Ich behaupte nicht, dass die Inder mit ihrer Großfamilie zufriedener sind – nein, bei weitem nicht. Doch im allgemeinen stehen in Indien die Qualitäten des Herzens mehr im Vordergrund als im Westen. Den Indern unterlaufen genügend Fehler, doch gleichzeitig versuchen sie zu fühlen, dass sie alle einer Familie angehören. Wenn in Amerika ein Vater achtzig oder neunzig Jahre alt wird, so hat sein Sohn nichts mehr mit ihm zu tun. Der Sohn sollte den Vater vielleicht einmal pro Woche besuchen, doch an diesem Tag wird er ins Kino oder zu einem Picknick gehen. In Indien jedoch betrachtet ein Sohn es als seine absolute Pflicht, für seinen Vater zu sorgen, ganz gleich, wie schlecht dieser Vater auch sein mag. Auch wenn die Kinder bettelarm sind, werden sie sich entsprechend ihren Fähigkeiten immer um ihre Eltern kümmern.
Die Eltern geben ihren Kindern über so viele Jahre hinweg alles, was sie besitzen. Sie überhäufen ihre Kinder mit Zuneigung und ermöglichen ihnen eine Schulausbildung. Wenn aus den Kindern heute etwas geworden ist, verdanken sie es der elterlichen Hilfe. Doch sehr oft zahlen es die Kinder ihren Eltern mit Gleichgültigkeit zurück. Die Eltern werden in ein Altersheim geschickt und die Kinder leben ihr eigenes Leben.
Wir besitzen den Körper, die Lebenskraft, den Verstand, das Herz und die Seele. Wenn ich heute meinen Körper aufgebe, morgen meine Lebenskraft und übermorgen meinen Verstand, was bleibt mir dann? Wenn mir mein Arm schmerzt, soll ich ihn dann amputieren? Auf diese Weise wird von mir bald nichts mehr übrig bleiben. Genau das aber macht die westliche Welt: sie schneidet ab und schneidet ab und schneidet ab! Doch der positive Ansatz wäre zu sagen, wenn etwas beschädigt ist, so werde ich versuchen, es zu reparieren, zu heilen und zu vervollkommnen. Wenn meine Lebenskraft und mein Verstand schlecht sind, werde ich sie verwandeln und erleuchten.From:Sri Chinmoy,Sri Chinmoy antwortet, Teil 2, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2004
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/sca_2