Brahma kann alles verschlingen

Eines Tages wurde Brahma von Stolz erfasst. Er sagte: „Da ich ganz Feuer bin, kann ich alles verschlingen. Deshalb will ich alles verschlingen und beweisen, dass ich unter den kosmischen Göttern der Größte bin. Wer kann es wagen mir entgegenzutreten? Ich kann Feuer verschlingen! Ich bin Feuer! Ich bin Brahma!“

Als Vishnu das Ausmaß von Brahmas Stolz sah, nahm er die Form eines kleinen Jungen von vier oder fünf Jahren an. Dieser kleine Junge trat mit einem trockenen Schilfrohr in der Hand vor Brahma.

Der kleine Knabe sagte: „Lord Brahma, du bist der Größte unter all den Göttern. Hier ist ein trockenes Schilfrohr. Zeige mir, wie du es verbrennst oder verschlingst.“

Brahma umhüllte den kleinen Knaben sofort mit Flammen. Die Flammen wollten nicht nur das Schilfrohr verschlingen, sondern auch den kleinen Jungen. Doch obwohl die Flammen intensiv brannten, konnten sie dem kleinen Knaben nichts anhaben und sie berührten nicht einmal das trockene Schilfrohr in seiner Hand.

„Wie kann das sein?“ rief Brahma. „Ich kann alles verbrennen, doch um ein einziges trockenes Schilfrohr und einen kleinen Jungen zu verbrennen, dazu reichen meine Fähigkeiten nicht aus? Das verstehe ich nicht.“

Da nahm Vishnu seine wahre Form an und sagte zu Brahma: „Das kommt alles nur von deinem Stolz. Ich wollte nur deinen Stolz brechen, indem ich dir zeige, dass du einem Schilfrohr nichts anhaben kannst. Nun solltest du nicht mehr prahlen. Du musst still sein.“

Das war die Geschichte, wie Brahma von Vishnu gedemütigt wurde.

From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 1, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_1