Als Brinda hörte, dass Radha wutentbrannt war, bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie wusste nicht, welche Folgen das ganze haben würde und so beging sie Selbstmord.
Krishna war zufällig mit einem seiner besten Freunde, Shridhama, zusammen, als Radha kam und ihn beschimpfte. Sridhama stand immer zu Krishna und er konnte es nicht ertragen, dass man Krishna beschimpfte. Shridhama sah Radha an und sagte: „Wenn du meinen Lord noch einmal beleidigst, werde ich dich verfluchen.“
„Ich werde es sein, die dich verflucht!“ sagte Radha und ihre Stimme bebte vor Zorn. „Du wirst dich in einer sehr niederen Familie inkarnieren und du wirst schrecklich leiden.“
Shridhama erwiderte sofort: „Radha, ich verfluche dich. Einhundert Jahre lang wirst du nicht mit meinem Lord zusammen sein. Es wird eine lange Trennung sein, die einhundert Jahre dauern wird!“
Radha und Sridhama tauschten ihre schrecklichen Flüche aus und beide Flüche wurden wahr. Was Radha betrifft, so heißt es, dass sie mit Sri Krishna die ersten elf Jahre von Krishnas Leben zusammen war. Dann verließ Krishna Brindaban und blieb einhundert Jahre in Mathura und an anderen Orten. Er war ein König und Krieger. Während dieser Zeit fand die Schlacht von Kurukshetra statt und Krishna wurde der Wagenlenker von Arjuna. Danach zog sich Krishna zurück und Radha kam, um die letzten vierzehn Jahre seines Lebens mit ihm zu verbringen. Gemäß der Purana, die auf dieser Version gründet, lebte Sri Krishna insgesamt 125 Jahre.
Wenn diese Geschichte wahr ist und Krishnas Lebensspanne 125 Jahre betrug, dann kann die Geschichte von dem Jäger, dessen Pfeil Krishnas Fuß durchbohrte, nicht richtig sein. Es heißt, dass dieser Jäger für Krishnas weltlichen Tod verantwortlich war.
Als die Schlacht von Kurukshetra vorüber war, wurde Krishnas Sohn Samba von einigen Verwandten zu schlechtem Benehmen angestiftet. Das hatte zur Folge, dass er von drei großen Weisen verflucht und Krishnas ganze Familie völlig ausgelöscht wurde. Dem Fluch, der über Samba ausgesprochen wurde, ging ein Fluch von Gandhari voraus. Sie fühlte, dass Krishna den Krieg insgesamt hätte verhindern können.
Gemäß dieser Version der Geschichte trat Radha nach ihrer gemeinsamen Kindheit in Brindaban überhaupt nicht wieder in Krishnas Leben. Natürlich gibt es große indische Gelehrte, welche sagen, dass Radha nicht einmal existierte! Sie sagen, sie existierte nur in der Vorstellung. Sehr viele Bände sind über die Nicht-Existenz von Radha geschrieben worden!
Das erinnert mich an unseren großen Vedantin-Gelehrten Shankaracharya. Er reiste von einem Ende Indiens zum anderen, nur um seine Philosophie zu predigen, dass die Welt unwirklich sei. Er wurde häufig gefragt: „Wenn die Welt unwirklich ist, wie du sagst, warum verschwendest du deine Zeit, um von Ort zu Ort zu ziehen? Von deinem Zimmer aus könntest du auch kundtun, dass die Welt unwirklich ist. Doch wir glauben, dass die Welt wirklich ist.“
Shankaracharya antwortete dann: „Wenn ich nicht von Ort zu Ort gehe und die Nachricht verbreite, dass die Welt unwirklich ist, werden die Leute meine Philosophie nicht hören. Du lebst an einem Ort und deine Freunde leben an einem anderen Ort. Ich muss also auch zu deinen Freunden gehen, um meine Erkenntnisse mit ihnen zu teilen.“
Abermals fragten seine Kritiker: „Wenn diese Welt unwirklich ist, warum verschwendest du dann deine Zeit und deine Energie? Bete einfach zu Gott, dass Er dich wegnehmen soll!“
Shankaracharya sagte: „Nein, das kann ich nicht tun. Gott bittet mich, den Menschen zu sagen, dass die Welt unwirklich ist.“
Es gibt viele derartige, überaus lustige und amüsante Geschichten aus unserer indischenVegangenheit. Meiner Ansicht nach sind sie sehr unterhaltsam und zugleich lehrreich. „Wer weiss im Falle Krishnas wirklich, was sich vor so langer Zeit ereignet hat? Historiker sagen, dass er vor fünftausend Jahren gelebt hat, aber meiner Ansicht nach lebte er vor neun- oder zehntausend Jahren. Das ist mein inneres Gefühl.
Was wir sicher wissen ist, dass der höchste Lord Krishna sich stets selbst transzendiert. Von Geburt an vollbrachte er unzählige Wunder. Selbst heute, Tausende Jahre später, leitet, erleuchtet und schützt uns sein Bewusstsein auf unvorstellbare Art und Weise.From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 3, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_3