Der Weise fragte Krishna: „Bitte sage mir, was ich für dich tun kann. Gibt es etwas Bestimmtes, das ich für dich tun soll?“
Krishna antwortete: „Mein Wunsch ist sehr bescheiden. Ich möchte einen Sohn haben. Bitte sage mir, wie ich einen Sohn haben kann.“
„Nur Shiva kann in dieser Sache helfen“, sagte der Weise. „Du musst zu Shiva beten. Zuerst musst du eintausend Blumen pflücken. Mit diesen Blumen musst du Shiva viele Jahre lang anbeten. Wenn Shiva mit deiner Anbetung zufrieden ist, wird er dir einen Sohn schenken.“
Krishna verließ die Hütte des Weisen und begab sich in die Abgeschiedenheit. Er streute sich Asche auf seinen Körper und kleidete sich mit einer Baumrinde. Viele Jahre lang betete er, um einen flüchtigen Blick von Shiva zu erhalten und ihn um einen Gefallen zu bitten.
Parvati sah mit ihrem dritten Auge, dass Krishna ganz allein im Wald inständig betete. Sie sagte zu ihrem Mann: „Mein Herr, was tust du? Warum antwortest du nicht? Lord Krishna betet schon seit so vielen Jahren zu dir, nur zu dir.“
„Was erwartest du, dass ich tue?“ fragte Shiva.
„Geh einfach und tritt vor ihn hin“, bat Parvati. „Lass uns am besten zusammen gehen.“
Parvati und Shiva erschienen vor Krishna. Shiva sagte zu ihm: „Was machst du? Warum solltest unter all den Menschen gerade du zu mir beten? Du bist Narayana, du bist Vishnu, du bist der Avatar dieses Zeitalters, du erfüllst alles. Warum betest du dann zu mir?“
Krishna antwortete: „Lord Shiva, ich weiß, dass du der Einzige bist, der meinen Wunsch erfüllen kann.“
„Gibt es einen Wunsch, den du dir nicht selbst erfüllen kannst?“ fragte Shiva.
„Man hat mir gesagt, dass nur du diesen bestimmten Wunsch erfüllen kannst. Deswegen bin ich zu dir gekommen.“ antwortete Krishna.
„Was ist dein Wunsch?“ fragte Shiva.
„Ich wünsche mir einen Sohn, der genau so ist wie du.“ sagte Krishna zu Shiva. „Er soll genau so sein wie du, sonst will ich ihn nicht.“Shiva und Parvati lächelten und sofort gewährte Shiva Krishna den Wunsch. Krishna kehrte nach Hause zurück und nach einiger Zeit gebar seine Frau Jambavati einen Sohn. Sie nannten ihn Samba.
Was bedeutet es, einen Sohn zu haben, der genauso ist wie Shiva?
Einerseits ist Shiva immer in Trance. Aber andererseits ist es Shivas Aufgabe zu zerstören. Von Zerstörung kommt Umwandlung. Dieser Knabe Samba tat im Laufe seines Lebens viele unerträgliche Dinge. Schließlich brachte er die totale Zerstörung über Krishnas Familie. Man kann also sagen, dass Krishna wusste, dass Umwandlung notwendig war und der Umwandlung die Zerstörung vorausgehen muss. Deswegen betete er um einen Sohn, der wie Shiva war.From:Sri Chinmoy,Die Erd-Erleuchtungs-Trompeten der göttlichen Heimat, Teil 1, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/eit_1