Wer ist der Größte: Brahma, Vishnu oder Shiva?

Unsere Indische Dreieinigkeit besteht aus Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma ist der Schöpfer, Vishnu ist der Erhalter und Shiva ist der Verwandler. Nach Ansicht einiger ist Shiva der Zerstörer, wir aber nennen ihn Verwandler.

Einst wurde Brahma Opfer seines Stolzes. Er sagte zu seinen Ergebenen: „Von nun müsst ihr mich als das Höchste ansehen. Ich habe nicht den gleichen Standard wie Vishnu und Shiva. Was machen sie denn schon? Vishnu erhält nur und Shiva beschäftigt sich mit Dämonen. Aber ich bin der Schöpfer.

Brahmas Anhänger verbeugten sich vor ihm und sagten: „Du bist der Höchste.“

Als sie Brahma lobpreisten, erschien Vishnu. „Was sagt ihr da?“ fragte er die Anhänger.

Sie antworteten: „Brahma hat uns wissen lassen, dass er der Höchste ist und wir wiederholen seine Worte.“

„Das kann niemals sein!“ rief Vishnu aus. „Er erschafft nur, aber ich habe die Schwierigheiten des Er­haltens. Meine Aufgabe ist weit schwieriger, weil sie viele Jahre in Anspruch nimmt. Meine Geduld, meine Vergebung und mein Mitleid übersteigen bei weitem Brahmas Akt des Erschaffens. Der Schöpfungsakt nimmt nur kurze Zeit in Anspruch, aber die Schöpfung zu erhalten, erstreckt sich über unbestimmte Zeit. Ich bin derjenige, den ihr als Höchsten lobpreisen solltet!“

Brahmas Anhänger sagte Vishnus Argumentation ganz und gar nicht zu. Sie meldeten Vishnus Fall Brahma und dann begannen Brahma und Vishnu heftig zu streiten und zu kämpfen. Der Streit wollte kein Ende nehmen.

Die vier Vedas konnten diesen Konflikt nicht ertragen. Sie nahmen die Form von vier göttlichen Wesen an und stellten sich vor Brahma und Vishnu, die eine hitzige Diskussion führten. Die Vedas sagten: „Wir glauben, dass Shiva bei weitem der Beste in der Dreieinigkeit ist. Ihr zwei streitet und kämpft, aber er steht über diesen Dingen. Nur gewöhnliche Menschen streiten und kämpfen auf diese Weise.

In dem Augenblick kam Lord Shiva vorbei: „Was geht hier vor?“ fragte er.

Vishnu fasste die ganze Geschichte zusammen: „Brahma denkt, er sei der Größte und ich denke, ich bin der Größte.“

Nun war Shiva an der Reihe. „Keiner von euch ist der Größte und Höchste“, sagte er. „Ich bin der Größte und Höchste.“

Vishnu ergab sich. „Ich kann nicht länger streiten, ich will gerne kundtun, dass du der Größte bist“, erklärte er.

Shiva war mit Vishnu sehr zufrieden, aber Brahma widersetzte sich Shiva heftig. Er sagte: „Ich bin zweifellos der Größte. Du gibst dich nur mit Geistern und Dämonen ab. Dich interessiert deine psychische Existenz nicht. Du trägst Totenschädel um deinen Nacken. Du glaubst nicht an die Schöpfung!“

„Genug!“, schrie Shiva. „Ich werde deine Beleidigungen nicht länger dulden. Ich fordere dich zum Kampf heraus!“

Als sich Shiva zum Kampf vorbereitete, trat ein Wesen aus seinem Körper und sagte: „Ich werde für dich kämpfen.“ Brahma und dieses Wesen schlugen sich gegenseitig sehr hart, aber das Wesen konnte Brahma schließlich einen seiner Köpfe abschlagen und Brahma fiel tot zu Boden. Ursprünglich hatte Brahma fünf Köpfe, aber dieses Wesen schlug einen seiner fünf Köpfe ab.

Shiva betrübte es, Brahma leblos am Boden liegen zu sehen. „Trotz allem“, sagte er, „war Brahma einmal mein Freund. Was habe ich getan? Dieses Wesen und ich sind schuld daran.“

Also belebte Shiva Brahma wieder, aber Brahma hatte nun nur mehr vier Köpfe. Brahma verfluchte sofort dieses Wesen: „Der Kopf, den du mir abgeschlagen hast, wird immer an deiner Hand haften bleiben.“

So blieb Brahmas fünfter Kopf an der Hand des Wesens haften, dessen Name Nandi war.

Eine andere Version dieser Geschichte besagt, dass der Kopf an Shivas Handfläche haften blieb. Wenn sich Shiva niederlegt, kann man ihn sehen.

Eine dritte Version besagt schließlich, dass Nandi von Ort zu Ort ging, um den Kopf von seiner Handfläche zu lösen. Letztendlich ging er zu Krishna, der ihm riet: „Geh nach Benares. Das ist der heiligste aller Orte. Dort wird die Heiligkeit des Ortes in deine Handfläche eintreten und du wirst sehen, dass der Kopf von deiner Handfläche abfallen wird.“

Nandi hörte auf Krishnas Rat und ging nach Benares. Sobald er diese heilige Stadt erreicht hatte, siehe da, löste sich Brahmas Kopf.

Shiva war sehr zufrieden mit Nandi, weil er den Kampf mit Brahma gewonnen hatte. Er sagte zu Nandi: „Ich bin sehr zufrieden mit dir. Du warst in der Lage, Brahma zu töten. Du bist sehr stark. Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Von nun an wirst du der Führer aller Dämonen und Geister sein, die meine Untergebenen sind.“ So wurde Nandi Shivas ranghöchster Gefolgsmann.

From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 3, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_3