Jeder Mensch ist ein Schöpfer, und zugleich ist jeder Mensch auch ein Kritiker. Wenn der Schöpfer das Gefühl hegt, dass er vollkommen ist, dann liegt er falsch. Und er liegt ebenfalls falsch, wenn er in dem Augenblick des Erschaffens fühlt, dass seine Schöpfung vollkommen ist. Wenn er aber etwas erschafft, und der Kritiker in ihm in diesem Moment hervorkommt und ihm kaltes Wasser übergießt, und ihm nicht mehr erlaubt, mehr zu erschaffen oder sich noch weiter in die Materie zu vertiefen, dann ist das äußerst bedauernswert. Zu diesem Zeitpunkt ist der Kritiker in ihm unendlich schlimmer als es seine Schöpfung oder seine Errungenschaft je sein können. Du bist der Erschaffende, du bist der Kritiker. Aber wenn du etwas erschaffst, solltest du fühlen, dass die wahre Schöpfung der Supreme selbst ist. Indem du den Supreme kritisierst, kannst du Ihn nicht vervollkommnen. Er ist vollkommen, Er versucht nur, Seine Vollkommenheit aufrecht zu erhalten und sie in und durch dich – gemäß deiner Fähigkeit und Empfänglichkeit – anzubieten.
Ich sage es nochmals. Du solltest nicht aufhören, etwas zu tun oder etwas zu sagen, nur weil der Kritiker in dir hellwach ist. In dem Augenblick, wo du etwas tust, wird dich dieser Kritiker auf zehn verschiedene Weisen kritisieren. Wenn du ihm Aufmerksamkeit schenkst, bist du verloren. Solange du dich vor dem Kritiker in dir fürchtest, wirst du niemals Vollkommenheit erlangen. Aber du wirst auch nichts erreichen, wenn du ständig Dinge ohne Inspiration und ohne aufrichtiges inneres Streben erzählst oder zu erreichen versuchst.
Wenn du etwas erschaffst, solltest du dir bewusst sein, dass es eine Errungenschaft ist. Aber betrachte sie nicht als vollkommen. Wenn du im Augenblick des Erschaffens Vollkommenheit erwartest, wirst du enttäuscht werden. Heute machst du etwas; morgen machst du etwas anderes. Du wirst hunderte Dinge in Angriff nehmen, eins nach dem anderen. Doch es gibt keine Garantie, dass in deinen täglichen Aktivitäten plötzlich Vollkommenheit zu finden sein wird. Das heißt aber wiederum auch nicht, dass du in alle Unendlichkeit weitermachen musst, um jemals in einer Sache die Vollkommenheit zu erreichen. Nein, die Vollkommenheit wird sich einstellen, doch nicht unbedingt zum festgelegten Zeitpunkt. Und wenn du weder Taten noch Gedanken erschaffst, worin willst du dann die Vollkommenheit erlangen? Zuerst erschaffe etwas; erst dann kannst du daran denken, es zu vervollkommnen. Es gibt keinen anderen Weg, um Vollkommenheit im Leben zu erlangen.
Wenn du etwas erschaffst, so solltest du fühlen, dass es Gnade war, reine Gnade, die diese Sache in und durch dich erschaffen hat. Angenommen du hast ein Lied komponiert, einen Artikel verfasst oder einige nette Worte an deine Mitmenschen gerichtet. Zu diesem Zeitpunkt solltest du fühlen, dass es göttliche Gnade war – die Gnade oder das Mitgefühl des Supreme – das in dir und durch dich gewirkt hat. Du solltest hier nicht fühlen, dass dies deine Schöpfung ist. Du hast gemalt, Klavier gespielt oder etwas anderes Bedeutsames erledigt. Wenn du dies dem Supreme anrechnen kannst, dann wird dieselbe Gnade im nächsten Augenblick wieder in dir und durch dich mit unendlichen Möglichkeiten und unendlicher Stärke wirken. Wenn du aufrichtig fühlst, dass deine Errungenschaft deinem Standard entsprechend höchst vollkommen ist, und dass es die Gnade des Supreme war, die dich dazu befähigt hat, dann wird dein aufrichtiges Gefühl Sein Herz berühren. Er wird sagen: „Mein Kind ist zufrieden damit, doch Ich weiß, dass es noch weit mehr zu erreichen gibt.“ Sobald deine aufrichtige Wertschätzung zum Herzen des Supreme vordringt, wird Er dir sofort mehr Mitgefühl und noch größere Gnade erteilen, und diese werden sich in Form von Fähigkeit einstellen. Wenn du dann das nächste Mal etwas tust, wird die Vollkommenheit größer sein. Möglicherweise ist es noch keine vollkommene Vollkommenheit. Aber vielleicht wirst du, wenn du das dritte Mal etwas tust, von Anfang an das Gefühl haben, dass die Gnade, das Mitgefühl des Supreme in dir und durch dich wirkt, und dieses Mal wird es die vollkommene Vollkommenheit sein. Doch deiner Vollkommenheit sind keine Grenzen gesetzt. Die Vollkommenheit transzendiert ständig ihre vorhergehenden Grenzen.
Ganz gleich, wie hoch dein Standart auf dem Weg der Vollkommenheit ist, fühle bei jeder Aktivität oder Errungenschaft, dass es die göttliche Gnade des Supreme ist, die agiert, und versuche dabei stets den Begriff ‘bedingungslos’ zu verwenden. Dein Gefühl sagt dir: „Heute Morgen bin ich früh aufgestanden; das ist der Grund, weshalb ich gut meditieren konnte.“ Aber wie kommt es, dass du aufstehen konntest, während dein Freund noch weiter geschlafen hat? In derselben Wohnung hat jemand noch immer geschlafen und geschnarcht, während du früh aufgestanden bist, um zu meditieren. Du solltest dir bewusst sein, dass du dies der Gnade des Supreme zu verdanken hast, die in dir gewirkt hat, da es dir möglich war, sie zu empfangen. Der Supreme schenkte dir die Inspiration zu meditieren, und nach der Meditation machst du dich auf und schenkst anderen Menschen Inspiration. Es ist wie bei einem Vater und seinem Kind. Das Kind nimmt Geld, dann geht es hinaus und kauft etwas ein. Doch woher hat es das Geld? Es bekommt es von seinen Eltern. Auf gleiche Weise können wir fragen, woher bekommen wir die Inspiration etwas zu tun? Vom Supreme. Wenn du in jedem Augenblick, in dem du etwas tust, alles dem Supreme statt dir selbst anrechnen kannst, dann wirst du vollkommen werden. Das ist das Geheimnis der Vollkommenheit. Halte jede deiner guten Aktivitäten dem Supreme zugute.
Beginne daher damit, dass du alles dem göttlichen Mitgefühl, der göttlichen Gnade zuschreibst, und versuche dann sofort Dankbarkeit zu fühlen. Zuerst erschaffst du etwas und dann drückst du Dankbarkeit gegenüber dem Supreme aus. Du wirst deine Schöpfung einfach deshalb bewundern, weil es der Supreme selbst war, der sie erschaffen hat. Wenn eine andere Person deine Schöpfung bewundert oder wenn du sie jemand anderem darbringst, empfindest du, dass dieser Mensch dir gegenüber natürlich Dankbarkeit empfinden sollte. Doch ich möchte sagen, dass das so nicht stimmt. Wenn du etwas für jemanden in der inneren oder äußeren Welt erschaffst, dann ist es der Supreme, der deine Dankbarkeit, seine Dankbarkeit und die Dankbarkeit eines jeden Menschen verdient. Um dich herum gibt es Millionen von Menschen, die nicht in der Lage sind, etwas zu erschaffen. Warum warst du dazu in der Lage? Es liegt daran, weil Jemand dich als Sein Instrument angenommen hat, als Sein auserwähltes Instrument, entweder eine Stunde, einen Tag oder einen Monat lang. Der Supreme ist der einzig Handelnde.Wenn ihr euch wirklich aufrichtig dem spirituellen Leben widmet und es mit Ergebenheit praktiziert, dann ist das Leid, das ihr in eurem Leben durchmachen müsst, nichts, verglichen mit dem Leid, das ihr andernfalls durchmachen müsstet. Und alleine Gott weiß, wie viel Leid euer Guru in eurem Namen durchmacht. Der Supreme alleine weiß, was mein Körper um der Unvollkommenheiten der Schüler willen durchmacht. Sein Wille für mich lautete, dies anzunehmen, und ich habe es getan. Damit möchte ich nicht prahlen. Ich möchte euch nur sagen, dass ihr, wann immer ihr leidet, bitte fühlen sollt, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können.
Wenn ihr dem Weg der Spiritualität wirklich folgt, wenn ihr aufrichtig und ergeben seid und euch diesem Weg widmet, dann kann das Gesetz des Karmas ganz leicht abgewendet oder aufgehoben werden. Doch was geschieht ist Folgendes: heute seid ihr aufrichtig, aber morgen seid ihr äußerst unaufrichtig. Heute ist dieser Guru sehr gut; heute bin ich nett zu euch. Doch morgen bin ich völlig nutzlos. In diesem Augenblick habt ihr das Gefühl, dass ich gut bin, und im nächsten Moment schon hegt ihr das Gefühl, dass ich schlecht bin. Wenn ihr denkt, dass ich gut sei, dann glaubt zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich in der inneren oder in der äußeren Welt euch gegenüber sehr großzügig sein werde. Der Supreme in mir wird beobachten, für wie viele Tage ihr den Glauben an mich aufrecht erhaltet. Am heutigen Tag werden einige von euch bloß eine halbe Stunde lang Vertrauen in mich haben. Wenn ihr dann nach Hause geht, verschwindet dieses Vertrauen wieder. Doch ich möchte sagen, wenn ihr das Vertrauen in mich für immer aufrecht erhalten könnt, dann gibt es nichts, was ihr nicht tun könnt. Ich schelte euch jetzt nicht. Ich sage euch nur, wie ihr Erfüllung finden könnt.
Diesen Augenblick habe ich euch angelächelt, und daher habt ihr das Gefühl, dass ich ein sehr guter Mensch bin. Im nächsten Augenblick, wenn ich keine Möglichkeit habe, euch anzulächeln, wenn ich mich auf die andere Seite wende, um mit jemanden zu sprechen, dann bin ich eurer Meinung nach ein sehr schlechter Mensch.
Glaubt mir, ich höre es, wenn ihr sagt, ich sei ein guter Mensch; und ich fühle es auch, wenn ihr denkt, ich sei ein schlechter Mensch. Ihr glaubt, nur weil ich euch nicht angesehen habe, seid ihr in der Lage, mich zu täuschen. Vielleicht bekomme ich euch überhaupt nicht zu Gesicht, doch meine inneren Wesen werden mir die Botschaft überbringen. Wie ein Magnet werden sie die Botschaft bringen.
Eure Gedanken, dass ich schlecht sei, oder euer Gefühl, dass ich gut sei, bringen euch nichts. Nur indem ihr selbst zu guten Menschen werdet, könnt ihr gewinnen. Nur indem ihr gut werdet, könnt ihr etwas erreichen. Wenn ihr gut werden könnt, werdet ihr alles bekommen. Nehmen wir an, ihr denkt, ich sei eine schlechte Person; der Lehrer sei kein guter Lehrer. Das macht nichts. Doch wenn ihr euer eigenes Leben verbessern könnt, werdet ihr automatisch Gutes in mir sehen.
Es gibt einige Schüler die das Gefühl haben: „Guru kümmert sich nicht um mich, Guru interessiert sich nicht für uns.“ Ihr erhaltet nichts davon, wenn ihr wieder und wieder denkt, euer Guru kümmere sich nicht um euch. Wenn ihr denkt, dass ich mich nicht um euch kümmere, dass ich mich niemals um euch kümmern werde – wenn ihr an diesem Gedanken für den Rest eures Lebens festhaltet, werdet ihr keinen weiteren Tropfen Anteilnahme von meinem Bewusstseinsmeer erhalten. Wenn ihr fühlt, dass ich mich nur um andere kümmere, werdet ihr keinen einzigen Tropfen mehr von mir bekommen.
Versucht euch vorzustellen, wie viele Sekunden ich an euch denke. Stellt euch selbst die Frage: „Wie oft habe ich daran gedacht, ihn auf seine Weise zufrieden zu stellen?“ Vielleicht müsst ihr euch eine schlechte Note geben. Vielleicht denkst ihr, dass ihr mich einmal im Monat auf meine Weise zufrieden stellen möchtet. Und ich sage euch, es gibt Schüler, die diesen Versuch nicht einmal im Monat unternehmen.In dem Augenblick, in dem ihr den Gedanken oder das Gefühl habt, dass ihr mich auf meine eigene Weise erfüllen könnt, habt ihr mich bereits erfüllt. Meine Anteilnahme und meine Liebe hängen nicht vom meinem Lächeln oder von meinem Segen ab. Sie hängen ganz von eurem inneren und äußeren Handeln ab. Wenn ihr spazieren geht und währenddessen mit guten Gedanken an mich denkt, dann ist euer gesamtes inneres Wesen von Freude durchdrungen. So kann der ganze Monat verstreichen, ohne dass ich mit euch sprechen muss. Wenn ihr nur einmal einen guten Gedanken denkt, dann ist euch die innere Freude gewiss.
Warum spürt ihr diese Freude im Augenblick nicht? Es liegt nicht daran, dass mich einige Menschen sehr oft zu Gesicht bekommen, ihr aber nicht. Nein, es liegt genau genommen daran, dass es euch an der inneren Überzeugung mangelt. Diese innere Überzeugung ist das Gefühl: „Ich bin von dir und ich bin für dich.“ Solange ihr nicht fühlt: „Ich bin von dir“, könnt ihr auch nicht das Gefühl „ich bin für dich“ aufbringen. Ihr solltet fühlen, dass ich in eurem Leid mit euch eins bin. Momentan hegt ihr das Gefühl, dass ich nur dann für euch bin, wenn ihr etwas Großartiges leistet, und dass ich nicht bei euch bin, wenn ihr etwas Schlechtes macht. Das ist jedoch nicht die richtige Einstellung. Wenn ihr etwas falsch macht, dann identifiziert euch samt eurer falschen Handlung sofort mit mir. Wenn ihr euch zu dem Zeitpunkt mit mir identifizieren könnt, dann werdet ihr es loslassen können.
Nehmen wir an, ihr habt jemanden gekränkt oder beschimpft. Schon seid ihr ungöttlich. Doch wenn ihr euch dann von mir absondert und das Gefühl hegt, dass ich nicht in euch bin, dass ich nicht mit euch und euren Gedanken sympathisiere, dann wird sich euer Ärger sofort gegen mich richten. Ihr werdet sagen: „Ich habe gerade einen riesengroßen Fehler begangen. Ich bin regelrecht wütend auf diese Person geworden. Das ist schlecht, ganz schlecht. Und wo war Guru? Warum hat er mich nicht beschützt? Was hat er gemacht? Hat er geschlafen?“
Das ist eure Reaktion. Doch hier möchte ich hinzufügen, dass ihr zu dem Zeitpunkt, wo ihr auf jemanden böse seid, bitte fühlen solltet, dass ich mit der Handlung und mit dem Ergebnis eins bin. Ihr ward zornig; jetzt bekommst ihr das Ergebnis präsentiert – ihr fühlt euch schlecht. Doch nun solltet ihr nachspüren, ob nicht auch ich darunter leide. Sage ich, dass ich euch nicht mehr sehen möchte, oder dass ihr eine Strafe verdient? Sage ich, dass ihr diese Form des Leidens verdient, weil ihr zornig geworden seid und euch nicht richtig benommen habt? Nein! Haltet nicht an der Idee fest, dass ich das sage. Lasst mich zu diesem Zeitpunkt mit euch eins werden. Bringt mich, zu all euren falschen Kräften, zieht mich in euer Leid hinein.
Ihr könnt jeden Tag auf die Tafel eures Herzens all die Dinge aufschreiben, die ihr in Gedanken oder in Taten falsch gemacht habt. Gute Schüler werden vielleicht auf zehn oder fünfzehn unrechte Dinge kommen; schlechte auf fünfzig oder sechzig. Am nächsten Tag macht ihr dasselbe. Seid euer eigener Prüfer. Überprüft euch jeden Tag. Wenn ihr etwas gut gemacht habt, dann bietet es an, bringt es dar. Wenn ihr etwas falsch gemacht habt, so bietet das ebenfalls an. Bringt mir alles dar, bringt mir immer alles dar. Denn wenn ihr daran festhaltet, ist es für mich unmöglich, zu euch vorzudringen.Wenn du also zornig bist, dann halte nicht an diesem Zorn fest. Wirf ihn einfach in mich hinein. Wenn du unrechte Gedanken hegst, vitale Gedanken, ungöttliche Gedanken, so wirf sie einfach in mich hinein. Was geschieht, wenn du sie nicht in mich hineinwirfst, sondern an ihnen festhältst? Du schätzt sie unbewusst. Und wenn du diese Gedanken schätzt, erlangen sie enorme Kraft und werden versuchen, dein gesamtes Wesen zu zerstören. Zu Beginn sind diese Gedanken wie ein paar Ameisen. Wenn du sie sehen kannst, kannst du sie ganz leicht vernichten. Aber wenn sie wachsen und aus einigen wenigen Ameisen Hunderte und Tausende von Ameisen werden, wird es schwierig, sehr schwierig.
Doch selbst dann, wenn du fühlst, dass alles hoffnungslos ist, möchte ich dir sagen, dass nichts hoffnungslos ist. Auch wenn du selbst die Herausforderung zurückweist, Gott wird sie in und durch dich nicht zurückweisen. Er mag dir eine Ruhepause gönnen von einem Tag, einem Monat, einem Jahr oder hundert Jahren, doch letzten Endes wird Er dich wieder dazu inspirieren, die Herausforderung anzunehmen.Der Schüler gibt freudig das, was er hat: seine Unwissenheit. Doch sie muss spontan gegeben werden. Du musst deinen Reichtum dem Meister geben. Dein Reichtum ist deine Unwissenheit, und der Reichtum des Meisters ist sein Licht. Wenn du den endgültigen Reichtum des Meisters empfängst, wirst du zum Besitzer grenzenlosen Lichts. Von woher kommen der Frieden und dieses Licht? Sie stammen von der höchsten Quelle. Und dann versuchst du, diesen Frieden, dieses Licht zu manifestieren.
Ich habe meine Schüler nicht auf die traditionelle indische Weise initiiert, da diese für mich nicht wichtig ist. Ich habe sie nicht gebeten, mir eine Kokosnuss, ein Tuch oder Reis zu bringen. Ich habe auch nicht aus den Veden oder den Upanishaden rezitiert oder die kosmischen Götter und Göttinnen angerufen. Ich sehe keine Notwendigkeit dafür. Der Supreme, der über allem steht, hat euch durch mich initiiert. In meinem Fall findet die Initiation in jenem Moment statt, in dem ich jemanden als meinen wahren Schüler akzeptiere. Sobald ich ihn annehme, ist er initiiert. Wenn ich ihn wirklich angenommen habe und wenn dem Betroffenen die Initiation auch wirklich wichtig ist, dann gebe ich das feierliche Versprechen ab, dass ich seine Unwissenheit auf mich nehme. Initiation bedeutet wahrhaftige Annahme. Wenn du mich wahrhaftig als deinen Meister angenommen hast, so habe ich dich wirklich initiiert. Wenn deine Akzeptanz nicht aufrichtig ist, dann gibt es für dich keine Initiation.Genauso verhält es sich auch im spirituellen Leben. Um immer im Herzen zu verweilen, muss man in sich die Gegenwart eines Suchers fühlen – eines Suchers mit höchster und auch dauerhafter Aufrichtigkeit. Wenn Menschen ihre innere Reise beginnen, sind sie generell aufrichtig. Sie nehmen das spirituelle Leben an und sind für fünf Tage oder fünf Monate oder fünf Jahre aufrichtig dabei. Fünf Jahre lang aufrichtig zu sein, ist eine Sache; doch jeden Moment aufrichtig zu sein, ist etwas anderes. Sagen wir, du hast unseren Weg akzeptiert. Du sagst: „Ich folge Gurus Weg.“ Aber jeden Tag Aufrichtigkeit zu besitzen, jede Stunde Aufrichtigkeit zu besitzen, jeden Augenblick Aufrichtigkeit zu besitzen, ist eine andere Sache.
Wir sagen, wir gehen einen Weg, und das stimmt auch. Doch wie verbringen wir eigentlich unsere Zeit? Jeden Tag stehen uns vierundzwanzig Stunden zur Verfügung. Sieben oder acht Stunden davon schlafen wir. Weitere vier oder fünf Stunden verschwenden wir, indem wir uns mit anderen treffen und über dies und jenes reden. Für spirituelle Dinge erübrigen wir nicht mehr als zwei oder drei Stunden. Und selbst während dieser zwei oder drei Stunden sind wir manchmal nicht ganz aufrichtig. Wir nehmen unsere Meditation vielleicht zwei Minuten lang wirklich ernst, aber die restliche Zeit verbringen wir mit Tagträumen und bauen Luftschlösser.
In unserem spirituellen Leben findet zwischen der inneren Sehnsucht unseres Herzens und der Zurückweisung unseres Verstandes ein fortwährender Kampf statt. Wenn die Aufrichtigkeit im spirituellen Leben ihre Rolle immerfort spielen kann, dann verweilen wir im Herzen. Doch manchmal scheitert die Aufrichtigkeit und das Herz verliert. Wenn das Herz auf dem Schlachtfeld des Lebens der Verlierer ist, verwandelt sich das Leben in eine öde Wüste. Doch wenn dies geschieht, sollten wir fühlen, dass die Nacht nur einige Stunden lang dauern und der Tag danach wieder anbricht. Nur weil wir gerade die Nacht erfahren, können wir nicht behaupten, dass für uns kein Tageslicht existiert. Es wird wieder ein Tag anbrechen. Aber wenn wir ständig im Tageslicht verweilen wollen, gibt es zwei Dinge die wir tun können. Das erste betrifft unsere Vorstellungskraft. Sich etwas vorzustellen, ist nicht schlecht. Die Vorstellungskraft spielt im spirituellen Leben eine äußerst wichtige Rolle. Ein Wissenschaftler, der etwas wirklich Großes entdeckt, verdankt neunundneunzig Prozent dieser Entdeckung seiner Vorstellungskraft. Heute ist es die Vorstellungskraft, doch schon morgen ist es Inspiration. Und übermorgen verwandelt sich die Inspiration in inneres Streben und dieses verwandelt sich am darauf folgenden Tag in Verwirklichung.
Diejenigen, die unserem Weg folgen, hatten schon viele, viele Male eine Meditation im Herzzentrum. Wenn du nun deine Vorstellungskraft anwendest und dich daran erinnerst, wie du vor ein oder zwei Jahren meditiert hast, wirst du sofort wieder zurückgehen und den Vogel fangen können, der so wunderbar in deinem Herzenshimmel, im geistigen Himmel, zu fliegen pflegte. Verwende deine Vorstellungskraft und dann setze sofort deine Dankbarkeitskraft ein. Sobald du dank deiner Vorstellungskraft fühlst, dass du wieder die Stufe erreicht hast, auf der du vor zwei Jahren oder vor einem Jahr gestanden bist, biete sofort die Dankbarkeitskraft deines Herzens an. Zeige dem Supreme deine Dankbarkeit oder zeige sie sogar deinem Herzen, welches Frieden, Licht und Glückseligkeit von oben empfangen hat.
Also verwende zuerst deine Vorstellungskraft und dann deine Dankbarkeitskraft. Auf diese Weise wirst du in deinem alltäglichen Leben die Fähigkeit zurück erlangen, dich zu konzentrieren, zu meditieren und auf das Herz zu kontemplieren. Wenn du einmal etwas erlangt und dann wieder verloren hast, dann sei versichert, dass du es wieder zurück bekommen kannst. Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber auch wenn du eine Sache noch nicht erreicht hast, bedeutet das nicht, dass du sie in der Zukunft nicht erreichen kannst. Du wirst sie erreichen. Aber es ist immer viel, viel leichter, Dinge wieder zu erlangen, die man schon einmal erreicht hat. Wie kannst du diesen Prozess beschleunigen? Durch deine fortwährende aufrichtige Sehnsucht und mithilfe deiner Vorstellungskraft und deiner Dankbarkeitskraft.Wie können wir Kraft und gleichzeitig auch Demut besitzen? Betrachte Mutter Erde, die uns umgibt. Sie trägt alle Kraft in sich und ist doch so demütig. Wir tun sehr viele schlechte Dinge auf dieser Welt, doch unsere Mutter Erde besitzt unendliches Mitgefühl. Sie ist so viel mächtiger als ein Mensch je sein kann, doch ihr Herz besteht nur aus Vergebung, denn sie empfindet Einssein mit der Schöpfung Gottes.
Oder betrachte einen Mangobaum. Er trägt Hunderte von Mangos. Wenn wir Menschen etwas erreichen, blähen wir uns auf vor Stolz. Besitzen wir einen Dollar, sind wir stolz, da eine andere Person diesen Dollar nicht besitzt. Doch ein Baum ist anders. Der Baum könnte sehr stolz darauf sein, Mangos hervorbringen zu können, da seine Mangos für jedermann von Nutzen sind. Doch der Baum wird nicht stolz, im Gegenteil. Er schenkt uns seinen Reichtum und wir werden dadurch genährt. Indem er uns seinen Reichtum darbringt, empfindet er eine gewisse Befriedigung. Wahre Befriedigung ist göttliche Zufriedenheit. Der Baum lehrt uns also, wie Demut und Kraft einher gehen können. Wenn wir etwas erreichen, ist unsere Errungenschaft eine Form von Kraft. Doch diese Kraft ist keine zerstörerische Kraft. Es ist eine Kraft, die nährt. Wenn der Baum Früchte trägt, bietet er seinen Reichtum, sein Leben, den Menschen an. Diesen Reichtum nennen wir Kraft. Etwas, das der Menschheit dient, ist zweifellos eine Form von Kraft.
Wer in der Lage ist zu geben, ist stärker als derjenige, der empfängt. Ich brauche etwas von dir. Das bedeutet, dass du mir überlegen bist. Der Baum ist in der Lage, uns seine Früchte, seine Blätter und noch mehr von ihm zu geben. Wenn der Baum aber aufgrund seines Besitzes und seiner Errungenschaften an Größe gewinnt, beugt er sich herab. Wenn er uns all seine Kapazität anbietet, beugt er sich zu uns herab. Ein Baum ist ein leuchtendes Beispiel, wie Kraft und Demut nebeneinander existieren können.Demut bedeutet Einssein mit dem Rest der Welt. Mit Kraft meinen wir die Kraft zu geben und die Kraft eins zu werden. Wenn wir geben, dehnen wir sofort unser Bewusstsein aus. Aber auch mittels unserer Demut werden wir weit. Die Weite selbst ist Kraft.
Wenn ein Meister im spirituellen Leben wahre Größe erlangt, verwandelt er sich in ein Kind. Dank seiner Gebete und Meditationen schenkt Gott ihm spirituelle Kraft, okkulte Kraft und viele andere Dinge. Ist der spirituelle Meister von innerer Kraft ganz durchdrungen, begegnet er der Menschheit wie ein Kind anderen Kindern in einem Garten. Gott ist ganz Liebe, ganz Kraft; aber Er ist auch ganz Demut. Wie gelingt Ihm das? Gott ist ein ewiges Kind und dieses Kind ist immer süß und demütig.Es gibt einen anderen Weg, der äußerst effektiv ist, doch dieser könnte etwas schwierig sein. Fühle zu Beginn, dass du keine Arme, keine Nase, keine Augen, keine Ohren besitzt; du besitzt nichts, außer das Herz. Dieses Herz muss nicht in der Mitte deiner Brust liegen; es kann sich auch in deiner Stirn oder woanders befinden. Du musst nur fühlen, dass du das Herz besitzt und dass du das Herz bist.
Nach einer gewissen Zeit wirst du dann das Herz ausfindig machen. Wie wirst du das anstellen? Dein Bewusstsein wird dir sagen, ob sich das Herz hier oder dort befindet. Die Wissenschaft der Medizin wird sofort behaupten, dies sei falsch, denn das Herz könne nur hier in der Brust liegen. Doch für spirituelle Menschen kann das Herz überall sein, denn das spirituelle Herz bedeutet die Wohnstätte des Lichts. Wenn das Göttliche, der Supreme in dir, dir die Gegenwart des Lichts durch dein drittes Auge zeigen möchte, welches aus unendlichem Licht und unendlicher Kraft besteht, so wird Er dir mitteilen, dass dies das Herz ist. Für dich wird dann also das dritte Auge die Wohnstätte des Lichts sein. Das bedeutet, dass der Supreme in dir diesen bestimmten Ort aufsuchen möchte und dort verweilen wird.
Wenn du deine Reise beginnst, sollst du fühlen, dass du das Herz besitzt und dass du das Herz bist. Nach einer Weile teilt dir dann dein Bewusstsein mit, wo dein Herz genau liegt oder was dein Herz ist. Zu diesem Zeitpunkt wirst du dich auf diese Stelle konzentrieren und fühlen, dass dies die einzige Stelle ist, wo du das Herz wahrnehmen oder zum Herzen werden kannst. Das Herz verkörpert Licht und Licht bedeutet Kraft. Je mehr Licht du besitzt, desto mehr gewinnst du an Kraft. Gott ist ganz Licht. Daher ist Er alldurchdringend; daher ist Er allmächtig. Licht und Kraft können nicht getrennt werden. Hier können wir eine elektrische Lampe sehen und auch die Stelle, wo sie angesteckt ist. Wir können sie voneinander trennen. Doch im spirituellen Leben können wir das Licht nicht von der Kraft trennen. Licht selbst ist Kraft. Und was ist Licht? Universelles Einssein.
Wenn du möchtest, dass die Kraft deiner Konzentration effektiver wird, dann denke nicht an etwas Weites. Denke an etwas Kleines, so klein wie möglich. Wenn du hingegen meditieren möchtest, denke an etwas sehr Weites – an den Himmel, an den Ozean, an die Berge – und verschmelze mit dieser Weite; sie ist ganz Kraft. Doch wenn du die Kraft der Konzentration erlangen willst, dann identifiziere dich mit einer kleinen Sache, so klein wie möglich. Nur so wirst du vollkommene Stärke darin erlangen. Gott ist allmächtig, nicht weil Er die Weite selbst ist, sondern weil Er sich sowohl im Elefanten als auch in der Ameise befindet. Er ist die Unendlichkeit und die Endlichkeit. Nur aus diesem Grund, da er zugleich endlich und unendlich zu sein vermag, ist Er allmächtig.
Wenn du meditieren und Kräfte erwerben möchtest, stelle dir einfach die Unendlichkeit vor, denn dort liegt Gottes unendliche Kraft verborgen. Wenn du aber Kraft mittels deiner Konzentration entwickeln willst, dann stelle dir etwas sehr Subtiles, etwas ganz Kleines vor.Was verstehen wir unter feindlichen Kräften? Es sind dunkle Mächte, die die innere Sonne verfinstern. Sie sind wie Schleier, die die innere Sonne verhüllen. Wenn wir bewusst auf unser Herz meditieren und dort die lebendige Gegenwart unserer inneren Sonne entdecken können, werden wir mit Sicherheit diese vollkommen strahlende Sonne zuerst fühlen und dann auch sehen können. Wenn wir unsere innere Sonne fühlen und sehen können, vermögen die feindlichen Kräfte keine Sekunde länger in uns zu verweilen. Das ist die Art und Weise jene feindlichen Kräfte zu besiegen, die bereits in uns eingedrungen sind.
Wie gehen wir nun mit den feindlichen Kräften um, die uns von außen angreifen und die versuchen, in uns einzudringen? Wie werden wir diese besiegen? Wenn wir mit unserer eigenen Kraft gegen sie kämpfen möchten, so ist das schlichtweg unmöglich. Unser Vitales mag behaupten, dass wir über ausreichend Kraft verfügen, aber unsere Kraft ist genau genommen begrenzt, sehr begrenzt. Was tun wir also? Wir beten einfach um Schutz, um göttlichen Schutz. Wenn wir am Morgen zwei Minuten um göttlichen Schutz beten, wird sich Gottes eiserne Macht in Form göttlicher Soldaten in unserer Umgebung aufhalten. Und diese göttlichen Soldaten werden uns mit Gewissheit beschützen. Unsere Meditation wird sofort Früchte tragen, oder man könnte sagen, unser Gebet wird sich in ein Bataillon verwandeln. Am Morgen sollten wir also um Schutz und Erleuchtung beten. Zwischen Schutz und Erleuchtung besteht kein Unterschied. Wenn wir vollkommen beschützt sind, findet die Erleuchtung von alleine statt; und wenn wir erleuchtet sind, vollkommen erleuchtet, sind wir rundherum beschützt.
Um uns also gegen die feindlichen Kräfte zu schützen, die sich bereits in uns eingenistet haben, versuchen wir, unsere innere Sonne zum Vorschein zu bringen. Um uns gegen die feindlichen Kräfte zu schützen, die in der äußeren Welt auf uns lauern, müssen wir früh am Morgen beten und meditieren. Und während wir beten, sollten wir fühlen, dass der Schutz mit seiner ganzen Kraft bereits vorhanden ist. Es reicht nicht aus, die vage Empfindung zu haben, dass wir darum beten. Wir können diese Gebete nicht automatisch und teilnahmslos aufsagen. Heruntergeleierte Gebete sind keine Gebete. Teilnahmslose Meditationen sind keine Meditationen. Bei jedem Gebet und bei jeder Meditation müssen wir versuchen, großen Enthusiasmus und eine inneren Notwendigkeit dafür zu fühlen. Wir müssen fühlen, dass wir etwas wollen und dass wir es auch erlangen. Wir wachsen in etwas hinein, wir werden zu etwas. Dann, das sage ich euch, wird uns innerer und äußerer Schutz gewährt.Jeder Anwärter auf das spirituelle Leben besitzt also innere Kraft. Diese innere Kraft ist die Kraft seines inneren Strebens. Diese innere Kraft ist die Kraft seiner Selbst-Gebens. Er sehnt sich nach Frieden, er sehnt sich nach Harmonie, er sehnt sich nach Liebe. All diese Eigenschaften befinden sich im überreichen Ausmaß in seinem Inneren. Sie werden hervortreten, wenn er sie seelenvoll anruft, denn das liegt in ihrer ureigenen Natur. Doch die Anrufung muss seelenvoll durchgeführt werden. Jede aufrichtige Anrufung wird vom Supreme sofort beantwortet.
Es gibt keinen einzigen spirituellen Anwärter, der nicht seinen Fähigkeiten entsprechend innerlich strebsam ist. Wenn es die Notwendigkeit von ihm verlangt, seine innere Kraft hervorzubringen, glaubt ihr dann, dass sein innerer Führer, welcher unendliche Macht besitzt, zögern wird? Der innere Führer wird ihn sofort mit der angemessenen Kraft versorgen, damit er den äußeren Umständen gewachsen ist.
P: Ich glaube, ich habe da einfach an eine Art Zauberwort gedacht, mit dem ich jeder schlechten Kraft Einhalt gebieten kann.
Sri Chinmoy: Wenn sich eine feindliche Kraft direkt vor dir befindet, dann wiederhole sofort ganz schnell das Wort „Supreme, Supreme, Supreme“. Dies muss wirklich sehr schnell wiederholt werden. Versuche das Wort in einer Sekunde so oft du kannst zu wiederholen, hunderte Male. Die andere Person kann ruhig glauben, du seist verrückt geworden. Wenn dich jemand als verrückt betrachtet, vergeht seine Macht von alleine. Es liegt unter seiner Würde, dich zu belästigen. Wenn du die Wiederholung durchführst, so rufst du den Supreme nicht an, damit er dich beschützt, da du ja stärker bist, als die andere Person. Du rufst die Gegenwart des Supreme nur deswegen herbei, um die andere Person zu erleuchten. Sie jedoch glaubt, du würdest aus Angst nach jemandem rufen. Sie fühlt: „Nun gut, er hat schreckliche Angst, dann lass ich jetzt von ihm ab.“ Oder sie denkt, du rufst eine Zaubermacht herbei und lässt dich deswegen in Ruhe. Das Wort „Supreme“ ist für den anderen fremd, und so wird er von dir ablassen.Manchmal sagen wir, dass wir etwas ganz Dringendes zu erledigen gehabt hätten, es aber vergessen haben. Wenn wir jedoch tief nach innen gehen, werden wir erkennen, dass wir die wichtige Sache nicht vergessen haben. Wir haben ihr nur nicht die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt. Kann es im Leben eines spirituellen Menschen etwas Wichtigeres geben als Gott? Kann es irgendetwas geben, dass bedeutungsvoller, sinnvoller und fruchtbarer ist als Gott? Nein. Warum vergessen wir dann Gott? Weil wir Ihm nicht die angemessene Bedeutung zugestehen. Leidet der Körper Hunger, so denken wir ans Essen, doch wenn die Seele hungrig ist, erkennen wir dies nicht. Der Grund liegt darin, dass wir uns nicht mit der Seele identifizieren. Sobald wir wissen, wie wir uns mit der Seele identifizieren können, die sich ständig nach der Manifestation des göttlichen Lichts verzehrt, werden wir uns immer an den Supreme, unseren ewigen Guru, erinnern. Wir werden uns dann stets unweigerlich daran erinnern.
Eine andere Sache ist die bedingungslose Hingabe. Bedingungslose Hingabe gelingt uns nur dann, wenn wir die Kraft der Dankbarkeit entwickeln, wenn wir die Notwendigkeit zur Dankbarkeit ständig in uns fühlen. Millionen von Menschen beten und meditieren nicht, wir jedoch beten und meditieren und versuchen, Gott zu verwirklichen. Jeden Morgen sollten wir daher dankbar sein, dass wir etwas tun, was unsere Freunde und Verwandten nicht tun. Das bedeutet, es existiert jemand, der wirkliche Güte und wirkliches Mitgefühl entgegen bringt. Sobald wir das spüren, werden wir bemerken dass sich die bedingungslose Hingabe automatisch entwickelt.
Wir haben in unserem Leben vieles versucht, sind jedoch gescheitert. Wir stellen uns vielleicht die Frage: „Wie kommt es, dass wir gescheitert sind, obgleich wir es so aufrichtig versucht haben?“ Hier muss uns klar sein, dass das, was wir Aufrichtigkeit nennen, vielleicht gar keine Aufrichtigkeit ist. Wir können aus Gier oder aus einem persönlichen Bedürfnis heraus Dingen nachgehen, aber dies muss nicht der Notwendigkeit Gottes entsprechen. Dann gibt es wiederum viele Dinge, die wir zwar erreicht, denen wir aber keine Aufmerksamkeit geschenkt haben.
Bedingungslose Hingabe schießt wie ein Pilz aus dem Boden, wenn wir jeden Tag früh am Morgen aufstehen, um zu beten und zu meditieren. Wer zwingt uns aufzustehen? Es ist unser inneres Wesen. Wir empfinden einen inneren Drang, am Morgen aufzustehen und zu meditieren, während unsere Nachbarn noch tief und fest schlafen. Wenn wir alles, was wir haben und alles, was wir in diesem Moment sind, dem bewussten und wohlwollenden Willen Gottes zusprechen können, werden wir bemerken, wie sich in unserem Herzen die Dankbarkeitsblume Blütenblatt für Blütenblatt entfaltet. Und aus dieser Dankbarkeitskraft wird bedingungslose Hingabe entstehen.Wenn du der Menschheit diese erfüllende und erleuchtende Kraft anerbietest, so machst du das mit dem Gefühl, dass du als einzelner Mensch mit deinem Besitz unzufrieden oder unbefriedigt bist. Du wirst erst dann zufrieden sein, wenn du das Universum ganz als dein Eigen beanspruchen kannst und wenn das Universum – aufgrund eures gegenseitigen Selbst-Gebens – dich ganz als sein Eigen beanspruchen kann. Indem du dich selbst gibst, wirst du eins, und dieses Einssein gründet sich auf Lieblichkeit, Zuneigung, Sympathie, Liebe, Anteilnahme, Mitgefühl und Dankbarkeit. Der Einsseins-Baum besitzt viele Äste. Du wirst an ihm Zuneigung, Lieblichkeit, Anteilnahme und Mitgefühl entdecken.
Wenn du mir Geld schenkst, werde ich natürlich dankbar dafür sein. Aber wenn du wirklich spirituell bist, wirst auch du dafür dankbar sein, weil ich dein Geschenk gebührend empfange und es richtig verwende. Wenn ich es falsch einsetze, wird die Welt sofort fragen: „Woher hat er diese Unterstützung erhalten?“ Dann wirst auch du ein Übeltäter sein. Wenn du mir aber göttliche Dinge gibst und ich sie richtig einsetze, werden die Menschen zuerst mich dafür schätzen und dann werden sie die Quelle schätzen. Sie werden fragen, woher ich diese Dinge habe, und dann wird sich ihr Blick auf dich richten. Beim Einsatz von göttlicher Kraft ist also nicht nur derjenige wichtig, der gibt, sondern auch derjenige, der empfängt. Der Gebende und der Empfangende sind gleich wichtig.Es stimmt – die Kraft manifestiert sich durch jeden Einzelnen entsprechend seiner Seelenqualität. Jede Seele verleiht sich selbst Ausdruck und manifestiert den Supreme mittels göttlicher Eigenschaften, wie Licht, Frieden, Glückseligkeit usw. Wir müssen wissen, dass Kraft Licht sein kann, dass Kraft Frieden sein kann, dass Kraft Mitgefühl sein kann. Licht selbst ist Kraft. Wenn wir Licht besitzen, dann werden wir alles richtig machen. Frieden ist Kraft. Wenn wir Frieden besitzen, kann uns nichts etwas anhaben. Diese Eigenschaften kann man leicht als Kraft wahrnehmen, denn immer, wenn wir etwas erreichen oder etwas darbieten, fühlen wir, dass dem eine Kraft zugrunde liegt.
In unserem menschlichen Verstand erkennen wir die Kraft nur dann, wenn sie in einer bestimmten Form auftritt: die Kraft, die zerstört oder die Kraft, die aufbaut. Doch die subtile Kraft, welche auftritt, wenn wir uns in einer von Gebeten erfüllten Meditation befinden, wenn unser Verstand gelassen und ruhig ist, heißt Frieden, Licht und Glückseligkeit. Wie stark und kräftig wir doch zu diesem Zeitpunkt sind! Da kämpfen wir nicht, niemand schlägt uns; doch sobald wir empfinden, dass unser Verstand still ist, werden wir fühlen, dass diese mächtige Stille selbst eine Kraft ist.Warum legen wir so viel Wert auf das Physische, warum üben wir z. B. Sport aus, organisieren Zirkusveranstaltungen und ähnliche Dinge? Der Grund ist, weil körperliche Kraft notwendig ist. Körperliche, vitale und mentale Kräfte sind alle wichtig, aber nur, wenn sie für einen göttlichen Zweck eingesetzt werden. Werden sie für ungöttliche Zwecke eingesetzt, dann sind sie bloß eine Verschwendung der Lebensenergie.
Zuerst müssen also die körperliche Kraft, die vitale Kraft und die mentale Kraft transformiert und erleuchtet werden: dann müssen sie ihre Macht und ihre Fähigkeit dem ältesten Bruder – der Seele – anbieten, der bereits eifrig darauf wartet, mit ihnen eins zu werden. Der älteste Bruder besitzt viel mehr Geld als die jüngeren, doch sie wollen gemeinsam etwas für die gesamte Familie kaufen. Und so gibt der älteste Bruder einhundert Dollar. Dann kommt die körperliche Kraft mit einem Dollar, die vitale Kraft mit drei Dollar und die mentale Kraft mit zehn oder zwölf Dollar. Sie legen ihren Reichtum zusammen und kaufen gemeinsam etwas für die ganze Familie, die Familie des Supreme. Was ist ihr Reichtum? Es ist ihre Kraft der Strebsamkeit. Diese Kraft steigt empor und bringt Licht von oben herab.From:Sri Chinmoy,Schöpfung und Vollkommenheit, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2017
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/cap