Du willst Gott schlaflos lieben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dir das noch nicht möglich, doch wenn du Gott während deiner Gebete und deinen Meditationen lieben kannst, wenn du Gott für ein paar Stunden des Tages bewusst lieben kannst, machst du damit einen Anfang. Aus diesem Stadium kannst du die Ergebenheitswelt betreten und von dort kannst du zur Hingabewelt gelangen. Liebe, Ergebenheit und Hingabe sind alle miteinander verknüpft. Aufgrund des Ausmaßes der Liebe und Ergebenheit, die du besitzt, ist es dir vielleicht nicht möglich bedingungslose, atemlose Hingabe gegenüber Gott zu haben; doch es gibt mit Sicherheit einige Wege für dich, wie du dich dem Willen Gottes hingeben kannst. Doch musst du deine Reise mit einem gewissen Ausmaß an Liebe beginnen, bevor du die Ergebenheitswelt betreten und von dort aus zur Hingabewelt gelangen kannst.
Du bist ein Sucher. Deswegen steht fest, dass du Gott liebst. Zu behaupten, du empfändest keine Liebe zu Gott, wäre die schlimmste Lüge des zwanzigsten Jahrhunderts. Nun musst du deine Liebe zu Gott vergrößern. Es ist vergleichbar mit Übungen, die man unternimmt, um die Muskelkraft zu steigern. In der spirituellen Welt nennt man diese Übungen Gebet und Meditation. Aufgrund deines Gebetes und deiner Meditation kannst du deine Liebe zu Gott sehr leicht stärken. Du kannst mit einer Meditation beginnen, die fünfzehn Minuten dauert, dann kannst du die Dauer schrittweise auf zwanzig Minuten, dreißig Minuten und so weiter erhöhen.
Unter meinen Schülern befindet sich kein Einziger, der Gott nicht liebt. Nun ist es nur mehr eine Frage, ob man die Fähigkeit entwickeln kann, Gott bedingungslos zu lieben. Einige meiner Schüler schaffen es, Gott fünf Minuten oder eine halbe Stunde lang, während ihrer Meditation bedingungslos zu lieben. Doch wenn ihre Meditation beendet ist, kommen all ihre Erwartungen und Forderungen zum Vorschein. Einer wird sagen: „Er hat das nicht gemacht, sie hat jenes nicht gemacht, wie kann Guru dieser Person zulächeln? Oder ein anderer wird sagen: „Wieso können dieser und jener so glücklich sein und ich, wo ich doch gebetet und meditiert habe, bin noch immer nicht glücklich? Im Handumdrehen wird dann unsere Liebe zu Gott zu einer bedingten Liebe. Was noch schlimmer ist, wir nehmen eine Erwartungshaltung ein; und noch schlimmer als das, wir beginnen zu fordern.
Wir lieben Gott. Nun sollten wir unsere Liebe zu Gott vergrößern. Ich vertrete immer die Meinung, dass Gott selbst in jedem Augenblick Seine eigene Ewigkeit und Seine eigene Unendlichkeit vergrößert; das schenkt Ihm Freude. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir uns nicht vorstellen, was die Unendlichkeit Gottes ist. Doch wenn wir uns mit dem Willen Gottes identifizieren, können wir Gottes Unendlichkeit und Gottes Vision auf einen Blick erkennen. Wir können sie nicht mit unserem Verstand messen; es ist nicht vergleichbar mit dem Erklimmen des Himalajagebirges, das 8000 Meter hoch ist. Die Unendlichkeit können wir nur kraft unserer inneren Vision erkennen. Wenn wir meditieren, erweitern wir unsere innere Vision, vergrößern wir unsere Liebe zu Gott.From:Sri Chinmoy,Sri Chinmoy antwortet, Teil 6, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2004
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/sca_6