Du gehörst Gott

Frage: Ich hätte gerne gewusst, was die Grundlage Ihrer Meditation ist.1

Sri Chinmoy: Das ist sehr einfach. Wir alle wissen, was ein Gebet ist. Wir beten mit gefalteten Händen zu Gott, den Sie Allah nennen. Zu diesem Zeitpunkt bitten wir Gott, uns zur höchsten Höhe hinauf zu tragen und uns Freude, Frieden, Liebe und Licht zu schenken, damit wir zu guten Bewohnern dieser Welt werden.

Beten ist vergleichbar mit dem Klettern auf einen Baum. Wir haben das Gefühl, dass Gott sich auf der Spitze des Baumes befindet und bitten Ihn, herunterzukommen und uns Seine inneren Schätze zu geben. Doch wir klettern auch hinauf und klettern höher und höher.

Wenn wir meditieren, ist es, als würden wir den Baum hinuntersteigen. Wir haben viele köstliche Früchte erhalten und bringen sie nun hinab und bieten sie unseren Lieben und der gesamten Menschheit an. Mit der Meditation steigen wir hinab und teilen unsere Früchte – das heißt unsere Freude – mit anderen.


YBG 1-8. Sri Chinmoy beantwortete am 10. Januar 1988 nachstehende von einem Reporter in Yogyakarta, Indonesien, gestellte Fragen.

Frage: Ist Ihre Meditation wie eine Religion?

Sri Chinmoy: Nein, hier ist keine Religion involviert. Ich wurde als Hindu geboren und vielleicht wurden Sie als Muslim geboren. Wenn wir immer in unserer jeweiligen Religion verweilen, könnte ich sagen, dass mein Hinduismus am besten sei, und Sie könnten sagen, dass Ihr Islam am besten sei. Dann wird eine dritte Person auftauchen, die uns beiden widerspricht, indem sie behauptet: „Nein, das Christentum ist am besten.“ Auf diese Weise kommt es manchmal zu Konkurrenzdenken zwischen den Religionen.

In unserem Fall bieten wir einen bestimmten Lebensstil an. Wir wollen zu guten Bewohnern der Welt werden, und deshalb müssen wir das Göttliche in der Menschheit lieben. Es gibt keine einzige Religion, die Gott nicht liebt. Wenn auch wir nur Gott lieben möchten und uns nicht darum kümmern, welche Religion nun die beste ist, dann gibt es auch kein Problem. Unsere Liebe zu Gott wird zu einer Lebenseinstellung. Wenn wir aber in der Welt des Wettbewerbs bleiben, werden wir den Anspruch erheben, dass unsere eigene Religion die beste sei.

Ich sage immer, unser Weg ist keine Religion, sondern eine Lebenseinstellung, die auf der Liebe zu Gott beruht. Daher gibt es kein Problem.

Frage: Sie können also sagen, dass Sie immer noch Hindu sind?

Sri Chinmoy: Ja, ich bin Hindu. Ich wurde in die Familie Ghose geboren. Mein Familienname lautet Ghose, und das ist ein Hinduname. Wie könnte ich das in Abrede stellen? Ich wurde in eine Hindufamilie geboren, also bin ich Hindu. Aber wenn ich mit Freunden zusammen bin, verwende ich nur den Namen Chinmoy. Meine Freunde kennen mich als Chinmoy. Sie brauchen meinen Familiennamen nicht zu verwenden. Und wenn ich auf ähnliche Weise mein Einssein mit dem Rest der Welt errichten und andere als meine Freunde oder als meine Brüder und Schwestern betrachten kann, dann brauche ich nicht an Religion zu denken. Wir sollten unsere Liebe und unser Einssein mit anderen Menschen errichten, obwohl wir alle verschiedenen Religionen angehören. Die wahre Religion ist die Liebe zu Gott. Wenn ich Gott wahrhaft liebe, muss ich mich über die Grenzen der Religion erheben und mein Einssein mit allen Kindern Gottes fühlen. Wenn mich jedoch jemand fragt, in welche Religion ich hineingeboren wurde, werde ich natürlich antworten, dass ich in die hinduistische Religion hineingeboren wurde.

Frage: Was können Sie über den Weltfrieden sagen?

Sri Chinmoy: Diese Welt hat alles bis auf eines – Frieden. Mächtige Länder sagen, dass sie Frieden wollen. Jeder spricht über Frieden. Doch wenn wir über Frieden sprechen, so jonglieren wir oft nur mit dem Begriff ‘Frieden’. Wir kennen dieses Wort ‘Frieden’ so gut, und doch verwenden wir es bloß wie einen Ball, den wir in die Luft werfen.

Das Problem besteht darin, dass jeder auf eine sehr eigenwillige Weise Frieden haben möchte. Ich könnte sagen, dass wir Frieden haben werden, solange ich dein Herr und du mein Diener bist. Ich will den Frieden, vorausgesetzt, ich darf an erster Stelle stehen. An deiner Seite zu stehen, reicht mir nicht. Nein, ich muss dir einen Schritt voraus sein und du sollst hinter mir bleiben; nur dann wird Frieden sein. Das ist es, was die Welt denkt und fühlt.

Doch wir können niemals Frieden erhalten, indem wir andere beherrschen. Es kann nur dann Frieden geben, wenn sich alle auf gleicher Augenhöhe befinden. Wahrer Frieden liegt im untrennbaren Einssein. Wenn du hier bist, bin ich auch hier. Wenn du dort bist, bin ich auch dort. Das ist Frieden.

Frage: Ihre Meditationsgruppe strebt nach Weltfrieden, aber ich glaube nicht, dass diese Gruppe groß genug ist, um bei den Führenden dieser Welt einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Sri Chinmoy: Unsere Meditationsgruppe betet und meditiert. Gebet und Meditation kommen aus dem Herzen, nicht aus dem Verstand. Der Verstand wird uns keinen Frieden schenken. Er muss Frieden von woanders her erhalten, und dieser Ort ist das Herz.

Die Seele besitzt unendlichen Frieden. Das Herz besitzt Frieden in einem gewissen Ausmaß, da es Frieden von der Seele erhält. Wenn wir aber regelmäßig beten und meditieren können, dann wird unser Herz die ganze Zeit über mit Gott im Einklang sein und es wird zweifellos Frieden in überreichem Ausmaß erhalten.

Das Herz ist bereit und voller Eifer, dem Verstand Frieden zu schenken, doch zum jetzigen Zeitpunkt empfängt der Verstand nicht das, was das Herz zu bieten hat. Menschen, die sehr stark im Verstand leben, benutzen lediglich das Wort ‘Frieden'. Sie empfinden jedoch nicht, dass der Frieden notwendig ist, während Menschen, die im Herzen leben, aufgrund ihrer Gebete und Meditationen empfinden, dass Frieden notwendig ist. Es geschieht mittels Gebet und Meditation, dass wir dieses Gefühl in unserem Herzen intensivieren und es ausdehnen, und letzten Endes die Botschaft vom Frieden in unseren Verstand bringen können. Ich glaube, dass all jene Menschen, die beten und meditieren, den anderen Menschen, die aufrichtig den Frieden in dieser Welt wünschen, helfen.

Frage: Glauben Sie, dass Weltfrieden einmal Realität sein wird?

Sri Chinmoy: Ja, daran glaube ich, nur kann ich nicht sagen, dass morgen die ganze Welt mit Frieden durchdrungen sein wird. Es ist mehr wie das Aussäen von Samen. Heute steckt man den Samen in die Erde, doch man kann nicht erwarten, dass über Nacht ein Baum entsteht. Zuerst wird da ein kleines Pflänzchen sein, dann ein Bäumchen, und nur danach kann daraus ein großer Banyan-Baum wachsen. Momentan sind unsere Gebete und Meditationen wie Samen. Sie brauchen ihre Zeit, um zu gedeihen; doch dann ist es nur eine Frage der Zeit.

Frage: Ich wurde zu Ihrer Musikvorstellung eingeladen und habe festgestellt, dass sie nicht Stücke spielen, die von Komponisten wie Mozart oder Beethoven stammen. Sie spielen auf andere Weise.

Sri Chinmoy: Ich wage es nicht, mich mit den großen, unsterblichen Komponisten zu vergleichen. Ich spiele nur jene Musik, die ich aus meinem seelenvollen Herzen heraus komponiert habe. Ich bin ein Mensch des Gebetes. Von meinem Leben des Gebets und der Meditation habe ich Inspiration empfangen, und diese spirituelle Inspiration versuche ich der gesamten Welt durch meine Musik zu vermitteln. Meine Musik ist seelenvoll. Sie trägt Frieden in sich. Ich versuche auf jede mögliche Weise Frieden anzubieten – durch meine Musik genauso wie durch mein Gebet und durch meine Meditation. Musik ist ein wesentlicher Bestandteil meines spirituellen Lebens.

Frage: Ist es in Ordnung, wenn die Menschen Sie als Propheten bezeichnen?

Nein, nein, nein! Ich bin weder ein Prophet noch möchte ich den Anspruch darauf erheben. Ich bin ein Gott-Liebender. Ich liebe Gott und ich bete zu Gott. Auf das, worauf ich Anspruch erhebe, kann jeder Mensch Anspruch erheben. Ich sage, dass ich ein Gott-Liebender bin und du kannst dasselbe behaupten. Wir alle befinden uns im gleichen Boot.

Frage: Hast du dich in einer Vorbereitungsphase befunden, bevor du den inneren Befehl erhalten hast, nach Amerika zu kommen? Hast du bewusst gewartet?2

Sri Chinmoy: Ich wollte die Zukunft nicht kennen. Wenn es Freude gibt, so liegt sie nicht in der Kenntnis der Zukunft, selbst wenn ein sonnenbeschienener Weg vor dir liegt. Es ist folgendermaßen: wenn nach A immer B kommt, dann empfindest du keine Freude. Es wird eintönig. Doch wenn alles als Überraschung daherkommt, ist Freude dabei.

Wenn dein Vater dir alle zukünftigen Ereignisse von A bis Z, vom Anfang bis zum Ende erzählt hätte, dann würdest du B, C, D und E nicht schätzen, denn diese befinden sich alle am Anfang. Doch wir sollten jeden Schritt unseres Lebens schätzen.

Wenn du Stufen hinaufsteigst und dabei deinen linken Fuß dem rechten Fuß folgen lässt, wirst du dir deine Beine nicht brechen. Wenn du hingegen zu springen versuchst, könntest du dir dabei deine Beine brechen. Du musst langsam gehen.


YBG 9-10. Sri Chinmoy beantwortete die folgenden Fragen in seinem Haus in Jamaica, New York, am 13. Juni 1988.

Frage: Du hast eine lange Zeit gewartet.

Sri Chinmoy: Der Supreme hat mir nicht sofort gesagt, dass ich nach Amerika gehen soll. Bis 1958 oder 1959 dachte ich, ich würde mich in die Höhlen des Himalayas zurückziehen. Ich habe mir einige frühere Inkarnationen ins Gedächtnis zurückgerufen. In der Zeit nach 1959 erhielt ich dann vom Supreme den Befehl. Doch vorher dachte ich nur an den Himalaya. Das ist der traditionelle Weg.

Manchmal tauchte die wunderliche Idee nach Amerika zu gehen in mir auf, doch ein starkes Gefühl, in den Westen zu gehen – das gab mir Gott nicht. Ich hatte nur das starke Gefühl, in den Himalaya zu gehen. Vor einigen Jahren hatte mein ältester Bruder gemeint, ich käme vielleicht eines Tages nach Indien zurück und würde mich dann in den Himalaya begeben, um dort zu leben.

Im Alter von vierzehn Jahren schrieb ich einen kurzen Artikel mit dem Titel: „Ein Meer aus Licht“. Darin sagte ich, dass ich aufgeben würde, dass ich diese sterbliche Welt verlassen würde, um wieder in meine ewige Wohnstätte im Himmel zu gelangen.

Dann sprach der Supreme: „Wenn Menschen wie du sich zurückziehen, wer wird Mich dann manifestieren?“ Das war die Offenbarung. Das war meine solide Erfahrung.

Erst gegen Ende meiner Ashramzeit, zwei oder drei Jahre bevor ich nach Amerika auswanderte, wurde ich mir des Manifestationsaspektes und der Möglichkeit, nach Amerika zu gehen, gänzlich bewusst. Ansonsten: Nein, für mich gab es in erster Linie nur das innere Streben. Ich dachte daran, eines Tages wieder die Höhlen des Himalajas aufzusuchen. Ich hatte keine besonderen Gefühle für Amerika oder für den Westen.

Frage: Was geschah, nachdem Siddharta die Erleuchtung erlangte? Sah er da nicht Gott? Warum war das unpersönlich?3

Sri Chinmoy: Buddha sprach über Erleuchtung, über Seligkeit. Was ist Seligkeit, wenn nicht Gott? Erleuchtung ist Gott; Licht ist Gott. Buddha sah das Licht und als er die Erleuchtung erlangte, wurde er zum Licht. Er hat nur nicht den Begriff ‘Gott' verwendet.

Nach seiner Erleuchtung wollte Buddha nicht mehr herabkommen. Er wollte in dem Zustand verweilen, wo alles Frieden ist. Es gibt zwei Aspekte. Einer davon ist die Auslöschung allen irdischen Leids. Wenn man in diese Realität gelangen kann, so wird man dort kein Leid vorfinden. Der andere Aspekt ist folgender: Wenn du auf die Spitze des Baumes kletterst und die äußerst köstlichen Mangos dort verzehrst, willst du nicht mehr hinabsteigen; denn sobald du wieder am Fuße des Baumes bist, erkennst du, dass dort viele, viele Dornen sind. Du fühlst, dass es am besten ist, auf der Spitze des Baumes zu verweilen, dich dort satt zu essen und niemals mehr herabzusteigen.

Buddha erlangte das Nirvana. Später sprach er dann über das Parinirvana. Zuerst kommt die Auslöschung des Leids. Dann taucht man so vollständig in das universelle Bewusstsein ein, dass man nicht noch einmal eine menschliche Inkarnation annimmt. Der Vogel hat den Käfig verlassen, er möchte nicht noch einmal in den Käfig zurückkehren.


YBG 11-14. Sri Chinmoy beantwortete nachstehende Fragen über Buddha im Dezember 1988, während er und seine Schüler sich in Thailand, auf ihrer jährlich stattfindenden Weihnachtsreise, befanden.

Frage: Hat Buddha Gott gesehen?

Sri Chinmoy: Ich heiße nicht Buddha! Alles was ich behaupte, wird meiner Vorstellungskraft entspringen. Ich kann nur dies sagen: Vermagst du einmal das Persönliche zu sehen, wird es sofort zum Unpersönlichen. Es ist wie mit Eis und Wasser. Du kennst den Unterschied. In dem einen Moment ist es Eis, im nächsten Moment ist es Wasser. Wenn du das Eis betrachtest, kannst du dir nicht vorstellen, dass darunter Wasser ist. Wenn du das Wasser betrachtest, kannst du dir nicht vorstellen, dass es zu Eis wird. Ein Mensch liebt das Eis, ein anderer liebt das Wasser. Buddha zog das Unpersönliche dem Persönlichen vor.

Ich in meinem Fall sehe beides, doch ich bevorzuge das Persönliche. Ich bin einhundert Prozent für das Persönliche. Einmal, in Woodstock, sah ich den unpersönlichen Gott. Ich befand mich an einer Bushaltestelle. Ich wartete dort auf den Bus, um von Woodstock wieder zurück nach New York zu fahren. Der Bus hatte Verspätung. Ich wünschte den Bus herbei, damit ich nicht zu spät kommen würde. Ich hielt die ganze Zeit über Ausschau nach dem Bus.

Dann sah ich den unpersönlichen Supreme. Ich sagte: „Ich brauche nicht das Unpersönliche. Ich sterbe vor Sehnsucht nach dem Persönlichen!“ Dann sah ich sofort den persönlichen Supreme. Irgendwann bemerkte ich, dass der Bus bereits gekommen war. Möglicherweise hat er nur noch auf mich gewartet.

Zum persönlichen Gott kannst du sprechen. Beim unpersönlichen Gott ist es, als ob du zu einer Wand sprichst. Wenn du dich dem Einen persönlich zu nähern vermagst, kannst du alles tun, was du möchtest – du kannst sprechen, weinen, Schelte bekommen und noch vieles mehr. Wenn du mit dem unpersönlichen Gott sprichst, ist alles mentale Halluzination!

Ich gebe euch ein Beispiel. Einige Schüler sind mit mir unzufrieden. Innerlich meinen sie, sie brauchen einen besseren Guru, da ich mich nicht um sie kümmere. Vor einigen Tagen, hier im Hotel, sprach ich zu Gott: „O mein höchster Herr, was habe ich falsch gemacht? Du hast mich mit einigen ungöttlichen Schülern gesegnet. Kannst Du sie innerlich nicht dazu bewegen, mein Boot zu verlassen?“

Er antwortete: „Sei still! Halte den Mund!“

Ich sagte zum Supreme: „Du bittest mich den Mund zu halten, wenn ich Dich bitte, einige Leute aus meinem Boot zu nehmen. Warum bringst Du mir keine Sympathie entgegen, warum?“

Er sprach: „Du Narr! Du hast eine bewusste, bedingungslose Verpflichtung Mir gegenüber. Du hast Mich verwirklicht. Wo befinden sie sich? Verwirklichung liegt für sie noch in weiter Ferne. Sie sind noch nicht einmal eine unbewusste oder bedingte Verpflichtung mir gegenüber eingegangen. Aber auf deiner Verpflichtung basierend sage Ich dir: „Halte den Mund!“ Basierend auf ihren Standard, sage Ich zu ihnen: „Probiert andere Boote aus, probiert andere Boote aus. Und wenn ihr Meine Hilfe braucht, so werde Ich euch helfen.“

Dies war keine Halluzination. Es hat sich vor nur drei oder vier Tagen hier, an diesem berühmten Platz, zugetragen. Wenn es sich um den persönlichen Supreme handelt, so kann ich mit Ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen. Beim unpersönlichen Gott werde ich auf taube Ohren stoßen.

Sri Ramakrishna war voller Hingabe für Mutter Kali. Manchmal war er wütend und aufgebracht und richtete bittere Worte an Mutter Kali. Hätte er solche Worte zu einem unpersönlichen Gott gesprochen? Er wusste, dass der unpersönliche Gott ihm nicht zugehört hätte.

Ich befinde mich in der körperlichen Welt. Wenn einige meiner Schüler auf mich wütend sind, beziehen sie sich sofort auf das Persönliche. Zu diesem Zeitpunkt denken sie nicht an meine innere Weite, an meinen Frieden und an mein Licht. Das Bewusstsein eines Menschen sinkt und ich nehme – wenn ich an diesem Menschen Anteil nehme oder Mitgefühl für ihn empfinde – seinen Zorn oder seine Eifersucht in der Form eines Angriffs auf mich, auf meinen physischen Körper. An diesem Morgen, sieben oder acht Minuten vor vier Uhr, stand ich in meinem Zimmer und war gerade dabei, mit meinem Fitness-Training zu beginnen, als ich sehr, sehr starke Schmerzen in meinem rechten Knöchel spürte. Was für ein Angriff! Jemand in New York erwies mir die ‘Gunst', mich mit falschen Kräften anzugreifen.

Ich werde euch eine weitere Begebenheit erzählen. Heute hätte meine Karriere als Gewichtheber einige Monate lang vorbei sein können. Ich bin ins Auto gestiegen und habe die Türe geschlossen. Leider wurde mein linker Daumen dabei eingeklemmt. Das war sehr schmerzhaft. Ich stieg wieder aus dem Auto und weinte vor Schmerzen. In diesem Fall kam der Angriff von meiner eigenen Nachlässigkeit. Da mein rechter Arm schmerzt, versuche ich, mehr mit meinem linken Arm zu heben. Hätte ich meinen linken Daumen beschädigt, hätte ich lange Zeit mit dem Gewichtheben aussetzen müssen. Doch das Mitgefühl meines Supreme rettete meinen Daumen.

Auf diese Weise befasst sich der persönliche Aspekt mit dem Mitgefühl. Der unpersönliche Aspekt ist wie eine feste Mauer. Da kommt keine Antwort.

Buddha befürwortete den Mittelweg und das Vermeiden der Extreme. Dies war die Verwirklichung Buddhas. Er fastete viele Tage lang, nahm aber letzten Endes die Süßigkeiten an, die ihm von Sujata angeboten wurden. Er erklärte: „Geht nicht in die Extreme. Geht weder in Richtung Selbstnachgiebigkeit noch in Richtung Entsagung.“ Die Philosophie von Buddha ist der Mittelweg.

Frage: Wenn Buddhas Theorie lautete, den persönlichen Gott abzulehnen, galt dies dann ebenso für den persönlichen Guru?

Sri Chinmoy: Wenn man Bücher über das Leben Buddhas liest, wird man bemerken, dass manche behaupten, dass er sich um den persönlichen Aspekt seines Lebens gekümmert hat. Einige sagen, dass er im Alter von achtundsiebzig Jahren gestorben ist; andere behaupten, er war bereits über achtzig Jahre alt. Mit ungefähr fünfundsiebzig Jahren konnte er nicht mehr richtig gehen. Er wurde lahm und litt unter verschiedenen Krankheiten. Trotzdem pflegte er weiterhin Predigten zu halten. Das zog sich zwei, drei Jahre lang hin.

Buddha hatte einige bedauernswerte Schüler. Nachdem sie seine Reden gehört hatten, suchten sie andere spirituelle Lehrer auf, einfach nur um einen Vergleich anzustellen. Wenn sie dann fanden, dass die Vorträge von Buddha besser waren, gingen sie wieder zu ihm zurück.

Hätte sich Buddha nicht um den persönlichen Aspekt bemüht, hätte er gesagt: „Was kümmert mich das? Ich habe euch meine Weisheit angeboten. Das ist das Wichtigste. Wenn ihr im anderen Lehrer mehr Weisheit vermutet, dann geht zu ihm. Es ist alles unpersönlich.“ Aber Buddha hat anders gehandelt. Er fühlte sich schlecht, nicht weil er seine Schüler verloren hatte, sondern weil sie ständig ihren Lehrer wechselten. Mit seinen Reden hat er sie dann wieder zurückgeholt.

Das Persönliche und das Unpersönliche sind untrennbar, doch wir ziehen eines dem anderen vor – das ist alles. In ihrer Essenz sind sie untrennbar eins, doch wir mögen eines mehr als das andere. Die meisten Menschen ziehen den persönlichen Gott vor.

In Buddhas Fall war es nicht so, dass der unpersönliche Gott zu ihm kam. Es hat sich kein unpersönlicher Gott vor ihn hingestellt, nein. Alles wurde von innen her vollständig erleuchtet, wie von einer Ein-Millionen-Watt-Glühbirne. Gott war innen, außen, überall. Die inneren Wesen von Buddha waren vollständig erstrahlt, erleuchtet. Er trennte sich von seinen inneren Wesen. Er betrachtete seine inneren Wesen, die sich direkt vor ihm befanden und er sah, dass sie völlig erleuchtet waren. Er nahm sie als seinen eigenen unpersönlichen Aspekt wahr. Dies ist der Weg Buddhas: zu fühlen, dass man innerlich vollständig erleuchtet und ein weiterer Gott ist.

Ein anderer Weg besteht darin, zu fühlen, dass man mit Hilfe von Liebe, Ergebenheit und Selbsthingabe, die man dem persönlichen Gott entgegenbringt, alles erhalten wird. Betrachten wir einen Lehrer und dessen Schüler. Oftmals hat der Schüler bereits alles gelernt, was der Lehrer weiß, doch der Schüler besitzt eine derartige Bescheidenheit, Bewunderung und Verehrung, dass er diesen Menschen weiterhin als seinen Lehrer behalten möchte. Manchmal übertrifft der Schüler den Lehrer bei weitem. Er weiß mehr, doch er möchte dies verbergen, denn der Lehrer hat ihn so viele Jahre lang mit größter Zuneigung, Mitgefühl und Güte unterrichtet.

Mein ältester Bruder war ein Sanskritgelehrter. Der Dorfpriester führte Zeremonien durch und beging dabei einige Fehler, doch mein Bruder berührte immer seine Füße, da es dieser Dorfpriester gewesen war, der ihm die ersten Sanskritkenntnisse vermittelt hatte.

Als seine inneren Wesen erleuchtet waren, war Buddha vollkommen zufrieden. Er kümmerte sich nicht um den persönlichen Aspekt. Er brauchte ihn nicht. Sobald er sich selbst als Höchsten wahrnahm, war er völlig zufrieden gestellt.

In meinem Fall, als ich Gott verwirklicht hatte, wusste ich, dass da noch Jemand war, doch es gab keinen Unterschied zwischen meinem Höchsten und diesem Jemand. Aus diesem Höchsten kam ich. Aber ich betrachte das Höchste in Form von Verwirklichung und das Höchste in Form von Manifestation als zusammengehörig. Buddha nahm wohl das Höchste in Form von Verwirklichung an, doch am Höchsten in Form von Manifestation lag ihm nichts. Ich nehme sofort beides an – Verwirklichung und Manifestation. In diesem Moment, wenn ich mich in der Form der Verwirklichung befinde, wird Jemand in mir und durch mich manifestiert. Im nächsten Moment, wenn ich die Rolle der Manifestation übernehme, verleiht Jemand der Verwirklichung in mir und durch mich Ausdruck. Buddha ging den Weg der Verwirklichung, nicht den Weg der Manifestation. Dies ist der Grund, warum sich seine Philosophie ein wenig von meiner unterscheidet. Doch letzten Endes ist es genau das Gleiche, das Allergleiche.

Wir befinden uns hier im Land Buddhas, dem Licht Asiens. Darum sprechen wir über ihn und meditieren auf ihn. Ich bringe jedem Avatar größte Bewunderung und Verehrung entgegen, doch meine größte Liebe gilt Sri Krishna. Zum Vergleich: Sri Ramakrishna hatte alle kosmischen Götter und Göttinnen verwirklicht, doch Mutter Kali reichte für ihn völlig, er brauchte nicht mehr.

Frage: Es hat den Anschein, dass die Anhänger Buddhas seinen persönlichen Aspekt verehren.

Sri Chinmoy: Wenn sie den persönlichen Aspekt nicht verehren würden, gäbe es dann Millionen von Buddha-Statuen? Meine Lieblingsstatue ist der Kamakura Buddha in Japan. Dort sehe und fühle ich Buddhas lebendige Anwesenheit. Jedes Mal, wenn ich dort bin, plaudern und plaudern und plaudern wir. Wir genießen eine wundervolle Konversation. Wir spielen, wir prahlen mit unseren okkulten Kräften und so weiter. Ich weiß, welche Art von Spiel wir in der inneren Welt spielen. Und wie wir reden können! Zu diesem Zeitpunkt tausche ich mich mit dem persönlichen Buddha aus. Könnte ich mit dem unpersönlichen Aspekt Buddhas diese Art von Gesprächen und Konversationen führen und diese Spiele spielen? Nein!

Frage: Wie können wir uns selbst schützen, wenn wir uns unter nicht strebsamen Menschen aufhalten?4

Sri Chinmoy: Hier müssen wir unsere Weisheit nützen. Angenommen du willst ins Fitnessstudio gehen. Geh einfach dann hin, wenn jene Menschen, die sich in einem sogenannten ungöttlichen Bewusstsein befinden, die Geräte nicht nutzen. Niemand kann acht oder zehn Stunden lang dort üben. Wenn sie nicht dort sind, kannst du hingehen und trainieren. Das nennt man Weisheit. Bevor du mit den Übungen beginnst, kannst du einige Male das Wort ‘Supreme' wiederholen. Das wirkt sich auf die Eigenschwingung der Geräte aus. Meine Schüler haben mich sehr glücklich gemacht, indem sie so viele Trainingsgeräte für mich bauten. Meine eigene Schwingung, ob gut oder schlecht, ist ausreichend für mich.

YBG 15-20.Sri Chinmoy beantwortete folgende Fragen von seinen Schülern am 8. Juli 1989 während seines Besuchs in Neuseeland.

Frage: In deinen Schriften sprichst du über die Göttin Kali. Ist es notwendig, an die kosmischen Götter und Göttinnen zu glauben?

Sri Chinmoy: Ich bin Inder. In Indien hat jede indische Familie, jedes Haus, eine vorsitzende Gottheit. Wir glauben, dass sich Gott in dieser vorsitzenden Gottheit befindet. In meinem Fall ist Mutter Kali meine Haupt-Gottheit. Von allen kosmischen Göttern und Göttinnen habe ich zu ihr die engste Beziehung. Nur wegen ihr lebe ich heute noch, spreche ich heute mit euch. Lange bevor ihr geboren wurdet, fand im Sri Aurobindo Ashram ein 400 Meter Wettlauf statt, bei dem ich zusammengebrochen bin und meine Seele den Körper verließ. Nur aufgrund meiner inneren Erleuchtung sah ich, dass sich meine Seele vom Körper löste. Da ergriff Mutter Kali voller Macht meine Seele und brachte sie in meinen Körper zurück. Ich sah es.

Ich wurde in einer Rikscha nach Hause gebracht. Es stand sehr ernst um mich. Ich konnte mich drei ganze Tage nicht bewegen, doch während der ganzen Zeit sah ich meine Mutter Kali in einer bestimmten Ecke an der Wand. Das war keine Einbildung. Sie passte auf mich auf und sagte voll unendlichem Mitgefühl und unendlicher Liebe zu mir, dass mein Körper wieder ganz in Ordnung käme.

Mutter Kali schenkte mir viele Hunderte, viele Tausende von Erfahrungen. Doch ich möchte, dass meine Schüler nur einer Person ergeben sind, dem Supreme. Im Supreme befindet sich Mutter Kali. Mutter Kali ist ein Teil des Supreme. Der Supreme ist dein Guru, mein Guru, der Guru eines jeden Menschen. Ich werde niemandem sagen, er solle den Supreme aufgeben und stattdessen Mutter Kali als sein Ein und Alles betrachten, nein.

Allerdings kannst du momentan den Supreme noch nicht sehen, ich hingegen schon. Da dein drittes Auge noch schläft und du den Supreme noch nicht direkt sehen kannst, sollst du mein Transzendentales Bild ansehen. Wenn du an mich glaubst, wenn du glaubst, dass dein Guru Gott verwirklicht hat, dann kann dir dieses Bild sofort helfen, das Höchste zu erreichen. Mein Transzendentales Bild ist untrennbar eins mit dem Supreme. Da du den Supreme nicht direkt sehen kannst, kannst du den Repräsentanten des Supreme in meinem Transzendentalen Bild sehen.

Vielleicht möchtest du dir auf diese Weise auch eine göttliche Eigenschaft aneignen, z. B. Reinheit. Was kannst du tun, wenn du dein eigenes Herz nicht als eine absolut wunderschöne Blume betrachten und auch nicht den Duft deines Herzens wahrnehmen kannst? Du kannst eine Blume vor dich hinstellen, um zu empfinden, dass du so rein sein wirst, wie diese Blume. Eine Blume verkörpert Reinheit. Wenn du die Blume betrachtest, empfängst du Reinheit in unendlichem Ausmaß. Mithilfe der Blume begibst du dich in die Welt der Reinheit. Die Blume nimmt dich mit zum Reinheits-Bewusstsein, zum Duft-Bewusstsein.

Wir brauchen immer jene Dinge, die uns dorthin bringen, wo wir hin wollen. Für meine Schüler ist mein Transzendentales Bild die Brücke zwischen Erde und Himmel. Wie sollte das Überqueren ohne Brücke stattfinden? Wie wolltet ihr das anstellen? Der Himmel liegt schon etwas höher als die Erde! Noch einmal, wir brauchen in unserem Verstand einfach etwas, das uns Inspiration schenkt. Für meine Schüler ist das mein Transzendentales Bild. Mein Transzendentales Bild ist ebenso in euch.

Was mache ich in meinem Fall? Ich sehe jemanden, der mich sehr gerne hat und der mir sehr zugetan ist, und dieser Jemand besitzt Kraft. Wenn ich Gewichte hebe, die über Tausenden von Pfund wiegen, so sehe ich Mutter Kali auf meinem Kopf tanzen. Dies ist keine mentale Einbildung.

Doch ich brauche Mutter Kali nicht, um durch sie zum Supreme zu gelangen. Ich habe eine sehr nahe, direkte Verbindung mit dem Supreme. Man kann es als Hotline bezeichnen. Doch ich verehre Mutter Kali, da sie seit meiner Kindheit die Familien-Gottheit ist.

Frage: Guru, ich habe ein Problem mit meiner Haut. Ich leide daran seit ich ein Baby war; es macht mich verrückt. Ich muss mich kratzen und kann nicht schlafen. Ich frage mich, ob du bitte äußere oder innere Heilmittel vorschlagen könntest.

Sri Chinmoy: Nur innere Heilmittel können dich dauerhaft kurieren. Du kannst es mit Gebeten und Meditationen versuchen. Äußere Heilmittel können dir auch helfen. Ich bin sicher, dass du bereits einen Arzt aufgesucht hast. Frage ihn, ob du die Haut mit Kokosnusswasser abreiben kannst. Frage bitte zuerst den Arzt. Wenn er einverstanden ist, wenn er meint, es richte keinen Schaden an, kannst du deinen Körper mit Kokosnusswasser waschen. Es wird dir helfen. Aber bitte frage zuerst deinen Arzt.

Frage: Gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie sich unsere Zukunft entwickeln wird, wenn wir geboren werden?

Sri Chinmoy: Wenn du einen Meister findest, der Gott verwirklicht hat, so beschleunigt er deine Reise. Und er beschleunigt sie nicht nur, sondern manchmal kann er die Reise auch verkürzen oder jemandem Anweisungen geben: „Gehe diesen Weg. Das ist eine Abkürzung.“ Aber auch die Abkürzung kann voller Dornen, voller Hindernisse sein. Wenn wir einen wahren spirituellen Meister haben, verkürzt er den Weg nicht nur, sondern er räumt auch viele Hindernisse aus dem Weg.

Oftmals ist es der Fall, dass eine Abkürzung existiert, aber wenn du diese Abkürzung gehst, triffst du auf sehr große Hindernisse. Der andere Weg mag lang sein, sehr lang, aber ohne viele Hindernisse. Das Problem dabei ist jedoch, dass der Ablauf sehr langsam vor sich geht, er dauert mehrere Inkarnationen.

Wenn du einen spirituellen Meister hast, und wenn dein inneres Streben sehr aufrichtig ist, zeigt er dir die Abkürzung, und zusätzlich werden die Hindernisse auf deinem Weg erheblich reduziert. Wenn jedoch überhaupt keine Hindernisse da wären, würdest du dein spirituelles Leben nicht schätzen. Wenn du alles bekommst, worum du bittest, wirst du es nicht schätzen.

Wenn du spirituell schon weiter fortgeschritten bist und jene Dinge bekommst, um die du bittest, wirst du erkennen, dass Gottes bedingungsloses Mitgefühl dafür verantwortlich ist. Angenommen, ich hätte dir nicht einmal einen Dollar gegeben, warum solltest du mir dann dankbar sein? Andererseits, wenn ich dir etwas gebe, wirst du mir dann nicht ein Lächeln schenken? Hier auf der Erde muss ein Mensch etwas geben und ein anderer etwas zurückgeben. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Wir können unseren Verstand nicht davon überzeugen, dass Gott uns bedingungslos liebt. Aber wenn Gott etwas gibt, so gibt Er es bedingungslos.

Wir können unseren Verstand nur dann überzeugen, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebt, wenn unser spirituelles Leben an erster Stelle steht. Gewöhnliche Menschen werden dies nie, nie glauben können. Es ist so gut wie unmöglich, ihren Verstand zu überzeugen. Doch spirituelle Menschen sind anders. Wenn wir spirituell sind, erkennen wir sofort, dass das, was wir hinsichtlich der Liebe zu Gott, der Ergebenheit zu Gott und des Dienstes für Gott geben, eigentlich nicht nennenswert ist. Wir fühlen – und das ist absolut wahr – dass Gott uns unendlich mehr liebt, als wir Ihn lieben. Ob es sich nun um Zuneigung, Liebe, Zärtlichkeit, Anteilnahme oder Mitgefühl handelt, Er gibt uns viel mehr, als wir Ihm geben.

Weil dein Gefäß einfach zu klein ist, kannst du das, was Gott dir geben möchte, nicht behalten. Gott kommt mit einer großen Menge zu dir, doch du kannst sie nicht aufnehmen, da dein Gefäß zu klein ist. Er steht vor dir, doch du schaffst es nicht, dich auszudehnen, du kannst dein Gefäß nicht so stark vergrößern, dass Er Seine Liebe und Seinen Segen in dich fließen lassen kann.

Wenn du zu diesem Zeitpunkt Gott deine Dankbarkeit erweisen kannst, wirst du sofort ein größeres inneres Gefäß erhalten. Selbst wenn du jeden Tag wiederholst: „Ich möchte meinen geliebten Supreme bedingungslos lieben“, wirst du dein Ziel nicht erreichen können. Du wirst deine Kraft nur sinnlos vergeuden. Wenn du es hingegen schaffst, Gott gemeinsam mit deinem Gebet auch deine Dankbarkeit anzubieten, so wird dein Gebet sofort gereinigt. Dann dehnt sich dein Gefäß automatisch aus.

Mit Dankbarkeit steigerst du die Empfänglichkeit deines inneren Gefäßes. Und wenn sich die Dankbarkeit vergrößert, wirst du erkennen können, dass die Straße vor dir gut überschaubar ist und dass sich die Reise verkürzt.

Ich möchte jedem einzelnen Schüler sagen: bietet Gott eure Dankbarkeit für alles an, was ihr bereits bekommen habt. Denkt einmal nur an das, was ihr seid, und was ihr wäret, hättet ihr das spirituelle Leben nicht angenommen. Schaut euch um und betrachtet das äußere Leben. Wollt ihr dieses Leben? Wenn ihr dieses Leben jetzt wollt, seid ihr frei, zu diesem Leben zurückzukehren. Ihr habt es für ein höheres Leben aufgegeben. Wenn ihr nun seht, dass dieses höhere Leben ebenso voller Hindernisse ist, fühlt ihr vielleicht, dass eine Rückkehr zum anderen Leben besser wäre. Nennen wir es nicht ‘höheres' oder ‘niedrigeres' Leben. Nennen wir es ‘das andere Leben'.

Wenn ihr dieses andere Leben, das gewöhnliche Leben, führt, so sage ich euch, dass der Prozess ein sehr langsamer sein wird. Eines Tages werdet ihr zweifellos Gott verwirklichen, entweder in dieser Inkarnation oder in der hundertsten Inkarnation von jetzt an. Wenn ihr wisst, dass das Einssein mit dem Willen Gottes das Ziel ist, und wenn ihr den Glauben an Gott benötigt, um dieses Ziel zu erreichen, warum nur, ach warum nur, kultiviert ihr dann nicht mehr Glauben an Gott und mehr Glauben daran, dass ihr die Fähigkeit besitzt, Gott bedingungslos zu lieben? Sagt einfach zu euch: „Wenn Er mich bedingungslos lieben kann, dann kann ich Ihn auch bedingungslos lieben, da ich seine Schöpfung bin.“ Jeder Einzelne braucht diesen Glauben.

Wenn eine Mutter im Besitz einer köstlichen Süßspeise ist, so wird sie diese gewiss mit ihren Kindern teilen. Gott ist unendlich freundlicher und viel liebevoller als unsere Mutter oder unser Vater, also möchte Er den Nektar, den Er trinkt, mit uns teilen. Und gleichermaßen bedeuten Seine Liebe und Sein bedingungs-loser Segen, dass Er auch uns die Fähigkeit gegeben hat, Ihn bedingungslos zu lieben.

Wenn du geboren wirst, ist sich deine Seele dieser Wahrheit bewusst. Jede Seele hat sehr hohe Erfahrungen, wenn sie diese Welt betritt. Die Seele erneuert zu diesem Zeitpunkt ihr Versprechen, das sie dem Supreme gegeben hat. Das kann manchmal an dem Tag deiner Geburt, manchmal einige Tage früher oder später stattfinden. Es muss nicht genau am Tag deiner Geburt sein. Es kann auch fünf, sechs, zehn oder sogar zwölf Tage vorher sein.

Ihr habt sicher schon erlebt, dass, wenn irgendwo auf der Welt eine besondere Festivität stattfindet, manche Menschen einige Stunden oder sogar einige Tage vor dem Beginn der Feierlichkeiten erscheinen. Sie setzen sich dann vor die Tore und warten, bis sie geöffnet werden. Und auf ähnliche Weise kommen jene Seelen, die reif sind, vier oder fünf Tage früher, um ihr Versprechen zu erneuern, dass sie in diesem Leben Gott bedingungslos in und durch den Körper, das Vitale, den Verstand und das Herz lieben werden.

Die Seele ist der Pionier. Die Seele spricht zu ihren anderen Familienmitgliedern: „Ich liebe Gott bedingungslos. Mein Bruder Herz liebe auch du Gott bedingungslos. Meine Brüder Verstand, Vitales und Körper, auch ihr sollt Gott bedingungslos lieben.“ So lautet die Botschaft, die du von deiner Seele am Tage deiner Geburt erhältst, und ebenso, wenn du auf der Welt deinen Seelentag, deinen Geburtstag, feierst.

Wie kann man Gott bedingungslos lieben? In einem gewissen Sinne existiert keine Abkürzung, wie lang die Distanz auch immer sein mag. Die Distanz von, sagen wir, Sydney nach Melbourne, ist festgelegt. Du kannst diese Distanz mit dem Flugzeug oder mit dem Boot bewältigen. Das Flugzeug kann dich in einer Stunde hinbringen. Wird das Boot dich auch in einer Stunde hinbringen können?

Dankbarkeit, Liebe und Selbsthingabe sind im spirituellen Leben wie das Flugzeug. Sie werden dich viel schneller an das Ziel bringen. Wenn du dich auf deine persönlichen Fähigkeiten verlassen musst – auf deine Enthaltsamkeit usw. – wird das wie eine lange Bootsreise sein. Ein kleines Boot bringt dich nur langsam ans Ziel. Die Distanz ist dieselbe, aber die eine Form zu reisen ist viel schneller als die andere.

Ich will euch ein Beispiel geben. Heute, während unseres Friedenskonzertes, kamen in der inneren Welt sieben Seelen zu mir. Sie waren darum bemüht, sich dem Supreme in mir bedingungslos zu ergeben. Vier von ihnen waren nicht meine Schüler. Sie waren Sucher, und doch wollten sie sich bedingungslos dem Willen Gottes in mir hingeben. Ich war so glücklich darüber. Meine Musik inspirierte diese Menschen, die nicht meine Schüler sind und die vielleicht nie meine Schüler sein werden. Doch ihr inneres Streben war sehr intensiv, und ich konnte diese Intensität noch um ein Vielfaches steigern. Sie haben vielleicht keinen spirituellen Meister; Gott ist ihr Meister. Gott ist der Meister eines jeden Menschen. Diese Seelen kamen zu unserem Friedenskonzert und waren derart bewegt, dass sie sich dem Willen Gottes bedingungslos hingaben. Sie erneuerten ihr Versprechen, das sie einst dem absolut höchsten Herrn gegeben hatten. Dies geschah vor einer Stunde. Ich weiß, dass diese vier Sucher ihre Erfahrung noch immer aufrechterhalten. Vielleicht wird diese Erfahrung auch noch einige Tage oder Monate, oder sogar noch ein Jahr andauern.

Heute konnte ich diese Sucher inspirieren. Ihre Hingabe richtete sich direkt an Gott, doch ich war derjenige, der ihnen geholfen hat, ihr inneres Streben zu intensivieren. Wenn du in deinem Fall dein Versprechen an den Supreme jeden Tag erneuern kannst – wenn du dies zu einer Gewohnheit werden lässt, wie all deine anderen täglichen Aktivitäten – dann wird es für dich einfacher sein, bedingungslose Hingabe zu entwickeln.

Es ist für Menschen eine große Gelegenheit, wenn sie mit anderen spirituellen Menschen zusammentreffen. Sie reagieren sofort auf deren Bewusstsein. Diese Erfahrung hat mich sehr tief berührt.

Nun könnt ihr Fragen stellen. Als ich noch in Indien war, tauchten manchmal Fragen in mir auf. Dann besuchte ich die Bibliothek des Ashrams – nicht um Antworten auf meine Fragen zu finden, sondern um zu lesen und zu lernen. Ich nahm ein Buch zur Hand, schmökerte darin, und die Antwort stand da geschrieben. Es handelte sich nicht um ein spezielles Buch, das in Beziehung zu meiner Frage stand, und doch lieferte dieses Buch die Antwort.

Frage: Wenn du eines deiner bengalischen Lieder singst, in dem unser Name vorkommt, werden wir dann etwas empfangen können?

Sri Chinmoy: Wenn du in Einklang mit meiner Seele bist, wirst du definitiv einen Nutzen daraus ziehen können. Wenn ich z. B. das Lied Jiban debata daki animesh... seelenvoll singe, und wenn deine Seele (Bezug nehmend auf Animesh) zu diesem Zeitpunkt nicht schläft, dann kann dein Herz ganz leicht von Australien hierher kommen, und du wirst sofort das Ergebnis erhalten. Es ist eine Frage der Empfänglichkeit. Andernfalls singe ich vielleicht direkt vor dir dieses Lied, doch wenn du in diesem Moment gerade an eine andere Person denkst und an das, was sie jetzt tun könnte, wird diese betreffende Person zu deinem Guru. Ich bin dann nicht dein Guru! Dann kannst du von dieser Person etwas erwarten, nicht von mir.

Vorgestern, als ich von der Radiostation zurückkam, führte mich ein Schüler zum Essen aus. Hat er es nicht bemerkt, dass ich ein neues Lied übte, in dem sein Name vorkam? Etwas hat mich dazu inspiriert, im Restaurant Flöte zu spielen. Wir saßen draußen, beinahe auf der Straße. Wir aßen Suppe und ich spielte Flöte. Niemand belästigte mich; die Menschen aßen und ich spielte, spielte und spielte und erfreute mich an dem Lied. Die Leute waren so nett, dass es ihnen nichts ausgemacht hat.

Es was das Lied Ashar pradip nibe jadi jai... Es bedeutet: „Sollte ich es jemals zulassen, dass in meinen Leben die Flamme meiner Hoffnung und meines Traumes gelöscht wird, dann wird mich der Tod sofort mit seinen Todesketten erwürgen, während er dazu lacht und tanzt.“

Hoffnung ist absolut notwendig. In dem Moment, in dem wir unsere Hoffnung aufgeben, sterben wir. Hoffnung ist nicht gleichbedeutend mit Erwartung. Zwischen Hoffnung und Erwartung existiert ein großer Unterschied. Ich gebe dir einen Cent und will von dir sofort zwei Cents haben: Das nennt man Erwartung. Doch Hoffnung ist etwas anderes. Wenn du hoffst, fühlst du dich zunächst hilflos. Die Hoffnung macht uns bescheiden. Die Erwartung tut das nicht. Die Erwartung ist eine Art Hochmut, der mit Zuversicht gepaart ist. Zuversicht ist gut, doch Erwartung ist hochmütige Zuversicht.

Wenn der Sohn fühlt, er habe das Recht, von seinem Vater etwas zu erwarten, so nennt man das Erwartung. Wenn er hingegen hofft, dass der Vater ihm etwas geben wird, dann existiert in ihm ein gewisses andächtiges Gefühl, eine Bescheidenheit. Hoffnung birgt mehr Göttlichkeit in sich, wahre Göttlichkeit. Hoffnung ist eine Art seelenvolles Gefühl. Wir empfinden: „Ich bin nicht vollkommen, doch ich habe immer noch Hoffnung. Ich habe meine zahlreichen Schwächen – Eifersucht, Unsicherheit und so weiter – noch nicht besiegt, doch ich habe die Hoffnung, dass ich sie eines Tages besiegen werde. Ich habe mein Ziel noch nicht erreicht, doch eines Tages werde ich es erreichen. Ich habe es noch nicht geschafft, aber ich werde es schaffen.“ Gib niemals die Hoffnung auf! Wenn uns die Hoffnung verlässt, sind wir in Schwierigkeiten, dann sind wir spirituell tot.

Ich habe dieses Lied auf der Flöte komponiert, doch auf der Radiostation wollte ich es auf dem Tote-a-Tune spielen. Das Tote-a-Tune war in meiner Tasche. Ich hielt nach Savyasachi Ausschau, doch er war nicht verfügbar. Er trug meine Tasche. Ich dachte, wenn ich ihn anschauen würde, würde er verstehen, was ich brauche. Ich schaute hierhin und dorthin, aber er war nicht da. Glücklicherweise war mein Harmonium da, um mich zu retten.

Frage: Was kann ich tun, damit mich die Fehler anderer Menschen nicht stören?

Sri Chinmoy: Wie man die Fehler anderer Menschen übersehen kann? Lass uns die Fehler als etwas Hässliches oder Schmutziges betrachten. Du siehst, dass auf einem Tisch Tinte verschüttet wurde. Sobald du die Tinte bemerkst, sinkt dein Bewusstsein. Nun liegt es an dir, ob du weiterhin die Tinte anschaust oder ob du dich umdrehst und den Garten betrachtest.

Oder nehmen wir eine Schultafel her. Du siehst, dass Kinder ungöttliche Dinge auf die Tafel geschrieben haben. Sie haben sie ruiniert. Sie ist schlimm entstellt. Welche Art Inspiration wirst du von dieser Tafel erhalten? Wenn du keine Inspiration bekommst, musst du weise sein und deine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel richten. Sobald du dich umdrehst, wirst du einen Garten oder andere schöne Dinge bemerken.

Die Antwort ist stets, nicht auf die Fehler anderer Menschen zu blicken. Wenn du auf die Mängel anderer Menschen blickst, solltest du fühlen, dass deine eigenen Schwächen wie Magnete sind. Du hast ebenfalls Schwächen, und wie ein Magnet ziehen sie die Schwächen der anderen Person an. Genau jene Dinge, die du hasst, zieht dein innerer Magnet in dein eigenes System.

Unsicherheit, Angst und Dummheit – wie wir sie schätzen! Wie schlau wir versuchen, sie immer wieder festzuhalten! Wir fühlen, dass sie absolut notwendig sind. Wir empfinden Unsicherheit als notwendig; sie hält uns wach. Sie lässt uns fühlen: „Jemand ist hinter mir, der mich überholen will. Diejenigen, die schon vor mir sind, stören mich nicht; ich wünsche mir nur so sehr, ihnen gleich zu sein. Aber die Menschen, die hinter mir sind, erschaffen mehr Probleme für mich.“ Wir verzehren uns danach, zu jenen aufzuschließen, die vor uns sind, aber es sind die, die hinter uns sind, die uns unsicher werden lassen. Wenn mich ein Weltmeister in einem Rennen überholt, so ist das nichts Überraschendes. Aber wenn eine alte Dame mich überholt, bringt mich meine Unsicherheit um! Wenn wir unsicher sind, machen wir uns immer Sorgen, dass unsere Untergebenen den Versuch unternehmen werden, uns zu überholen.

Auf diese Weise ziehen wir ständig Probleme an. In einem gewissen Sinne lassen uns Probleme spüren, dass wir existieren. Doch warum versuchen wir nicht, jedes Problem in einem anderen Licht zu betrachten? Das ist eine innere Krankheit, an der jeder leidet.

Wie Hanuman werden[fn:: YBG 21-24. Sri Chinmoy gab den folgenden Vortrag am 11. März 1990 im Meditationszentrum

Progress-Promise in Jamaica, New York, und beantwortete Fragen über Hanuman,

dem großen Anhänger Sri Ramachandras.]

Sri Chinmoy: Wir denken an Hanuman und meditieren auf Hanuman. Im Vergleich mit ihm werden alle Lieblingsschüler aller spiritueller Meister und Avatare kläglich scheitern. Lasst uns nun auf unseren eigenen Glauben meditieren – auf unseren Glauben an unseren Meister, auf unseren Glauben an den Höchsten Herrn und auf Seinen Glauben an uns.

Was geschieht, wenn der Schüler den Glauben an seinen Meister verliert? Dies ist der spirituelle Tod des Schülers. Und auf die exakt gleiche Weise bedeutet der Verlust des Glaubens des Meisters an den Schüler den Tod des Meisters. Äußerlich werde ich euch das nicht erklären können, aber wenn ihr tief nach innen taucht, werdet ihr erkennen, dass ich die Wahrheit sage.

Der Wettkampf ist für die Mutigen. Der Wettkampf ist für die Schnellen. Wenn du mutig bist, wirst du schnell sein in der inneren Welt; und wenn du in der inneren Welt schnell bist, wirst du in der äußeren Welt mutig sein. Ich hoffe – ich hoffe gegen die Vernunft – dass in dieser Inkarnation einige Schüler in mein Leben treten werden, die Hanuman ähnlich sind, oder dass einige Schüler, die ich bereits habe, zu meinen besten Schülern heranwachsen werden. Und ich hoffe, dass all die Botschaften, die ich über die Jahre ausgesprochen habe – hier, dort, überall – noch zu meinen Lebzeiten manifestiert werden. Andernfalls werden, wenn ich einmal gestorben bin, entweder meine Schüler auf der ganzen Welt langsam und beständig mein Licht manifestieren, oder einige neue Seelen werden vom Himmel herabkommen, um die Manifestation meiner göttlichen und erhabenen Versprechen, die ich der Welt anerboten habe, zu beschleunigen.

Frage: Wie kann ich Hanuman ähnlicher sein?

Sri Chinmoy: Diese Frage ist schon sehr alt. Statt zu fragen: „Wie kann ich Hanuman ähnlicher sein?“, sage einfach: „Ich kann es tun, ich kann es tun, ich kann es tun!“ Dann sage: „Ich habe es getan, ich habe es getan, ich habe es getan!“ Wenn du im Verstand oder irgendwo in der inneren Welt oder auf irgendeiner Ebene deines Bewusstseins fühlst, dass du etwas nicht zustande bringen kannst, dann sprich einfach: „Ich kann es tun, ich habe es getan! Ich kann es tun, ich habe es getan!“

Es ist eine Frage des Glaubens. Glaube und Selbsthingabe müssen Hand in Hand gehen. Wenn du Glauben hast, kannst du bedingungslose Selbsthingabe entwickeln. Wenn es in deinem Leben etwas gibt, das du nicht tun kannst oder zu dem du nicht werden kannst, ganz gleich, wie schwierig es ist, sprich einfach: „Ich kann es tun, ich habe es getan!“ Du machst dir nicht selbst etwas vor. Wenn du dies aussprichst, kannst du deinen Glauben errichten. Einerseits ist es extrem schwierig; andererseits ist es extrem einfach.

Wenn du ein Problem hast, das du seit Jahren nicht lösen konntest, dann sage einfach: „Nein, ich kann es lösen.“ Dann kannst du sagen: „Ich habe es gelöst.“ Wenn du vorbehaltlosen Glauben an deinen Meister hast, schlaflosen und atemlosen Glauben, dann sprich: „Ich kann es tun und ich habe es getan!“

Es geht einfach darum, die Richtung zu wechseln. Du weißt, dass es zwei Richtungen gibt. Es gibt den Vorwärtsgang und den Rückwärtsgang. Wenn du zurückgehst, weil du fühlst, dies sei einfacher, werde ich sagen: „Geh vorwärts, geh vorwärts! Wer hält dich davon ab, vorwärts zu gehen? Wer bittet dich, zurück zu gehen?“

Jedes Mal, wenn du den Glauben verlierst, jedes Mal, wenn du eine göttliche Eigenschaft verlierst, musst du fühlen, dass du rückwärts gehst. Und jedes Mal, wenn du deine gute Eigenschaft zurückerhältst, gehst du vorwärts. Ganz gleich, wie viele Tage, wie viele Monate oder wie viele Jahre du rückwärts gegangen bist, weil du nicht auf deinen inneren Führer oder auf deinen Meister oder auf deine eigene Seele oder auf dein inneres Wesen gehört hast, fange in diesem Moment wieder von vorne an und sprich: „Die Vergangenheit ist Staub.“ Dies ist unsere Philosophie. Sag einfach: „Die Vergangenheit ist Staub. Wenn die Vergangenheit mir keinen Glauben geschenkt hat, wie ihn Hanuman hatte, wenn die Vergangenheit mir keine bedingungslose Selbsthingabe gegeben hat, dann lass mich diese Eigenschaften in der Gegenwart haben, damit ich sie zukünftig mein ganzes Leben lang haben werde.“

Noch einmal, sage immer wieder: „Ich kann es tun und ich habe es getan!“ Vergiss einfach alles, was falsch und ungöttlich ist. Meide es, meide es. Und wenn es irgendetwas Gutes gibt, das du erreichen willst, dann sage sofort: „Ich kann es tun.“ Ganz gleich, wie oft du schon damit gescheitert bist, selbst wenn du es nicht einmal mehr zählen kannst, überzeuge dich davon, dass du es tun kannst und dass du es getan hast. Sobald du sagst, dass du es getan hast, hast du es auf der inneren Ebene bereits vollbracht. Und in der äußeren Welt hast du es ebenfalls vollbracht, da die innere Welt zum Vorschein gekommen ist. Du hast den Samen gesät. Später wirst du die Pflanze und den Baum sehen.

Frage: Du sagtest, dass der Wettlauf etwas für die Schnellen ist. Manche Menschen sind von Geburt an mit viel natürlicher Dynamik ausgestattet. Kann man Schnelligkeit alleine durch Willenskraft entwickeln, wenn man sich auf einem spirituellen Weg befindet, aber nicht so viel Energie hat?

Sri Chinmoy: Absolut, absolut! Der Wettlauf gehört den Schnellen. Doch Schnelligkeit kommt auch vom Glauben und durch Gnade. Dein Beitrag ist dein Glaube, und Gottes Beitrag ist Seine Gnade.

Nimm mich als Beispiel. Ich wollte kein Weltmeister im Gewichtheben werden – nicht im Geringsten. Doch ich war voller Glauben an den Supreme. Mein Glaube war: wenn der Supreme will, dass ich schwere Gewichte hebe, so kann Er sie ganz leicht in und durch mich heben. Diesen Glauben besaß ich und ich besitze ihn noch immer. Wenn Er wirklich will, dass ich etwas tue, dann wird Er es in und durch mich vollbringen.

Es existiert die Theorie, dass man nicht zu einem Poeten gemacht werden kann, sondern als Poet geboren werden muss, doch ich stimme mit dieser Theorie nicht überein. Manche Menschen sind tatsächlich geborene Poeten, das ist wahr. Doch wenn ein Sucher ein Dichter werden möchte, kann Gnade von oben herabkommen und diesen Menschen in einen ausgezeichneten Dichter verwandeln. Dies ist auch im Sri Aurobindo Ashram geschehen. Sri Aurobindo hatte einige Schüler, die ausgezeichnete Dichter geworden sind, die es aber nicht vom Anfang ihres Lebens an waren. Ihre dichterischen Fähigkeiten lagen vorher in weiter Ferne.

Wenn du einmal das spirituelle Leben begonnen hast, ist es wie bei einem Fluss, der in den Ozean mündet. Wenn der Fluss danach strebt, wird der Ozean sofort zu ihm kommen und ihn empfangen. Heute las ich zufällig ein Buch über einige unserer indischen Heiligen. Da stand geschrieben: „Wer behauptet, Gott würde nicht ungeduldig sein?“ Diese Frage wurde von einem Meister auf sehr emotionale Weise gestellt. Ich fragte mich selbst: „Wie kann Gott ungeduldig werden?“ Dann erklärte er: „Gott strebt zweifellos ungeduldig danach, einen wahrhaft ergebenen Menschen zu sehen, ihn zu treffen und sich mit ihm zu unterhalten.“ Diese Theorie ist von einem bestimmten Standpunkt aus absolut wahr.

Um auf den Punkt zurückzukommen: wenn sich jemand darum bemüht, Sänger oder Athlet zu werden, oder in einem anderen Bereich des Lebens zu glänzen, braucht er nicht unbedingt Talent. Gott kann ihn mit diesen Talenten und Fähigkeiten ausstatten. Meine Philosophie lautet, dass unsere Kapazität ein Prozent ausmacht, und dass die restlichen neunundneunzig Prozent Gottes Kapazität, Gottes Gnade sind. Aber derselbe Gott hat uns auch dieses eine Prozent an Fähigkeiten gegeben.

Hier gibt es viele Schüler, die sehr gute Leistungen beim Laufen, beim Singen und bei anderen Aktivitäten bringen. Wären sie mit ihren eigenen Fähigkeiten allein geblieben, hätten sie den Fortschritt, den sie über die Jahre in diesen Bereichen gemacht haben, nicht erzielt. Der Supreme in mir war äußerst, äußerst großzügig. Wenn ihr glaubt, dass ihr auf einem bestimmten Gebiet diese Art Fortschritt erzielt habt, weil ihr sehr schwer dafür gearbeitet habt, so möchte ich euch sagen, dass das nicht stimmt. Andere haben vielleicht noch viel härter gearbeitet als ihr.

Ich ging oft in ein Sportstudio. Der Besitzer war ein ehemaliger Mr. Universum. Er war ein sehr netter Mensch, der mich immer ermutigte. Als er meine Fähigkeiten zum Gewichtheben sah, sagte er: „Sie schaffen es, Sie schaffen es!“ Später erklärte er mir seine Theorie, wie ich es geschafft habe. Er sagte, dass ich immer ein klein wenig oberhalb meines Kopfes bleibe. Er meinte, dass er sein ganzes Leben lang das Gewichtheben sehr hart trainiert habe. Verglichen mit ihm, sagte er, hätte ich gar nichts trainiert. Wie war es also möglich, dass ich so schwere Gewichte heben konnte? Er sagte mir, dass er diese schweren Gewichte niemals hätte heben können, aber ich war dazu in der Lage, weil ich ein klein wenig über meinem Kopf lebe.

Ich möchte aber sagen, dass ich in meinem Herzen lebe. Ich lebe sehr tief in meinem Herzen. Das ist der Grund, warum ich schwere Gewichte heben kann. Wenn auch du in deinem Herzen leben kannst, wird die Gnade von oben sehr mächtig und äußerst großzügig herabströmen.

Momentan brillierst du vielleicht noch auf keinem Gebiet, aber nur weil du mit dieser Fähigkeit nicht geboren wurdest, darfst du nicht sagen, dass ein Versuch nutzlos sei. Nein! Wenn du die Inspiration und das innere Streben aufbringst, etwas zu erreichen, ob das nun im musikalischen oder im sportlichen oder in einem anderen Bereich ist, wird die Gnade herabkommen.

Wo ist das Talent in meinem Fall? Manche Leute sagen, ich sei ein Künstler. In meiner Familie schlug niemand diese Richtung ein; niemand hatte künstlerische Fähigkeiten vorzuweisen. In der Grundschule hatten wir einmal die Woche Kunstunterricht, doch habe ich jemals daran gedacht, ein Künstler zu werden? Und habe ich jemals daran gedacht, ein Gewichtheber zu werden? Und so wie diese Bereiche, gibt es viele, viele andere Bereiche, in die ich mich vorgewagt habe, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben.

Mein Ziel im Bereich der Literatur war es, zweihundert Bücher zu schreiben. Aber dann ging ich weit, weit über dieses Ziel hinaus.

Manchmal, wenn Gott mit dir zufrieden ist, kann es geschehen, dass Er über dein selbst festgelegtes Ziel lacht. Er sagt: „Du bist solch ein Narr! Ich weiß, wie deine Empfänglichkeit aussieht.“ Und dann gehst du mit der Gnade Gottes weit, weit, weit über alles hinaus, was du vorher je getan hast. Ich hatte auf dem Gebiet der Literatur ein Ziel festgelegt – ich wollte nicht den Himalaya besteigen, ich wollte bloß einige Meter weit gehen. Doch die Gnade Gottes befähigte mich, höher und höher hinauf zu klettern.

Ich sage immer, unser Ziel ist kein fixiertes Ziel. Das heutige Ziel ist der morgige Ausgangspunkt. Wer gibt uns die Fähigkeit? Jemand über uns, jemand in uns schenkt uns die Fähigkeit. Warum schenkt Er sie nicht anderen? Wir müssen sagen, dass Er mit uns zufrieden ist. Das bedeutet, dass wir etwas Gutes für Ihn vollbracht haben. Wenn jemand etwas Gutes für Gott getan hat, bleibt Gott dieser Person nichts schuldig.

An diesem Punkt möchte ich sagen, dass viele, viele Menschen über die Jahre dem Supreme in mir gedient haben. Vielleicht werde ich euch im äußeren Leben Dinge schuldig bleiben; doch in der inneren Welt werde ich niemals, niemals irgendjemandem etwas schuldig bleiben. In der inneren Welt werde ich euch mit Gewissheit mehr geben, als ihr verdient. Wenn ich euch etwas für euer inneres Streben und für die Hingabe, die ihr über die Jahre dargebracht habt, geben kann, so werde ich das gewiss tun und ich hoffe, dass es all die Dinge aufwiegt, die ihr für mich getan habt.

Viele von euch dienen mir äußerlich auf vielfältige Weise, und es stimmt, dass ich euch – äußerlich – nicht hinreichend danke. Ich drücke meine Dankbarkeit manchmal nicht öffentlich aus, und einige Menschen fühlen, dass meine Dankbarkeit keine wahre Dankbarkeit sei, wenn ich sie nicht öffentlich kundtue. Doch ich sage euch, wenn ich euch meine Dankbarkeit privat – innerlich – anbiete, ist sie unendlich stärker, als wenn ich sie vor Publikum ausdrücke. Wenn ich euch meine Dankbarkeit äußerlich gebe, dann werden die Unsicherheit und die ungöttlichen Eigenschaften der anderen Menschen wie hungrige Wölfe versuchen, sie euch wegzunehmen. Doch wenn ich euch innerlich, privat oder in aller Stille, meine Dankbarkeit anbiete, und wenn euer Herz zu diesem Zeitpunkt empfänglich ist, dann kann ich euch versichern, dass euch niemand meine Dankbarkeit wegnehmen kann.

Alles, was ich euch in Stille gebe, wird euch niemand wegnehmen können. Aber wenn ich euch äußerlich wertschätze, wird es einige geben, die versuchen, meine Wertschätzung zu ergreifen und sie euch wegzunehmen. Wenn ihr andererseits sehr stark seid, wenn euer Glaube an mich, eure Liebe und eure Selbsthingabe an mich stark sind, kann euch niemand etwas wegnehmen. Doch es ist eine wirkliche Herausforderung und viele Menschen scheitern daran.

Frage: Wenn jemand vollkommen rein ist, besteht dann tatsächlich die Möglichkeit, dass er seine Reinheit wieder verliert?

Sri Chinmoy: Natürlich. Manche Menschen können absolut rein sein, aber sie können ihre Reinheit wieder verlieren. Verliert ein Kind nicht auch seine Reinheit? Hier liegt der Beweis. Wenn ein Kind einige Monate oder ein oder zwei Jahre alt ist – wenn das Kind ganz im Herzen lebt, bevor der Verstand sich entwickelt – ist es vollkommen rein. Wenn sich dann die anderen Teile seines Wesens zu entwickeln beginnen, wird es schwierig für das Kind, seine Reinheit aufrecht zu erhalten. Der Verstand tritt hervor, das Vitale tritt hervor, und so verliert das Kind seine Reinheit.

Doch es gibt etwas, das man das innere Streben nennt. Wenn wir das spirituelle Leben beginnen, gestatten wir unserem Verstand nicht, falsche Gedanken zu denken oder uns in eine falsche Richtung zu führen. Der Verstand selbst kann nicht sagen: „Das ist rein; das ist unrein.“ Nein, nur das Herz vermag der Richter über die Reinheit zu sein. Das Herz wird der Richter sein – kraft seines bedingungslosen Glaubens an die Seele oder an etwas, das noch tiefer geht als das Herz.

Viele Menschen wissen nichts von der Existenz der Seele. Ich verwende den Begriff „Seele“, andere hingegen verwenden ihn vielleicht nicht. Aber sagen wir, sie wissen, dass es in ihrem Leben etwas gibt, das noch tiefer, schöner und unendlich mächtiger sein kann. An dieses Etwas müssen sie denken.

Das Herz kennt jeder. Jeder denkt dabei sofort an den Muskel, oder wir fühlen unser Herz einfach schlagen. Doch im Herzen ist noch etwas anderes. Lasst uns dies Seele nennen, oder Gott. Gott ist überall. Er ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend. Aber wenn wir auf das Herz meditieren oder uns darauf konzentrieren, werden entweder die Seele oder Gott uns sagen, was richtig und was falsch, was rein und was unrein ist.

Wenn der Verstand zum Richter wird, wird er viele Dinge, die falsch sind, als richtig bezeichnen. Und viele unreine Dinge wird er als rein ansehen. Der Verstand kann nicht der Richter sein; das Herz muss der Richter sein. Allerdings ist auch das Herz nicht der eigentliche Richter, denn es bittet die Seele oder Gott, der Richter zu sein. Wenn das Herz Glauben an die Seele oder an Gott hat, dann wartet es auf die innere Botschaft. Und wenn das Herz die Botschaft erhält, kann es den Verstand, das Vitale und den Körper rein erhalten.

Reinheit ist Einssein mit dem Willen Gottes. Wenn wir den Willen Gottes auf Gottes eigene Weise annehmen, ist immer Reinheit vorhanden. Doch um den Willen Gottes auf Gottes eigene Weise annehmen zu können, benötigen wir jeden Moment den Glauben an Gott. Für alles, was wir wollen, ob das nun Reinheit ist oder etwas anderes, ist das erste, was Gott uns fragen wird: „Glaubst du an Mich?“ Und wir müssen auch uns selbst fragen, ob wir an Gott glauben.

Die zweite Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: „Wie oft sind wir glücklich gewesen, wenn wir uns selbst auf unsere eigene Weise zufrieden gestellt haben, und wie oft waren wir glücklich, wenn wir Gott auf Gottes eigene Weise zufrieden gestellt haben? Wir werden den Unterschied erkennen zwischen unserer Art und Weise, uns durch Gesagtes oder durch Taten glücklich zu machen, und jener Art und Weise, uns glücklich zu machen, indem wir auf unser Herz, auf unsere Seele oder auf unseren Meister hören.

Wenn du eine Sekunde lang Freude empfinden kannst, indem du mich zufrieden stellst, so kann diese Sekunde der Freude Tage, Wochen, Monate lang anhalten. Wenn du mich zufrieden stellen konntest, weil du etwas getan hast oder weil du zu etwas geworden bist, kannst du sofort sagen: „Ich habe meinen Guru auf seine eigene Weise zufrieden gestellt.“ Die Freude, die du davon erhältst, wird lange Zeit anhalten. Wenn du dich selbst zufrieden gestellt hast, indem du etwas auf deine eigene Weise getan hast, kannst du vielleicht auch glücklich sein, doch dieses Glücklichsein ist nichts im Vergleich mit dem anderen Glücklichsein – nichts, nichts, nichts.

Reinheit ist nur ein Teil der Göttlichkeit. Es gibt so viele andere gute Eigenschaften: Einfachheit, Aufrichtigkeit, Dankbarkeit, Einssein mit dem Willen Gottes usw. Diese guten Eigenschaften können wir verlieren, aber auch wieder zurück erlangen. Es ist nicht so, dass wir sie nicht zurückbekommen können, wenn wir sie einmal verlieren. Aber wenn wir damit fortfahren, unsere göttlichen Eigenschaften für Tage, Wochen, Monate und Jahre zu verlieren, sie immer, immer wieder zu verlieren, haben wir keine Lust und keine Strebsamkeit mehr, sie zurück zu erlangen. Das ist, was geschieht. Nicht nur die Reinheit, sondern alle guten Eigenschaften, die ein Sucher besitzt, kann er verlieren, verlieren, verlieren.

Wahre Reinheit ist dein Einssein mit dem Willen Gottes und dein zielgerichteter Glaube an den Willen Gottes. All die göttlichen Eigenschaften können in deinem Einssein mit dem Willen Gottes gefunden werden. Wenn du willst, dass diese göttlichen Eigenschaften erblühen, wenn du sie unendlich und reichlich steigern willst, dann ist dies der Weg. Es gibt keine göttliche Eigenschaft, die nicht in grenzenlosem Ausmaß gesteigert werden kann, wenn man ständiges und bewusstes Einssein mit dem Willen Gottes hat.

Ich möchte euch eine lustige Geschichte über das Einssein mit dem Willen des Meisters erzählen. Eines Tages bat ich einen meiner „berühmten“ Schüler, etwas zu tun. Ich sagte zu ihm: „Bis jetzt habe ich dich gebeten, etwas auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, doch dieses Mal bitte ich dich, es auf eine andere Art und Weise zu tun. Ich stelle es ganz klar. Nun sage mir, worum ich dich gerade gebeten habe.“

Er wiederholte, was ich gesagte hatte. Dann tat er ganz genau das Gegenteil! Ich fragte: „Was habe ich dich gebeten zu tun?“ Er wiederholte noch einmal meine Bitte.

„Warum hast du dann etwas anderes getan?“ fragte ich ihn. Er antwortete: „Gewöhnlich bittest du mich, etwas auf eine bestimmte Art und Weise zu tun.“

Ich hatte ihn gebeten, etwas auf die eine Weise zu tun, und er hatte meine Bitte wiederholt. Dann machte er es auf die andere Weise! Ich sagte zu ihm: „Jahrhunderte lang meditierte ich in den Höhlen des Himalajas und betete zu Gott. Wofür? Nur damit ich einen Schüler wie dich bekomme. Gott erhörte meine Gebete und hat dich zu mir geführt!“

Aber wer könnte diese Art von liebevollem, öffentlichem Kommentar besser tolerieren als dieser berühmte Schüler?

Teneriffa[fn:: YBG 25-33. Sri Chinmoy beantwortete folgende Fragen im Loro Parque National Bird Park

in Teneriffa am 22. Januar 1992. Loro Parque war vor kurzem zu einer Sri Chinmoy Peace-Blossom ernannt worden.]

Sri Chinmoy: Diese Insel ist nicht nur wunderschön, sondern sie gibt auch viel von sich selbst her. Es gibt viele Inseln, die sehr, sehr schön sind, doch sie sind nicht freigiebig, und sie sind nicht friedvoll. Diese Insel ist beides – selbstgebend und friedvoll. Das ist etwas wirklich Seltenes und Einmaliges.

Frage: Was ist der Zweck der Denkmale, die wir eingeweiht haben?

Sri Chinmoy: Der Zweck ist sehr einfach. Wenn wir etwas haben, das dem Frieden gewidmet wurde, so hat das große Bedeutung in unserem Leben. Das Wort „Frieden“ ist sehr, sehr wichtig in unserem Leben. Wir können sogar behaupten, Frieden ist die wichtigste Sache in unserem Leben. In der heutigen Welt besitzen wir alles, außer Frieden. Wenn wir Ruhm und Reichtum und so weiter erlangen möchten, so können wir das tun. Doch wenn es um den Frieden geht, wird es nicht einfach sein, diesen zu erlangen. Frieden zu erlangen, ist sehr schwer. Doch wenn da ein Denkmal ist, auf dem das Wort „Frieden“ erwähnt wird, und die Menschen gehen vorbei und sehen es, dann versuchen sie, auch in ihrem eigenen Leben Frieden zu etablieren.

Wenn wir eine Blume betrachten, versuchen wir, so schön und seelenvoll zu sein, wie diese Blume. Wir wollen, dass unser Herz von Duft erfüllt ist. Und auf ähnliche Weise erinnert uns das Wort „Frieden“ auf diesen Gedenktafeln und Denkmälern an unseren inneren Frieden.

Ich möchte den Besitzern dieses Vogelparks aus tiefsten Herzen meine Liebe, Freude und Dankbarkeit anerbieten. Sie waren so freundlich zu mir. Für mich ist jeder Vogel ein Symbol für die Seele. Die Seele kommt vom höchsten Himmel herab und gibt uns die Botschaft der Freiheit, der unendlichen Freiheit.

Wir glauben an Gott, und wir fühlen, dass jeder Mensch durch die Seele eine direkte Verbindung mit Gott hat. Ein Vogel erinnert uns an unsere eigene innere Existenz. Wir glauben auch an den Prozess der Evolution. Ich betrachte jeden Vogel, jedes Tier als unseren Vorgänger. Sie sind unsere Vorfahren; man kann sie als unsere Urgroßeltern bezeichnen. Es ist unsere definitive Pflicht, Sorge für unsere Urgroßeltern zu tragen.

Frage: Wie lautet Ihre Meinung zur Umweltverschmutzung?

Sri Chinmoy: Es ist sehr traurig, dass die Natur, die Umwelt, zerstört wird. Es ist die Natur, die uns schön und seelenvoll bleiben lässt. Wenn die Natur zerstört wird, wenn künstliche Dinge die natürliche Schönheit ersetzen, werden all die guten Eigenschaften, die wir als Menschen besitzen, vernichtet. Die Menschen haben die künstlichen Dinge, die glamourösen Dinge, leider gern. Die meisten Leute mögen keine natürlichen Sachen. Doch die natürlichen Dinge besitzen ihre eigene Schönheit, Reinheit und Göttlichkeit. Ich bin sehr traurig, dass die Umwelt verschmutzt und zerstört wird. Ich fühle, dass wir beten sollten, damit die Natur uns erhalten bleibt. Die Natur sollte natürlich bleiben. Die Schönheit der Natur sollte immer so bleiben wie sie ist, damit wir von ihr unsere reinste Freude, unsere reinste Liebe und unser reinstes Einssein gewinnen können.

Frage: In welchem Ausmaß beeinflusst die östliche Philosophie den Westen?

Sri Chinmoy: Die östliche Philosophie gründet sich auf die innere Wirklichkeit, während die westliche Philosophie die äußere Struktur bildet. Östliche Philosophie ist wie der Samen und westliche Philosophie ist wie der Baum. Doch wir fühlen, dass der Baum nicht schön oder fruchtbar sein kann, wenn der Samen nicht ertragreich ist. Und nicht nur der Samen muss gut sein, sondern die Erde muss auch fruchtbar sein. Östliche Philosophie und westliche Philosophie müssen eins werden. Innere Gelassenheit ist die östliche Philosophie und äußere Kraft ist die westliche Philosophie. Innere Gelassenheit und äußere Kraft müssen Hand in Hand gehen, damit wir Erfüllung finden.

Frage: Macht es Ihnen etwas aus, Interviews zu geben und Fragen zu beantworten?

Sri Chinmoy: Wenn ich im Verstand lebe, bin ich nicht glücklich, dass ich so viele Interviews geben muss. Ich werde davon sehr müde. Wenn ich hingegen im Herzen lebe, fühle ich mich sehr, sehr glücklich, dass Gott mich ausgewählt hat, hier, dort und überall so vielen Menschen zu dienen. Dafür bin ich Ihm sehr dankbar. Wenn ich nicht in meinem Herzen des Einsseins verweile, sondern nur in meinem Verstand, ermüde ich sehr. Ich stelle mir die Frage: „Was tue ich hier?“ Aber da ich ein Wahrheitssucher und Gottliebender bin, versuche ich immer zu fühlen, dass es einen großen Segen für mich darstellt, so vielen Menschen an so vielen verschiedenen Orten zu dienen.

Frage: Sie widmeten Ihr letztes Konzert Michael Gorbatschow und wollten, dass die Menschen sich seiner Person bewusst sind. Ich fragte mich, warum sie das getan haben, da er der Welt doch nicht mehr in demselben Ausmaß wie früher zu Diensten sein kann.

Sri Chinmoy: Ich bin ein großer Bewunderer von Präsident Gorbatschow. Präsident Gorbatschow muss nicht Präsident sein. Er hat so viel für die Menschheit getan. Kein anderer Mensch hat so viel vollbracht wie er. Politisch, können wir sagen, dient er Gott nun auf andere Art und Weise. Spirituell gesehen, haben so viele osteuropäische Länder allein durch ihn Befreiung, Freiheit und Licht erlangt. Ich denke, dass er der großartigste auf Erden lebende Mensch ist. Nur weil er nicht mehr länger Präsident seines Landes ist, kann ich nicht sagen, all seine göttlichen Eigenschaften wären verschwunden – nein! Momentan können wir sagen, ist er kein Führer, kein Herrscher. Doch wenn er spricht, besitzt er alle guten Eigenschaften eines Herrschers. In meinem Fall wird meine Verehrung, meine Liebe zu ihm niemals nachlassen, denn ich habe Gorbatschow, den Menschen, getroffen, nicht Gorbatschow, den Politiker. Ein Politiker wird fünf oder zehn Jahre lang in seinem Amt bleiben und dann wird er verschwinden. Doch als Mensch, als universeller Mensch, hat Präsident Gorbatschow so vieles für die Menschheit getan. Ob er nun Präsident ist oder nicht, er wird im Herzen der Menschheit stets unvergleichlich sein.

Frage: Was ist Ihre Einstellung gegenüber Krieg? Welche Haltung nimmt man im Falle eines Krieges am besten ein?

Sri Chinmoy: Vom spirituellen Standpunkt aus, ist kein Krieg gut, ist Krieg niemals ratsam. Wir versuchen, gute Menschen, gute Bewohner dieser Welt zu sein. In jeder einzelnen Person sind so viele negative Eigenschaften: Zweifel, Argwohn und so weiter. In uns selbst findet so viel Streit und Kampf statt. Wir können jede negative Eigenschaft als eine feindselige, nicht nach Licht strebende Kraft in uns betrachten. Warum muss man unter diesen Umständen in der äußeren Welt auch noch den Krieg ausrufen? Aus spiritueller Sicht muss ich sagen, dass Krieg absolut, absolut falsch ist. Ich verstehe nichts von Politik. Ich habe keine Ahnung, ob ein bestimmter Krieg politisch gesehen gut oder schlecht ist. Doch ich verstehe etwas vom inneren Leben, vom spirituellen Leben. Wir alle versuchen, gute Menschen zu werden. Wie können wir wahren Frieden, wahre Freude und wahre Liebe empfinden, wenn in unserem äußeren Leben Krieg herrscht?

Frage: Viele Staatsoberhäupter haben mit Ihnen Gespräche über Frieden geführt, doch haben sie in ihrem Herzen diese Botschaft auch wirklich empfangen?

Sri Chinmoy: In den tiefsten Tiefen ihres Herzens haben sie die Botschaft des Friedens gewiss empfangen, doch das muss nicht notwendigerweise auch in ihrem äußeren Leben stattgefunden haben. Jedes Oberhaupt eines Landes ist in seinem Herzen aufrichtig, doch mit seinem Verstand ist das anders – entweder aufgrund politischen Drucks oder eines anderen Drucks, oder wegen des Landes, oder aufgrund von Mächten, die sich gegen ihn erhoben haben und verhindern wollen, dass er ein guter Mensch oder ein Mensch des Friedens wird. In der inneren Welt besitzen alle politischen Führer ein Herz, und dieses Herz ist immer rein. Dies ist das Frieden liebende Herz, das wir alle besitzen.

Wenn aber so manche Anführer in der politischen Welt auftreten, so wiederholen sie oftmals bloß bestimmte Wörter. Sie sprechen, aber sie meinen nicht das, was sie sagen. Würden sie in der Tiefe ihres Herzens leben, würden sie das meinen, was sie sagen. Aber wenn sie in ihrem Verstand leben, so ist das, was sie sagen, manchmal nicht wahr; es kann sogar völlig falsch sein.

Wir müssen erkennen können, wann ein politischer Anführer als Mensch aus seinem Herzen heraus spricht, und wann er aus seinem Verstand heraus spricht. Wenn er aus seinem Verstand heraus spricht, kann leider alles falsch und vorgetäuscht sein. Wenn er hingegen aus seinem Herzen heraus spricht, wird alles, was er sagt, absolut echt sein.

Frage: Deine Philosophie lautet, dass der Einzelne zuerst Frieden in sich selbst wahrnehmen muss, bevor wir Frieden in der Welt haben können. Ist die Meditation der beste Weg, um diesen Frieden in uns selbst zu finden?

Sri Chinmoy: Ja, Gebet und Meditation sind die besten Wege. Wir müssen zu Gott beten, damit Er uns segne, und wir müssen ebenfalls auf Gott meditieren, um Seinen Segen zu erhalten. Dies sind die beiden Wege. Wenn wir von hier auf die andere Seite des Sees wollen, müssen wir schwimmen. Während wir schwimmen, müssen wir sowohl Arme als auch Beine bewegen. Wenn wir uns wiederum entscheiden, den See zu umrunden, brauchen wir zwei Beine. Und auf vergleichbare Weise brauchen wir in der inneren Welt Gebet und Meditation. Durch Gebet und Meditation können wir Frieden erlangen. Der Frieden muss tief in einem selbst verankert sein. Nur dann vermag man zu lehren. Wenn ich ein Lehrer bin, so muss ich über den Unterrichtsstoff Bescheid wissen. Wie sonst könnte ich einem Schüler etwas beibringen? Und auf exakt dieselbe Weise kann auch derjenige, dessen inneres Leben mit Frieden überflutet ist, dem Rest der Menschheit dienlich sein.

Kamakura5

Sri Chinmoy: Sowohl die Mutter des Sri Aurobindo Ashrams als auch Rabindranath Tagore besuchten um 1900 Kamakura. Sie haben an der exakt gleichen Stelle gestanden und meditiert wie wir. Könnt ihr euch das vorstellen? Sie kamen am Anfang des Jahrhunderts, und jetzt haben wir das Ende des Jahrhunderts! Buddha ist unsterblich. Wir kommen und gehen, aber Buddha wird hier bleiben, Generation um Generation.

YBG 34-37. Sri Chinmoy beantwortete am 9. März 1992 die folgenden Fragen seiner japanischen Schüler, während er sich in Kamakura, Japan, aufhielt. Sri Chinmoy unternahm viele heilige Pilgerreisen nach Kamakura, um dort der Statue von Buddha zu huldigen.

Frage: Während der Meditation zittert manchmal meine Hand oder mein Körper. Manchmal biegt sich mein Körper nach hinten. Heute während der Meditation konnte ich nicht aufhören, zu weinen. Was bedeuten diese Symptome?

Sri Chinmoy: Heute ist deine Seele zum Vorschein gekommen. Heute hat deine Seele etwas ganz Besonderes in mir gesehen. Sie hat meine segensreiche Liebe und mein Licht empfangen. Aus diesem Grund hast du heute geweint.

Nun will ich etwas zu den Symptomen sagen, die du erwähnt hast. Wenn du meditierst, solltest du so langsam und ruhig wie möglich einatmen, damit deine subtilen Nerven Nahrung bekommen. Einige deiner subtilen Nerven sind nicht stark genug. Deswegen nimmst du diese sonderlichen Posen ein. In deinen subtilen Nerven ist eine gewisse Disharmonie vorhanden.

Wenn du meditierst, soll dein Atem sehr ruhig und still sein. Atme ganz ruhig ein und aus. Dann wird alles in Ordnung kommen. Doch die heutige Erfahrung war etwas völlig anderes. Heute hattest du eine tiefe seelenvolle Erfahrung.

Frage: Worauf soll ich am meisten achten, was ist das wichtigste, wenn ich für mein Kind sorge?

Sri Chinmoy: Wenn du für dein Kind sorgst, sollst du nur an gute Dinge denken. Du sollst alle guten Eigenschaften, an die du denken kannst, die du dir vorstellen kannst, in deinem Kind sehen. Wenn du dein Kind anschaust, versuche immer wieder, in seinem Herzen eine wunderschöne Blume zu sehen. Betrachte den Mond und versuche ihn im Herzen deines Kindes zu sehen. Du willst, dass dein Kind so schön, so sanft und so freundlich wie der Mond wird. So kannst du alles betrachten, was inspirierend ist, und genau das versuchst du dann im Herzen deines Kindes zu sehen. Dies ist die Art und Weise, wie du dein Kind formen und gestalten kannst – durch die Vorstellung von guten Dingen, inspirierenden Dingen, erleuchtenden Dingen im Herzen deines Kindes.

Frage: Ich habe gehört, dass eine schwere Krankheit spirituell gesehen von vergangenen Taten eines Menschen herrühren kann. Es ist das Gesetz des Karmas. Wenn das wahr ist, wie kann dann ein spiritueller Sucher geheilt werden, wenn er keine Medikamente nehmen möchte?

Sri Chinmoy: Es ist sehr einfach. Wenn jemand seine Heilung ohne Arzt herbeiführen möchte, dann muss er tief nach innen tauchen. Der wahre Arzt ist Gott. Wendest du dich an Gott, um geheilt zu werden, dann musst du wissen, dass du zum Arzt der Ärzte gehst.

Der Arzt aus Fleisch und Blut hat seinen Beruf von einer anderen Person gelernt, und diese andere Person hat ihren Beruf ebenfalls von jemand anderem gelernt. Aber wer lehrte den ersten Arzt auf Erden? Der allererste Arzt hatte jemanden, der ihn in der Stille gelehrt hat, entweder intuitiv oder spirituell. Dieser erste Lehrer war Gott.

Vielleicht möchtest du keinen Arzt aufsuchen, da du keinen Glauben an die Ärzte hast oder weil du fühlst, dass du unter dem Gesetz des Karmas leidest. Du spürst, dass die Ursache deiner Krankheit in vergangenen Inkarnationen zu finden ist. Du hast etwas getan – nennen wir es eine falsche Handlung oder eine Missetat – etwas, das nicht ratsam war, und nun bist du mit dem Karma konfrontiert.

In diesem Fall musst du zur Quelle gehen. Um das Karma aufheben zu können oder um Dinge vollbringen zu können, die unendlich machtvoller sind, als die sogenannte uninspirierende, unstrebsame oder ungöttliche Tat, die du in der Vergangenheit getan hast, musst du zu Gott beten und auf Gott meditieren. Deine Gebete um vollständige Gesundheit werden definitiv den wahren Arzt in deinem Herzen erreichen, vorausgesetzt, sie sind aufrichtig und vorausgesetzt, sie sind fortdauernd – das bedeutet, dass man Jahre um Jahre betet.

Es ist nichts falsch daran, wenn man keinen Arzt aufsucht. Aber andererseits befindet sich Gott auch im Arzt. Gott selbst ist der wahre Arzt, das stimmt. Doch wenn du den menschlichen Arzt als ein Instrument des wahren Arztes – Gottes – betrachtest, dann ist nichts falsch damit, Hilfe von diesem Menschen in Anspruch zu nehmen. Du weißt ganz genau, dass dieser bestimmte Mensch Hilfe von jemandem bekommt, von jemandem, der dir wirklich helfen kann. Und dieser Jemand ist Gott.

Presse Konferenz in Tokyo6

Sri Chinmoy: Guten Morgen! Ich stehe Ihnen nun gerne zu Diensten. Sie dienen Ihrem Land auf ganz besondere Weise. Sie bringen Meldungen aus fernen Ländern und Meldungen aus Ihrem eigenen Land. Die Presse dient einem ganz besonderen Zweck: Einerseits dient sie dazu, die äußere Welt nach Hause zu bringen, die ferne, ferne Welt. Andererseits dient sie dazu, die Meldungen aus der Heimat in die äußere, weite Welt zu schicken. Ihre Arbeit ist von größter Bedeutung. Ich bin Ihnen dafür sehr, sehr dankbar und ich schätze mich sehr glücklich, mit Ihnen allen hier zu sein.

YBG 38-43. Sri Chinmoy beantwortete folgende Fragen auf einer Pressekonferenz in Tokyo, am 10. März 1992.

Frage: Es hat sich herausgestellt, dass der heutige Tag der Jahrestag des Bombardements von Tokio während des Zweiten Weltkrieges ist. Was sagen Sie zu dieser Fügung, dass Ihr Friedenskonzert an diesem bestimmten Tag stattfindet?

Sri Chinmoy: Meine Schüler haben das Datum ausgewählt und ich habe es mit Freude akzeptiert. Nun – das Leben besteht aus zwei Wirklichkeiten: Schöpfung und Zerstörung. Wenn entweder absichtlich oder unabsichtlich etwas zerstört wird, sind wir sehr betrübt und sehr unglücklich. Dann versuchen wir aus der Zerstörung selbst einen Nutzen zu ziehen. Wir versuchen sozusagen, diese Erfahrung nicht noch einmal durchzumachen. Wir empfinden es als unsere Pflicht, etwas Neues zu erschaffen. Die Vergangenheit ist Staub. Meine, in meiner früheren Existenz – vor vierzig, fünfzig oder sechzig Jahren – begangenen Fehler darf ich nicht wiederholen. Ich muss etwas Konstruktives unternehmen, dann werde ich glücklich sein und ich werde auch zu Jenen gehören, die eine neue Schöpfung hervorbringen. Einerseits ist Zerstörung eine völlig bedauernswerte Erfahrung. Andererseits sollten wir fühlen, dass diese Erfahrung nicht wiederholt werden darf. Diese Erfahrung soll uns in Erinnerung rufen, dass wir einen besseren Weg finden können, um zu leben, einen besseren Weg, um zu verstehen, einen besseren Weg, um unsere göttlichen Aufgaben hier auf Erden erfüllen zu können – mit anderen Worten, einen besseren Weg, der in eine Welt der Harmonie, des Friedens und der Freude führt.

Frage: Wie lautet die Hauptbotschaft, die Sie den Menschen hier in Japan durch Ihr Konzert geben wollen?

Sri Chinmoy: Bei jeder Aufführung widme ich mein Friedenskonzert einem Menschen, von dem ich fühle, dass er für den Weltfrieden verantwortlich ist. Dieses Mal ist meine Wahl auf Präsident Gorbatschow gefallen. Ihm widme ich das heutige Friedenskonzert.

Folgende Botschaft werde ich heute Abend dem Publikum mitteilen: „Das heutige Friedenskonzert widme ich voller Liebe und voller Dankbarkeit Präsident Gorbatschow, dessen Perestroika-Visionslicht den Kalten Krieg beendete und Friedenssamen im Herzensgarten der Weltheimat säte, damit die Transformation des menschlichen Verstandes und die Vollkommenheit des menschlichen Lebens stattfinden kann.

Vor ungefähr einem Jahr – um genau zu sein, vor zehn Monaten und dreiundzwanzig Tagen – besuchte Präsident Gorbatschow Japan, das Land der Schönheit, das Land der pflichterfüllenden Hände. Beim Abendessen im Kaiserpalast sprach sein Herz des Einsseins: ‘Unsere Länder, unsere Völker sind Nachbarn. Unsere Bande sind viele Generationen alt. Es existieren viele historische Dokumente, welche die beiderseitige Anziehung zwischen den Russen und den Japanern belegen.’

Bei eben diesem Abendessen erklärte der unvergleichliche Friedensliebende in ihm noch etwas: ‘Gestatten Sie mir, den Wunsch auszudrücken, dass der vorausschauend gewählte Name für die Ära der Herrschaft Ihrer Majestät – Heisei, der soviel bedeutet wie Erlangung des universellen Friedens – auch in Bezug auf die Sowjetunion und Japan in Erfüllung geht.’

“Mögen das Morgenlicht Japans und das dienende Herz von Präsident Gorbatschow gemeinsam wachsen und gemeinsam erstrahlen, um das Vollkommenheitsversprechen der Menschheit zu beschleunigen.“ So lautet die Botschaft, die ich heute Abend mitteilen werde.7


YBG 40,5. Sri Chinmoy, Sixty-One Gratitude-Blossoms from the World-Heart-Home Garden, pp. 82-84. New York: Agni Press, 1992

Frage: Ich habe erfahren, dass momentan gegen Herrn Gorbatschow ein Gerichtsverfahren läuft. Die Umstände sehen nicht gut aus. Haben Sie an diesem entscheidenden Zeitpunkt einen Ratschlag für ihn?

Sri Chinmoy: Ich wage es nicht, ihm Ratschläge zu erteilen, denn er braucht keine, weder von mir noch von sonst jemandem. Das, was er in sich trägt, ist mehr als ausreichend, um der Welt zu beweisen, dass er bei weitem der beste politische Führer und auch derjenige ist, der den Frieden auf Erden am meisten liebt. Was er besitzt, ist Zuversicht. Diese Zuversicht, dieses Vertrauen, kommt aus der tiefsten Tiefe seines Herzens. Diese Zuversicht ist der Grund, warum er nicht wie ein Monarch erklärt: „Ich kam und ich eroberte.“ Nein, seine Aussage lautet: „Ich kam und ich liebte.“ Seine Zuversicht macht den Unterschied. Seine Zuversicht sagt uns, dass er die Welt liebt und dass er Teil dieser Welt sein möchte.

Viele große Könige, Kaiser und Monarchen der Vergangenheit verliehen ihrer Zuversicht Ausdruck mit den folgenden Worten: „Ich kam und ich eroberte.“ Sie besaßen diese Art von Theorie. Doch Präsident Gorbatschow sagt: „Ich bin auf diese Welt gekommen, um euch zu lieben und um mit euch eins zu werden, und gemeinsam werden wir aus dieser Welt eine bessere Welt machen.“ Die Vision seiner Perestroika ist, auf eine neue Weise zu denken, auf eine neue Weise zu empfinden, die Welt mit neuen Augen zu betrachten, die Welt mit einem neuen Herzen zu fühlen und mit dem Erfolg und dem Fortschritt der neuen Welt untrennbar eins zu werden.

Ich bin sehr glücklich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich bereits drei Bücher über Präsident Gorbatschow geschrieben habe. Ein weiteres Buch, das nun in Bearbeitung ist, wird in Kürze erscheinen. Diese Bücher sind meine seelenvolle Wertschätzung und meine gebetserfüllte Bewunderung für all das, was er für die ganze Welt getan hat. Wie viele osteuropäische Länder, wie viele Menschen auf dieser Welt – unzählige Menschen – hat er glücklich gemacht! Vielleicht konnte er nicht jeden seiner Landsleute glücklich machen, doch er hat das Glück zu unzähligen Menschen in Osteuropa gebracht.

Heute gibt es nur ein Deutschland. Es gibt kein Ostdeutschland und kein Westdeutschland mehr; sie sind eins. Auf ähnliche Weise befreite Präsident Gorbatschow auch Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei. Ich habe Schüler aus der ganzen Welt. Ich weiß, dass es eine herkulische Tat ist, auch nur einen Schüler glücklich zu machen. Trotz meiner besten Absichten ist es so schwierig für mich, sie glücklich zu machen. Doch wie viele Familien, die zur Auflösung, zur Enttäuschung verurteilt waren, zum Beispiel in Deutschland, brachte er zusammen! Jetzt sind Familien vereint, die vorher zerrissen waren. Es gibt keine Berliner Mauer mehr; es gibt nur mehr ein Herz.

Was Präsident Gorbatschow für die Menschheit getan hat, liegt weit jenseits unserer Vorstellungskraft. Es übertrifft bei weitem jede Errungenschaft anderer Menschen. Über die Jahrhunderte hinweg haben die Menschen viele, viele Dinge erreicht; doch die Geschichte wird die Tatsache bezeugen, dass es ein Mann auf dieser Welt war, der den Kalten Krieg beendete, der uns die neue Hoffnung gab, dass wir uns aufeinander verlassen können, dass wir einander trauen können, dass wir gemeinsam gehen und laufen können. Das war Präsident Gorbatschow. Er ließ uns fühlen, dass da keine Angst sein sollte, keine Zweifel in unserem Leben; wir gehören zu einer Einsseins-Weltfamilie.

Vor einem Jahr besuchte Präsident Gorbatschow Japan, und er sagte sehr, sehr viele nette Dinge über Japan. Was er sagte, kam aus den Tiefen seines Herzens. Er sagte es nicht nur, weil er sich gerade in Japan aufhielt. Wenn man ein neues Land besucht, drückt man seine Wertschätzung aus, ob man sie nun fühlt oder nicht; doch in seinem Fall hat er sie definitiv gefühlt. Und es waren seine aufrichtigsten Gefühle, die er in Worten ausdrückte und dem Japanischen Volk mitteilte. Ich bin froh, dass er bald wieder nach Japan kommen wird. Ich bin mir sicher, dass er und Japan sich gegenseitig unterstützen können.

Frage: Wie oft waren Sie schon in Japan?

Sri Chinmoy: Seit 1969 habe ich Japan viele Male besucht. Und jedes Mal, wenn ich komme, steigen meine Wertschätzung, meine Bewunderung und meine Liebe zu Japan noch mehr. Man sagt, dass man etwas, das man zweimal gesehen hat, beim zweiten Mal nicht mehr so bewundern kann wie beim ersten Mal. Meine Erfahrung ist aber – jedes Mal wenn ich herkomme – eine ganz andere.

Da ich ein Sucher bin, sehe ich Japan als eine äußerst wunder-schöne Blume. Für mich ist Japan nichts anderes als eine absolut wunderschöne Blume. Und was besitzt eine Blume? Eine Blume besitzt sowohl Duft als auch Schönheit. Japan bietet diese Schönheit und diesen Duft der gesamten Welt an.

Sobald wir eine Blume sehen, kommen unsere eigenen guten Eigenschaften zum Vorschein, um die Schönheit und den Duft der Blume zu würdigen. Bevor wir die Blume sehen, fühlen wir, dass unser Herz nicht so rein ist. Wenn wir an unseren Verstand denken, fühlen wir, dass er voll von Angst, Zweifeln, Sorgen und voll von vielen anderen ungöttlichen Eigenschaften ist. Doch in dem Moment, in dem wir eine Blume betrachten, empfinden wir Reinheit in unserem Herzen und Klarheit und Helligkeit in unserem Verstand.

Wenn ich nach Japan komme, so sehe ich die Schönheit und die Reinheit Japans. Und Japan schenkt mir noch eine weitere Erfahrung, die in meinem Leben ebenfalls sehr bedeutsam ist. Japan ist ein kleines Land, welches sich aus einigen Inseln zusammensetzt. Es gibt viele Länder, die unendlich größer sind als Japan. Doch was tut Japan? Japan verkörpert die Botschaft der Unendlichkeit. In diesen kleinen Inseln erkennen wir die Errungenschaft der Unendlichkeit. Betrachtet Japan und Japans Errungenschaften! Wie viele Dinge Japan doch erschaffen hat! Das ist der Grund warum ich sage, dass Japan uns die Botschaft der Unendlichkeit schenkt.

In einem Tropfen können wir den Ozean erkennen. In einer Flamme können wir die Morgensonne erkennen. Dies ist die einzigartige Botschaft, die Japan der Welt anerbietet: dass wir im Endlichen die Unendlichkeit erkennen können, und dass die Unendlichkeit in und durch die Endlichkeit singen kann. Das ist etwas, das Japan der gesamten Welt anbietet, etwas, das kein anderes Land auf diese Weise für sich beanspruchen kann. Das ist der unvergleichliche, der einzigartige Beitrag Japans für die Menschheit.

Frage: Unser wirtschaftlicher Erfolg wurde von der gesamten Welt zur Kenntnis genommen. Doch die tiefgründige Spiritualität Japans sticht im Moment noch nicht so hervor.

Sri Chinmoy: Dieser materielle Erfolg gründet sich auf schlaflose Bemühungen. Wir erreichen keinen Wohlstand, solange wir uns dafür nicht äußerst aufrichtig anstrengen. Japan mühte sich ohne Unterlass, um materiellen Fortschritt und Erfolg zu erzielen. Wer hat die anderen Länder gebeten, müßig zu sein, oder närrisch und stolz zu reden und dabei untätig zu bleiben?

Japan redet nicht; Japan handelt. Japan arbeitete ohne Unter-lass für seinen materiellen Erfolg und für seinen materiellen Wohl-stand. Wenn in uns kein inneres Erwachen stattfindet, können wir nirgendwo Fortschritt erzielen, ob dies nun den materiellen oder den spirituellen Bereich betrifft. Nun taucht die Frage auf, ob Japan in spirituellen Belangen genauso wach ist wie in materiellen Belangen. Ich möchte sagen, dass die Antwort darauf definitiv Ja ist. Japans Spiritualität und Japans materieller Fortschritt gehen Hand in Hand.

Vor einigen Minuten sprach ich davon, dass ich eine Blume sehe, wenn ich an Japan denke oder Japan betrachte. Was symbolisiert eine Blume? Sie symbolisiert Strebsamkeit. Wenn ich eine Blume erblicke, kommen sofort meine guten Eigenschaften zum Vorschein und ich versuche, ein guter Mensch zu werden. Und auf ähnliche Weise steigert sich meine eigene Strebsamkeit, sobald ich Japan betrachte.

Nun, woher kommt dieses innere Streben? Es kommt vom Herzen, in dem ein innerer Hunger vorhanden ist. Dies ist nicht nur der Hunger des Verstandes danach, wohlhabend zu werden, sondern auch der Hunger des Herzens danach, die Welt zu lieben und ihr die guten Eigenschaften des Herzens anzuerbieten. Ich kann Ihnen in aller Aufrichtigkeit mitteilen, dass der spirituelle Aspekt Japans ebenfalls äußerst ermutigend und höchst inspirierend ist.

Gestern besuchte ich die Statue Buddhas in Kamakura. Ich habe die meisten Länder dieser Welt besucht, mit Ausnahme einiger weniger Regionen. Ich war in vielen Ländern, die Buddha lieben und verehren. Ich stamme aus Indien und Buddha stammt aus Indien, doch seine Botschaft ist in fremden Ländern weiter verbreitet als in seinem eigenen Land, in Indien.

Andererseits gibt es kein Indien, kein Japan, kein Frankreich, kein Russland; es gibt nur eine Heimat, eine Weltfamilie. Die Welt gleicht einem Haus mit vielen Zimmern. Wenn Buddha in einem Zimmer nicht geschätzt wird, obwohl ihm das rechtmäßig gebühren würde, doch die Menschen in den anderen Zimmern ihn schätzen, ihn bewundern, ihn verehren und ihn lieben, so ist das ausreichend.

Nun möchte ich zu meiner Antwort zurückkehren. Ich war bereits in vielen Teilen der Welt, in denen man der Botschaft Buddhas folgt, sie verehrt und erfüllt. Doch wenn ich vor der Buddha-Statue in Kamakura stehe und ihr meine seelenvolle Ehrerbietung, meine gebetserfüllte Liebe und meine Bewunderung darbringe, spüre ich, dass mein Leben etwas äußerst Kostbares gesehen und erreicht hat. Was ich über Japan gesagt habe, stammt aus der tiefsten Überzeugung meines Herzens. Wenn ein Mensch fühlt, dass Japan spirituell ist, und wenn dieser Mensch dann vor der Buddha-Statue in Kamakura steht, so muss diese Person einfach die gesamte Spiritualität Japans in Buddha wahrnehmen; in Buddha, dem Sohn Asiens, dem geliebten Sohn Asiens.

Es ist sehr einfach, andere Nationen in Verruf zu bringen. Hingegen andere zu schätzen ist sehr schwer. Man braucht ein mächtiges Herz, um die guten Eigenschaften anderer zu schätzen. Heute Morgen habe ich einen Text zu diesem Thema verfasst, den ich gerne vorlesen möchte:

„Es ist in der Tat eine schwere Aufgabe für manche Menschen – auch für weltbekannte Persönlichkeiten – die erhabenen Errungenschaften anderer Menschen und fremder Nationen zu schätzen. Doch zu unserer großen Freude besuchte Präsident Gorbatschow nicht dieselbe Schule wie diese Menschen. Deswegen stimmte sein Herz am 19. April 1991, als er zum Japanischen Volkskomitee sprach, ein sehr schönes und zauberhaftes Lied für die Seele, für das Herz und für das Leben Japans an. So lautete seine Botschaft: „Wunderschöne Natur, Sakuras in der Blüte, die Kombination der Vergangenheit und der Gegenwart für den sichtbaren Durchbruch in die Zukunft, freundliche Menschen mit einem starken Gespür für Selbstachtung und Respekt gegenüber anderen, Neugier und Interesse am Leben, der Wunsch, Talente und Ambitionen Wirklichkeit werden zu lassen – kurz gefasst: das Japanische Volk ist ein gelungenes Zusammenspiel von Natur und Kultur. All dies ist sehr faszinierend und erweckt ein Gefühl liebevoller Zuneigung. Ich schätze mich glücklich, dass ich den lebendigen Puls dieses Landes spüren und mit meinen eigenen Augen seine Errungenschaften sehen durfte; die Errungenschaften, die Japan einen führenden Platz unter denen beschert hat, die in dieser Welt Fortschritt gemacht haben.“

Diese Wertschätzung hat Japan von Präsident Gorbatschow erhalten. Er sagte auch auf seine Weise, dass Japans Spiritualität ihren Ausdruck im materiellen Wohlstand findet. Die innere Schönheit wird durch den äußeren Wohlstand zum Ausdruck gebracht. Ein Besucher muss nicht viele Orte in Japan aufsuchen, um die Spiritualität Japans sehen und fühlen zu können.

Selbst wenn man einzig Kamakura besucht, reicht dies aus, um die enorme Spiritualität Japans zu finden. Die Schwingung, die von Kamakura ausgeht – nicht nur von der Statue, sondern von der Stadt selbst – verkörpert Spiritualität in überreichem Ausmaß. Kamakura alleine vermag das innere Streben eines jeden Menschen mit grenzenloser Spiritualität zu nähren.

Ich möchte aber auch noch ein weiteres Thema ansprechen. Wir alle wissen, dass Japan, was den materiellen Wohlstand betrifft, unglaublich schnell Fortschritt erzielt hat. Und jetzt, seit dem letzten Jahr, hat Japan auch Anspruch auf den schnellsten menschlichen Dynamo: Carl Lewis. Hier in Japan hat er den Weltrekord im 100-Meter Sprint gebrochen. Hier wurde er zum schnellsten menschlichen Dynamo. Und ich bin mir sicher, dass er von der Seele und vom Herzen Japans großen Segen erhalten hat. Er wurde zum schnellsten Menschen hier in diesem Land, das am schnellsten materiellen Erfolg und materiellen Wohlstand erreicht hat. Dies ist also eine sehr, sehr glückliche Erfahrung sowohl für Carl Lewis als auch für die Seele und für das Herz Japans. Ich fühle mich tief geehrt, dass er mir die Schuhe, die er in diesem Rennen getragen hat, zum Geschenk gemacht hat.

Frage: Ich lebe nun seit eineinhalb Jahren hier in Japan. Ich höre mir Vorträge über Spiritualität an, ohne sie zu verstehen, denn diese Vorträge werden in japanischer Sprache gehalten. Ist für mich ein Verständnis des Gesagten jenseits der Sprache möglich?8

Sri Chinmoy: Definitiv! Du musst nichts verstehen; hier geht es um das Fühlen. Ich kenne mich zum Bespiel nicht mit der westlichen Musik aus. Ich kenne die indische Musik, aber wenn westliche Musik von westlichen Musikern gespielt wird, so schätze ich das. Musik ist die universelle Sprache. Auf genau die gleiche Weise wird auch Spiritualität in der inneren Welt in Stille gelehrt.

Der Verstand arbeitet nicht, und für den Verstand ist es nicht notwendig, das Gesagte zu verstehen. Es genügt, wenn das Herz schöne und seelenvolle Gefühle hat.


YBG 44-51. Sri Chinmoy beantwortete nachstehende Fragen, die von spirituellen Suchern am 14. März in Tokio gestellte wurden.

Frage: Was meinen die Leute, wenn sie von spiritueller Entwicklung sprechen? Heißt das, dass die Begierden eines Menschen vernichtet worden sind?

Sri Chinmoy: Spiritualität hat mit innerem Streben zu tun. Wir können sagen, dass es zwei Wirklichkeiten gibt: Begierde und Strebsamkeit. Wenn wir den Begriff „Strebsamkeit“ verwenden, so beziehen wir uns damit auf die spirituelle Welt. Durch inneres Streben befreien wir uns selbst und andere. Wir sehnen uns mit dem inneren Streben nach der Unendlichkeit, damit wir im unendlichen Frieden, im unendlichen Licht und in unendlicher Glückseligkeit verweilen können.

Die andere Wirklichkeit ist Begierde. Begierde beginnt im Verstand. Mit dieser Begierde versuchen wir, eine Sache und davon ausgehend viele Sachen zu erlangen – ein Haus, zwei Häuser; ein Auto, zwei Autos. Wir steuern auf immer mehr und mehr Besitztümer zu. Aber jedes unserer Besitztümer bindet und knechtet uns. Wir sehen uns um und erkennen, dass jemand anders mehr besitzt als wir, und so versuchen wir, immer mehr und mehr zu bekommen. Unsere Gier kennt keine Grenzen.

Aber wenn wir innerlich zu streben beginnen, befassen wir uns mit der Unendlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt wollen wir den Besitz nicht als solchen beanspruchen. Wir wollen nur unendlichen Frieden, unendliches Licht und unendliche Glückseligkeit beanspruchen. Jedes Mal, wenn wir in der materiellen Welt ein weiteres Ding besitzen wollen, vergrößert sich der Abstand zwischen uns und unseren Freunden, unseren Lieben, unseren Verwandten, unseren Brüdern und Schwestern in dieser Welt. Im Gegenteil dazu steigern sich unsere Freundschaft und unser Einssein mit jedem einzelnen Menschen jedes Mal, wenn wir in der Welt der Strebsamkeit auch nur ein Fünkchen Licht erhalten.

Frage: Ich fühle, dass mein Herz oder meine Seele spirituell sehr ausgetrocknet sind. Bedeutet dies, dass ich Begierden habe? Wie kann mein Leben freudvoller werden?

Sri Chinmoy: Sie verwenden den Begriff ‚Seele‘, doch leider sind Sie sich Ihrer Seele zum momentanen Zeitpunkt noch nicht bewusst. Sie sollten ein intensives inneres Streben entwickeln. Dann werden Sie die lebendige Gegenwart der Seele in Ihrem Herzen fühlen. Momentan fühlen Sie sie nicht, aber in Ihrem Fall und in vielen anderen Fällen ist dies nicht auf Begierden zurückzuführen. Der Grund ist die fehlende Intensität. Sie wollen nichts Schlechtes, aber etwas Gutes wollen Sie auch nicht. In Ihnen ist nicht die Intensität vorhanden, etwas besitzen zu wollen oder Dingen zu entsagen, um etwas Göttliches erreichen zu können. Sie besitzen nicht den Fleiß oder die Bereitschaft – verwenden wir den Begriff Bereitschaft – um entweder etwas Materielles oder Spirituelles erreichen zu können. Sie nehmen Ihr sogenanntes inneres Leben nicht aufrichtig, ernst und intensiv genug an. Zuerst müssen Sie es aufrichtig, ernsthaft und intensiv annehmen, dann werden Sie die Gegenwart Ihrer Seele in Ihrem Herzen fühlen. Das spirituelle Leben kann Ihnen dabei helfen, die Seele sowie die Botschaften der Seele und das Licht der Seele zum Vorschein zu bringen, um Ihren Verstand zu erleuchten und Ihr Leben zu erfüllen.

Frage: Ich habe mit Hatha Yoga begonnen. Ich würde gerne inneren Fortschritt erzielen und mich innerlich entwickeln. Werde ich mich durch die Ausübung von Hatha Yoga innerlich entwickeln können?

Sri Chinmoy: Im wahren spirituellen Leben stellt Hatha Yoga den Kindergarten oder die Vorschule dar. Wenn du nun den Titel eines Magisters oder Doktors haben willst, musst du eine höhere Schule besuchen, auf das College gehen und an der Universität studieren. Wie ein Schüler muss auch der Sucher wissen, wo er seine Studien beenden möchte - in der Vorschule oder an der Universität. Wenn er eine höhere Stufe erreichen möchte, dann muss er tiefer in die Spiritualität eintauchen – das heißt, Konzentration, Meditation und Kontemplation erlernen. Wenn jemand Frieden, Licht und Glückseligkeit in unendlichem Ausmaß erlangen möchte, wenn er bewusst zur Verkörperung von Wahrheit, Licht, Frieden und Glückseligkeit werden möchte, dann muss er eine tiefere Form der Spiritualität erlernen.

Frage: Ich praktiziere die Übungen der _Prana Energy_. Sehr oft nehme ich ein purpurfarbenes Licht um meine Stirn herum wahr, das dann weiterzieht. Und heute, als ich mit Ihnen meditierte, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.

Sri Chinmoy: Dies ist eine sehr hohe und gute Erfahrung. Wenn Sie Tränen vergießen, bedeutet dies, dass Ihre Seele erkannt hat, was ich bin und wofür ich stehe – meine Göttlichkeit, meine Spiritualität. Und das purpurfarbene Licht, das Sie während Ihrer Meditation sehen, bedeutet, dass die Glückseligkeit, die Sie in Ihrem inneren Leben erfahren, in Ihrem Körper, in Ihrem Vitalen und in Ihrem Verstand manifestiert wird. Es freut mich sehr, dass Sie diese Art von Erfahrungen machen können.

Frage: Ich interessiere mich für das göttliche Verhältnis zwischen Tanz, Musik und Sport.

Sri Chinmoy: Es kommt auf die Art des Tanzes an, den Sie ausüben. Tanz wird Ihnen im spirituellen Leben nur dann helfen, wenn er vollkommen andächtig ausgeführt wird. In Indien zum Beispiel drücken viele Tänzer ihre höchste Andacht, ihre höchste Ergebenheit zu den Kosmischen Göttern, wie zum Beispiel zu Shiva, durch ihren Tanz aus. Wenn Sie nun ein Christ sind, wird Ihr Tanz Ihre Liebe, Ihre Ergebenheit und Ihre Selbsthingabe an den Erlöser Christus zeigen. „Dein Wille geschehe“ – so lautete seine erhabene Botschaft.

Wenn Sie eine spirituelle Absicht hegen, dann wird Ihr Tanz Ihre Ergebenheit steigern. Wenn Sie hingegen tanzen, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf Ihr eigenes vitales Leben zu lenken, um Ihr eigenes emotionales Leben zufriedenzustellen, um für die Öffentlichkeit attraktiver zu sein und vom Publikum geschätzt und bewundert zu werden, dann habe ich das Gefühl, dass das Tanzen Ihr spirituelles Leben definitiv zerstören wird. Sie müssen die Entscheidung treffen, ob Sie Gott mit Ihrer Ergebenheit, mit Ihrer Liebe und mit Ihrer Dankbarkeit zufrieden stellen wollen, oder ob Sie Ihr eigenes emotionales Leben zufrieden stellen wollen.

Das gleiche gilt für die Musik. Wir können seelenvolle Lieder singen. Wir können aber auch vitale Lieder singen, Rock´n Roll und so weiter. Ein Sucher wird sich nicht entscheiden, emotionale und vitale Lieder zu singen. Ein Sucher wird nur seelenvolle und gebetserfüllte Lieder auswählen.

Dann zum Sport. Üben Sie Sport aus, um Fortschritt zu erzielen oder um andere zu besiegen? Wenn Sie sich mit anderen messen, um Ihre eigene Kapazität steigern zu können, um zu sehen, wie weit Sie springen oder wie schnell Sie laufen können, so ist das in Ordnung. Doch Sie sollten fühlen, dass Sie das für Ihren eigenen Fortschritt tun, und nicht um jemanden auf Biegen und Brechen besiegen zu können.

Nehmen wir an, dass Sie wissen, in welcher Zeit sie 100 Meter sprinten können. Sie werden glücklich sein, wenn Sie einen neuen persönlichen Rekord aufstellen können. Wenn Sie Ihren persönlichen Rekord aufstellen und dabei jemand hinter Sie zurückfällt, so ist das nicht Ihre Schuld. Doch wenn Sie während des Laufes die Gedanken denken: „Ich muss diese Person unter allen Umständen besiegen“, wird das ein fataler Fehler sein.

Ein Wettkampf ist nur dann hilfreich, wenn Sie an ihm teilnehmen, um eigenen Fortschritt zu machen. Sie trainieren gut und sehen dann, dass Sie sich schrittweise verbessern. Wenn Sie sich aber mit anderen einen Wettkampf liefern, nur um sie zu schlagen, handeln Sie falsch, und Sie werden sich auch schlecht fühlen. Heute besiegen Sie vielleicht jemanden, doch dann schauen Sie sich um und bemerken, dass es eine andere Person gibt, die Sie ganz leicht besiegen kann. Wenn Sie sehen, dass es jemanden gibt, der Ihren Stolz zerschmettern kann, dann verlieren Sie all Ihre Freude.

Wenn Sie hingegen den Wettkampf um des eigenen Fortschritts willen antreten, werden Sie enorme innere Freude erhalten. Sie werden sagen: „Diese Fähigkeit hat Gott mir geschenkt, und wenn Gott mit mir zufrieden ist, wird Er meine Fähigkeit morgen noch steigern.“ Auf diese Weise werden Sie, ganz gleich welches Resultat Sie erzielen, zufrieden sein. Wollen Sie aber Freude erhalten indem Sie jemanden besiegen, so sage ich Ihnen, dass diese Freude nicht anhalten wird. Wenn Sie sich umblicken, werden Sie jemanden entdecken, der viel, viel besser ist als Sie es sind.

Wenn hinter dem Sport, hinter dem Singen, hinter dem Tanzen oder hinter allem, was wir tun, eine spirituelle Absicht steht, dann tun wir das Richtige. Wenn keine spirituelle Absicht dahinter steht, machen wir von unserer Seite aus einen Fehler. Ganz gleich, was wir erreichen, selbst wenn wir Erfolg haben, werden wir niemals, niemals glücklich sein.

Frage: Ich fühle mich zu etwas hingezogen, das ich nicht kenne. Es ist etwas Unbekanntes. Ich fühle mich davon angezogen, aber ich bin mir nicht sicher, was es ist.

Sri Chinmoy: Wenn es die Meditation ist, die dich anzieht, dann nimm sie als Duft wahr. Du gehst in den Garten und erblickst eine Blume. Der Blume wohnt ein Duft inne. Doch zuerst musst du in den Garten gehen, da du fühlst, dass der Garten dir Freude bereiten wird. Wenn du dann die Blume erblickst, wird sie dir noch größere Freude bereiten. Und wenn du den Duft der Blume entdeckst, wird dir das die größte Freude bereiten.

Doch nehmen wir an, du gehst in den Wald. Sofort bekommst du Angst. Du gehst tiefer in den Wald hinein und hörst das Brüllen eines Tigers. Du gehst noch tiefer in den Wald hinein, und der Tiger steht plötzlich vor dir, bereit, dich zu verschlingen.

Du musst feststellen, was dich im Leben anzieht, ob es etwas Positives ist oder etwas Zerstörendes. Wenn du einen schönen Garten betrittst, so tut das deinem inneren Leben gut. Die Blumen sind wunderschön. Wenn du hingegen den Wald der Anhaftung und Bindungen betrittst, wirst du alle ungöttlichen und negativen Eigenschaften sehen. Du wirst sie direkt vor dir erblicken, wie sie streiten und kämpfen und sich gegenseitig würgen. Sie sind wie der Tiger, der bereit ist, dich zu verschlingen.

Frage: Gibt es neben Ihren Schriften noch andere Dinge, die Suchern helfen können?

Sri Chinmoy: Es wird hilfreich sein, meine Bücher zu lesen und auch meine Musik zu hören. Meine Lieder werden Sie unterstützen. Weiters können Sie auch noch die Kurse besuchen, die meine Schüler anbieten. Sie geben Vorträge und beantworten Fragen, ihrer jeweiligen Fähigkeit entsprechend. Wenn Sie dann inspiriert sind, unserem Weg zu folgen, können Sie das tun. Ansonsten versuchen Sie einfach, Inspiration zu bekommen. Wenn Sie meine Bücher lesen, meine Musik hören und die Kurse meiner Schüler besuchen, wird Ihnen das generell helfen.

Nehmen wir an, Sie würden in ein Schwimmbad gehen. Sie beobachten die Menschen, die dort schwimmen und bekommen Inspiration durch sie. Da könnten Sie sagen: „Ich erhalte Inspiration, aber ich möchte nicht in diesem Schwimmbecken schwimmen. Ich würde gerne noch ein anderes Schwimmbad aufsuchen.“ Sie könnten aber auch sagen: „Dieses Schwimmbecken gibt mir so viel Freude. Ich brauche kein anderes mehr.“

Wenn Sie unserem Weg folgen wollen, können Sie das versuchen. Oder Sie können auch einen anderen Weg einschlagen, wenn Sie die Inspiration dazu bekommen haben.

Frage: Ich habe gelesen, dass Sri Ramakrishna durch seine bloße Berührung einige seiner Schüler in Trance und Ekstase fallen ließ. Wie war das möglich?9

Sri Chinmoy: Es hängt von der Empfänglichkeit des Schülers ab. Gestern kam eine achtzigjährige Russin aus Brooklyn, um mich zu sehen. Hättet ihr in ihre Augen geblickt, wäret ihr dahingeschmolzen. Solch eine Ekstase! So etwas sehe ich nur einmal in zwanzig Jahren. Ihre Augen tranken die Schönheit meiner Göttlichkeit – nicht meine körperliche Schönheit, sondern meine göttliche Schönheit. Ich war so berührt. Eine Achtzigjährige! Jagattarini hat sie zu uns gebracht. Sie trank und trank meine Göttlichkeit. Ist das nicht Trance? Ich betete nur, dass sie nicht auf mich oder zu Boden fällt. Einerseits habe ich ihr gegeben und gegeben, andererseits war ich besorgt, dass ich ihr mehr geben würde, als sie aufnehmen konnte. Glücklicherweise fiel sie weder auf mich noch zu Boden.

Diese alte Dame erkannte sofort, wer ich bin. Sie nahm so viel Licht von meiner Göttlichkeit auf. Legte ich ihr meine Hand auf? Nein, es fand kein Kontakt statt. Ohne sie zu berühren, konnte ich ihr geben. Und ich war so stolz auf sie, auf diese achtzigjährige Frau. Das war erst gestern. Die Fotos werden bezeugen, dass sie buchstäblich in göttlicher Ekstase war.

Frage: Guru, das war das dritte Mal, dass sie versucht hat, dich zu sehen. Sie hat die beiden andern Male nicht hergefunden. Gestern ist sie um acht Uhr morgens von zu Hause aufgebrochen und kam um ein Uhr mittags hier an. Sie fuhr alleine mit der U-Bahn und sie spricht kein Wort Englisch.

Sri Chinmoy: Sie kam aus Brooklyn und war von acht Uhr morgens bis ein Uhr mittags unterwegs!

Frage: Vor einigen Jahren hast du gesagt, dass die vedischen Seher jahrelang meditiert haben, um ein bestimmtes Bewusstsein zu erreichen und dass dieses Bewusstsein nun für die Menschheit zur Verfügung steht.

Sri Chinmoy: Die Eltern brauchen Jahre, um ein Haus zu bauen. Ihre Kinder sind bereits so weit fortgeschritten, dass sie es in einem Monat schaffen können. Sri Aurobindo erlangte in drei Tagen jene Form von Verwirklichung, wofür sein Guru Jahre benötigt hatte.

Sri Ramakrishna sagte, wenn ein Avatar erscheint, so ist er vergleichbar mit dem Euter einer Kuh. Wenn man an der richtigen Stelle drückt, bekommt man die Milch. Bekommt ihr Milch, wenn ihr den Fuß oder den Kopf oder das Ohr der Kuh drückt? Das Euter ist die richtige Stelle. Ihr drückt es und bekommt Milch. Damit vergleichbar sind die Avatare.

Ich gebe, doch wie viele Menschen nehmen das an, was ich gebe? Ich gebe durch die Augen. Einige empfangen, einige empfangen nicht. Ich war so berührt gestern, so berührt von der alten Frau und so stolz auf sie, dass sie so viel von mir aufnehmen konnte.


YBG 52. Sri Chinmoy beantwortete die nachstehenden Fragen am 1. Mai 1995 in New York.

Frage: Wie lautet deine Meinung über das Fernsehen?10

Sri Chinmoy: Wenn ich in Prozent ausdrücken soll, wie viel vom Fernsehprogramm, mit Ausnahme der Nachrichten gut ist, so werde ich sagen, dass nur zwei Prozent ein Segen sind. Achtundneunzig Prozent des Programms sind ein Fluch, eine feindliche Macht. Und der Tag wird kommen, an dem die Menschen mir zustimmen werden, dass auch der Computer und die wissenschaftliche Forschung das Herz weit aus ihrem Leben hinausgetragen haben. In der Welt des Herzens sind sie bankrott.

Die materielle Welt ist in einem bestimmten Ausmaß gut. Sie beschleunigt den materiellen Wohlstand. Doch ganz gleich, wie reich wir im materiellen Sinne sind, die Gottverwirklichung wird sich niemals, niemals durch materiellen Erfolg, durch materielle Errungenschaften einstellen. Beides kann Hand in Hand gehen, aber Gottverwirklichung selbst kann sich nur durch das innere Leben, durch das spirituelle Leben entwickeln.

Wenn ich mich in der Weltgeschichte auskennen möchte, so muss ich Geschichte studieren. Geographie wird mir dabei nicht helfen. Und genauso werden diejenigen, die Wissenschaft studieren wollen, in diese Richtung gehen. Doch ich denke nicht, dass die Wissenschaft oder die Computertechnologie eines Tages hervorkommen und sagen werden: „Das ist Gott. Er steht vor dir.“ Würde das jemals der Fall sein, müssten alle spirituellen Meister vom Himmel zurückkommen und sich vor dem Computer verneigen.


YBG 53-56. Sri Chinmoy beantwortete die nachstehenden Fragen am 11. Januar 1996 im Hotel Summerstrand Holiday Inn in Port Elisabeth, Südafrika, während seiner jährlichen Weihnachtsreise mit seinen Schülern.

Frage: Wenn viele Dinge zur gleichen Zeit erledigt werden müssen, fällt mir die Entscheidung schwer, was ich zuerst tun soll. Gibt es immer etwas, das man am besten zu einer bestimmten Zeit erledigen soll?

Sri Chinmoy: Darauf wirst du von deiner Meditation am frühen Morgen die Antwort erhalten. Du bist ein guter Schüler. Du stehst jeden Tag um vier, fünf oder sechs Uhr auf und meditierst. Wenn du eine gute Meditation hast, brauchst du nicht einmal eine bestimmte Botschaft von deiner Meditation zu erhalten. Deine Meditation wird dich führen. Sie wird dir mit Gewissheit Anleitung geben, was zu tun ist, was am wichtigsten ist. Du musst während deiner Meditation nicht einmal fragen: Soll ich dies oder jenes tun? Eine gute Meditation trägt Licht in sich. Dieses Licht wird dich zu der Sache führen, die zuerst zu tun ist.

Nehmen wir an, es gibt vier Dinge, die du an einem bestimmten Tag tun musst. Der Verstand kann nicht sagen, was das Wichtigste ist. Doch das Licht deiner eigenen Meditation wird es dir sagen. Es wird dich führen: Tue dies, tue jenes. Deine Meditation wird es dir sagen. Es gibt keinen anderen Weg.

Die Meditation früh am Morgen ist von höchster, höchster Wichtigkeit. Am Morgen musst du die Botschaft vernehmen. In deinem Büro wird dein Chef dir sagen, was zu tun ist. Hier ist die Meditation dein Chef. Du fragst den Chef, was zu tun ist. Wenn du mit meinem Transzendentalen Bild sprechen kannst, so wird es dir sagen, was zu tun ist. Doch ich sage noch einmal, dass das gar nicht notwendig ist. Versuche einfach nur, eine gute Meditation zu haben, eine solide Meditation. Meditation verkörpert Licht. Dieses Licht wird dich zur richtigen Sache führen. Es wird dir zeigen, was zuerst getan werden muss.

Bitte meditiere jeden Morgen mindestens zehn Minuten. Ich sage nicht, dass du um fünf oder sechs Uhr aufstehen musst. Wann immer du aufstehst, selbst wenn du um zehn Uhr oder um zwölf Uhr mittags oder um ein Uhr aufstehst – das ist deine Morgenstunde. Selbst wenn du um ein Uhr mittags aufstehst, meditiere zehn Minuten lang. Lass nur den Vorhang geschlossen. Erlaube dem Sonnenlicht nicht, hereinzukommen, denn das wird dich stören; es wird dir ein schlechtes Gefühl vermitteln. Halte den Raum dunkel, damit du fühlen kannst, dass es auch draußen noch dunkel sei. Du kannst fühlen, dass es noch früh am Morgen ist und dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist; die Sonne schläft auch noch.

Meditiere bitte jeden Morgen mindestens zehn Minuten lang. Dann sei bitte alle drei Stunden oder zumindest drei Mal am Tag in meditativer Stimmung – nicht jede Stunde, das ist vielleicht zu schwierig. Du wirst früh am Morgen meditieren, und dann wieder um zwei Uhr nachmittags, um fünf Uhr und dann noch einmal. Mache es dir zur Aufgabe, dass du dir zumindest drei Mal am Tag ganz aufrichtig deiner Meditation bewusst wirst.

Du magst dabei vielleicht nicht vor deinem Altar sitzen, doch du musst das meditative Bewusstsein, das du früh am Morgen um sechs oder sieben Uhr hattest, zum Vorschein bringen. Dein Bewusstsein dringt in deine Morgenmeditation ein und deine Morgenmeditation wird wiederkommen und wird dir dein inneres Leben bewusst machen. Sie wird dich darin bestärken, dein spirituelles Leben ernst zu nehmen. Selbst während du Auto fährst oder einkaufen oder laufen gehst oder sonst irgendetwas tust – bringe dieses Bewusstsein zurück. Selbst während du mit deinen Freunden plauderst, erinnere dich an deine Morgenmeditation. Du magst sprechen, du magst über gewöhnliche Dinge reden – aber erinnere dich an die göttlichen Aktivitäten, die du am Morgen getan hast.

Frage: In meinem Job arbeite ich acht bis zwölf Stunden täglich am Computer, und ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, wie ich in meinem Herzen verweilen und seelenvoll sein kann, während ich am Computer arbeite.

Sri Chinmoy: Mein Verstand befindet sich hier, in diesem kahlen Kopf, und ich kann dich mit meinen menschlichen Augen sehen! Wenn ich dich aber auf eine andere Weise sehen will, mit meinem dritten Auge oder mit meinem Herzen, so bin ich dazu in der Lage. Stelle dir vor, dass ich in meinem Herzen zwei Augen habe. Wenn ich meine menschlichen Augen nicht verwenden möchte, so kann ich auf zwei weit geöffnete Augen in meinem Herzen zurückgreifen.

So ähnlich verhält es sich auch bei dir. Wenn du am Computer arbeitest, so sind dein Verstand oder dein Gehirn in das Gerät eingedrungen. Wenn du aber weißt, dass sich etwas in dir befindet, in deinem Herzen, das ebenfalls in das Gerät eindringt, dann wirst du unweigerlich seelenvoll sein. Wenn du deine Aufmerksamkeit oder Konzentration auf ein Objekt lenkst, fühlst du, dass diese Konzentration nur von deinem Verstand und sonst von nirgendwoher kommen kann. Doch du kannst dich auch mit deinem Herzen konzentrieren. Versuche es bitte. Der Tag wird kommen, an dem du mit dem Gerät seelenvoll eins werden kannst. Dann wirst du erkennen, dass alles vom Herzen kommt. Momentan versuchen wir voller Verzweiflung, den Verstand zu ergreifen. Er gleicht einem unbändigen Affen. Wir versuchen, den Affen zu ergreifen und ihn einzuschüchtern. In unserem spirituellen Leben versuchen wir, den ruhelosen Verstand zu ergreifen und ihn in das Herz zu setzen.

Dein Verstand hilft dir, zu arbeiten und ein Gehalt zu verdienen. Doch ich sage dir, dass du das Herz ebenso verwenden kannst. Das Herz besitzt diese Fähigkeit auch, doch im Moment benützt du den Verstand und das Herz getrennt. Eines Tages wird sich die Konzentration deines Verstandes durch das Herz auf das Objekt richten. Zurzeit richtet sie sich noch direkt auf das Objekt. Doch die Zeit wird kommen, die Zeit muss kommen, da der Verstand durch das Herz gehen und mit der Strebsamkeit, mit der Hingabe und mit dem Licht des Herzens arbeiten wird. Dann wirst du während deiner Arbeit am Computer unweigerlich seelenvoll sein, ganz gleich wie viele Stunden du vor ihm sitzt.

Frage: Die Wissenschaft besitzt einige Aspekte, die Freude bereiten, wie zum Beispiel neue Entdeckungen, die gemacht werden.

Sri Chinmoy: Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Spiritualität ist folgender: Die Wissenschaft läuft neuen Entdeckungen hinterher, während die Spiritualität nach Selbstentdeckung strebt. „Wer bin ich, wer bin ich, wer bin ich?“ Diese vom Südinder Ramana Maharshi gestellte Frage kann niemals, niemals mental beantwortet werden. Vom spirituellen Gesichtspunkt aus betrachtet, ist diese Frage selbst die Antwort. Spiritualität gräbt einfach immer weiter nach innen, um zu entdecken: „Wer bin ich?“

Die Wissenschaft entdeckt laufend etwas, und jedes Mal, wenn sie etwas entdeckt, erhalten wir große Freude und Zufriedenheit. Wir sagen: „Ah, eine neue Entdeckung!“ Aber die Wissenschaft betrachtet diese Entdeckung nicht als ihr eigen. Alles ist bloß Selbstausdruck, Selbstenthüllung, aber nicht Selbstmanifestation.

Wurde auf der spirituellen Suche hingegen das Selbst entdeckt, ist diese Errungenschaft bereits die Manifestation ihrer eigenen Wirklichkeit, ihrer eigenen Existenz. Was wir als Selbstentdeckung bezeichnen, ist nichts anderes als Gottentdeckung. Zwischen der Entdeckung Gottes und der Entdeckung des Selbst existiert kein Unterschied. Wenn ich mich selbst entdecke, fühle ich nicht, dass ich etwas Fremdes entdecke; es handelt sich um meine eigene Wirklichkeit. Ich bin mir meiner eigenen ewigen, unendlichen und unsterblichen Wirklichkeit bewusster geworden.

Die Wissenschaft tut das nicht. Sie entdeckt etwas und fühlt sofort, dass es sich dabei um eine neue Schöpfung handelt. Die Spiritualität spricht nicht von Schöpfung; sie spricht von der Entfaltung und von der Enthüllung des Selbst. Ich enthülle einfach mein Selbst; nun weiß ich, wer ich bin. Jedes Mal, wenn wir spirituell etwas entdecken, entdecken wir einfach nur unsere eigene Unsterblichkeit, unsere eigene Unendlichkeit, unsere eigene Ewigkeit. Wir tauchen tief nach innen, und dies sind unsere Entdeckungen.

Jedes Mal, wenn ein spiritueller Sucher etwas entdeckt, entdeckt er einen Teil seiner Wirklichkeit, die ohne Anfang und Ende ist. Die Wissenschaft ist nicht dieser Ansicht. Ein Wissenschaftler entdeckt etwas aus heiterem Himmel und denkt, er habe es von einem Planeten oder vom Himmel oder vom Ozean erhalten. Er hat seine Entdeckung von einem anderen Ort erhalten. Und er hat sie aufgrund seiner Vorstellungskraft oder seiner Bestrebungen erhalten. Er fühlt nicht, dass es sich dabei um seine eigene, zum Vorschein kommende Göttlichkeit handelt, und deswegen kann er diese Entdeckung nicht als sein eigen beanspruchen. Ein Wissenschaftler kann seine wissenschaftliche Forschung oder Entdeckung als seinen Besitz betrachten, als sein Eigentum. Doch er kann sie nicht auf dieselbe Weise sein eigen nennen, wie ein spiritueller Mensch seine Selbstentdeckung sein eigen nennen kann.

Ein spiritueller Mensch verwirklicht einfach seine eigenen höchsten und tiefsten Wesensteile. Er schaut in eine seiner Schubladen und sagt: „Oh mein Gott! Ich habe nicht gewusst, dass ich fünf Euro in dieser Schublade hatte!“ Dann öffnet er noch weitere Schubladen und findet zehn, zwanzig, fünfzig oder hundert Euro. Er empfindet keine Trennung zwischen sich und jeder neuen Entdeckung, sondern er identifiziert sich damit, wird eins mit ihr, so wie eine Blume mit ihrem Duft eins wird. Wo liegt der Unterschied zwischen diesen beiden?

Nehmen wir nun die Wissenschaft in Augenschein. Sagen wir, die Wissenschaft hätte in Erfahrung gebracht, wie man ein Messer herstellt. Der Wissenschaftler hält das Messer und er hält auch eine Frucht. Ich sage immer, dass man mit einem Messer eine Frucht aufschneiden und sie mit seinen Freunden teilen kann, oder man kann mit ihm die nächstbeste Person verletzen. Dem füge ich jetzt noch etwas hinzu.

Nehmen wir an, der Wissenschaftler hat die Frucht zerteilt und seinen Freunden gegeben. Dann sagt einer von ihnen: „Deine Frucht schmeckt überhaupt nicht. Ich habe eine viel köstlichere Mango gesehen.“ Wie reagiert der Wissenschaftler? Vielleicht wird er wütend. Entweder wirft er seine Mango dem anderen an den Kopf oder er geht vielleicht soweit und setzt sein Messer gegen die andere Person ein, da diese seine Mango kritisiert hat. Die Reaktion der Wissenschaft könnte in Zerstörung ausarten. Auf ähnliche Weise könnte es geschehen, dass ein stärkeres Land ein schwächeres Land bombardiert, wenn es von diesem kritisiert wird.

Wenn ein spiritueller Meister sich selbst entdeckt hat, so handelt er kraft seiner Selbstentdeckung nicht auf diese Weise. Nehmen wir an, er hielte dasselbe Messer und dieselbe Frucht in den Händen. Wenn jemand die Mango oder das Messer kritisiert, wird er sagen: „In Ordnung, wenn du meine Mango nicht haben möchtest, wird es jemand anderen geben, der sie zu schätzen vermag. Da du meine Mango nicht magst, mein Bruder aber auch eine besitzt, kannst du vielleicht zu ihm gehen und sehen, ob dir seine Mango schmeckt.“ Oder der Meister wird sagen: „Wenn du meine Mango nicht schätzt, so macht das nichts. Der Tag wird kommen, an dem du eine Mango wirst essen müssen, denn wenn du sie nicht isst, wirst du nicht genährt und du wirst schwach bleiben. Und wenn du kein Messer hast, wie willst du dann die Mango zerteilen?“

Die Entdeckung des Selbst bringt sofort Universalität zu uns, ein Gefühl des universellen Einsseins. Du schätzt nicht, was ich anzubieten habe? Dann gehe dort hinüber; dort ist mein Bruder. Oder gehe auf diese Seite; da ist meine Schwester. Gehe in die andere Richtung; da ist mein Freund. Wahre Spiritualität singt das Lied des Einsseins. Doch die Wissenschaft singt nicht das Lied des Einsseins. Die Wissenschaft singt das Lied der Überlegenheit.

Selbstentdeckung breitet sich aus. Sie reicht hierhin, dorthin, überall hin. Doch die Wissenschaft bringt, ganz gleich ob sie nun diesen oder jenen Weg geht, die Emotion der Überlegenheit mit sich. Die Spiritualität wird immer die Botschaft der Vertrautheit, die Botschaft des Einsseins, Einsseins, Einsseins mit sich tragen. Die wissenschaftliche Entdeckung wird sich immer in der Welt des Wettbewerbs befinden. Doch in der Selbstentdeckung steckt immer das Gefühl der universellen Wirklichkeit.

Die Wissenschaft läuft stets neuen Entdeckungen hinterher, während die Spiritualität stets nach der Ewigkeit, nur nach der Ewigkeit, strebt. Was ist die Ewigkeit? Die Ewigkeit ist das Hier und Jetzt. Im Hier steckt die Ewigkeit. Im Jetzt steckt die Ewigkeit. Die Wissenschaft will immer neue Entdeckungen. Doch die Spiritualität sagt: „Ich schenke dir die Ewigkeit.“ Und wo ist diese Ewigkeit? Die Ewigkeit steckt in den Worten ‘Hier' und ‘Jetzt'.

Frage: Meinst du, dass deine Schüler über die Jahre Fortschritt gemacht haben?11

Sri Chinmoy: Um ganz ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass die Schüler vielversprechend begannen, doch einige von ihnen zerstörten ihre Versprechungen alleine dadurch, dass sie sich mit anderen verglichen. Sie vergleichen sich selbst nicht mit ihrem eigenen Leben. Hätten sie ihren Fortschritt untersucht und die Notwendigkeit empfunden, mehr Fortschritt zu erzielen oder die Notwendigkeit, bessere Instrumente zu werden, dann hätten sie unglaublichen Fortschritt erzielen können. Doch sie stellten Vergleiche mit anderen an; sie blickten sich um, diese Richtung, jene Richtung. Sie blickten nicht nach innen; sie tauchten nicht tief nach innen. Zu Beginn schauten sie noch in ihre eigene Existenz hinein. Doch nach ein paar Jahren war es in vielen Fällen so, dass ihre Augen bloß noch dazu verwendet wurden, um zu sehen, was rund um sie geschah. Ihre Herzen versuchten nicht, tiefer zu gehen.

YBG 57-62. Sri Chinmoy beantwortete die nachstehenden Fragen seiner Schüler am 24. Januar 1996 im Hotel Tropicana in Durban, Südafrika, während ihrer alljährlich stattfindenden Weihnachtsreise.

Frage: Manchmal sagst du, dass dies deine letzte Inkarnation ist und du darüber sehr glücklich bist. Für mich ist es schwierig, das Spiel des Lebens mit einer positiven Einstellung zu betrachten, wenn der Champion des Spiels so voller Freude das Spiel verlassen wird.

Sri Chinmoy: Dies ist meine letzte Inkarnation. Wenn ich etwas Wahres in diesem Leben gesagt habe, dann ist es das. Und ich habe Gott um diesen Gefallen gebeten. Es ist nicht so, dass Gott nicht gewollt hätte, dass ich zurückkehre.

Frage: Wie können jene, die zurückbleiben, fühlen, dass es das Mitgefühl Gottes ist, das ihnen das Leben schenkt, während du, der in diesem Spiel am besten ist, glücklich bist, zu gehen?

Sri Chinmoy: Ab jenem Tag, an dem ich euch als Schüler angenommen habe, habe ich versucht, euch alles vorbehaltlos, wenn nicht sogar bedingungslos zu geben. Wenn ihr nicht glauben könnt, dass ich euch alles bedingungslos gegeben habe, so versucht zu glauben, dass ich es vorbehaltlos gegeben habe. Und wenn ihr nicht glauben könnt, dass ich es vorbehaltlos gegeben habe, so versucht zu glauben, dass ich es fröhlich gegeben habe. Wenn ihr nicht glauben könnt, dass ich das, was ich zu geben hatte, fröhlich gegeben habe, dann sagt, dass ich es zögerlich gegeben habe! Doch wenn irgendjemand nicht glaubt, dass ich etwas gegeben habe, wenn jemand meint, ich hätte nichts gegeben, was kann ich dann noch sagen? Wenn jemand fühlt, dass ich ihm nichts gegeben habe, wäre das der Gipfel seiner Unaufrichtigkeit. Ich habe gegeben, ich habe gegeben.

Nun taucht die Frage auf, warum man Zeit verschwenden soll, wenn die Gnade voller Kraft herabkommt? Wirst du in einen dunklen Raum gehen und dich verstecken, wenn die Sonne hell scheint? Die Gnade strömt jetzt herab. Sri Ramakrishna drückte dies auf seine einfache Art und Weise aus. Er sagte, dass die Kuh Milch hat, doch diese Milch befindet sich nicht im Schwanz, nicht in den Beinen, nicht in den Ohren. Die Milch der Kuh befindet sich im Euter, dort, wo sie sein soll. So ist es auch, wenn ein spiritueller Meister meiner Größe die Weltarena betritt. Meine bloße Existenz ist Mitgefühl, meine bloße Existenz ist Liebe. Ich atme jede Sekunde Liebe ein und aus, Liebe und Mitgefühl.

Ich habe alles erreicht, was von mir erwartet wurde. Doch das, was ich geben soll, kann ich leider nicht immer geben. Ich gebe einem Menschen eine Blume mit der Hoffnung, er würde die Schönheit der Blume schätzen und den Duft der Blume einatmen und dann versuchen, die Schönheit und den Duft der Blume in seinem eigenen Herzen wahrzunehmen. Doch in manchen Fällen, wenn ich Liebe, Zuneigung oder ein Lächeln schenke, werden diese sofort weggeworfen. Wie ein unartiges Kind wirft diese Person sie einfach fort. Das geschieht in manchen Fällen.

In welchem Ausmaß achtet ihr mich? Das ist die Frage. Andererseits müsst ihr mich nicht achten; das Wichtigste ist, in welchem Ausmaß ihr euer spirituelles Leben achtet. Euer spirituelles Leben und ich sind untrennbar.

Gehen wir zu einem weiteren Thema: Manifestation. Der Supreme begann mit Strebsamkeit, dann fügte Er Engagement hinzu, und dann fügte Er die Manifestation hinzu. Zu Beginn deines spirituellen Lebens sagte der Supreme: „Strebe, strebe!“ Dann sagte der Supreme, dass das innere Streben nicht von der Selbstwidmung getrennt werden kann. Letztlich forderte Er dich zu manifestieren auf.

Hat mir die Manifestation während dieser Reise Freude gemacht? Leider ist in vielen Fällen ein „Nein“ die Antwort. Warum? Weil unter meinen Schülern manchmal Streitigkeiten ausbrechen. Es gibt Disharmonie – nicht in der äußeren Welt, sondern in der inneren Welt. Manchmal möchte jeder Einzelne der erhabene Anführer sein.

Ich bin für alles, was ihr getan habt, dankbar. Doch ich möchte sagen, dass Glück etwas anderes ist, etwas ganz anderes. Ja, wir haben einige bedeutsame Dinge erreicht. Dies sind historische Fakten. Doch das Wichtigste ist die Einstellung. Kannst du behaupten: „Indem ich dies getan habe, habe ich enormen Fortschritt erzielt“? Am wichtigsten ist, dass wir liebevoll, hingebungsvoll und bedingungslos dienen.

Wenn ich interne Streitigkeiten sehe, muss ich weinen. Eine Person wird sagen: „Das ist mein Bereich“, und eine andere Person wird dasselbe behaupten. Manchmal wird die Manifestation zu einem Ringkampf oder zu einem Tauziehen zwischen zwei Parteien. Was kann ich dann tun? Bin ich hier, um einem Tauziehen beizuwohnen? Ja, das Tauziehen zwischen den feindlichen Kräften und den göttlichen Kräften genieße ich, in der Hoffnung, dass die göttlichen Kräfte siegen werden. Doch ich genieße nicht das Tauziehen von Menschen, die eigentlich ständig auf der göttlichen Seite stehen sollten. Wo ist das Einssein zu diesem Zeitpunkt? Wo ist das Einssein?

Ich möchte noch einmal betonen, dass inneres Streben, Widmung und Manifestation Hand in Hand gehen müssen. Was immer du getan hast, was immer ich tun konnte, haben wir getan; doch unsere Freude und unsere Inspiration hätten viel größer sein können. Deswegen habe ich während dieser Reise viel für mich alleine meditiert. Ich sage, dass ich Gott verwirklicht habe, und doch meditiere ich viel mehr als ihr. Krishna sagte, dass er nicht mehr beten und meditieren hätte müssen, doch er fuhr damit zum Wohle der Menschheit fort. Ich in meinem Fall meditierte stundenlang in meinem Zimmer und im Auto.

Doch hier in unserem gemeinsamen Meditationsraum, erhielt ich während unserer Meditation keine Freude, denn ich sah, dass die Intensität, die einige Schüler vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren besaßen, Schritt für Schritt nachgelassen hat. Andererseits war es auch so, dass äußere Umstände mich nicht gerade ermutigt haben.

Versucht, eure innere Freude zurückzubringen. Überrascht eure eigenen Gedanken, eure eigenen Handlungen, euer alltägliches Leben! Eure Überraschung werde ich unendlich mehr schätzen, als ich zwei Politiker zu schätzen weiß, die sich dazu entscheiden, die Wahrheit zu sagen, die genau fünf Minuten lang währt. Alleine die Tatsache, dass sie sich entschlossen haben die Wahrheit zu sagen, ist eine große Überraschung, doch für mich zählt mehr der Fortschritt, den jeder Einzelne erzielen kann.

Der Supreme hat mir erzählt, dass es dieses Jahr Überraschungen geben wird. Die Zeitungen werden von Dingen berichten können, die die Welt erschüttern oder sie erleuchten. Aber noch einmal, wenn wir als spirituelle Menschen vollkommen neue Dinge in Angriff nehmen, wenn wir Dinge tun, die anders sind, Dinge, die uns ermutigen und inspirieren, so können wir diesen Fortschritt auch als Überraschung betrachten. Und diese Überraschung ist auch unser Fortschritt.

Ich weiß nicht, ob ich deine Frage beantwortet habe oder nicht. Ich bin glücklich, dass dies meine letzte Inkarnation ist, und du solltest glücklich sein, dass du einen guten Meister bekommen hast, der dich wirklich liebt. Du musst deine Weisheit anwenden, um so viel von mir zu nehmen wie du kannst, damit du in deiner nächsten Inkarnation mit grenzenlosem innerem Reichtum zurückkehrst. Dann kannst du deinen inneren Reichtum immer weiter vergrößern.

Frage: Wenn wir nicht weit genug fortgeschritten sind, um dir all jene Fragen zu stellen, die wir stellen sollten, gibt es dann einen Weg, um diese Fragen zu finden?

Sri Chinmoy: Definitiv! Es gibt viele Fragen, die ihr mir nicht gestellt habt. Sie sind wie Lieder, die nicht gesungen wurden, oder wie Tränen, die nicht geweint wurden. Ich habe über eintausend Bücher geschrieben und doch könnte ich noch viel mehr anbieten. Spirituelle Meister haben immer das gleiche Problem. Sie verfügen über so viel Weisheit, so viel Licht, so viel Mitleid; all diese Dinge können sie der Menschheit anerbieten, doch die Menschheit nimmt sie nicht an, sie akzeptiert sie nicht. Die Menschen empfinden dazu keine Notwendigkeit. Was soll man tun, wenn die Menschheit die Weisheit der spirituellen Meister nicht braucht oder wenn sie die Bereitschaft, etwas zu empfangen, nicht besitzt?

Ich sage auch immer wieder, dass ihr mir diese Fragen nicht alle stellen müsst, wenn ihr sie nicht hervorbringen könnt. Es wird viele Fragen geben, die ihr selbst individuell beantworten könnt. Jetzt existieren noch viele Fragen, die ihr nicht beantworten könnt. Aber in der inneren Welt gibt es einen bestimmten Ort. Wenn ihr diesen Ort aufsuchen und dort an die Tür klopfen könnt, dann wird sich die Antwort unweigerlich einstellen.

Es gibt eine Frage, die all die Millionen von Fragen, die gestellt werden können, verkörpert, und diese Frage ist: Brauche ich Gott schlaflos und atemlos? Brauche ich Ihn wirklich? Wenn wir diese eine Frage nicht tief in uns tragen, dann werden wir auf alle Antworten endlos lange warten müssen. Wir brauchen nur eine Frage: Brauche ich Gott wirklich, verzweifelt, schlaflos und atemlos? In dieser einen Frage befinden sich die Antworten auf alle anderen Fragen.

Heute beantworte ich mit der Gnade Gottes eure spirituellen Fragen, doch ich möchte euch sagen, dass es keine spirituelle Frage gibt, vorhanden oder noch unbewusst, die ich nicht beantworten könnte. Wenn es um wissenschaftliche Fragen geht, so kann ich nichts tun, denn das ist nicht mein Bereich. Doch ich werde jede Frage aus der inneren Welt beantworten können. Wenn mein körperlicher Verstand die Antwort nicht weiß, kann ich in einer Sekunde meine Seele fragen oder die Antwort vom Supreme erhalten.

Ich brauchte Gott aufrichtig. Deswegen wurde Er zur Frage, deswegen wurde Er zur Antwort. Wenn auch du Gott wirklich brauchst, wird sich in deiner Frage ebenfalls schon die Antwort befinden. Was kann ich noch sagen?

In jeder Frage steckt die Antwort. Es kommt auf die Notwendigkeit an. Es kann sein, dass eine Person Gott fünf Minuten lang braucht, aber die nächsten zehn Stunden nicht mehr. Aber glaubt ihr nicht auch, dass diese Person viel schnelleren Fortschritt erzielen wird, wenn sie den fünf Minuten, in denen sie Gott braucht, auch noch die zehn Stunden hinzufügen kann?

Ich habe Tausende von Fragen beantwortet und vielleicht beantworte ich noch einige Tausend mehr. Doch das Entscheidende ist, wie viele Menschen aus diesen Tausenden von Antworten Nutzen gezogen haben. Ich habe viertausend Schüler. Glaubt ihr, dass es bei viertausend Schülern bleibt, nachdem ich diese Welt verlassen habe? Nein, mein Boot wird noch viel, viel mehr Passagiere aufnehmen! Millionen von Menschen, die nicht meine Schüler sind, werden meine Schriften lesen. Wenn sie meine Schriften jetzt noch nicht lesen beziehungsweise noch nicht lesen können, dann nur, weil meine Schriften noch nicht zur Verfügung stehen.

Doch ich muss auf keinen Preis, auf keine Auszeichnung warten, um in der Welt bekannt zu werden. Ihr werdet sehen, wie es in zwanzig oder dreißig Jahren, oder sogar schon in zehn Jahren sein wird. Meine Schüler werden noch zehn, zwanzig oder dreißig Jahre auf dieser Welt sein, vielleicht noch länger. Bald werdet ihr wissen, wie viele Tausende und Millionen von Menschen meine Bücher lesen. Die Zeit ist reif, aber leider sind die Bücher noch nicht verfügbar.

Um auf deine Frage zurückzukommen, ich habe bereits Tausende Fragen beantwortet. Und doch sind viele, so viele Fragen noch nicht gestellt worden. Ich besitze die Fähigkeit, Fragen zu beantworten und es bereitet mir auch Freude, das zu tun. Aus diesem Grund bitte ich euch um Fragen.

Ein jeder von euch kennt meine Philosophie sehr gut. Glaubt mir, meine Philosophie umfasst alle Philosophien. Die Essenz oder Quintessenz der Veden und der Upanishaden, die unsere indische Philosophie repräsentieren, und selbst die Bibel des Christentums sind alle in meiner Philosophie enthalten. Ich habe alles vereinigt und vielleicht bin ich darüber hinausgegangen. Selbst wenn einige Menschen nun sagen, ich sei nicht darüber hinausgegangen, so können sie zumindest zustimmen, dass ich den Duft der östlichen Spiritualität und der westlichen Spiritualität vereinigt habe. Ich verteile den Honig direkt vom Herzen, sehr behutsam, sehr liebevoll und sehr gütig.

Wenn ich die Möglichkeit erhalte, mehr Fragen zu beantworten, so werde ich sie beantworten. Einige Menschen haben definitiv Nutzen aus meinen Antworten gezogen. Doch zu meinem Leidwesen muss ich sagen, dass viele Menschen, deren direkter Meister ich nicht bin, größeren Nutzen aus meinen Schriften ziehen werden, als viele meiner gegenwärtigen Schüler. Zukünftige Generationen werden mich viel ernster nehmen als die jetzige Generation, viel ernster.

Wenn mich mehr Schüler der jetzigen Generation, die von Anfang an bei mir sind, ernster genommen hätten, wäre ich der Menschheit auch eine größere Hilfe gewesen. Ich hätte Menschen, die meinen Weg nicht bewusst oder offen angenommen haben, besser helfen können. Dies sage ich in aller Aufrichtigkeit.

Die sechzehn engsten Schüler von Sri Ramakrishna waren nur sechs Jahre lang bei ihm. Schaut euch ihre Empfänglichkeit an! Die letzten zwei oder zweieinhalb Jahre lebte Swami Vivekananda nicht mehr in seinem eigenen Haus. Die Schüler hielten sich die meiste Zeit im Haus des Meisters auf, um in dessen Gegenwart zu sein. Meine Schüler hatten mich dreißig Jahre lang, vielleicht sogar länger. Die Schüler Ramakrishnas nahmen ihn definitiv viel ernster, als viele meiner Schüler mich genommen haben.

Nun könnt ihr natürlich sagen, dass eine so lange Zeit mit dem Meister ein Segen oder ein Fluch sein kann. Ich kann dasselbe sagen: Schüler eine so lange Zeit zu haben, ist entweder ein Segen oder ein Fluch. Gott kennt die Wahrheit! Ich kann leicht sagen: „Die ersten zwei oder drei Jahre waren sie so gut, dass es ein Segen war. Nun ist es im Fall derjenigen, deren Bewusstsein gesunken ist, ein Fluch.“ Ihr könnt auf ähnliche Weise sagen: „Die ersten zwei Jahre nachdem wir auf den Weg gekommen sind, war Guru so voller Mitgefühl und Anteilnahme, dass es ein Segen war. Nun, da er uns nicht mehr anschaut, ist es ein Fluch!“ Doch wir kommen mit unserer Behauptung, dass es entweder ein Segen oder ein Fluch ist, nicht weiter. Nur indem wir zu etwas werden, indem wir jemand werden, machen wir Fortschritt.

Wenn ihr Das Vermächtnis von Sri Ramakrishna lest, werdet ihr bemerken, dass Sri Ramakrishna meistens am Abend mit seinen Schülern gesprochen hat. Sri Aurobindo führte einige Jahre lang mit einer kleinen Anzahl von Schülern ebenfalls Gespräche. Zu dieser Zeit beantwortete Sri Aurobindo viele, viele Fragen. Ich in meinem Fall habe vieles gesagt; und durch eure Gnade wurde auch alles aufgenommen. Ich habe auch vieles geschrieben. Es ist wie in einem Supermarkt. Es befinden sich Hunderte von Dingen im Supermarkt. Du nimmst dir, was dir gefällt und bringst es in das Zuhause deines Herzens; eine andere Person nimmt das, was ihr am besten gefällt und bringt es in das Zuhause ihres Herzens.

Es existieren einige Meister, die nichts geschrieben haben, die nichts gesprochen haben. Sie haben keine Gelegenheit erhalten, die höchste Wahrheit auszusprechen. Es gibt viele, viele Fragen, die ihr mir über die Jahre gestellt habt, die zum Beispiel nicht im Buch Das Vermächtnis verzeichnet sind. Ich kritisiere in keiner Weise Sri Ramakrishna oder seine Schüler. Sri Ramakrishna hätte jede spirituelle Frage beantworten können, doch seine Schüler hatten ihn nur sechs Jahre lang. Leider konnten sie ihm in dieser Zeit nicht alle Fragen stellen. Ich habe euch glücklicherweise bereits dreißig Jahre lang. Aber noch einmal, in diesem Moment schätzen wir uns glücklich, im nächsten Moment sind wir unglücklich.

Wenn man Sri Ramakrishnas eigene bengalische Worte in Das Vermächtnis liest und mit der englischen Übersetzung vergleicht, bemerkt man einen großen Unterschied. Das Englisch ist perfekt, doch wie könnte man den Atem, der den bengalischen Worten Sri Ramakrishnas innewohnt, in die englische Übersetzung bringen? Seine einfache, von Zuneigung durchdrungene dörfliche Sprache kann nicht übersetzt werden. Viele große Autoren haben es versucht, aber ich weiß nicht, wie weit sie ihm gerecht wurden, ganz gleich wie vollkommen ihr Englisch auch sein mag. Doch die Welt muss die Lehren Sri Ramakrishnas irgendwie erhalten. Wenn du keinen Nektar bekommen kannst, dann sei zumindest mit Milch zufrieden. Und wenn du keine Milch bekommen kannst, musst du dich mit Wasser begnügen. Das Wasser gibt dir zumindest Leben. Menschen, die der bengalischen Sprache mächtig sind, werden definitiv größeren Nutzen aus dem Original ziehen können.

Ich spreche und schreibe in englischer Sprache und ihr alle beherrscht die englische Sprache. Ihr könnt euch ebenso wie ich glücklich schätzen, dass ihr die Botschaft aus erster Hand bekommt.

Es gab eine Zeit, wo indische Gelehrte behaupteten, dass Mantren in der englischen Sprache unmöglich zum Ausdruck gebracht werden können. Sie prahlten damit, dass nur unsere Vorväter, die Vedischen Seher, die Sprache des Herzens, die Sprache der Seele beherrschen würden. Sie behaupteten, dass Mantren nur in Sanskrit existieren würden. Ich stimmte dieser Behauptung nicht zu, und es tut mir leid zu sagen, dass ich dem auch niemals zustimmen werde. Wenn man einen Vergleich ziehen muss, so existieren in der Sprache Sanskrit viel mehr mantrische, viel mehr Seelen-bewegende Äußerungen, als in der englisch sprechenden Welt. Doch zu sagen, dass die englisch sprechende Welt keine Mantren hervorgebracht hat, ist absurd. Viele, sehr viele Äußerungen in der englischen Sprache können als mantrische Äußerungen bezeichnet werden.

Frage: Ich glaube, dass du einmal erwähnt hast, dass die bengalische Sprache und die italienische Sprache der Sprache der Seele am nächsten kämen.

Sri Chinmoy: Habe ich ausdrücklich gesagt, dass diese beiden Sprachen der Seele am nächsten seien? Dann werden einige indische Gelehrte zu mir kommen und mir den Schädel einschlagen. Sie werden andere Sprachen nennen. Man sagt, und dem stimme ich zu, dass sowohl die bengalische als auch die italienische Sprache außergewöhnlich schön sind. Aber habe ich alle Sprachen gehört? Ich kann nur sagen, dass für mich die deutsche Sprache sehr schwierig ist. Meine deutschsprachigen Schüler sind mir so ergeben. Ich nehme ihre Hingabe liebevoll, glücklich und voll Freude an, doch ihre Muttersprache ist so schwierig! Sie werden behaupten, dass ihre Sprache am süßesten sei, doch ich muss sagen: „Bitte bringt mir eine andere Frucht!

Frage: Im Jahr 1994 sagtest du zu uns, wir sollen pünktlich um sechs Uhr meditieren. Später sagtest du dann, je früher, desto besser. Ist es besser, um fünf Uhr dreißig zu meditieren?

Sri Chinmoy: Ich sagte sechs Uhr. Warum? Weil manche Leute nicht einmal um sieben oder um acht Uhr meditieren! Einige waschen sich nur ihr Gesicht und laufen dann in ihr Büro. Vielleicht meditieren sie fünf Minuten, bevor sie das Haus verlassen.

Einige denken mehr an ihre körperliche Existenz als an ihre spirituelle Existenz. Wenn sie um acht Uhr von zu Hause weg müssen, stehen sie um viertel vor acht auf. Sie gehen fünf Minuten laufen und machen sich dann auf den Weg in die Arbeit. Einige Schüler gehen laufen, statt zu meditieren, dann gehen sie zur Arbeit. Innerlich laufen sie nicht, aber sie sind bereit, mit ihrem Körper zu laufen, damit sie im äußeren Laufen gut sind. Das glaubt mir vielleicht niemand, und es ist doch wahr!

Einige Schüler können sich weder zum inneren Laufen noch zum äußeren Laufen bewegen. Sie sind wunderbar! Einige laufen innerlich, aber nicht äußerlich. Einige laufen äußerlich, aber nicht innerlich. Wenn hingegen jemand sowohl das innere als auch das äußere Laufen zuwege bringt, so ist das am besten. Wenn du keine fünfzehn oder zwanzig Minuten meditieren kannst, so meditiere zumindest zehn Minuten lang.

Einige Fortgeschrittene können innerhalb weniger Sekunden ihre höchste Höhe erreichen oder doch auf eine halbwegs gute Höhe kommen. Ich erreiche meine höchste Höhe in vier Sekunden, doch ich habe starke Zweifel, dass du in vier Sekunden in dein höchstes Bewusstsein gelangen kannst. Wenn du weißt, dass du dafür fünfzehn oder zwanzig Minuten brauchst, solltest du so weise sein und die notwendige Zeit aufbringen, um auf deine höchste Höhe zu gelangen. In meiner vorigen Inkarnation, Gott weiß es, brauchte ich vielleicht auch vier Stunden, um in mein höchstes Bewusstsein einzutreten. In dieser Inkarnation ist es anders.

Wir müssen immer weise sein. Wenn wir etwas wirklich wollen, müssen wir weise sein. Einerseits sagte ich, dass fünf Uhr oder sechs Uhr die besten Zeiten für die Meditation sind. Anderseits sagte ich, dass die beste Zeit für die Meditation nach eurem Aufwachen ist, ganz gleich, wann das auch sein mag. Betrachte es einfach so: wenn du gut bist, werde besser. Wenn du besser geworden bist, werde zum Besten. Wenn du der Beste bist, werde besser als der Beste.

Wenn du mittags aufgestanden bist und ein gute Meditation gehabt hast, so versuche, früher aufzustehen. Wenn du um sechs Uhr aufrichtig meditierst, wirst du eine bessere Meditation haben, da die Natur noch nicht aufgewühlt und rastlos ist.

Am Morgen können die Schüler viel länger meditieren, als sie es jetzt tun. Auch am Abend könnte das Ergebnis viel besser ausfallen, ausgenommen die ein, zwei Abende, an denen wir unsere gemeinsame Meditation abhalten. Ich habe gesagt, dass ihr einige Minuten meditieren sollt, bevor ihr zu Bett geht. Doch nun muss ich sehen, dass einige von euch fernsehen oder Romane lesen, sogar romantische Romane. Einige genießen innere Romanzen. So viele Frauen und so viele Männer lesen Romane. Wenn ich in der Nacht einige Schüler anrufe und frage: „Was machst du gerade?“, werden sie antworten: „Ich lese.“ Dann frage ich: „Was liest du?“ Wenn sie dann antworten, dass sie einen Roman lesen, habe ich in dem Moment nicht das Herz, sie zu schelten.

Sie meinen, dass sie meine Schriften nicht lesen müssten, da sie meine Philosophie schon kennen würden. Sie denken, dass sie nicht nach meiner Philosophie leben müssten, es sei genug, wenn der Verstand sie kennen würde; das Herz brauche ihr nicht zu folgen.

Romane habe ich selten gelesen, und ich kann selbst keine verfassen. In meinem ganzen Leben habe ich nur ganz wenige Romane gelesen; ich kann sie an meinen Fingern abzählen. Aus diesem Grund wage ich nicht, Romane zu schreiben. In diesem Leben habe ich ein Epos zu schreiben begonnen und hoffe, dass ich es zu Ende bringen werde, wenn mir Gott dies gestattet. Romane werde ich niemals schreiben. Und ich brachte selten die Geduld dazu auf, welche zu lesen.

Frage: Guru, du sagst immer, dass wir eifrig und bereitwillig sein sollen. Aber warum haben die fortgeschrittenen Seelen, jene, die das Licht besitzen, nicht den Eifer zurückzukommen und der Welt zu helfen? Sie sollten den größten Eifer haben, da sie das Licht, den Frieden, die Freude besitzen. Warum wollen sie nicht zurückkommen und der Welt helfen?12

Sri Chinmoy: Als diese Seelen auf der Erde waren, haben sie genug Dinge vollbracht, genug, genug! Sie kamen mit Milch, doch meistens wehrten die Menschen sie mit erhobenen Stöcken ab. Die Seelen, die kamen, um Nektar zu geben, besaßen den Eifer, sogar großen Eifer. Doch wie lange konnten sie ihren Eifer aufrechterhalten? Sie kamen, doch sie trugen Bisswunden davon. Menschen, die innerlich nicht streben, agieren wie Skorpione. Ihre Stiche sind sehr schmerzhaft. Der Meister bringt Licht zu den Menschen, die nicht streben. Doch für einige Menschen bedeutet dieses Licht Dunkelheit. Warum? Weil sie dermaßen verwirrt sind, dass sie nicht wissen, was Licht und was Dunkelheit ist. Was kann der spirituelle Meister dann ausrichten?

YBG 63-70.Sri Chinmoy beantwortete die nachstehenden Fragen am 28. Februar 1996. Einige davon wurden in PS 86 gestellt (staatliche Schule), die restlichen Fragen beantwortete er in seinem Haus in Jamaica, New York.

Frage: Ich spreche nicht über die Avatare, sondern über die fortgeschrittenen Seelen, die über mehr Licht verfügen als der gewöhnliche Mensch, die aber Gott noch nicht verwirklicht haben. Selbst diese wollen nicht mehr zurückkehren.

Sri Chinmoy: Obwohl sie keine verwirklichten Seelen sind, hatten sie schwer zu kämpfen. Deswegen fühlen sie: „Wer möchte noch einmal dieses Schlachtfeld betreten?“

Frage: Wenn sie keine Freude an der Schlacht haben, wie können sie dann erwarten, dass gewöhnliche Menschen Freude daran haben?

Sri Chinmoy: Diese Seelen ruhen sich aus, doch es wird ihnen keine unendlich lange Rast gewährt. Diesen Seelen wird keine tausendjährige Ruhepause zuerkannt, so wie den verwirklichten Seelen. Einigen hohen Seelen wird eine Rast von fünfzig, sechzig oder maximal hundert Jahren gestattet. Doch mehr dürfen sie nicht beanspruchen; sie müssen zurückkehren. Gewöhnliche Seelen kommen normalerweise nach sechs oder neun Jahren zurück.

Selbst einige meiner Schüler, die sich nun in der Seelenwelt befinden, betteln, betteln und betteln um eine weitere menschliche Inkarnation, und sie sind noch nicht einmal acht oder neun Jahre dort. Hier auf der Erde hörten sie vielleicht nicht auf mich und nun versprechen sie mir, dass sie gute, göttliche Instrumente werden wollen. Muss ich ihnen glauben, dass sie ihr Versprechen einlösen werden?

Manchmal kann es geschehen, dass es den gewöhnlichen Menschen, wenn sie in den Himmel kommen, dort nicht gefällt. Sie wollen auf dieser Seite sein. Drüben können sie keine Kinder ernähren, sie können ihren Unterhalt nicht verdienen. Dann fragen sie sich, wozu der Aufenthalt in der Seelenwelt gut sei. Sie sind wie Kamele. Ein Kamel frisst Dornen, was sein Maul zu bluten beginnen lässt, aber es frisst dennoch weiter. Im Falle gewöhnlicher Seelen muss Gott ihnen nicht einmal befehlen, eine neue Inkarnation anzunehmen. Voller Eifer wollen sie zurückkehren; sie sind bereit zurückzukehren. Sie wollen nicht mehr länger im Himmel verweilen. Nach sechs Jahren sind sie mehr als bereit, zur Erde zurückzukehren.

Frage: Die großen Seelen möchten nicht zurückkommen, weil es zu entmutigend ist?

Sri Chinmoy: Die großen Seelen sind sehr entmutigt, da sie Leid erfahren haben. Gewöhnliche Menschen leiden auch, aber die höheren Seelen leiden noch viel mehr. Nur wenn jemand Gott verwirklicht hat, wenn er sein Einssein mit einer höheren Macht errichtet hat, besitzt er einen Raum, in den er sich retten kann. Wenn ich meinem Bruder Chitta meine Probleme erzähle, sagt er: „Du kannst entkommen, aber wir nicht. Du hast einen besonderen Raum, den du aufsuchen kannst. Du kannst dich dort verstecken, aber wir können das nicht.“ Aber andererseits, wenn jemand echte Sympathie, Zuneigung und Liebe für die Menschheit empfindet, dann möchte er sich nicht in einen anderen Raum zurückziehen. Ein spiritueller Meister gleicht einer Mutter. Eine Mutter wird von ihrem unartigen Kind wieder und wieder zurückgestoßen, doch sie wendet sich ihm immer und immer wieder zu, obwohl sie so schlecht behandelt wird.

Ich sagte, dass ich keine weitere menschliche Inkarnation mehr annehme. Swami Vivekananda sagte, dass er zurückkommen würde, solange auch nur ein Hund unverwirklicht bliebe. Zählt nun einmal die Hunde auf dieser Welt! Und Swami Vivekananda ist definitiv noch immer in der Seelenwelt. Er ist nicht zurückgekommen. Sri Ramakrishna zeigte auf der Landkarte auf einen bestimmten Ort und sagte, dass er dort eine Inkarnation annehmen würde. Dieser Ort befand sich in Russland. Sri Ramakrishna ist nicht dorthin gegangen. Meine Schwester sagte zu mir: „Er hat dich nach Russland geschickt; das genügt.“

Ich mache ihnen wegen ihrer Versprechungen keine Vorwürfe. Ihr Versprechen gründete sich auf ihre Anteilnahme, auf ihr Mitgefühl, auf ihre Zuneigung und auf ihre Liebe zur Menschheit. Diese Dinge sind absolut wahr. Aber wenn sie in die Seelenwelt gelangen, werden sie ganz weise. Sie sagen: „Die Menschheit wird uns wieder mit Füßen treten, weshalb sollten wir also zurückkehren?“

Diese Welt wird niemals für spirituelle Meister bereit sein. Warum? Weil derjenige, der das Licht besitzt, der Menschheit immer einen Schritt voraus ist, und diejenigen, die hinter ihm sind, nicht zu ihm aufschließen können. Wenn er versucht, den Menschen hinter ihm Licht zu geben, nehmen sie es in den meisten Fällen nicht an; es ist zu viel für sie, zu viel. Selbst wenn der Mensch, der vorne steht, nur ein Fünkchen von Licht geben möchte, ist es vielleicht schon zu viel. Das innere Gefäß könnte zerbrechen. Was kann der spirituelle Meister da tun? Er ist nicht erschienen, um die Menschen zu zerbrechen; er ist hier, um die Menschen zu erleuchten.

Die Menschen glauben nicht an das, was gut für sie ist. Jeder möchte auf seine eigene Art und Weise glücklich sein; das ist es. Die meisten Menschen wollen ihr Glück nicht in der Anrufung eines höheren Lichtes finden. Die menschliche Art und Weise ist aber nichts anderes als die Erfüllung von Begierden. Und wenn seine Begierden erfüllt sind, weint der Mensch und weint und weint. Dann macht er Gott dafür verantwortlich und sagt: „O Gott, wieso hast du mir diesen Wunsch erfüllt, wenn du mich wirklich liebst?“

So viele Menschen geben Gott die Schuld, wenn Er ihre Wünsche erfüllt. Was kann der arme Gott dafür? Ganz gleich, was Er tut, es ist nie richtig. Dann gibt es aber auch noch andere Sucher, aufrichtige Sucher, die sagen: „Ganz gleich, was Gott tut, es ist für mich das Beste.“ Es hängt ganz vom individuellen Bewusstsein ab.

Frage: Warum haben so viele Bengalen Gott verwirklicht? Ich denke jetzt an Sri Ramakrishna, Troilanga Swami und Sri Aurobindo. Es müssen Hunderte sein.

Sri Chinmoy: Ich kann noch weitere Namen nennen: Bijoy Krishna, Lahiri Mahashoy, Sri Yukteshwar, Paramahansa Yogananda, Ram Thakur und Anandamayee Ma, und es gibt noch mehr. Das waren wirklich große spirituelle Meisterinnen und Meister.

Dann gab es noch meinen eigenen Onkel väterlicherseits, Tara Charan, welcher unsere Familie so oft retten konnte. Er wohnte in unserem Dorf. Einmal musste mein Vater vor dem Hohen Gericht in Chittagong erscheinen. Mein Vater hatte sich bereit erklärt, für die Schulden eines entfernten Onkels aufzukommen. Dieser Onkel vernachlässigte seine Geschäfte und sammelte enorme Schulden an, und so entschieden die Anwälte, dass mein Vater alles bezahlen müsse. Meine Mutter suchte meinen Onkel Tara Charan auf und bat ihn, etwas zu unternehmen. Er hatte meine Mutter sehr gerne. Er sagte zu ihr: „Mach dir keine Sorgen, mach dir keine Sorgen.“

Was tat er dann? Am Morgen des Verhandlungstages ließ er auf okkulte Weise die Unterschrift meines Vaters auf dem Dokument verschwinden. Wie fröhlich der Anwalt dem Richter das Dokument gezeigt hat! Aber als der Richter es genau betrachtete, sah er das Fehlen der Unterschrift. Aus diesem Grund musste mein Vater nichts bezahlen.

Frage: War dieser Onkel verwirklicht oder war er ein großer Okkultist?

Sri Chinmoy: Er war ein großer Okkultist, doch diese haben ihre eigene Verwirklichung.

Frage: Was befähigt die Bengalen, Gott schneller und besser zu verwirklichen als andere Menschen?

Sri Chinmoy: Es ist nur das Herz! Ich gebe jetzt nicht an, aber es existiert keine andere Provinz oder kein anderes Gebiet in Indien, das spirituell weiter entwickelt ist, wenn es um das Herz geht. Meister wie Sri Ramakrishna, Bijoy Krishna, Bama Kshepa, Sri Aurobindo sind nur die Spitze des Eisberges.

Diesen spirituellen Größen war der Mutteraspekt Gottes wichtig, das Verhältnis zwischen Mutter und Kind. Das Kind kennt den Vater anfangs gar nicht. Der Vater ist in der Stadt, der Vater ist beim Gericht, der Vater ist eine berühmte Persönlichkeit. Es ist die Mutter, die sich um das Kind kümmert. Und in Indien lieben die Menschen ihre Mutter mehr als ihren Vater, nicht nur im zarten Alter von vier oder fünf Jahren, und auch nicht nur als Teenager, sondern zeit ihres Lebens.

Im Westen ist es so, dass die Kinder sich dem Vater anschließen, wenn dieser berühmt ist. Sie wollen beim Vater sein, weil er der Präsident eines großen Unternehmens, der Manager einer Bank und so weiter ist. Sie versuchen, sich immer mit dem Vater zu identifizieren. Doch die bengalischen Kinder versuchen sich meistens mit der Mutter zu identifizieren. Es kann sein, dass die Mutter nicht lesen und keinen Buchstaben schreiben kann. Doch der Mutteraspekt repräsentiert das Herz.

Viele spirituelle Meister nutzten den Verstand, um Fortschritt zu machen, und sie forderten ihre Schüler dazu auf, dasselbe zu tun. Einige befürworten eine Balance, sie wollen sowohl durch den Verstand als auch durch das Herz weiterkommen. Ich aber sage: „Nein, geht durch das Herz!“ Das Herz ist die sicherste und schnellste Annäherung. Aus diesem Grunde lege ich so viel Wert auf das Herz. Der Weg über den Verstand ist am langsamsten. Der Verstand bewegt sich nur von einer Seite auf die andere, in Zickzack-Manier. Er kann sein Ziel nicht direkt ansteuern. Es ist die Natur des Verstandes, sich wie eine Schlange hin und her zu bewegen.

Frage: Es scheint, dass die Bengalen Gott auch ohne Führung durch einen anderen Menschen verwirklichen können.

Sri Chinmoy: Swami Vivekananda sagte einmal, dass in Bengalen Avatare wie Pilze aus dem Boden schießen würden. Jeder ist hier ein Avatar! Selbst in Kalkutta gibt es so viele Menschen, die sagen: „Bitte, bitte komme mit mir zu meinem Guru. Er ist eine Gott verwirklichte Seele!“ Dort haben alle Gurus Gott verwirklicht. Und in Ostbengalen, wo ich herkomme, schießen die Avatare wie Pilze aus dem Boden. Wir sind alle Pilze!

Glaubt mir, auf jene Art und Weise, wie die Bengalen in ihren Schriften das Herz beschreiben, hat es noch niemand getan. An den Schriften vermag man das zu erkennen. Vergesst alles andere; wenn die Bengalen den Begriff ‚Mutter‘ gebrauchen, kann man Tränen in ihren Herzen sehen. Ganz gleich, wie oft bengalische Kinder nach ihrer Mutter rufen, das Herz der Mutter wird immer dahinschmelzen.

Wenn wir im Herzen leben, so wird Gott uns prompt vergeben, ganz gleich, wie viele Fehler wir machen. Wenn wir uns hingegen die ganze Zeit im Verstand befinden, duldet Gott unsere Fehler vielleicht nicht, denn im Verstand befindet sich nur sehr wenig Licht. Macht ein Kind Fehler, sind die Eltern Hunderte Male bereit, ihm zu vergeben; wenn allerdings ein Erwachsener öfter als zwei oder drei Mal Fehler begeht, ist das viel schwerer zu tolerieren. Warum? Weil der Verstand immer denkt, dass er überlegen sei. Ein Kind denkt niemals, dass es überlegen sei. Aus diesem Grund sind die Eltern bereit ihm zu vergeben, egal, wie viele Fehler es macht. Sie wissen, dass es sich nur um ein Kind handelt.

Frage: Fand im Herzen der Bengalen eine Veränderung statt, seit Bangladesch geschaffen wurde? Hat dies das spirituelle Herz oder das Bewusstsein beeinflusst?

Sri Chinmoy: Das glaube ich nicht. Politiker können ein sehnsuchtsvolles Herz nicht ändern. Politisch haben sie Bengalen getrennt. Mahatma Gandhi dachte, es sei schwierig, Indien als ein Ganzes zu regieren. Zu der Zeit, als die Unruhen zwischen Hindus und Moslems stattfanden, zog sich das Herz vollständig zurück, denn eine der beiden Parteien war gezwungenermaßen die unterlegene. Später waren einige Politiker dann sehr froh und erleichtert, dass sie sich nicht mehr um Ostbengalen kümmern mussten.

Doch das liebende Herz von Bengalen ist etwas vollkommen anderes. Dieses Herz haben sowohl die Ost- als auch die Westbengalen behalten. Ihr Herz, das sich nach Gott sehnt, ist das gleiche geblieben, obwohl der Verstand, das Vitale und das körperliche Bewusstsein allerlei Ausschmückungen bekommen haben; sie wurden verwestlicht. Doch das Herz, das sie besaßen, ihr Herz, das sich nach Gott sehnt und das für Gott blutet, haben sie sich erhalten; es ist das gleiche geblieben.

Abgesehen vom Herzen waren auch viele andere Dinge ziemlich gut, diese Dinge sind jetzt allerdings in großem Maß schwächer geworden. Die westliche Zivilisation hat überall Einzug gehalten. Das Herz ist in den indischen Dörfern noch immer das gleiche, aber es sind der Verstand, das Vitale und der physische Körper, die sich verändert haben. Vorher erhielt das Herz Unterstützung vom Verstand und vom Vitalen; doch jetzt helfen sie nicht mehr. Früher zogen sie gemeinsam an einem Strang, heutzutage zieht das Herz alleine daran. Selbst jetzt ist das Herz ziemlich stark, obwohl es alleine ist. Das Herz macht seine Sache ziemlich gut.

Über das Buch _Fünfzig Einsseins-Herzens-Lieder für einen vollkommenen Gott und ein vollkommenes Kind_13

Sri Chinmoy: Als ich dieses bestimmte Buch geschrieben habe, befand ich mich wirklich in einem kindlichen Bewusstsein. Bei einem kindlichen Bewusstsein ist kein Verstand involviert. Wenn wir uns dem Herzen von Kindern nähern können, wenn wir auf ihrem Level sein können, wie lieblich das doch ist! In dieser Hinsicht sind die Großeltern manchmal so gut. Sie selbst sind siebzig oder achtzig Jahre alt, und ihre Enkel sind noch so klein, aber sie denken niemals an den Altersunterschied; sie versuchen nie, den Kleinen Ratschläge zu erteilen. Im Gegenteil, sie versuchen selbst so einfach und spontan zu sein wie die Kleinen.

Wenn Lehrer ihre Schüler mit dem gleichen Gefühl unterrichten können, werden die Schüler enorme Freude am Lernen haben. Wenn ein starker, kräftiger Erwachsener bei einem Spiel von Kindern mitmacht und angibt und seine Mitspieler beschimpft, dann werden die Kinder nicht mehr mit ihm spielen wollen. Wozu brauchen sie ihn? Wenn hingegen derselbe Erwachsene mit Enthusiasmus spielt und Fehler macht, obwohl er ein exzellenter Spieler ist, dann erhalten die Kinder so viel Freude. Ähnlich verhält es sich, wenn man Kinder unterrichtet, hier solltest du fühlen, dass du sieben Jahre alt bist. Fühle nicht, dass du die ältere und weisere Person bist. Denke nicht an deinen Machtaspekt. Denke an deinen Liebesaspekt.

Kinder sind unsere Träume. Kinder sind unsere Herzensblumen. Wenn wir sie mit unserem Herzen willkommen heißen können, ist das unser großer Vorteil.


YBG 71. Während Sri Chinmoy sich in China aufhielt (zum Jahreswechsel 2004-2005), verfasste er ein Buch für Kinder mit dem Titel: Fünfzig Einsseins-Herzens-Lieder für einen vollkommenen Gott und ein vollkommenes Kind. Er schrieb das Buch während einer Busfahrt. Sri Chinmoy kommentiere sein Buch am 24. Januar 2005 in Huangshan und beantwortete Fragen über Kinder.

Frage: Sie präsentieren in Ihrem Buch ein ideales Bild von der Kindheit. Was ist mit jenen Menschen, deren Kindheitserfahrungen nicht so süß waren?

Sri Chinmoy: Sie meinen, dass Kinder in manchen Ländern aufgrund ihrer Armut keine liebevolle Kindheit von ihren Eltern geschenkt bekamen. Aber generell ist es so, dass auch die Kinder von sehr armen Menschen Zuneigung bekommen. Es gibt kein einziges Land, in dem man Kindern Zuneigung verwehrt.

Zu Kriegszeiten ist es anders. Im Krieg geschehen schreckliche Dinge. Es kann ein Nahrungsmangel herrschen. Doch das ist eher selten der Fall. Generell gilt: Ganz gleich, wie arm ein Land oder wie arm eine Familie ist, sobald das Kind auf der Welt ist, bekommt es Zuneigung. Zuneigung hängt nicht von materiellem Wohlstand ab.

Ich sage euch, viele arme Menschen in Indien schenken ihren Kindern mehr Zuneigung als einige reiche Menschen in Amerika, vergebt mir, wenn ich das jetzt so sage. Ich stamme aus Bengalen, Indien. Dort, in einem der ärmsten Länder, empfinden wir mehr Zuneigung und Liebe als viele Menschen in den sogenannten reichen Ländern. In Amerika und in anderen westlichen Ländern besitzen die Menschen Geld. Sie können sich ein Dienstmädchen und dieses und jenes leisten. Dann können die Eltern arbeiten gehen, und die Kinder sind zu Hause beim Dienstmädchen. Doch in Indien ist es anders. Wenn die Kinder auf der Welt sind, geben die Mütter ihre Arbeit auf. Ganz gleich, wie arm die Familie auch sein mag, es ist eine Angelegenheit des Herzens. Wovon ich spreche, ist eine Angelegenheit des Herzens.

Wenn ungünstige Umstände herrschen, mögen die Erfahrungen der Kinder vielleicht nicht süß sein; doch ich möchte sagen, dass Kinder in neunundneunzig von hundert Fällen süße Erfahrungen in ihrer Kindheit sammeln konnten.

Frage: Was ist, wenn die Kindheitserfahrungen voller Leid und nicht voller Lieblichkeit waren?

Sri Chinmoy: Wenn du meinst, dass deine Eltern nicht liebevoll waren, dass du von Kindesalter an nicht gut behandelt worden bist, dann solltest du mit deiner Vorstellungskraft eine neue Realität erschaffen. Stelle dir noch einmal deine Kindheit vor. Du bist in deiner Familie aufgewachsen, doch in deiner Umgebung, in deiner Nachbarschaft, gab es einige Eltern, die wirklich außerordentlich liebevoll mit ihren Kindern umgegangen sind. Identifiziere dich mit ihnen, tue es, tue es wirklich! Das ist kein falscher Zugang. Deine Eltern haben dich in die Welt gesetzt, das stimmt, doch ich behaupte, dass die Vorstellungskraft eine Welt für sich ist.

Setze immer deine Vorstellungskraft ein. Vielleicht hast du keine Liebe und Zuneigung empfangen, aber nun kannst du definitiv deine Vorstellungskraft anwenden und dir Liebe und Zuneigung vorstellen. Denke einfach an eine bestimmte Familie, in der die Eltern mit ihren Kindern nachsichtig waren. Diese Vorstellung wird dir gewiss Süße, Glück und ein Gefühl innerer Erfüllung vermitteln. Bringe die Flügel deiner Vorstellungskraft einfach zur Entfaltung! Du bist wie ein Vogel. Breite deine Flügel aus und fliege in ein Land, stelle dir ein Dorf vor und erschaue einen bestimmten Ort. Was du siehst, ist so wahr!

Aber du kannst deine Existenz auch nicht von deinen Eltern trennen. Du wurdest in eine bestimmte Familie hineingeboren. Mit Sicherheit hattest du einen Vater und eine Mutter. Wenn du mit ihnen unzufrieden bist, mit ihrer Art des Seins, wirst du deinen eigenen Weg gehen. Kinder werden erwachsen und haben ihre eigenen Familien. Aber können sie behaupten, dass ihre Eltern nicht mehr länger ihre Eltern sind, nachdem sie ihren eigenen Weg eingeschlagen haben? Niemals!

Nun komme ich zu deiner Frage zurück. Wenn deine Eltern nicht nett waren, dann stelle dir Lieblichkeit vor, Lieblichkeit, immer wieder Lieblichkeit. Betrachte früh am Morgen eine Blume oder den Sonnenaufgang. Wenn du dich mit der Natur identifizieren kannst, empfängst du enorme Freude. Denkst du in solch einem Augenblick daran, wie deine Eltern dich schwarz und blau geschlagen haben? Du bist dieselbe Person, aber deine Weisheit muss ihre Arbeit leisten. Du musst liebliche Erinnerungen, immer wieder liebliche Erinnerungen hervorbringen. Wenn du keine lieblichen Erinnerungen an deine engsten Angehörigen hast, so kann dich das nicht davon abhalten, Lieblichkeit in deiner Kindheit zu entdecken.

Nun, da du erwachsen bist, musst du jeden Moment deine Weisheit einsetzen. Sei weise, weise, weise! In einer Familie werden die Eltern manchmal böse. Sie halten ihre Kinder davon ab, die Universität zu besuchen oder sie übernehmen keine Kosten mehr für sie. Dann werden die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monaten und die Monate zu Jahren. Wenn jemand ein spirituelles Leben beginnt, bedeutet das, dass er den Eltern letzten Endes vergeben muss. Wenn wir einem Menschen nicht vergeben, so ist es manchmal sehr schwierig, irgendetwas Liebliches bei der Erinnerung an diesen Menschen zu empfinden.

Wenn deine Eltern nicht nett waren, so vergib ihnen zuerst. Wenn du bittere Erinnerungen an die sogenannten Verfehlungen deiner Eltern pflegst, wirst du niemals deine eigene innere Süße zum Vorschein bringen können. Du musst deinen Eltern vergeben und diese schlechte Erfahrung vergessen. Wenn es wirklich absolut notwendig ist, musst du vielleicht sogar deine Eltern vergessen. Versuche dir mit dem Bewusstsein eines siebenjährigen Kindes einfach vorzustellen, wie den Kindern woanders enorme Zuneigung, Süße und Zärtlichkeit geschenkt worden ist.

Frage: Wie sehr beeinflusst uns unsere Kindheit?

Sri Chinmoy: Das hängt von der Familie ab, das hängt von den Eltern ab, das hängt von der Umgebung ab. Wenn du aus einer religiösen Familie, aus einer spirituellen Familie stammst, dann besteht die Möglichkeit, dass dies auf deiner Stirn oder auf der Tafel deines Herzens geschrieben steht. Die Möglichkeit ist gegeben, dass die Saat, die von deinen Eltern gesät wurde, gedeiht, und zu einem großen Baum mit vielen Blüten und Früchten heranwächst.

Es hängt alles vom einzelnen Menschen ab. Es gibt viele Menschen, die als Kinder enorm viel Zuneigung bekommen haben. Das hat sie geprägt. Ich war extrem spitzbübisch, ich war berüchtigt, doch das hielt meine Eltern nicht davon ab, mir ihre Zuneigung zu schenken. Ich besitze noch immer diese Quelle, diese innere Quelle. Meine Eltern waren gut, freundlich und mitleidsvoll.

Manchmal bleiben die Zuneigung und das Mitgefühl der Eltern bis zum Lebensende eines Menschen erhalten, da sie das Leben dieses Menschen so sehr beeinflusst haben. Dann gibt es wiederum Menschen, denen nach fünfzehn oder zwanzig Jahren die guten Eigenschaften des Vaters oder der Mutter gleichgültig sind. Diese Menschen wollen auf sich alleine gestellt sein.

Eine bestimmte Schülerin gehört zu denjenigen, die sich die Stärke ihrer Eltern in Erinnerung gerufen haben. Als ihr Vater starb, war sie noch keine fünfzig Jahre alt. Aber schaut, wie viel Zuneigung sie ihrem Vater entgegenbrachte! Er konnte bereits nicht mehr sehen; er war blind. Wie liebevoll sie sich um ihn gekümmert hat! Wäre sie keine so gute Tochter gewesen, hätte sie sagen können, dass sie sich bereits um ihren Mann und ihre Kinder kümmern müsse. Doch die Zuneigung und die Liebe, welche sie von ihrem Vater als kleines Kind bekommen hatte, waren so fest und so immerwährend in ihrem Herzen verankert, dass sie am Ende seines Lebens voller Dankbarkeit ihm gegenüber war. Sonst hätte sie in den letzten Jahren seines Lebens sagen können: „Oh, nein – ich habe jetzt andere Dinge zu tun.“

Viele Kinder brechen die Beziehung zu ihren Eltern ab. Erst wenn ihnen dann zu Ohren kommt, dass ihre Eltern gestorben sind, tauchen sie für zwei, drei Tage auf. Einige Kinder kommen aber nicht einmal für einen Tag. Und, zu meinem größten Erstaunen, kann es sogar sein, dass sie im selben Bundesstaat leben und nicht kommen. Nicht einmal am Lebensende ihrer Eltern können sie für zwei oder drei Wochen kommen und sich um sie kümmern. Sie denken, dass jemand anders es tun wird, ihr Bruder oder ihre Schwester. Sie fühlen, dass sie ihre Rolle gespielt hätten, und dass die Eltern ihre Rolle gespielt hätten.

Alles hängt vom Einzelnen ab – wie viel er von der Zuneigung, Liebe, Süße und Zärtlichkeit seiner Eltern im Gedächtnis bewahren möchte. In manchen Fällen wollen die Eltern mehr und immer mehr, ganz gleich, wie viel du ihnen gibst. Ihre Ansprüche enden niemals. Was kannst du dann tun? Ich habe schon öfter Fälle wie diesen gesehen. Die Eltern stellen jeden Augenblick Anforderungen an ihre Kinder. Selbst wenn die Kinder schon dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre alt sind und ihre eigene Familie haben, lassen sie ihnen keine Freiheit. Sie werden am Morgen anrufen und sagen: „Tue dies für mich, tue jenes für mich.“ Was soll man in so einem Fall machen? Da gibt es keine eiserne Regel. Einige Eltern stellen fortlaufend Anforderungen. Sie sagen: „Weil ich deine Mutter bin“ oder „Weil ich dein Vater bin, musst du das tun.“ Diese Eltern sollten ebenso an das neue Leben ihrer Kinder denken.

Frage: Manchmal muss ein innerlich strebender Sucher schwere Zeiten im spirituellen Leben durchmachen, und die Kräfte der Natur behindern und erdrücken seine Strebsamkeit. Zu diesem Zeitpunkt lebt man in einer Wüste. Man weiß zwar, dass Strebsamkeit vorhanden ist, aber man kommt nicht an sie heran, weil man sich überwältigt fühlt. Was kann ein Schüler hier tun, um an den Punkt zu gelangen, an dem die Strebsamkeit wieder in den Vordergrund gerückt wird?14

Sri Chinmoy: Sehr gut, sehr gut, sehr gut! Ich versuche, deine Frage auf verschiedene Weisen zu beantworten. Die wichtigste Frage ist, was ein Schüler tun kann, wenn er schwere Zeiten durchmacht. Sagen wir, der Schüler besaß intensive Strebsamkeit, doch dann griffen ihn leider ungöttliche Kräfte an.

Nähern wir uns dem Ganzen auf folgende Weise. Betrachte diese feindlichen Angriffe, als ob sie Schlamm, Lehm und Sand wären. Ein Kind spielt auf der Wiese. An einer Stelle befinden sich Lehm, Schlamm und Sand, und das Kind beschmiert seinen ganzen Körper damit. Nun ist es schmutzig, was es vorhin nicht war. Es hat das innere Empfinden, dass nur seine Mutter es waschen und wieder sauber und schön werden lassen kann. Es geht zu seiner Mutter und was macht sie? Sie beginnt sofort, den ganzen Körper des Kindes zu waschen. Und dann ist ihr geliebter Sohn wieder sauber.

Das ist eine Möglichkeit. Fühle einfach, dass du Gottes kleines Kind bist, sein von ihm selbst auserwähltes Kind. Wenn du innerlich aus tiefstem Herzen sehnst, wird Gott sofort kommen und das Notwendige unternehmen.

Es gibt noch eine Möglichkeit. Der Sucher muss fühlen, dass er eine Flamme ist, eine winzige Flamme, und dass der Wind sehr stark bläst. Dieser Wind ist die feindliche Kraft. Dann wird der Sucher innerlich rufen: „O Gott, beschütze mich, beschütze mich! Ich möchte wirklich nicht vom Wind, von diesem starken Hurrikan, vernichtet werden.“ Als Antwort auf das aufrichtige Sehnen des Suchers muss der Supreme zu Seinem Kind kommen. Der Supreme wird einen Schutz um den Sucher herum errichten, wie einen Zaun. Hier ist der Zaun nichts anderes als Licht.

Es gibt auch noch eine dritte Möglichkeit. Momentan ist es Nacht. Wenn wir das Licht abdrehen, herrscht Dunkelheit, Dunkelheit, Dunkelheit. Betrachte die feindlichen Kräfte als Dunkelheit. Wie lange dauert es in der äußeren Welt, die Dunkelheit zu erleuchten? Nur einen flüchtigen Moment. Du drehst am Schalter und schon ist das Licht da. Genauso ist es auch in der inneren Welt. Wer legt den Schalter für dich um? Der Supreme, dein innerer Fährmann oder dein Meister. Licht ist bereits in Form von Gottes Mitleid vorhanden. In diesem Fall spielt Gott die Rolle eines Elektrikers. Er bringt das Mitleid, welches mit der Elektrizität in der äußeren Welt vergleichbar ist, herab, und dann leitet Er es an dich weiter. Ein gewöhnlicher Elektriker behebt das Problem und geht nach Hause. Dann weiß die im Haus lebende Person, dass Elektrizität vorhanden ist, wenn sie den Lichtschalter betätigt. Auf vergleichbare Art und Weise weiß der Sucher, dass Gott ihm den Schlüssel, die Weisheit, gegeben hat, wie er sein Leben aufs Neue mit Licht erfüllen kann, wenn falsche Kräfte ihn attackiert haben und wenn sein Leben von Dunkelheit umgeben ist.

Andererseits, wenn du fühlst, dass du Gottes kleines Kind bist, dann wirst du ebenso fühlen müssen, dass deine Mutter sofort herbeieilen wird, ganz gleich, in welchem Stockwerk sie auch sein mag. Sagen wir, du befindest dich im ersten Stock, und deine Mutter ist im dritten oder vierten Stock. Du weinst und weinst und weinst entweder nach Milch oder nach einem Spielzeug oder nach etwas anderem. Glaubst du nicht auch, dass deine Mutter sofort aus dem anderen Stockwerk herunterkommen wird, um dich wieder glücklich zu machen? Was immer du brauchst, deine Mutter wird es dir geben. Wenn das Kind ein Messer verlangt, dann wird ihm die Mutter das natürlich nicht geben. Aber wenn das Kind Süßigkeiten haben will oder etwas zu essen oder ein Spielzeug, wird die Mutter ihm das geben. Das Kind besitzt keine Weisheit. Bittet es um ein Messer, gibt es ihm die Mutter nicht; doch alles andere – Nahrung, Süßigkeiten, Milch, Spielzeug – wird ihm die Mutter sofort geben.

Auf ähnliche Weise muss der Sucher, der Schüler, diesen inneren Schrei aufbringen. Er muss zu Gott weinen: „Ich brauche dies, ich brauche das, doch was brauche ich in diesem Augenblick wirklich, da mich die feindlichen Kräfte attackieren?“ Dann wird Gott sofort Seinen Schutz anbieten.

Ich habe einen kleinen Hund, der Chela heißt. Wenn das Wetter schlecht ist und wenn es regnet, geht er einfach die Stufen hoch. Ich sitze auf meinem Bett und er bleibt am Boden neben mir. Selbst wenn ich kein Wort zu ihm sage, fühlt er, dass er gut beschützt ist. Wenn er zu jaulen beginnt, da er Angst vor dem Donner hat, setze ich mich zu ihm auf den Boden und tröste ihn. In unserem Beispiel gilt das Gleiche. Die Mutter kommt herunter, wenn das Kind ein kleines Baby ist. Wenn das Kind fünf oder sechs Jahre alt ist und Angst empfindet, wird es einfach zu seiner Mutter oder zu seinem Vater gehen, um Schutz zu finden.

Unser Problem ist, dass wir nicht an den Schutz Gottes glauben. Warum nicht? Weil wir gestern vielleicht eine Lüge erzählt oder jemanden gescholten oder beleidigt haben. Diese Idee tritt in unseren Verstand ein: wir haben etwas falsch gemacht, wir haben etwas falsch gemacht, wir haben etwas falsch gemacht. Warum sollte Gott uns dann noch beschützen? Wenn wir uns selbst fragen: „Ist Gott mit mir zufrieden?“ wird die Antwort, die wir hören, lauten: „Nein, Er ist nicht zufrieden mit mir.“ Das sind die Überlegungen unseres Verstandes: Da wir vor einigen Tagen Dinge falsch gemacht haben, ist Gott so unzufrieden mit uns, dass Er uns heute, da wir in Schwierigkeiten stecken, nicht helfen wird, nicht beschützen wird.

Das sagt der Verstand. Doch wo war dieser trickreiche Verstand, als wir falsch gehandelt haben, als wir eine Lüge erzählt haben? Wie kommt es, dass uns derselbe trickreiche Verstand zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt hat: „Was du tust, ist falsch. Tue es nicht!“ Der verschlagene Verstand erlaubt uns oder stiftet uns insgeheim dazu an, uns immer weiter von unserem Herzen zu entfernen. Dann wird er sagen: „Wer hat dir gesagt, dass du auf mich hören sollst?“ Stellt euch das vor! Vor drei Tagen vielleicht hat der Verstand darum gebettelt, dass wir etwas Bestimmtes tun. Der Verstand kam in Form einer Versuchung und sagte: „Ah, wie gut das Rauchen und das Trinken tut!“ Und später wird derselbe gaunerhafte Verstand sagen: „Warum, ach warum nur hast du auf mich gehört?“

Vor vielen Jahren habe ich eine bekannte Geschichte über einen Schüler erzählt. Der Schüler sagte: „Ich muss um sechs Uhr aufstehen.“ Am folgenden Morgen um sechs Uhr schaltete sich der Verstand ein und sagte: „Oh, draußen ist es noch immer dunkel. Warum sollte ich nicht etwas später meditieren und beten? Nur heute will ich es so machen.“

Statt sechs Uhr wurde es dann sieben Uhr. Um sieben Uhr kam der Verstand abermals und sagte: „Ich glaube, ich werde mein Gebet und meine Meditation noch schnell erledigen können, bevor ich zur Arbeit gehe. Deswegen lass mich jetzt noch ein wenig schlafen.“ Bei jedem Aufwachen stiftete der Verstand den Schüler an, noch länger und länger zu schlafen.

Der Schüler stand leider erst um neun Uhr auf. Dann sagte er: „Was hab ich getan? Was hab ich getan? Es ist neun Uhr und ich bin so spät dran! Wenn ich in die Arbeit komme, wird mein Chef mit mir schimpfen. Ich habe heute nicht mehr die Zeit zu meditieren.“ Dann wurde der Sucher auf seinen Verstand zornig. Er fragte den Verstand: „Warum hast du das getan? Jetzt bin ich so spät dran. Der ganze Tag wird für mich schwer sein.“ Die Antwort des Verstandes lautete: „Wer hat dich gebeten, auf mich zu hören?“

Das ist der Verstand, den wir alle haben. Wann immer es uns in den Sinn kommt, Dinge zu tun, bei denen das Herz uns sagt, dass sie falsch und ungöttlich sind, wird der Verstand sagen: „Nein, nein, nur ein klein wenig.“ Man kann es mit dem Genuss von Chili vergleichen. Nehme ich eine kleine Portion Chili zu mir, so kann ich es genießen. Dann denke ich, dass ich vielleicht noch ein wenig mehr zu mir nehmen kann. Aber wie sehr leide ich, wenn ich eine größere Menge Chili esse! Mein ganzer Hals brennt und brennt! Ich sollte gar kein Chili essen. Wenn ich weiß, dass es mir Probleme bereitet, sollte ich darauf verzichten. Und genauso verhält es sich auch mit den Dingen, die dem spirituellen Leben nicht zuträglich sind.

Wir sollten fühlen, dass wir in unserem spirituellen Leben auf einer gewissen Höhe stehen. Wir befanden uns bereits einmal an einer tiefer gelegenen Stelle. Im Laufe der Evolution waren wir auch einmal Tiere. Wenn uns nun die ungöttlichen Kräfte attackieren und uns in den Abgrund ziehen möchten, gibt es jemanden, der uns beschützt, und das ist Gott. Es gibt Milliarden von Menschen auf dieser Welt. Wie viele von ihnen beten aufrichtig und ernsthaft zu Gott? Ist es nicht Gottes Pflicht, den Menschen zu beschützen, der aufrichtig und ernsthaft zu Ihm betet?

Dann stellt sich die Frage: wie aufrichtig können wir Gott als unser Eigen beanspruchen? Unsere Hauptschwierigkeit besteht darin, dass wir uns sofort von Gott absondern, wenn wir etwas Falsches tun. Wir sagen: „Gott ist böse auf mich. Gott wird mich niemals anschauen. Vielleicht bestraft Er mich sogar.“ All diese falschen Gedanken kommen uns in den Sinn.

Doch statt diese Gedanken zu haben, sollten wir sofort sagen: „Ja, ich habe etwas falsch gemacht, doch mein Vater ist da. Er wird mich nicht bestrafen. Er wird mir nur Sein Mitgefühl zeigen. Gott wird mir sagen: „Mein Kind, tue das nicht mehr. Tue das nicht mehr. Es ist falsch, ganz falsch. Du siehst, dass du dich selbst verletzt. Du verletzt Mich. Wir müssen diese Nähe, dieses innige Gefühl für Gott empfinden.

Du in deinem Fall hast so einen wunderschönen Sohn und eine so wunderschöne Tochter. Welche Philosophie wendest du an, wenn sie etwas falsch machen? Wirst du deine Zuneigung, dein Mitgefühl und deine Vergebung sprechen lassen oder wirst du mit der Rute kommen? Ich bin mir ganz sicher, dass du deine Zuneigung, dein Mitgefühl und deine Vergebung anwenden wirst.

Für Gott steht die Vergebung immer an erster Stelle. Andererseits, wer vergibt wem? Gott vergibt jedem, den Er Sein Eigen nennt. Wenn ein Familienmitglied falsch handelt, so besitzen Vater und Mutter so viele göttliche Waffen. Die erste heißt Vergebung. Dann kommt das Mitgefühl. Dann kommt die Zuneigung.

Auf ähnliche Weise zeigt Gott Sein Mitgefühl, weil Er voller Zuneigung für dich ist. Und da Er Mitgefühl hat, zeigt Er Seine Vergebung. Gott kommt jetzt in Form von Zuneigung, Mitgefühl und Vergebung, um dich zu retten. Doch derselbe Verstand, der in Form von Versuchung zu dir kam und dich anstiftete, falsch zu handeln, erzählt dir jetzt: „Oh nein, Gott wird dich nicht einmal anschauen. Du bist so schlecht! Gott wird dich nicht mehr länger lieben, da du ungöttliche Dinge getan hast. Gott wird nun Milliarden von Meilen von dir entfernt sein.“

Das ist nicht der Weg Gottes. Gottes Weg besteht darin, jeden Menschen zu seinem höchsten, absolut höchsten Wesensteil zu bringen. Ein weiterer Name Gottes ist Zuneigung. Noch ein anderer ist Mitgefühl. Und ein weiterer ist Vergebung. Wir können Gott auf so viele Arten anrufen und Er wird in Form von Zuneigung, Mitgefühl und Vergebung zu uns kommen. Die dunklen Tage dauern nicht ewig. Wenn die Vergebung Gottes wirkt, wird der Sucher abermals völlig aufrichtig und hingebungsvoll sein. Er richtet sich wieder auf das Höchste aus.

Werde ich mich mit Regenwasser aus dem Wassergraben zufrieden geben, wenn ich einige Jahre lang Nektar getrunken habe? Nein, das werde ich nicht. Wenn ich einmal den Geschmack von Nektar genossen habe, und dann das Wasser von der Straße trinke, werde ich sagen: „O mein Gott, was tue ich hier?“ Doch die feindlichen Kräfte verdunkeln unseren Verstand, sie schädigen unseren Verstand. Die feindlichen Kräfte sagen zum Verstand: „Erzähle dieser Person, dass es keinen Unterschied gibt. Sie kann einige Tage lang dieses Wasser von der Straße trinken.“ Aber wenn ich dieses Wasser trinke, wird es keinen Tag lang dauern, bis ich ins Krankenhaus muss.

Denke immer, dass Gott jemand ist, der dich unendlich, unendlich mehr liebt, als irgendjemand anderer es je könnte, denn Er hat dich erschaffen. Er brachte dich in die Welt. Er erschuf deine Seele, er erschuf deinen Körper, dein Vitales, deinen Verstand und dein Herz. Wie könnte der Schöpfer nicht an die Schöpfung denken und sie nicht lieben?

Ein kleines Mädchen, das vier oder fünf Jahre alt ist, besitzt eine Puppe. Wenn sie bemerkt, dass die Puppe nicht ordentlich gekleidet ist, oder dass mit ihrem Arm etwas nicht stimmt, so dreht sich ihre ganze Welt um die Puppe, und wie sie diese wieder in Ordnung bringen kann. Das ist ihre Schöpfung. Sie ist verantwortlich für diese kleine Puppe. Das Mädchen empfindet solch Zuneigung für ihre kleine Puppe.

Gott, der Allmächtige, erschuf in seinem unendlichen Mitgefühl das Universum. Wird er für Seine Schöpfung kein Mitgefühl empfinden? Wird Er den Menschen keine Anteilnahme entgegenbringen?

Wir müssen immer daran denken, dass Gott ganz Vergebung ist, ganz Liebe und ganz Mitgefühl. Es ist gleich, wie viele schlechte Taten wir begangen haben, selbst wenn es unzählige sein sollten, Gott wird uns vergeben. Der menschliche Weg besteht darin, eine Person, die etwas falsch gemacht hat, zu bestrafen. Der Weg der Menschen heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wenn ich eine falsche Handlung setze, übst du Vergeltung. Doch der göttliche Weg ist ein anderer. Der göttliche Weg besteht aus sofortiger Vergebung und aus unmittelbarem Mitgefühl.

Dann müssen wir daran denken, dass Gott, der Allmächtige, unendliche Macht besitzt. Kann Seine unendliche Macht unser kleines Verbrechen nicht aufheben? Er ist unendlich. Er ist der Besitzer unendlicher Macht. Ganz gleich, wie oft wir uns schlecht benehmen, wie oft wir fallen, wenn Er Seine unendliche Macht einsetzen und uns auf eine höhere Stufe bringen möchte, so kann Er das tun.

Sagen wir, dass ich ein kleiner Tropfen bin und dass der Ozean so weit ist; er ist unendlich. Wenn ich auf festem Untergrund bleiben möchte, anstatt in den Ozean zu steigen, könnte der Ozean sagen: „Wen stört es, wenn du nicht hereinkommen möchtest?“ Wenn der Ozean hingegen bemerkt, dass ich voller Eifer in ihn hineinsteigen will, nimmt er mich, den kleinen Tropfen, auf. Was werde ich dann? Ich werde zum Ozean. Niemand wird sagen können: „Oh, wo ist dieser dumme kleine Tropfen hin? Wo ist dieser kleine Tropfen?“ Er ist zum Ozean geworden.

Denkt bei Gott immer an Jemanden, der den Menschen, die spirituelle Fehler begehen, eifrig vergibt. Er ist vollkommen bereit zu vergeben, doch wir glauben nicht an die Vergebung Gottes. Wir empfinden, dass unsere Untat unendlich stärker ist als Gottes unendliche Macht. Ist das nicht ein Witz? Ich bin ein kleines Individuum, während Gott alles durchdringt. Er ist allwissend, allmächtig und allgegenwärtig. Ist Seine Kapazität nicht unendlich größer als meine Fähigkeit, eine falsche Handlung zu setzen?

Das ist eine Frage des Glaubens. Ich muss fühlen, dass Er mich liebt, dass Er mich braucht. So, wie ich Ihn brauche, braucht Er mich, damit ich Sein Werk auf Erden vollbringe. Momentan bin ich hilflos. Ich habe eine falsche Tat begangen, daher bete ich zu Gott: „Bitte vergib mir und nimm mich zurück.“

Gott erwidert: „Ich nehme dich zurück. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: so, wie du Mich brauchst, brauche Ich dich, um meine Arbeit auf Erden zu tun.“

Seht euch das an! Der allmächtige Gott sagt zu einem einzelnen Menschen: „Vergiss deine Schwächen. Komm wieder in Mein Herz und bleibe da. Du brauchst Mich, du brauchst Meine Vergebung, du brauchst Mein Mitgefühl. Ich bin bereit. Ich gebe dir, was du brauchst. Aber ich sage dir wiederum auch, dass Ich etwas von dir brauche. Ich brauche dich, damit Du mein Licht verbreitest. Ich möchte, dass du mein Licht nimmst und es hier, dort und überall hinbringst, dass du es in alle Himmelsrichtungen verstreust.“ Wir brauchen Gott Seines Lichtes wegen, damit wir immer erleuchtet bleiben. Und Gott braucht uns, damit wir überall Sein Licht verbreiten.

Wenn wir Dinge falsch machen, sagen wir durch unser hilfloses Weinen zu Gott: „Ich gehörte Dir, doch plötzlich fühle ich mich nicht mehr als Dein Kind.“

Gott sagt: „Du Narr! Du gehörst immer Mir, für die Ewigkeit. Seit Ich dich als Seele erschaffen habe, gehörst du auf alle Ewigkeit Mir, Mir, Mir.“

Wenn ich fühle, dass Gott mir gehört und dass ich ganz Ihm gehöre, dann gibt es keine Probleme. Doch wenn ich eine Untat begehe, fühle ich leider, dass Gott jemand anderes ist, eine dritte Person. Und wenn das der Fall ist, warum sollte Er mir dann vergeben? Doch Er ist keine dritte Person. Er gehört mir, er gehört ganz mir. Leider versuche ich unbewusst oder sogar bewusst und vorsätzlich, mich von Ihm zu entfernen. Gott läuft mir hinterher. Er verfolgt mich, er jagt mich, um mich einzufangen und mich abermals in Sein Herz zu schließen.

Versuche immer zu fühlen, dass die menschlichen Schwächen keine Herausforderung für das Mitleid Gottes darstellen. Die menschlichen Schwächen sind im Vergleich zu Gottes unendlichem Mitgefühl derart begrenzt. Wenn ich fühle, dass es tief in mir etwas gibt, das unendlich besser, höher, tiefer und stärker ist, und dass dieses Etwas bereit ist, mir zu helfen, so wird mich diese unendlich höhere Existenz ergreifen, mich umarmen und mich aufs Neue empfinden lassen, dass ich allein Gott gehöre. Ich gehöre niemandem sonst. Ich gehöre nur Gott, meinem inneren Fährmann.

Das einzige, was du von jetzt an tun musst, ist zu fühlen, dass du Gott gehörst. Ganz gleich, wie viele Dinge du falsch machst oder falsch gemacht hast: Er ist da, um dich abermals zu erwecken, um dich zu erleuchten und um dich empfinden zu lassen, dass du ganz Ihm gehörst, ganz Ihm. Du gehörst Ihm; Er gehört dir. Du brauchst Ihn, da du fühlst, dass du hilflos bist. Er sagt: „Du bist nicht hilflos. Du bist Mein, doch du hast falschen Kräften erlaubt, in dich einzudringen. Wirf diese nun wieder aus deinem System hinaus und beanspruche Mich!“

Wenn wir Gott als unser Eigen, als ganz unser Eigen beanspruchen, wird Gott nicht mehr länger schlafen. Er wird nicht mehr länger schnarchen! Er wird auf uns zulaufen, uns entgegenlaufen. Gott wird sagen: „Mein Kind beansprucht Mich als sein Eigen, als ganz sein Eigen. Ich werde alles für mein Kind tun, damit es wieder sein inneres Licht und seine innere Höhe sehen kann.“

Gott wird voller Freude alles für dich, für mich, für jeden tun – für jeden, der Ihn braucht, der Ihn vollkommen aufrichtig als sein Eigen beansprucht.


YBG 75. Sri Chinmoy beantwortete in Puerto Rico nachstehende Frage am 15. Oktober 2005.

From:Sri Chinmoy,Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/ybg