Wie können wir rein sein? Wir können Reinheit durch Selbstbeherrschung erlange. Wir können unsere Sinne beherrschen. Es ist unglaublich schwierig, aber nicht unmöglich.
„Ich werde meine Sinne beherrschen. Ich werde meine Leidenschaften besiegen.“ Auf diese Weise können wir nicht erreichen, was wir eigentlich wollen. Der hungrige Löwe, der in unseren Sinnen lebt und der hungrige Tiger, der in unseren Leidenschaften lebt, werden uns nicht verlassen, wenn wir bloß den Gedanken wiederholen: „Ich werde meine Sinne beherrschen und meine Leidenschaften besiegen.“ So kommen wir nirgends hin.
Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf Gott richten. Zu unserem großen Erstaunen werden uns unser nunmehr gezähmter Löwe und unser gezähmter Tiger von sich aus verlassen, sobald sie sehen, dass wir zu arm geworden sind, um sie zu ernähren. Aber in Wirklichkeit sind wir nicht im geringsten arm geworden. Im Gegenteil, wir sind unendlich viel stärker und reicher geworden, da Gottes Wille unserem Körper, Verstand und Herzen Energie verleiht. Wir müssen unseren Körper, unseren Verstand und unser Herz auf das Göttliche ausrichten. So gelangen wir ans Ziel. Je näher wir dem Licht sind, desto weiter sind wir von der Dunkelheit entfernt.
Reinheit kommt nicht plötzlich. Das braucht Zeit. Wir müssen uns tief versenken und uns selbst mit innigem Glauben in der Kontemplation Gottes verlieren. Wir brauchen nicht zur Reinheit zu gehen. Die Reinheit wird zu uns kommen. Und die Reinheit kommt nicht allein. Sie bringt eine immerwährende Freude mit sich. Diese göttliche Freude ist der alleinige Sinn unseres Lebens. Gott enthüllt Sich Selbst und offenbart Sich Selbst nur dann vollständig und uneingeschränkt, wenn wir diese innere Freude haben.
Die Welt gibt uns Wünsche. Gott gibt uns Gebete. Die Welt gibt uns Knechtschaft, Gott gibt uns Freiheit: Freiheit von Beschränkung, Freiheit von Unwissen.
Wir sind die Spieler. Wir können entweder Fußball oder Kricket spielen. Wir haben die Wahl. Ebenso sind wir diejenigen, die wählen können, ob wir mit Reinheit oder Unreinheit spielen wollen. Der Spieler ist der Meister des Spiels und nicht umgekehrt.
Reinheit können wir am leichtesten und am wirksamsten dadurch erlangen, indem wir ein Mantra wiederholen. Ein Mantra ist ein Samen-Laut. Ein Mantra ist eine dynamische Kraft in der Form eines vibrierenden Tones.
Was ist nun Japa? Japa ist das Wiederholen eines Mantras. Ihr möchtet Reinheit, nicht wahr? Dann wiederholt den Namen Gottes fünfhundert Mal, jetzt gleich. Dies ist unser Mantra. Wir wollen es alle zusammen tun.
(Die Sucher wiederholen das Mantra zusammen mit Sri Chinmoy)Danke schön. Wir waren erfolgreich. Nun erhöht bitte die Zahl jeden Tag um hundert. Das heißt, morgen wiederholt ihr den Namen Gottes sechshundert Mal und tags darauf siebenhundert Mal. Nach meiner Rechnung werdet ihr in einer Woche den Namen Gottes zwölfhundert Mal wiederholen. Von jenem Tag an vermindert bitte die Zahl jeden Tag um hundert, bis ihr wieder bei fünfhundert angelangt seid. Bitte fahrt mit dieser Übung fort, Woche um Woche, einen Monat lang. Ob ihr euren Namen ändern wollt oder nicht, die Welt wird euch einen neuen Namen geben. Sie wird euch den Namen Reinheit geben. Euer inneres Ohr wird euch das hören lassen. Es wird eure lieblichsten Vorstellungen übersteigen.
Lassen wir uns durch nichts stören. Lassen wir uns von der Unreinheit unseres Körpers an die spontane Reinheit unseres Herzens erinnern. Lassen wir uns von unseren äußeren, endlichen Gedanken an unseren inneren, unendlichen Willen erinnern. Lassen wir uns von den zahllosen Unvollkommenheiten unseres Verstandes an die grenzenlose Vollkommenheit unserer Seele erinnern.
Die Welt von heute ist voller Unreinheit. Es scheint, als ob die Reinheit eine Währung von einer anderen Welt wäre. Es ist hart, diese Reinheit zu erlangen, aber wenn wir sie einmal erhalten, sind Friede und Erfolg mit uns.
Lasst uns der Welt ins Gesicht schauen. Lasst uns das Leben nehmen, wie es kommt. Unser innerer Führer ist immer auf der Hut. Die verborgenen Strömungen in der Tiefe unseres inneren und spirituellen Lebens werden immer fließen, unbemerkt, unbehindert, unbeängstigt.
Gott mag unbekannt sein, aber Er ist nicht unerkennbar. Unsere Gebete und unsere Meditation führen uns zu diesem Unbekannten. Wir rufen nach Freiheit. Aber seltsamerweise sind wir uns der Tatsache nicht bewusst, dass wir in uns bereits immense Freiheit besitzen. Ohne jede Schwierigkeit können wir Gott vergessen. Wir können Ihn ignorieren und Ihn sogar verleugnen. Aber Gottes Mitleid sagt: „Meine Kinder, ganz gleich, was ihr tut oder sagt, mein Herz wird euch nie verlassen. Ich will euch. Ich brauche euch.“
Die Mutter hält die Hand ihres Kindes. Aber das Kind muss selbst gehen und es geht. Weder derjenige, der schleppt, noch derjenige, der geschleppt wird, kann glücklich sein. Und so sagt Gott: „Meine göttlichen Kinder, in eurem inneren Leben gebe ich euch Inspiration. Ihr seid es, die mit reinstem Herzen streben müsst, um das goldene Jenseits zu erreichen.“From:Sri Chinmoy,Yoga und das spirituelle Leben, The Golden Shore Verlagsges. mbH, Nürnberg, 2007
Quelle https://de.srichinmoylibrary.com/ysl