Wenn einige meiner Schüler mir Ratschläge geben, dann betrachten sie sich sogleich meiner ebenbürtig. Sie vergessen völlig, dass sie meine Schüler sind und dass ich ein wenig mehr weiß als sie. Sie erhalten die großartige Gelegenheit, sich selbst zu enthüllen. In diesem Moment verneinen sie meine Existenz in ihrem Leben.
Angenommen jemand braucht deinen Rat, und selbst wenn er keinen Rat benötigt, fühlst du, dass es deine Pflicht ist, ihm einen Ratschlag zu geben. Diese Person ist seit langer Zeit dein Freund und nun hat sich eine Wolke vor ihn geschoben. Zweifel oder andere falsche Kräfte sind in diese Person eingedrungen. Wenn du deine volle Ergebenheit mir gegenüber spüren kannst, während du diese Person aus deiner Notwendigkeit heraus berätst, dann ziehst du meine Weisheit und mein Licht wie ein Magnet an. Dies wird auf die Person übergehen, der du deinen Rat anbieten möchtest. Hier begehen meine Schüler Fehler, weil sie mich völlig vergessen. Für einige Minuten werden für den bestimmten Sucher, zu dem sie gerade sprechen, zum Meister. Und dann begehen sie Fehler.
Manchmal, wenn die Leute uns nicht um Rat gebeten haben, werden sie uns missverstehen, wenn wir ihnen Rat erteilen. Aber wie dem auch sei, wir müssen es probieren. Eine Tochter wird ihre Mutter nicht um Rat fragen. Doch wird die Mutter tatenlos zusehen, wenn die Tochter einen Fehler begeht? Wird die Mutter sagen: „Meine Tochter soll zuerst um meine Führung, um meinen Rat bitten; bis dahin werde ich schweigen. Soll sie sich doch ihre Finger verbrennen; daraus wird sie lernen.“ Nein, das Herz der Mutter wird es der Tochter nicht erlauben, sich die Finger zu verbrennen. Die Mutter mag missverstanden werden, wenn sie versucht sich einzumischen und das Kind könnte sich darüber ärgern, aber es ist die Pflicht der Mutter, dem Kind zu helfen. Folglich versuche zu fühlen, dass die andere Person ein völlig hilfloses Kind ist, wenn du einen Rat erteilst.
Es ist schon oft passiert und es wird noch viele Male passieren, dass der Supreme möchte, dass eine bestimmte Person eine Erfahrung macht, so dass sie in Zukunft in ihrem spirituellen Leben vorsichtiger sein wird. Wenn du dieser Person einen Rat gibst, könntest du einen Fehler machen. Dein Herz ist bei ihr, weil du weißt, dass sie einen Fehler macht, aber wie weißt du, ob es Gottes Wunsch ist, dass du dieser Person in diesem Augenblick helfen sollst? Wie weißt du, ob dein Rat zur richtigen Zeit kommt? Sie braucht Hilfe, aber deine beste Hilfe kannst du in der Meditation geben. Dann gehst du zur richtigen Person, zum Supreme. „Supreme, ich spüre, dass diese Person Hilfe braucht. Aber wer bin ich, um ihr zu helfen? Du bist der Einzige der ihr helfen kann.“ Der Supreme wird dein Gebet erhören und dann wird Er auf Seine Art und Weise handeln.
Spirituelle Meister arbeiten sehr oft auf diese Weise. Sie bieten immer ihren guten Willen an, selbst wenn Schüler ihren Weg verlassen haben. Wenn diese Leute Schwierigkeiten haben, fangen sie zu diesem Zeitpunkt an, den Supreme um Erleuchtung zu bitten. Dieser Weg ist der effektivste, da der Supreme selbst deine Bitte entgegennimmt. Aber wenn du es in dieser Situation schwer findest, deinen Willen dem des Supreme zu übergeben, und wenn du ein sehr gutes Herz besitzt und fühlst, dass die Person deine Hilfe benötigt, dann ist eine andere Möglichkeit, enorme Ergebenheit zu spüren während du den Ratschlag erteilst. Du musst Ergebenheit gegenüber dem Supreme oder dem Meister haben. Wenn du deine Ergebenheit deinem Meister anerbietest, wird er sie sogleich nehmen und an die richtige Stelle, zu den Füßen des Supreme platzieren. Ergebenheit ist wie eine Blume. Du kannst sie entweder selbst auf den Altar legen, oder sie an der Türe lassen und die Person, die dort lebt, wird sie auf den Altar legen. Aber die Blume wird auf den richtigen Platz gelegt werden.From:Sri Chinmoy,Gehorsam oder Einssein, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg", 2007
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/oo