Der Junge hatte mit anderen kleinen Jungs gespielt, aber seine Eltern waren nirgends zu finden. Daher fuhr der Soldat den Jungen zum Elternhaus und übergab ihn dort seiner Mutter. Der junge Mann dachte nicht einmal im Traum an eine Belohnung. Er war ein sehr gutherziger Mensch und war überaus glücklich, dass es ihm gelungen war, das Leben dieses kleinen Jungen zu retten.
Ein paar Tage danach kamen die Eltern des Jungen, um den Soldaten aufzusuchen. Alle waren ihnen dabei behilflich, ihn ausfindig zu machen, da sie sich dachten, dass die Eltern gekommen wären, um ihm eine Belohnung für die Rettung ihres Kindes zukommen zu lassen. Schließlich fanden sie den Soldaten beim Arbeiten an der Anlegestelle.
Die Eltern traten auf den jungen Mann zu, und er sagte sofort: „Sie hätten nicht zu mir kommen müssen. Bitte, bitte, ich brauche keine Belohnung. Ich bin so froh, dass es mir möglich war, das Leben ihres Kindes zu retten. Das ist meine größte Belohnung. Sie müssen mir überhaupt nichts geben.“
Der Vater und die Mutter sagten: „Nein! Wir sind nicht hierher gekommen, um Ihnen etwas zu geben. Wir sind gekommen, um Sie um die Mütze unseres Sohnes zu bitten. Wo ist sie?“
Der junge Mann war geschockt. Er sagte: „Ich habe versucht, das Leben ihres Sohnes zu retten, und ich habe sein Leben gerettet. Und jetzt fragen Sie mich nach seiner Mütze?“
„Ja,“ sagten die Eltern.
Wie groß doch Undankbarkeit sein kann! Der junge Mann hatte das Leben des einzigen Kindes seiner Eltern gerettet, und sie fragten nach seiner Mütze! Anstatt dem Soldaten eine Belohnung zu geben oder wenigstens ein einfaches ,Dankeschön‘ zu sagen, verlangten sie nach der Mütze des Jungen!
Sie forderten forsch: „Was haben Sie mit der Mütze unseres Sohnes gemacht? Sind Sie denn noch ganz bei Trost? Wir wollen wissen, wo die Mütze ist!“
Das ist der Gipfel der Undankbarkeit.From:Sri Chinmoy,Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/mjh