Einige denken mehr an ihre körperliche Existenz als an ihre spirituelle Existenz. Wenn sie um acht Uhr von zu Hause weg müssen, stehen sie um viertel vor acht auf. Sie gehen fünf Minuten laufen und machen sich dann auf den Weg in die Arbeit. Einige Schüler gehen laufen, statt zu meditieren, dann gehen sie zur Arbeit. Innerlich laufen sie nicht, aber sie sind bereit, mit ihrem Körper zu laufen, damit sie im äußeren Laufen gut sind. Das glaubt mir vielleicht niemand, und es ist doch wahr!
Einige Schüler können sich weder zum inneren Laufen noch zum äußeren Laufen bewegen. Sie sind wunderbar! Einige laufen innerlich, aber nicht äußerlich. Einige laufen äußerlich, aber nicht innerlich. Wenn hingegen jemand sowohl das innere als auch das äußere Laufen zuwege bringt, so ist das am besten. Wenn du keine fünfzehn oder zwanzig Minuten meditieren kannst, so meditiere zumindest zehn Minuten lang.
Einige Fortgeschrittene können innerhalb weniger Sekunden ihre höchste Höhe erreichen oder doch auf eine halbwegs gute Höhe kommen. Ich erreiche meine höchste Höhe in vier Sekunden, doch ich habe starke Zweifel, dass du in vier Sekunden in dein höchstes Bewusstsein gelangen kannst. Wenn du weißt, dass du dafür fünfzehn oder zwanzig Minuten brauchst, solltest du so weise sein und die notwendige Zeit aufbringen, um auf deine höchste Höhe zu gelangen. In meiner vorigen Inkarnation, Gott weiß es, brauchte ich vielleicht auch vier Stunden, um in mein höchstes Bewusstsein einzutreten. In dieser Inkarnation ist es anders.
Wir müssen immer weise sein. Wenn wir etwas wirklich wollen, müssen wir weise sein. Einerseits sagte ich, dass fünf Uhr oder sechs Uhr die besten Zeiten für die Meditation sind. Anderseits sagte ich, dass die beste Zeit für die Meditation nach eurem Aufwachen ist, ganz gleich, wann das auch sein mag. Betrachte es einfach so: wenn du gut bist, werde besser. Wenn du besser geworden bist, werde zum Besten. Wenn du der Beste bist, werde besser als der Beste.
Wenn du mittags aufgestanden bist und ein gute Meditation gehabt hast, so versuche, früher aufzustehen. Wenn du um sechs Uhr aufrichtig meditierst, wirst du eine bessere Meditation haben, da die Natur noch nicht aufgewühlt und rastlos ist.
Am Morgen können die Schüler viel länger meditieren, als sie es jetzt tun. Auch am Abend könnte das Ergebnis viel besser ausfallen, ausgenommen die ein, zwei Abende, an denen wir unsere gemeinsame Meditation abhalten. Ich habe gesagt, dass ihr einige Minuten meditieren sollt, bevor ihr zu Bett geht. Doch nun muss ich sehen, dass einige von euch fernsehen oder Romane lesen, sogar romantische Romane. Einige genießen innere Romanzen. So viele Frauen und so viele Männer lesen Romane. Wenn ich in der Nacht einige Schüler anrufe und frage: „Was machst du gerade?“, werden sie antworten: „Ich lese.“ Dann frage ich: „Was liest du?“ Wenn sie dann antworten, dass sie einen Roman lesen, habe ich in dem Moment nicht das Herz, sie zu schelten.
Sie meinen, dass sie meine Schriften nicht lesen müssten, da sie meine Philosophie schon kennen würden. Sie denken, dass sie nicht nach meiner Philosophie leben müssten, es sei genug, wenn der Verstand sie kennen würde; das Herz brauche ihr nicht zu folgen.
Romane habe ich selten gelesen, und ich kann selbst keine verfassen. In meinem ganzen Leben habe ich nur ganz wenige Romane gelesen; ich kann sie an meinen Fingern abzählen. Aus diesem Grund wage ich nicht, Romane zu schreiben. In diesem Leben habe ich ein Epos zu schreiben begonnen und hoffe, dass ich es zu Ende bringen werde, wenn mir Gott dies gestattet. Romane werde ich niemals schreiben. Und ich brachte selten die Geduld dazu auf, welche zu lesen.From:Sri Chinmoy,Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/ybg