Gehorsam oder Einssein

Teil I — Einssein und die Vertrautheit der Seele

Frage: Wirst du in der inneren Welt immer einschreiten, wenn deine Schüler Hilfe benötigen?

Sri Chinmoy: Wir müssen wissen wo wir im spirituellen Leben tatsächlich stehen. Jene, die mich als ihren Guru, als ihren spirituellen Meister angenommen haben, haben eine innere Verbindung zu mir aufgebaut. In manchen Fällen ist die Verbindung sehr stark, in anderen ist sie nicht so eng. Wenn sich ein Schüler mir sehr verbunden fühlt, wenn er mir von ganzem Herzen ergeben ist und er meinen inneren und äußeren Anforderungen Folge leistet, dann hat dieser Schüler mit Sicherheit eine enge innere Verbindung mit mir. Diese Art von Schülern ist der ganze Stolz eines Meisters und seine wahre Freude. Wenn der Meister zu einem Schüler dieses Kalibers sagen würde, er solle vom Empire State Building springen, würde er dies unverzüglich tun; es gäbe kein Zögern. Doch das heißt nicht, dass der Meister ihn wirklich auffordern würde, vom Empire State Building zu springen. Niemals. Doch seine innere Liebe, sein inneres Einssein werden den Schüler fühlen lassen, dass sein Meister völlig und uneingeschränkt für ihn da ist. Wenn dieser Schüler Hilfe benötigt, muss ich zu ihm gehen, ganz gleich was ich tue, selbst wenn ich mich in meiner höchsten Meditation befinde. Anderen kann ich nicht auf diese Weise helfen; der Supreme erlaubt es mir nicht. Doch auch wenn ich etwas über diejenigen Schüler wissen möchte, die mir nicht so nahestehen, könnte ich dies augenblicklich tun. Aber diese Art von Eingriff in ihr Leben werde ich nicht vornehmen. Als ich noch in Indien lebte, hatte ich unzählige Male in das Leben meiner Freunde eingegriffen, aber ich musste feststellen, dass ich in Wirklichkeit mehr Probleme für diese Menschen geschaffen habe. Wenn ich einmal einschreite, dann würden sie es nicht mehr wagen, irgendetwas in meiner Anwesenheit zu denken. Es wäre von dem Augenblick an, in dem sie erkennen, dass ich in der Lage bin, das zu sehen, was sie machen oder woran sie denken, nur noch reine Qual für sie.

Frage: Du hast über tausend Schüler. Informiert dich jede Seele täglich über das, was sich ereignet hat?

Sri Chinmoy: Die Seele muss mir nicht unbedingt jeden Tag Bericht erstatten, doch sie kann mir jederzeit Nachrichten übermitteln. Einige meiner Schüler, welche mir sehr nahestehen, haben Emanationen von mir, die ihrer Seele „zugeordnet“ sind. Eine Emanation ist mein innerer Stellvertreter, der mit einer bestimmten Seele verbunden ist und freien Zugang zu mir hat. Eine Emanation kann mir jeder-zeit eine Nachricht über das, was du gerade machst, übermitteln. Doch gewöhnlich kommen sie früh am Morgen zu mir. Manchmal empfängt mein Verstand die Nachricht nicht oder ist sich ihrer nicht bewusst. In diesem Fall wird die Emanation versuchen, das Problem durch die Seele des Schülers zu lösen. Das bedeutet, dass die Emanation die Nachricht an meine Seele übermitteln wird und meine Seele unterweist die Seele der betreffenden Person direkt, da sie mich als ihren Meister angenommen hat. Dann wird die Seele des Schülers versuchen, seinen Verstand zu überzeugen etwas Bestimmtes zu tun, und dies wird sich dem Verstand in Form einer Enthüllung offenbaren. Der Verstand mag keine direkte äußere Nachricht von mir empfangen und mein Verstand mag nicht alle physischen Gegebenheiten der Situation kennen sowie die genaue Weise, wie alles ablaufen wird. Aber wenn eine Emanation zu mir kommt und mir mitteilt, dass dieser Schüler etwas falsch gemacht hat oder in einer bestimmten Angelegenheit ein Problem hat, und falls sie fühlt, dass mein physischer Verstand die Situation auch kennen sollte, wird sie meine inneren Wesen bitten, meinen physischen Verstand zu informieren.

Manchmal teilt mir ein Schüler eine gewisse Situation auch durch einen Brief mit. Vor einiger Zeit hattest du mir eine Nachricht über ein familiäres Problem zukommen lassen. Als ich deinen Brief erhielt, teilte mir mein inneres Wesen bereits mit - und zwar noch bevor ich den Brief geöffnet hatte -, dass in dieser Angelegenheit schon alles geregelt sei. Das heißt, dass sich die Situation bereits so gelöst hatte, wie das Göttliche, der Supreme, wollte. Meinem Verstand waren die äußeren Umstände bis zu dem Zeitpunkt als ich deine Nachricht Zeile um Zeile las, nicht bekannt.

Wenn mir bewusst wird, dass sich ein Problem innerlich bereits gelöst hat, dann kann mein Verstand meine Seele befragen, was auf der physischen Ebene genau vorgefallen ist und was nun folgen wird.

Andererseits wird die Seele die Nachricht nicht unbedingt an den Verstand weiterleiten. Im gewöhnlichen menschlichen Leben sind wir der Meinung, dass wir von etwas keine Kenntnis besitzen, solange der Verstand nichts davon weiß. Doch auch wenn unser physischer Verstand von etwas keine Kenntnis hat, so kann es durchaus sein, dass ein anderer Teil unseres Wesens sich dessen bewusst ist.

Die Seele bittet den physischen Verstand fast ständig darum, sich zu auszudehnen. Der physische Verstand liest zwar Zeitung und erfährt von unzählige Dingen - dass an diesem Ort jemand erstochen wurde, dass an jenem Ort ein Skandal stattgefunden hat usw. Diese Informationen geben dem Verstand zwar eine zeitweilige Freude, aber nach einer Stunde entfernt die Seele dies aus dem Verstand wie ein Müllmann, da uns diese Informationen in unserem spirituellen Leben absolut nichts nützen. Wir leben hier auf der Erde und es bereitet uns Vergnügen, wenn wir wissen, was andere machen. Aber das nährt weder unsere Seele noch bringt es unsere Manifestation voran oder gibt uns Erfüllung.

Für einen spiritueller Meister ist es unwichtig zu wissen, was wir zum Frühstück essen werden oder was der Präsident gestern zu seiner Gattin gesagt hat. Aber er weiß das, was an erster Stelle steht, die wichtigste Sache - ob die Seele des Schülers den Baum hinauf- oder hinabsteigt oder ob sie womöglich an einem bestimmten Punkt stehen geblieben ist, mag es nun an einer höheren oder niedrigeren Stelle sein. Was zwingt die Seele dazu, dass sie immer wieder fällt? Es ist das emotionale Vitale oder der zweifelnde Verstand, welche die Seele zum Fallen bringen.

Und was hilft der Seele höher zu steigen? Es ist die tiefe innere Sehnsucht, der innere Schrei. Manche Menschen fragen mich, warum ich keine okkulte Kraft anwende, um herauszufinden was sich in der äußeren Ebene abspielt. Doch weshalb sollte ich okkulte Kräfte anwenden um herauszufinden, was in der äußeren Ebene vor sich geht? Diese Kräfte können für sehr hohe Zwecke gebraucht werden. Wenn du einen Dollar hast, heißt das nicht, dass du alles für Tee oder Kaffee ausgeben wirst. Wenn du einen Dollar besitzt, wirst du ihn für etwas Wertvolles einsetzen.

Es gibt jedoch etwas, das äußere Informationen noch schneller überträgt als okkulte Kraft und das ist die Kraft der Seele. Der Hauptbewohner in deinem Haus, in deinem physischen Wesen ist der Seelenvogel. Wenn ich den Vogel einfange und ihn befrage, was vor sich geht, kann er mir direkt sagen, was im Käfig geschieht. Natürlich braucht die Seele dem Meister nicht ständig zu erzählen, was vor sich geht. Manche Leute wundern sich darüber, weshalb einige meiner engen Schüler mich in äußeren Angelegenheiten um Führung bitten, denn schließlich hat Gott uns doch genügend Intelligenz gegeben, um zu wissen, was man zu anderen zu sagen hat. Aber manchmal spüren wir, dass Intelligenz überhaupt nichts nützt. Wir wissen, was wir zu unseren Freunden oder Feinden zu sagen haben. Jedoch erhalten wir oft keine befriedigenden Ergebnisse, obwohl wir das Richtige sagen. Aber wenn wir einem spirituellen Meister die äußeren Umstände beschreiben und er weiß, was wir sagen werden, dann wird sofort eine zusätzliche Kraft hinter unseren Worten stehen. Das bedeutet nicht, dass wir mit dieser zusätzlichen Kraft immer gewinnen. Diese Kraft wird dir nur zur Verfügung gestellt und stellt für dich eine zusätzliche Hilfe dar. Wenn du nun zu einer Person sprichst, wird die Antwort dich nicht berühren. Du wirst entweder erfolgreich sein oder die Schlacht verlieren, aber durch die Hilfe, die dir dein Meister gewährt hat, wirst du nicht verärgert sein. Das ist das Wichtigste: der Nacheffekt, das Resultat des Vorfalls wird dich nicht berühren. Du wirst deinen inneren Frieden bewahren. Aus diesem Grund frage ich meine Schüler manchmal danach wohin sie gehen, auch wenn es nur ein Urlaub oder eine gewöhnliche Reise ist, weil sich auf solchen Reisen viele Zwischenfälle ereignen können. Und wenn sie etwas für unsere Mission tun, wie zum Beispiel ein neues Zentrum auf-bauen, dann gibt es noch mehr Gründe, mich zu informieren.

Manchmal werde ich von Leuten gefragt, weshalb ich wissen möchte, was ein bestimmter Schüler tut, an welchem Ort er Poster aufhängt oder mit wem er spricht. Wenn der Schüler mich darüber informiert, wann er dieses oder jenes tut, dann kann ich eine enorme Kraft auf ihn übertragen. Diese Kraft dringt in ihn ein und selbst, wenn alles schiefgeht, auch wenn kein positives Ergebnis erzielt wird, wird er immer noch eine Art innerer Freude verspüren, da er sein Bestes für den Supreme versucht hat. Wenn du weißt, dass ich mir der Angelegenheit auf der äußeren Ebene bewusst bin, dann ist dort innere Freude. Diese innere Freude selbst ist Fortschritt. Wenn der Schüler mir auf der physischen Ebene nichts mitteilt, verbleibt meine Kenntnis innerlich.

Es ist die alleinige Entscheidung des Suchers, ob er seinen Meister über etwas informiert oder nicht. Wenn der Sucher spürt, dass der Meister involviert ist, dann spielt es keine Rolle, wie das Resultat aussieht, er wird glücklich und heiter sein.

Aber der Sucher mag fühlen, dass er den Meister in einem bestimmten Fall nicht braucht. Er ist intelligent, er hat Rechtsanwälte, er verfügt über alles was er benötigt, um die Situation zu meistern. In diesem Fall wird der Meister dich nicht als Dummkopf bezeichnen. Nein, der Meister wird nur sagen, wenn du die Situation eigenständig bewältigen kannst, so ist das gut und schön. Die Fähigkeit und das Vertrauen, das du in dich hast, wenn es echtes Vertrauen ist, sind dir von oben gegeben, vom Supreme. Folglich ist der Lehrer glücklich, denn es gibt keinen Unterschied zwischen seiner Führung und der Führung des Supreme.

Frage: Was meintest du als du sagtest, dass ein spiritueller Meister kein Kamel ist, aber die Schultern eines Kamels haben muss?

Sri Chinmoy: Wir können eine schwere Last auf den Rücken eines Kamels laden, weil wir wissen, dass das Kamel diese Last tragen kann. Das Kamel vermag die heiße, sengende Wüste mit dieser Last zu durchqueren. Das Kamel kann alles tun, was wir als mühsam empfinden.

Selbstverständlich ist ein spiritueller Meister kein Kamel. Das Bewusstsein eines spirituellen Meisters ist beträchtlich höher als das Bewusstsein eines Kamels. Aber ein spiritueller Meister, der bewusst die Verantwortung für hunderte und tausende von Schülern auf seine Schultern nimmt, ist wie ein Kamel. Das Kamel bittet dich nicht darum, eine schwere Last auf seine Schultern zu legen, aber der spirituelle Meister übernimmt nicht nur bewusst die Verantwortung für eine Person, sondern hilft diesem Menschen auch, aus seiner Unwissenheit herauszukommen. Du machst etwas falsch, und ich versuche, mich mit deinem Leiden zu identifizieren, aber es ist etwas ganz anderes dich aus dem Leiden herauszuführen. Das ist viel schwieriger und viel bedeutsamer. Wenn du leidest, hat auch ein gewöhnlicher Mensch die Kraft sich in dich hinein zu versetzen und dir Anteilnahme zu zeigen. Aber ein spiritueller Lehrer wird dir nicht nur Anteilnahme zeigen, sondern wird auch versuchen, deine Schmerzen, Sorgen und Beschwerden aus deinem System zu entfernen. Sich in das Leiden einer Person hinein zu versetzen ist wahrlich schwer, aber all sein Leid wegzunehmen ist noch viel schwieriger. Doch genau das ist es, was ein spiritueller Meister bewusst tut. Niemand vermag es, einem spirituellen Meister Verantwortung aufzubürden, wenn er nicht bereit ist, diese auf seine Schultern zu laden. Aber wenn er Verantwortung über-nimmt, dann tut er es mit all seiner Liebe, all seiner Anteilnahme und all seinem Mitgefühl.

Ein Kamel ist sich der Gottverwirklichung nicht bewusst, weit davon entfernt; aber der Mensch ist sich dessen bewusst, obwohl er vielleicht keinen Versuch unternehmen mag, Gott zu verwirklichen. Er weiß, dass etwas existiert, das sich Gott nennt, und dass Er verwirklicht werden muss. Wenn ein spiritueller Lehrer in das Leben eines Suchers eintritt, bringt er den Sucher dazu, jeden Augenblick bewusst zu fühlen, dass er Gott verwirklichen muss. Zuerst macht der Meister den spirituellen Suchern die Notwendigkeit der Gottverwirklichung bewusst. Dann inspiriert er die suchenden Schüler und zum Schluss bringt er Gottes Licht, Gottes Frieden, Gottes Segen und Gottverwirklichung für seine Schüler herab. Dies sind die Verantwortungen und selbst auferlegten Pflichten eines spirituellen Meisters. Vom höchsten Standpunkt aus betrachtet, sind diese Pflichten von Gott auferlegt.

Wer kann diese Art von Verantwortung übernehmen? Ein Kamel? Ein Kamel trägt seine Lasten sechs oder zehn Jahre lang, dann wird sein Körper nutzlos und stirbt. Aber ein spiritueller Meister ist niemals nutzlos. Selbst wenn er seinen Körper verlässt, muss er weiterhin für seine Schüler arbeiten. Dies ist der Unterschied zwischen den Bürden eines Kamels und den Pflichten eines spirituellen Meisters. Der spirituelle Meister übernimmt auf ewig die Verantwortung für seine liebsten und engsten Schüler. Somit hat er die Schultern eines göttlichen Kamels.

Frage: Arbeitest du meistens in der Stille?

Sri Chinmoy: Nein, ich arbeite auch auf der physischen Ebene. Ich bin mehrere Stunden am Tag sehr aktiv. Aber ich möchte mit größter Aufrichtigkeit und Demut sagen, dass während ich auf der physischen Ebene tätig bin - während ich dichte, mich mit meinen Schülern beschäftige und vieles andere erledige - ich zur gleichen Zeit auch mit vielen anderen Dingen in der inneren Welt beschäftigt bin. Ich beschäftige ich mich vielleicht nur mit einer Sache, während ich mich in der inneren Welt zur gleichen Zeit um zwanzig verschiedene Dinge kümmere. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, kann ich viele Dinge auf verschiedenen Bewusstseinsebenen machen.

Einst in Indien, ging ich mit jemandem, der mein Mentor war, die Straße entlang. Ich stand ihm sehr nahe. Während wir die Straße entlang gingen, identifizierte sich diese Person so stark mit mir, dass sie in der Lage war, sich vier Dinge bewusst zu werden, mit denen ich mich zu dieser Zeit auf der inneren Ebene beschäftigte.

Auf der inneren Ebene hat jedes Individuum weit mehr Fähigkeiten als auf der äußeren Ebene. Die äußere Ebene ist sehr begrenzt, während die innere Ebene sehr weit ist. Wenn sich ein Sucher seiner Fähigkeit auf der inneren Ebene bewusst ist, kann er am schnellsten laufen und sein Ziel schneller erreichen.

Frage: Wenn man den Supreme im Meister sehen kann, bringt das dann den Schüler näher zum Supreme in sich selbst?

Sri Chinmoy: Der Supreme ist nun in winziger Form, als Essenz in dir. Die volle Manifestation des Supreme ist wie ein voll erblühter Lotus. In dir ist der Supreme noch wie eine noch nicht erblühte Knospe, aber in meinem Fall ist diese bereits voll erblüht. Wenn du die Blume in ihrer vollen Blüte siehst, wirst du sofort sagen: “Oh, dann besitze ich das also auch.“ Du betrachtest die Blüte in deinem Meister und allmählich erkennst du, dass sie Blütenblatt um Blütenblatt auch in dir erblüht. Wenn du einmal den Lotus in deinem Meister erblickt hast, wird es unendlich viel leichter für deinen eigenen Lotus, zu erblühen.

Arjuna sah diesen Lotus in Krishna. Aber Arjuna konnte diese Vision nicht aufrechterhalten, deshalb bat er Krishna, sie ihm ein zweites Mal zu zeigen. Krishna machte sich lustig über ihn und sagte: „Hättest du Vertrauen in mich gehabt, dann hättest du die Vision aufrechterhalten können.“ Krishna hatte Arjuna zu diesem Zeitpunkt seine himmlische Form gezeigt. Ich habe dreien oder vieren meiner Schüler eine ähnliche Form gezeigt, auch sie konnten sie nicht aufrechterhalten.

Seltsam genug, dass ausgerechnet eine Person, die Psychiater war, diese Form sah, doch sein Stolz erlaubte es ihm nicht, sie aufrecht zu erhalten. Er hatte sie aufgrund der Stärke seiner äußersten Ergebenheit und Hingabe gesehen. Daraufhin schrieb er mir solch einen pathetischen Brief. Er meinte: „Ich weiß, was du bist, aber ich bin ein Lehrer. Menschen kommen und berühren meine Füße. Sie kommen zu mir und erbitten Rat. Wenn ich im Herzen und in der Seele bin, weiß ich, was du bist und was ich bin. Ich bin ein winziger Tropfen und du bist der Ozean selbst. Aber wenn ich in meinem Verstand bin, denke ich nur daran, dass es viele gibt, die meine Füße berührt haben, wie kann ich dann kommen und deine Füße berühren.“

Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen unserem Eintreten in das Bewusstsein des Meisters und sein Eintreten in unseres?

Sri Chinmoy: Es besteht ein großer Unterschied zwischen deinem Eintreten in das Bewusstsein des Meisters und dem Eintreten des Meisters in dein Bewusstsein. Wenn du in sein Bewusstsein eintrittst, wirst du dort Göttlichkeit, Licht, Frieden und Glückseligkeit in unermesslichem Maße sehen. Aber wenn der spirituelle Meister in dein Bewusstsein eintritt, muss er arbeiten um den Tresor zu öffnen, wo sich dein Schatz befindet, da du im Augenblick noch keinen unendlichen Frieden, kein unendliches Licht und keine unendliche Glückseligkeit entwickelt hast. Doch ein spiritueller Meister kommt niemals mit der geringsten Verachtung. Er kommt als die liebste liebende Mutter, um zu säubern, zu reinigen und zu erleuchten. Wenn der Strebende in den Meister eintritt, ist er in einer anderen Welt und wenn der Meister in den Strebenden eintritt, wird er zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in einer anderen Welt sein. Der Unterschied besteht darin, dass ein Strebender nur das geben kann, was er hat: sein inneres Streben, seine Liebe und seine Hingabe. Der spirituelle Lehrer hingegen kann unendliche Verwirklichung geben. Daher wirst du, wenn du in das Bewusstsein des Lehrers eintreten kannst, zwangsläufig eine sehr hohe und tiefe Erfahrung erhalten. Der spirituelle Meister kann in dir all diese Möglichkeiten kultivieren und früher oder später wirst du die Rekordernte der Verwirklichung erhalten. Dann wird dein Eintreten in den Meister oder das Eintreten des Meisters in dich dasselbe sein, aber im Augenblick noch nicht.

Frage: Bist du dir bewusst, wenn deine Schüler auf dich meditieren?

Sri Chinmoy: Wenn die Schüler sehr intensiv meditieren, werden sie mich fühlen und ich werde sie fühlen. Vor drei oder vier Tagen hatte ich sehr hohes Fieber und war sehr krank. Es war nach Mitternacht, als ich eine sehr starke Schwingung von der Seele eines Schülers erhielt. Folglich setzte ich mich hin, um seine Seele zu nähren. Um den physischen Verstand des Schülers zu überzeugen, rief ich ihn daraufhin in San Francisco an. „Was machst du gerade?“, fragte ich ihn. Er sagte, er hätte gerade intensiv auf mich meditiert. Folglich hatte er die innere Nachricht sehr schnell erhalten.

Frage: Warum werden spirituelle Meister krank, obwohl sie spirituelle und okkulte Kräfte haben?

Sri Chinmoy: In vielen Fällen sterben spirituelle Figuren an sogenannten verhängnisvollen Krankheiten. Aber der arme Meister ist nicht dafür verantwortlich. Es geschieht folgendes: Der Meister identifiziert sich mit seinen Schülern; er versucht die Unvollkommenheiten der Schüler auf sich zu nehmen und zu lösen. Seine Liebe und Anteilnahme für seine Schüler ist grenzenlos. Es ist wie zwischen Mutter und Sohn; wenn die Mutter sieht, dass ihr Kind leidet, dann sagt sie: „Gib mir dein Leiden, gib es mir.“ Man kann nicht sagen, dass der Guru unvollkommen ist, weil er leidet. Nein, er leidet für seine eigenen spirituellen Kinder. Sie haben etwas verkehrt gemacht und aus seinem unendlichen Mitgefühl heraus, nimmt er diese Unvollkommenheiten in sich auf. Dies ist einer der Gründe, warum spirituelle Meister krank werden.

Teil II — Das Bewusstsein der Schriften des Meisters

Frage: Tragen deine Schriften eine spezielle Kraft in sich?

Sri Chinmoy: Meine Schriften sind keine geborgten Gedanken, sondern der Ausdruck meiner eigenen Erfahrungen. Einige Philosophen, Professoren und Gelehrte borgen sich Ideen von anderen; die Ideen über die sie schreiben, kommen nicht von ihrer eigenen Verwirklichung. In meinem Fall, mag meine Grammatik völlig verkehrt sein, aber das Bewusstsein, das ich enthülle, ist ein göttliches Bewusstsein. Selbst wenn ich sage: „Ich gehe“, gibt es dort kein Problem. Aber wenn ich „Ich“ sage, trägt dies eine enorme spirituelle Stärke und spirituelle Kraft in sich. Es ist wahr, nicht nur wenn ich es sage, sondern auch wenn alle spirituellen Meister es sagen.

In meinem Fall, da ich beachtlich viel geschrieben habe, sage ich meinen Schülern, sie sollen als erstes meine Schriften lesen. Finde heraus, wie viele Jahre du brauchen wirst, um meine Schriften seelenvoll zu lesen! Du solltest die Stellen, die dir am besten gefallen, markieren und dann des öfteren lesen. Spüre, dass diese Abschnitte Mantren sind, die du wieder und wieder liest. Wenn dir ein bestimmtes Gedicht gefällt, kannst du, wenn du willst, es jeden Tag lesen. Aber du solltest alles zumindest einmal gelesen haben, um eine Auswahl treffen zu können. Wenn du nicht alles zumindest einmal liest, wie willst du wissen, was dir am meisten zusagt? Wenn du eine Auswahl triffst, gehst du zu einem Geschäft und wählst das, was dir am besten gefällt. Aber wie willst du eine Wahl treffen, ohne alles gesehen zu haben?

Wenn ein Schüler meine Schriften als eine Form von Meditation auf mich und auf den Supreme liest, dann ist er in meinem Bewusstsein. Wenn er meine Schriften ein zweites Mal liest, wird er nochmals mein Bewusstsein erhalten.

Frage: Wie können wir uns neue Fragen ausdenken, die wir dir stellen können?

Sri Chinmoy: Möglicherweise wird es in dieser Inkarnation keine Zeit für all die Fragen geben, die gestellt werden könnten. Auf der einen Seite ist es der höchste Verlust, wenn Fragen die gestellt werden könnten, von mir nicht beantwortet werden können. Auf der anderen Seite hingegen gibt es so etwas wie Verlust nicht wirklich, da es nur eine Frage gibt, und diese Frage ist bereits vor tausenden von Jahren beantwortet worden. Tausende von Suchern haben die gleiche Frage gestellt: „Wer bin ich?“ Die sofortige Antwort wurde gegeben: „Ich bin niemand anderes als Gott.“ Jedes Individuum ist niemand anderes als Gott. Die gleiche Frage wurde gestellt von Anbeginn der Schöpfung. Diese Frage wurde immer sofort beantwortet. Frage und Antwort kamen fast zeitgleich. Die Frage kam von der Quelle. Die Antwort wurde von derselben Quelle gegeben. Die Frage kam von der Schöpfung und die Antwort vom Schöpfer. Nochmals, wenn du tief in dich gehst, wirst du erkennen, dass der Schöpfer es war, der wissen wollte, wer Er ist. Deshalb machte Er sich selbst zum Schöpfer und fragte seine Schöpfung, wer Er sei. Man kann somit entweder sagen, dass die Schöpfung die Frage gestellt hat und der Schöpfer die Antwort gab, oder man sagt, der Schöpfer habe sich selbst beides, die Frage und die Antwort gegeben.

Frage: Was können wir erhalten, wenn wir dein Buch mit den Aphorismen „Food for the Soul“ - „Nahrung für die Seele“ lesen?

Sri Chinmoy: Nahrung für den Körper ist für jeden notwendig. Wir alle wissen was Nahrung für den Körper ist. Meditation ist Nahrung für die Seele. Wenn du willst, kannst du jeden Tag in dein höchstes Bewusstsein eintreten. Du kannst dies schon allein durch Meditation auf die Aphorismen in diesem Buch tun. Meditation auf diese Aphorismen ist die Nahrung für deine Seele. Lese in dem Buch und du wirst sehen, dass Licht in dich einströmt, dass Frieden in dich einströmt, dass Glückseligkeit in dich einströmt, dass Erleuchtung in dich einströmt.

Frage: Können wir feststellen, wer unser Guru ist, indem wir seine Schriften lesen?

Sri Chinmoy: Als erstes musst du die Annahme des Gurus dir gegenüber, sowie deine Annahme des Gurus spüren. Es ist nicht so, dass du einige Bücher liest und auf einmal auf eine Ebene voller Freude oder Wonne gehoben wirst. Angenommen du hast das Buch eines bestimmten Meisters gelesen und fühlst dich plötzlich hingezogen und glaubst, dass dieser Meister für dich bestimmt sei. Aber am nächsten Morgen liest du dann die Schriften eines anderen Meisters und verspürst äußerste Wonne und fühlst, dass dieser Mensch dein Guru ist. Am Tag darauf wirst du die Schriften von irgendjemand anderen lesen und du magst die gleiche Freude in einer anderen Art spüren. Nur durch das bloße Lesen der Schriften einer Person, wirst du nicht in der Lage sein, einen bestimmten Meister anzunehmen oder abzulehnen. Nur durch deine Meditation wirst du in der Lage sein zu wissen, wer dir die meiste Freude schenkt. Angenommen du befindest dich im Zweifel über zwei oder drei Meister, welche du akzeptieren würdest. Wiederhole früh am Morgen, sehr seelenvoll, sieben Mal einen dieser Namen. Dann am nächsten Tag wiederholst du den Namen eines anderen. Du wirst zwangsläufig die tiefste Freude erhalten, wenn du den Namen des Meisters aussprichst, der für dich bestimmt ist. Aber bitte verschaffe dir keine Verwirrung durch das Lesen von Büchern. Viele, viele Meister haben wunderbare Dinge geschrieben, doch wenn du - nur aus dem Grund, weil dir die Schriften des Meisters gefallen - dein Leben oder deine Annahme ihm anerbieten möchtest, begehst du vielleicht einen Fehler.

Teil III — Die Manifestation des Meisters

Frage: Könntest du etwas über die gegenseitige Annahme von Guru und Schüler sagen?

Sri Chinmoy: Der Guru übernimmt bedingungslos die Verantwortung für den Schüler. Diese Verantwortung bezieht das innere Streben, die Meditation, die Liebe, die Ergebenheit und die Hingabe des Schülers mit ein. Und gleichzeitig akzeptiert der wahre Schüler die Verantwortung des Gurus aus vollem Herzen. Die Verantwortung des Gurus ist die Botschaft, das Licht des Supreme zu verbreiten. Durch die Kraft deines Einsseins mit dem Bewusstsein des Gurus, wirst du auch eins mit der Verantwortung des Gurus. Wenn du die Verantwortung des Gurus erfüllst, spürst du, dass du die Botschaft des Unendlichen Supreme verbreitest. Wenn du die Botschaft des Supreme im Namen des Gurus verbreitest, nimmst du in diesem Augenblick die Verantwortung des Gurus auf deine Schultern. Somit übernimmt der Guru die Verantwortung des Schülers und der Schüler übernimmt die Verantwortung des Gurus. Du bist jung. Ich möchte, dass du in der inneren Welt so schnell wie möglich läufst. Ich wünsche dir, dass du wie ein Reh seinem Ziel entgegenläufst, genauso wie ich gelaufen bin, als ich in meinen Teenagerjahren war. Du bist frisch, grün, rein, neu. Du bist voller Energie. Ich möchte, dass du all deine göttlichen, dynamischen Eigenschaften in größt möglichem Maße in deinem täglichen Leben nützt, innerlich und äußerlich. Somit segne ich dich mit der tiefsten Freude, der Liebe, dem Segen und der Anteilnahme meines Herzens.

Frage: Wie kann ich herausfinden, was ich tun soll, wenn ich Gottes Wille nicht kenne, Ihm aber dienen möchte?

Sri Chinmoy: Du wirst die richtige Idee bekommen, doch zuerst musst du Gott um Inspiration bitten. Es ist kein Fehler dies zu tun, denn Inspiration ist der erste Schritt. Wenn du keine Inspiration fühlst, wirst du dich keinen Zentimeter bewegen; du wirst nichts unternehmen. Deshalb ist es nicht verkehrt, zuerst Gott zu bitten, dir Inspiration zu schenken. Genauso wie du Gott anrufst, dir mehr Strebsamkeit, absolut intensive Strebsamkeit zu geben, so kannst du Gott auch bitten, dir Inspiration zu geben. Menschen sind inspiriert; deshalb werden sie Wissenschaftler oder werden auf anderen Gebieten großartig. Wenn sie nicht inspiriert sind, dann können sie gar nichts tun. Somit kannst du zu Gott beten, dass Er dir Inspiration schenkt. Dann gehst du von Inspiration einen Schritt weiter: zur Strebsamkeit. Letztendlich gehst du von der Strebsamkeit einen Schritt weiter: zur Verwirklichung.

Frage: Als deine Schüler, was können wir dir anerbieten?

Sri Chinmoy: Die Schüler sollten versuchen tief nach innen zu gehen, um zu spüren, was ich wirklich von ihnen möchte. Das Wort „Schüler“ ist ein sehr, sehr wichtiges Wort. Wenn der Guru wichtig ist, dann ist es auch der Schüler. In Indien sagt man, dass Gurus hier, dort und überall wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch um einen wahren Schüler zu finden, muss man um die ganze Welt reisen. Jeder kann viele, viele Gurus finden. Aber ein wahrer Schüler ist etwas sehr, sehr seltenes in Gottes gesamter Schöpfung.

Frage: Was passiert, wenn eine Seele in der Manifestation auf Erden versagt?

Sri Chinmoy: Wenn jemand beim inneren Tauziehen hoch, höher, am höchsten steigen kann, dann erhält er die Möglichkeit, das Göttliche in jedem Augenblick zu manifestieren. Wenn gute Seelen sehen, dass jemand unverhofft früh gestorben ist, ohne Gott zu enthüllen oder zu manifestieren, dann fühlen sie sich aufgrund ihres Einsseins traurig. Sie haben das Gefühl, dass wenn diese Person länger hier auf der Erde hätte weilen können, sie in der Lage gewesen wäre, ihr Spiel zu vollenden. Sie hätte Gott enthüllen und manifestieren können. Schlechte Seelen hingegen freuen sich. Sie sagen: „Sie konnte das Ziel nicht erreichen, deshalb hat sie versagt, genau wie wir. Nun haben wir ein neues Mitglied in unserer Familie.“ Wenn ich in meinem Fall nicht manifestieren kann, dann deshalb, weil ich mit meinen Kindern völlig eins geworden bin. Sollte ich folglich auf dem Feld der Manifestation versagen, dann hätte der Himmel kein Recht über mich zu lachen, da ich mich der Erde voll und ganz hingegeben habe. Nur wenn meine Kinder versagen, werde ich dem Himmel erlauben, über mich zu lachen. Also werde ich vom Himmel aus herabschauen, um zu sehen, ob meine Kinder mich wirklich zufrieden stellen können.

Frage: Sollen Schüler Rat aus deinen Schriften anerbieten?

Sri Chinmoy: Gib keine Ratschläge, aber bringe klar zum Ausdruck, dass das, was du für richtig hältst, meiner Meinung entspricht. Erkläre es auf deine Art und Weise darauf hin, dass diese Erklärung auf deinem Verständnis und auf deiner inneren Erfahrung beruht. Wenn die andere Person etwas nicht versteht, kann sie deine Interpretation in Betracht ziehen; aber sie ist nicht gezwungen mit dir einer Meinung sein. Allein aus dem Grund, weil du es verstanden hast, möchtest du es mit ihr teilen. Wenn derjenige findet, dass deine Interpretation richtig ist, schön und gut. Aber wenn nicht, dann kann er zu seiner eigenen Interpretation kommen.

Frage: Wie soll ich mich verhalten, wenn der Fall eintritt, dass ich jemandem einen Rat geben soll?

Sri Chinmoy: Wenn du dich von innen gezwungen fühlst, jemandem einen Rat zu geben, dann wirst du es tun. Wie auch immer, es kann gut möglich sein, dass mein Rat direkter sein wird, oder schneller wirken wird, als deiner. Dein Ratschlag, das kann ich dir versichern, wird nicht so hoch, göttlich oder spirituell beziehungsweise anders ausgedrückt, nicht so fruchtbar sein, wie der meinige. Aber dein Rat wird hilfreich und fruchtbar sein, wenn du meine Gegenwart spüren und größte Ergebenheit zu mir fühlen kannst, während du deinen spirituellen Brüdern und Schwestern Ratschläge erteilst. Wenn du, während du deinen Ratschlag erteilst, größte Ergebenheit besitzt, dann versichere ich dir, dass du zu diesem Zeitpunkt keinen Fehler machen kannst.

Wenn einige meiner Schüler mir Ratschläge geben, dann betrachten sie sich sogleich meiner ebenbürtig. Sie vergessen völlig, dass sie meine Schüler sind und dass ich ein wenig mehr weiß als sie. Sie erhalten die großartige Gelegenheit, sich selbst zu enthüllen. In diesem Moment verneinen sie meine Existenz in ihrem Leben.

Angenommen jemand braucht deinen Rat, und selbst wenn er keinen Rat benötigt, fühlst du, dass es deine Pflicht ist, ihm einen Ratschlag zu geben. Diese Person ist seit langer Zeit dein Freund und nun hat sich eine Wolke vor ihn geschoben. Zweifel oder andere falsche Kräfte sind in diese Person eingedrungen. Wenn du deine volle Ergebenheit mir gegenüber spüren kannst, während du diese Person aus deiner Notwendigkeit heraus berätst, dann ziehst du meine Weisheit und mein Licht wie ein Magnet an. Dies wird auf die Person übergehen, der du deinen Rat anbieten möchtest. Hier begehen meine Schüler Fehler, weil sie mich völlig vergessen. Für einige Minuten werden für den bestimmten Sucher, zu dem sie gerade sprechen, zum Meister. Und dann begehen sie Fehler.

Manchmal, wenn die Leute uns nicht um Rat gebeten haben, werden sie uns missverstehen, wenn wir ihnen Rat erteilen. Aber wie dem auch sei, wir müssen es probieren. Eine Tochter wird ihre Mutter nicht um Rat fragen. Doch wird die Mutter tatenlos zusehen, wenn die Tochter einen Fehler begeht? Wird die Mutter sagen: „Meine Tochter soll zuerst um meine Führung, um meinen Rat bitten; bis dahin werde ich schweigen. Soll sie sich doch ihre Finger verbrennen; daraus wird sie lernen.“ Nein, das Herz der Mutter wird es der Tochter nicht erlauben, sich die Finger zu verbrennen. Die Mutter mag missverstanden werden, wenn sie versucht sich einzumischen und das Kind könnte sich darüber ärgern, aber es ist die Pflicht der Mutter, dem Kind zu helfen. Folglich versuche zu fühlen, dass die andere Person ein völlig hilfloses Kind ist, wenn du einen Rat erteilst.

Es ist schon oft passiert und es wird noch viele Male passieren, dass der Supreme möchte, dass eine bestimmte Person eine Erfahrung macht, so dass sie in Zukunft in ihrem spirituellen Leben vorsichtiger sein wird. Wenn du dieser Person einen Rat gibst, könntest du einen Fehler machen. Dein Herz ist bei ihr, weil du weißt, dass sie einen Fehler macht, aber wie weißt du, ob es Gottes Wunsch ist, dass du dieser Person in diesem Augenblick helfen sollst? Wie weißt du, ob dein Rat zur richtigen Zeit kommt? Sie braucht Hilfe, aber deine beste Hilfe kannst du in der Meditation geben. Dann gehst du zur richtigen Person, zum Supreme. „Supreme, ich spüre, dass diese Person Hilfe braucht. Aber wer bin ich, um ihr zu helfen? Du bist der Einzige der ihr helfen kann.“ Der Supreme wird dein Gebet erhören und dann wird Er auf Seine Art und Weise handeln.

Spirituelle Meister arbeiten sehr oft auf diese Weise. Sie bieten immer ihren guten Willen an, selbst wenn Schüler ihren Weg verlassen haben. Wenn diese Leute Schwierigkeiten haben, fangen sie zu diesem Zeitpunkt an, den Supreme um Erleuchtung zu bitten. Dieser Weg ist der effektivste, da der Supreme selbst deine Bitte entgegennimmt. Aber wenn du es in dieser Situation schwer findest, deinen Willen dem des Supreme zu übergeben, und wenn du ein sehr gutes Herz besitzt und fühlst, dass die Person deine Hilfe benötigt, dann ist eine andere Möglichkeit, enorme Ergebenheit zu spüren während du den Ratschlag erteilst. Du musst Ergebenheit gegenüber dem Supreme oder dem Meister haben. Wenn du deine Ergebenheit deinem Meister anerbietest, wird er sie sogleich nehmen und an die richtige Stelle, zu den Füßen des Supreme platzieren. Ergebenheit ist wie eine Blume. Du kannst sie entweder selbst auf den Altar legen, oder sie an der Türe lassen und die Person, die dort lebt, wird sie auf den Altar legen. Aber die Blume wird auf den richtigen Platz gelegt werden.

Frage: Es kommt des öfteren vor, dass Leute mich anrufen, und mich bitten, in der Druckerei zu helfen oder andere Dinge zu tun, aber ich mache stattdessen immer Hausaufgaben. Soll ich aufhören mit all meinen Hausaufgaben?

Sri Chinmoy: Nein. Nein. Nein. Ich habe dir bereits mehrmals gesagt, dass dein Studentenleben an erster Stelle stehen sollte. Komme bitte regelmäßig zum Center. Meditiere bitte regelmäßig am Morgen. Dann kommt dein Studium und dann die Druckerei. Ansonsten werden deine Eltern aufgebracht sein, wenn du in deinem Studium versagst.

Im Fall der Studenten, sage ich immer, dass es notwendig ist, zu studieren. Deine Eltern haben dir erlaubt zur Universität zu gehen und sie zahlen deine Kosten. Somit musst du sie zufrieden zu stellen. So lange ich dich bitte, zu studieren, solltest du es tun. Zuerst kommt die regel-mäßige Morgenmeditation, dann die Centermeditation, dann dein Studium und dann erst kommt die Druckerei oder anderer selbstloser Dienst. Ansonsten wirst du in ernsten Schwierigkeiten stecken, wenn du in deinem Studium versagst.

Für Studenten kommt das Studium an erster Stelle. Es gibt viele meiner Schüler, die nach ihrer Arbeit nichts tun. Sie sind keine Studenten; sie arbeiten lediglich sechs oder sieben Stunden an ihrem Arbeitsplatz, und gehen an-schließend nach Hause und geben sich den Vergnügungen der Unwissenheit hin. Sie sollten eine Wahl treffen, ob sie dem Supreme dienen wollen oder ob sie zu Hause schlafen wollen und ihre Zeit verschwenden. In diesen Fällen kommen, wenn sie gute Schüler sind, die Centeraktivitäten, die göttliche Manifestation, an erster Stelle. Für manche Schüler gibt es keinen Sonntag, Montag oder Dienstag; sie sind sieben Tage in der Woche aktiv. Auf diese Weise machen sie den schnellsten Fortschritt.

Teil IV — Probleme der Schülerschaft

Frage: Wie gelingt es uns, nicht zuerst an uns selbst zu denken?

Sri Chinmoy: Wie es dir gelingt, nicht zuerst an dich selbst zu denken? Das ist eine gute Frage. Aber ich sage dir, wenn du es schwierig findest, nicht zuerst an dich selbst zu denken, ist das nicht so schlimm. Aber denke nicht an andere Mädchen oder Jungs und werde nicht eifersüchtig auf sie. Das Beste ist es, an Gott zu denken. Wenn du dies schwierig findest, dann denk an dich selbst. Aber wenn das nicht möglich ist, dann ist das beklagenswert. Denke nicht an die Errungenschaften anderer oder an ihre Unvollkommenheiten.

Nun, wie gelingt es dir, nicht an dich selbst zu denken? Du hast die letzten dreiundzwanzig Jahre an dich gedacht. Was hat dir das Denken an dich selbst eingebracht? Du hast die Universität absolviert und hast eine Karriere, das ist alles. Gut, du hast schon fast deinen Doktortitel. Aber dein spiritueller Bruder, der neben dir sitzt, hat auch seinen Doktortitel. Warum verlangt er nach etwas anderem? Ist er zufrieden mit seinem Doktortitel? Wenn du ihn fragst, wird er antworten: „Nein, nein, nein.“ Er ist nicht zufrieden. Er will etwas anderes. Stell dir nun jemanden vor, der seinen Doktor der Philosophie hat, oder jemanden der ein wirklich großartiger Gelehrter ist. Es kann vorkommen, dass diese Person tatsächlich das spirituelle Leben will, wie Dr. Radhakrishnan, der einer der Präsidenten Indiens gewesen ist. Doch es gab viele große Gelehrte, die nicht in das spirituelle Leben eingetreten sind. Sie haben sich nur für Bücher, Bücher und nochmals für Bücher interessiert. Wenn du dich mit Hilfe deines eigenen inneren Strebens in diese Gelehrten hineinversetzt, wirst du merken, dass du in dieser Inkarnation, obwohl du erst dreiundzwanzig Jahre alt bist, bereits viel mehr Freude erhalten hast, als sie es haben. Wenn du an die Gebete und Meditationen denkst, die du in den letzten drei bis vier Jahren hattest, wirst du erkennen, dass du viel mehr Freude in der inneren Welt erhalten hast. Wenn du an dein eigenes inneres Leben denkst, wirst du feststellen, dass du, mindestens zehnmal mehr wirkliche Freude, wirklichen Frieden, wirkliche Liebe oder wirkliches Licht erhalten hast. Die Tiefe, die Tiefgründigkeit, die Intensität von Frieden, die du gespürt hast, haben diese Gelehrten oder hochintellektuellen Leute nie erfahren. Ich sage dir, sie haben Millionen von Büchern gelesen, sie haben Hunderte von Büchern geschrieben, aber diese intensive Freude, diese erhabene Freude von Frieden, die du in diesen drei Jahren gespürt hast, selbst wenn nur für eine flüchtige Sekunde war, haben diese sogenannten Gelehrten nicht gespürt. Das kann ich dir kraft meiner eigenen Verwirklichung sagen. Meine Verwirklichung weiß, wieviel Freude oder wieviel Frieden diese sogenannten Gelehrten besitzen. Sie besitzen keine mentale Zufriedenheit, und lasst uns sagen, sie haben die Welt mit ihrer mentalen Fähigkeit erleuchtet, aber deine innere Freude kann das ganze Universum nähren und beherbergen, wohingegen deren mentale Errungenschaften dies nicht vermögen. Mentale Errungenschaft wird noch nicht einmal in der Lage sein, den Gelehrten selbst zu nähren. Die Person, welche großartige mentale Leistungen hervorbringt, wird noch nicht einmal in der Lage sein, sich selbst für eine einzige Sekunde zu nähren.

Folglich kannst du durch das Erlangen von Dingen auf der physischen Ebene, der vitalen Ebene oder der mentalen Ebene, niemals Zufriedenheit erlangen. Du bist stolz auf dich selbst, weil du diesen Abschluss hast, was nötig war, in deinem Fall absolut notwendig. Ich habe dir geraten, du sollest studieren und du hast es getan. Aber du solltest dir bewusst sein, dass nichts, was du hier auf Erden bekommst, dir bleibende Zufriedenheit geben kann. Du sagst: „Ich will das“, aber nachdem du es bekommen hast, wirst du erkennen, dass es dir keine Befriedigung gibt. Letztendlich wird eine Zeit kommen, wo du sagst: „Ich habe es auf meine eigene Weise mit der begrenzten Fähigkeit meines Verstandes probiert. Nun will ich es mit Hingabe an Gottes Willen üben, an den Willen des Supreme. Lass mich etwas anderes versuchen, da ich mein Bestes probiert habe, und obwohl ich die Dinge, die ich wollte, erhalten habe, konnte ich keine bleibende Zufriedenheit finden. Ich will Gott bitten, alles für mich zu tun. Ich will Ihn bitten, dass Er an mich denkt. Ich habe so viel an mich gedacht. Nun habe ich erkannt, dass es mir keine wirkliche Freude schenkt. Um was immer ich auch gebeten habe, ich habe es erhalten; aber ich konnte keine bleibende Zufriedenheit finden.“ Das ist die Zeit für dich, um zu Gott, zum Supreme zu beten, und Ihn an dich denken zu lassen. Sage zu Gott: „Ich habe bis jetzt nur an mich gedacht; ich habe einen Narren aus mir gemacht. Nun bete ich zu Dir, damit Du an mich denkst.“ Dann wird Gott an dich denken.

Wenn du Gott erlaubst an dich zu denken, ist Gott jederzeit bereit, an dich zu denken. Aber sobald Er sich dir nähert, um an dich zu denken, bemerkt Er, dass du bereits damit beschäftigt bist, an andere oder an dich selbst zu denken. Gott ist ein Gentleman. Wenn du Ihm nicht erlaubst in dich einzutreten, wird Er die Tür nicht aufbrechen. Er wird vielleicht an deine Tür klopfen; soviel wird Er tun, aber Er wird die Türe nicht aufbrechen. Er wird bemerken, dass du entweder bereits deine Freunde eingeladen hast und die Türe verriegelt hast oder dass du ganz allein bist und keine Besucher haben möchtest.

Fühle immer, was du durch das Denken an dich selbst erreicht hast und was du erreichen kannst, wenn du an Gott denkst, wenn du an den Supreme denkst. Das beste Ergebnis erzielst du, indem du voller Liebe, Ergebenheit und Hingabe auf Ihn meditierst oder zu Ihm betest, damit Er an dich denkt. Dies macht Er bereits sowieso, doch du musst dir der Tatsache bewusst werden, dass Er an dich denkt. Jetzt bist du noch der Meinung, dass ich einmal in sechs Monaten an dich denke. Wenn du dir vorstellst, dass ich nur alle sechs Monaten einmal an dich denke, wie willst du dann Fortschritt machen? Wenn du hingegen fühlen kannst: „Guru meditiert jeden Tag auf mich,“ dann wirst du den schnellsten Fortschritt machen. Am besten ist es, wenn du fühlen kannst: „Da Guru ein spiritueller Meister ist, will ich ihm glauben, wenn er sagt, dass er einige Emanationen, das heißt mehrere Repräsentanten, hat. Da er für uns der Repräsentant des Supreme ist, hat er folglich auch mehrere innere Wesen, Hunderte von inneren Wesen. Ich will ihm meinen Glauben schenken. Er hat mindestens ein inneres Wesen, das für mich ist, das auf mich meditiert und an mich denkt.“ Wenn du dieses Vertrauen in mich hast und mir vertraust, dass ich dich nicht zum Narren halte und dich nicht täusche, dann wirst du sehr guten Fortschritt machen. Anstatt zu denken, dass ich nur einmal in sechs Monaten oder alle Jubeljahre an dich denke, solltest du versuchen dir vorzustellen, dass ich zumindest einmal am Tag an dich denke. Auf diese Weise wirst du guten Fortschritt machen. Doch wenn es dir gelingt zu denken, dass ich jede Stunde an dich denke, dann kannst du sehr guten Fortschritt machen. Der nächste Schritt ist, sich zu sagen: „Mein Guru hat jemanden, der jede Minute an mich denkt. Sein physischer Verstand mag sich dessen überhaupt nicht bewusst sein, aber wen interessiert der physische Verstand?“ Fühle nur, dass ich in mir Hunderte und Millionen von inneren Wesen trage. Diese inneren Wesen nenne ich Emanationen. Ich habe viele göttliche Soldaten bei mir, somit wird einer von ihnen immer Sorge für dich tragen. Wenn du dieses Gefühl haben kannst, wirst du den schnellsten Fortschritt machen.

Die Schüler, die den schnellsten Fortschritt machen sind jene, die denken, dass ich viel, viel mehr an sie denke, als sie an mich denken. Wenn du den Glauben hegst, dass ich nur alle zwei Monate einmal an dich denke, während du jede Minute, jede Sekunde deines Lebens an mich denkst, dann hältst du dich selbst zum Narren. Niemand denkt soviel an mich. Aber wenn du fühlen kannst, dass ich viel mehr an dich denke, als du an mich denkst, wenn nicht gar die ganze Zeit, dann machst du dir nicht selbst was vor. Vielleicht lässt es dein Verstand nicht zu, dass du das Gefühl hegst, dass ich jeden Augenblick an dich denke. Du denkst: „Er isst gerade, das heißt, er denkt jetzt nicht an mich. Er läuft gerade, das heißt er denkt jetzt nicht an mich.“ Wenn du hingegen den Gedanken hegen kannst: „Er besitzt viele innere Wesen. Sein physisches Wesen läuft vielleicht gerade, doch sein inneres Wesen denkt an mich,“ dann ist das, was du fühlst die absolute Wahrheit. Dies gilt für alle, die mich mit ganzem Herzen angenommen haben. Sie sind meine wahren Schüler. In deinem Fall, so möchte ich dir sagen, bist du ein wirklicher Schüler von mir und du hast auch eines meiner inneren Wesen. Und genau wie bei dir, so haben all meine wirklichen Schüler eines meiner inneren Wesen. Mein physischer Verstand mag sich dessen, was du gerade tust, überhaupt nicht bewusst sein. Ich muss mir dessen auch nicht bewusst sein, es ist überhaupt nicht notwendig. Wenn es dir gelingt zu fühlen, dass ich viel mehr an dich denke, als du an mich denkst, dann wirst du den schnellsten Fortschritt machen.

Frage: Es fällt mir schwer, einige Dinge in meinem spirituellen Leben anzunehmen.

Sri Chinmoy: Das spirituelle Leben bedeutet von Anfang an Annahme. Spiritualität bedeutet die Annahme des Lebens, das dem Schüler vom Meister angeboten wird. Das ist Spiritualität. Als du auf unseren Weg gekommen bist, fühltest du enorme Strebsamkeit und du hattest das Gefühl, dass dein Guru genau so oder so ist. Nun erkennst du, dass dein Guru sich anders darstellt als erwartet. Der arme Guru wird sagen: „Nein, nein. Ich bin nicht so.“ Du musst den Meister und den Weg des Meisters auf seine Art annehmen und nicht auf deine Art.

Da du nun mit uns bist, springe bitte in das Meer der Realität, die Realität mit der wir uns zu identifizieren versuchen. Mit einigen Leuten haben wir nicht so gute Erfahrungen machen müssen. Das innere Streben nehmen sie an, die Manifestation hingegen wollten sie nicht annehmen. Nur eine oder zwei dieser Personen sind noch bei uns und auch sie sind nicht sicher in unserem Boot. Es erübrigt sich die Frage, wie ich denn mit ihnen zufrieden sein kann, wenn sie unseren Weg nicht annehmen. Wenn du mit mir nicht zufrieden bist, werde ich auch mit dir nicht zufrieden sein können, egal wie sehr ich mich auch darum bemühe. Entweder führe ich dich oder du führst mich. Diese Leute leiden und sie bringen uns dazu, auch zu leiden. Wir möchten sie glücklich sehen. Wir sind glücklich mit unserem Weg, aber wenn wir jemanden sehen der unglücklich ist, dann fühlen wir uns schlecht.

Wenn du bei uns bleiben möchtest, dann wünsche ich mir, dass du unseren Weg der Manifestation genauso an-nimmst, wie unseren Weg des inneren Strebens. Beide Wege sind untrennbar; sie sind wie die Vorder- und Rückseite derselben Münze. Sie müssen Hand in Hand gehen, obwohl sie dich im Augenblick durcheinanderbringen, dich verwirren. Mit unserem inneren Streben beten und meditieren wir. Bei uns gibt es viele Zusammenkünfte, wo wir uns zum Meditieren treffen. Wir haben auch verschiedene Termine, um zu besonderen Anlässen zu meditieren. Wenn du die Gesichter der Schüler anschaust, wirst du spüren, dass sie beten und meditieren. Nun, wenn die Manifestation dich durcheinanderbringt, dann versuche bitte zu spüren, dass sie zusammen mit dem inneren Streben als Teil unseres Lebens angenommen werden muss.

Frage: Wenn ich etwas falsch mache und den Supreme um Vergebung bitte, wie weiß ich dann, ob Er mir vergeben hat?

Sri Chinmoy: Es gibt zwei Arten, wie du es wissen kannst. Wenn du die gleiche Sache nicht noch einmal machst, dann kannst du dir sicher sein, dass der Supreme dir vergeben hat, weil Er dir die Fähigkeit gegeben hat, es nicht noch einmal zu tun. Wenn du Seine Fähigkeit wirklich angenommen und empfangen hast, dann hat Er dir bereits vergeben. Das geschieht auf praktischer Ebene. Du hast etwas falsch gemacht und du willst es nicht wieder tun. Du möchtest Vergebung. Das bedeutet, dass eine höhere Kraft vom Supreme gekommen ist. Diese höhere Kraft ist etwas, das dich beschützen wird und dir die Fähigkeit verleiht, die Sache nicht noch einmal zu tun. Der Supreme hat dir vergeben; aus diesem Grund wiederholst du diese Fehler nicht mehr. Eine andere Methode ist, deinen spirituellen Meister zu fragen, ob der Supreme dir vergeben hat. Der Meister wird in der Lage sein, es dir zu sagen. Er wird sehr ehrlich sein. Du kannst auch für eine Stunde oder eine halbe Stunde tief nach innen gehen, und dann wirst du in der Lage sein, es zu sagen. Erlaube keinen Gedanken in deinen Verstand einzutreten. Jedes Mal, wenn ein Gedanke kommt, vernichte ihn; oder stell dir vor, dass sich eine Fliege auf dich gesetzt hat und du sie verjagt hast. Wenn ein anderer Gedanke kommt, vertreibe auch diesen. Nach einer Weile wird die Gedankenfliege spüren, dass es unter ihrer Würde ist dich zu belästigen, und somit wird der Gedankenprozess zum Stillstand kommen. Nachdem du merkst, dass keine Gedanken mehr kommen, stellst du die Frage. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann hat Er dir vergeben. Wenn sie „Nein“ ist, dann hat Er dir nicht vergeben. Du kannst es folglich auf diese Weise tun oder deinen Meister fragen. Um noch einmal auf die erste Methode zurückzukommen, wenn du wirklich aufgehört hast, diese bestimmte Sache zu tun, dann wirst du auch wissen, dass Er dir vergeben hat.

Frage: Ist Freundschaft im spirituellen Leben wichtig?

Sri Chinmoy: Manche Menschen halten Ausschau nach Freundschaft, manche Menschen brauchen Freunde für ihren täglichen Spaß und ihre Unterhaltung. In deinem Fall ist das Beste für dich, eine Balance zu finden. Du solltest einige Freunde haben. Zwei oder einige mehr sind genug. Selbst wenn du keine zwei Freunde hast, in mir ist ein Freund, der mehr als genug für dich ist. Du kannst zu diesem Freund sprechen, und dieser Freund wird zu dir sprechen, wohingegen du nicht zu deinen anderen Freunden sprechen kannst, wenn sie schlafen oder sich irgendwo anders befinden. Und selbst wenn sie mit dir zusammen sind, ist ihr Verstand anderswo; somit kannst du sie nicht Freunde nennen. Wenn du nicht viele Freunde hast, bist du kein Verlierer. Deshalb musst du nicht von deiner Linie abweichen, um Freunde zu finden, das ist nicht nötig. Aber wenn du bereit bist, mit jemandem Freundschaft zu schließen und wenn diese bestimmte Person auch mit dir befreundet sein möchte, dann solltest du keine Angst davor haben, mit der Person zu verkehren, das wäre falsch. Es ist falsch, jemanden zu meiden.

Wenn die Schüler nicht miteinander kommunizieren, oder nicht miteinander verkehren, obwohl sie derselben Familie angehören, dann sollten sie sich ins Gedächtnis rufen, dass Gott ihre gemeinsame Wurzel ist. Die Quelle ist Gott, der Supreme. Du wirst deine Realität nicht verlieren, wenn du mit einer Person nicht spricht und auch diese Person wird ihre Realität nicht verlieren. Wenn du hingegen nicht versuchst, zum Supreme in dir selbst zu sprechen, dann verlierst du alles. Deine Brüder und Schwestern auf dem spirituellen Weg sind nicht deinetwegen zum Center gekommen, und du bist nicht ihretwegen gekommen. Du und sie, ihr seid alle wegen des Supremes in mir gekommen. Was wichtig ist, ist tief nach innen zu gehen und herauszufinden, ob der Supreme sich um dich kümmert oder nicht. Du bist wegen des Lehrers zur Schule gekommen, um dem Lehrer zu gefallen. Weshalb solltest du dich über die Schüler, die neben dir sitzen, sorgen? Was zählt ist die Stärke deiner Verbindung zu mir, die du in deinem inneren Leben aufgebaut hast. Selbst wenn du der schlechteste Schüler bist und du neben dem besten Schüler sitzt, wirst du vom Lehrer auf deinen eigenen Wert geprüft werden. Es spielt keine Rolle neben wem du sitzt. Der beste Schüler kann andere Schüler inspirieren, aber er kann auch Eifersucht in ihnen erwecken. Oder es kann passieren, dass die Person neben dir unsicher ist. Er wird seine Prüfung ablegen und dann wird er sich zu Tode fürchten. Du bist eifersüchtig auf ihn, weil er besser ist als du, und er ist unsicher, weil er spürt, dass du ihn überholen wirst. Das Beste ist daher nicht umherzuschauen. Fühle dich nur für deine eigene Spiritualität verantwortlich.

Du bist hier in einer Gruppe. Andere verkehren vielleicht nicht in der Weise mit dir, wie du es dir vorgestellt hast, aber du hast immer noch ein freundliches Verhältnis zu ihnen. Mehr als das ist nicht nötig. Aber es hat schlechte Auswirkungen, wenn man sich zu viel trifft. Nehmen wir einmal an du hast dich gerade frisch geduscht und machst dich bereit zum Meditieren. Genau in dem Augenblick bekommst du einen Anruf von deinem Freund, der dich fragt, ob du mit ihm zu Abend essen gehst. Also gehst du. Wenn du in diesem Fall nicht so nah zu deinem Freund gestanden hättest, wäre es ein wahrer Segen für dich gewesen zu meditieren.

Einige der Schüler treffen sich zu viel, wobei andere sich überhaupt nicht treffen. Es ist nicht, weil sie fürchten etwas zu verlieren, es ist nicht aus Furcht. Es ist weil sie spüren, dass es nicht nötig ist. Wenn du keine Freunde aus einem Gefühl der Überlegenheit oder Unterlegenheit heraus willst, dann ist es ein Fehler. Aber wenn du spürst, dass du nur inneres Licht willst, warum solltest du dann an der Oberfläche bleiben?

In diesem Fall ist es immer ratsam sich an den inneren Freund zu halten. Äußere Freunde werden dich enttäuschen, wenn sie gebraucht werden. Selbst dein eigener Körper, dein Vitales, dein Verstand werden dich enttäuschen. Sobald du einen Schock hast, verlassen dich dein Verstand und deine Intelligenz. Dein einzig wahrer Freund ist in dir und dieser wahre Freund wird dich nicht enttäuschen.

Frage: Warum begegnen wir allen möglichen Problemen und Schwierigkeiten, wenn wir uns auf öffentliche Meditationen vorbereiten?

Sri Chinmoy: Für alles was wichtig ist brauchen wir Vorbereitung. Es hängt alles davon ab, wie wir es betrachten. Wenn unsere Einstellung gut ist, dann treten dort überhaupt keine Schwierigkeiten auf. Wir betrachten es dann nur als göttliche Freude, als eine göttliche Erfahrung. Wenn unsere Einstellung hingegen schlecht ist, dann treten Probleme auf. Angenommen an einem Tag ist das Wetter nicht so gut. Wenn wir wollen, können wir das Wetter verfluchen. Dann empfinden wir das Wetter auch als sehr schlecht. Doch wir können unsere Einstellung auch ändern und sagen: „Nein, das Wetter ist doch hervorragend, nun muss ich nicht hinaus gehen. Ich kann zu Hause bleiben und Gedichte und Lieder schreiben.“ Auf diese Art ziehen wir den Vorteil aus der Erfahrung des schlechten Wetters. Wenn wir unsere Einstellung ändern, werden wir eine großartige Erfahrung machen, und wir werden diese Erfahrung als eine andere Möglichkeit betrachten.

Zu der Zeit als ich am indischen Konsulat arbeitete, lebte ich in Brooklyn. Um zu meiner Arbeitsstelle zu gelangen, brauchte ich für die Fahrt mit U-Bahn eine Stunde und zehn Minuten, manchmal auch etwas länger. Ich fuhr mit der Einstellung, dass es eine großartige Gelegenheit war, weil ich dann mit niemandem sprechen musste. Am indischen Konsulat musste ich täglich acht Stunden lang sprechen und arbeiten. Deshalb hatte ich in der U-Bahn zumindest für eineinhalb Stunden großes Glück. Meine Einstellung war, dass ich eineinhalb Stunden Zeit hatte, um zu meditieren. Andererseits hätte ich sagen können: „Ich bin so unglücklich! Ich bin arm und muss deshalb in Brooklyn leben. Ich brauche mehr als eineinhalb Stunden um zu meiner Arbeitsstelle zu kommen und bin bereits müde und erschöpft, noch bevor meine Arbeit überhaupt angefangen hat.“ Wenn ich diese Einstellung gehabt hätte, wäre es für mich eine Qual gewesen. Aber statt dessen sagte ich mir: „Ich bin so glücklich - ich habe hier nun eineinhalb Stunden Zeit, um zu meditieren.“ Folglich hängt alles von deiner Einstellung ab.

Wenn du Poster aufhängst und Bilder annimmst, kannst du dir sagen: „Ich bin so glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, meine Aufrichtigkeit zu zeigen. Ich gehe durch diese Schwierigkeiten, aber ich betrachte sie nicht als Schwierigkeiten. Ich sehe sie nur als Hürden.“ Wenn du die erste Hürde genommen hast, gehst du weiter zur nächsten Hürde. Danach werden einige weitere Hürden auftauchen, die es zu überwinden gilt, bis du dein Ziel erreicht hast. Wenn es keine Hürde gibt, gibt es kein Spiel. Du musst eine gewisse Distanz zurücklegen, um dein Ziel zu erreichen. Wenn der Startpunkt und das Ziel derselbe Punkt wären, wie könntest du dann das Rennen laufen?

Von der höchsten Bewusstseinsebene betrachtet, sind Startpunkt und Ziel dasselbe. Sie gehören zusammen. Auf der höchsten Ebene ist der Startpunkt Vision und das Ziel ist Realität. Dort gehören Vision und Realität stets zusammen. Man kann die Vision nicht von der Realität trennen und ebenso nicht die Realität von der Vision. Aber hier auf der physischen, vitalen und mentalen Ebene sind das Ziel und der Startpunkt an zwei verschiedenen Stellen. Wenn du aufrichtig und hingebungsvoll bist, wirst du direkt von Anbeginn deiner Reise Segnungen erhalten, weil du es aufrichtig versucht hast. Deine Aufrichtigkeit ist deine Belohnung. Wenn du um Aufrichtigkeit bemüht bist, erhältst du enorme Freude. Arbeite deshalb bitte darauf hin.

Frage: Ich finde es schwer, Gewicht zu verlieren.

Sri Chinmoy: Gottverwirklichung ist nicht so schwer, wie Gewicht zu verlieren. Ich habe Gott verwirklicht, deshalb kann ich dir das sagen. Gewicht zu verlieren ist wirklich schwer. Um Gott zu verwirklichen, ist Gottes Gnade da. Aber um Gewicht zu verlieren, hungern wir, fasten wir.

Wo kommt das Gewicht her? Ganz egal was ich esse, selbst wenn ich nur zwanzig Kalorien am Tag zu mir nehme, das Übergewicht das ich habe, bleibt noch für Wochen.

Wenn du gut proportioniert bist, wenn dein Gewicht perfekt ist, dann fügt dies etwas zu deiner spirituellen Höhe hinzu. Spiritueller Frieden, Licht und Wonne vergrößern deinen Magen nicht. Denke nicht an indische spirituelle Meister. Wir sind wohlgenährt. Alle spirituellen Meister, bis auf einen oder zwei, hatten einen wundervollen Magen. Da gibt es keine Weisheit. Wenn wir keinen Sport treiben, wenn wir nicht auf das achten, was wir essen, was werden wir dann im Physischen manifestieren? Innerlich sind wir alles, aber was die Frage der sportlichen Ertüchtigung betrifft, sind wir nichts. Es ist sehr bedauerlich, dass viele spirituelle Meister wirklich großartig sind, aber keinen Sport treiben. Nochmals, sie haben Gott verwirklicht und sie werden sagen, wer interessiert sich für die Erde und das physische Wesen. Ich werde erwidern: Das ist wahr, deine Seele wird dich zu Gott bringen, dein inneres Streben wird dir über Gott berichten, aber was wirst du für Gott tun? Wenn dein Körper in einem guten Bewusstsein ist, dann erhält dein Erdbewusstsein, welches sich im Physischen befindet, die Inspiration ein höheres, besseres Leben zu führen.

Teil V — Gehorsam oder Einssein

Ich bitte dieses Meditations-Zentrum, welches ein gut gefestigtes Zentrum ist, und auch die anderen Zentren, die schon länger als ein Jahr bestehen, die Notwendigkeit zu spüren, meiner Bitte Folge zu leisten. Meine einzige und alleinige Bitte ist, dass ihr eurer niederen Existenz erlaubt, mit eurer höheren Existenz eins zu werden. Ihr solltet fühlen, dass meine Bitte nicht die Bitte einer dritten Person in eurem Leben ist. Meine Bitte kommt von oben, Kraft meines Einsseins mit dem Höchsten. Ich komme von der höheren Ebene und sage euch, dass ihr das Notwendige auf der niederen Ebene tun sollt. Nur auf diese Art und Weise werdet ihr in der Lage sein, eure wahre Realität und eure wahre Göttlichkeit zum Vorschein zu bringen.

Ich sage es allen Meditations-Zentren, dass wenn ich Ungehorsam oder andere ungöttliche Eigenschaften auf der äußeren Ebene beobachte, ihr mir dann vergeben müsst, wenn ich göttliche Maßnahmen ergreife. Nur auf diese Weise werdet ihr guten und schnellen Fortschritt machen.

Ich bin kein diktatorischer Alleinherrscher und ich werde niemals ein diktatorischer Alleinherrscher sein. Aber wenn ihr mich als einen göttlichen Autokraten bezeichnen würdet, würde ich es nicht wagen abzuwehren. Ich möchte euch nur sagen, dass der Supreme in mir versucht euch zu vervollkommnen und dies ist eine der Möglichkeiten, wie ich es mache.

Ich will euch weder verängstigen, noch euch drohen. Aber ich merke, dass die Zeit gekommen ist insbesondere für die gut gefestigten Zentren, das absolut Richtige zu tun. Andere Zentren, die gerade erst gegründet wurden, können sich Zeit lassen. Doch wenn Zentren gut etabliert sind, wenn sie bereits länger als vier oder fünf Jahre bestehen, dann müssen sie meinen Bitten Folge leisten.

Letzten Samstag kamen Schüler von unterschiedlich weit entfernten Zentren nach New York. In New York und Umgebung gibt es über vierhundert Schüler. Aber zu meiner Überraschung, waren aus diesen Zentren nur etwa zweihundert Personen bei dem Treffen. Ich war richtig enttäuscht. Diese Zusammenkunft war nicht bloß eine Feier; es war das Anerbieten unseres inneren Strebens. Das Menschliche in mir fühlte sich traurig und unglücklich, weil die Schüler kein Einssein mit mir etabliert hatten. Ich sage euch immer, dass mein Erfolg und euer Erfolg dasselbe sind, ganz und gar dasselbe. Wenn ihr das nicht spüren könnt, wenn ihr fühlt, dass mein Erfolg mein Erfolg ist und euer Erfolg euer Erfolg ist, dann gut und schön. Was kann ich machen? Sollte die richtige Einstellung nicht sein, dass wenn der Vater auf einem bestimmten Gebiet erfolgreich ist, alle Mitglieder der Familie kommen, um ihm zumindest zu gratulieren? Doch nein, meine spirituellen Kinder schauen Fernsehen, lesen die Zeitung oder gehen zu einer Party. Ich hatte beschlossen, diese ungehorsamen Schüler zu strafen. Aber dann, eine halbe Stunde später hatte das Mitgefühl die Gerechtigkeit in mir besiegt. Was kann ich tun?

Wenn ich etwas auf Erden erreicht habe, dann bitte ich euch ebenfalls etwas zu tun, so dass eure Leistung und meine Leistung sich vereinen können. Heute Abend habt ihr mir Unterhaltung geboten. Ich versichere euch mit größter Aufrichtigkeit, dass diese Unterhaltung, diese Leistung von euch für mich genauso viel bedeutet, wie eure höchste Meditation. In eurer Unterhaltung fand ich etwas. Was ist es? Es ist euer Einssein mit ihm, mit ihr, mit jedem. Das ist etwas, das ihr nicht in eurer seelenvollsten, kraft-vollsten Meditation erreichen könnt. Mit dieser Art von Samadhi könnt ihr euer Einssein nicht bilden. Aber hier bietet ihr mir euer Einssein durch Komödie an - durch das Schenken von Fröhlichsein und Unterhaltung -. Einssein muss sich auf jeder Bewusstseinsebene bilden.

Hier seid ihr alle Brüder- und Schwestern-Schüler. Ihr müsst den Lehrer zufrieden stellen, entweder durch sehr seelenvolles Meditieren, durch das Anerbieten seelenvoller Dankbarkeit oder indem ihr etwas anderes macht, das ihn zufrieden stellt. Wenn ihr mich auf eine Art zufrieden stellt, dann werde ich euch mit Sicherheit auf zehn Arten zu-frieden stellen. Doch zuerst müsst ihr euch an mich wen-den. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich einige der neueren Schüler nicht an mich wenden. Wenn sie sich an mich wenden würden, würden sie sofort kommen, wann immer wir eine Zusammenkunft haben. Schon einige Male hatten wir ganz besondere Zusammenkünfte und diese Schüler hatten darüber mindestens elf Tage im Voraus erfahren. Einige Schüler haben so hart dafür gearbeitet, damit sie eine ganz spektakuläre Aufführung machen können. Doch viele Schüler sind nicht zu dieser Zusammenkunft gekommen. Sie haben Fernsehen geschaut oder ihre Freunde besucht.

Einige von euch sind von weit entfernten Zentren hierhergereist. Warum? Was führt euch hierher? Es ist eure Liebe. Es ist euer Einssein. Leute die von entfernten Ländern hierhergekommen sind, verdienen meine größte seelenvolle Anerkennung und Bewunderung. Ihr stellt unter Beweis, was Einssein ist.

Einige Mitglieder unserer örtlichen Zentren sind entweder nicht gekommen oder sie sind nur kurz gekommen und wenige Minuten geblieben. Es gab ihrerseits keine zwingende Notwendigkeit, dass sie gingen, doch sie taten es. Sie hätten hierherkommen und einige Stunden mit uns meditieren können; aber nein, sie machen es nicht. Sie hatten etwas anderes zu tun. Sie meinten, dass es unter ihrer Würde liegt, mit allen möglichen Personen zu verkehren. Doch da begehen sie einen großen Fehler. Eure Verwirklichung wird nur dann stattfinden, wenn ihr mit euren Bruder- und Schwester-Schülern verkehren könnt.

Einige meiner Schüler lieben es über die „Emanzipation der Frau“ zu reden. Befreiung ist gut, sehr gut. Ich stimme dem vollkommen zu, dass wir Befreiung brauchen. Aber spirituelle Befreiung ist die Form der Befreiung, die die meisten von euch ignorieren. Eure Befreiung ist, frei zu sein von euren Ehemännern oder den männlichen Mitgliedern eurer Familie. Aber ich muss euch leider sagen, dass wahre Befreiung nicht so aussieht. Wahre Befreiung ist die Befreiung von der Trennung. Wenn ihr von eurem Ehemann getrennt lebt, dann ist das keine wirkliche Freiheit. Wenn ihr getrennt seid von euren Brüdern, von eurem Vater, von den männlichen Mitgliedern eurer Familie, dann ist das keine Freiheit. Freiheit und Trennung können nicht zusammen gehen. Wenn ihr wirklich Freiheit wollt, dann trennt euch nicht von der Realität des Einsseins.

Wenn ihr Trennung wollt, dann müsst ihr euch von der Unwissenheit trennen, von der Unwissenheit, die euch von Brüdern, Ehemann und Eltern getrennt hat. Befreiung von der Unwissenheit ist die einzig wahre Freiheit, nicht Befreiung von dieser oder jener Person. Wenn ihr wirklich von Unwissenheit befreit seid, dann kann euch kein einziger Mensch im Weg stehen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es kein männlich oder weiblich; jeder ist neutral. Jeder geht dem einen Ziel entgegen; und dieses Ziel, Gott, ist weder männlich noch weiblich. Darum nennen wir Gott in unserer indischen Vedanta Philosophie nicht „Er“ oder „Sie“. Wir sagen: „Du bist Das.“

From:Sri Chinmoy,Gehorsam oder Einssein, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg", 2007
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/oo