Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens

Der Priester erhält eine Lektion vom Schaffner

Ein Priester und ein Geschäftsmann befanden sich auf der Reise im Erste-Klasse-Abteil des Zuges. Der Priester ging zu einen der Schaffner und sagte: „Stellen Sie sich vor, ich muss mit so einem schlechten Menschen im gleichen Abteil sitzen! Er ist so hässlich, so ungöttlich und in keinster Weise an höheren Dingen interessiert! Was für ein Schicksal ist mir hier widerfahren? Diesem Kerl vertraue ich nicht im geringsten! Meine Armbanduhr ist sehr wertvoll; darüber hinaus habe ich 700 Dollar in bar bei mir. Können Sie die beiden Sachen für mich aufbewahren? Morgen früh werde ich sie wieder an mich nehmen.“

Der Schaffner war einverstanden und nahm die Uhr und das Geld des Priesters umgehend im Empfang. Daraufhin sagte der Schaffner: „Wie ich sehe, sitzen Sie beide im gleichen Boot. Auch der Geschäftsmann überließ mir all seine Wertsachen, bevor Sie zu mir kamen.“

Der Priester war zutiefst schockiert! „Wie kann er das tun? Wie kann er mir misstrauen? Schließlich bin ich ein Priester!“

Der Beamte sagte: „Wie du mir, so ich dir. Kommen Sie beide morgen früh zu mir, dann werde ich Ihnen Ihre Wertsachen wieder zurückgeben.“

Der Priester war sehr verärgert. Sein Stolz war tief verletzt. „Sechzig Jahre bin ich nun Priester. Ich habe Predigten gehalten und Andachten geleitet. Ich hatte recht! Der Geschäftsmann ist ein sehr schlechter Mensch.“

Am darauf folgenden Morgen kamen sowohl der Priester als auch der Geschäftsmann zur gleichen Zeit zum Schaffner. Sowie der Priester den Geschäftsmann erblickte, entfernte er sich mit den Worten: „Nun haben Sie mir den Tag ruiniert!“

Darauf gab der Schaffner all die Wertsachen wieder zurück, die der Geschäftsmann bei ihm hinterlegt hatte. Der Geschäftsmann dankte ihm überschwänglich und wollte ihm ein Trinkgeld geben. Aber der Schaffner sagte: „Nein, das gehört zu meinen Pflichten,“ und er nahm nicht einen Cent des Trinkgeldes an.

Im Anschluss kam der Priester, um seine Sachen abzuholen. Sehr überheblich sagte er zum Schaffner: „Dies scheint mein Schicksal zu sein, mich mit solch einer unausstehlichen Person abfinden zu müssen. Können Sie mir jetzt bitte meine Armbanduhr und meine 700 Dollar zurückgeben?“

Der Schaffner erwiderte: „Tut mir leid, ich habe sie weggeworfen!“

Der Geistliche wurde wütend. „Sie haben meine teuren Wertsachen weggeworfen? Ich hole gleich die Polizei!“

„Tun Sie, was Sie wollen,“ erwiderte der Bahnbeamte. „Von Ihnen sollte man erwarten können, dass Sie den Menschen Vertrauen entgegenbringen, aber stattdessen sehen Sie das Dunkle im Menschen. Wenn Sie die Polizei rufen, werde ich einfach lügen. Ich werde behaupten, dass Sie mir nichts gegeben haben. So wird meine Aussage gegen Ihre Aussage stehen, und Sie werden keinen Beweis haben. Überhaupt keinen! Ich habe alles weggeworfen.“

Der Geistliche war empört, und so ging er zur Polizei und erzählte seine ganze Geschichte. Der Polizist sagte einfach: „Ich kenne diesen Schaffner schon seit vielen Jahren. Wenn er Ihnen gesagt hat, dass er Ihre Sachen zurückgeben würde, dann bin ich überzeugt, dass er genau das tun wird. Ich vertraue diesem Mann. Er war immer sehr ehrlich.“

Der Priester verfluchte den Schaffner. Er begann zu toben: „Ich habe meine Uhr verloren! Ich habe mein Geld verloren! Nun werde ich Sie verklagen!“

Der Schaffner sagte sehr gelassen: „Tun Sie, was immer Sie wollen. Es ist sehr bedauerlich, doch Sie spielen Ihre Rolle nicht gut. Sie sind Priester. Sie sollten Mitgefühl zeigen. Aber stattdessen benehmen Sie sich wie ein gewöhnlicher Mensch. Wir schätzen Priester, weil wir ihnen vertrauen. Wir glauben, dass Sie und Ihresgleichen uns zu Gott bringen. Stattdessen bringen Sie uns in die Hölle!“

Der Priester war gedemütigt. Er grollte und suchte nach Worten. Verzweifelt sagte er: „Das ist mein Schicksal, wenn ich es mit gewöhnlichen Menschen zu tun habe!“

Dann sagte der Schaffner. „Hören Sie mir bitte zu! Gott spricht in mir und durch mich. Misstrauen Sie niemals den Menschen. Mit Ihrem Misstrauen bringen Sie die Leute in die Hölle. Ich gebe Ihnen jetzt alles zurück, aber Sie müssen den Menschen vertrauen. Nur so werden sie fähig sein, in den Himmel zu kommen. Die ureigene Natur von Geschäftsleuten ist es, misstrauisch zu sein; Sie jedoch predigen die ganze Zeit, wie wir zu guten Menschen werden können. Sie sind ein Mann Gottes. Wenn Sie im Priesterberuf bleiben wollen, dann müssen Sie lernen, den Menschen zu trauen, und dabei helfen, sie zu Gott zu bringen.“

Auf der einen Seite ist diese Geschichte lustig, andererseits ist sie auch sehr lehrreich. Gott wollte, dass der Priester erleuchtet wird. Ein guter Mensch muss Gutes in anderen Menschen sehen. Wenn ein guter Mensch anfängt, nur schlechte Dinge in anderen zu sehen, wie will er so für andere Menschen von irgendeinem Nutzen sein?

Der Philosoph wird vom Taxifahrer erleuchtet

Ein Philosoph, der an einer angesehenen Universität lehrte, kam eilig aus seinem Haus herausgerannt und schrie aus Leibeskräften: „Taxi! Taxi! Taxi!“

Das Taxi kam sehr schnell zu ihm herüber, und der Philosoph sprang hinein. „Beeilen Sie sich! Beeilen Sie sich!“ brüllte der Philosoph den Taxifahrer an. „Fahren Sie, so schnell Sie können!“

Der Taxifahrer fuhr so schnell wie möglich los. Nach etwa zwanzig Minuten fragte der Philosoph: „Kommen wir bald am Zielort an?“

Der Taxifahrer sagte: „Welchem Ziel? Haben Sie mir eines gesagt? Ich fahre lediglich, so schnell ich nur irgendwie kann.“

Der Philosoph brüllte. „Ist es nicht Ihre Pflicht, mich zu fragen, wo ich hin will?“

„Wenn es meine Pflicht ist, Sie zu fragen, dann ist es auch ihre Pflicht, es mir zu sagen,“ erwiderte der Taxifahrer. „Sie hätten mir den Bestimmungsort sagen sollen. Es ist genauso gut Ihr Fehler.“

„Hören Sie, ich bin ein großer Philosoph.“

„Ja, Sie sind ein Philosoph,“ entgegnete der Taxifahrer. „Aber Sie leben auch in dieser Welt. Gott möchte, dass ich Sie vom Mond in diese Welt herunterhole. Gott möchte, dass ich Sie lehre, in dieser Welt zu leben und sich wie ein Mensch zu benehmen.“

Der Philosoph antwortete sofort: „Seit so vielen Jahren bin ich nun Philosoph, aber noch niemals ist mir solche Weisheit begegnet! Wollen Sie mein Guru sein?“

Der Taxifahrer sagte: „Ja, ich werde Ihr Guru sein, aber nur, wenn Sie versuchen, wie ein praktischer Mensch zu leben. Ich werde Ihnen auftragen, jeden Morgen um sieben Uhr aufzustehen, um pünktlich zu Ihrer Vorlesung zu kommen. Wenn Sie dann ein Taxi nehmen, müssen Sie dem Fahrer immer sagen, wo er Sie hinbringen soll. Und noch etwas rate ich Ihnen: Hetzen Sie niemals. Wenn Sie hetzen, verpassen Sie alles und Sie verlieren alles.“

Der Philosoph sagte: „Ich berühre Ihre Füße!“

Innerhalb kürzester Zeit stellten die Studenten des Philosophen ganz überrascht fest, dass der Philosoph stets pünktlich war und selbst das praktizierte, was er sie lehrte. Vorher hatten sie bemerkt, dass er zwar das Richtige sagte, aber ein schlechtes Beispiel abgab. Nachdem er den Taxifahrer als seinen Guru angenommen hatte, setzte der Philosoph seine eigene Philosophie in die Tat um.

Niemand weiß, wer in der Lage ist, wen zu unterweisen und von wem man etwas lernen kann, Wir müssen im Leben praktisch sein. Andernfalls werden die Leute denken, dass wir vollkommen nutzlos sind. So gesehen bekam der Philosoph die goldene Möglichkeit, etwas vom Taxifahrer zu lernen.

Der Streit, für einander sterben zu dürfen

Es gab einmal einen Mann, der ein ehrlicher Geschäftsmann war, sowie einen Sucher, der ein wahrer Gott-Sucher war. Von Kindheit an waren sie sehr eng befreundet. Jetzt lebten sie nicht im gleichen Land, aber sie schrieben sich regelmäßig. Unglücklicherweise war die Beziehung zwischen den beiden Heimatländern ziemlich feindselig.

Eines Tages kam der Geschäftsmann, um seinen Freund zu besuchen und gleichzeitig einige Geschäfte zu tätigen. Am ersten Abend, als der Sucher zur Kirche ging um zu beten, unternahm der Geschäftsmann einen Spaziergang und schlenderte die Straße entlang. Bald darauf wurde er von der Polizei angehalten, die ihn verdächtigte, ein Spion zu sein.

Ein Polizist wollte von ihm wissen: „Wo wohnen Sie? Was tun Sie hier?“

Der Geschäftsmann erwiderte: „Aus Neugier schaue ich mich hier und da ein bisschen um. Ich bin Geschäftsmann und komme aus einem anderen Land.“

Die Polizei sandte dem König eine Nachricht bezüglich des Geschäftsmannes, um Nachforschungen über ihn anzustellen. Der König antwortete mit der Mitteilung, dass der Mann ein Spion sei, und gab den Befehl, ihn zu hängen.

Als der Geschäftsmann den Befehl des Königs vernahm, sagte er: „Bitte, bitte! Lasst mich für kurze Zeit nach Hause gehen. Ich verspreche, dass ich zurückkommen werde. Ich muss Vorkehrungen für die Zukunft meiner Kinder treffen. Bitte lasst mich gehen. All meine Papiere sind zu Hause. Ich werde bestimmt zurückkommen. Ich sage euch sogar, wann – in fünfzehn Tagen werde ich zurückkommen.“

Ein Polizist entgegnete: „Der König vertraut dir nicht. Du wirst in ein anderes Land gehen und dich verstecken.“

Der Geschäftsmann sagte: „Nein, nein! Ich werde ganz bestimmt zurückkommen.“

„Wo ist der Beweis?“ verlangte der Polizist Auskunft.

„Ich habe hier einen Freund, und dieser Freund wird sich dafür verbürgen, dass ich zurückkomme.“

Daraufhin lies die Polizei den Gottsucher-Freund kommen. „Ja“, sagte der Sucher, „ich übernehme die volle Verantwortung, wenn mein Freund nicht zurückkehrt. Wir sind von Kindesbeinen an befreundet, und wir stehen einander sehr nahe. Weil er so viele Pflichten hat, muss er all seine Angelegenheiten ordnen, bevor er gehängt wird.“

Fünfzehn Tage waren vergangen, und der Freund des Suchers war noch nicht zurück. Alle Leute im Umfeld des Suchers waren so unglücklich. Sie sagten: „Warum vertraust du einem Geschäftsmann?“

Der Gott-Liebende antwortete: „Unsere Freundschaft ist so stark. Ich bin sicher, dass er zurückkommen wird.“

Es war beschlossen, dass der Geschäftsmann an diesem Nachmittag um 15:00 Uhr gehängt werden sollte. Um 14.30 Uhr sagte der Sucher: „Ich schätze unsere Freundschaft so sehr. Wenn mein Freund nicht kommt, bin ich bereit, gehängt zu werden.“

Plötzlich kam der Freund zurück. Er kam in fieberhafter Eile herbeigerannt. Der Sucher sagte zu seinem Freund: „Nein, nein, nein! Lass mich derjenige sein, der gehängt wird. Du hast eine große Familie. Ich habe nur Gott und Gott ist mein Alles.“

Der Geschäftsmann rief aus: „Für mich willst du dein Leben geben? Nein, warum solltest du dein Leben geben? Du bist ein so liebenswürdiger Mann, du betest die ganze Zeit zu Gott. Du wirst in Zukunft noch so viel Gutes in der Welt bewirken. Mein Leben besteht nur aus Geschäften. Dein Leben ist nur für Gott. Ich bin derjenige, der gehängt werden sollte.“

„Nein“, entgegnete der Sucher. „Du hast eine große Familie. Meine Lage ist anders, da ich unverheiratet bin. Wenn du nun stirbst, wird dich deine ganze Familie schrecklich vermissen. Aber wenn ich jetzt sterbe, wird niemand anders unglücklich sein. Ich kann in Frieden sterben.“

Auf diese Weise stritten und stritten sich die Freunde darüber, wer nun sterben sollte. Ein jeder von ihnen wollte sterben, damit sein Freund am Leben bleibt.

Der König traute seinen Ohren nicht! „Mein Gott!“, erklärte er. „In meinem ganzen Leben habe ich noch keine solche Freundschaft gesehen! Normalerweise gibt es da nur Missgunst. Seht euch den Sucher an. Er denkt nur an die Familie des Geschäftsmannes, und der Geschäftsmann denkt nur daran, die Welt besser zu machen. Bitte, bitte, ich bitte euch beide, macht mich zu eurem Freund.“

Die beiden Freunde sagten: „Einverstanden, wir werden dich als unseren Freund annehmen. Dies ist in der Tat eine Ehre für uns!“

Der König fügte hinzu: „Ich will euch beide als Minister in meinem Königreich.“ Zum Sucher gewandt sagte er: „Ich werde mich um all deine Bedürfnisse kümmern. Und zum Geschäftsmann sagte der König: „Du kannst deine Familie hierher bringen. Ich werde für sie sorgen.“

Der Sucher erwiderte: „Ich muss zu Gott beten. Das ist die Arbeit meines Lebens.“

Der Geschäftsmann sagte: „Nein, nein! Ich liebe meine Heimat so sehr. Meine Kinder studieren und sind sehr glücklich, wo sie sind. Dies wäre ein ganz neuer Ort für sie. Wenn Sie mir freundlicherweise erlauben würden heimzukehren, dann verspreche ich Ihnen, nicht hierher zurückzukehren.“

Der König bat die beiden Männer inständig: „Ihr seid im Begriff, meine Freunde fürs Leben zu werden. Warum wollt ihr nicht meine Minister werden?“

Der Sucher erklärte: „Ich bin ein Sucher. Ich bin so glücklich mit meinem Leben.“

Der Geschäftsmann antwortete: „Ich bin so glücklich mit meiner Familie. Wenn ich Minister werde, werden so viele Leute eifersüchtig auf mich sein. Andere Minister werden Beschwerden gegen uns vorbringen und unsere Ohren vergiften. Wir müssen uns sehr stark darum bemühen, unsere Freundschaft aufrecht zu erhalten. Darauf kommt es an. Sie lieben uns, und wir lieben Sie. Aber wenn wir erst Minister werden, dann wird es von Seiten der anderen Minister so viele Beschwerden über uns geben. Dann werden Sie wütend werden. Sie werden entweder nur an unsere Unfähigkeit denken oder sich über die empören, die eifersüchtig auf uns sind. Sie werden leiden und wir werden leiden. Das Beste für uns ist, unsere Freundschaft zu pflegen.“

Darauf sagte der König: „Ihr beide seid nicht nur meine unzertrennlichen Freunde. Ihr seid meine Lehrmeister. Hier regiere ich dieses Land. Aber heute habt ihr mir die Augen geöffnet. Ihr habt mir gezeigt, wie ich mein Land regieren muss. Ich versuche, meinem Land Licht zu geben, und ihr erleuchtet mich beide. Ihr beiden seid nicht nur meine unzertrennlichen Freunde, ihr seid auch meine Lehrmeister.“

Der Sucher sagte: „Lasst uns alle glücklich sein. Lasst uns unseren jeweiligen Aufgaben nachgehen. Ich werde beten, er wird Geschäfte machen, und Sie werden Ihr Königreich regieren.“

Der Junge sieht Got

Es gab einmal einen spirituellen Meister, der sehr viele Schüler hatte. Eines Tages trat ein junger Schüler auf den Meister zu und fragte: „Meister, wirst du Anstoß daran nehmen, wenn ich dir eine Frage stelle?“

Der Meister antworte ihm: „Niemals! Ich werde es dir niemals übel nehmen, ganz gleich, was für eine Frage du mir stellst.“

Der Schüler sagte: „Vor langer Zeit haben die Menschen Gott von Angesicht zu Angesicht sehen können. Wie kommt es, dass heutzutage niemand mehr Gott von Angesicht zu Angesicht sehen kann? Es gibt niemanden mehr, der täglich mit Gott spricht.“

Der Meister entgegnete: „Auch du kannst Gott verwirklichen und von Angesicht zu Angesicht mit Ihm sprechen, wenn du das Gleiche tust, was sie damals taten.“

„Meister, was taten sie?“

„In jenen Zeiten beugten die Menschen, die Gott verwirklicht hatten, ihr Haupt. Heutzutage verbeugen sich die Menschen nicht mehr.“

Der Junge sagte: „Meister, ich kann das leicht tun. Wenn ich mein Haupt sehr weit beuge, kann ich jeden Tag sogar meine Füße mit dem Kopf berühren. Werde ich Gott verwirklichen können, wenn ich das tue?“

Der Meister antwortete: „Ja, wenn du das sechs Monate lang machst, wirst du zweifellos fähig sein, Gott zu sehen und zu verwirklichen.“

Mit tiefstem Vertrauen befolgte der Junge sechs Monate lang diesen Ratschlag. Aber ach, er sah Gott nicht. Er sagte: „Meister, du hast mir gesagt, dass ich Gott sehen und mit Ihm sprechen könne, aber es nichts ist geschehen.“

Der Meister sagte: „Es gibt noch etwas, das unbedingt erforderlich ist.“

„Was brauche ich noch?“

Der Meister erwiderte: „Du musst sehr aufrichtig sein. Du darfst kein einziges Mal lügen.“

„Wenn ich sechs Monate lang nicht mehr lüge – nicht ein einziges Mal – wird es mir dann gelingen, Gott zu verwirklichen?“

Der Meister sagte: „Ja!“

„Muss ich darüber hinaus noch etwas tun?“

Der Meister sagte: „Nein! Halte einfach dein Haupt sechs Monate tief gebeugt und lüge nicht ein einziges Mal.“

Nach sechs Monaten kam der Junge zurück, um seinen Meister zu treffen. Er hatte nicht ein einziges Mal gelogen und sein Haupt täglich ganz tief bis zu seinen Füßen gebeugt. Doch ach, es war ihm immer noch nicht möglich, Gott zu sehen oder zu Ihm zu sprechen.

In diesem Augenblick trat ein anderer Meister zu diesem Meister und fragte: „Was ist hier passiert?“

Der erste Meister antwortete ihm: „Dieser Junge fragte mich, warum die Menschen heutzutage Gott nicht mehr sehen und von Angesicht zu Angesicht mit Ihm sprechen können; wohingegen Menschen in den früheren Zeiten dazu in der Lage waren. Ich sagte ihm, dass auch er das Gleiche tun könne. Ich sagte ihm, dass in jenen Zeiten die Menschen ihr Haupt beugten. Heutzutage tun wir das nicht mehr. Der Junge stimmte mir zu und sagte mir, dass er sogar seine Füße mit seinem Kopf berühren könne. Ich sagte ihm, dass er dann, wenn er dies sechs Monate lang machen könne, Gott verwirklichen könne. Obwohl er meinen Rat genau befolgte, sagte er, dass er Gott nicht sehen könne. Dann sagte ich, dass er auch sehr aufrichtig sein müsse und für die Dauer von sechs Monaten kein einziges Mal lügen dürfe. Wieder folgte er meinen Anweisungen sehr hingebungsvoll, doch er hat Gott immer noch nicht gesehen. Jetzt bin ich in Schwierigkeiten.“

Vor den Augen des Jungen sagte der andere spirituelle Meister zum ersten Meister: „Nein, du steckst nicht in Schwierigkeiten. Es wird mir gelingen, dir zu helfen.“

Anschließend sagte er zu dem Jungen: „Ich sage dir, dass du Gott von Angesicht zu Angesicht sprechen wirst, wenn du machst, was ich dir sage.“

Der Junge war hingerissen. Der neue Meister fuhr fort: „Nun beugst du dein Haupt sehr tief; du bist sogar fähig, deine Füße mit deinem Kopf zu berühren. Außerdem hast du nicht eine Lüge erzählt. Die nächsten sechs Monate musst du damit fortfahren und noch eine Sache hinzufügen. Jeden Tag, nachdem du dein Haupt gebeugt hast, sage bitte noch Folgendes: ‚Gott, ich möchte dich von Angesicht zu Angesicht sehen können, wenn dies Dein Wille ist.’“

Der Junge sagte: „Ich sehne mich zutiefst danach, Gott zu sehen. Wie kann ich da so etwas sagen?“

Der Meister erwiderte: „Das ist das Problem. Wenn du ganz begierig darauf bist, Gott zu sehen, siehst du Ihn für gewöhnlich nicht. Aber wenn du zu Gott sagst: ‚Ich bin ganz begierig darauf, Dich zu sehen, wenn dies Dein Wille ist’, und wenn du dies aufrichtig sagst, dann wirst du in sechs Monaten Gott verwirklichen können.“

Am darauf folgenden Tag erzählte der Junge keine einzige Lüge. Nachdem er zu Hause sein Haupt gebeugt hatte, sagte er zu Gott: „Ich sehne mich zutiefst danach, Dich zu sehen. Wenn dies dein Wille ist, dann erscheine bitte vor mir und erlaube mir, mit Dir zu sprechen. Aber wenn dies nicht Dein Wille ist, dann akzeptiere ich dies voll und ganz.“

Unmittelbar nachdem der Junge dies gesagt hatte, sah er direkt vor sich einen goldenen Lichterglanz, aus dem eine überwältigend schöne Gestalt hervortrat. Diese Gestalt sagte zu dem Jungen: „Mein Kind, ich bin Gott. Du darfst dir etwas von mir wünschen.“

Der Junge rief aus: „Ich kann Gott sehen!“

Gott sagte: „Ja. Nun gehe bitte und sage deinen Lehrern, dass du Mich gesehen hast.“

Der Junge fragte: „Aber wie können sie mir Glauben schenken?“

Gott antwortete: „Sie werden dir glauben. Gehe hin und sage es ihnen.“

Der Junge machte sich auf den Weg. Sein Meister und der andere Meister waren beisammen. Sobald sie ihn erblickten, bemerkten sie einen wunderschönen Heiligenschein um ihn herum. Sein ganzer Körper war buchstäblich von Licht durchflutet. Beide waren völlig erstaunt.

Der Meister des Jungen begann zu weinen. Er sagte: „Ich habe sechzig Jahre meines Lebens gebetet und gebetet. Du hast dies in so kurzer Zeit erreicht!“

Der zweite Meister sagte zu dem Jungen: „Ich bin sehr, sehr stolz auf dich. Sechzig Jahre lang haben wir unentwegt zu Gott gebetet, doch ist Gott nicht zu uns gekommen. In deinem Fall ist Gott schon nach einem Tag bedingungslosen Betens vor dir erschienen. An deinem Gesicht und an deinen Augen kann ich klar erkennen, dass du zu Gott gesprochen hast. Ich bin so stolz auf dich. Auch auf mich bin ich stolz, dass ich dir den Rat gegeben habe zu sagen: ‚Gott, ich sehne mich zutiefst danach, Dich zu sehen. Wenn es Dein Wille ist, werde ich warten.’“

Die Augen der beiden spirituellen Meister waren voller Tränen. Der Meister des Jungen umarmte seinen spirituellen Sohn und sagte: „Du hast mir das Licht gezeigt. Du bist zum Licht geworden.“ Auch der zweite Meister umarmte den Jungen und sagte: „Du hast mir das Licht gezeigt. Du bist das Licht.“

Das Dankbarkeits-Herz eines Kindes

Ein Kind war schon seit langer Zeit krank. Seine Mutter musste es von Zeit zu Zeit zur Behandlung ins Krankenhaus bringen. Eines Tages hatte es wieder einen Behandlungstermin im Krankenhaus, aber seine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt etwas sehr Dringendes zu erledigen. Die Mutter sagte: „Oh Gott! Wie kann ich meinen Sohn heute ins Krankenhaus bringen?“

Da kam der Mutter ein junger Mann in den Sinn, der ihr Nachbar war. Die Mutter ging zu ihm hin und sagte: „Mein Kind muss heute ins Krankenhaus, aber ich habe etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Wäre es Ihnen möglich, ihn an meiner Stelle hinzubringen?“

Der junge Mann antwortete: „Natürlich! Selbstverständlich!“

Dann fragte sie: „Können Sie ihn hinfahren?“

„Ja, sicher!“

Die Mutter sagte: „Ich werde Ihnen etwas Geld dafür geben.“

Der junge Mann erwiderte: „Nein, bitte tun Sie das nicht. Ich liebe Ihren Sohn sehr. Dafür kann ich kein Geld von Ihnen annehmen.“

Die Mutter war sehr gerührt. Sie brachte ihr Kind zu dem jungen Mann; und er fuhr los, um den Jungen ins Krankenhaus zu bringen.

Auf dem Weg faltete das Kind seine Hände und sagte zu dem jungen Mann: „Bist du nicht Gott?“

„Ich bin Gott?“ fragte er.

„Ja! Meine Mutter betete zu Gott. ‚Wer wird mein Kind ins Krankenhaus bringen?’ Dann brachte mich meine Mutter zu dir, und nun bringst du mich dort hin. Ich bin sicher, dass du Gott bist!“

Der junge Mann sagte: „Ich bin nicht Gott! Ich bin nicht Gott!“

„Aber meine Mutter hatte zu Gott gebetet.“

Er sagte: „Ja, deine Mutter betete zu Gott, und Gott hat das Gebet deiner Mutter erhört. Ich hatte frei, und ich freue mich sehr, dass ich dich fahren kann.“

Der Junge sagte: „Wenn ich älter werde, werde ich dich niemals vergessen. Ich werde auch versuchen, dir einen Gefallen zu tun. Bitte denke daran, dass ich deine Hilfsbereitschaft niemals vergessen werde.“

Der junge Mann klopfte dem Jungen auf die Schulter und sagte: „Ich tue dir hier und jetzt einen Gefallen. Doch Gott allein weiß, wo ich sein werde, wenn du in mein Alter kommst! Vielleicht wohne ich nicht mehr im gleichen Haus. Vielleicht wohnst du nicht mehr hier.“

Der kleine Junge sagte: „Ich weiß. Aber mein Herz sagt mir, dass wir zusammen sein werden. Irgendwie werden wir zusammen sein.“

Der junge Mann sagte: „In Ordnung! In Ordnung! Dir zuliebe muss ich ein guter Mensch werden. Deine Mutter betete zu Gott, und so wurde ich zu Gottes Werkzeug. Ich bin kein guter Mensch, aber ich muss gut werden.“

Der kleine Junge sagte: „Nein! Du bist so gut und so nett zu mir.“

Darauf erwiderte der junge Mann: „Dies ist mein Versprechen an dich. Wenn ich anfange zu arbeiten, werde ich dir eine Arbeit in meinem Büro geben. Für den Fall, dass ich keine gute Arbeit finde und du zu einer großen Persönlichkeit wirst, wirst du mir dann Arbeit geben?“

Der Junge sagte: „Natürlich! Natürlich! Ich werde dir eine sehr gute Arbeit geben! Ich werde dich sogar zu meinem Partner machen!“

Da lachte und lachte der ältere Junge. „Ich bin bereit, dein Partner zu werden!“

Zwanzig Jahre vergingen. Dieser kleine Junge war sehr brillant. Er kam in seinem Leben äußerst gut voran und arbeitete schließlich in einer führenden Position. Doch er hatte nie seinen älteren Freund vergessen. Er dachte stets daran, dass ihm sein Freund geholfen hatte, als er ins Krankenhaus musste. Der leitende Beamte fand heraus, dass sein Freund als ein gewöhnlicher Postangestellter arbeitete, und so machte er sich auf, um ihn zu treffen.

Der leitende Beamte sagte: „Du warst mein Gott. Nun komm bitte mit mir. Ich arbeite jetzt in einer führenden Position und möchte, dass du mein Partner wirst. Ich habe ein sehr großes Büro.“ Er machte seinen Freund zu seinem Partner und gab ihm die Hälfte von allem ab.

So handeln gute Menschen! Nachdem er den kleinen Jungen gesehen hatte, sagte der ältere Junge: „Ich muss ein guter Mensch werden. Ich möchte gut werden.“ Der kleine Junge verwandelte das Schicksal seines älteren Freundes.

Eine Analyse von Balzacs Handschrift

Der große französische Autor Balzac schrieb ohne Unterlass Novellen. Sie wurden sehr beliebt und Balzac wurde vom ganzen Volk gefeiert. Sein Hobby war es, die Handschriften anderer Leute zu analysieren. Auf diese Weise untersuchte er den Charakter der betreffenden Person. Er konnte erkennen, welche Art Mensch der Betreffende war und ob er ein großer oder guter Mensch werden würde.

In seiner freien Zeit wurde Balzac gewöhnlich von sehr vielen Leuten besucht. In der Regel kamen die Menschen nicht, weil er ein Handschriftenexperte war, sondern um mit ihm zu plaudern, während er ihre Handschriften begutachtete. Sie waren so schlau! Sie schlugen zwei Fliegen mit einer Klappe. So konnten sie mit einem so großen Schriftsteller zusammen sein und gleichzeitig ihre Handschrift analysieren lassen. Balzac sagte dann etwas Nettes, manchmal kritisierte er auch dies und das. Obwohl er an ihrer Handschrift etwas auszusetzen hatte und feststellte, dass ihr Charakter nicht gut war, hatten sie dennoch sehr große Freude daran, einige Zeit in der Gesellschaft von Balzac verbringen zu dürfen. So ging es viele Jahre.

Eines Tages kam eine ältere Dame mit der Handschrift eines kleinen Jungen zu Balzac. Er fragte: „Sind Sie die Mutter des kleinen Jungen, der dies geschrieben hat?“

„Nein“, antwortete sie.

„Sind Sie die Großmutter?“

„Nein, ich bin nicht die Großmutter.“

„Sind Sie mit der Familie dieses kleinen Jungen befreundet?“

Sie sagte: „Nein, das bin ich nicht.“

„Gut! Da Sie keine Verwandte und auch kein Freund der Familie dieses Jungen sind, kann ich Ihnen seinen Charakter offen darlegen“, rief Balzac aus. „Sie haben mir eine solch schreckliche Handschrift mitgebracht! Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass dies ein nichtsnutziger Bursche sein wird! Aber sagen Sie seinen Verwandten nicht, dass er zu gar nichts zu gebrauchen ist. Dies kann ich deutlich an seiner Handschrift erkennen.“

Die alte Dame lächelte ihn an und sagte: „Ich bin nicht verwandt mit ihm, aber ich war die Lehrerin dieses Jungen, bevor er ein berühmter Schriftsteller wurde. Nun: Dies ist Ihre eigene Handschrift und ich war Ihre Lehrerin! Ich habe Sie sofort wieder erkannt. Jetzt, da Sie berühmt sind, wissen Sie nicht mehr, wer ich bin. Ich war damals Ihre Grundschullehrerin!“

Balzac war geschockt. Er sagte zu sich selbst: „Was habe ich getan?“ Dann erkannte er: „Das ist es, was ich brauche. Entweder gebe ich die Analyse von Handschriften auf oder ich muss sie gründlich studieren.“

Balzac bat die alte Dame zu bleiben. Er war so bewegt, dass sie trotz ihres Alters gekommen war, um sich mit ihm zu treffen. Sie erzählte ihm: „Ich nahm damals eine Seite aus Ihrem Schulheft und bewahrte sie auf. Ich sah und fühlte, dass Sie einmal eine bedeutende Persönlichkeit sein werden. Daher behielt ich die Seite mit Ihrer Handschrift und wusste sie zu schätzen.“

Balzac sagte: „Ich weiß Sie zu schätzen. Ich schätze Sie unendlich mehr.“

Gott schläft nie

Es gab einmal ein kleines Mädchen, das bei ihrer Mutter lebte. Ihr Vater war bereits gestorben, und sie waren sehr arm. Die Mutter war eine sehr, sehr gutherzige Frau, und ihr sechsjähriges Kind war überaus schön und lieblich.

Das kleine Mädchen hatte immer Angst vor der Dunkelheit; es fürchtete sich jede Nacht. Unglücklicherweise bekam auch die Mutter nachts Angst. Die Mutter sagte: „Es ist kein Schloss an der Tür. Wir haben noch nicht einmal einen Nagel im Haus, um die Tür zu schließen.“ Sie hatte große Angst davor, dass Diebe kommen und sie ausrauben würden. Obwohl auch die Mutter Angst hatte, versuchte sie, dies vor ihrer Tochter zu verbergen.

Eines Nachts war es äußerst heiß, und das Kind ließ das Fenster weit offen stehen. Das Mondlicht strömte in das Haus, und sie war ganz hingerissen. Das kleine Mädchen fragte seine Mutter: „Wer hat dem Mond dieses Licht gegeben?“

Die Mutter antwortete: „Gott hat dem Mond dieses Licht gegeben.“

Das kleine Mädchen sagte: „Der Mond ist so schön. Wie sehr ich mir wünsche, so schön wie der Mond zu sein!“

„Mein Liebling, du bist viel schöner als der Mond.“

„Mutter, das kann ich nicht glauben. Nein, nein, du erzählst mir nur Lügen.“

„Ich sage dir, mein Liebling, dass du in meinem Herzen sehr viel schöner bist. Du bedeutest mir unendlich viel mehr.“

„Schläft der Mond?“ fragte das Kind.

„Nein, nachts schläft der Mond nicht, und die Sonne schläft tagsüber nicht.“

Dann sagte das kleine Mädchen: „Nachts schläft der Mond nicht, und die Sonne schläft tagsüber nicht. Gibt es jemanden, der tagsüber nicht schläft und der auch nachts nicht schläft?“

Die Mutter sagte: „Ja, es gibt jemanden.“

„Wer ist das?“

„Gott“, antwortete die Mutter.

Das kleine Mädchen rief aus: „Gott! Gott schläft also weder tagsüber, noch bei Nacht. Der Mond schläft tagsüber und die Sonne schläft bei Nacht, aber Gott schläft nie.“

Dann fragte das kleine Mädchen: „Du kümmerst dich um mich, aber wer kümmert sich um den Mond?“

„Gott kümmert sich um den Mond.“

„Wer kümmert sich um die Sonne?“

„Gott kümmert sich um die Sonne,“ antwortete die Mutter.

Das kleine Kind war so gerührt. Sie sagte: „Gott schläft also nicht. Er kümmert sich um den Mond, und er kümmert sich um die Sonne. Gott wird sich auch um dich kümmern. Gott wird sich um mich kümmern. Wir müssen uns keine Sorgen machen, Mutter. Gott wird sich bestimmt um uns kümmern.“

Die Mutter war so glücklich. Sie vergoss Tränen der Liebe, des Stolzes und der Freunde. Sie sagte: „Nun wirst du nie wieder Angst vor der Nacht haben. Gott wird sich um dich kümmern, mein Liebling. Gott wird sich um uns beide kümmern. Vorher hatte ich auch Angst. Nun werden wir nie mehr Angst vor der Dunkelheit haben.“

Drei Freunde im Land der Freiheit

Es lebten einst drei Freunde in Amerika. Ein Freund, ein alter Mann, hatte das Gefühl, dass sein Glaube falsch sei, und so wechselte er zu einer anderen Religion. Die anderen beiden Freunde waren sehr bestürzt darüber, dass ihr langjähriger Freund ihre Religion verlassen hatte.

Eines Tages begegneten die beiden Freunde dem alten Mann. Sie ergriffen ihn und beschimpften ihn schonungslos: „Wie kannst du eine so große Religion wie die unsere verlassen? Jetzt haben wir dich verloren. Du warst unser Freund und du hast uns betrogen. Es tut uns sehr weh!“

Der Freund, der den Glauben gewechselt hatte, sagte zu den anderen beiden: „Gott wird sich eines Tages um euch kümmern.“

Die beiden Freunde schrien ihn an: „Verräter, Verräter!“ und verprügelten ihn.

Ein paar Tage später erfuhren die beiden Freunde, dass jemand aus einer anderen Religion zu ihrem Glauben übergewechselt war. Ihr alter Freund, der ihre Religion verlassen hatte, war ein Verräter, und sie hatten ihn deshalb verprügelt. Aber für den anderen Mann, der gerade zu ihrer Religion gestoßen war, gaben sie ein Festessen und priesen ihn über alle Maßen.

Zufällig war ein spiritueller Mann anwesend. Er sagte zu den beiden Freunden: „Jetzt erzählt mir doch einmal, was geschieht, wenn euch jemand verlässt? Er ist für euch ein Verräter. Wenn jemand zu euch stößt, ist es er sofort euer Freund.“

Der spirituelle Mann fügte hinzu: „Wo lebt ihr? Ihr lebt in Amerika, dem Land der Freiheit. Wir alle brauchen Freiheit. Freiheit gibt uns Freude. Ihr habt die Freiheit, etwas abzulehnen, das falsch für euch ist, und etwas anzunehmen, das euch gefällt. Wenn ihr das Recht habt, etwas nach eurem Gutdünken anzunehmen und abzulehnen, warum könnt ihr dann anderen nicht die gleiche Freiheit geben?“

Die Männer schwiegen. Dann sagten sie: „Du hast recht. Amerika ist das Land der Freiheit. Wir wollen unsere Freiheit leben und Freude haben, wie können wir dann anderen nicht zugestehen, ebenfalls ihre Freiheit zu leben? Freiheit bedeutet, dass jeder von uns auf seine eigene Art und Weise Freude erhält.“

Präsident Woodrow Wilson und die dreifach verliehene Ehrendoktorwürde

Als Präsident Woodrow Wilson zum Rektor der Princeton-Universität ernannt wurde, stellte er fest, dass viele Leute die Ehrendoktorwürde verliehen bekamen. Ein Mann hatte sogar dreimal die Ehrendoktorwürde von Princeton erhalten. So viele Personen bekamen die Ehrendoktorwürde verliehen. Sie erhielten sie nicht aufgrund wahrer Verdienste, sondern nur, weil sie im Ruf standen, etwas Herausragendes getan zu haben. Präsident Woodrow Wilsons konnte sehen, dass diese Personen die ihnen verliehenen akademischen Grade nicht wirklich verdient hatten.

Er war sehr belustigt, doch auch ein wenig traurig und verärgert darüber, dass eine Person so oft die Ehrendoktorwürde von Princeton erhalten hatte. Er fragte: „Wie können wir einer einzigen Person dreimal die Ehrendoktorwürde verleihen? Dieser Herr kann diese Auszeichnungen von verschiedenen Universitäten erhalten, aber wie kann es sein, dass er sie dreimal von derselben Universität bekommt?“

Die Verantwortlichen sagten: „Wir gaben ihm die Dritte, weil er sie bereits zweimal erhalten hatte.“

Präsident Wilson fragte: „Und aus welchem Grund haben Sie ihm zweimal den Ehrendoktortitel verliehen?“

Sie erwiderten: „Er hatte bereits einen Ehrendoktortitel, daher war es kein Problem, ihm den zweiten zu verleihen.“

„Wie hat er den ersten bekommen?“

„Ah, jeder kann einen Ehrendoktortitel erhalten.“

All diese Antworten enthalten etwas Aufschlussreiches. Wenn eine Gruppe von Leuten eine bestimmte Person sehr schätzt, dann sind viele andere ebenfalls bereit, diese Person anzuerkennen. Wenn jemand bereits eine Größe ist, dann kommen automatisch mehr und mehr Leute, die dies anerkennen. Aber wie schafft es die betreffende Person überhaupt erst, bedeutend zu werden? Am Anfang schenkt ihr jemand sein Mitgefühl, und dann wird sie berühmt.

Ähnlich verhält es sich bei reichen Leuten – stets bekommen sie mehr Geschenke und mehr Geld von den Menschen. Ganz am Anfang zeigen einige ihr Mitgefühl, und die Person wird berühmt oder reich. Dann zeigen die Menschen auf eine sehr schlaue Art ihre Bewunderung. Wenn jemand von anderen bereits als bedeutend angesehen wird, fällt es ihnen nicht schwer, diese Person zu bewundern. Am Anfang fällt es den Leuten schwer, andere zu bewundern. Doch nachdem eine Person ihr Mitgefühl gezeigt hat, öffnet dies die Tür für andere, Bewunderung zu zeigen, und bald zeigt jeder Bewunderung.

Wie man mit einer Schildkröte spielt

Eines Tages ging ein alter Mann mit seinem Enkel spazieren. Sie hatten bereits ein großes Stück Weg auf einer Dorfstraße zurückgelegt. Ganz plötzlich erblickte der kleine Junge eine Schildkröte. Er nahm die Schildkröte an sich und wollte nun, dass die Schildkröte ihren Kopf herausstreckt, so dass er die Schildkröte betrachten und mit ihr spielen konnte. Aber während der Junge versuchte, mit ihr zu spielen, zog die Schildkröte ihren Kopf vollständig in ihren Panzer zurück.

Der kleine Junge sagte zu seinem Großvater: „Jetzt kann ich nicht mit der Schildkröte spielen. Ihr Kopf steckt irgendwo da drin.“ Der Junge war recht traurig darüber.

Der Großvater sagte: „Mein Kind, lass uns die Schildkröte mit nach Hause nehmen.“

„Warum sollen wir sie mit nach Hause nehmen?“ fragte der Junge. „So kann ich nicht mit ihr spielen. Wenn der Kopf draußen ist, dann hätte ich Freude daran. Doch so macht es mir keinen Spaß mehr.“

Der Großvater sage einfach: „Es ist schon gut. Lass mich die Schildkröte mit nach Hause nehmen.“ Er nahm die Schildkröte und brachte sie nach Hause. Im Haus setzte der Großvater die Schildkröte in die Nähe eines warmen Ofens.

Als die Schildkröte sich aufgewärmt hatte, streckte sie automatisch ihren Kopf aus dem Panzer hervor. Der Großvater sagte zu seinem Enkel: „Jetzt kannst du mit der Schildkröte spielen.“

„Wie hast du das fertig gebracht? Wie ist dir das gelungen?“ rief der kleine Junge aus.

Liebevoll antwortete der Großvater: „Zuvor war es der Schildkröte sehr kalt, sie zitterte vor Kälte. Das ist der Grund, weshalb sie ängstlich wurde und ihren Kopf in ihren Panzer zurückzog, als sie dich sah. Doch dann wärmte ich die Schildkröte auf, und nun ist sie bereit, mit dir zu spielen.“

Auch im ganz normalen Leben ist es so. Wenn wir mit jemandem spielen wollen, müssen wir uns erst aufwärmen. Dann werden sie unsere Freunde und freuen sich sehr darüber, mit uns zu spielen.

Das Geheimnis eines sorgenfreien Mannes

Es gab einmal einen Mann, der ohne Sorgen war. Eines Tages fragte ihn einer seiner Freunde: „Wie kommt es, dass du überhaupt keine Sorgen und Ängste hast?“

Der Mann sagte: „Ich weiß, wie man mit Sorgen und Ängsten umgeht. Doch ihr wisst nicht, wie man mit Sorgen und Ängsten umgeht. Aus diesem Grunde leidet ihr.“

Der Freund sagte zu ihm: „Dann erzähle es uns doch bitte. Bitte gib uns dein Geheimnis preis.“

Er sagte: „Ich schreibe all meiner Sorgen und Ängste auf ein Stück Papier. Und was tue ich dann? Ich lege sie in eine Schachtel und sage mir, dass ich mich am Samstag darum kümmern werde. An anderen Tagen gebe ich mich überhaupt nicht mit Sorgen und Ängsten ab.

Nur an Samstagen öffne ich die Schachtel und nehme ein paar Sorgen heraus. Dabei stelle ich fest, dass die meisten meiner Sorgen bis dahin verschwunden sind. Nur noch eine oder zwei sind übrig. Dann lege ich diese in die Schachtel zurück und sage mir: ‚Um diese paar Sorgen kann ich mich nächste Woche kümmern.’

Wenn in der Zwischenzeit, im Laufe der darauf folgenden Woche neue Sorgen kommen, lege ich sie wieder in die Schachtel. Am darauf folgenden Samstag sind dann wiederum die meisten von denen, die ich mir herauspicke, keine Sorgen mehr!

Haltet euch stets einen bestimmten Tag, an dem ihr euch um eure Sorgen kümmert. Ihr werdet sehen, dass sehr viele Sorgen verschwunden sind, bis dieser Tag kommt. Nehmt sie euch an diesem Tag vor, und die eine oder die zwei, die übrig bleiben, legt ihr einfach wieder zurück. Wenn die nächste Woche kommt, werdet ihr sehen, dass die alten Sorgen ebenfalls verschwunden sind.“

Im Leben ist es stets gut, eine bestimmte Zeit zu haben, um sich mit Problemen auseinander zu setzen. Wenn diese Zeit kommt, werden die meisten Probleme bereits verschwunden sein.

Der Mann, der nie eine Rechnung bezahlt

Es gab einmal einen Mann, der sehr, sehr weise oder – man könnte auch sagen, – sehr, sehr gerissen war. Er bewahrte all seine alten und neuen Rechnungen auf, doch bezahlte keine Einzige davon. Einer seiner Freunde, der bemerkte, was er da tat, fragte ihn: „Wie kannst du auf diese Weise fröhlich bleiben? Du hast so viele Rechnungen, und doch bezahlst du keine Einzige davon.“

Der Mann antwortete ihm: „Ich bewahre sie auf. Ich bewahre sie auf und schätze sie.“

Sein Freund fragte: „Du liebst deine Rechnungen, ohne auch nur eine einzige davon zu bezahlen?“

„Ja, ich liebe sie.“

„Was tust du da?“ fragte der Freund. „Fühlt es sich nicht schrecklich an, dass du keine davon bezahlst?“

„Nein“, sagte der Mann. „Ich befasse mich mit jeder Einzelnen. Ich mag sie wirklich alle gern.“

„Und was machst du, wenn dann neue Rechnungen hereinkommen?“

„Die alten Rechnungen werfe ich weg, ohne sie zu bezahlen! Die neuen Rechnungen sammle ich und hefte sie zusammen ab, damit sie alt werden können. Dann werfe ich sie weg.“

Der Freund hakte nach: „Was soll das heißen? Werden die Firmen dich nicht verklagen?“

Der Mann erwiderte: „Ich habe einen sehr raffinierten Anwalt. Mein Anwalt kümmert sich darum.“

„Dein Anwalt kümmert sich darum, obwohl du die Rechnungen nicht bezahlst? Wird denn dein Anwalt nicht auch Geld von dir verlangen? Er muss dich schließlich wegen all der Rechnungen, die du nicht bezahlst, verteidigen!“

Der Mann sagte: „Er wird nichts von mir verlangen können, da ich mein eigener Anwalt bin. Ich werde mit allem alleine fertig. Ich bin nicht auf andere Anwälte angewiesen, da ich mich selbst zu verteidigen weiß.“

Einmal ein Spitzbube, immer ein Spitzbube!

Auf irdische Eltern und auf himmlische Eltern hören

Einst wollte ein Junge das spirituelle Leben annehmen, doch die Mutter des Jungen war strikt dagegen. Sie protestierte ganz vehement dagegen. Aber der Sohn hörte überhaupt nicht auf seine Mutter. Der Junge ging zu einem sehr guten und sehr aufrichtigen Sucher, in der Hoffnung, dass ihm der Sucher einen Rat geben könne. Der Sucher sagte: „Du darfst deine Mutter nicht unglücklich machen.“ Der Sucher hatte seine eigene Mutter unglücklich gemacht, indem er das spirituelle Leben angenommen hatte.

Dann kam die Mutter des Jungen zu dem Sucher und sagte zu Ihm: „Du bist so ein guter Mensch. Ich erhalte so viel Freude, wenn ich dich sehe. Aber mein Sohn ist so schlecht! Er hört überhaupt nicht auf mich. Kannst du ihm nicht einen Rat geben und ihm sagen, dass es gut ist, auf seine Mutter und auf seinen Vater zu hören?“

Der Sucher sagte: „Da bin ich der Falsche.“

„Warum?“ fragte die Mutter.

„Ich folge dem spirituellen Leben entgegen den Wünschen meines Vaters und meiner Mutter. Wie kann ich deinem Sohn den Rat geben, den du erwartest, wenn ich selbst genau das Gegenteil tue?“

Die Mutter fragte: „Gibt es denn jemanden, der mir helfen kann?“

„ Ja“, antwortete der Sucher. „Bitte gehe zu meinem Lehrer. Er wird dir helfen können.“

Der Sucher brachte die Mutter und ihren Sohn zu seinem spirituellen Meister. Er trug dem Meister ihr Anliegen vor und fügte hinzu, dass sie sehr darunter litt.

Der Meister sagte: „Ich bin der Falsche, wenn es darum geht, deinem Sohn einen Rat zu geben. Meine Eltern waren dagegen, dass ich das spirituelle Leben angenommen habe, und ich habe nicht auf sie gehört. Was kann ich machen? Wie kann ich deinem Sohn sagen: ‚Du musst auf deine Eltern hören,‘ wenn ich selbst nicht auf meine Eltern gehört habe?“

Der betreffende Meister hatte eine alte Frau als Schülerin. Sie war ungefähr neunzig Jahre alt. Sie sagte: „Ich bin die Richtige, um dir zu helfen.“

Die Mutter fragte: „Wie kommst du darauf, dass du die Richtige bist?“

„Als ich siebzig Jahre alt war, trat ich in das spirituelle Leben ein; so brauchte ich damals keine Erlaubnis meiner Eltern.“

Alle begannen zu lachen. Sie war eine so alte Frau! Warum sollte sie die Erlaubnis ihrer Eltern brauchen, um in das spirituelle Leben einzutreten?

Sie sagte: „Ich hatte großes Glück, dass ich die Erlaubnis meiner Eltern nicht brauchte. Sie waren zu dem Zeitpunkt nämlich nicht mehr am Leben.“

Dann sagte der spirituelle Meister: „Nun gut. Ich sage dir, dass wir irdische Eltern und darüber hinaus auch himmlische Eltern haben. Wir müssen oft zwischen den irdischen Eltern und den himmlischen Eltern wählen.

Der Vater kann sagen: ‚Tue dies!‘ Die Mutter kann sagen: ‚Tue dies nicht!‘ Dann musst du dich entscheiden. Du kannst nicht beide gleichzeitig zufrieden stellen. Ähnlich verhält es sich, wenn unser innerer Vater uns etwas aufträgt. Hier auf der Erde mag es sein, dass unsere Mutter genau das Gegenteil davon sagt. In dem Fall wird es uns leider nicht gelingen, beide gleichzeitig zufrieden zu stellen.

Der innere Vater ist die innere Stimme deines Sohnes, die ihm sagt, dass er das spirituelle Leben annehmen soll. Du, seine äußere Mutter, sagst ihm: ‚Nein! Du darfst das spirituelle Leben nicht annehmen!‘

Dein Sohn will zweifellos seine innere Stimme zufrieden stellen, die Gott ist, sein Vater. Du musst ihm die Freiheit geben zu wählen. Er schwankt hilflos zwischen dir und seinem inneren Vater hin und her.“

Der spirituelle Meister fügte hinzu: „Als ich das spirituelle Leben angenommen habe, entschied ich mich bewusst für den göttlichen Vater in mir. Mein Schüler, der dich heute hierher gebracht hat, tat das Gleiche. Auch seine Eltern wollten nicht, dass er das spirituelle Leben annimmt. Aber innerlich erhielt er ständig Botschaften vom göttlichen Vater in ihm, und so verweigerte er seinen Eltern den Gehorsam und entschied sich für seine innere Stimme, für Gott.

Du beklagst dich darüber, dass dir dein Sohn nicht gehorcht. Das ist wahr. Wenn du fühlst, dass du im Recht bist, musst du zu Gott beten und es Gott überlassen, den Willen deines Sohnes zu ändern. Dies ist der einzige Weg. Nachdem du zu Gott gebetet hast, wirst du erkennen, dass der Ungehorsam deines Sohnes kein Ungehorsam ist. Dein Sohn hat die ganze Zeit auf seine innere Stimme gehört, die Gott selbst ist. Glaube mir, eines Tages wirst du überaus stolz auf deinen Sohn sein.“

Der weise Rat des spirituellen Meisters

Ein Großvater brachte sein Enkelkind zu einem spirituellen Mann, da es viele Süßes aß, was seiner Gesundheit schadete. Der Großvater hatte schon vieles versucht, um dem Kind zu helfen, weniger Süßes zu essen, doch es war bisher vergeblich.

Zuvor hatte der Großvater bereits einige Ärzte mit dem kleinen Jungen aufgesucht. Der Großvater berichtete den Ärzten: „Mein Enkel hört nicht auf mich, wenn ich ihn bitte, nicht so viel Süßes zu essen. Können Sie ihm keine Medizin dagegen verordnen?“

Die dummen Ärzte gaben dem Kind etwas, das ihm helfen sollte, weniger Süßes zu essen. Aber das hatte überhaupt keine Wirkung gezeigt. Tatsächlich aß das Kind sogar noch mehr Süßigkeiten, nachdem es diese Medizin genommen hatte!

Der Großvater lamentierte: „Was kann man hier machen?“

Der alte Mann war ratlos und brachte seinen Enkel zu einem spirituellen Meister. „Zu viele Süßigkeiten ruinieren die Gesundheit meines Enkels,“ klagte der alte Mann dem spirituellen Meister. „Er isst jeden Tag so viele Süßigkeiten und stiehlt sogar Geld, wo immer sich ihm eine Gelegenheit bietet, um sich Süßes zu kaufen. Er ist unser Liebling, unser einziges Enkelkind, deshalb können wir ihn nicht schlagen. Das Einzige, was wir tun können, ist, ihm gut zuzureden und ihm zu sagen, dass zu viele Süßigkeiten schlecht für ihn sind. Leider will er nicht auf uns hören.“

Der spirituelle Meister sagte: „Gedulden Sie sich, gedulden Sie sich! Bitte gedulden sie sich! Heute bin ich sehr beschäftigt. Bitte kommen Sie in zwei Wochen wieder.“

Der Großvater fragte: „Sie sind so beschäftigt, dass Sie mir nicht einmal einen Rat geben können?“

„Nein, das kann ich nicht. Es tut mir leid. Ich versichere Ihnen, dass ich mich Ihres Enkelsohnes annehmen und Gott bitten werde, Sich um ihn zu kümmern.“

Nach zwei Wochen fragte der Großvater den spirituellen Meister, wann er wiederkommen könne. Der spirituelle Meister sagte: „Bitte kommen Sie heute mit Ihrem Enkelsohn zu mir, nun kann ich ihm helfen.“

Als der Großvater mit seinem Enkel zum spirituellen Meister kam, sprach der Meister mit liebevollen Worten zu dem kleinen Jungen. Er offenbarte dem Enkelsohn sein Licht. Der kleine Junge war tief gerührt, wie viel Anteilnahme, Liebe, Zuneigung und Licht der spirituellen Meister ausstrahlte. Das Herz des Enkels nahm alles tief in sich auf.

Im Anschluss sagte der kleine Junge: „Ich werde damit aufhören. Ich verspreche, dass ich nur noch ganz wenig Süßigkeiten naschen werde, nicht mehr so viele wie bisher.“ Der kleine Junge war tief gerührt von der Schönheit, dem Mitgefühl und der Anteilnahme, die von den Augen und dem Gesicht des spirituellen Meisters ausstrahlten.

Der Großvater sagte zu dem spirituellen Meister: „Sie schenkten meinem Enkel so viel Liebe. Sie haben ihn geheilt, und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Aber bitte sagen Sie mir, warum Sie dies nicht bereits vor zwei Wochen getan haben? Sie sind ein spiritueller Mann. Wenn Sie zu jenem Zeitpunkt so beschäftigt waren, hätten Sie uns dann nicht bitten können, später am Tag nochmals vorbeizukommen oder einfach zu warten? Wir hätten stundenlang gewartet. Bitte erzählen Sie mir, was bei Ihnen vor zwei Wochen nicht gepasst hat.“

Der spirituelle Meister antwortete: „Seit sehr langer Zeit hatte ich das gleiche Problem, das ihr Enkel hatte. Ich aß zu viel Süßes! Als ich bemerkt habe, wie miserabel Sie sich fühlten, tat es mir aufrichtig leid. Ich sagte mir: „Wie dumm bin ich! Ich bin ein spiritueller Mensch, und trotzdem liebe ich es, Süßigkeiten im Übermaß zu essen. Auch ich handle hier falsch.“

Sie sind ein gewöhnlicher Mensch, ein einfacher Mensch. Sie wissen, dass es falsch ist, zu viele Süßigkeiten zu essen. Aus dem Grund sind Sie so in Sorge um ihr Enkelkind. Ich lehre meinen Schülern, gut auf ihre Gesundheit zu achten. Gleichzeitig habe ich aber nicht das gelebt, was ich gelehrt habe.

Als Sie den kleinen Jungen zu mir brachten, erwachte in mir die Erkenntnis, dass ich genau wie Ihr Enkelkind, das Falsche machte. Ich hatte Mitleid mit Ihnen, weil er nicht auf Sie hörte, und ich hatte Mitleid mit ihm, weil er seiner Gesundheit schadete. Ich habe erkannt, dass ich andere nur dann inspirieren kann, richtig zu handeln, wenn auch ich das Richtige tue.

Bis dahin hatte ich mir selbst etwas vorgemacht. Sie und Ihr Enkel gaben mir die goldene Gelegenheit, aufrichtig zu sein. Ich sagte mir: ‚Jetzt ist es an der Zeit, besser auf deine Gesundheit zu achten. Ich will keine Süßigkeiten mehr im Übermaß essen.‘ Aus diesem Grund habe ich Sie an diesem Tag gebeten, in zwei Wochen wiederzukommen, da ich wusste, dass ich dieses Problem in zwei Wochen in den Griff bekommen kann. Nun, da ich mein Problem gelöst habe, sah ich mich in der Lage, Ihnen und Ihrem geliebten Enkelkind meine Hilfe anzubieten.

Der Geschäftsmann findet sein Glück im Lächeln

Ein Geschäftsmann war sehr, sehr reich. Aber im Gegensatz zu anderen reichen Männern war er sehr gutherzig. Er spendete immer Geld, beteiligte sich an karitativen Organisationen, half seinen Freunden und diente anderen durch viele selbstlose Aktionen.

Im Vergleich zu anderen Geschäftsleuten war dieser Mann eine echte Ausnahme. Er behielt nur einen verschwindend geringen Teil seines Geldes für seine eigenen Bedürfnisse. Was er darüber hinaus in seinem Betrieb verdiente, spendete er.

Die Geschäfte des Mannes gingen wirklich gut. Eines Tages fragte ein Freund des Geschäftsmannes: „Kannst du

nicht ein wenig mehr Geld für dich beiseite legen?“

Der Geschäftsmann antwortete: „Das kann ich nicht. Das Wenige, das ich brauche, nehme ich mir. Das andere Geld, das ich verdiene, spende ich, weil ich darüber hinaus nicht mehr benötige. Ich möchte, dass die Menschen glücklich sind. Es gibt so viele Menschen, die sehr, sehr arm sind. Wenn ich Geld habe und es ausgeben kann, schenkt mir das Freude. Doch wenn andere etwas mit meinem Geld kaufen und sich darüber freuen, schenkt mir das noch viel mehr Freude.

Wenn ich morgens die Straße entlang gehe und nur traurige Gesichter sehe, dann fühle ich mich elend. Stattdessen kann ich mir jetzt ansehen, wie diese Leute durch mein Geld glücklich werden. Ich sehe so viele lächelnde Gesichter. Wenn ich, auf der Straße der Ewigkeit wandelnd, Menschen glücklich machen kann, dann bin ich selbst der glücklichste Mensch. Mein Glück hängt nicht vom Geld ab. Es liegt nur darin zu geben und eins zu werden mit der Freude der anderen. Für mich besteht Glück darin, das lächelnde Gesicht und das zufriedene Herz eines anderen Menschen zu sehen.“

Der Geschäftsmann erkannte, dass er sehr, sehr glücklich sein konnte, indem er andere glücklich machte. Er war ein Geschäftsmann, aber er war auch ein zutiefst spiritueller Mensch. Er führte sein Geschäft und vertraute sich völlig Gottes Gnade an.

Der Priester sieht Jesus Christus in der verrückten Dame

Der Bahnhof war voller Menschen. Eine ältere Dame schrie den Priester aus Leibeskräften an: „Pater, bleib hier stehen! Beantworte meine Fragen! Du redest und redest immer über Gott. Hast du selbst Gott schon gefunden? Hast du Gott gesehen? Wir einfachen Leute reden nicht über Gott. Wir sprechen nicht darüber, dass wir Gott kennen oder Gott sehen können. Wenn wir sündigen, erzählen wir deinesgleichen alles darüber. Erzählt ihr eure Sünden auch jemandem?“

Der Priester antwortete: „Ja, auch wir beichten.“

Die alte Dame erwiderte: „Wenn wir Sünden begehen und sie euch beichten, so sind wir dabei aufrichtig. Wir sind sehr einfache, aufrichtige Leute. Wenn ihr eure Sünden beichtet, so ist dies nicht aufrichtig. Ihr habt das Gefühl, dass ihr immer Recht habt, dass ihr absolut vollkommen seid!“

Der Priester sagte: „In Ordnung. Dann erkläre es mir. Wenn Leute etwas vermissen oder etwas verlieren, dann versuchen sie, es wiederzufinden? Sehnst du dich nicht nach Gott? Willst du Gott nicht finden? Was mich angeht, so ist Christus überhaupt nicht abwesend, und daher muss ich ihn auch nicht finden.“

Die Dame sagte: „Beweise mir, dass du Gott gefunden hast!“

„Ich kann Gott sehen, aber du bist blind! In deinem Herzen kann ich den lebendigen Jesus Christus sehen.“

Vollkommen überrascht sagte die Dame: „Du siehst den lebendigen Jesus Christus in mir?“

Der Priester erwiderte: „Ja! Nun sehe ich dich als Christus selbst. Für mich bist du der Christus.“

Plötzlich wurde die Dame sehr ruhig und still. Der Priester fügte hinzu: „Wenn wir etwas verlieren, versuchen wir, es zu finden. Was mich betrifft, muss ich Gott nicht suchen, denn ich finde Ihn überall. In dir sehe ich so viel Licht. Nun bist du zu meinem Bestimmungsort geworden, denn für mich bist du Christus.

Doch ich muss auch noch einen anderen Bestimmungsort erreichen. Ich werde jetzt gehen. Bitte erlaube mir, in den Zug einzusteigen, damit ich zu meinem neuen Bestimmungsort kommen kann.“

Der verrückten Dame hatte es gefallen, dass der Priester sie als Jesus Christus gesehen hatte und erlaubte ihm daher, seine Reise zum nächsten Bestimmungsort anzutreten.

Freude an Zusammenarbeit

Zwei Wissenschaftler waren außerordentlich gute Freunde. Stets arbeiteten sie zusammen, um etwas Neues zu entdecken. Eines schönen Tages war einer der Wissenschaftler abwesend, und so arbeitete der andere Wissenschaftler alleine. An diesem Tag entdeckte er etwas ganz Besonderes. Er war überglücklich!

Am darauf folgenden Tag sagte der Mann, der die Entdeckung gemacht hatte, zu seinem Freund: „Schau nur, was ich entdeckt habe! Ich habe etwas entdeckt, das alles verbrennen kann. Sobald du es berührst, wird es ohne Unterlass brennen.“

Der zweite Wissenschaftler war sehr verstimmt und sehr eifersüchtig. Ausgerechnet an dem Tag, an dem er krank gewesen und nicht zur Arbeit gekommen war, musste der andere Wissenschaftler etwas so Bedeutendes ganz alleine entdecken! Der zweite Wissenschaftler sagte: „Ich bin so froh, dass du dies entdeckt hast.“ Aber in den tiefsten Tiefen seines Herzens war er erfüllt von Eifersucht.

Nach einer Weile sagte der gleiche Wissenschaftler: „Ich bin ja so glücklich. Aber kannst du mir eine Frage beantworten? Wo willst du deine Entdeckung aufbewahren? Sie verbrennt alles zu Asche. Wenn wir sie irgendwo hinein geben, wird sie dann nicht den Behälter zu Asche verbrennen? Wo wollen wir sie aufbewahren?“

Der andere Wissenschaftler wurde ärgerlich. „Was sagst du da?“ fragte er.

Der eifersüchtige Freund sagte: „Du bist so erfreut, weil du etwas ganz alleine entdeckt hast. Ich bin im Moment sehr traurig und sehr unglücklich darüber, dass du es ganz alleine entdeckt hast. Den einen Tag hättest du schon auf mich warten können. Nun hast du eine riesige Eifersucht in mir geweckt!“

Der andere Mann sagte: „Aber wir sind doch Freunde! Wir sind eins! Ich wäre auch dann glücklich, wenn du die gleiche Entdeckung ganz alleine gemacht hättest.“

Der eifersüchtig Kollege sagte: „Da bin ich mir nicht so sicher! Ich möchte, dass wir in Zukunft alles gemeinsam machen. Wenn du etwas ganz alleine unternimmst, werde ich eifersüchtig werden, und dann werde ich an dir etwas auszusetzen haben. Was zum Beispiel deine neue Entdeckung anbelangt, musst du einen Behälter finden, in dem wir sie aufbewahren können, sonst wird sie alles abbrennen.

Weil wir schon seit Jahren zusammen arbeiten, müssen wir immer zusammen arbeiten. Andernfalls werde ich unglücklich sein, wenn du als Erfinder bekannt wirst und ich überhaupt nicht wahrgenommen werde. Lass uns zusammen arbeiten und alles gemeinsam entdecken. Dann werden wir beide zufrieden sein.“

Zwei Radfahrer-Freunde: Konkurrenzdenken versus Einssein

Zwei Radfahrer machten gemeinsam eine Radtour. Sie waren schon seit mehreren Stunden unterwegs und hatten bereits eine ziemlich lange Strecke zurückgelegt. Beide genossen die Schönheit der Natur.

Ganz unvermittelt sagte einer von ihnen: „Wie sehr ich mir doch wünschte, dass einer von uns am Ende wäre, damit wir wüssten, wer von uns der bessere Radfahrer ist.“

Der andere sagte: „Was? Wir sind Freunde fürs Leben. Seit so vielen Jahren fahren wir zusammen Fahrrad. Wenn du vorausfährst, hole ich dich ein. Wenn ich vorausfahre, holst du mich ein. Wir haben immer große Freude daran, gemeinsam zu fahren. Dann reden wir über alles Mögliche – die Schönheit der Natur, Freunde, Feinde und vieles mehr.“

Der zweite Radfahrer fuhr fort: „Ist das das, was unsere Freundschaft ausmacht? Ich höre auf zu radeln. Fahr du weiter. Du wirst schon merken, wie sehr du dich allein amüsieren wirst! Es wird niemand da sein, der mit dir redet, niemand, der dir zuschaut und niemand, der dich bewundert. Fahre alleine weiter, dann kannst du damit angeben, dass du der bessere Radfahrer bist. Leider wird aber niemand da sein, der dich bewundert.“

Der erste Radfahrer fühlte sich elend. Er sagte: „Du hast recht. Mein Freund, bitte komme mit mir. Lass uns zusammen weiterfahren.“

Der Freund erwiderte: „Nein, nein! Du willst dich von mir trennen, um herauszufinden, ob du der bessere Radfahrer bist. Nur zu! Ich sage dir noch einmal, dass du alleine niemals die Freude haben wirst, die wir haben, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Im Zusammensein liegt stets Freude. Aber ich kann ohne weiteres jetzt aufhören zu fahren, damit du herausfinden kannst, wer der Bessere ist.“

Der erste Freund bat inständig: „Bitte lasse uns gemeinsam fahren. Im Vergleichen und im Konkurrenzdenken gibt es keine Freude. Die wahre Freude liegt im Einssein. Lasse uns zusammen Fahrradfahren, und wir werden über alles reden. Jetzt weiß ich, dass Inspiration, Freude und Ermutigung nur dann kommen, wenn wir sie mit anderen teilen. Ich bitte dich inständig, lass uns zusammen weiterfahren.“

Balzac lacht über den Dieb

Eines Nachts, während Balzac in seinem Zimmer schlief, kam ein Dieb ganz leise auf Zehenspitzen ins Zimmer geschlichen. Das Zimmer war ziemlich klein. Es gab ein einfaches Bett und daneben stand ein Schreibtisch, an dem Balzac seine Novellen schrieb.

Der Dieb dachte, dass Balzac sehr viel Geld besitzen müsse, da er so berühmt war. Er schaute hier, dort, überall, aber er fand kein Geld. Der Dieb kam schließlich zu Balzacs Schreibtisch, und war sehr verwundert, auch darauf kein Geld zu finden. Geräuschlos öffnete er die Schreibtischschublade. Zu dem Zeitpunkt schlief Balzac nicht mehr, sondern beobachtete nur. Er wollte sehen, was der Dieb stehlen würde. Als der Dieb die Schublade aufzog, brach Balzac in Gelächter aus.

Erstaunt fragte der Dieb: „Warum lachen Sie, anstatt mich zu verfolgen und zu ergreifen?“

Balzac antwortete: „ Ich lache, weil Sie hier nach Geld suchen. Sie haben ein so großes Risiko auf sich genommen! Sie hätten genauso gut verhaftet werden können, und dann hätte man Sie ins Gefängnis geworfen. Sie haben so viel riskiert, um im Laufe der Nacht an mein Geld zu kommen. Jetzt ist es sehr dunkel. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich selbst bei Tageslicht hier kein Geld finden kann!“

Der Dieb sagte: „Bitte, bitte, vergeben Sie mir!“

Balzac sagte: „Gut, ich vergebe Ihnen. Sie müssen jemanden finden, der wirklich reich ist, und ich hoffe, Sie werden Erfolg haben.“

Balzacs schwindendes Einkommen

Als Balzac ein junger Romanschriftsteller war und allmählich berühmt wurde, wollte ein Verleger seinen neuesten Roman herausbringen. Der Verleger hatte dreitausend französische Francs mit sich, die er Balzac als Honorar anbieten wollte. Als er in das Viertel kam, in dem Balzac wohnte, stellte er fest, dass der Schriftsteller in einer sehr ärmlichen Gegend zu Hause war. Da sagte sich der Verleger: „Ich kann ihm leicht nur zwei-tausend Francs geben.“

Als der Verleger schon fast bei Balzac angekommen war, sagte er: „Balzac wohnt in einem winzigen, dunklen Zuhause. Es wird ausreichen ihm tausend Francs anzubieten. Da er so arm ist, bin ich mir sicher, dass er mehr als zufrieden sein wird.“

Als der Verleger das Zimmer betrat, stellte er fest, dass Balzac sehr, sehr einfach lebte. Er dachte: „Ich bin sicher, dass er damit einverstanden ist, wenn ich ihm lediglich dreihundert Francs anbiete.“ Der Verleger hatte Recht. Er erstand Balzacs neuestes Manuskript für nur dreihundert Francs!

Das Buch La Dernière Fée wurde äußerst bekannt. Der Verleger war so ein Fiesling! Er hatte dreitausend Francs bei sich. Aber als er bemerkte, dass Balzac in einer sehr ärmlichen Gegend zu Hause war und ein Apartment bewohnte, das einfacher als einfach war, reduzierte er das Honorar um das Zehnfache. Er erstand La Dernière Fée für dreihundert Francs!

Ich möchte Gott besiegen

Balzac lebte ein sehr, sehr einfaches Leben. Man könnte sagen, er führte beinahe ein asketisches Leben. Er trug stets denselben weißen Rock, dieselben Schuhe und denselben alten Gürtel. Er trug niemals, niemals etwas Neues.

Eines Tages fragte ihn ein Freund: „Warum führst du ein so asketisches Leben? Du verdienst genügend Geld. Warum kaufst du dir nicht einmal ein paar neue Kleidungsstücke?“

Balzac erwiderte: „Wann habe ich Zeit, mir neue Kleidung zu kaufen? Ich möchte Gott besiegen. Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, und ruhte sich dann aus. Was mich angeht: Ich möchte keine Pause machen. Ich möchte an sieben Tagen in der Woche arbeiten, in jeder Stunde und in jeder Minute. Dies ist der einzige Weg, auf dem ich mehr leisten kann als Gott. Wenn ich meine Zeit damit verbringe, dies und das zu kaufen, dann wird meine schöpferische Tätigkeit leiden. Für mich ist es das Beste, unentwegt schöpferisch tätig zu sein und Gott so zu besiegen. Ich muss keine neuen Kleider tragen oder gar feine Kleider. Meine Freude liegt in meiner schöpferischen Tätigkeit.“

Der bedeutendste Beruf

Ein Priester in recht fortgeschrittenem Alter und ein Mann mittleren Alters trafen sich zufällig in einem Restaurant. Sie saßen Seite an Seite, und so fragte der Priester den Mann mittleren Alters: „Ach übrigens, wie ist denn Ihr Name?“

Der Mann sagte: „Ich heiße David.“

Der Priester fragte weiter: „Was machen Sie denn von Beruf?“

„Mein Beruf ist meine christliche Gesinnung,“ antwortete David.

„Was, christliche Gesinnung ist ein Beruf?“ fragte der Priester

„Ja. Mein Beruf ist meine christliche Gesinnung.“

Der Priester sagte: „Es ist mir wirklich ernst damit. Bitte verraten Sie mir, welchen Beruf Sie ausüben.“

„Es fällt mir schwer, es Ihnen zu sagen,“ antwortete David.

Der Priester fragte: „Warum? Warum? Tun Sie vielleicht etwas, das illegal oder verwerflich ist?“

Der Mann entgegnete: „Nein, es ist nicht illegal, und es ist nicht verwerflich.“

„Warum sind Sie dann so verlegen?“

Schließlich sagte der Mann: „Ich bin Bestattungsunternehmer.“

„Ein Leichenbestatter?“ fragte der Geistliche.

„Wenn Leute sterben, nehme ich mich ihrer an.“

„So ein wundervoller Beruf!“ rief der Priester aus. „Wie viele Menschen haben den Mut, diesen Beruf auszuüben? Sie möchten eine führende Position bekleiden. Sie möchten etwas Besseres sein. Doch wenn Leute sterben und Sie Ihnen helfen, in den Himmel zu gehen, ist das nicht ein höchst lobenswerter Beruf? Ich sage Ihnen, mein Sohn, von all den Berufen, die es gibt, ist Ihrer der Bedeutendste.“

Der Bestattungsunternehmer verbeugte sich vor dem Geistlichen und war überglücklich.

Gerede: Welt-Zerstörung und Selbst-Zerstörung

Der Meister fragte einen bestimmten Schüler: „Warum erfreust du dich am Gerede? Es ist eine überaus gefährliche Angelegenheit. Gerede kennt gegenüber niemandem Respekt. Gerede schwächt und ruiniert die Stärken anderer. Wenn Leute tratschen und an anderen etwas auszusetzen haben, werden sie zu richtigen Schurken. Darüber hinaus werden die Opfer des Geredes hilflos und hoffnungslos. Gerede ist in jeder Hinsicht eine sehr subtile, ansteckende und gefährliche Krankheit. Bitte sage mir, warum findest du soviel Gefallen am Tratschen?“

„Es macht mir Spaß, zu tratschen,“ antwortete der Schüler.

„Was bist du nur für ein Schüler, dass es dir Spaß macht, auf Kosten anderer zu tratschen? Erkennst du nicht, wie sehr du dem Leben anderer Kummer bereitest, indem du dich in so ein Gerede einlässt? Könntest du die Zeit, die du zum Tratschen aufwendest, nicht in Gebet und Meditation verbringen?“

„Aber beim Beten und Meditieren habe ich keinen Spaß, während ich beim Tratschen große Freude habe. Meister, du sagst doch immer, wie wichtig es ist, unschuldige Freude in unserem Leben zu erhalten. Schließlich bringe ich niemanden damit um.“

„Richtig, du bringst niemanden um. Aber du erhältst lediglich böswillige Freude. Dieses Vergnügen ist nicht die wahre Freude. Alles, was du tust, um zu anderen Menschen freundlich zu sein, um anderen Mitgefühl entgegen zu bringen oder um den Menschen zu dienen, wird dir echte Freude geben.

Aber wenn du tratschst, verletzt du die Menschen tatsächlich. Es steckt oft nur sehr wenig oder gar keine Wahrheit hinter dem Gerede. Du erschaffst etwas Falsches und Absurdes.

Ich möchte dir jetzt etwas sagen. Wenn du echte Freude willst – nicht die falsche Freude, die dir das Gerede gibt, – und du nichts Besseres zu tun hast, dann lies einfach, gehe laufen, singe oder ruhe dich sogar aus. Es gibt so viele gute Dinge, die du tun kannst.

Auf jeden Fall schwächt Klatsch und Tratsch die Menschheit. Das Beste ist aber, die Menschheit zu stärken.

Da du ein spirituelles Leben führst, solltest du die Menschheit in jedem Augenblick mit deiner Wahrheitsliebe und mit deinem Bemühen um Wahrhaftigkeit und Göttlichkeit stärken. Bitte schwelge nicht in der Freude von Klatsch und Tratsch. Wenn du tratschst, dann marschieren Welt-Zerstörung und Selbst-Zerstörung stolz vorwärts. Sie gehen Hand in Hand.“

Kann Gott jeden zufrieden stellen?

Ein Lehrer stellte seinen Schülern eine einfache Frage: „Kann Gott jeden zufrieden stellen?“

Ein Schüler erhob sich und sagte: „Da Gott allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist, kann er bestimmt jeden zufrieden stellen – nicht so wie wir.“ Alle Schüler außer einem stimmten darin begeistert überein und fügten dieser Aussage ihren eigenen Standpunkt hinzu, um sie zu untermauern.

Nur ein Schüler stand auf und sagte: „Nein, Gott kann gewiss nicht jeden zufrieden stellen.“

Der Lehrer fragte: „Wie kannst du das mit so großer Überzeugung sagen?“

Der Schüler sagte: „Das sage ich aus meiner eigenen Erfahrung.“

„Deiner eigenen Erfahrung?“

„Ja. Jahr für Jahr bitte ich Gott um etwas, und Er erfüllt meinen Wunsch nicht. Auch meine Eltern haben viele Wünsche, ebenso meine Schwestern und Brüder. Wie könnt ihr sagen, dass Gott jeden zufrieden stellen kann, wenn ihre Wünsche nicht in Erfüllung gehen?“

Die anderen Schüler sagten: „Gott kann gewiss jeden zufrieden stellen, wenn Er dies will. Er hat diese Fähigkeit.“

Der Frechdachs erwiderte: „ Wenn Gott diese Fähigkeit hat, dann soll Er sie auch benutzen. Soll Er doch meine Eltern, meine Brüder und meine Schwestern zufrieden stellen. Soll Er mich doch zufrieden stellen. Dann werde ich sagen, dass Gott diese Fähigkeit nicht nur hat, sondern auch benutzt. Im Augenblick träumt ihr davon, dass Gott diese Fähigkeit hat. Ich möchte nicht in einer Welt von Träumen bleiben. Er soll es mir beweisen. Gott soll mich glücklich machen und zusätzlich meine Eltern, meine Brüder, meine Schwestern, meine Bekannten und all diejenigen, die ich kenne. Da sie nicht vollkommen glücklich sind, möchte ich sagen, dass Gott nicht jeden zufrieden stellen kann.“

Die Schüler hatten einen ganz schönen Streit. Alle, mit Ausnahme dieses einen Jungen sagten, dass sie von Ihren Eltern gehört hätten, dass Gott jeden zufrieden stellen kann. Die Kinder wollten den Jungen verprügeln.

Der arme Lehrer sagte: „Bitte, bitte, streitet euch nicht! Ich bin derjenige, dem man Vorwürfe machen muss. Ich habe dieses Problem verursacht. Ich habe euch gefragt: ,Kann Gott jeden zufrieden stellen?‘ Dieser eine Junge sagt: ,Gott kann es nicht.‘ Ihr sagt: ,Er kann.‘ Nun stehe ich hilflos zwischen eurer Gruppe und diesem jungen Burschen.

Ich ziehe meine Frage zurück. Gott allein weiß, ob Er die Fähigkeit hat, jeden zufrieden zu stellen, oder ob Er tatsächlich jeden zufrieden stellt. Wir wissen es nicht. Unser Glaube sagt uns, dass Gott die Fähigkeit hat, was absolut wahr ist. Aber es kann jemand kommen, um uns herauszufordern; er kann sagen, dass wir beweisen müssen, dass Gott jeden zufrieden stellen kann. ,Hat Gott all deine Wünsche erfüllt? Hat Gott seine Wünsche erfüllt?‘ Dies sind die Argumente des Jungen. Er sagt: ,Nein!‘

Das Beste wird sein, wenn ihr denkt, dass alles mein Fehler ist. Ich habe diese Frage aufgebracht, und nun ziehe ich sie wieder zurück. Es sei euch freigestellt, ob ihr glauben oder nicht glauben wollt, dass Gott jeden zufrieden stellen und alles tun kann.“

Der Gipfel der Undankbarkeit

Dies ist eine Geschichte über Undankbarkeit, die einst von Winston Churchill erzählt wurde. Ein kleiner Junge spielte an einer Schiffsanlegestelle. Plötzlich fiel er von der Anlegestelle hinunter ins Wasser. Er konnte nicht schwimmen und war in ernsthafter Gefahr zu ertrinken. Ein sehr gutherziger junger Soldat sah dies, sprang sofort vom Pier herunter und schwamm hin zu dem kleinen Jungen. Er nahm ihn auf seine Schultern und brachte ihn wieder sicher zurück zur Anlegestelle. Dieser junge Mann rettete das Leben des Jungen.

Der Junge hatte mit anderen kleinen Jungs gespielt, aber seine Eltern waren nirgends zu finden. Daher fuhr der Soldat den Jungen zum Elternhaus und übergab ihn dort seiner Mutter. Der junge Mann dachte nicht einmal im Traum an eine Belohnung. Er war ein sehr gutherziger Mensch und war überaus glücklich, dass es ihm gelungen war, das Leben dieses kleinen Jungen zu retten.

Ein paar Tage danach kamen die Eltern des Jungen, um den Soldaten aufzusuchen. Alle waren ihnen dabei behilflich, ihn ausfindig zu machen, da sie sich dachten, dass die Eltern gekommen wären, um ihm eine Belohnung für die Rettung ihres Kindes zukommen zu lassen. Schließlich fanden sie den Soldaten beim Arbeiten an der Anlegestelle.

Die Eltern traten auf den jungen Mann zu, und er sagte sofort: „Sie hätten nicht zu mir kommen müssen. Bitte, bitte, ich brauche keine Belohnung. Ich bin so froh, dass es mir möglich war, das Leben ihres Kindes zu retten. Das ist meine größte Belohnung. Sie müssen mir überhaupt nichts geben.“

Der Vater und die Mutter sagten: „Nein! Wir sind nicht hierher gekommen, um Ihnen etwas zu geben. Wir sind gekommen, um Sie um die Mütze unseres Sohnes zu bitten. Wo ist sie?“

Der junge Mann war geschockt. Er sagte: „Ich habe versucht, das Leben ihres Sohnes zu retten, und ich habe sein Leben gerettet. Und jetzt fragen Sie mich nach seiner Mütze?“

„Ja,“ sagten die Eltern.

Wie groß doch Undankbarkeit sein kann! Der junge Mann hatte das Leben des einzigen Kindes seiner Eltern gerettet, und sie fragten nach seiner Mütze! Anstatt dem Soldaten eine Belohnung zu geben oder wenigstens ein einfaches ,Dankeschön‘ zu sagen, verlangten sie nach der Mütze des Jungen!

Sie forderten forsch: „Was haben Sie mit der Mütze unseres Sohnes gemacht? Sind Sie denn noch ganz bei Trost? Wir wollen wissen, wo die Mütze ist!“

Das ist der Gipfel der Undankbarkeit.

Warum wurde mein Sohn getötet?

Ein Vater erhielt die Nachricht, dass sein Sohn, der Soldat war, in einer Schlacht gefallen war. Der Vater war außer sich vor Kummer. Wo er auch hinkam, versuchten ihm die Menschen Trost zuzusprechen, aber niemand vermöchte ihn zu trösten. Der Vater sagte: „Mein Sohn war ein so netter Junge. Er war so brillant, so stark, und er sah gut aus. Nun stößt ihm beim Militär so etwas zu! Ich hasse das Militär! Warum kämpfen sie gegen andere Länder?“ Der Vater fluchte auf das Land, das Militär und auf alles andere.

Dann wandte sich der Vater Trost suchend an einen Geistlichen. Er sagte dem Geistlichen: „Ich bin so unglücklich. Ich habe meinen einzigen Sohn verloren. Bitte, bitte sagen Sie mir, wie ich Trost finden kann.“

Der Geistliche sagte: „Was kann ich da tun? Ich bin gewillt, Ihrem Wunsch zu entsprechen, aber bitte sagen Sie mir, was genau Sie von mir wollen.“

Der Vater erwiderte: „Trost.“

„Ich kann lediglich zu Gott beten, dass er Sie trösten möge. Das ist das, was Geistliche tun. Wenn jemand stirbt, versuchen wir, die Angehörigen mit unserem Gebet zu trösten.“

„Ich weiß,“ erwiderte der Vater. „Aber können Sie mir eines verraten?“

Der Geistliche sagte: „Was denn?“

„Als mein Sohn starb, was tat da unser himmlischer Vater? Wo war Er? Haben Sie eine Ahnung? Mein Sohn war beim Militär und diente seinem Land. Er war Armeeangehöriger, und er wurde getötet. Was hat Gott getan? Mein Sohn hat etwas Bedeutendes und Gutes für sein Land getan, und Gott hat ihn nicht gerettet. Ich frage Sie, was hat Gott getan?“

Der Geistliche antwortete: „Ich weiß, was Gott getan hat. Ich bekomme die Botschaft aus Ihrem Herzen. Ihr eigenes Herz erzählt mir, dass Gott direkt neben ihrem Sohn war, als er getötet wurde.“

Der Mann war überrascht. „Gott war an der Seite meines Sohnes? Warum musste mein Sohn dann sterben? Warum hat Gott meinen Sohn nicht beschützt? Was erzählen Sie mir da für Dummheiten, Pater? Wenn Gott an der Seite meines Sohnes war, dann hätte Gott leicht meinen Sohn retten können.“

„Ja, Gott hätte ihren Sohn retten können. Wenn wir Gott aufrichtig darum bitten, unsere Wünsche zu erfüllen, dann fühlen wir, dass Er sie automatisch erfüllen wird. Aber jenseits unserer Aufrichtigkeit gibt es etwas, das man Gottes Bedürfnisse und Gottes Willen nennt. Wir wissen nicht immer, wie diese aussehen.“

Der Mann fragte: „Und was soll ich jetzt tun?“

Der Geistliche erwiderte: „Warum? Ihr Sohn ist als Soldat gestorben. Wissen Sie, dass Ihr Sohn in seiner nächsten Inkarnation ein kommandierender General sein wird?“

„Kommandant? Mein Sohn wird ein Kommandant werden?“ fragte der Mann.

„Ja, wir alle machen Fortschritt. Gott wollte, dass er als Held stirbt. Sie beklagen einen großen Verlust, aber ihr Sohn starb heldenhaft. Ihr eigenes Herz erzählt mir, dass Ihr Sohn in seiner nächsten Inkarnation ein Kommandant sein wird.“

„Mein Sohn wird Kommandant? Mein Sohn wird Kommandant?“ fragte der Mann. Bald lachte er, dann weinte er wieder. Der Mann war in der Tat nahe daran, seinen Verstand zu verlieren.

Der Priester sagte: „ Bitte führen Sie sich hier nicht so auf. Ich sage Ihnen, was Gott auch immer tun mag, ist zu unserem Besten. Unser überheblicher Verstand wird das nicht akzeptieren, aber unser inneres Herz wird es tun. Mein Einssein mit Ihrem Herzen und dem Herzen Ihres Sohnes ist so stark, dass ich die innere Botschaft empfange, dass Gott ihn in seiner nächsten Inkarnation zu einem General beim Militär machen wird.

Äußerlich weinen und weinen Sie. Aber wenn ich Ihr Herz betrachte, dann sagt mir ihr Herz, dass ihr Sohn jemand Berühmtes werden wird und Sie so glücklich sind, dies zu hören. Schauen Sie nach vorne; schauen Sie stets nach oben. Wenn etwas Schlimmes oder Trauriges geschieht, dann versuchen Sie zu fühlen, dass etwas Besseres nachkommt, etwas Erleuchtenderes und Erfüllenderes nachkommt. Bitte versuchen Sie, den Verlust von heute als einen Teil eines höchsten Spiels zu sehen. Morgen wird Gott unseren Fortschritt beschleunigen. Der Tod von heute bedeutet nicht, dass ihr Sohn für immer gegangen ist. Nein. Der Tod von heute ist lediglich eine Vorbereitung auf die Geburt von morgen. Mit der Geburt von morgen wird Ihr Sohn sich selbst übertreffen und sowohl berühmt als auch gut werden.“

Auf diese Weise tröstete der Priester den Vater. Und tatsächlich war der Mann zutiefst getröstet. Er fiel dem Priester zu Füßen. „Pater, nun habt ihr mich erleuchtet. Ich danke euch von ganzem Herzen. Ich stehe tief in eurer Schuld.“

Der Sinn der Geschichten des Meisters

Einst beschwerte sich ein Schüler bitterlich bei seinem Meister. Er sagte: „Meister, du erzählst uns immerzu Geschichten, die uns Freude schenken. Aber würden wir uns nicht noch mehr freuen, wenn wir den Sinn der Geschichten kennen würden, die du uns erzählst? Wir verstehen nicht immer, was sie tatsächlich bedeuten. Wenn wir sie verstehen würden, dann, so denke ich, würden wir mehr Freude haben, und auch du würdest froh sein, dass wir dich verstanden haben.“

Der Meister erwiderte: „Du Dummkopf! Du möchtest, dass ich euch über den Sinn aufkläre, wenn ich euch Geschichten erzähle? Das ist, als ob du mich bitten würdest, dir eine Mango zu geben. Und gerade dann, wenn du die Mango essen willst, möchtest du, dass ich sie wieder zurücknehme und sie für dich esse. Wenn ich dir eine Geschichte erzähle, musst du eins mit der Geschichte werden. Dann wirst du ihre wahre Bedeutung und Wichtigkeit erkennen.

Wenn ich dir jedoch darüber hinaus noch die Bedeutung der Geschichte darlege, wenn ich alles tue, dann ist das so, als ob ich für dich kaue und esse. Aber wenn du etwas schluckst, ohne es überhaupt gekaut zu haben, wie willst du dann Geschmack daran finden? Nur durch Kauen und Essen wirst du in der Lage sein, den Sinn zu erfassen.

Es ist meine Aufgabe, euch eine Geschichte zu erzählen. Eure Aufgabe ist es, tief nach innen zu gehen und die Bedeutung zu erfassen. Andernfalls werdet ihr spirituell hungrig bleiben. Wenn ihr eure Rolle spielt und selbst nach dem Sinn der Geschichte sucht, dann werdet ihr wahre Freude finden, uneingeschränkte Freude.

Neue Abenteuer im hohen Alter

Ein hohes Alter stellt kein Hindernis dar. Churchill begann in einem sehr hohen Alter mit der Malerei. Es gibt viele, viele weltberühmte Leute, die erst im hohen Alter berühmt wurden. Selbst Tagore fing erst wenige Jahre vor seinem Dahinscheiden mit der Malerei an. Davor hatte er ausschließlich Bücher geschrieben. Erst am Ende seines Lebens wurde er zum bildenden Künstler. Zu welchem Zeitpunkt Menschen sich entfalten, wissen wir nicht. Deshalb sprechen wir auch von Spätzündern!

Wenn wir älter werden, finden wir aber auch neue Freude, neue Inspiration und neue Glückseligkeit, wenn wir die guten Dinge, die wir seit Jahren getan haben, beibehalten können. Wir tun vielleicht jeden Tag dasselbe, aber durch unsere beständige Übung wird uns jeden Tag neue Freude erwarten.

Nehmen wir als Beispiel Pablo Casals. Als er bereits fünfundneunzig Jahre alt war, übte er nach wie vor täglich auf seinem Cello. Er spürte einfach das Gleiche wie immer. Einst fragte ihn jemand: „Warum üben Sie in ihrem hohen Alter immer noch? Sie haben es zum größten Cellisten gebracht. Nun können Sie sich doch ausruhen!“

Casals antwortete: „Sie möchten, dass ich mich ausruhe? Sie möchten, dass ich keinen Fortschritt mehr mache? Ich spiele jeden Tag Cello, und ich habe seit meiner Kindheit Jahr um Jahr gespielt. Ich fühle jeden Tag, dass ich etwas Fortschritt gemacht habe.“

Wenn eine Inspiration kommt, dürfen wir nicht auf unser Alter achten – ganz gleich, ob wir acht oder achtzig sind. Auch müssen wir die guten Dinge, die wir getan haben, weiterhin praktizieren, solange wir hier auf der Erde sind. Da Pablo Casals regelmäßig Cello spielte, war für ihn jeder neue Tag wie eine neue Morgendämmerung, ein neuer Sonnenaufgang.

Ein neues, kreatives Leben kann in jedem Alter beginnen. Es gibt keine Altersgrenze. Aber wenn sie weiterkommen wollen, wenn Sie Fortschritt machen und stets größere Freude durch Ihr Schaffen erlangen wollen, dann müssen sie regelmäßig und pünktlich üben.

Neue Predigten bringen neue Freude

Eine alte Dame sagte zu einem Priester: „Vater, heute haben Sie Ihre Predigt nicht gelesen.“

Der Priester antwortete: „Ich habe sie nicht gelesen, weil ich die Predigt, die ich heute halten wollte, bereits viele Male gehalten habe.“

Die alte Dame sagte: „Macht es Ihnen denn Freude, wenn Sie etwas viele, viele Male geben? Wo ist die Frische? Wenn Sie eine frische Blume sehen, freuen Sie sich jeden Tag darüber. Aber haben Sie auch nur einen Funken Freude, wenn Sie eine alte, trockene Blume sehen? Wenn Sie aufrichtig in Ihrem Herzen sind, dann werden Sie erkennen, dass es Ihnen überhaupt keine Freude macht, Ihre alten Predigten zu halten – und uns macht es ganz bestimmt keine Freude!!! Bitte nutzen Sie Ihre Weisheit und geben uns neue Predigten. Dann werden Sie sich freuen, und wir werden uns freuen. In etwas Frischem, ähnlich der Frische einer Blume, finden wir riesige Freude.“

Der Priester sagte: „Sie haben recht, absolut recht. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre höchst erleuchtende Predigt. Ich liebe Sie, meine Gute.“

Sei jemand, der rückhaltlos gibt

Ein spiritueller Mann kam an seinem Bestimmungsort an und war im Begriff, aus einem Taxi auszusteigen. Er hatte dem Fahrer sein Geld schon gegeben, als er noch im Taxi war. Während er aus dem Taxi ausstieg, blieb einer seiner Schuhe irgendwie in der Türe des Taxis hängen. Und was geschah dann? Der Taxifahrer fuhr davon samt dem Schuh seines Fahrgastes. Da zog der Mann ruhig seinen anderen Schuh aus und ließ ihn auf dem Gehsteig stehen.

Sein Freund fragte: „Was tust du da?“

Der spirituelle Mann antwortete ihm: „Was ich da tue? Du Dummkopf, weißt du denn nicht, dass es auf dieser Welt so viele arme Menschen gibt? Wenn ein Armer nur den einen Schuh findet, der im Taxi eingeklemmt ist, was soll er dann damit anfangen? Aber wenn er meine beiden Schuhe findet, wird er sehr glücklich sein. Der Betreffende wird Gott dafür danken, dass er jetzt ein paar Schuhe besitzt. Was mich angeht, mir wird es nicht schwerfallen, für mich ein paar neue Schuhe zu kaufen. Wenn du den Menschen helfen willst, halte nie etwas zurück. Sei stets jemand, der rückhaltlos gibt.“

Der Texaner besucht New York

Ein Mann aus Texas kam nach New York, um seinen Freund zu besuchen. Sein Freund führte ihn zu vielen Sehenswürdigkeiten.

Wenn sein Freund ihm etwas Neues zeigte, sagte der Texaner: „Bei uns zu Hause haben wir Besseres als das – weit, weit Besseres.“

Zuerst führte ihn sein Freund in ein exzellentes Restaurant. Der Texaner sagte: „In Texas haben wir bessere Restaurants als dieses. In Texas sind die Inhaber besser, die Kellner bedienen besser und das Essen ist um Vieles besser.“

Daraufhin nahm der New Yorker seinen texanischen Freund mit, um die Freiheitsstatue zu besuchen. Der Texaner sagte: „Die Freiheitsstatue ist an vielen Stellen marode. Überall kann ich Risse sehen. Wir haben so viele Statuen, die kein bisschen beschädigt sind.“

Schließlich führte der Freund den Texaner zum Empire State-Gebäude. Der Mann behauptete: „Das Empire State-Gebäude ist unnütz! Wegen der vielen Geschäfte, die sich in diesem Gebäude befinden, besitzt es keinen Frieden, keine Ausstrahlung. Sicherlich ist es groß, aber im Innersten besitzt es überhaupt keine Schönheit.“

Der New Yorker Freund des Mannes war empört. Er sagte: „Bruder, du brauchst etwas, was es hier nicht gibt. Dein Texas ist in jeder Beziehung weitaus schöner und weitaus besser als mein New York. Wenn du je daran denkst, noch einmal nach New York zu kommen, dann halte dich bitte nicht bei mir auf. Geh jemand anderen besuchen. Ich habe dir nichts zu geben.

Besser noch, geh in einen anderen Staat, denn New York kann dir nichts geben. Wenn du glaubst, dass es einen anderen Staat gibt, der deinem Texas gleichkommt, oder einen anderen Staat, der dir etwas Besseres oder Bedeutenderes geben kann, dann geh bitte dorthin. Bitte komm nicht nach New York zurück!“

Menschen, die im rationalen Verstand leben, sind immer kritisch. Sie fühlen sich überlegen. Hier war der Mann aus Texas voller Kritik. Sein Freund zeigte ihm die berühmtesten Sehenswürdigkeiten New Yorks mit solcher Liebe, Aufmerksamkeit, Fürsorge und Freude. Aber der Texaner war nicht zufrieden, weil er sich in seinem trockenen Verstand befand. Nichts in New York konnte ihm Freude schenken. Sein starrer Verstand lebte in der Vorstellung, dass in Texas alles besser, schöner und bedeutender war.

Menschen, die im Verstand leben, können die Errungenschaften anderer nicht schätzen. Sie können mit der Lebensweise anderer nicht eins werden. Wenn wir im Herzen leben, dann können wir das, was wir haben, und das, was andere haben, gleichermaßen schätzen.

Selbst Gott kann nicht in die Kirche

Ein Geistlicher bewachte die Kirche auf eine ganz besondere Art und Weise. Nur sehr reiche oder gebildete Leute durften hineingehen. Andere wurden abgewiesen. Der Geistliche befragte jeden Neuankömmling, der in die Kirche gehen wollte, um sicherzustellen, dass dieser gut geeignet wäre hineinzugehen.

Eines Tages kam ein gewöhnlicher Mann und redete mit dem Geistlichen. Der Geistliche fragte: „Sind Sie vermögend?“

„Nein“, antwortete der Mann.

„Haben Sie Bildung?“

„Nein.“

„Dann sind Sie hier fehl am Platz. Sie müssen gehen. Sie müssen entweder sehr vermögend oder gebildet sein, um in unsere Kirche gehen zu können.“

Am nächsten Tag borgte sich der Mann ziemlich viel Geld. Ein paar Tage später kam er zur Kirche zurück.

„Erfüllen Sie die Bedingungen? Sind Sie reich oder haben Sie Bildung?“

Der Mann erwiderte: „Wie kann ich mir in nur wenigen Tagen Bildung aneignen? Da ich mir jedoch eine Menge Geld ausgeliehen habe, bin ich nun ziemlich reich.“ Der Mann zeigte dem Geistlichen sein ganzes Geld.

„Sie haben sich Geld ausgeliehen und nun sagen Sie, dass Sie reich wären“, sagte der Geistliche. „Aber das reicht nicht aus.“

Der Mann sagte: „Das glaube ich doch nicht! Ich habe hier zigtausend Dollar, und Sie wollen mir immer noch nicht erlauben einzutreten?“

Der Geistliche antwortete: „Tut mir leid, nein. Übrigens, erzählen Sie mir doch, was Sie unternommen haben, um dieses Geld zu bekommen. Haben Sie zu Gott gebetet, dass Sie sich dieses Geld leihen können?“

„Ja, das tat ich.“

„Was sagte der Allmächtige?“ fragte der Geistliche.

Der Mann antwortete: „Der Allmächtige sagte mir, dass Sie mir nicht erlauben würden einzutreten, obwohl ich so viel Geld mitbringen und Ihnen zeigen würde. Der Allmächtige sagte noch etwas. Er sagte: ‚Ich versuche schon seit fünfundvierzig Jahren in diese Kirche hineinzukommen, und ich wurde nie hineingelassen.’

Ich war so entsetzt. Ich fragte: ‚Wie kann man Dich nicht hineinlassen?’

Der Allmächtige erklärte mir: ‚Ich bin weder vermögend noch gebildet, und so erlaubt man mir nicht, in die Kirche zu gehen. Sei nicht überrascht, wenn sie dir ebenfalls nicht erlauben hineinzugehen. Du besitzt kein eigenes Vermögen und du besitzt keine Bildung!’“

Ach, selbst Gott durfte nicht in die Kirche gehen, sein rechtmäßiges Zuhause.

Gott bittet den Mann zu beten

Ein Wachmann, der eine Kirche bewachte, sah einen unpassend gekleideten Mann des Weges kommen. Der Mann hatte vor in die Kirche zu gehen.

Der Wachmann hielt den Mann auf und fragte: „Was machen Sie hier? Sie sind so dreckig und schmutzig!“

Der Mann antwortete: „Ich bin nicht gekommen um zu beten. Ich bin hier, um in der Kirche sauber zu machen.“

„In Ordnung, Sie können zum Saubermachen hineingehen. Aber denken Sie daran, dass es Ihnen lediglich erlaubt ist, die Kirche zu reinigen; danach müssen Sie gehen. Es ist Ihnen nicht erlaubt zu beten!“

Der Mann ging in die Kirche und erledigte seine Reinigungsarbeiten. Beim Hinausgehen kam Gott zu ihm und sagte: „Mein Sohn, kannst du Mir nicht einen großen Gefallen tun? Kannst du hier nicht beten? All die Leute in der Kirche schlafen tief und fest. Ich bin so traurig und unglücklich. Diese Leute sind hierher gekommen, um zu Mir zu beten, und nun befinden sie sich in tiefem Schlummer. Kannst du bitte gleich beten?“

Der Mann begann sofort zu beten. Dem Wachmann fiel auf, dass der Mann ziemlich lange brauchte, um seine Arbeit zu verrichten. Als der Wachmann den Mann entdeckte, sah er, dass der Mann betete. „Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie hier nicht beten dürfen!“ schrie der Wachmann den Mann an. „Sie haben lediglich die Erlaubnis, die Kirche sauber zu machen.“

Der Mann erwiderte: „Was sollte ich tun? Ich hatte die Kirche sauber gemacht und wollte wirklich gehen, aber Gott hielt mich auf. Da all die Leute, die eigentlich beten sollten, eingeschlafen waren, bat Gott mich darum zu beten. Was konnte ich da tun?“

Der Lieblingssohn erbt ein Kruzifix

Ein gab einmal einen alten Vater, der sehr, sehr gütig war. Er hatte vier Söhne. Er wollte seinen Söhnen seine ganze liebevolle Güte zeigen, bevor er seinen Körper verließ. Dem einen Sohn übergab er sein Haus. Wenn der Vater sterben würde, würde dieser Sohn das Haus erben. Einem anderen Sohn gab er eine Menge Geld. Dem dritten Sohn gab der Vater Ländereien. Schließlich sagte er zu seinem vierten Kind: „Sohn, dich liebe ich am meisten. Ich gebe dir ein Kruzifix.“ Kurze Zeit später verstarb der Vater.

Nach dem Tod seines Vaters sagte der vierte Sohn: „Was ist das? Einer meiner Brüder bekam das große Haus, einer bekam Geld und einer bekam Ländereien. Mein Vater ist so gemein! Er sagte mir, dass er mich am meisten liebt, und darum gab er mir ein Kruzifix! Was ist das – ein grausamer Streich? Vater ist so gemein! Ich gehe nicht zu seiner Beerdigung! Er hat mich wirklich hereingelegt! Er mochte mich am liebsten, also gab er mir ein dummes Kruzifix. Doch jedem meiner Brüder hat er etwas überaus Wertvolles gegeben!“

Der vierte Sohn nahm nicht einmal an der Beerdigung seines Vaters teil. Jeder war darüber unglücklich, dass dieser vierte Sohn so undankbar war. Er wiederholte einfach ständig nur: „Mein Vater ist so gemein und ungerecht!“

Zwei Wochen lang nahm der Zorn des Sohnes Tag für Tag zu. Er sagte: „So einen gemeinen Vater hatte ich! Er machte sich sogar noch kurz vor seinem Tod lustig über mich! Ich werde nicht einmal mehr an ihn denken!“

Der Sohn wurde immer wütender. Er beschloss, das Kruzifix wegzuwerfen. „Ich will überhaupt nichts mehr mit diesem Kruzifix zu tun haben! Ich hasse meinen Vater!“

Der Sohn nahm das Kruzifix und schleuderte es auf den Boden. Das Kruzifix zerbarst in viele Teile. Sofort fielen glitzernde Juwelen und äußerst kostbare Steine heraus. Sie waren im Inneren des Kruzifixes versteckt. Diese Juwelen und Steine waren weitaus wertvoller als das Geld, das Haus und die Ländereien, welche die anderen Brüder geerbt hatten. Mit diesen Juwelen konnte der Sohn viele kostspielige Dinge kaufen.

Endlich lernte der vierte Sohn, seinem Vater zu vertrauen. Vorher erzählte er Gott und der Welt, dass sich sein sterbender Vater auf grausame Weise über ihn lustig gemacht hätte. Aber nun erkannte der Sohn, dass sein Vater nicht gelogen hatte. Sein Vater hatte ihn wirklich als seinen allerliebsten Sohn betrachtet.

Vier Trunkenbolde auf dem Bahnhof

Hunderte von Leuten waren auf dem Bahnhof. Gerade war ein Zug angekommen, und die meisten Leute stiegen in den Zug ein. In der Nähe standen vier Trunkenbolde. Unglücklicherweise hatten sie keine Vorstellung davon, was sie tun sollten. Ein gutherziger Bahnarbeiter zeigte Mitgefühl. Er packte die Trunkenbolde einen nach dem anderen und beförderte sie in den Zug. Mit großer Anstrengung – eins, zwei, drei – beförderte der Arbeiter einen jeden in einen Wagen. Unglücklicherweise war es zu spät für ihn, den vierten Mann in den Zug zu befördern, da dieser bereits sehr schnell anfuhr. Der gutherzige Mann war zufrieden, dass es wenigstens drei der Trunkenbolde zu Diensten sein konnte. Aber es tat ihm überaus leid, dass es ihm nicht gelungen ist, den vierten Trunkenbold in den Zug zu befördern.

Der zurückgebliebene Mann legte sich auf den Boden. Nach etwa einer halben Stunde kam der Stationsvorsteher und bemerkte, in welcher Verfassung sich der betrunkene Mann befand. Er tat ihm leid und er sagte: „Heute Abend fahren keine weiteren Züge. Wenn Sie sich ein wenig ausruhen wollen, dann kommen Sie bitte mit mir; hier liegen Sie ja nur auf Beton. Hier drinnen gibt es ein kleines Zimmer. Sie können sich in unserem Zimmer ausruhen.“

Zu diesem Zeitpunkt war der Trunkenbold zu Sinnen gekommen. Er sagte: „Was ist los? Was habe ich getan?“

Der Stationsvorsteher fragte: „Was meinen Sie?“

Der Mann sagte: „Können Sie sich das vorstellen? Ich sollte mit diesem Zug irgendwohin fahren, und meine drei Freunde waren gekommen, um mich zu verabschieden! Nun sind meine Freunde weggefahren, und ich wurde hier alleine zurückgelassen!“

Chittagongs größter Revolutionsheld: Surjya Sen

Chittagong brachte viele große Revolutionäre hervor, die darum kämpften, die britischen Herrscher aus Indien zu vertreiben. Die Revolutionäre aus Chittagong umarmten froh und stolz den Tod, Bande mataram singend, „Mutter, ich verbeuge mich vor Dir.“ Sie sprachen das geheiligte Herzens-Opfer, Bande mataram, indem sie den Namen von Mutter Indien anriefen.

Diese Revolutionäre hatten ziemlich viele Anführer, aber ihr Oberhaupt war Surjya Sen. Alle liebten ihn und brachte ihm Bewunderung und Verehrung entgegen. Die ganze Stadt Chittagong liebte ihn rückhaltlos. Schon allein sein Name gab ihnen enorme Freude und Mut. In früheren Jahre war er als Lehrer tätig, gab aber das Unterrichten auf und schloss sich der Revolution an. In den Wirren der Revolution war Surjya Sen der bedeutendste Führer.

Surjya Sen war zufällig ein entfernter Verwandter aus der Verwandtschaft der jüngsten Schwester meiner Mutter. Er kam einige Male in das Haus der Schwester meiner Mutter, um sich zu verstecken. Als ich das letzte Mal in Indien war, ging ich sie besuchen. Sie verließ Mutter Erde im reifen Alter von 103 Jahren.

Die britische Regierung war stets auf der Suche nach Surjya Sen. Sie wollten ihn festnehmen und töten. Aber er ging heimlich von Dorf zu Dorf und instruierte seine Leute, was sie tun sollten. Diese Revolutionäre taten viele, viele heldenhafte Dinge. Aus den britischen Waffenlagern stahlen sie Waffen, um gegen die Briten zu kämpfen. Es ist eine lange Geschichte. Sie waren außerordentlich stark und außerordentlich mutig. Ihre Liebe zu Mutter Indien war ohnegleichen, und ihre Taten standen an der Spitze der Opfer der Revolutionäre.

Sie nannten Surjya Sen für gewöhnlich Mashtar-da – Mashtar bedeutet ‚Lehrer’ und – da steht für liebevollen Respekt gegenüber den älteren Brüdern in einer Familie und auch für die Älteren allgemein. Alle kannten Mashtar-da. Selbst West-Bengalis kannten ihn sehr gut.

Die britische Regierung bot jedem, der ihr Informationen liefern würde, die zur Festnahme Mashtar-da führen würden, eine Belohnung in Höhe von 50 000 Pfund an. Er hatte einen Verwandten namens Netra Sen. Dieser Netra Sen war ebenfalls Revolutionär unter Surjya Sen. Als Netra Sen hörte, dass er 50 000 Pfund bekommen könnte, befiel ihn eine gewaltige Gier. Neben anderen Revolutionären wusste auch Netra Sen, wo sich Surjya Sen versteckt hielt.

Judas ist leider überall. Für 30 Silberlinge verriet Judas Jesus und sagte der Obrigkeit, wo sie Jesus finden würde. Dann gaben sie ihm das Geld. Nachdem Jesus gefangen genommen und gekreuzigt worden war, beging Judas Selbstmord.

Netra Sen sagte der britischen Regierung, wo man Surjya Sen finden würde, und der größte aller Anführer wurde verhaftet. Wo sollte man ihn aufgreifen? In Netra Sens eigenem Haus! Weil sie sich so nahe standen hatte Netra Sen Surjya Sen eingeladen, zu kommen und mit ihm zu essen. Kann man sich so etwas vorstellen? Sie wohnten lediglich drei oder vier Meilen voneinander entfernt.

Die britischen Soldaten kamen, als Netra Sens Frau gerade das Essen servierte. Auch die Frau war Revolutionärin, und sie war äußerst, äußerst angetan von Surjya Sen. Alle Männer und Frauen liebten und schätzten Mashtar-da aus tiefstem Herzen. Er war ihr Held ohnegleichen.

Surjya Sen und Netra Sen waren beide am Essen. Die Frau servierte den beiden das Essen und wusste nichts vom Verrat ihres Mannes. Die britischen Soldaten wussten, dass es leicht sein würde, Surjya Sen festzunehmen, während er am Essen war. Daher wählten sie diesen Zeitpunkt aus, um ins Haus zu kommen und ihn zu verhaften. Sie warfen ihn ins Gefängnis in Chittagong. Noch bevor Surjya Sen eingesperrt wurde, gaben sie Netra Sen sein Geld.

Die Frau war wutentbrannt. Sie weinte und schrie. Andere Revolutionäre kamen zu ihrem Haus, und sie verfluchten ihren Ehemann. Sie wussten, dass Netra Sen Mashtar-da verraten hatte. Die Frau sagte zu ihren gemeinsamen Freunden, die alle Revolutionäre waren: „Bitte, bitte tut mir einen großen Gefallen.“

„Was für einen Gefallen?“ fragten sie.

„Ich sage euch, ihr müsst mir diesen Gefallen tun!“

„Wir werden dir jeden Gefallen tun, um den du uns bittest“, antworteten die Freunde.

„Gerade haben wir Mashtar-da verloren. Dennoch möchte ich meinen Ehemann bestrafen.“ Sie fügt hinzu: „Sagt mir, wer wird mir meinen einzigen Wunsch erfüllen?“

Sie sagten: „Was immer du auch sagst, wir werden es froh und sofort tun.“

Die Frau sagte: „Ich möchte, dass mein Mann getötet wird, während ich ihm Essen bringe. Ich werde euch sagen, zu welcher Zeit wir abends essen. Wenn ihr wirklich euer Vaterland liebt, dann möchte ich, dass einer von euch meinem Mann die Kehle durchschneidet, während ich ihm das Essen bringe.“

„Wirst du da nicht traurig und unglücklich sein? Dein eigener Mann wird vor deinen Augen getötet werden!“

„Nein! Nein! Unser Mashter-da wurde eingesperrt, weil mein Mann das Geld wollte. Ich weiß noch nicht einmal, wo er es versteckt hat. Selbst wenn ich das Geld in meinem Haus finden würde, würde ich es nur wegwerfen.“

Alle Revolutionäre waren Mashtar-da äußerst ergeben. Diejenigen, die Netra Sens Frau zuhörten, waren angewidert und traurig, weil Surjya Sen von Netra Sen, ihrem Ehemann, verraten worden war. Die Briten hatten sogar schon ein Datum festgelegt, an dem er gehängt werden sollte. Zuerst würde es eine Gerichtsverhandlung und andere Verfahren geben. Surjya Sen selbst war völlig schockiert, als er hörte, was Netra Sen getan hatte.

„Ich möchte nicht mit meinem Mann zusammen leben“, rief die Frau aus. „Ich möchte ihn noch nicht einmal sehen! Mein Mann war ein Revolutionär! Jetzt lässt er alle Revolutionäre in einem schlechten Licht da stehen. An allem ist das Geld schuld.“

Sie bat die Revolutionäre, ihren Mann zu töten. Sie sagte, dass sie ihrem Mann nicht erzählen würde, was ihm zustoßen werde.

Innerhalb weniger Tage kam einer der Revolutionäre und schnitt Netra Sen die Kehle durch, als Netra Sens Frau ihm das Abendessen brachte und er am Essen war. Er starb sofort. Auf das Verlangen seiner eigenen Frau hin fiel Netra Sen dem Attentat einer der Revolutionäre zum Opfer!

Als die Polizei gekommen war, verlangte sie, dass Netra Sens Frau ihnen den Namen desjenigen verraten solle, der ihren Mann umgebracht hatte. „Du musst es uns sagen!“ sagten sie.

Sie antwortete: „Nein! Ihr könnt mich töten. Ich werde es euch nicht sagen. Ich weiß, wer der Betreffende ist. Ich weiß es, ich weiß es. Aber ich werde es euch nicht sagen. Wenn ihr mich verhaften wollt, verhaftet mich. Wenn ihr mich töten wollt, tötet mich. Ich bin bereit. Ich kann keinen Mann haben, der unseren geliebten Mashter-da verraten hat.“

Die Polizei konnte nichts tun. Die Frau trauerte in keinster Weise um ihren Ehemann. Als Mashtar-da verhaftet wurde, weinte sie bitterlich und war vom Kummer überwältigt. Sie sagte wieder und wieder: „Wie konnte das mein Ehemann unserem größten Helden, unserem geliebten Anführer, Mashtar-da, antun!“

Die Polizei verlangte: „Du musst es uns sagen!“

Als die Polizei forderte: „Du musst es uns sagen“, sagte sie: „Nein! Tut, was ihr wollt. Ich werde euch den Namen des Betreffenden nicht verraten. Ich kenne den Betreffenden sehr gut, da ich selbst den Wunsch ausgesprochen habe.“

Diese Geschichte ist zu hundert Prozent authentisch. Die Frau lebte noch viele weitere Jahre und diente den Revolutionären überaus ergeben und überaus treu. Frauen wie Netra Sens Ehefrau gingen noch nicht einmal aus ihren Häusern hinaus, und doch leisteten sie solch bedeutende Beiträge zur Revolution!

Dieser Vorfall ereignete sich 1932, als ich ein Jahr alt war. Er zeigt, wie groß die Liebe Einzelner zu ihrem Vaterland sein kann. Sie standen für Indiens Freiheit und Unabhängigkeit auf. Wie andere Gegenden in Indien revoltierte auch Chittagong, und Chittagongs größter Führer war Surjya Sen.

Am 12. Januar 1934 wurde Surjya Sen vor Sonnenaufgang gehängt. Am Abend, bevor er gehängt wurde, sandte er seinen Anhängern aus dem Gefängnis in Chittagong eine Abschiedsbotschaft. Er schrieb:

„Das Seil hängt über meinem Kopf. Der Tod klopft an meiner Tür. Was soll ich euch in einem so ernsten Augenblick hinterlassen? Nur eines – das ist mein Traum, ein goldener Traum – ein Traum von einem freien Indien. Wenn ihr sterbt, bevor das Ziel erreicht ist, dann übergebt euren Anhängern die Verantwortung für euer Bestreben, so wie ich es heute tue. Vorwärts, meine Kameraden, vorwärts – weicht niemals zurück. Der Tag der Unterdrückung verschwindet und die Dämmerung der Freiheit wird einsetzen. Tut etwas. Seid niemals enttäuscht. Der Erfolg ist sicher. Gott segne euch.“

Netra Sens Frau ging zu dem Platz, auf dem Surjya Sen gehängt werden sollte. Kurz bevor er starb, segnete Surjya Sen sie und sagte: „Ich bin nicht der Held. Du bist die Heldin. Ich bin nicht der wahre Führer. Du bist die wahre Führerin. Die Opfer, die du für Mutter Indien gebracht hast, haben dich zur wahren Anführerin im Kampf Chittagongs um unsere Freiheit gemacht.“

Als er starb, sagte Surjya Sen nur wieder und wieder: „Bande Mataram! Bande Mataram! Bande Mataram!“ Mutter, ich verbeuge mich vor Dir.......

Überall um ihn herum vergossen die Leute Tränen. Surjya Sen fragte: „Warum, warum, warum? Warum tut ihr das? Ich verbeuge mich vor meiner Mutter. Wenn sie euch einsperren, möchte ich, dass ihr alle sagt: ‚Mutter, Mutter, Mutter – für Dich, für Mutter Indien, für Chittagong umarme ich den Tod.’ Indem ich die Mutter anrufe, umarme ich den Tod. Wirklich, es gibt keinen Tod für einen Revolutionär. Meine Liebe zu meinem Vaterland ist unendlich stärker als der Tod. Janani Janma Bhoomischa Swargaadapi Garyasi.“ Mutter und Mutterland sind selbst dem Himmel übergeordnet.

Einmal mehr noch sang er: „Bande Mataram! Bande Mataram! Bande Mataram!“ Dann verschwand er hinter dem Vorhang der Ewigkeit, um in die Galaxy der Unsterblichen einzutreten.

Wo ist euer Vertrauen?

Seit einigen Wochen war es extrem heiß. Die Menschen litten sehr stark. Die Mitglieder der örtlichen Kirche beteten alle unablässig für Regen. Nachdem sie etwa eine Woche lang gebetet hatten, sagte der Geistliche während einer Zusammenkunft der ganzen Gemeinde: „Ihr müsst mit aller Kraft um Regen beten. Wenn ihr aufrichtig betet, dann seid versichert, dass es regnen wird.“

Die Leute fuhren fort, höchst aufrichtig zu beten, aber es gab noch immer keinen Regen. Schließlich wurden sie auf den Geistlichen böse und sagten zu ihm: „Wir haben aufrichtig gebetet und gebetet, aber es gibt immer noch keinen Regen. Das bedeutet, dass Sie Unrecht haben!“

Der Geistliche antwortete: „Nein, ich habe nicht Unrecht! Ihr habt Unrecht!“

Die Leute widersprachen: „Wieso sollten wir Unrecht haben?“

Der Geistliche sagte: „Seht her! Ihr betet zu Gott um Regen. Habt ihr denn überhaupt Vertrauen in die Kraft eurer Gebete? Ihr hättet eure Regenschirme mitbringen sollen. Wenn Gott eure Gebete sofort erfüllt und es heftig anfängt zu regnen, was werdet ihr dann tun? Ihr werdet alle durch und durch nass, und ihr werdet es jammernd ertragen müssen. Wie kann Gott gleichzeitig eure Gebete erfüllen und euch beschützen? Wo ist euer Glaube an die Kraft eurer Gebete?“

Danach brachten alle Leute Regenschirme mit.

Gott erhört unsere Gebete und weit mehr

Ein Priester hatte einen Fahrer, der ihm in jeder Hinsicht zutiefst ergeben war. Der Mann fuhr den Priester überall hin und half ihm auch bei vielen anderen Dingen. Der Priester war immer äußerst zufrieden mit dem Fahrer, und so standen sie sich im Laufe der Zeit sehr nahe.

Der Fahrer war gerade mal 25 Jahre alt, als er aus heiterem Himmel plötzlich starke Schmerzen in der Brust spürte. Der Priester brachte den Fahrer ins Krankenhaus, damit man untersuchen konnte, was bei ihm nicht stimmte. Der junge Mann hatte so schreckliche Schmerzen! Die Ärzte stellten fest, dass der junge Mann unheilbar an Krebs erkrankt war.

Der Priester fühlte sich elend. Er bat alle Mitglieder seiner Gemeinde inbrünstig: „Bitte, bitte betet für meinen Fahrer.“

Sie versicherten ihm alle: „Ja! Wir werden beten. Wir werden ganz bestimmt für ihn beten.“

Der Priester fügte hinzu: „Er ist so ein guter Fahrer! Er tut alles für mich.“ Dann sagte er: „Wenn er nicht überlebt, werde ich ihm eine würdige Beerdigung bereiten und alles, was möglich ist, in seinem Gedenken tun.“ Die Mitglieder der Gemeinde fingen alle an, sehr aufrichtig zu beten.

Der Priester ging täglich ins Krankenhaus, um nach seinem Fahrer zu sehen. Eines Tages ging er hin, und der Fahrer war plötzlich vollkommen geheilt. Dann erwartete den Geistlichen eine weitere Überraschung. Der Fahrer und seine Krankenschwester, die sehr hübsch war, hatten sich Hals über Kopf ineinander verliebt!

Der Priester sagte: „Ihr beiden seid verliebt! Ich freue mich sehr darüber. Möchtet ihr heiraten?“

Die beiden waren außer sich vor Freude über diese Frage! Der Priester fügte noch hinzu: „Ich werde die Kosten für die Hochzeit übernehmen.“ Der Priester übernahm sämtliche Kosten, die für die Hochzeit entstanden, und er hielt auch die Hochzeitszeremonie ab. Der Fahrer diente dem Priester erneut mit äußerster Sorgfalt und Ergebenheit. Mit der Zeit hatten der Fahrer und seine Frau auch Kinder. Der Priester gab diesen stets Geld und kümmerte sich um sie.

Eines Tages sagte der Priester zu seinem Fahrer: „Ich bin dir sehr dankbar. Wie liebevoll und selbstgebend du seit so vielen Jahren für mich arbeitest! Ich freue mich auch sehr für dich. Gott erhört mit Sicherheit unsere Gebete. Wir haben zu Ihm gebetet, damit Er dein Leben rettet. Auf wunderbare Weise hat Gott dein Leben gerettet. Obendrein gab Er dir eine wunderbare Frau und die allersüßesten Kinder. Ich bin so glücklich und so stolz, dass ich dir und deiner Frau den Vorschlag gemacht habe zu heiraten. Nun bist du und deine Familie sehr glücklich.“

Der Fahrer sagte zu dem Priester: „Vater, heute habe ich meinen Namen geändert. Mein neuer Name ist DANKBARKEIT.“

Gott erhört unsere Gebete. Tatsächlich gewährt uns Gott aus Seiner unendlichen Liebe und aus Seinem unendlichen Mitgefühl heraus weit mehr als das, worum wir ihn bitten.

Die alte Dame, die während der Predigt bitterlich weinte

Eine alte Dame war in die Kirche gekommen, um sich die Predigt des Priesters während der Morgenandacht anzuhören. Der Priester sagte so schöne Dinge, und alle Leute hörten ihm sehr hingebungsvoll zu. Sie waren alle sehr angetan von seiner Predigt.

Während er sprach, sah der Priester, dass eine alte Dame bitterlich weinte. Er unterbrach die Predigt und ging zu ihr. Mit aufrichtiger Sorge und Mitgefühl fragte er: „Was ist geschehen? Warum weinen Sie? Haben Sie Ihren Gatten verloren? Haben Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter verloren? Warum sind Sie so tieftraurig?“

Die Dame antwortete: „Ich habe niemanden verloren. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich weine.“

Der Geistliche sagte: „Warum können Sie es mir nicht sagen? Ich bin hier der Priester. Sehr viele Leute werden Mitleid mit Ihnen haben, wenn ich ihnen erzähle, warum Sie leiden, und ich werde sie bitten, für Sie zu beten. Sie brauchen Trost, also werden wir alle für Sie beten. Wenn Sie nicht sagen wollen, welches Unglück geschehen ist, verstehe ich das völlig. Wir werden auf jeden Fall jetzt gleich für Sie beten.“

Der Priester sagte: „Lasst uns alle für diese alte Dame beten.“ Die Gemeinde fing an, höchst seelenvoll für sie zu beten.

Als sie mitten in ihren Gebeten waren, fragte die alte Dame: „Darf ich Ihnen sagen, warum ich so sehr geweint habe?“

Der Geistliche sagte: „Sicherlich. Bitte sagen Sie es uns.“

Die Dame sagte: „Mein Sohn studiert, um Priester zu werden. Als ich Ihnen bei der Predigt zugehört habe, habe ich den Schock meines Lebens bekommen. Sie haben uns eine so langweilige Predigt gehalten. Wenn mein Sohn nicht besser predigt als Sie, dann verschwende ich all mein teures Geld an ihn! Deshalb weine ich! Ich bete zu Gott, dass mein Sohn ein besserer Priester wird als Sie!“

Der medizinische Notfall

Mitten in der Nacht rief ein Krankenhausarzt seinen Freund, der auch Arzt ist, zu Hause an. Der Arzt, der zu Hause war, wusste, dass da ein sehr gravierendes medizinisches Problem auf ihn warten würde, wenn er zu so später Stunde angerufen wurde.

Der Krankenhausarzt sagte: „Bitte komm auf der Stelle! Zwei Priester und ich sind gerade in einer Bar, und wir suchen verzweifelt nach jemandem, der mit uns Karten spielt.“

Der Arzt sagte zu seiner Frau, die ihn mit dem anderen Arzt reden gehört hatte: „Mein Freund erzählte mir, dass es einen Notfall gibt. Ich muss sofort gehen. Es sind schon zwei Priester da, um das Sterbesakrament zu geben.“

Die Frau sagte: „Geh, geh, geh!“

Anstatt ins Krankenhaus zu gehen, ging der Arzt in die Bar, um Karten zu spielen. Als der Morgen bereits

dämmerte, war er immer noch nicht nach Hause gekommen. Seine Frau machte sich große Sorgen und fragte sich: „Warum kommt mein Mann nicht nach Hause? Ist der Fall so ernst?“

Ein paar Minuten später rief die Frau im Krankenhaus an. Ein Kollege ihres Mannes antwortete. Er war keiner der Missetäter; er war gerade im Dienst. Die Frau begann zu weinen, als sich der andere Arzt meldete. Er fragte sie: „Warum weinen Sie?“

Die Frau sagte: „Ich muss so weinen, weil mein Mann so ein gutes Herz hat. Er bekam mitten in der Nacht einen Anruf von seinem Kollegen, der ihm sagte, dass ein Patient in einem sehr ernsten Zustand sei und zwei Geistliche bereits da wären, um das Sterbesakrament zu geben. Ich bin sicher der Patient ist bereits verstorben. Vielleicht tröstet mein Mann gerade die Angehörigen. Können Sie herausfinden, wo mein Mann hingegangen ist?“

Der Arzt sagte: „Wie? Was sagen Sie da? Ich bin seit gestern Abend hier gewesen, weil ich der diensthabende Arzt bin. Es hat überhaupt keinen Notfall gegeben.“

Als ihr Mann schließlich später am Morgen nach Hause kam, fragte die Frau: „Wie geht es dem Patienten?“

Der Mann jammerte traurig: „Ach, er ist gestorben, er ist gestorben!“

„Er ist gestorben?“ sagte die Frau. „Die Priester konnten nichts ausrichten? Du und dein Freund, ihr konntet nichts tun? Wart ihr schon auf der Beerdigung? Wie kannst du schon so früh von der Beerdigung zurück sein?“ fragte die Frau.

„Die Beerdigung wird erst in ein paar Tagen stattfinden“, antwortete der Mann.

Die Frau sagte: „In Ordnung! Ich warte auf deine Beerdigung, die Beerdigung deines Freundes und die der beiden Priester. Geh und schließ dich dem Patienten an! Ich werde gerne auf all eure Beerdigungen kommen.“

Gottes Büro ist nicht besetzt!

Der Lehrer in einem Klassenzimmer stellte einst eine Frage: „Wo ist Gott?“

Die Kinder gaben ihre Antworten. Viele sagten: „Gott ist im Himmel.“

Einige der Kinder fügten hinzu: „Gott ist nicht nur im Himmel, sondern auch auf der Erde. Gott ist überall.“

Ein Junge sagte: „Gott kann nicht überall sein. Mein Vater hat mir gesagt: ‚Gott ist wie wir. Er ist ein Mann, und er ist voller Liebe.’ Wenn Gott wie wir ist, dann kann Er nur im Himmel sein. Er kann nicht an beiden Orten gleichzeitig sein.“

Die Diskussion dauerte und dauerte. Einige sagten: „Gott ist im Himmel.“ Andere erwiderten bestimmt: „Gott ist auch auf der Erde.“

Um die Diskussion zu beenden, sagte der Lehrer: „Fragt heute Abend eure Eltern, und lasst euch von euren Eltern sagen, wo Gott ist. Bitte fragt sie, ob Gott sowohl im Himmel als auch auf der Erde sein kann.“

Ein Schüler, dessen Vater Wissenschaftler war, kam am darauf folgenden Tag zurück in die Klasse und sagte: „Ich habe meinen Vater gefragt. Mein Vater sagte: „Gott ist im Himmel, und er hat auch ein Büro in der Kirche. Gott braucht einen Vertreter auf Erden, deshalb hat Er hier ein Büro. Schon seit vielen Jahren ist Gott auf der Suche nach einem guten Priester, der in der Lage ist, sich um Sein Büro zu kümmern und Ihn zu vertreten. Aber der arme Gott hatte noch keinen Erfolg! Aus diesem Grund sagt mein Vater, dass Gott im Himmel wohnt, aber sein Büro auf der Erde nicht besetzt ist.“

Das Heilmittel des alten Mannes gegen die Eitelkeit des Hausmädchens

Ein junges Hausmädchen kam regelmäßig, um im Haus eines alten Mannes sauber zu machen. Eines Tages weinte die junge Frau ununterbrochen.

Der alte Mann sagte: „Warum weinst du? Ich werde dir gerne Geld geben, wenn es das ist, was du brauchst.“

„Ich brauche kein Geld. Ich bin ganz außer Fassung, weil ich so eitel bin. Da ich der Ansicht bin, dass ich sehr schön bin, betrachte ich mich jeden Tag im Spiegel. Ich liebe meine Schönheit und bewundere mich. Das ist überhaupt nicht gut!“

Der alte Mann sagte: „Bitte mach dir keine Sorgen!“

„Aber ich weiß, dass es eine Sünde ist, seine eigene Schönheit über die Maßen zu bewundern. Ich verbringe so viel Zeit damit, in den Spiegel zu schauen. Ich betrachte meine Augen, mein Haar und alles. Ich betrachte, wie schön ich bin! Aber es ist eine solche Sünde, so eitel zu sein wie ich.“

Der alte Mann erwiderte: „Nein, nein! Es ist keine Sünde. Es ist lediglich ein Fehler. Wiederhole einfach den gleichen Fehler nicht mehr.“

Das Hausmädchen sagte: „Ich kann von dieser Gewohnheit nicht lassen. Ich muss jeden Tag sehr viel Zeit damit verbringen, meine Gliedmaßen, Haare, Nase, Ohren, Augen – alles zu bewundern. Was kann ich tun?“

Der alte Mann bot ihr seinen Rat an. „Du weißt, dass ich ein alter Mann bin. Ich habe all meine Haare verloren, und ich bin überhaupt nicht schön. In wenigen Jahren werde ich sterben. Ich bin sehr alt! Du liebst mich sehr, und ich liebe dich sehr. Was du tun kannst, wenn du in den Spiegel schaust, ist sofort an mich zu denken. Stell dir vor, dass mein Gesicht auf der anderen Seite ist. Stell dir mein Gesicht vor, das überall Falten hat. Betrachte meinen kahlen Kopf und denke an meine Augen und an mein Gesicht.“

Sie sagte: „Meine Liebe zu dir und meine Bewunderung für dich ist sehr groß. Du bist mein Chef. Du weißt, wie sehr ich dich liebe und bewundere. Wie kann ich da so etwas tun?“

„Nein, du kannst es tun. Wenn du mit deiner ganzen Liebe an mich denkst, wirst du mich und nicht dich selbst im Spiegel sehen können.“

Das Hausmädchen sagte: „Das kann ich einfach nicht tun.“

Der alte Mann sagte: „Das passt schon. Hör nicht auf mich. Geh nur und bewundere deine Schönheit stundenlang. Es ist mir aber unbegreiflich, wie du jeden Tag pünktlich hierher kommen kannst.“

„Ich stehe jeden Morgen sehr früh auf, damit ich genügend Zeit habe, um in den Spiegel zu schauen, einfach um zu sehen, wie schön ich bin; dann komme ich zu dir ins Haus. Jeden Tag habe ich bereits so viele Sünden begangen!“

Ihr Chef sagte: „Ich habe dir bereits gesagt, dass dies lediglich ein Fehler ist. Mach dir keine Sorgen. Wenn du dein Problem wirklich lösen willst, dann tue genau das, was ich dir vorgeschlagen habe.“

Sie sagte: „In Ordnung. Morgen werde ich es versuchen.“

Am darauf folgenden Morgen schaute das Hausmädchen in den Spiegel und dachte an ihren Chef. Da sah sie ein altes Gesicht mit faltiger Haut und ohne Haare. Sie sagte zu sich: „Das ist schrecklich! Ich möchte das nicht sehen!“

Als sie zur Arbeit kam, sagte das Hausmädchen: „Chef! Chef! Du hast mich gerettet! Heute habe ich keine Zeit vor dem Spiegel verbracht. An anderen Tagen habe ich für normalerweise mindestens eine halbe Stunde damit verbracht, meine Schönheit zu bewundern. Heute, sofort als ich in den Spiegel sah, habe ich dich sehen können. Da verlor ich jegliche Lust, in den Spiegel zu schauen. Wenn wir hier zusammen sind, sehe ich, wie nett, mitfühlend und liebenswert du bist. Aber als ich in den Spiegel sah, konnte ich dem, was ich sah, nichts abgewinnen!“

Der Chef sagte: „Das freut mich. Ich habe dir die Medizin gegeben. Jeden Tag, wenn du in den Spiegel schaust, werde ich dein Problem lösen. Du wirst mich dort sehen – einfach wie hässlich ich bin – und musst nicht deine wertvolle Zeit vergeuden. Es wird dir mit Sicherheit gelingen, deine Eitelkeit ganz abzulegen.“

Der liebende Gott und die gestohlenen Mangos

Es war einmal ein Priester, der einen Obstgarten auf seinem Anwesen hatte. Er besaß viele Bäume, die alle Arten von Früchten trugen. Der Priester mochte einen bestimmten Baum besonders gerne, einen Mangobaum. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, all seine Freunde mit Mangos zu beschenken, und alle fühlten, dass er äußerst gutherzig war.

Einige Spitzbuben hatten angefangen, die reifen Mangos zu stehlen, und dies stimmte den Priester sehr traurig. Eines Tages hängte er einen großen Zettel mit dicken Lettern an den Baum: „Der liebe Gott sieht alles.“ Er dachte, dass sein Problem von nun an gelöst sei. Die Missetäter würden einsehen, dass Gott sie beim Stehlen beobachtete, und sie würden damit aufhören. Der Priester war sicher, dass all seine reifen Mangos am nächsten Tag noch auf dem Baum hängen würden.

Doch leider hatten die Buben am nächsten Tag, wie auch an den vorangegangenen Tagen, alle reifen Mangos gestohlen. Der Geistliche konnte schon aus der Ferne sehen, dass all seine reifen Mangos verschwunden waren. Er fühlte sich sehr miserabel und ging zum Baum hin. Dort, wo er zuvor auf das Blatt geschrieben hatte: „Der liebe Gott sieht alles“ entdeckte der Priester, dass jemand darunter geschrieben hatte: „Der liebe Gott bestraft niemanden.“

Ein Tropfen Güte wird zum Meer

Es war einmal ein sehr, sehr alter Mann, der äußerst arm war. Er konnte keine Arbeit finden, denn es gab gerade ein ernstes Problem wegen hoher Arbeitslosigkeit. Selbst junge Leute konnten keine Stellen finden. Wer sollte da einem alten Mann Arbeit geben?

Er sagte zu sich: „Ich bin arbeitslos und habe nur noch einen Dollar übrig.“ Da hörte er, dass jemand einen Job für einen alten Mann hätte – als Pförtner. Der Betreffende erzählte ihm, dass nur ein alter Mann für diese Arbeit eingestellt werde und man fast nichts zu tun habe. Das war der perfekte Job für einen alten Mann. Der alte Mann war voller Hoffnung.

In diesem Augenblick kam ein Bettler und bat den alten Mann um etwas Geld. Der alte Mann dachte: „Morgen muss ich mir eine Arbeit suchen. Aber jetzt ist dieser Bettler da. Was soll ich machen?“

Der alte Mann konnte am Gesicht und an den Augen des Bettlers sehen, dass dieser ausgehungert war. Der alte Mann dachte: „Schön. Was kann ich tun? Er gab dem Bettler die Hälfte seines Dollars, indem er sagte: „Lass uns brüderlich teilen. Ich gebe dir die eine Hälfte meines Geldes, ich behalte die andere Hälfte.“

Die Pförtnerstelle, um die sich der alte Mann bewerben wollte, war ziemlich weit von seinem Zuhause entfernt, und so nahm er den Bus. Er dachte, dass er die ganze Strecke mit dem Bus zurücklegen könne. Doch ach, der alte Mann war erst bei der Hälfte der Wegstrecke, als der Busfahrer sagte: „Ihre Fahrt ist hier zu Ende. Sie müssen jetzt aussteigen, da Sie nur fünfzig Cent bezahlt haben.“ Er besaß kein Geld mehr, da er dem Bettler tags zuvor fünfzig Cent gegeben hatte.

Der alte Mann marschierte los. Der Ort war immer noch ziemlich weit entfernt. Sein Verstand sagte: „Warum habe ich mein Geld dem Bettler gegeben?“ Aber sein Herz sagte sehr froh: „Vielleicht konnte sich der Bettler mit dem bisschen Geld, es waren ja nur fünfzig Cent, ein Sandwich kaufen.“ Der Verstand sagte, dass er das Falsche getan hatte, und das Herz sagte, dass er das Richtige getan hatte. So gab es einen schönen Disput zwischen dem Verstand und dem Herzen des alten Mannes.

Gerade in diesem Augenblick ging ein Mann mittleren Alters auf den alten Mann zu und sagte: „Sie sind sehr alt und sehr müde. Was machen Sie? Sie scheinen sehr erschöpft zu sein; warum gehen Sie zu Fuß? Bitte kommen Sie und ruhen sich in meinem Haus aus.“

Der alte Mann sagte: „Nein. Nein. Ich muss gehen. Ich bin auf der Suche nach einer Arbeit. Jemand hat mir gesagt, dass es eine Arbeit als Pförtner gibt und dass man dort eine ältere Person sucht, die diese Arbeit verrichten soll. Deshalb gehe ich dort hin. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir.“

Der andere Mann sagte: „Nein! Sie müssen nirgendwo mehr hingehen. Kommen Sie in mein Haus. Ich werde Ihnen Arbeit geben. Aber vorher essen Sie bitte etwas. Sie werden täglich in mein Haus kommen und eine sehr einfache Arbeit verrichten. Übrigens, wo wohnen Sie?“

„Ich wohne ziemlich weit weg von hier.“

„Haben Sie Verwandte?“

„Nein, ich habe keine Verwandten.“

„Dann gehört mein Haus Ihnen. Sie bleiben hier. Sie können tun, was immer Sie wünschen. Sie werden hier der Chef sein und das Haus auf ihre Weise sauber halten. Ich habe eine große Familie, und ich betrachte Sie als unseren Großvater.“

Der alte Mann sagte zu seinem neuen Chef: „Gestern gab ich einem sehr armen Mann fünfzig Cent. Ich habe einem armen Bettler nur ein wenig Güte zukommen lassen. Heute haben Sie mir die ganze Welt gegeben. Sie überschwemmen mich mit einem Meer von Güte, Zuneigung und Liebe.“

Das Geschenk des kleinen Mädchens für Gott

Ein kleines Mädchen sagte zu ihrer Mutter: „Weihnachten steht vor der Tür, Mutter. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gibt uns Santa Claus so viele Geschenke. Nun verrate mir bitte, wo bekommt er all seine Geschenke für die Kinder her?“

Die Mutter sagte: „Santa Claus bekommt sie alle von Gott.“

Das kleine Mädchen sagte: „Von Gott? Mutter, das bedeutet, dass auch wir Gott etwas schenken müssen.“

Die Mutter antwortete: „Gott braucht nichts.“

„Wie kann das sein?“ fragte das Mädchen. „Gott übergibt Santa Claus Geschenke, und Santa Claus gibt uns alles. Du hast mir doch beigebracht, dass wir etwas zurückgeben sollen, wenn wir etwas von jemandem geschenkt bekommen. Da Gott uns so viel gibt, sollten wir Gott etwas geben.“

Die Mutter sagte: „Was können wir tun? Wie können wir Gott etwas geben? Wir sehen Ihn nicht. Aber auf jeden Fall gibt Gott Santa Claus alle Geschenke für die Kinder.“

„Mutter, ich habe eine Idee! Du hast mir erzählt, dass Gott auf dem Altar in der Kirche ist. Ich möchte hingehen und Gott ein Geschenk machen. Ich habe nur einen Dollar, und diesen Dollar möchte ich Gott geben.“

„Sehr gut,“ erwiderte ihre Mutter.

Die Tochter fügte hinzu: „Ich gehe jetzt gleich zur Kirche, um diesen Dollar auf den Altar zu legen. Ich bin sicher, dass Gott kommt und mein Geld nimmt. Morgen früh werde ich nachsehen, ob Er meinen Dollar genommen hat.“

Die Mutter sagte: „Bestimmt! Wir sehen Gott nicht, aber Er sieht uns. Wenn du deinen Dollar auf den Altar gelegt hast, wird Gott kommen, und Er wird dich heute Nacht ganz heimlich mit all seiner Liebe und Zuneigung segnen. Dann wird Gott den Dollar mitnehmen.“

Das kleine Mädchen legte seinen Dollar auf den Altar. Am darauf folgenden Morgen ging sie vergnügt und ganz ungeduldig zur Kirche um zu sehen, ob Gott ihren Dollar genommen hatte.

Die Mutter war sehr besorgt. „Was soll ich tun?“ Sie betete zu Gott: „Jemand muss das Geld wegnehmen. Sonst wird meine Tochter unglücklich und enttäuscht sein, weil sie denken wird, dass Du ihr Geld nicht annimmst! Sie bekommt so viele Dinge von Santa Claus, und Santa Claus bekommt alles von Dir. Sie möchte wirklich, dass Du ihren kleinen Liebesbeweis annimmst.“ Die Mutter war äußerst besorgt. Sie betete und betete.

Gott erhörte die Gebete der Mutter und kam in der Form eines Priesters. Früh am Morgen, als der Blick des Priesters auf den Altar fiel, war er sehr überrascht. Er fragte sich: „Wer hat zu dieser Stunde einen Dollar auf den Altar gelegt?“ Der Priester nahm den Dollar und gab ihn in die Opferkiste der Kirche.

Die Mutter brachte ihre Tochter zur Kirche, und das kleine Mädchen begann vor Freude herumzuhüpfen, als es sah, dass Gott gekommen war und ihren Dollar mitgenommen hatte. Die Mutter sagte zu ihrer Tochter: „Ich habe es dir gesagt! Wir sehen Gott nicht, aber Er erhört zweifelsohne unsere Gebete. Du hast deinen Dollar gegeben, und Er ist gekommen und hat ihn an sich genommen. Gott ist sehr zufrieden mit dir und sehr stolz auf dich.“

Innerlich war die Mutter vor Sorgen und Befürchtungen fast gestorben. Aber Gott erhörte ihre Gebete. Das Kind war sehr glücklich, dass Gott gekommen war, um ihr Geschenk abzuholen.

Die Krawatte und das Taschentuch

Eines Tages hatten eine Krawatte und ein Taschentuch einen unglückseligen Streit. Obwohl das Taschentuch sich nicht streiten wollte, begann die Krawatte mit einem Streitgespräch.

Die Krawatte sagte zu dem Taschentuch: „Du bist zu nichts nütze! Du versteckst dich nur in der Tasche vor den Leuten, ich hingegen zeige der Welt, wie großartig ich bin. Ich bewirke, dass die Person, die mich trägt, großartig ausschaut! Ich bin sehr würdevoll, aber du versteckst dich nur! Die ganze Welt bewundert mich, und du bist so unbedeutend!“

Das Taschentuch sagte: „Was du da sagst, stimmt mich ganz traurig. Gott hat mich demütig gemacht. Wenn Leute Tränen vergießen, wische ich sie weg. Die Leute brauchen mich, und ich bin sehr glücklich, ihnen helfen zu können. Wenn die Menschen schwitzen, nehmen sie mich aus ihren Taschen heraus, um sich die Stirn abzuwischen. Wenn sie husten, benutzen sie mich. Wenn sie mich dann nicht mehr brauchen, stecken sie mich wieder ein. Ich möchte stets ein demütiger Helfer sein.“

Die Krawatte antwortete: „Du bist wirklich zu nichts nütze! Sieh nur, wie die Leute mich schätzen und bewundern. Sobald mich jemand trägt, werde ich von aller Welt bewundert. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du jemals glücklich sein kannst.

Das Taschentuch erwiderte: „Ich helfe ganz auf meine eigene, demütige, bescheidene Art. Ja, ich bin sehr glücklich. Wenn es dir Freude schenkt, die Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen, dann sei bitte auf deine Art glücklich.“

„Ich sage es dir noch einmal. Du bist schlimmer als nutzlos!“, rief die Krawatte aus.

Genau in diesem Augenblick erschien Gott vor ihnen. Die Krawatte begann damit, Gott zu erzählen: „Ich bin so großartig! Alle bewundern mich.“

Das Taschentuch sagte: „Herr, ich bin sehr dankbar, dass Du mir die Gelegenheit gegeben hast, den Menschen zu dienen, indem ich ihre Tränen trockne und ihnen helfe, wenn sie schwitzen und husten. Du hast mir diese goldene Gelegenheit gegeben, Dir zu dienen, mein Herr. Ich bin sehr dankbar.“

Die Krawatte war sehr stolz! „Ich bin so großartig! Ich ziehe die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf mich.“

Die Krawatte fügte hinzu: „Gott, sag uns! Wer ist bedeutender - ich oder dieses äußerst unscheinbare Taschentuch?“

Gott sagte: „Mein Kind, mein Taschentuch ist unendlich bedeutender, denn es ist demütig. Ich erschuf die Welt zum demütigen Dienst. Das ist es, was mein Taschentuch tut; wohingegen du der Menschheit nicht dienst. Du gibst nur an. Entsprechend meiner Beurteilung ist ein Taschentuch unendlich viel bedeutender als eine Krawatte. Ich möchte, dass ein jeder Meiner Schöpfung mit äußerster Demut dient.“

Die hoffnungsvollen Assistenten des Arztes

Ein Arzt suchte einen Assistenten, und es kamen viele Leute zu ihm, um sich für diese Stelle zu bewerben. Er fragte jeden Bewerber: „Was können Sie?“

Dann fragte der Doktor jeden Einzelnen: „Was ist Ihr Ziel?“

Der erste Mann antwortete: „Wenn ich Geld verdiene, werde ich heiraten und meiner Familie ein großes Haus kaufen.“

Ein anderer Mann antwortete: „Mein Ziel ist es, viel Geld zu verdienen und so schnell wie möglich in Rente zu gehen.“

Der dritte Mann sagte: „Ich möchte Geld sparen, damit ich heiraten und viel Geld für meine Frau ausgeben kann, um sie stets bei Laune zu halten.“

Jeder Bewerber beantwortete die Frage, was er tun und schließlich werden wollte. Der Doktor war mit keinem der Bewerber zufrieden. Er sagte: „Schön, ich werde Sie anrufen, wenn ich Sie benötige.“ Dann schickte er sie weg.

Eines Tages kam ein sehr junger Mann zum Arzt. Der Arzt sagte zu ihm: „Was machst du hier? Du bist noch nicht erfahren genug, um mein Assistent zu werden. Du bist noch so jung. Was weißt du schon über Medizin?“

Er sagte: „Ich weiß nichts.“

„Und warum suchst du dann hier nach einer Arbeit?“

„Ich suche eine Arbeit, weil ich dringend Geld brauche. Ich hoffe, dass Sie mich ausbilden werden und dass ich Sie zufrieden stellen kann. Dann werden Sie mir etwas Geld geben. Das ist alles, was ich brauche.“

Der Arzt sagte: „Nun sage mir, was ist dein Ziel?“

Er sagte: „Mein Ziel ist das gleiche wie Ihres – genau das Gleiche.“

„Was? Dein Ziel ist wie das meine? Du bist ein so junger Bursche! Was ist das für eine Dreistigkeit?“

Er sagte: „Nein, ich gebe Ihnen meine aufrichtige Antwort. Sie mögen mir vielleicht keine Arbeit geben, aber die Wahrheit ist, dass Ihr Ziel auch mein Ziel ist.“

„Na schön! Sage mir: Was ist unser Ziel?“

„Über Ihre Tür haben Sie geschrieben: ‚Geh vorwärts‘. Mein Ziel ist ebenfalls ‚Geh vorwärts. Geh vorwärts‘. Wir haben genau das gleiche Ziel.“

Der Arzt war hoch erfreut! Er sagte: „Ich werde mich deiner annehmen und dir alles lehren. Ich werde dich zu meinem Assistenten machen und dir alles beibringen. Du bist der Einzige, der das gleiche Ziel hat wie ich: ‚Geh vorwärts!‘“ Sogleich gab der Arzt dem jungen Mann die Stelle.

Der reiche Geschäftsmann macht alle glücklich

Es war einmal ein Geschäftsmann, der außerordentlich reich war. Am Abend seines Lebens, als er sehr alt war, sagte er: „Ich habe so viel Geld! Ich habe keine Verwandten. Ich habe keine Kinder, da ich niemals geheiratet habe. In meinem Fall ist es nun wohl das Beste, mein Geld auf geeignete Weise zu verschenken.“

Der Mann gab eine Anzeige auf, in der es hieß: „Wer mir einen Nachweis darüber vorlegen kann, dass er jemandem Geld schuldet, kann am nächsten Samstag zu mir kommen. Ich werde alle Schulden des Betreffenden begleichen. Ich möchte nicht, dass Jemand einem Anderen etwas schuldig bleibt.“

Der folgende Samstag war gekommen. Der Geschäftsmann wartete den ganzen Tag, aber niemand kam. Als der Tag sich dem Ende neigte, sagte der Geschäftsmann: „Ich bin sehr überrascht und sehr froh, dass niemand Schulden hat! Ich hatte gedacht, dass sehr viele Leute Schulden haben, die sie nicht zurückbezahlen können. Aber heute ist niemand gekommen.“

Spät am Abend kam ein alter Mann vorbei, um den Geschäftsmann zu bitten, seine Schulden zu bezahlen. Der Geschäftsmann fragte: „Können sie mir belegen, dass Sie Geld schuldig sind?“

Der alte Mann entgegnete: „Ja, gewiss. Vor ein paar Monaten hatte ich mir bei einem Freund Geld für die Hochzeit meiner Tochter ausgeliehen. Ich kann beweisen, dass ich es ausgeliehen habe. Ich bin bereits sehr alt und hoffe, dass ich mein Versprechen halten und meinem Freund das Geld zurückgeben kann, bevor ich sterbe.“

Der Geschäftsmann sagte: „Machen Sie sich keine Sorgen! Ich werde Ihnen das Geld geben. Bitte nehmen Sie das Geld, das Sie schulden, von mir an. Sie sind ein so ehrlicher Mann! Ihre Tochter ist verheiratet und wird zukünftig Kinder haben. Ich gebe Ihnen zusätzlich etwas Geld für Ihre Tochter und Ihre Enkelkinder. Bitte nehmen Sie nun das Geld von mir.“

Der alte Mann konnte nicht glauben, dass es hier auf der Erde einen so gütigen Menschen gab! Er dankte dem Geschäftsmann überschwänglich. Der alte Mann bekam das Geld, um seine Schulden zu begleichen, und darüber hinaus noch Geld für seine Tochter und seine zukünftigen Enkelkinder. Er war sehr glücklich und dankbar.

Gleich darauf kam eine junge Frau zu dem Geschäftsmann. Sie weinte bitterlich. Er fragte: „Mein Gott! Was ist geschehen?“

Sie antwortete: „Mein Vater liegt im Krankenhaus, und ich musste mir eine große Summe Geld ausleihen, um seine Behandlung zu bezahlen.“

„Können Sie das belegen?“ fragte er.

„Ja, das kann ich. Hier sind die Unterlagen für das Darlehen, die ich unterschrieben habe. Wie Sie sehen können, habe ich sehr viel Geld ausgeliehen. Ich weiß nicht, wie ich es zurückbezahlen soll. Sie haben gesagt, dass Sie jedem Geld geben würden, der Schulden gemacht hat, aber ich weiß nicht, ob das wirklich wahr ist.“

Der Geschäftsmann sagte: „Sie müssen sich keine Sorgen machen! Sie haben mir nachgewiesen, dass Sie Geld schuldig sind. Ich gebe Ihnen das Geld.“

Die junge Frau strahlte vor Freude.

Der Geschäftsmann sagte: „Warten Sie! Ich möchte Ihnen noch etwas sagen. Zwei Dinge könnten geschehen. Ihr Vater ist ein alter Mann. Er könnte im Krankenhaus sterben; ansonsten wird er wieder nach Hause kommen. Wenn er stirbt, brauchen Sie Geld für die Beerdigung. Wenn Ihr Vater geheilt wird und wieder nach Hause kommt, werden Sie sich um ihn kümmern müssen. Ich gebe Ihnen mehr Geld. Ganz gleich, was mit Ihrem Vater geschieht, Sie werden dieses Geld brauchen.“

Die junge Frau war so tief gerührt, dass sie anfing, Tränen der Dankbarkeit zu vergießen.

Am darauf folgenden Tag hörten viele Leute von dem Glück des alten Mannes und der jungen Frau. Zuvor hatte niemand dem Geschäftsmann geglaubt. Als die Leute erfuhren, dass er sein Versprechen hielt, fanden sie sich zu Hunderten bei ihm ein.

Der Geschäftsmann sagte: „Zuerst habt ihr mir nicht geglaubt. Jetzt, nachdem ihr gesehen habt, was andere bekommen haben, glaubt ihr mir. Euch gegenüber möchte ich mein Versprechen nicht aufrechterhalten!“

Wie dem auch sei, kurze Zeit später änderte er seine Meinung und sagte: „Nach reiflicher Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass es in der Natur der Menschen liegt, einander zu misstrauen. Deshalb werde ich mein Versprechen halten.“

Der Geschäftsmann gab einem jeden, der kam, Geld. All die Leute zeigten ihm ihre Papiere und erzählten ihm ihre traurigen Geschichten. Einem jeden gab er das Geld, das er benötigte, und ein wenig mehr. Die Leute waren sehr glücklich!

Der Geschäftsmann sagte: „Ich habe sehr viel Menschen glücklich gemacht, und durch ihr Glücklichsein erhalte ich so viel Freude. Nun werde ich der Welt entsagen. All diese Leute haben sich auf mich verlassen, und ich habe ihnen geholfen. Von nun an werde ich mich nur auf Gott verlassen. Ich weiß, dass Er all meine Bedürfnisse liebevoll und vollkommen befriedigen wird, jetzt und für alle Ewigkeit.“

Mit Gott verheiratet

Eine Nonne kam zu einem Priester und sagte: „Vater, Vater, ich brauche bitte deinen Rat. Ich habe eine Frage!“

Der Priester sagte höchst liebevoll: „Gut. Bitte stell mir deine Frage.“

Die Nonne fragte: „Vater, kann ein Priester heiraten?“

Der Priester antwortete: „Warum nicht?“

Die Nonne war erstaunt. „Wie kann ein Priester heiraten?“

„Du siehst, ich bin Priester. Was bedeutet es, zu heiraten? Wenn man jemanden liebt, dann heiratet man ihn. Ich liebe mich selbst. Tatsächlich liebe ich mich mehr als irgendjemand anderen, also bin ich mit mir selbst verheiratet. Das Wahre in mir ist jedoch Jesus Christus, und so bin ich mit Ihm verheiratet. Da ich mit mir selbst und mit Gott verheiratet bin, sage ich dir, dass ein Priester ganz bestimmt heiraten kann!“

Anschließend fragte der Priester die Nonne: „Und was ist mit dir? Möchtest du heiraten?“

Sie antwortete ihm: „Nein, Vater. Du hast mich gelehrt, dass ich bereits mit dem Erlöser Christus verheiratet bin, also möchte ich nicht noch einmal heiraten.“

Paul macht einen Heiratsantrag und Linda lehnt ab

Eines Nachts gab es eine wilde Party. Viele junge Männer und Frauen vergnügten sich dort mit Tanzen und Trinken. Am folgenden Tag schrieb einer der jungen Männer:

/Liebe Linda,

letzte Nacht machte ich dir einen Heiratsantrag, aber ich erinnere mich nicht mehr daran, ob du „Ja“ oder „Nein“ gesagt hast./

Linda schrieb an den jungen Mann zurück:

/Lieber Paul,

ich erinnere mich nicht mehr daran, wer mir einen Heiratsantrag gemacht hat, aber ich erinnere mich daran, dass ich „Nein“ gesagt habe./

Im gewöhnlichen Leben denken wir immer, dass, wenn wir intensiv zu Gott beten, Gott unsere Wünsche erfüllen wird. Uns kommt jedoch nie in den Sinn, dass es verheerend sein kann, wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Wir beten zu Gott um alles, von dem wir das Gefühl haben, dass wir es haben wollen. Doch wenn wir zu Gott um die Erfüllung unserer Wünsche bitten, ist es das Beste, wenn wir „Gott, wenn es Dein Wille ist, gib mir bitte das, wofür ich bete“ hinzufügen.

Im gewöhnlichen Leben wollen wir immer jemanden oder etwas besitzen. Der junge Mann war verliebt, aber die junge Frau war es nicht; daher wies sie ihn zurück. In Bezug auf spirituelle Menschen, wenn wir zu Gott beten, um etwas Bestimmtes zu erhalten, so sollten wir uns bewusst sein, dass wenn Gott uns einen Wunsch nicht erfüllt, dies zu unserem eigenen Wohl und der Verbesserung unseres Lebens geschieht. Im gewöhnlichen Leben fühlen wir uns verloren, wenn ein Wunsch nicht in Erfüllung geht, weil wir glauben, dass unser Wunsch nach unserem eigenen Gutdünken erfüllt werden muss. Doch im spirituellen Leben muss die Strebsamkeits-Erfüllung auf Gottes eigene Weise stattfinden.

Wir sind so gierig, gierig, gierig. Im gewöhnlichen Leben fühlen wir uns verloren, wenn unser Wunsch nicht in Erfüllung geht. Doch im spirituellen Leben sollten wir, wenn unser Wunsch nicht erfüllt wird, diesen Eifer aufbringen, der sagt: „Ich bin ganz begierig darauf, dass mein Wunsch erfüllt wird. Ich brenne darauf, ihn erfüllt zu bekommen. Aber bitte gib mir die Fähigkeit, Deinen Willen auf Deine eigene Art und Weise anzunehmen, auf dass ich wahre Freude haben werde.“

Nicht für zehn Millionen Dollar

Eines Tages spazierte ein Tourist durch die Straßen Kalkuttas. Die Straße, auf der er lief, war voller Schmutz und Dreck. Der Tourist sah einen Leprakranken, der schlimme Schmerzen hatte. Durch die vielen offenen Wunden, die überall auf seinem Körper verteilt waren, verströmte der Leprakranke einen fauligen Geruch. Eine Nonne verband seine Wunden mit äußerster Liebe und Zuneigung.

Angeekelt sagte der Tourist zu der Nonne: „Schwester, ich würde diese Arbeit nicht machen, selbst dann nicht, wenn mir jemand zehn Millionen Dollar dafür geben würde!“

Die Nonne erwiderte: „Ja, das glaube ich Ihnen. Sie würden es nicht für zehn Millionen Dollar tun. Ich würde es auch nicht für zehn Millionen Dollar tun. Ich tue dies lediglich für ein kleines Lächeln von meinem geliebten Höchsten Herrn.“

Der menschliche Forscher und der göttliche Entdecker

Unser menschliches Leben ist voller Unsicherheit. Columbus wusste nicht, wo er hinsegelte, und als er landete, wusste er nicht, wo er war. Dazu kommt, dass Columbus kein eigenes Vermögen besaß; er unternahm alles mit Geld, welches er geliehen hatte.

Auch im spirituellen Leben verhält es sich so. Wenn wir anfangen, innerlich zu streben, wissen wir für gewöhnlich nicht, wo wir stehen. Wir wissen nicht, wo wir hingehen. Und wenn wir irgendwo ankommen, wissen wir wiederum nicht, wo wir angekommen sind.

Zu diesem Zeitpunkt in unserem spirituellen Leben wird es uns außerordentlich helfen, wenn wir ein wenig mehr über unsere göttliche Reise wissen. Wir beginnen unsere Pilgerreise in Gottes Herzen. Dann treten wir in Gottes Auge ein. Von Gottes Auge aus gehen wir in Gottes gesamtes Universum. Nachdem wir das Universum betrachtet und Gottes gesamte Schöpfung gesehen haben, kehren wir wieder in Sein Auge zurück. Schließlich treten wir nochmals in Sein Herz ein, unser einziges Zuhause.

Die Tränen des Sünders

Ein spiritueller Mann, sein Freund, sowie ein Atheist und ein Sünder machten einen Ausflug mit einem Boot. Plötzlich kam vom Ozean her ein gewaltiger Sturm auf, der drohte, das Boot zum Kentern zu bringen. Der spirituelle Mann faltete seine Hände und begann, zu Gott zu beten. Sein Freund beobachteten ihn beim Beten. Der Atheist, der nicht an Gott glaubte, kniete sich nieder und begann höchst seelenvoll dafür zu beten, dass Gott ihr Leben retten möge.

Der spirituelle Mann schaute zum Sünder und sagte: „Versteck dich! Versteck dich! Wenn Gott dich sieht, wird Er mit uns allen unzufrieden sein und es zulassen, dass das Boot sinkt. Du musst dich verstecken!“

Der Atheist, der höchst seelenvoll betete, unterbrach ihn und sagte: „Nein! Nein! Gott wird kommen und uns einzig und allein wegen des Sünders retten. Ich sehe, dass die Augen des Sünders voller Tränen sind. Aber was machst du? Du bist ein spiritueller Mann, fürwahr, aber du gibst nur an. Du betest zu Gott, was du jeden Tag tust. In deinem Gebet liegt keine Aufrichtigkeit, keine Intensität oder Demut. Dein Freund ist zu nichts nütze. Er sieht dir nur zu und ist völlig unbeteiligt.“

Der Atheist fuhr fort: „Ich persönlich glaube nicht an Gott. Aber wer kann mich in diesem Augenblick retten, wenn nicht Gott? Gott ist in mein Leben getreten, weil ich mich fürchtete, bald zu sterben. Es stimmt, dass der Sünder viele, viele Sünden begangen hat. Er hat viele schlechte Dinge getan. Doch schau ihn an! Ich sehe ganz deutlich, dass er mit all seinen Herzens-Tränen Gott um Vergebung bittet. Wenn wir gerettet werden, wird es nur an seinen Tränen liegen.“

In diesem Augenblick legte sich der Sturm, und das Boot segelte wieder ruhig dahin. Die Tränen des Sünders hatten das Leben aller gerettet.

Wir brauchen Politiker hier!

Drei Männer starben am gleichen Tag zur gleichen Zeit: der Papst, ein Kardinal und ein Politiker. Petrus wies dem Papst und dem Kardinal eine winzige, aber gemütliche Bleibe zu. Der Politiker erhielt einen sehr schönen Palast.

Höchst ehrfürchtig fragten der Papst und der Kardinal Petrus: „Kannst du uns bitte sagen, wie es kommt, dass der Politiker so einen großen Palast voller Annehmlichkeiten und Licht besitzt, während unser kleines Zimmer zwar gemütlich, aber sehr bescheiden und dunkel ist? Wir haben so viel für die Menschheit getan; die ganze Zeit haben wir zu dem Erlöser gebetet und gebetet. Doch dieser Politiker hat sein ganzes Leben lang Lügen erzählt; er hat nicht einmal eine einzige Wahrheit von sich gegeben!“

Petrus sagte: „Seht her! Wir haben Päpste. Wir haben Kardinäle. Aber wir haben keine Politiker im Himmel. Wir brauchen dringend Politiker. In der Tat, er ist unser erster Politiker; deshalb geben wir ihm einen Palast. Wir haben keinen Bedarf an weiteren Päpsten oder Kardinälen. Der Himmel braucht ein paar Politiker, weil wir hier alle Arten von Menschen haben wollen.“

Das bedeutet, dass der Himmel allen offen steht. Der Himmel ist nicht nur für Päpste und Kardinäle. Das Herz des Himmels ist so groß, dass es leicht alle beherbergen kann. Das ist die Wahrheit.

Himmel und Hölle

Ein katholischer Priester, ein jüdischer Rabbi, ein evangelischer Pastor und ein Taxifahrer starben alle am gleichen Tag zur gleichen Stunde. Sie alle erreichten gleichzeitig die Himmelspforte und standen Petrus gegenüber.

Die drei religiösen Männer sagten, „Wie kommt es, dass wir zusammen mit diesem dummen Taxifahrer an der Himmelspforte angekommen sind. Was hat er getan? Wir haben gebetet und viele gute Dinge getan. Wir haben die Menschen getröstet. Wir haben das Bewusstsein von zahllosen Menschen empor gehoben. Wie ist es möglich, dass dieser dumme Taxifahrer mit uns hier ist?“

Der heilige Petrus sagte: „Ihr habt in euren Predigten nur über die Hölle gesprochen. Aber ihr konntet den Menschen nie zeigen, wie die Hölle ausschaut. Ihr habt den Menschen erzählt, wie furchtbar die Hölle ist, dass sie so ein dunkler Ort ist und all das. Doch durch sein schnelles Fahren hat der Taxifahrer so vielen Menschen gezeigt, was die Hölle ist. Er hat das Leben vieler seiner Passagiere riskiert. Indem er die Menschen durch sein schnelles und rücksichtsloses Fahren in Panik versetzt hat, hat er ihnen gleichzeitig eine Erfahrung der Hölle gegeben. Ihr Leute konntet nur über die Hölle sprechen. Er brachte sie buchstäblich dorthin. Für mich ist er weit mehr wert. Er verdient es zu recht, in den Himmel zu kommen.“

Alexander der Große und Alexander der Träge

Alexander der Große hatte in seiner Armee einen Soldaten, der unglaublich träge war. Niemand mochte ihn, weil er so schwer von Begriff war und seine Zeit durch seine Trägheit vergeudete. Unglücklicherweise trug er den gleichen Namen wie Alexander der Große. Viele Menschen beschwerten sich darüber beim König.

Eines Tages brachten die Soldaten den faulen Alexander vor den König. Sie sagten: „Dieser Mann trägt den Namen Alexander. Du bist unser geliebter König, du bist unser höchster Herrscher. Wenn wir deinen Namen Alexander sagen, sind wir mit enormer Liebe, Freude, Hochachtung und Inspiration erfüllt. Doch wenn wir ihn Alexander rufen, verschwindet all unsere Freude und Inspiration. Kannst du ihn nicht loswerden?“

Alexander der Große sagte: „Ich will ihm noch eine Chance geben.“

Der König sagte zu dem Mann: „Entweder wirst du aktiv und dynamisch, oder ich nehme dir deinen Namen weg. Du wirst dann einen anderen Namen finden müssen.“

Der Mann sagte: „Oh nein, nein! Das darf nicht geschehen.“

„Ich kann dir nicht erlauben, meinen Namen zu tragen. In jeder Hinsicht bist du ein träger und nutzloser Bursche. Von jetzt an musst du augenblicklich aktiv und dynamisch werden,“ sagte Alexander der Große.

Zur großen Überraschung der anderen, war dieser Mann sofort voller Lebensenergie. Seine Dynamik übertraf sogar die der anderen Soldaten. Sie konnten nicht glauben, wie enthusiastisch und dynamisch er geworden war. Und das alles, weil Alexander der Große ihm seinen Namen wegnehmen wollte.

Im spirituellen Leben möchten wir Gottes auserwählte Kinder sein. Daher sollten wir sehr, sehr vorsichtig sein, auf welche Weise wir Gottes Namen benutzen. Wenn wir nicht völlig aufrichtig, gewissenhaft und diszipliniert sind, dann sind wir nicht würdig Gottes Namen auszusprechen.

Gott wird uns nicht sagen, dass er unseren Namen wegnehmen wird oder dass er uns keine neue Inkarnation gibt. Gott wird nur sagen: „Ich gab dir eine menschliche Inkarnation, um mein Vertreter auf Erden zu sein. Doch du verschwendest nur deine Zeit.“

Alexander der Große, der ein Mensch war, hatte nicht die Geduld, auf die Vollkommenheit des Mannes zu warten. Er nutzte seine Ungeduld und seine Autorität mit Erfolg. Gott hingegen besitzt unendliche Geduld. Doch gerade weil Gott Seine unendliche Geduld gebraucht, sollten wir Sein Mitgefühl nicht missbrauchen. Auf die gleiche Weise wie dieser bestimmte Soldat begierig war, des Namens Alexander würdig zu sein, so sollten wir auch versuche, des Namens Gottes würdig zu sein.

Um der Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, des Mitgefühls und des Segens Gottes würdig zu sein, müssen wir beten und meditieren. Wir sollten Gott mit größter Intensität lieben und Ihm dienen. Dann werden wir unser wertvolles Gott-Erbe nicht verlieren.

Erholung und die Ameisen

Ein Arzt sagte zu seinem Patienten: „Wie soll ich Sie gesund machen, wenn Sie nicht auf meinen Rat hören? Sie dürfen nicht so hart arbeiten. Bitte entspannen Sie sich und gehen Sie mal in Urlaub. Nur so ist es möglich, Ihnen zu helfen.“

Der Patient entgegnete: „Unsinn! Ich bin eine wichtige und viel beschäftigte Führungskraft. Ich habe keine Zeit! Ich habe ständig zu tun.“

Der Arzt erwiderte: „Das ist schwachsinnig! Haben Sie jemals eine Ameise beobachtet? Ameisen sind immer sehr beschäftigt, sie arbeiten unermüdlich. Gibt es überhaupt Augenblicke, in denen sich die Ameisen ausruhen? Dennoch, Ameisen genießen es, Picknick zu machen. Wo immer es ein Picknick gibt, sind die Ameisen zu Stelle. Jeden Tag arbeiten die Ameisen sehr hart, doch sobald es ein Picknick gibt, werden Sie feststellen, dass all die Ameisen herbeieilen, um sich hier zu erholen.“

Von den Ameisen können wir lernen, dass wir im Leben sehr hart arbeiten müssen. Doch auch Erholung spielt eine große Rolle. Mit ihrer Hilfe tanken wir wieder neue Frische und neue Hoffnung, und wir gelangen zu neuen Einsichten. Ohne Erholung gelingen uns viele Dinge nicht, selbst wenn wir tagein und tagaus sehr, sehr hart arbeiten. Wir müssen auch die Erholung ernst nehmen. Selbst bei einer Maschine verhält es sich so. Wenn wir die Maschine fortwährend nutzen, ohne der Maschine ein paar Stunden Ruhepause zu gönnen, geht sie kaputt. Auch der Körper ist eine Maschine. Wenn der Körper nicht etwas Ruhe bekommt, nachdem er ziemlich viele Stunden kraftvoll gearbeitet hat, so wird er zusammenbrechen.

Stunde um Stunde werden wir in dem jeweiligen Betätigungsfeld unseres Lebens fleißig arbeiten. Dann müssen wir uns ausruhen und uns mit neuer Inspiration aufladen. Das Leben braucht sowohl Aktivität als auch Ruhe. Sie müssen beide Hand in Hand gehen. Sowohl harte Arbeit wie auch Erholung sind absolut notwendig.

Mit einem Bein können wir nicht gehen. Aktivität ist ein Bein und Entspannung ist das andere Bein. Erholung bedeutet keineswegs die Ablehnung von Arbeit. Wir brauchen unbedingt Erholung, wenn wir unsere Rolle in unserem mannigfaltigen geschäftigen Treiben gespielt haben.

Doch Erholung unterscheidet sich ganz und gar von Luxus oder Vergnügen. Oft wollen wir noch nicht einmal fünf Minuten lang arbeiten und uns dennoch vergnügen. Aber wenn wir acht Stunden lang gearbeitet haben, braucht der Körper ein wenig Erholung. Erholung ist ebenfalls Teil von Gottes Schöpfung. Erholung und harte Arbeit ergänzen einander; Erholung füllt uns mit neuer Hoffnung und einer neuen Sichtweise.

Der liebevolle Dienst des Arztes

Es gab einen Arzt, der arme Leute immer kostenlos behandelte. Er ging stets zu ihnen nach Hause und bot ihnen die reinste Liebe, das reinste Mitgefühl und die reinste Fürsorge seines Herzens an.

Einmal wurde ein reicher Mann krank und fragte dem Arzt: „Bitte sagen Sie mir, wie viel es kostet, wenn Sie mich behandeln? Ich würde Ihnen zehntausend Dollar für die Behandlung zahlen.“

Der Arzt entgegnete: „Zehntausend Dollar? Ich bin nicht der richtige Arzt für Sie. Sie können zu einem anderen Arzt gehen, der Ihnen zehntausend Dollar in Rechnung stellt. Ich bin für die Armen. Ich kümmere mich um arme Patienten und nicht um reiche Patienten.“

Der reiche Mann sagte: „Aber ich habe gehört, dass Sie in seltenen Fällen, aufgrund Ihres Mitgefühls und Ihrer Anteilnahme einwilligen, auch reichen Leute zu behandeln, wenn diese wirklich leiden.“

„Ja, das ist wahr. Aber ich werde kein Geld von Ihnen annehmen. Wollen Sie immer noch, dass ich sie behandle, so wie die Dinge liegen.

Der reiche Mann antwortete: „Ich werde zu Ihnen nach Hause kommen, damit Sie mich untersuchen können.“

Der Arzt sagte: „Zu mir nach Hause? Wenn Leute in Schwierigkeiten sind, gehe ich immer zu ihnen. Ich möchte Sie nicht dazu zwingen, zu mir nach Hause zu kommen, nur weil Sie Schwierigkeiten haben. Ich möchte nicht angeben. Ich werde mich ungut fühlen, wenn Sie zu mir kommen, denn dann werde ich nicht in der Lage sein, Ihnen all meine Liebe und Fürsorge zukommen zu lassen. Ich kann Ihnen nicht versichern, dass ich fähig sein werde, Sie zu heilen, aber ich werde kostenlos zu Ihnen nach Hause kommen.“

Der Arzt ging in das Haus des reichen Mannes und heilte ihn. Er nahm für die Behandlung des reichen Mannes noch nicht einmal einen Penny.

Der Mann ohne Feinde

Eines Tages hielt ein Priester eine wundervolle Predigt. Es waren sehr viele Leute in der Kirche, um der Predigt zu lauschen. Der Priester sagte: „Ganz gleich, wie großartig Sie sind und ganz gleich, wie gut Sie sind, Sie werden Feinde haben. In dieser Welt gibt es nicht einen Menschen, der keine Feinde hat.“ Der Priester fügte hinzu: „Manche Menschen haben mehr Feinde, während andere weniger Feinde haben, doch niemand kann behaupten, dass er keine Feinde hat.“

Alle blieben still, da sie fühlten, dass dies absolut wahr war. Dann stand ein sehr alter Mann auf und sagte: „Ich habe keine Feinde!“

Alle begannen ihn zu kritisieren. Sie sagten: „Musst du denn in deinem Alter noch so lügen?“

Selbst der Priester begann, den alten Mann auszuschimpfen. „Dies ist eine weitere Sünde, die du begangen hast! Du hast in deinem Leben bereits sehr viele Sünden begangen. Indem du behauptest, dass du keine Feinde hast, hast du nun in deinem hohen Alter noch eine weitere Sünde hinzugefügt.“

Der alte Mann sagte zu dem Priester: „Vater, woher willst du wissen, dass ich nicht die Wahrheit sage?“ Er beharrte auf seiner Aussage und fuhr fort: „Ich sage die Wahrheit. Ich hatte viele, viele Feinde, aber ich habe sie alle überlebt! Sie sind jetzt alle tot. Ich habe keine Feinde mehr.“

Nun blieben alle still. Ihnen wurde bewusst, dass der alte Mann die Wahrheit sagte.

Auch im spirituellen Leben haben wir viele Feinde. Hier sind Eifersucht, Unsicherheit, Unaufrichtigkeit und Unreinheit unsere Feinde. Wenn wir viele Jahre hier auf der Erde leben, erhalten wir die Gelegenheit zu beten und zu meditieren, um all diese Feinde zu bezwingen. Doch ein hohes Alter allein ist keine Garantie. Selbst wenn wir ein langes Leben haben, müssen wir zusätzlich beten und meditieren, um unsere ungöttlichen Eigenschaften in diesem Leben zu besiegen. Wenn wir es so betrachten, kann ein hohes Alter eine außergewöhnliche Chance und ein wahrhafter Segen sein.

Die spirituelle Überdosis

Eine hinduistische Familie und eine muslimische Familie standen einander sehr nahe. Eine Tochter der hinduistischen Familie verliebte sich in einen Sohn der muslimischen Familie. Üblicherweise wird es missbilligt, dass Hindus und Muslime heiraten, doch manche toleranten Familien erlauben dies. Weltbekannte Führer, die Hindus oder Muslime sind, sagen oft, dass beide Religionen eins sind, aber wenn ihre Lieben jemanden heiraten wollen, der der anderen Religion angehört, sind sie für gewöhnlich zu hundert Prozent dagegen.

Die Angehörigen der hinduistischen Familie meldeten sich mit einem exzellenten Vorschlag zu Wort: „Da unsere Kinder so enge Freunde sind, kann unsere Tochter den Koran studieren, und euer Sohn kann die Bhagavad Gita studieren. Auf diese Weise wird jeder mit der Religion des anderen vertraut werden, und sie werden in Frieden zusammen leben können.“

Die hinduistische Tochter begann, sich mit dem Koran zu befassen, ohne jedoch wirkliches Interesse dafür aufzubringen. Der muslimische Sohn begann, die Bhagavad Gita zu studieren, die Upanishaden und andere hinduistische Schriften. Er studierte sehr aufrichtig, und dies schenkte ihm enorme Freude. Während er die spirituellen Bücher las und an die vedischen Seher dachte, fühlte er sich tief bewegt. Er sagte sich: „Ich möchte zu einem spirituellen Menschen werden. Ich möchte nicht in irdische Bindungen und das Familienleben verstrickt sein.“

Eines Morgens weinte die hinduistische Tochter bitterlich. Ihr Vater fragte: „Was ist passiert? Hast du dich mit deinem zu-künftigen Ehemann gestritten?“

„Nein, nein, nein!“ erwiderte sie.

„Warum weinst du dann?“ fragte der Vater.

„Vater, du hast ihm eine Überdosis gegeben!“ antwortete die Tochter. „Auf deinen Vorschlag hin studierte er unsere Hindu- Schriften so ernsthaft, dass er jetzt sagt, dass er mich nicht heiraten will. Er hat beschlossen, sein Leben Gott zu widmen.“ Sie weinte untröstlich und fügte hinzu: „Was mich betrifft, so habe ich überhaupt kein Interesse gespürt, als ich mich mit den heiligen Büchern des Islam befasste. Ich war nur daran interessiert, ihn als meinen Ehemann zu haben!“

Wir wissen nicht, zu welchem Zeitpunkt Gottes Stunde für jemanden schlägt, um sich Gott zuzuwenden. Manchmal beginnen wir aus Neugierde. Aber vielleicht möchte Gott, dass wir über die Neugier hinausgehen. Hier ist der Beweis. Zuerst war der muslimische Sohn neugierig, was die hinduistischen Schriften zu bieten haben. Er verspürte soviel Inspiration aus diesen heiligen Büchern, dass er nur noch in Gebet und Meditation versunken sein wollte. Er ging weiter und tiefer und fand in der hinduistischen Religion die Botschaft der Entsagung. Er entsagte seiner zukünftigen Frau und er entsagte der Welt. Er sagte: „Ich möchte mein Leben Gott geben.“

Die nichtsnutzige Yogalehrerin und der nichtsnutzige Priester

Eines Tages kam eine Yogalehrerin zu einem Priester und sagte: „Vater, Vater, vergebt mir.“

Der Priester fragte: „Was hast du getan? Welche Sünde hast du begangen?“

Die Dame erwiderte: „Vater, ich bin Yogalehrerin. Ich habe Yoga nach einer hinduistischen Weise erlernt und schließlich habe ich angefangen, auch Leute im Yoga zu unterrichten, und mich einem hinduistischen Lehrer angeschlossen. Dieser Meister hat Schüler aus allen Glaubensrichtungen – aus dem Hinduismus, dem Buddhismus, dem Islam, dem Christentum und dem Judentum. Stellen Sie sich das vor. Uns hat man immer beigebracht, dass es nur einen Gott gibt. Für diesen Meister gibt es so viele Götter. Wir mussten zu den Gründern aller Religionen beten.“

Der Priester fragte: „Hat dir der Meister gesagt, dass du zu den Gründern aller Religionen beten musst?“

„Er hat es nicht direkt gesagt, aber er hat es angedeutet, weil er doch Schüler aller Glaubensrichtungen hat. Doch Christus sagte: ‚Ich bin der Weg. Ich bin das Ziel.‘ Ich habe einen so gravierenden Fehler gemacht und eine schreckliche Sünde begangen, indem ich das Christentum verließ.“

Der Priester sagte: „Es ist in Ordnung. Ich vergebe dir, aber begehe diese Art Sünde nicht noch einmal.“

Wie nichtsnutzig sowohl die Yogalehrerin als auch der Priester waren! Der Priester trug der Lehrerin auf, bei ihrem Christentum zu bleiben und diese Sünde nicht wieder zu begehen. Ist es eine Sünde, ein universelles Herz zu haben, das Wahrheit und Güte im Herzen aller Glaubensrichtungen erkennt?

Von der eigenen Botschaft heimgesucht

Vor zehntausend Jahren gab es eine Kirche, die seit vielen Jahren keinen neuen Anstrich mehr erhalten hatte. Sie sah ganz und gar nicht mehr ansprechend aus. Der Priester beschloss, die Kirche neu streichen zu lassen, und fragte daher einen Maler: „Wie hoch kämen die Kosten, wenn man die ganze Kirche neu streicht?“

Der Maler antwortete: „Um die ganze Kirche neu zu streichen, werde ich ziemlich lang beschäftigt sein, praktisch einen ganzen Tag. Vater, ich möchte lediglich siebzig Dollar haben.“

Der Priester sagte: „In Ordnung. Ich gebe dir siebzig Dollar, doch davon musst du auch die Farbe kaufen.“

„Davon muss ich auch die Farbe kaufen?“ fragte der Maler.

„Ja. Doch das nächste Mal, wenn ich eine Messe halte, werde ich dir besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Es wird für dich einfacher sein, in den Himmel zu kommen, da ich dir den Weg freimachen werde.“

Der Maler war davon sehr angetan. Er kaufte eine sehr kleine Menge Farbe, mischte sie mit viel Wasser und begann, die Kirche zu streichen.

Nach einer halben Stunde kam ein heftiges Gewitter auf, und es regnete in Strömen. Der Regen wusch die ganze Farbe ab. Da wurde der Priester böse. Er sagte zum Maler: „Warum musstest du ausgerechnet jetzt streichen? Wusstest du nicht, dass ein Gewitter aufziehen wird?“

Der Maler antwortete: „Woher soll ich das wissen? Ich bin nur ein Maler.“

Der Priester entgegnete: „Ich werde dir kein Geld mehr geben. Du musst die ganze Kirche mit dem Geld streichen.“

Der bedauernswerte Mann sagte: „Na schön. Was kann ich machen?“

Der Priester antwortete: „Ich erinnere dich nochmals daran, das ich für dich einen ganz besonderen Segen vom Himmel herabbringen werde. Wenn du sehr gute Arbeit leistest, wirst du sehr reich werden.“

Der Maler sagte: „In Ordnung! Ich freue mich sehr darüber, reich zu werden.“

Der Maler brachte neue Farbe, aber dieses Mal verdünnte er sie nicht. Beim Anstrich der Kirche leistete er ausgezeichnete Arbeit. Doch unglücklicherweise war die Kirche so groß, dass die Farbe, die er gekauft hatte, nicht einmal für ein Achtel der Fläche reichte.

Der Priester sah, wie die Dinge ihren Lauf nahmen und rief: „Du bist ein solcher Schurke! Ich hatte dir siebzig Dollar gegeben. Wahrscheinlich hast du nun die Absicht, mir zu erzählen, dass du nun deine Arbeit nicht fertigstellen kannst, und dass du morgen mit den Streichen weitermachen musst. Auf diese Weise wirst du mehrere Tage für den Anstrich brauchen, und ich müsste dir dann jeden Tag siebzig Dollar geben. Ich bin mir sicher, dass es das ist, was du vorhast. Aber ich werde dir kein weiteres Geld mehr geben. Mit den siebzig Dollar, die ich dir bereits gegeben habe, musst du die ganze Kirche streichen! Ansonsten werde ich mich überhaupt nicht für dich einsetzen. Ich werde überhaupt nichts vom Himmel für dich herabbringen.“

Der arme Mann hatte bereits das ganze Geld für die Farbe ausgegeben. Diese Farbe reichte gerade aus, um einen kleinen Teil der Kirche zu streichen. Der Maler sagte: „Was soll ich nun tun? Ich habe kein Geld. Um dem Priester einen Gefallen zu tun, habe ich einen ganzen Tag lang sehr hart gearbeitet. Morgen wird mein zweiter Tag sein, und der Priester wird mir kein weiteres Geld geben.“

In dieser Nacht betete der Maler zu Gott. Er sagte: „Gott, rette mich! Rette mich!“

Gott sagte: „Ich werde dich retten. Mache dir keine Sorgen.“

Am darauf folgenden Tag kehrte der Maler zurück, um mit dem Streichen der Kirche fortzufahren. Unterwegs, auf dem Weg zur Kirche, sah er ein Bündel Geldscheine. Er hob das Bündel auf und zählte das Geld. Es waren dreitausend Dollar in bar. Der Mann schaute in alle Richtungen um zu sehen, ob er die Person ausfindig machen konnte, die das Geld verloren hatte. Er sagte sich: „Soviel Bargeld darf ich nicht behalten. Jemand hat dieses Geld verloren. Ich werde zur Polizei gehen.“

Bevor der Maler die Polizeiwache erreichte, dachte er: „Ich will zuerst zum Priester gehen und ihm die gute Neuigkeit erzählen. Die Kirche ist in der Nähe der Polizeiwache, und der Priester wird sehr erfreut sein, dass ich soviel Geld gefunden habe. Ich werde dem Priester sagen, dass ich all das Geld der Polizei übergeben werde, damit sie sich darum kümmern kann.“

Der Mann ging zu dem Priester und erzählte ihm, was geschehen war. Der Priester sagte: „Du bist ein Dummkopf. Letzte Nacht hast du zu Gott gebetet. Deshalb hat Gott dir das Geld gegeben. Warum willst du das Geld zur Polizei bringen?“

Der Maler antwortete: „Ich habe zu Gott gebetet, mir zu Hilfe zu kommen, aber dann gab mir Gott soviel Geld! Wie kann ich dieses Geld behalten? Es gehört mir nicht. Wenn es ein paar Dollar gewesen wären, hätte ich es nehmen können, aber dreitausend Dollar kann ich nicht behalten. Derjenige, der dieses Geld verloren hat, wird unglücklich sein.“

„Das mag wahr sein, aber wie kannst du der Polizei vertrauen?“ erwiderte der Priester. „Woher weißt du, dass die Polizei das Geld der Person zurückgeben wird, die es verloren hat? Wenn du zur Polizei gehst, können es die Polizisten leicht für sich behalten.“

Der Priester fügte noch hinzu: „Das Beste ist, das Geld auf den Altar zu legen. Morgen wird Gott uns erleuchten. Gott wird uns sagen, was mit dem Geld geschehen soll.“

Der Maler war einverstanden und legte das ganze Geld auf den Altar. Dann fragte er: „Aber was ist mit dem Anstrich der Kirche?“

Der Priester sagte: „Heute brauchst du nicht mehr zu streichen. Bitte komme morgen wieder zum Streichen.“ Dann gingen der Maler und der Priester nach Hause.

Am darauf folgenden Tag kam der Maler zur Kirche und sah, dass der Priester nicht da war. Ach, auf dem Altar lag kein Geld mehr. Der Maler erzählte jedem: „Der Priester hat die dreitausend Dollar gestohlen, die ich auf sein Geheiß auf dem Altar gelegt hatte.“

Der Priester war nirgends zu finden. Einige Tage später tauchte er wieder auf. Alle fragten ihn, was mit dem Geld geschehen sei. Der Priester sagte: „Ich habe das Geld nicht genommen. Ich habe das Geld unter den Augen des Malers auf dem Altar zurückgelassen. Als ich am darauf folgenden Morgen in die Kirche kam, war das Geld weg. Deshalb war ich sehr schockiert und unglücklich! Wie können Menschen in Gottes Haus gehen und Geld stehlen? Nein, ich habe das Geld nicht genommen. Das Geld wurde von jemand anderem gestohlen!“

Der Maler war traurig und wütend über das, was der Priester hier erzählte. Er hatte nicht nur das Geld gestohlen, sondern versuchte nun sehr dreist, alles zu vertuschen. Ein paar Minuten später kam der Neffe des Priesters und flüsterte seinem Onkel etwas zu.

„Was flüsterst du da?“ fragte der Maler. „Kannst du es mir nicht sagen?“

Der arglose Junge sagte: „Mein Onkel, der Priester, ist so gut zu mir. Er hat mir soviel Geld gegeben! Ich sagte ihm gerade, wie sehr ich ihm dafür dankbar bin.“

Der Maler sagte: „Ich werde der Polizei alles erzählen, was vorgefallen ist. Ich werde die Kirche ganz bestimmt nicht anstreichen. Man sagt sich, dass Gott sich im Herzen eines Jeden aufhält. Ich werde Gott in meinem Herzen finden müssen und nicht in dieser Kirche!“

Viele Leute stehlen Geld, doch normalerweise sind es gewöhnliche Leute, keine Priester. Von Priestern erwartet man, dass sie uns davor bewahren, Sünden zu begehen. Wir gehen zu Priestern, um über Vergebung zu reden, über die Wahrheit und über Gott. Gewöhnliche Menschen können alles tun, aber von Priestern erwarten wir nicht, dass sie so handeln. Vielleicht hatte der Priester so viel von der Sünde geredet, dass er ihr Opfer wurde. Der Priester wurde von seiner eigenen Botschaft der Sünde heimgesucht!

Viele Arten zu beten

Es gibt sehr viele Arten zu Gott zu beten.

Eines Tages fanden sich drei spirituelle Sucher zu einem Gespräch zusammen. Einer der Sucher sagte: „Wenn ich meine Hände falte, fühle ich, dass Gott mir wirklich zuhört.“

Der zweite Sucher sagte: „Bei mir wirkt das nicht. In meinem Fall wirkt das Gebet nur dann, wenn ich niederknie. Wenn ich niederknie und mit gefalteten Händen bete, dann hört Gott zu. Wenn ich hingegen stehend oder sitzend mit gefalteten Händen bete, beachtet mich Gott überhaupt nicht.“

Der dritte Sucher sagte dazu: „Die Art und Weise, wie ihr beiden betet, mag für euch richtig sein, sie ist aber bestimmt nicht das Richtige für mich. Gott erhört meine Gebete nur, wenn ich mich demütig, mit gefalteten Händen, vor dem Altar niederlege und mein Gesicht an den Boden presse.“

Während sich die spirituellen Sucher unterhielten, kam ein Mann von der Telefongesellschaft, um das Telefon zu reparieren. Der Mann von der Telefongesellschaft hatte ihre Unterhaltung mitgehört und sagte: „Leute wie ihr beten auf ihre eigene Art und Weise, aber mein Weg ist weitaus besser.“

Die Sucher machten sich über den Mann lustig. Sie dachten bei sich: „Was weiß denn schon ein dummer Monteur der Telefongesellschaft.

Der Mann begann, den dreien zu erklären, wie er gerne betete. „Eines Tages kletterte ich einen Telefonmast hoch. Plötzlich verhedderte sich ein Teil meiner Ausrüstung und ich hing mit meinen Füßen in der Luft; mein Kopf zeigte nach unten. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bevor ich auf den Kopf fallen und mir das Rückgrat brechen würde. Das schrie ich: ‚Herr! Herr! Rette mich! Rette mich.‘ Sofort hat mich jemand von oben hochgezogen, ich fand mein Gleichgewicht wieder und stieg ab. Daher ist meine Art zu beten die Beste.“

Ein alter Mann, der Großvater von einem der Sucher, hatte alles mitgehört. Er meldete sich zu Wort und sagte: „Ihr da seid alle sehr gebildet. Ihr streitet euch, was wohl die beste Art sei, um zu beten: seine Hände zu falten, sich niederknien, sich demütig vor dem Altar niederwerfen oder sogar sich an den Füßen aufhängen. Ihr seid alle Nichtsnutze. Kennt ihr nicht die wahre Bedeutung des Gebets?“

Einer der Sucher sagte mit viel Sarkasmus: „Ja, wir kennen sie. Wenn du willst, können wir dir beibringen, wie man betet. Du bist so alt, dass du wahrscheinlich vergessen hast, wie man betet.“

Der alte Mann wurde wütend. Er sagte: „Hört mir zu! Ihr alle betet zu Gott: ‚Gib mir dies! Gib mir das!‘ Ihr beurteilt die Wirksamkeit eurer Gebete nach dem, was ihr von Gott erhaltet. Von nun an, wenn ihr betet, sucht nur Gott – Gottes Wahrheit, Gottes Licht, Gottes Frieden und Gottes Gnade. Wahres Gebet heißt nach Gott suchen und nicht, etwas von Gott zu erhalten.“

Pass auf, über wen du dich lustig machst

Ein kleiner Junge besuchte die Grundschule. Eines Tages kam er ein klein wenig zu spät zur Schule. Als er in seinem Klassenzimmer ankam, sagte seine Lehrerin zu ihm: „Tommy, Tommy, warum kommst du in die Klasse, ohne dir deine Haare zu kämmen? Du siehst so unordentlich aus. Ich könnte viele andere Dinge sagen, aber unordentlich ist für den Augenblick alles, was ich sagen werde.“

Die Schüler begannen alle laut zu lachen. Die Lehrerin fragte den Jungen: „Hast du einen Kamm?“

Er sagte: „Nein, ich habe keinen.“

„Warum hast du dir denn nicht einen von deinem Vater ausgeliehen?“

Der Junge antwortete: „Keine Haare!“

Sofort brachen alle Schüler im Klassenzimmer in Gelächter aus, da der Vater des Jungen keine Haare hatte. Sie alle begannen, den Jungen zu verspotten, weil sein Vater kahlköpfig war. Sie wiederholten wieder und wieder: „Du hast einen Glatzkopf als Vater, dein Vater ist kahl, kahl, kahl!“

Die Lehrerin sagte: „Seid still! Seid still!“ Doch die Kinder hörten überhaupt nicht auf sie. Die Lehrerin brauchte fünfzehn Minuten, um die Schüler wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es war ein lautes Gelächter, und es gelang ihr nicht, einen vernünftigen Unterricht abzuhalten.

Tommy ging nach Hause. Er war sehr traurig und verstört, dass alle seine Klassenkameraden sich in so einem Ausmaß lustig über ihn gemacht hatten, weil sein Vater eine Glatze hatte. Tommy erzählte später alles seiner Mutter, die sich sehr darüber ärgerte.

An diesem Tag kam Tommys Vater spät von der Arbeit nach Hause. Als er hörte, was geschehen war, wurde auch er wütend. Sowohl Tommys Mutter als auch sein Vater wollten zur Schule gehen und gemeinsam die Lehrerin beschimpfen.

Dann sagte der Vater zu seiner Frau: „Lass mich alleine gehen. Ich werde gehen und die Lehrerin selbst übel beschimpfen. Es ist besser für dich, wenn du zuhause bleibst, da du vielleicht alles kompliziert machen könntest.“

Die Mutter fragte: „Was wirst du machen, wenn sie dir nicht erlaubt, in das Klassenzimmer zu kommen?“

Er erwiderte: „Interessiert mich das? Ich bin sehr stark!“

Der Vater ging in das Klassenzimmer und schrie die Lehrerin an, weil sie seinen Sohn am vorangegangenen Tag so heftig beschimpft hatte. Die Lehrerin rief sofort beim Sekretariat an, damit man ihr einen Wachmann ins Klassenzimmer schickt. Der Wachmann, der sehr groß und stark war, kam und drehte dem Vater die Arme auf den Rücken.

Der Vater fuhr damit fort, die Lehrerin anzuschreien: „Gestern wurde mein Sohn wegen Ihnen von seinen Klassenkameraden ausgelacht. Dafür mache ich Sie voll verantwortlich!“

Die Lehrerin erwiderte: „Das ist alles Ihr Fehler. Sie als Eltern bringen ihrem Sohn nicht bei, wie man sich richtig anzieht und ordentlich pflegt. Ich kann mir vorstellen, dass es allein der Fehler Ihrer Frau ist, dass er sich noch nicht einmal die Haare kämmt.“

Der Vater wurde nun noch wütender: „Nun beschimpfen Sie meine Frau!“, sagte er aufgebracht. Als Tommy sah, wie wütend sein Vater auf die Lehrerin war, kam er herbei und begann, sie zu kneifen. Nun schlossen sich alle Schüler Tommy an. Die Kinder begannen alle damit, die Lehrerin zu kneifen und sich über sie lustig zu machen.

Die Lehrerin war geschockt! Sie sagte: „Kinder, wie ist es möglich, dass ihr euch erst gestern über diesen Jungen lustig gemacht habt? Ihr habt ihn gehänselt, weil sein Vater keine Haare mehr hat. Jetzt habt ihr euch mit ihm und seinem Vater verbündet, um mich zu schikanieren!“

Wie leicht sich Kinder ändern können! An diesem Tag hatten die Kinder vollstes Verständnis für den kleinen Jungen und schlugen sich auf seine Seite, obwohl sie ihn noch am Tag zuvor ausgelacht hatten. Deshalb kniffen sie ihre Lehrerin und machten sich über sie lustig. Die Kinder sagten zur Lehrerin: „Sie sind die Schuldige! Warum haben Sie ihm gesagt, er soll sich die Haare kämmen? Wenn Sie ihm nicht gesagt hätten, dass er sich die Haare kämmen soll, wäre nichts geschehen!“

Die Lehrerin lernte so, dass sie den Kindern nicht erlauben durfte, sich über irgendjemanden lustig zu machen; andernfalls könnte sie selbst möglicherweise diejenige sein, über die man sich als nächstes lustig macht. Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man es mir Kindern zu tun hat.

Gott kam dreimal

Es gab einmal einen Schneider, der sehr, sehr alt war. Eines Tages betete er und sprach zu Gott. Er sagte: „Manche Menschen sagen, dass Du im Himmel bist. Manche Menschen sagen, dass Du auf der Erde bist. Manche Menschen sagen, dass du sowohl im Himmel als auch auf der Erde bist. Was mich betrifft, so glaube ich, dass du sowohl im Himmel als auch auf der Erde bist. Da ich bald sterben werde, möchte ich Dich an beiden Orten sehen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, ob ich Dich überhaupt im Himmel sehen kann oder ob nicht. Ich bete darum, dass du mich wenigstens einmal besuchst, während ich hier auf der Erde weile.“

Der Schneider fuhr fort: „Herr, ich war ein ehrlicher Schneider. Ich habe den Leuten stets weniger als den eigentlichen Preis berechnet, und sie sind mir sehr dankbar dafür. Ich habe viele gute Dinge getan. Herr, ich flehe Dich an, willst Du nicht kommen und mich besuchen, wenigstens einmal, bevor ich sterbe?“

Der Schneider hörte eine innere Stimme, die ihm sagte: „Morgen werde Ich kommen und Dich besuchen.“

Der alte Mann war hoch erfreut. Er fuhr fort, weiter und weiter zu Gott zu beten. Am nächsten Morgen ging der Mann früh in sein Geschäft. Er erledigte viele Dinge. Die ganze Zeit über hoffte er, dass Gott kommen würde, ihn zu besuchen.

Eine Stunde später kam eine alte Frau zu dem Schneider. Sie sagte: „Alle Kinder stehlen mir Mangos von meinem Baum. Ich selbst kann nichts tun, um sie davon abzuhalten. Würden Sie bitte kommen und mir helfen?“

Der Schneider sagte: „Ich bin ein alter Mann. Werden die Kinder auf mich hören?“

Die alte Frau antwortet: „Sie sind ein Mann. Ob sie alt sind oder nicht, es wird wirklich helfen, wenn Sie

kommen.“

Der Schneider sagte: „Einverstanden. Ich werde kommen. Aber ich werde nicht mit den Kindern schimpfen können. Sie werden mich nur auslachen. Ich werde ihnen nur gut zureden und sagen, dass Stehlen keine gute Sache ist.“

Der Schneider begleitete die alte Frau und sprach zu den Kindern. Es waren fünf oder sechs Jungen. Er sagte zu ihnen: „Stehlen ist nicht gut. Wenn ihr stehlt, werdet ihr eines Tages erwischt werden. Dann werdet ihr bestraft. Es ist besser nicht zu stehlen. Wenn ihr ein paar Mangos haben wollt, so bin ich sicher, dass euch die Eigentümerin ein paar geben wird. Bitte stehlt nicht mehr.“

Es lag etwas Magisches in der Stimme des Schneiders. Die Kinder sagten: „Wir werden nie mehr stehlen.“ Sie brachten der alten Frau sogar all die Mangos zurück, die sie zuvor gestohlen hatten.

Das gefiel der alten Frau sehr, und sie gab den Jungen ein paar Mangos zurück. Sie sagte zu dem Schneider: „Nun sollen Sie eine Mango bekommen!“

Er sagte: „Oh nein, für diese kleine Hilfeleistung sollte ich keine Mango annehmen. Darüber hinaus mache ich mir nichts aus Mangos.“

Die alte Frau war dem Schneider sehr dankbar. Er fühlte sich sehr glücklich.

Der alte Mann ging zurück zu seinem Geschäft und setzte seine Arbeit fort. Da kam ein junges Mädchen in sein Geschäft und sagte: „Mein Vater ist sehr, sehr krank. Er hat Fieber und er muss sich übergeben. Ich bin nur ein kleines Mädchen und ich weiß nicht, wie ich meinem Vater helfen kann. Ich weiß noch nicht einmal, wo der Arzt ist. Können Sie mir helfen?“

Der alte Mann sagte: „Ja, ich weiß, wo der Arzt ist. Ich werde dafür sorgen, dass er kommt und sich um deinen Vater kümmert.“ Der alte Mann ging in die Praxis des Arztes und brachte der Tochter etwas mit, das sie ihrem Vater geben konnte. Der Schneider sah, dass der Vater in der Tat sehr krank war. Er bemerkte außerdem, dass der Vater sehr arm war. So gab der alte Mann dem Vater etwas Geld, damit dieser das Arzthonorar bezahlen konnte.

Dann kam der Schneider zurück und nahm seine Arbeit wieder auf. Er schneiderte höchst hingebungsvoll. Eine sehr, sehr alte Dame kam herein und sagte: „Ich werde bald sterben.“

Der Schneider sagte: „Warum sollten Sie sich deswegen sorgen? Wir werden alle eines Tages sterben. Sie werden Gott im Himmel sehen.“

„Ich werde Gott im Himmel sehen?“, stöhnte die alte Frau mit völligem Unglauben in der Stimme.

Der Schneider sagte sofort: „Sie glauben nicht an Gott? Verlassen Sie sofort mein Geschäft, wenn Sie nicht an Gott glauben!“

„Ich werde erst an Gott glauben, wenn mir jemand das Geld gibt, um mir einen Sarg zu kaufen, bevor ich sterbe,“ erwiderte die alte Dame.

Der alte Mann sagte: „Sie wollen Ihren Sarg kaufen? Na schön. Ich werde Sie an einen Ort bringen, wo Sie sich den Sarg aussuchen können. Ich werde ihn für Sie kaufen. Werden Sie dann an Gott glauben?“

Die alte Dame antwortete: „Bestimmt! Ich werde an Gott glauben, wenn Sie mir den Sarg kaufen, den ich aussuchen werde. Wenn ich dann sterbe, werden meine Verwandten den Sarg, den ich ausgesucht habe, verwenden.“

Der Schneider ging mit der alten Dame in das Geschäft und kaufte den Sarg, den sie sich aussuchte. Dann kehrte er abermals in sein Geschäft zurück. Er sagte: „Was habe ich getan? Was habe ich getan? Zuerst bin ich weggegangen, um der Frau zu helfen, deren Mangos gestohlen wurden. Dann ging ich weg, um dem kleinen Mädchen zu helfen, einen Arzt für ihren Vater zu finden. Schließlich ging ich noch mit der alten Dame weg, um ihr einen Sarg zu kaufen. Da Du stets dein Wort hältst, bin ich sicher, dass Du hier warst, während ich weg war.“

Die innere Stimme des alten Mannes sagte: „Ich bin dir sehr dankbar, und Ich bin sehr stolz auf dich. Ich kam zu dir in der Form der alten Frau, deren Mangos gestohlen wurden. Ich kam zu dir in der Form des Mädchens, dessen Vater im Sterben lag. Ich kam zu dir in der Form der alten Dame, die dringend einen Sarg benötigte. Ich habe dir gesagt, dass Ich kommen und dich heute einmal besuchen werde. Stattdessen kam Ich drei Mal zu dir, und dreimal hast du Mich weit über deine Vorstellungskraft zufrieden gestellt.“

Eine kurzlebige Ehe

Es gab einst eine Hochzeit zwischen einem Bräutigam, der fünfundvierzig Jahre alt war, und seiner Braut, die erst zwanzig Jahre alt war. Die Verwandten auf der Seite des Bräutigams waren außerordentlich froh, dass er eine solch junge und hübsche Braut bekam. Aber die Verwandten auf der Seite der Braut waren traurig, weil es so einen großen Unterschied in ihrem Alter gab.

Die Liebe der Braut zu ihrem zukünftigen Ehemann war sehr, sehr groß. Sie sagte: „Was macht das Alter schon aus? Ich bin zwanzig Jahre alt und er ist fünfundvierzig. Aber ich liebe ihn sehr und er liebt mich sehr.“

Die Hochzeitszeremonie hatte gerade begonnen. Bald würde der Priester den Bräutigam und seine Braut zu Mann und Frau erklären. Ein sehr guter Freund des Bräutigams war ebenfalls bei der Hochzeit anwesend. Dieser Freund hatte einen exzellenten Humor, der bei allen beliebt war.

Gleich nachdem die Trauung zu Ende war, flüsterte der Humorist seinem Freund etwas ins Ohr. Er sagte zu ihm: „Du hast soviel Glück. Wenn du neunzig bist, doppelt so alt wie im Augenblick, wird deine Frau erst vierzig sein, was dem Doppelten ihres derzeitigen Alters entspricht. Mit neunzig wirst du eine so junge und hübsche Frau haben!“ Der Bräutigam grinste übers ganze Gesicht.

Die Braut war sehr neugierig und ganz erpicht darauf zu erfahren, was dieser humorvolle Freund ihrem Mann ins Ohr flüsterte. Sie dachte: „Wahrscheinlich erzählt dieser humorige Freund meines Gatten etwas sehr Lustiges!“

Der Freund sagte: „Wenn du nichts dagegen hast, kann ich dir erzählen, was ich gerade deinem Gatten gerade zugeflüstert habe. Ich sagte zu ihm, dass er jetzt fünfundvierzig Jahre alt ist. Wenn du sein Alter verdoppelst, ist er neunzig und wenn du dein Alter verdoppelst, bist du vierzig. Das ist ein sehr großer Unterschied – fünfzig Jahre. Die Leute werden sich wundern, wie eine vierzigjährige Frau einen neunzigjährigen Mann zum Ehemann haben kann.“

„Was? Was sagst du da?“ rief das Mädchen aus.

„Ich sage nur, dass wenn man euer Alter verdoppelt, dein Ehemann neunzig Jahre alt sein wird, während du erst vierzig Jahre alt bist.“

„Er wird neunzig Jahre alt sein und ich erst vierzig? In diesem Alter wird er nicht mehr in der Lage sein, mir auch nur ein bisschen zu helfen! Ich soll mich um ihn kümmern, wenn er neunzig Jahre alt ist? Im Augenblick ist er fünfundvierzig und hat Geld, Besitz und sehr viele Dinge, die ich schätze. Wenn er sehr viel älter ist, wird er nicht mehr in der Lage sein, etwas zu verdienen, und ich werde ganz alleine für seinen Unterhalt aufkommen müssen! Oh nein, das werde ich nicht tun. Lasst uns die Ehe sofort annullieren.“

So endete die Ehe, weil die junge Dame nicht gewillt war, sich um ihren Ehemann zu kümmern, wenn er einmal neunzig Jahre alt sein würde! Die Ehe hielt nur wenige Stunden!

Das Herz und das Leben von Mutter Teresa

Als Mutter Teresa einmal in Amerika war, stattete sie Bürgermeister Koch in New York einen Besuch ab. Bürgermeister Koch fühlte sich unwohl, deshalb wollte sie sich nach seinem Befinden erkundigen. Es war ein sehr heißer Tag. Bürgermeister Koch bot Mutter Teresa Limonade und etwas Gebäck an. Er aß und trank seinen Anteil sehr rasch und bemerkte dann, dass Mutter Teresa ihr Getränk und ihre Kekse noch nicht einmal angerührt hatte. Er bat sie, doch etwas zu essen.

Mutter Teresa entgegnete: „Ich kann nichts essen und auch nichts trinken.“

Bürgermeister Koch fragte: „Warum?“

Sie antwortete: „In meinem armen Kalkutta gibt es viele Menschen, die den Verdienst einer ganzen Woche ausgeben müssten, um Limonade und Kekse zu kaufen.“

„Aber dies sind die besten Kekse der ganzen Welt!“, rief Bürgermeister Koch aus.

Sie antwortete: „Nun gut, weil es die Besten sind. Bitte packen Sie die Kekse ein, und ich werde sie mit nach Kalkutta nehmen.“

Der Bürgermeister sagte: „Ich werde sie Ihnen ganz bestimmt einpacken, aber Sie sollten sie nicht mit nach Kalkutta nehmen. Es ist ziemlich weit bis nach Kalkutta, und bis Sie dort ankommen, sind die Kekse in keinem guten Zustand mehr. Auch in Haarlem gibt es viele arme Menschen. Möchten Sie nicht statt dessen die Kekse in Haarlem verteilen?“

Sie antwortete: „Das ist eine glänzende Idee. Ich bringe die Kekse nach Haarlem. Ich esse aus Prinzip nicht auswärts. Wenn ich anfangen will zu essen, sehe ich die Gesichter der hungrigen Kinder Kalkuttas. Ich bin ihre Mutter. Wie kann ich eine köstliche Mahlzeit genießen, während meine armen Kinder verhungern?“

Das ist in der Tat das Herz und das Leben von Mutter Teresa.

Ein großer Pianist tritt kurzfristig auf

Es gab einmal einen großen Pianisten. Alle schätzten und bewunderten seine seelenergreifenden Auftritte.

Eines Tages trafen sich die Vorsitzenden einer bekannten kulturellen Gesellschaft, um die Feier anlässlich ihres fünfzig-jährigen Bestehens zu planen. Sie beschlossen diesen Pianisten einzuladen, der zu diesem Anlass ein Konzert geben sollte. Leider fiel der Entschluss dazu etwas spät. Da es nur noch ein Tag bis zum Jubiläum war, hatten sie Angst, ihn zu fragen. Denn wie sollte ein bekannter Pianist, wie er es war, ihre Einladung so kurzfristig annehmen. Sie fühlten sich unwohl bei dem Gedanken, ihn kurz zuvor noch einzuladen. Einer ihrer Freunde, der auch mit dem Pianisten befreundet war, stellte sich der Herausforderung. Er sagte: „Obwohl es schon so spät ist, werde ich es schaffen, dass er für uns spielt. Er ist ein lieber Freund von mir.“

Die Vorsitzenden der Gesellschaft erwiderten: „Wir wären dir äußerst dankbar, wenn du deinen Pianisten-Freund hierher bringen könntest. Wir fühlen uns alle unwohl dabei, ihn noch fünf vor zwölf hierher einzuladen.“

Der Freund sagte: „Macht euch keine Sorgen. Es wird mir gelingen, den Pianisten hierher zu bringen.“

Dieser Freund ging zum Pianisten und fragte: „Könntest du mir einen großen Gefallen tun?“

Der Pianist entgegnete: „Du bist mein wahrer Freund, und du brauchst einen Gefallen von mir. Gibt es etwas, was ich nicht für dich tun würde? Wenn es in meiner Macht steht, werde ich es bestimmt tun.“

Der Freund sagte: „Ich weiß nicht, ob es in deiner Macht steht oder nicht, aber ich bin ein wenig verlegen und ziemlich unschlüssig, ob ich dich nach diesem besonderen Gefallen fragen darf.“

Der Pianist erwiderte: „Bitte frage mich. Ich werde dir mit Sicherheit diesen Gefallen tun.“

Er sagte: „Meine Freunde von der kulturellen Gesellschaft und ich wären dir äußerst dankbar, wenn du morgen dort eine Vorstellung geben könntest. Ich habe mich der Herausforderung gestellt, dich äußerst kurzfristig zu unserer Veranstaltung zu bringen, und nun bin ich mir nicht sicher, ob ich erfolgreich sein werde oder nicht.“

Der Pianist musste herzlich lachen. „Du bist mein lieber Freund. Werde ich dir denn diesen Gefallen abschlagen? Wenn es um Freunde geht, gibt es kein ‚kurzfristig‘. Ich werde jederzeit spielen. Für andere werde ich nicht so kurzfristig auftreten. Doch was dich anbetrifft, mein Freund, kannst du mich bitten, irgendwo hinzugehen, jederzeit. Ich habe die letzten fünfunddreißig Jahre täglich neun Stunden geübt und bin daher jederzeit bereit.“

Der Freund entgegnete: „Wie sehr ich mir wünschte, ich hätte deine Entschlossenheit!“

Der Pianist lachte und lachte. Er sagte: „Entschlossenheit ist nicht mein Monopol. Gott hat jedem die gleiche Entschlossenheit gegeben. Nun, was mich betrifft, ich übe mich in Entschlossenheit. Du übst dich nicht in Entschlossenheit. Wenn du jeden Tag übst, wird Entschlossenheit natürlich. Weil ich meine Entschlossenheit über so viele Jahre genutzt habe, wurde sie zu meiner zweiten Natur. Wenn wir regelmäßig von unserer Entschlossenheit Gebrauch machen, wird sie für uns völlig natürlich und spontan.

Bitte sage deiner Gesellschaft, dass ich ihre Einladung für den morgigen Auftritt ganz zuverlässig annehme. Ich schätze meine Freunde mehr als alles andere in meinem Leben.“

Der Formbrief

Es gab einmal einen König, der sehr stolz auf seine Minister, seine Ratgeber und andere hochrangige Führer in seinem Königreich war. Seiner Meinung nach war jeder Einzelne damit gesegnet, eine einzigartige und höchst bedeutsame Rolle zu spielen. Wenn einer seiner Minister oder der anderen Führungskräfte etwas ganz Außergewöhnliches geleistet hatte, schrieb ihnen der König einen Brief, um seine Wertschätzung für ihre herausragenden Leistungen auszudrücken.

Eines Tages erhielt der Verkehrsminister ein solches Anerkennungsschreiben des Königs. Dieser junge und vielversprechende Minister war überglücklich. Er hatte zusammen mit seinem Stab drei volle Jahre damit verbracht, eine neue und sehr stabile Brücke über einen breiten, reißenden Fluss zu errichten. Die Menschen im Königreich waren voller Bewunderung für seine herausragenden Leistungen. Der junge Minister las den Brief wieder und wieder, und seine Freude darüber steigerte sich von Mal zu Mal. Er zeigte ihn all seinen Freunden, und auch sie freuten sich sehr mit ihm.

Nur ein Freund des Ministers wurde eifersüchtig und sagte: „Du hast gute Arbeit geleistet, keine Frage. Ich freue mich, dass du glücklich bist, aber um deinetwillen muss ich dir etwas Wichtiges mitteilen. Viele andere Minister und sogar einige gewöhnliche Bürger bekommen vom König Briefe wie diesen. Also brüste dich nicht damit und gib vor niemandem damit an. Letztendlich ist das, was du bekommen hast, nichts Außergewöhnliches. Tatsächlich ist es nur ein vorgefertigtes Schreiben.“

Ein alter und getreuer Berater des Königs bekam zufällig mit, wie der Freund des Ministers diese Aussage machte. Sofort sagte der Berater zu dem sogenannten Freund: „Du Narr, wie viele Leute haben solche Briefe erhalten? Du sagst, dass der König solche Briefe an jedermann verschickt. Hast du jemals so einen Brief bekommen?“

Der Berater des Königs sagte darauf zu dem Minister: „Du hast etwas ganz Außerordentliches geleistet! Der König ist äußerst, äußerst stolz auf dich, und deshalb hat er dir ein solch überschwängliches Anerkennungsschreiben geschrieben. Nicht nur der König, sondern jeder Bürger des Königreiches, dem unser fortschrittliches Leben etwas bedeutet, ist äußerst stolz auf dich.

Ich bin sicher, du weißt, dass unser Königreich sehr groß ist und viele, viele Einwohner hat. Selbst wenn der König zwei-hundert anderen Personen ähnliche Anerkennungsscheiben geschrieben hat, ist deine Leistung dennoch höchst bedeutsam! Du bist einer aus einer kleinen Gruppe von Menschen, die einen solchen Brief vom König empfangen haben. Es ist wie bei einer Volleyballmannschaft, in der alle Spieler gut gespielt und ihr Match gewonnen haben. Jeder Spieler ist außer sich vor Freude, das Spiel gewonnen zu haben.

Angenommen, du wärst in der Armee, und du und deine Freunde würden gleichzeitig befördert und ihr hättet alle die gleichen Streifen für eure Uniform bekommen. Ein jeder Soldat ist stolz darauf, Leutnant zu werden, weil jeder einzelne so viel Fortschritt gemacht hat und eine Stufe höher gestiegen ist. Eifersüchtige Menschen werden sagen: ‚Ach, so viele Menschen haben das Gleiche erhalten. Deshalb besitzt es keinen Wert.‘

Ebenso verhält es sich, wenn Studenten ihren Universitätsabschluss machen. Die Studenten und ihre Familien sind alle erfreut darüber. Zehntausende erhalten jedes Jahr ihren Magistertitel, doch alle, die ihre Abschlussprüfung bestehen, fühlen, dass sie etwas wahrhaft Großes geleistet haben, um sich den Hochschulabschluss zu verdienen.

Ein Dritter, der nicht auf die Hochschule gegangen ist, mag sagen: ‚Was ist so besonders daran, einen Hochschulabschluss zu machen, wenn jedes Jahr so viele diesen Abschluss machen?‘ Tatsache ist, dass Millionen von Menschen in der ganzen Welt keinen Hochschulabschluss machen. Wenn du glaubst, dass dein Verdienst nicht einzigartig ist, so ist dies einfach nicht wahr. Für dich ist er einzigartig. Für jeden Einzelnen, der einen Hochschulabschluss erreicht oder einen sportlichen Erfolg verbucht, ist sein Verdienst stets einzigartig.“

Der Berater des Königs fuhr fort: „In unserem alljährlichen Fußballturnier gibt es immer ein Team, das gewinnt. Normalerweise sind ein oder zwei Spieler der Mannschaft herausragend, welche auch am meisten zum Sieg des ganzen Teams beitragen. Alle Mannschaftskameraden freuen sich riesig gewonnen zu haben. Jeder einzelne Spieler wird von jedermann im Königreich geschätzt und bewundert. Die Medaille, die man den besten Spielern des siegreichen Teams überreicht, ist exakt die gleiche Medaille, wie diejenige, die auch all den anderen Spieler der Mannschaft ausgehändigt wird. Nur weil jemand der beste Spieler ist, erhält er deshalb eine größere Medaille? Nein! Erhält er einen Diamanten? Nein. Der beste Spieler ist sehr stolz und sehr froh, dass seine Mannschaft das Spiel um den Titel gewonnen hat. Er ist sogar hoch erfreut, dass er den Sieg mit seinen Mannschaftskameraden teilen kann; und sie sind alle stolz, dem siegreichen Team anzugehören. Sie alle zählen zu den Topathleten des gesamten Königreiches.

Mein lieber Minister-Freund, selbst wenn du ein vorgefertigtes Schreiben des Königs erhalten hättest, sehe ich, dass er das Wort ‚Engagement‘ in seinem Brief an dich verwendet hat. Nur wenn jemand etwas wirklich Herausragendes erreicht hat, wird der König das Wort ‚Engagement‘ verwenden. Für Leute, die nichts Außergewöhnliches getan haben, die der König jedoch aus dem einen oder anderen Grund einfach etwas ermutigen will, wird es vielleicht ein anderes vorgefertigtes Schreiben geben. Selbst wenn Hunderte einen ähnlichen Brief wie du erhalten, schmälert dies in keinster Weise deinen sternegleichen Erfolg.

Wie kann jemand sagen: ‚Weil über die Jahre hunderte von Fußballspielern die nationale Fußballmedaille errungen haben, ist meine nicht wertvoll,‘ oder: ‚Weil Tausende einen Universitätsabschluss machen, ist meiner nichts wert?‘

Lass mich noch etwas hinzufügen. In der kleinen Stadt, in der ich aufgewachsen bin, erfahren vielleicht einige alte Damen, dass du eine Brücke über den Fluss gebaut hast. Eine von ihnen mag vielleicht lässig prahlen: ‚Oh, wenn ich gewollt hätte, hätte ich leicht das Gleiche tun können!‘ Und dann wäre sie vor Angst, dass etwas schiefgehen könnte, fast gestorben, lange bevor die Zeit gekommen wäre, die ersten Entwürfe für die Brücke vorzulegen!“

Der Minister war außer sich vor Freude. Er sagte zu dem Ratgeber: „Du hast eine grenzenlose Weisheit. Ich muss zugeben, dass ich betrübt und verärgert war über das, was mein Freund gesagt hat. Ich fing sogar schon an, den Wert meiner Leistung anzuzweifeln. Was du mir jetzt sagst, hat mir sehr viel Freude gegeben und macht mich stolz auf das, was wir zusammen für das Königreich geleistet haben!“

Der Berater des Königs sagte: „Ich bin sehr froh, dass ich dir treue Dienste leisten konnte. Schließlich gibt es doch in jeder Sparte Menschen, die herausragen. Zu behaupten, dass es irgendwie unbedeutend sei, weil du ein vorgefertigtes Schreiben erhalten hast, ist nicht richtig. Selbst wenn zweitausend Leute den gleichen Brief erhalten hätten, ist er dennoch sehr bedeutend. Schließlich gibt es im Königreich zahllose Menschen.

Lass uns die Angelegenheit noch einmal anders betrachten. Ich bin das Familienoberhaupt. All meine Söhne und Töchter mitsamt ihren eigenen Kindern kommen einmal im Monat zusammen und nehmen ihr Abendessen in unserem Haus zu sich. Meine Frau und ich, unsere Söhne und Töchter und all unsere Enkelkinder essen das gleiche Essen. Eines unserer Enkelkinder könnte sagen: ‚Wenn du meiner Schwester das gleiche Essen gibst wie mir, dann werde ich es nicht essen! Sie tun das nicht, weil sie froh darüber sind, zusammen zu sein und Teil unserer Familie zu sein. Dann gibt es wiederum Tausende von Leuten, die nicht zu unserer Familie gehören, und die nicht das gleiche köstliche Essen wie wir essen können.

Wenn in einer beliebigen Gruppe jeder das Gleiche bekommt, wie sollte da das Prestige und die Ehre jedes Einzelnen verschwinden? Dein Brückenbauprojekt bewies, dass das Geheimnis des Erfolgs bei jedweder Unternehmung Teamwork ist. Wenn jemand in einem Team von Sportlern sehr gute Leistung erbringt, dann geht die Anerkennung an jeden, der im Team ist. Wenn eine Fußballmannschaft gewinnt, beurteilt man dann die Mannschaft in der Reihenfolge, wer die meisten Tore geschossen hat? Nein! Weil jeder Einzelne der Elf mit Teamgeist gespielt hat, ist es einem gelungen, viele Tore zu schießen und so konnte das ganze Team das Spiel gewinnen. Würde ein Spieler auf sich alleine gestellt gegen alle elf Spieler des anderen Teams gewinnen können? Wo man als Team zusammenhält, erringt jeder Einzelne den Sieg.

Wahrer Ruhm und wahre Freude liegen darin, einer Gruppe anzugehören. Das Team, das die Medaille des Landes gewinnt, wird als Gruppe vom gesamten Königreich bewundert. Warum sollte nur ein Spieler bewundert werden, wenn das ganze Team zusammengearbeitet hat? Ja, der Mannschaftskapitän nimmt die Auszeichnung entgegen, aber er tut dies als Stellvertreter seiner Mannschaftskameraden. Alle Spieler stehen stolz beisammen, wenn das Spiel zu Ende ist, und nehmen froh den gleichen Preis in Empfang.

Das Leben besteht aus Teamwork, bei allem was wir unternehmen. Ich bin glücklich, weil ich Mitglied eines Teams bin. Wenn ein Einzelner behauptet: ‚Ich verdiene sehr viel mehr Anerkennung als der Rest meiner Mannschaftskameraden,‘ dann muss der Betreffende ganz alleine eine Gruppe bilden. Es wird sich keiner finden, der ihn begleitet oder unterstützt. Wenn wir mit anderen zusammen sind und fest zu einer Gruppe gehören, erhalten wir Freude.

Du hast gerade am eigenen Leib erfahren, wie Leute, die eifersüchtig und gemein sind, versuchen, die Freude derer wegzunehmen, die etwas Besonderes geleistet haben. In der Tat bist du nicht der Einzige, der etwas geleistet hat, und ich bin nicht der Einzige, der etwas geleistet hat, aber was wir erreicht haben, haben wir uns verdient, und deshalb haben wir allen Grund zu Freude.

Wenn jemand anderes behauptet, das Gleiche erreicht zu haben, was auch ich erreicht habe, welches Recht habe ich dann, den Erfolg jener Person herunterzumachen? Weil andere auch auf das gleiche Ziel wie ich hingearbeitet haben, haben sie ebenfalls eine Auszeichnung erhalten. Unglücklicherweise ist es sehr oft so, dass die Leute, die nichts gearbeitet haben, diejenigen sind, die versuchen, den Leuten, die hart gearbeitet haben, die Freude wegzunehmen. Mit der Kraft unseres Einsseins haben wir alle zusammengearbeitet, um etwas zu erreichen. Gemeinsam haben wir gearbeitet, gemeinsam werden wir den gleichen Verdienst erhalten.

Jeder Erfolg ist stets das Resultat einer gemeinsamen Anstrengung. Wie du, so erhält auch jeder Minister oder jeder herausragende Bürger des Königreiches, wenn er etwas wahrlich Außerordentliches vollbracht hat, einen Brief des Königs. Zu versuchen, jemandes Erfolg kleinzureden, indem man sagt, dass andere das Gleiche getan haben, ist der Gipfel der Eifersucht, Gemeinheit und Dummheit. Wenn Leute auf diese Weise reden, erkennen sie nicht, dass sie damit nur ein Zerwürfnis schaffen. Es ist nur der Zerwürfnis-schaffende-Verstand, der in und durch diese Leute spricht. Dein Freund hätte unmöglich das tun können, was du getan hast, und so hat er versucht, all deine Freude wegzunehmen. Er und andere, die sich wie er benehmen, sind in Wahrheit sehr eifersüchtig.

Diese eifersüchtigen Leute tun so, als wollten sie dir die Wahrheit sagen, indem sie dir enthüllen, dass du nicht der Einzige bist. Aber so sieht die Wahrheit nicht aus. Die Wahrheit ist nicht das Monopol eines Einzelnen. Die ganze Wahrheit ist die: Du hast dem König und all seinen Untertanen höchst aufrichtig, höchst hingebungsvoll und höchst erfolgreich gedient. Du bist nun Teil einer elitären Gruppe von Menschen, die eine wundervolle Botschaft der Anerkennung vom König erhalten haben. Du kannst nun über diesen glorreichen Erfolg außer-ordentlich froh und außerordentlich stolz sein.“

Der Minister sagte zu dem engsten Vertrauten des Königs: „Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich erleuchtet hast. Ich werde stets danach trachten, dem Inhalt des wertvollen Briefes, den mir der König geschenkt hat, auch würdig zu sein. Ich werde stets versuchen, dem König und jedem seiner Untertanen mit jedem Atemzug meines Herzens zu dienen.“

Die Entfernung zwischen Mensch und Gott

Es gab einmal einen großen spirituellen Meister, der sehr ernsthaft war. Er hatte eine eigene spirituelle Gemeinschaft beziehungsweise einen Ashram mit insgesamt rund viertausend Schülern. Für gewöhnlich hielt er jeden Abend Vorträge über Spiritualität, die wenigen ausgesuchten Schülern vorbehalten waren.

Eines Abends verspätete sich einer der Lieblingsschüler des Meisters. Er stand in der Tür und wartete darauf, dass der Meister ihm die Erlaubnis geben würde, einzutreten.

Sowie der Meister ihn erblickte, sagte der Meister zu ihm: „Komm herein! Du musst meine Frage beantworten. Wenn du richtig antwortest, werde ich dir erlauben, hier zu bleiben. Andernfalls musst du sofort wieder gehen.“

Der Meister meinte es ziemlich ernst. Er sagte zu dem Schüler: „Sage mir die Entfernung zwischen Mensch und Gott.“

Der Schüler antwortete: „Meister, warum musst du mir eine solch einfache Frage stellen?“

Das Gesicht des Meisters wurde sehr ernst. Er sagte: „Was meinst du damit? Wenn du so schlau bist, dann sage es sofort.“

Der Schüler sagte: „Meister, ich sage es dir jetzt.“

Der Schüler ging sehr nah zum Meister und blieb nur wenige Zentimeter von ihm entfernt stehen und sagte zu ihm: „Das ist die Entfernung zwischen Mensch und Gott.“

Der Meister lachte und lachte. Auch alle anderen Schüler mussten überaus herzhaft lachen. Der Meister sagte zu jenem Schüler: „Du bist mir so treu ergeben, aber du bist auch der Spaßmacher Nummer eins in meinem Ashram. Ich versuche stets, dich in punkto Humor zu schlagen, aber es gelingt mir nie. Deshalb bin ich sehr stolz auf dich.“

Alle waren sehr gerührt, und alle waren sehr stolz auf diesen Schüler, weil er dem Meister die richtige Antwort gegeben hatte.

Vorwort

Sri Chinmoy schrieb diese siebzig höchst lehrreiche und inspirierende Geschichten zu seinem siebzigsten Geburtstag. Einige dieser seelenberührenden und herzergreifenden Geschichten beruhen auf alten Schriften und Erzählungen, die Sri Chinmoy aufgegriffen und am Ende mit eigenen Anmerkungen versehen hat. Alle anderen sind seine originale Erzählungen.

From:Sri Chinmoy,Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/mjh