Parvati wusste, dass diese Art der Schönheit nur durch die Kraft intensiven Gebets und intensiver Meditation erreicht werden konnte. Sie beschloss, ihren Mann Shiva zu verlassen und sich in die Abgeschiedenheit zu begeben, so dass sie sich fortwährend spirituellen Übungen widmen konnte.
Bevor sie aufbrach, bat sie Nandi, keiner Frau, die so aussah wie sie, zu erlauben Lord Shivas Haus zu betreten. Sie sagte: „Mein Lord ist schon oft von Frauen getäuscht worden, die meine Form annahmen und versuchten, sich ihm zu nähern. Du musst absolut sicher sein, dass ich es bin, die zurückgekehrt ist und niemand anderes. Ansonsten bin ich mir sicher, dass während meiner Abwesenheit einige Frauen versuchen werden, auch dich zum Narren zu halten.“
Nachdem sie strikte Anweisungen gegeben hatte, zog sich Parvati auf unbestimmte Zeit in den Wald zurück. Alle ihre Juwelen und ihre schönen Gewänder ließ sie zurück, damit sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Gebet und der Meditation widmen konnte.
Wenige Monate später wurde ein Asura oder Dämon, der zufälligerweise an Shivas Wohnstätte vorbeikam, auf die riesengroßen Tore vor dessen Haus aufmerksam. Der Dämon fragte einen der Wächter: „Wessen Haus ist das?“
„Es ist das Haus von Lord Shivas“, antwortete der Wächter.
„Ich möchte eingelassen werden“, sagte der Dämon hochmütig.
„Das ist streng verboten“, sagte der Wächter. „Ich habe die Anweisung von Parvati erhalten, dass niemand eingelassen werden darf.“
Äußerlich tat der Dämon so, als ob es ihm gleichgültig sei. „Gut“, sagte er, „wenn du den Leuten nicht erlaubst einzutreten, was kann ich tun?“
Innerlich kochte er vor Wut. Er ging heim und kehrte einige Tage später zum Tor zurück. Dieses Mal nahm er die Form eines winzigen Geschöpfs an. Er verwandelte sich in eine Art Schlange. Da dieses Geschöpf so klein war, konnte es unbemerkt an dem Wächter vorbei durch das Tor gelangen. Es war mit bloßen Augen fast nicht erkennbar. Sobald das Geschöpf in Shivas Haus war, nahm es die Gestalt von Parvati an. Es war über alle Maßen schön.
Als Shiva seine Frau vor sich stehen sah, war er voller Freude. Er näherte sich ihr, um sie zu umarmen. Doch als er seine Arme um die falsche Parvati legte, nahm der Dämon plötzlich seine alte Form an. Der Dämon griff Shiva an und ein schrecklicher Kampf brach los.
Schließlich gewann Shiva die Oberhand und der Dämon lag sterbend am Boden. Mit seinem letzten Atemzug sagte der Dämon zu Shiva: „Du hast mich getötet, aber ich warne dich. Eines Tages wird mein Bruder kommen und dich töten. Er wird ebenfalls Parvatis Form annehmen und dich töten. Er ist viel stärker als ich.“
Es war bekannt, dass dieser Dämon keinen Bruder hatte. Seine Drohung war nur Lüge. Er wollte, dass Shiva die wahre Parvati zerstörte, sobald sie vom Wald zurückkehrte.
Das Problem der falschen Parvatis setzte sich viele, viele Jahre fort. Genau wie Parvati vorhergesagt hatte, nahmen andere Wesen ihre Form an und versuchten die Wächter zu täuschen. Manchmal verwehrten ihnen die Wächter den Zutritt und andere Male, wenn es ihnen gelang einzutreten, erkannte Shiva sie. Shiva wollte kein zweites Mal zum Narren gehalten werden.
Nach einer langen Zeit kam eine Parvati und verlangte Einlass. Sie verhielt sich so sehr wie die wahre Parvati, dass die Wächter das Tor öffneten. Sie trat ein und ging zu Shiva. Shiva verdächtigte sie sofort. „O Gott“, seufzte er, „wieder will mich eine zum Narren zu halten.“
Shiva bereitete sich darauf vor, sich noch einmal zu verteidigen. Dieses Mal traten unzählige Wesen aus seinem Körper hervor, um die falsche Parvati zu zerstören. Aber zu Shivas größter Überraschung traten auch unzählige Wesen aus dem Körper dieser Parvati aus. Ein ungeheurer Kampf entbrannte zwischen den beiden Seiten.
Als Shiva die vielen Wesen bestaunte, die für Parvati kämpften, merkte er, dass nur die wahre Parvati diese Art spirituelle Kraft haben konnte.
„Du bist meine wahre Parvati!“, rief er und warf die Waffen nieder. Shiva drang zu ihr vor. Als er näherkam, bemerkte er, dass seine Frau jetzt unendlich viel schöner war als zuvor. Da sie so viele Jahre lang gebetet und meditiert hatte, war sie unvergleichlich schön geworden.
Kannst du dir vorstellen, eine göttliche kosmische Göttin, eine erhabene Göttin will unbedingt Schönheit erlangen! Es ist kein Wunder, dass sich alle Frauen jede Sekunde ihres Lebens nach Schönheit sehnen. Es begann alles mit unserer erhabenen Göttin Parvati.From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 3, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_3