Ein Schüler erhob sich und sagte: „Da Gott allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist, kann er bestimmt jeden zufrieden stellen – nicht so wie wir.“ Alle Schüler außer einem stimmten darin begeistert überein und fügten dieser Aussage ihren eigenen Standpunkt hinzu, um sie zu untermauern.
Nur ein Schüler stand auf und sagte: „Nein, Gott kann gewiss nicht jeden zufrieden stellen.“
Der Lehrer fragte: „Wie kannst du das mit so großer Überzeugung sagen?“
Der Schüler sagte: „Das sage ich aus meiner eigenen Erfahrung.“
„Deiner eigenen Erfahrung?“
„Ja. Jahr für Jahr bitte ich Gott um etwas, und Er erfüllt meinen Wunsch nicht. Auch meine Eltern haben viele Wünsche, ebenso meine Schwestern und Brüder. Wie könnt ihr sagen, dass Gott jeden zufrieden stellen kann, wenn ihre Wünsche nicht in Erfüllung gehen?“
Die anderen Schüler sagten: „Gott kann gewiss jeden zufrieden stellen, wenn Er dies will. Er hat diese Fähigkeit.“
Der Frechdachs erwiderte: „ Wenn Gott diese Fähigkeit hat, dann soll Er sie auch benutzen. Soll Er doch meine Eltern, meine Brüder und meine Schwestern zufrieden stellen. Soll Er mich doch zufrieden stellen. Dann werde ich sagen, dass Gott diese Fähigkeit nicht nur hat, sondern auch benutzt. Im Augenblick träumt ihr davon, dass Gott diese Fähigkeit hat. Ich möchte nicht in einer Welt von Träumen bleiben. Er soll es mir beweisen. Gott soll mich glücklich machen und zusätzlich meine Eltern, meine Brüder, meine Schwestern, meine Bekannten und all diejenigen, die ich kenne. Da sie nicht vollkommen glücklich sind, möchte ich sagen, dass Gott nicht jeden zufrieden stellen kann.“
Die Schüler hatten einen ganz schönen Streit. Alle, mit Ausnahme dieses einen Jungen sagten, dass sie von Ihren Eltern gehört hätten, dass Gott jeden zufrieden stellen kann. Die Kinder wollten den Jungen verprügeln.
Der arme Lehrer sagte: „Bitte, bitte, streitet euch nicht! Ich bin derjenige, dem man Vorwürfe machen muss. Ich habe dieses Problem verursacht. Ich habe euch gefragt: ,Kann Gott jeden zufrieden stellen?‘ Dieser eine Junge sagt: ,Gott kann es nicht.‘ Ihr sagt: ,Er kann.‘ Nun stehe ich hilflos zwischen eurer Gruppe und diesem jungen Burschen.
Ich ziehe meine Frage zurück. Gott allein weiß, ob Er die Fähigkeit hat, jeden zufrieden zu stellen, oder ob Er tatsächlich jeden zufrieden stellt. Wir wissen es nicht. Unser Glaube sagt uns, dass Gott die Fähigkeit hat, was absolut wahr ist. Aber es kann jemand kommen, um uns herauszufordern; er kann sagen, dass wir beweisen müssen, dass Gott jeden zufrieden stellen kann. ,Hat Gott all deine Wünsche erfüllt? Hat Gott seine Wünsche erfüllt?‘ Dies sind die Argumente des Jungen. Er sagt: ,Nein!‘
Das Beste wird sein, wenn ihr denkt, dass alles mein Fehler ist. Ich habe diese Frage aufgebracht, und nun ziehe ich sie wieder zurück. Es sei euch freigestellt, ob ihr glauben oder nicht glauben wollt, dass Gott jeden zufrieden stellen und alles tun kann.“From:Sri Chinmoy,Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/mjh