Trotz allem kann Konkurrenzdenken manchmal auch einem guten Zweck dienen. Einmal im Jahr haben wir einen Wettkampf an unserem „Sports Day“. Wir veranstalten ihn für unsere körperliche Fitness. Dieser Wettkampf wird dich den Rest des Jahres inspirieren, morgens um 5.30 oder 6.00 Uhr aufzustehen und nach deiner Meditation auf den Sportplatz zu gehen. Sonst würdest du Freundschaft mit dem Schlaf schließen und die Liebe und Zuneigung des Todes genießen. Der Körper muss fit gehalten werden, da das Göttliche, der Supreme in uns, hier auf der Erde durch den Körper und das physische Bewusstsein manifestiert werden muss. Sonst hätten wir im Himmel bleiben können, wo es keine Manifestation gibt.
Wettstreit dient auch einem anderen Zweck: Er wird dich inspirieren, den Versuch zu wagen, deine Fähigkeiten zu übertreffen und auf der physischen Ebene Fortschritt zu machen. Ohne Fortschritt auf der physischen Ebene wirst du auch nicht versuchen, auf der spirituellen Ebene Fortschritt zu machen. Stattdessen wirst du bloß sagen: „Ich stehe um sieben oder acht Uhr auf und alle Jubeljahre meditiere ich einmal. Wer wird das schon sehen?“ Wenn du aufrichtig auf der spirituellen Ebene Fortschritt machen willst, dann kannst du mit deiner Aufrichtigkeit beginnen, indem du auf der physischen Ebene Fortschritt machst. Dann wird der Fortschritt, den du dort machst, in den Verstand und das Herz ausstrahlen.
Ich möchte betonen, dass nichts Falsches daran ist, Wettkampfgeist zu besitzen, vorausgesetzt du fühlst, dass du mit dir selbst konkurrierst. Es muss jedoch einige Regeln und Richtlinien geben und es muss eine gewisse Disziplin herrschen. Wenn wir Preise vergeben, geben wir sie denjenigen, die entsprechend der Regeln und Richtlinien am besten abgeschnitten haben. Du wirfst den Speer und eine andere Person wirft ebenfalls den Speer. Du wirfst vielleicht viel weiter als diese Person, aber du wirst deinen Fortschritt sehen können und die Person wird ihren Fortschritt sehen können. Derjenige, der am weitesten wirft, wird den Preis gewinnen, doch der Preis an sich hat keinen Wert.
Selbst wenn du als Letzter ins Ziel kommst – glaubst du, ich würde dich weniger lieben als denjenigen, der als Erster ins Ziel kommt? Ganz und gar nicht! Deine rechte Hand wirft vielleicht viel weiter als deine linke Hand, aber deshalb wirst du dir deine linke Hand nicht abschneiden und sagen, sie sei nutzlos. Du brauchst beide Hände. Wenn du keine linke Hand hast, wirst du merken, wie seltsam du aussiehst und wieviel Schwierigkeiten du hast. Wenn du gegen jemand verlierst, nachdem du dein Bestes versucht hast, macht das überhaupt nichts. Diejenigen, die dich im sportlichen Wettkampf besiegen, sind deine spirituellen Brüder und diejenigen, gegen die du gewinnst, sind ebenfalls deine Brüder. Wenn jemand langsamer läuft als du, solltest du fühlen, dass er dein eigener schwächerer Teil ist. Wenn jemand schneller ist, solltest du fühlen, dass er dein stärkerer Teil ist. Auf diese Weise wird es ein Gefühl des Einsseins geben. Egal ob du nun Erster oder Letzter wirst, du musst fühlen, dass es das ist, was der Supreme von dir will und du musst das Ergebnis Ihm zu Füßen legen.From:Sri Chinmoy,Ein Sucher des 20. Jahrhunderts, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/tcs