Eines Tages fanden sich drei spirituelle Sucher zu einem Gespräch zusammen. Einer der Sucher sagte: „Wenn ich meine Hände falte, fühle ich, dass Gott mir wirklich zuhört.“
Der zweite Sucher sagte: „Bei mir wirkt das nicht. In meinem Fall wirkt das Gebet nur dann, wenn ich niederknie. Wenn ich niederknie und mit gefalteten Händen bete, dann hört Gott zu. Wenn ich hingegen stehend oder sitzend mit gefalteten Händen bete, beachtet mich Gott überhaupt nicht.“
Der dritte Sucher sagte dazu: „Die Art und Weise, wie ihr beiden betet, mag für euch richtig sein, sie ist aber bestimmt nicht das Richtige für mich. Gott erhört meine Gebete nur, wenn ich mich demütig, mit gefalteten Händen, vor dem Altar niederlege und mein Gesicht an den Boden presse.“
Während sich die spirituellen Sucher unterhielten, kam ein Mann von der Telefongesellschaft, um das Telefon zu reparieren. Der Mann von der Telefongesellschaft hatte ihre Unterhaltung mitgehört und sagte: „Leute wie ihr beten auf ihre eigene Art und Weise, aber mein Weg ist weitaus besser.“
Die Sucher machten sich über den Mann lustig. Sie dachten bei sich: „Was weiß denn schon ein dummer Monteur der Telefongesellschaft.
Der Mann begann, den dreien zu erklären, wie er gerne betete. „Eines Tages kletterte ich einen Telefonmast hoch. Plötzlich verhedderte sich ein Teil meiner Ausrüstung und ich hing mit meinen Füßen in der Luft; mein Kopf zeigte nach unten. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bevor ich auf den Kopf fallen und mir das Rückgrat brechen würde. Das schrie ich: ‚Herr! Herr! Rette mich! Rette mich.‘ Sofort hat mich jemand von oben hochgezogen, ich fand mein Gleichgewicht wieder und stieg ab. Daher ist meine Art zu beten die Beste.“
Ein alter Mann, der Großvater von einem der Sucher, hatte alles mitgehört. Er meldete sich zu Wort und sagte: „Ihr da seid alle sehr gebildet. Ihr streitet euch, was wohl die beste Art sei, um zu beten: seine Hände zu falten, sich niederknien, sich demütig vor dem Altar niederwerfen oder sogar sich an den Füßen aufhängen. Ihr seid alle Nichtsnutze. Kennt ihr nicht die wahre Bedeutung des Gebets?“
Einer der Sucher sagte mit viel Sarkasmus: „Ja, wir kennen sie. Wenn du willst, können wir dir beibringen, wie man betet. Du bist so alt, dass du wahrscheinlich vergessen hast, wie man betet.“
Der alte Mann wurde wütend. Er sagte: „Hört mir zu! Ihr alle betet zu Gott: ‚Gib mir dies! Gib mir das!‘ Ihr beurteilt die Wirksamkeit eurer Gebete nach dem, was ihr von Gott erhaltet. Von nun an, wenn ihr betet, sucht nur Gott – Gottes Wahrheit, Gottes Licht, Gottes Frieden und Gottes Gnade. Wahres Gebet heißt nach Gott suchen und nicht, etwas von Gott zu erhalten.“From:Sri Chinmoy,Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/mjh