Es gab einmal einen König, der eine sehr schöne Tochter hatte. Sie war mit Schönheit, Intelligenz, Selbsthingabe und vielen anderen Tugenden ausgestattet. Als sie in das entsprechende Alter kam, wollte ihr Vater, dass sie heiratet. Sie sagte zu ihrem Vater: „Ich bin bereit zu heiraten, aber zuerst muss ich der Person eine einzige Frage stellen. Wer die Frage richtig beantworten kann, den werde ich ganz sicher heiraten.“
Viele, viele angehende Hochzeiter kamen zum Hof. Sie kamen aus verschiedenen Bereichen des Lebens und waren alle begierig darauf, ein so schönes, intelligentes und frommes Mädchen zu heiraten. Jedem von ihnen stellte sie die gleiche Frage. Ihre Frage war: „Wer ist gleichzeitig blind und nicht blind?“
Einige der Kandidaten waren verwirrt, andere wurden wütend oder waren empört. Einige von ihnen verfluchten sie sogar. Sie alle sagten: „Entweder ist man blind oder nicht blind. Wie kann eine Person gleichzeitig blind und nicht blind sein?“
Dann beleidigten sie den König, teilweise verfluchten sie ihn sogar, weil er seiner Tochter erlaubte, eine so unangemessene Frage zu stellen. „Deine Tochter hat viele gute Eigenschaften“, sagten sie, „aber sie ist sehr hochmütig!“ Der arme König war tief enttäuscht. Von all den jungen Männern, die in der Hoffnung an den Hof gekommen waren, seine Tochter zu heiraten, hat nicht einer den Test bestanden.
Endlich, nachdem alle anderen nach Hause gegangen waren, näherte sich ein alter Mann dem König und seiner Tochter. Sein Haar war lang, sein Bart war lang, und er hatte einen langen Schnurrbart. Alles an ihm war alt, sehr alt.
Als die Prinzessin ihn sah, wurde sie wütend. „Werde ich dich heiraten? Du solltest dich schämen, dass du daran denkst, mich zu heiraten! Ich werde dich nie, nie heiraten. Du bist so ein alter Mann. Es ist absurd!“
Der alte Mann sagte: „Du hattest eine Frage. Wenn ich die Frage beantworte, wirst du mich dann heiraten?“
Die Prinzessin sagte: „Diese Frage wirst du nie beantworten können.“
Er sagte: „Nein, ich kann. Lass es mich versuchen.“
„In Ordnung“, sagte die Prinzessin, „schau, ob du meine Frage beantworten kannst. Wer ist gleichzeitig blind und nicht blind?“
Dieser alte Mann war zufällig ein sehr großer Weiser. Er sagte zu ihr: „Siehst du, ich bin definitiv blind. In diesem Alter habe ich immer noch Probleme mit meinem niederen Vitalen. Warum sollte ich dich sonst heiraten wollen? Du bist wirklich schön, aber ich sollte meine Sinne kontrollieren. Daher bin ich blind. Ich bin blind, weil ich meine vitalen Kräfte noch nicht besiegt habe. Meine Schwäche ist nichts anderes als meine Blindheit.“
Dann fuhr er fort: „Jetzt will ich beweisen, dass ich nicht blind bin. Ich sehe Gott in jedem Menschen. Es gibt keinen einzigen Menschen, in dem ich die lebendige Gegenwart Gottes nicht sehe. Das alles ist auf meinen Yoga zurückzuführen, den ich seit so vielen Jahren praktiziere. In deinem Fall sehe ich Gott sehr lebhaft in dir. Ich sehe sehr deutlich die Gegenwart Gottes. Deshalb liebe ich dich. Nach deinem Verständnis habe ich Schwächen: Ich bin alt und so weiter. Aber ich möchte dir sagen, dass ich Gott so lebhaft in dir sehe. Gott ist unendlich, unendlich viel schöner als du, also möchte ich diese unendlich schönere Person in dir heiraten.“
Als die Prinzessin das hörte, legte sie sofort ihre Girlande um den alten Mann und sagte: „Du hast meine Frage beantwortet.“ Sobald sie ihm die Girlande umgelegt hatte, wurde der alte Mann sehr jung, etwa in ihrem Alter.
Der König war so begeistert. Er sagte: „O mein Gott, wie konntest du so jung werden? Vor wenigen Augenblicken bist du als alter Mann hier angekommen!“
Der Weise sagte: „Das ist es, was Yoga getan hat. Deine Tochter sah mich als einen alten Mann, aber ich bin so stolz auf sie, dass sie trotz meines Aussehens ihr Versprechen gehalten und mich heiraten wollte. Ich wusste, dass sie ihr Versprechen halten würde. Und jetzt, siehst du, bin ich ziemlich jung.“
Der Weise und die Prinzessin heirateten und lebten viele Jahre lang glücklich, glücklich, glücklich.From:Sri Chinmoy,Die Kraft der Güte und andere Geschichten, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2020
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/pok