Ein Mangel an Harmonie entsteht, wenn wir annehmen, gewisse Dinge besser zu können als andere. Mangel an Harmonie ist das Lied und der Tanz der Überlegenheit. Disharmonie findet jeden Augenblick Zutritt in unser Leben, weil sich einer dem anderen überlegen fühlt. Doch das Gefühl der Überlegenheit ist nichts anderes als das Gefühl der Unterlegenheit, das einen schlauen Weg des Ausdrucks gefunden hat.
Nur aus diesem einen Grund, weil wir Gott über alle Maßen unterlegen sind, suchen wir wegen jeder Kleinigkeit die Schuld bei Ihm. Wir behaupten: „Ich weiß es besser als Gott! Gott versteht meine Situation nicht! Gott bemerkt nicht, wenn ich Gutes vollbringe!“ Auf diese Weise kritisieren wir Gott fortwährend. Wenn wir wirklich erhaben wären, läge es unter unserer Würde, mit den anderen zu streiten. Gott ist uns unendlich überlegen, doch kommt Er herab, um mit uns zu streiten? Nein!
Wenn Kinder mit ihrer Mutter argumentieren, tut die Mutter so, als ob sie über kein Wissen verfüge. Das Kind absolvierte bloß die Grundschule, vielleicht auch noch eine weiterführende Schule, während die Mutter einen Universitätsabschluss besitzt. Doch das Kind nimmt an, es wisse viel mehr als seine Mutter, und es sagt alle möglichen dummen Dinge zu ihr. Die Mutter weint innerlich und betet zu Gott, Er möge ihrem Kind Erleuchtung geben, doch äußerlich sagt sie: „O, du hast recht; ich bin so dumm. Ich lerne von dir.“
Auf vergleichbare Weise sollten auch wir klug sein und ruhig bleiben, selbst wenn wir genau wissen, dass unser Gegenüber mit seinen Behauptungen völlig falsch liegt. Letztlich wird die andere Person das Licht sehen. Doch wenn wir die ganze Zeit über streiten und kämpfen, fügen wir unseren subtilen Nerven, die wir für unsere spirituelle Reise benötigen, nur Schaden zu. Wenn wir also unsere Weisheit anwenden, kommt die Auslöschung des Selbst von alleine. Die Auslöschung des Selbst ist der einfachste und effektivste Weg, Harmonie zu etablieren. Wir können auch noch Japa (Anm.: Rezitation von Mantren) praktizieren, indem wir wiederholen: „Auslöschung des Selbst, Auslöschung des Selbst.“ Wenn wir dieses Japa praktizieren, gehen wir auf einer sonnenerleuchteten Straße unserem Ziel entgegen.From:Sri Chinmoy,Sri Chinmoy antwortet, Teil 8, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/sca_8