass Unsterblichkeit durch inneres Streben kommen wird und nicht durch Transplantation. Wenn eine Seele einen menschlichen Körper annimmt, bringt sie ihr eigenes besonderes Herz, ihren eigenen besonderen Verstand, ihr eigenes besonderes Physisches mit sich. Wenn man etwas ersetzt, führst man ein fremdes Element ein. Alles, was von woanders her kommt, kann nicht mir gehören; es kann nicht mein eigener Besitz sein. Aber die Wissenschaftler haben entdeckt, dass sie die Lebensdauer um fünf, zehn oder sogar um zwanzig Jahre verlängern können, indem sie fremde Elemente benützen.
Was wir bei einer Herztransplantation tun, ist bis zu einem gewissen Grade unnatürlich. Sie gibt uns die Möglichkeit, den Tod zu verzögern, das Leben zu verlängern, aber sie wird uns nicht erlauben, unsere physische Existenz unsterblich zu machen. Für die Unsterblichkeit müssen wir einen anderen Körper, ein anderes Bewusstsein und eine andere Erleuchtung haben.
Die Medizin versucht den Tod zu besiegen, aber die eigentliche physische Unsterblichkeit wird nur durch inneres Streben und durch Gottes bewussten Willen ins Dasein treten. Wenn ihr das Gefühl habt, dass die Medizin schließlich den Tod besiegen wird, dann muss ich sagen, dass ihr euch irrt. Der Tod wird besiegt werden, wenn jeder Einzelne eines Tages ein anderes Bewusstsein besitzen wird und jenes Bewusstsein wird erst nach der Befreiung und nach der Selbstverwirklichung kommen. Dann werden wir einen anderen Körper haben, einen vergöttlichten Körper, einen transformierten Körper.
Der Tag wird anbrechen, an dem eine andere Art von Wesen die Erde bewohnen wird. Sie werden nicht die gleichen Organe haben wie wir und werden auch nicht so viele Organe haben. Es wird eine völlig andere Rasse sein. Sie werden vom Körperbewusstsein überhaupt nicht begrenzt sein.
Der Körper wird mehr ein subtiler Körper sein, ohne Notwendigkeit für all die inneren Funktionen und Organe, die wir jetzt haben. Es wird ein göttlicher Körper sein – hell leuchtend, wunderschön, sehr stark und kraftvoll. Der Körper wird auch anpassungsfähig sein. Wenn man auf ihn einen Pfeil schießt, wird der Körper die Kraft haben, den Gegenstand abzustoßen ohne ihn nahe kommen zu lassen. Und wenn der Gegenstand in die Nähe käme, würde er geradewegs durch den Körper hindurchgehen, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Der Körper wird viele, viele Fähigkeiten haben, die er jetzt nicht hat.
Es wird auch keine Differenzierung der Geschlechter geben und keine Notwendigkeit der Reproduktion und der Paarung von Mann und Frau. Alle Seelen werden sich auf okkultem Wege inkarnieren. Die eigentliche Vereinigung wird in der psychischen Welt stattfinden und von dieser psychischen Welt aus werden die Seelen einen Körper annehmen. Diese Seelen werden nicht durch den Körper der Mutter auf die Welt kommen. Und die Seelen werden andere Seelen rufen können, um sich zu inkarnieren, wenn sie sie wollen. Die Stunde für all dies hat jedoch noch nicht geschlagen und es wird noch viel Zeit vergehen, bis es so weit ist.Das führt uns zu einem anderen Punkt. Das Herz ist der Sitz der Emotionen und wir identifizieren unsere tieferen Gefühle immer mit dem Herzen. Wir sagen: „Ich liebe dich von ganzem Herzen.“ Und obschon das physische Organ einfach ein Organ ist, befinden sich die Emotionen – was wir die vitale oder emotionale Natur des Menschen nennen – unsichtbar in dieser Herzgegend. Diese vitale Natur wohnt in Wirklichkeit in der Mitte der Brust und nicht im physischen Herzen selbst. Aber es ist trotzdem unvermeidlich, dass bei einer Herztransplantation eine gewisse emotionale Verwirrung und Desorientierung stattfindet.
Ich bin kein Freund der Herztransplantation, denn sie behindert den spontanen Strom der Lebensenergie. Auch empfindet die physische Hülle, die aus fünf Elementen zusammengesetzt ist, die Transplantation als ein handgreifliches Eindringen eines fremden Elementes in ein subtiles System, das die wissenschaftliche Medizin nicht verstehen wird. Die wissenschaftliche Medizin kann das Leben eines Menschen durch eine Herztransplantation verlängern, aber eine bloße Verlängerung des Lebens ist wertlos, wenn das innere Streben des Betreffenden nach der Vervollkommnung seines eigenen Körpers fehlt. Ein wirklicher Sucher wird nicht fähig sein, mit den Möglichkeiten und Fähigkeiten eines anderen Herzens nach einem höheren Zweck zu streben.Was negative Gedanken, ungöttliche Eigenschaften in unserer Natur betrifft: Mit solchen Dingen beschäftigen wir uns in unserem spirituellen Leben unablässig. Aber wenn wir uns ständig mit den negativen Kräften, mit den unerleuchteten Eigenschaften in uns abgeben, können wir nicht zum Licht laufen. Wenn das Gefäß mit Schmutz gefüllt ist, dann müssen wir es leeren und es mit göttlichen Dingen füllen.
Wir müssen das winzige Gefäß, das wir in uns haben, rein und leer halten, so dass wir es jeden Tag mit Licht füllen können. Aber wenn wir ständig den Schmutz aufwühlen, ohne darauf zu achten uns mit Licht zu füllen, was wird dann geschehen? Nachdem wir die riesige Menge Schmutz, die wir in unserem bewussten Verstand haben, aufgewühlt haben, werden wir in den Bereich des Unterbewussten und ins Unbewusste eindringen. Schließlich werden wir sehen, was wir vor dreitausend oder viertausend Jahren gewesen sind: Wir werden ein Tier sehen oder einfach einen Baum oder einen Steinblock. Aber was für einen Nutzen ziehen wir daraus? Wenn wir den Ursprung unserer bösen, dunklen, verdorbenen Ideen und Tätigkeiten auffinden wollen, werden wir an der Quelle der Zerstörung oder der Unvollkommenheit enden. Hier müssen wir sehr vorsichtig sein.
Aus deinen Erläuterungen schließe ich, dass diese Art Psychologie auch die Spiritualität mit umfasst. Das heißt, wenn du dich um dein inneres Streben bemühst, dann wird automatisch ausgeschieden, was ausgeschieden werden muss und was transformiert werden muss, wird transformiert.Ich bin so glücklich, dass wir im Monat September [fn:1] niemanden verloren haben. Dieser Monat war wirklich der schlimmste Monat. Manchmal schreie ich buchstäblich, wenn ich auf der Straße gehe. Ich frage: „O Gott, warum hast du diesen Monat geschaffen?“
[fn:1] 1972From:Sri Chinmoy,Astrologie, das Übernatürliche und das Jenseits, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2009
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/asb