Eines Tages fühlte er sich traurig und bedrückt, weil sein Licht nicht richtig angenommen wurde und seine Schüler keinen zufriedenstellenden spirituellen Fortschritt machten. In jener Nacht führte er ein langes Gespräch mit Gott. Er sagte zu Gott: „Du weißt wie viel Zeit ich für diese hoffnungslosen, nutzlosen und undankbaren Leute aufgebracht habe, doch es gelingt mir nicht, etwas für Dich hier auf der Erde zu tun. Auch wenn es sich darum geht, das Licht in mir zu erkennen, ganz zu schweigen von dankbar zu sein, bemerke ich keine Reaktion, weder in meinen Schülern noch in meinen Freuden und Bekannten. Es scheint, dass Dankbarkeit auf der Erde noch nicht geboren ist.“
Gott lächelte ihn an und sagte: „Gut. Ich werde dir beweisen, dass Dankbarkeit tatsächlich auf der Erde existiert. Eines Tages wirst du bestimmt Menschen treffen, die dir dankbar sein werden.“
Am folgenden Morgen verlies der spirituelle Meister sein Haus und ging zum Park, um dort zu meditieren. Auf dem Weg dorthin begegnete er einer seiner unaufrichtigen Schülerinnen. Diese Frau erzählte dem Meister: „Meister, ich habe einen Freud, der dich schon seit langer Zeit gerne treffen möchte. Hättest du nicht einige Minuten Zeit für ihn? Er weilt gerade in meinem Haus, das ganz in der Nähe ist. Ich weiß, dass du keinen Kaffee und keinen Tee trinkst, doch ich habe Milch und Fruchtsaft zuhause, das ich dir anbieten könnte. Ich wäre so glücklich und dankbar und würde mich sehr geehrt fühlen, wenn du zu mir nach Hause kommen und meinem Freund einige Fragen beantworten könntest.“
Da es sich nur um einige Minuten handelte, war der Meister einverstanden. Der Freund dieser Frau sagte zum Meister: „Guten Tag, wie geht es Ihnen?“ Der Meister antwortete: „Gut, danke,“ und streckte seine Hand aus. Der Mann schüttelte die Hände des Meisters. Der Meister lächelte ihm zu, verließ plötzlich das Haus und ging zurück zum Park.
Als der Meister zwei Stunden später nach Hause zurückkehrte, wartete die betreffende Schülerin vor seiner Türe auf ihn. Sie sagte: „Meister, Meister, hier ist ein Zehn-Dollarschein. Mein Freund sagte, dein Lächeln hat alle seine Fragen beantwortet. Du hast ihm nur eine kurze Sekunde zugelächelt, doch in dieser kurzen Sekunde wurden alle seine lebenslangen Fragen beantwortet. Er sendet dir diese zehn Dollar mit größter Liebe und Dankbarkeit. Er ist ein armer Mann, sonst hätte er dir viel mehr Geld gegeben. Er hat mir gesagt, ich solle dir sagen, dass er voller Dankbarkeit sei und dir für dein Lächeln ewig dankbar sein werde.“
Der Meister erinnerte sich an sein Gespräch mit Gott in der Nacht zuvor, als Gott ihn getröstet und ihm versichert hatte, dass Dankbarkeit auf der Erde tatsächlich existierte. Es kamen ihm Tränen der Dankbarkeit gegenüber seinem inneren Führer. Er schwamm im Meer der Dankbarkeit und sagte seiner Schülerin: „Es ist nicht wegen der zehn Dollar, dass ich so voller Dankbarkeit bin, sondern wegen seiner Empfänglichkeit, weil ein kurzes Lächeln in ihm eine solche Empfänglichkeit zum Vorschein bringen konnte. Seine Empfänglichkeit zieht die ganze Dankbarkeit meines Herzens auf sich. Die Dankbarkeits-Blume, die liebste aller Blumen, wurde im Herzen eines Lächelns, eines kurzen Lächelns geboren.“
14. September 1974From:Sri Chinmoy,Dankbarkeits-Himmel und Undankbarkeits-Meer, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2006
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/gsi