Kautuhali: Guru, was kann ich tun, um Dich noch mehr zufrieden zu stellen?

Sri Chinmoy: Das ist eine ausgezeichnete Frage! Allein die Tatsache, dass du mich zufrieden stellen willst, stellt mich schon zutiefst zufrieden! Wie viele Sucher würden es wagen, diese Frage selbst in ihren kühnsten Vorstellungen zu stellen? Sie haben die Möglichkeit dazu bereits verloren. Sie werden fragen müssen: „Kann ich dich jemals wieder zufrieden stellen?“ Verstehst du, was ich damit sagen will? Hunderte von Schülern müssten und sollten die Frage so stellen: „Oh Guru, werde ich dich in dieser Inkarnation jemals wieder so zufrieden stellen können wie vor dreißig Jahren?“ Da sie mich nicht im Geringsten zufrieden stellen, stellt sich für sie die Frage gar nicht, wie sie mich mehr zufrieden stellen können. In diesem Fall bin ich wirklich hart. Ich sage ihnen klipp und klar: „Fangt wieder von vorne an!“

In deinem Fall jedoch ist deine Frage wirklich aufrichtig. Du weißt, dass du viele Schritte in die richtige Richtung getan hast und du fühlst zu Recht, dass du mich zufrieden stellst. Nun willst du mir noch mehr Freude bereiten.

Viele Sucher sind nicht aufrichtig. Sie sagen: „Ich stelle meinen Guru ja zufrieden“, ohne es wirklich zu tun. Wer kann jemanden davon abhalten, sich selbst zum Narren zu halten? Sie mögen fragen: „Wie kann ich dich mehr zufrieden stellen?“, um alle fühlen zu lassen, dass sie mich bereits zufrieden stellen und ihrem Guru diese Frage zu Recht stellen.

Mit dir, gutes Mädchen, bin ich sehr zufrieden. Nun, im gewöhnlichen Leben gibt es so etwas wie ‚zuviel des Guten’. Wenn ich nur ein Sandwich vertrage, aber drei esse, werde ich Magenprobleme bekommen. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir mit allem Materiellen und Irdischen – selbst wenn es sich um gute Dinge handelt ist – äußerst vorsichtig umgehen müssen. Mit spirituellen Dingen jedoch verhält es sich anders. Wenn du zu Gott um grenzenlosen Frieden betest, brauchst du keine Angst zu haben, dass es zu viel werden könnte. Sage nicht: „Oh nein! Ich kann doch nur ein kleines bisschen Frieden aufnehmen!“ Wenn Er dir Frieden schenkt, wird er es gemäß deiner Empfänglichkeit tun. Er weiß, ob du nur ein wenig oder viel oder unendlich viel davon assimilieren kannst.

Deine Frage lautet „Wie kann ich dich mehr zufrieden stellen?“ Schau dir dein Leben an, seit du auf unseren Weg zurückgekommen bist. Jetzt tust du so viele gute Dinge, an die du vor ein paar Jahren nicht einmal gedacht hättest! Da in deinem Leben nun alles gut läuft, bist du dir dieser guten Dinge auch bewusst. Wenn du zu einer bestimmten Zeit an mich denkst, beobachte, wie viel Aufrichtigkeit und Reinheit in deinen Gedanken liegt und wie stark dein Gefühl der Nähe und des Einsseins ist. Dann versuche diese guten Eigenschaften zu vergrößern. Oder wenn du ein wenig Freude empfindest, weil ich dich vielleicht angelächelt habe, weil du mir irgendwo begegnet bist oder weil deine Freundinnen etwas Nettes über dich gesagt haben, dann steigere einfach diese Freude. Es ist alles eine Sache von Aktion und Reaktion. Du tust etwas Gutes und das ruft in dir positive Gefühle hervor. Du bist gut, du stellst mich zufrieden, und jetzt musst du fühlen, dass du noch einen Schritt weiter gehen kannst.

Wenn ich in der materiellen Welt mehr als ein oder zwei Sandwiches verzehre, beginnen die Probleme. Doch wenn ich in der inneren Welt mehr Frieden, mehr Licht, mehr Liebe und Glückseligkeit von meinem Meister aufnehme, werde ich davon nicht krank werden. Darin liegt der Unterschied. Wenn wir im gewöhnlichen, äußeren Leben bestimmte Dinge zu plötzlich steigern, wird es schnell zu viel und in der Folge leiden wir. Im Bereich der Spiritualität hingegen verhält es sich vollkommen anders. Wenn du im spirituellen Leben nach mehr Freude, mehr Liebe, mehr Frieden oder mehr Stille verlangst, um mich noch mehr zufrieden zu stellen, dann tust du genau das Richtige.

Hab also keine Angst davor, um mehr Licht, mehr Frieden, mehr Glückseligkeit, mehr Mitgefühl, mehr Segen, mehr Zuneigung und Anteilnahme zu bitten. Hierbei handelt es sich um gute, göttliche Dinge. Je mehr du beten und je sehnsüchtiger du nach diesen Dingen verlangen kannst, desto mehr wirst du empfangen können. Fahre einfach fort, das Richtige zu tun, aber tue es in immer größerem Ausmaß. Wenn du früh am Morgen zehn Minuten lang betest und meditierst, dann versuche es von nun an zwölf oder dreizehn Minuten lang zu tun. Das gleiche gilt für alle deine anderen spirituellen Aktivitäten.

Das Beste ist, sich früh am Morgen vor den Spiegel zu stellen und zwei oder drei Minuten lang so aufrichtig und innig wie möglich zu lächeln. Stelle dir dabei vor, dass ich dich beobachte und dein Lächeln benote. Dann wird dein Lächeln die Aufrichtigkeit deines Herzens und die Reinheit deines Verstandes ausdrücken und enthüllen.

Versuche anschließend zu fühlen, dass du dich nicht selbst anlächelst, sondern mich. Zu diesem Zeitpunkt wirst du weder deine Haare noch deine Augen oder sonst irgendetwas an deiner äußeren Erscheinung bewundern. Nein! Du musst fühlen, dass du nur deshalb so innig, seelenvoll und voller Hingabe lächelst, um mir Freude zu bereiten. Wenn du den Tag mit einem Lächeln beginnen kannst, werden alle negativen Kräfte, wie zum Beispiel die Frustration und Verzweiflung des vergangenen Tages darüber, dass jemand in deiner Arbeit gemein zu dir war, verschwinden. Wir sollten jeden Tag mit einem Lächeln beginnen, um all das Gift, das wir am Vortag aufgenommen haben, wieder auszuscheiden. Ein Lächeln ist wie die hervorbrechende Morgensonne. Wenn wir lächeln, gibt es am Himmel keine Wolken mehr. Beginne deine Reise also mit einem Lächeln, einem wirklich aufrichtigen, schönen und reinen Lächeln. Dieses Lächeln wird der goldene Beginn, der äußerst kraftvolle Beginn dazu sein, mich mehr, unvergleichlich mehr zufrieden zu stellen, als du es jetzt tust.

From:Sri Chinmoy,Sri Chinmoy antwortet, Teil 9, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/sca_9