Arjuna besucht fünf heilige Orte

Diese Geschichte handelt von Arjuna, welcher der dritte der Pandava-Brüder war. Er wollte auf eine Pilgerreise gehen. Jeder weiß, dass man von den kosmischen Göttern und Göttinnen besondere Segnungen erhält, wenn man sich auf eine Pilgerreise begibt und an diesen heiligen Orten betet und meditiert. Arjuna wollte diese Reise unternehmen, um die Macht zu erlangen, seine Feinde zu vernichten.

Arjuna brach alleine auf. Es gab fünf sehr wichtige Pilgerorte an den Ufern des südlichen Meeres, die er besuchen wollte. Er ging zu jedem dieser berühmten Orte, doch von jedem dieser Orte wurde er aufs Tiefste enttäuscht, denn er konnte dort nicht eine Person finden, die betete oder meditierte. „Etwas stimmt hier nicht“, sagte er sich „Entweder habe ich mich an die falschen Orte verirrt oder mit diesen heiligen Orten ist etwas nicht in Ordnung.“

Nachdem er den fünften und letzten Platz besucht hatte, trat Arjuna seine Heimreise an. Sein Verstand war von Traurigkeit erfüllt. Er war noch nicht sehr weit gegangen, als er einen Weisen meditieren sah. Arjuna trat zu dem Weisen und sagte: „O Weiser, ich habe gerade die fünf heiligen Pilgerorte besucht. Wieso betet und meditiert dort niemand an den Ufern des Flusses?“

„Das hat einen bestimmten Grund“, antwortete der Weise.

„Bitte nenne mir den Grund dieses Geheimnisses“, erwiderte Arjuna.

Der Weise erzählte Arjuna: „Der Grund dafür ist folgender: Wenn du zu diesen Orten gehst, musst du ein Bad im Fluss nehmen, bevor du mit der Anbetung beginnst. Doch sobald die Menschen ins Wasser steigen, taucht eine furchterregende Kreatur auf und verschlingt sie. Diese Kreatur lebt im Wasser. Sobald du einmal ins Wasser gestiegen bist, kommst du nicht mehr heraus. Das spielt sich an jedem dieser heiligen Orte ab. Aus diesem Grund geht niemand mehr dorthin, um zu beten oder zu meditieren. Die Menschen haben Angst. Sie wissen, dass sie zuerst ein Bad im Fluss nehmen müssen und sie wollen nicht von jenem Ungeheuer getötet werden.“

„Ach, das ist der Grund?“, sagte Arjuna. „Dann werde ich umkehren und mir die Sache selbst ansehen. Ich habe keine Angst!“

Arjuna ging zum nächst gelegenen Ufer und stieg ins Wasser. Sofort erfasste ihn ein riesiges Krokodil mit seinen Fängen und zog ihn in die Tiefe. Das Krokodil wollte Arjuna verschlingen, aber Arjuna hatte enorme Kraft und begann mit dem Krokodil zu ringen. Ein erbitterter Kampf spielte sich unter Wasser ab und letztendlich besiegte Arjuna das Krokodil. Er kam aus dem Wasser und zog das Krokodil hinter sich her. Sobald das Krokodil aus dem Wasser war, verwandelte es sich in eine wunderschöne Apsara oder göttliche Nymphe.

Arjuna war erstaunt. „Wie ist das möglich?“, rief er. „Du hast mit mir in Form eines Krokodils so wild gekämpft und nun hast du dich in eine solche Schönheit verwandelt!“

Die Nymphe verbeugte sich vor Arjuna. „Du hast mich gerettet! Nun bitte ich dich, die anderen vier Krokodile zu erlösen. Sie sind meine Freundinnen.“

„Wie ist dieses Schicksal über euch gekommen?“, fragte Arjuna.

Die Nymphe antwortete: „Einst meditierte ein großer Weiser an einem der heiligen Orte. Er meditierte so intensiv, dass die kosmischen Götter besorgt waren. Sie baten uns, seine Meditation zu stören, da der Weise sie sonst an spiritueller und okkulter Kraft übertreffen würde. Wir gehorchten den großen kosmischen Göttern und traten vor den Weisen. Aber als wir versuchten seine Meditation zu stören, wurde er wütend und verfluchte uns, so dass wir Inkarnationen als Krokodile annehmen mussten. Der Weise sagte, dass wir gezwungen wären, hier in diesen Flüssen an diesen fünf heiligen Orten zu leben und alle Pilger zu töten und zu verschlingen, die ins Wasser stiegen. Wir müssten so lange hierbleiben, bis jemand diese heiligen Orte besuchen käme, der sehr religiös und gleichzeitig sehr stark sei. Der Weise sagte uns, dass wir nicht in der Lage sein würden, diesen Mann zu verschlingen. Er würde mit uns kämpfen und uns besiegen. Wenn er uns aus dem Wasser zöge, würden wir wieder Apsaras werden. Wir haben so lange auf dein Kommen gewartet! Heute hast du mich gerettet und ich bin dir so dankbar! Bitte, bitte, rette auch meine Freundinnen!“

Arjuna wusste, dass er die vier anderen Nymphen auch von ihrem traurigen Schicksal erlösen musste. Er ging zu den übrigen Orten, stieg ins Wasser und kämpfte mit den riesigen Krokodilen, die ihn angriffen. Eines nach dem anderen besiegte er und zog es aus dem Wasser. Auf diese Weise konnten sie von dem Fluch des Weisen befreit werden und ihre wunderschöne Form zurückerhalten.

From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 3, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_3