Sri Chinmoy antwortet , Teil 1

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Teil I

SCA 1-8. Am 25. Juni 1994 bat Sri Chinmoy Schüler und Schülerinnen, die schon mehr als fünfundzwanzig Jahre seinem Pfad folgten, ihm Fragen zu stellen.

Frage: Was können wir tun, damit unser inneres Leben all unsere Bedürfnisse erfüllt, obwohl unsere innere Fähigkeit immer noch so begrenzt ist?

Sri Chinmoy: Ein Kind besitzt einen Dollar, und mit diesem Dollar kann es sich ein kleines Spielzeug kaufen. Doch wenn dieses Kind seinem Vater auf vielfältige Weise Freude schenkt, wie etwa durch seine Zuneigung, seine Liebe und seine Freude, so gibt der Vater dem Kind sofort genügend Geld, damit es sich verschiedene Spielsachen kaufen kann, oder der Vater kauft so viele Spielsachen, wie das Kind sich wünscht, damit auch er ihm eine Freude bereiten und es glücklich machen kann. Dies ist der Ablauf in unserem äußeren Leben.

Im inneren Leben ist es ähnlich. Wenn ein bestimmter Schüler seinen Meister auf mannigfaltige Weise zufrieden gestellt hat und wenn das Vertrauen des Meisters in diesen Schüler außergewöhnlich stark ist, dann wird der Meister alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um diesem Schüler zu helfen. Wenn der Schüler unerschütterliches Vertrauen in den Meister besitzt, er­öffnen sich dem Meister enorme Möglichkeiten, um die inneren Fähigkeiten des Schülers zu vergrößern.

Der Meister wird immer unendlich größeres Vertrauen in den Schüler besitzen, als der Schüler jemals in den Meister haben kann. Keiner meiner Schüler wird jemals mit derselben Stärke an mich glauben, wie ich an ihn oder an sie glaube, besonders wenn es sich dabei um einen meiner auserwählten Schüler handelt. In einer Klasse gibt es immer gute Schüler und schlechte Schüler. Genauso gibt es auch unter jenen, die unserem Pfad folgen, einige sehr gute Schüler. Diese auser­wählten Schüler sollten immer fühlen, dass ihr Glaube an den Meister und auch ihr Glaube an sich selbst unbedeutend ist im Vergleich zu dem Glauben, den ihr Meister ihnen gegenüber hat.

Was ist der Grund dafür? Der Grund liegt darin, dass der Meister in ihnen den knospenden und erblühenden Gott sieht. Wenn er sie anblickt, sieht er die Wirklichkeit seiner eigenen höchsten Gött­lich­keit. Er sieht in den auserwählten Schülern immer die innere Sonne und er weiß, dass unweigerlich die Zeit kommen wird, wo die innere Sonne dieser Schüler hervorbricht und ihren Verstand, ihre Lebenskraft und ihren Körper er­leuchten wird.

Die Schüler besitzen jedoch nicht diese Art des Vertrauens in den Meister. Ihr Vertrauen gleicht einer Schnur aus Sand. In diesem Augenblick besitzen sie Vertrauen oder bilden sich ein, sie besäßen ein gewisses Vertrauen. Doch im nächsten Augenblick, wenn der Verstand sich meldet und ihr Herz in Wolken einhüllt, ist alles verschwunden. Wenn kein Vertrauen in den Meister vorhanden ist, dann ist er unfähig, die inneren Fähigkeiten dieser Schüler zu ver­größern.

Die beste Möglichkeit, ihr Vertrauen in den Meister zu stärken, besteht für die Schüler darin, sich das Vertrauen vorzustellen, das ihnen der Meister entgegenbringt. Sie sollten sich vor Augen führen, dass der Meister den allerhöchsten Glauben an sie hat und dass sie höchst auserwählte Instrumente sind. Auf der Erde leben Millionen und Milliarden von Menschen. Die Schüler sollten sich die Frage stellen, warum gerade sie dazu auserwählt wurden, die Siegesfahne des Meisters zu tragen. Sie müssen ihre Vor­stellungskraft benutzen, die eine Wirklichkeit in sich selbst ist, um den unendlichen Glauben, den der Meister an sie hat, zu fühlen. Indem sie ihr eigenes Vertrauen in den Meister vertiefen, können die Schüler jeden Tag ihre inneren Fähig­keiten vergrößern. Das ist nicht nur möglich, es ist unvermeidlich.

Frage: Was kommt zuerst? Vollkommener Gehorsam oder bedingungslose Selbsthingabe?

Sri Chinmoy: Gehorsam ist meist im Verstand, während Selbsthingabe das gesamte Wesen umfasst. Bedingungslose Hingabe schließt das gesamte Wesen ein: das strebende Herz, den suchenden Verstand, die dynamische Lebenskraft und den Körper, der die Lethargie weit von sich weist. Wenn der Zeitpunkt der Selbsthingabe kommt, ist es, als fiele man der Länge nach dem Supreme zu Füßen; man wirft sich Gott vollkommen zu Füßen. Dann berührt nicht nur unser Kopf den unendlichen Mitleids-Ozean unseres geliebten höchsten Herrn, sondern unser ganzer Körper.

Doch Gehorsam betrifft hauptsächlich den Verstand. Wenn ich dich bitte, etwas zu tun, kannst du dies entweder mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte oder mit der Schnelligkeit eines Rehs ausführen. Doch ganz gleich wie schnell, wie enthusiastisch und wie bereitwillig du gehst, so geht doch nur ein Teil deines Wesens: der Verstand. Der Verstand geht mit der Hoffnung, dass er Gott oder den Meister zufrieden stellen wird. Er sagt sich: „Wenn ich nicht gehe, wird der Meister unzufrieden sein, wird Gott unzufrieden sein.” Sogar wenn du schnell gehst, sei es nun aufgrund deines eigenen Entschlusses oder aufgrund irgendeines Zwanges, wird sich noch immer kein spontanes Gefühl von Süße in deinem ganzen Wesen einstellen. Doch wenn du dich bedingungslos hingibst, geben dir all deine Glied­maßen und jede einzelne deiner 86.000 subtilen Nerven unvorstellbare Freude; einfach alles gibt dir unvorstellbare Freude.

Wir müssen uns im Klaren sein, dass be­ding­ungslose Selbsthingabe nicht mit der Unterwerfung eines Sklaven an seinen Meister vergleichbar ist. Bedingungslose Selbsthingabe ist jene Hingabe, die der Weisheit entspringt, der Erkenntnis, dass es Jemanden gibt, der mehr weiß als wir und der uns zugleich als ganz Sein Eigen beansprucht und der von uns erwartet, dass auch wir Ihn als ganz unser eigen beanspruchen. Der weite Ozean wird immer Anspruch auf den kleinen Tropfen erheben. Wenn der kleine Tropfen auch nur ein bisschen Intelligenz oder Weisheit besitzt, so wird er den Ozean ebenfalls als sein eigen beanspruchen und sagen: „Ich bin zum Ozean geworden.” Genauso werden wir, sobald wir fähig sind, uns bedingungslos hinzugeben, sofort zu einem integralen Bestandteil unseres höchsten Geliebten, unseres Supreme. Zu diesem Zeitpunkt sind wir für nichts ver­ant­wortlich, denn was wir sagen oder tun, kommt nicht von uns; es kommt von unserer eigenen höchsten Wirklichkeit.

Du fragst, was zuerst kommt. Das hängt vom Einzelnen ab. Bedingungslose Selbsthingabe schließt voll­kom­menen Gehorsam definitiv mit ein; wenn du dich bedingungslos hingibst, folgt der voll­kom­mene Gehorsam unweigerlich. Doch wenn du vollkommenen Gehorsam besitzt, wirst du nicht automatisch das Resultat der bedingungslosen Hingabe erhalten, welches Süße ist. Meiner Ansicht nach ist bedingungslose Hingabe wesentlich wichtiger und wertvoller als Gehorsam, selbst dann, wenn Gehorsam auf vollkommenem Glau­ben beruht. Gehorsam kann entweder freiwillig oder unfreiwillig sein, doch bedin­gungs­lose Selbsthingabe ist immer voller Freude. In bedingungsloser Selbsthingabe sagen wir: „Benütze mich wie einen Fußball. Tritt mich so stark, wie es dir beliebt, mit deinem rechten oder linken Fuß, wie immer du willst.” Sobald der Sucher bedingungslose Selbsthingabe entwickelt hat, wird er zu einem vollkommenen Instrument des Höchsten.

Frage: Ist die Kraft des Gehorsams der einzige Weg, um Gott mit ständigem, vollkommenem inneren Streben zufrieden zu stellen?

Sri Chinmoy: Ich habe über Gehorsam und Hingabe gesprochen. Nun will ich hinzufügen, dass der Suchende Gott definitiv zufrieden stellen kann, wenn der Gehorsam eines Suchenden glücklich, freudig, schlaflos und atemlos wird. Doch nicht alleine da­durch, nein! Es gibt verschiedene Wege. Der Eine mag sagen: „Mit Gehorsam will ich am schnellsten laufen, um Gott auf Seine eigene Weise zufrieden zu stellen.” Ein Anderer wiederum mag sagen: „Ich will durch mein inneres Streben am schnell­­­sten laufen und Gott zufrieden stellen.” Und ein Dritter sagt: „Ich will Gott durch meine Widmung zufrieden stellen und so am schnell­sten laufen.”
Es gibt viele Wege, um Gott zufrieden zu stellen und am schnellsten zu laufen. Wenn du die Straße des Gehorsams wählst, will ich dir sagen, dass dieser Gehorsam fröhlich, glücklich und spontan selbst­los sein muss. Dann wird der Gehorsam zu einem außerordentlich mächtigen Weg, auf dem der einzelne Sucher Gott zufrieden stellen kann. Wenn du auf der Straße des Gehor­sams am schnellsten laufen willst, dann darf dein Gehorsam nicht auferlegt sein. Er darf nicht aus der Angst heraus kommen, dass du für Ungehorsam bestraft wirst. Nein, er muss aus der Liebe entstehen.

Wenn du diese Art des Gehorsams besitzt, wirst du natürlich fähig sein, auf der Straße des Gehorsams am schnellsten zu laufen. Dann wird dein inneres Streben automatisch wie eine Flamme hoch, höher, am höchsten steigen. Dies geschieht, weil ständiger, schlaf­loser und atemloser Gehorsam vom höchsten inneren Streben nicht getrennt werden kann. Je höher dein inneres Streben steigt, desto mehr schätzt du die Bedeutung des Gehorsams. Und je mehr du auf Gottes Willen hörst, desto höher kannst du auch in deinem inneren Streben gehen.

Doch auf der praktischen Ebene muss man noch etwas anderes in Erwägung ziehen. Oft sagt sich ein Sucher: „Wenn ich in die Schule gehe und dem Lehrer nicht gehorche, wird er mich bestrafen. Wenn ich in einem Büro arbeite und dem Chef nicht gehorche, dann wird der Chef mich entlassen. Aber was wird schon geschehen, wenn ich Gott nicht gehorche?“ Wenn die Schüler beginnen, Gott gegenüber ungehorsam zu sein, fühlen die meisten, dass es keine Vergeltung gibt. Es gibt Vergeltung, doch sie findet nicht sofort statt. Wenn du heute Gott gegenüber ernsthaft ungehorsam bist, so mag Gott zehn Tage damit warten, dich zu bestrafen. Doch während dieser zehn Tage kannst du wiederum unzählige gute Dinge tun, die Gott zufrieden stellen, und Gott könnte dir vergeben.

Es geschieht sehr oft, dass wir grobe Fehler begehen. Doch wenn uns die Bestrafung nicht sofort oder in naher Zukunft ereilt, fühlen wir: „Vielleicht hat Gott uns vergeben, oder möglicherweise war es nicht einmal ein Fehler. Unser Verstand sagte uns, dass es ein Fehler war, aber viel­leicht hatte der Verstand unrecht.” Ungehorsam ist eine zerstörerische Kraft in uns, die sich oft versteckt. Wir finden Gründe, um den Ungehorsam zu rechtfertigen. Doch wenn wir etwas getan haben, das wirklich sehr unspirituell war, und wir nicht dafür bestraft wurden, sollten wir fühlen, dass die Zeit der Bestrafung noch nicht gekommen ist, oder dass uns Gott aufgrund unserer guten Taten vergeben hat.

Es gibt etwas äußerst Wichtiges, dem die Schüler keine Beachtung schenken, und das ist die Reue. Man sagt, Reue reinigt die Seele. Reue reinigt nicht die Seele; die Seele ist über Reue erhaben. Doch das Herz wird definitiv durch Reue gereinigt. Wenn wir etwas Falsches getan haben und deswegen bitterlich weinen, so ist in den Tränen Reue, und unser Herz wird gereinigt. Dann wird uns das Herz nicht gestatten, in der Zukunft nochmals denselben Fehler zu begehen. Durch die Buße wird unser Herz stark, stärker, am stärksten, damit es den Verstand herausfordern kann und der Verstand keine weitere Gelegenheit erhält, denselben groben Fehler zu wiederholen.

Frage: Was bereitet dir an deinen Schülern im Westen am meisten Freude und was am wenigsten?

Sri Chinmoy: Am meisten erfreut mich das Einssein der Schüler – ohne jegliche Erwartungen. Ihr trennender Verstand kränkt mich am schonungs­losesten.

Einssein darf nicht dem Denken, dem Verstand, nicht einmal dem Atem entspringen, Einssein muss aus der Vorstellungskraft kommen. Wir müssen uns vorstellen, dass Gott jeden Augenblick ein Spiel spielt, indem Er in uns eintritt und wieder aus uns heraus tritt. Betrachten wir unseren Körper als einen Raum. Wir müssen uns vorstellen, dass Gott der Allmächtige, der All-Schönheit ist, diesen Raum betritt und Sein kosmisches Spiel in und durch unsere physische Existenz spielt. Wenn wir dieses Gefühl aufbringen können, dann wird Gott höchst zufrieden mit uns sein.

Ich möchte noch etwas hinzufügen. Ich habe ein Herz, und mein Herz fühlt, wie oft ihr mich nicht ernst nehmt, wenn ich über die Seele spreche. Einen Tag lang wird jemand schätzen, was ich über die Seele sage: “Oh, Guru sagt mir, dass meine Seele zufrieden oder unzufrieden mit mir ist.” Doch selbst jene, die meinen Äußerungen Glauben schenken, wollen die Gegenwart der Seele nicht fühlen oder die Realität der Seele nicht sehen. Es gibt viele Gele­genheiten, bei denen auch diese Schüler die Existenz der Seele sogar verleugnen.

Für mich ist die Seele die allerwichtigste Realität. Ich habe gesagt, dass die Seele nicht nur gefühlt, sondern auch gesehen werden kann, genauso gut, wie ich dich jetzt hier sehe. Wenn du nicht an die Realität deiner Seele glauben kannst, wie kannst du dann an Gott glauben? Gott zu verwirklichen ist unendlich viel schwieriger als mit der Seele in Kontakt zu treten. Die Seele ist wie ein Führer, der uns langsam, stetig und sicher – entsprechend unserer eigenen Ge­schwin­­digkeit – an unser Ziel bringt. Wenn du nicht an diesen Führer glaubst, wie willst du dann das Ziel erreichen, welches Gott ist?

Wenn du in siebzig, achtzig oder neunzig Jahren stirbst, wirst du klar erkennen, dass deine Seele deine dauerhafte, ewige Wirklichkeit ist. Doch um wirklichen Fortschritt zu erzielen, musst du das bereits jetzt, während du auf der Welt bist, erkennen und fühlen. Diejenigen, die nicht nur an die Existenz der Seele glauben, sondern auch die Gegenwart der Seele fühlen und die Wirklichkeit ihrer Seele sehen wollen, erfreuen mich am meisten. Und umgekehrt bin ich mit jenen, die ihrer Seele keine Aufmerksamkeit schenken, außerordentlich unzufrieden.

Ich habe so viele Centers. Täglich erhalte ich Botschaften von ihnen und ich empfange Schwingungen von dem, was vor sich geht. Wenn ich eine all­gemeine Schwingung erhalte, muss ich nicht nach jedem Einzelnen fragen. Wenn du Reis kochst und feststellen willst, ob er gar ist, brauchst du nur ein paar Körnchen essen, um zu wissen, ob der Reis schon fertig ist. Auf ähnliche Weise erhalte ich sofort von ein oder zwei starken Seelen in einem Center das richtige Gefühl, ob die anderen im Center strebsam sind oder nicht.

In diesem Leben habe ich Tausende von Schülern sowie viele Bewunderer, Freunde, Bekannte usw. Auf der physischen Ebene befasse ich mich mit ein paar tausend Menschen. Doch wenn ich mich in der inneren Welt befinde, der höheren Welt, befasse ich mich mit Tausenden und Abertausenden von Seelen. Die meisten Schüler glauben, dass ich mich in der Seelenwelt nur mit ein paar Menschen wie Agni und zehn oder zwanzig anderen Schülern befasse, die in den vergangenen Jahren starben. Das ist ein höchst bedauerlicher Irrtum. In der inneren Welt stehe ich mit unzähligen Seelen in Verbindung.

Für jene, die mich angenommen haben und die mir in dieser Welt nahe stehen, werde ich auch in der anderen Welt, nachdem sie gestorben sind, gemäß ihrer Annahme und ihrer Nähe verantwortlich sein. Manche, die mich in dieser Welt nicht zufrieden stellen, leben im Glauben, dass sie, sobald sie in die andere Welt übertreten, mir auf einmal nahe, näher, am nächsten sein werden. Doch so ist es nicht. Ihr bereitet euch nicht vor. Nicht dass ich an euren Tod denke – nie, niemals! Doch wenn ich mich in einer anderen Existenz befinde, werden die meisten von euch zurückkommen und wieder und wieder durch das Leben und den Tod gehen müssen. Mein geliebter höchster Herr, mein Supreme hat mir jedoch versprochen, dass dies meine letzte Inkarnation sein wird. Wenn ihr euch also in den zukünftigen Inkarnationen eine starke Verbindung zu mir wünscht, müsst ihr mir jetzt nahe sein und mich jetzt erfreuen.

Was geschieht mit denjenigen, die nicht an die höheren Regionen denken, sondern nur an ihr irdisches Leben und ihre materiellen Bedürfnisse? Was wird aus ihnen? Wenn sie kein inneres Streben nach den höheren Welten besitzen, wird das Leben der Begierde sie binden. Je mehr ich sehe, dass ihr nur an die materielle Welt denkt und nicht an die innere Welt, desto entmutigender ist es für mich. Jeder von euch kann sich während seiner Meditation vorstellen, dass es eine andere Welt gibt, in die ihr eines Tages gehen müsst, freiwillig oder unfreiwillig. Wenn du für mich arbeiten und mir dienen willst, wenn du in diese Welt eintrittst, dann verschwende jetzt nicht deine Zeit damit, nur an die materielle Welt zu denken.

Es gibt unendlich viel mehr auf dieser Welt, was mich nicht zufrieden stellt als das, was mich zufrieden stellt. Das entspricht der Wahrheit, ob ich die Schüler nun einzeln betrachte oder alle gemeinsam. Glücklich macht mich nur, wenn ich sehe, dass jemand nicht aufgegeben hat. Wenn jemand weiter darum kämpft, ein besserer Mensch zu werden, ein besserer Sucher, ein besserer Schüler, dann bin ich wirklich glücklich. Viele, viele haben aufgegeben; sie sind noch im Boot, schlafen und schnarchen, sie halten sich für hoff­nungs­lose Fälle. Wenn es darum geht, Fortschritt zu machen, vorwärts zu gehen, tiefer zu tauchen, weiter zu springen und höher zu fliegen - sie tun es nicht.

Ich will, dass meine Schüler nicht aufgeben. Derjenige, der nicht aufgegeben hat, diejenige, die nicht aufgegeben hat - sie sind es, die mich zufriedenstellen. Diejenigen, die aufgegeben haben und behaupten, dass sie ein hoffnungsloser Fall sind, sind bereits nutzlos. Doch jene, die immer noch kämpfen, um gute Schüler zu werden, bessere Schüler, die besten Schüler zu werden, stellen mich definitiv zufrieden. Ich selbst habe sie nicht aufgegeben, doch in manche Schüler habe ich mehr Vertrauen als in andere.

Andererseits, wie ich schon vorher sagte, das letzte Vertrauen, das höchste Vertrauen, das erhabenste Vertrauen habe ich in jeden einzelnen Menschen, denn ich sehe jeden Einzelnen ganz deutlich als den wahren Gott. Sri Ramakrishna pflegte zu sagen, dass er Vivekananda als Gott sah. Manchmal, wenn ich auf euch, meine Schüler, meditiere, sehe ich euch in meinem eigenen, höchsten, göttlichen Bewusst­sein definitiv als meinen erhabenen, geliebten Herrn. Ich sehe euch nicht als menschliche Wesen mit mensch­lichen Unvollkommenheiten. Zu diesem Zeit­punkt verschwinden eure äußeren Körper, und ich erkenne eure Seelen als die vollkommensten Vertreter unseres höchsten, geliebten Herrn. In die­sem Augenblick fühle ich das größtmögliche Glück. Ich schwimme im Meer der Ekstase.

Frage: Wie kann man die Lethargie am schnellsten ein für alle mal besiegen?

Sri Chinmoy: Lethargie kannst du am schnellsten besiegen, indem du das Wort ‘Supreme‘ so schnell wie möglich wiederholst. Du brauchst dabei nicht aus vollem Halse schreien, aber du musst es hören können; es sollte keine stille Wiederholung sein. Du kannst dabei in deinem Zimmer sitzen oder an einem stillen Ort, wo dich keiner hören kann; du kannst auf und ab gehen, solltest dich aber auf keinen Fall hinlegen.

Während du ‘Supreme‘ wiederholst, versuche dir alles vorzustellen, was sich in dir befindet, beginnend bei deinen Zehen. Denke an deine Muskeln, deine Nerven, dein Blut, an alles, was du willst, und bemühe dich zu fühlen, dass der Höchste in diesen Teil des Körpers eintritt. Dann gehe weiter zu anderen Körperteilen. Du musst nicht sehen, was sich in deinen Füßen, in deinem Herzen oder in deinem Kopf befindet. Stelle dir nur vor, dass Etwas dort ist, und dass dieses Etwas durch das Wort ‘Supreme‘ berührt wird. Wenn sich die Lethargie bereits in deinem Knie, deiner Schulter oder irgend­wo sonst nieder­gelassen hat, dann muss dieser Teil des Wesens durch die Gegenwart des Höchsten berührt werden. Fühle also jedes Mal, wenn du ‘Su­preme‘ so schnell wie möglich laut wiederholst, dass die Macht des Höchsten, das Leben des Höchsten und die Göttlichkeit des Höchsten in dich eintreten.

Das ist eine der effektivsten Methoden, um die Lethargie zu besiegen, während du gehst oder auf eine andere Art aktiv bist. Wenn du die Lethargie besiegen willst, ist es nicht der richtige Moment, in tiefe Meditation zu versinken. Gestatte einfach dem dynamischen Fluss deiner Anrufung, deinen gesamten Körper zu durchströmen. Wenn du in eine höhere Form der Meditation oder des Gebetes eintrittst und versuchst, dynamisch zu sein, mag dir das gelingen; doch wenn das Gebet oder die Meditation vorüber ist, wird die Dynamik verschwinden. Doch den Namen des Höchsten kannst du jederzeit wiederholen. Das ist der effektivste Weg, besonders für meine Schüler.

Frage: Wie kann die Spiritualität der Einengung durch Religion entgehen?

Sri Chinmoy: Wir kennen einige Religionen: den Hinduismus, den Buddhismus, das Judentum, das Chris­ten­­tum, den Islam und so weiter. Jede Religion hat ihre eigene Art, sich selbst in Bezug auf den grenzenlosen Einen auszudrücken. Doch dieser Ausdruck ist unglücklicherweise sehr begrenzt. Die Religion ist nur ein Haus und niemand kann behaupten, dass dieses Haus alles enthält. Wir können noch mehr Möbel oder andere Dinge kaufen, doch die Abmessungen des Hauses werden immer gleich bleiben.

Wenn wir jedoch einmal das spirituelle Leben ange­nom­men haben, wird unsere Liebe zu Gott unsere Religion. Wenn wir Gott lieben, dehnt sich unser ganzes inneres Wesen aus. Dann empfinden wir nicht, dass unser Körper auf eine bestimmte Größe begrenzt ist; nein, wir sehen die Ausdehnung des Körpers. Wir sehen auch die Ausdehnung unserer Lebenskraft, unseres Verstandes, unseres gesamten Wesens. Unsere Liebe zu Gott ist die beständige Ausdehnung unserer gesamten Wirklichkeit.

Die Liebe zu Gott ist die einzig wahre Religion, die einzige Religion, die ein wahrer Suchender praktizieren sollte. Gibt es irgendeine Religion, die uns sagt, wir sollen Gott nicht lieben? Das Problem mit der Religion besteht darin, dass sie versucht, unsere Liebe zu Gott einzuschränken. Die Religion wird sagen: „Nur wenn du Gott liebst, so wie ich Gott liebe, handelst du richtig.” Jede Religion wird sagen: „Liebe Gott, aber tue es auf meine Weise. Nur wenn du in die Kirche gehst, nur wenn du den Tempel besuchst, nur wenn du in die Moschee kommst, wird deine Liebe zu Gott vollkommen sein. Alle anderen Wege sind falsch.“

Doch die Liebe zu Gott ist etwas anderes. Wenn ich Gott liebe, wird Gott mir sagen: „Warum sollten nur Rosen im Garten der Religion sein? Es können auch andere Blumen darin wachsen!“ Der Eine wird die Rose bewundern, und ein Anderer wird andere Blumen bewundern. Wir müssen Gott auf jede mögliche Weise lieben – und zwar durch das was wir sagen und das, was wir tun sowie durch unsere ständige Selbsthingabe auf allen Ebenen unseres Bewusst­seins. Wir müssen Gott auf Seine eigene Art und Weise lieben. Nur dann werden wir nicht zu Gefangenen der Religionen und wir werden auch niemals versuchen, andere einzuschränken oder einzuengen.

Was wir von der Religion wollen, ist Freude. Doch die Religion gibt uns keine Freude, weil sie bewusst oder unbewusst versucht, ihre Vorherrschaft auszu­üben. Doch wenn wir einfach Gott lieben, erhalten wir enorme Freude. Ich erhalte Freude durch meine Liebe zu Gott und du erhältst Freude durch deine Liebe zu Gott.

Deine Frage war, wie die Spiritualität der Einengung durch die Religion entkommen kann. Entkommen ist nicht das passende Wort. Wir benötigen kein Entkommen, sondern Erleuchtung. Wir können die Religion nur erleuchten, indem wir Gott auf Seine eigene Art und Weise lieben.

Frage: Verliert die Intuition ihre Wirksamkeit im spirituellen Bereich, wenn wir sie auch auf der äußeren Ebene anwenden?

Sri Chinmoy: Auf der äußeren Ebene benutzen wir die Intuition meist für unsere eigenen Zwecke und nicht für die Erfüllung von Gottes Willen. Manch spiritueller Meister weinte bittere Tränen, weil seine Schüler ihn darum baten, seine Intuition für die Beantwortung dummer Fragen anzuwenden. Der eine Schüler fleht ihn an: „Ich habe meine Kuh verloren. Bitte verrate mir, wo sie sich aufhält.“ Ein anderer Schüler fragt: „Bitte sage mir, ob mein Sohn die Prüfung bestehen wird oder nicht.“ Aufgrund seiner Intuition kann der Meister leicht sagen, wo sich die Kuh befindet, oder ob der Sohn die Prüfung bestehen wird oder nicht, doch er erfüllt damit nicht den Willen Gottes.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Kraft der Intuition für einen göttlichen Zweck zu verwenden. Wenn ein aufrichtiger Sucher seinen spirituellen Meister fragt, weshalb er keinen Fortschritt macht, kann der Meister seine intuitiven Fähigkeiten benutzen, um den Grund zu erkennen und diesem Sucher damit zu helfen. Er könnte dem Sucher sagen: „Dein Problem liegt im Verstand. Deine Zweifel behindern deinen Fortschritt.“ Oder er sieht, dass die Unvollkommenheit des Schülers in dessen Angst, Unsicherheit oder Unreinheit liegt. Wenn jemand auf­­richtig weint, weil er aufgrund einer Unvoll­kom­men­heit in seinem Körper, in seiner Lebenskraft oder in seinem Verstand unfähig ist, Fortschritt zu machen, dann kann die Kraft der Intuition angewandt werden, um ihm wirklich zu helfen.

Doch wenn jemand etwas verloren hat und du deine Intuition benutzt, um dieser Person dabei zu helfen, das Verlorene wiederzufinden, tust du ihm damit einen Gefallen? Du hilfst nicht dem spirituellen Leben dieser Person; du erzeugst oder vergrößerst nur die Neugier in diesem Menschen. Wenn du deine Intuition dazu verwendest, den Menschen auf der physischen oder vitalen Ebene zu sagen, was ge­schehen wird oder was bereits geschehen ist, missbrauchst du deine Kraft. Es gab einige spirituelle Meister, die auf die dummen Fragen mancher Leute bewusst falsche Antworten gaben, damit diese unaufrichtigen Menschen nicht mehr zu­rück­kehrten.

Sobald wir in das spirituelle Leben eingetreten sind, ist unser erstes und wichtigstes Anliegen, den Menschen in ihrem inneren Leben zu helfen und ihr Bewusstsein zu heben. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, um mit seinem äußeren Leben zurecht zu kommen. Wenn meine Schüler über Intuition verfügen, bitte ich sie, diese zu benutzen, um die spirituelle Reise der Su­chenden zu beschleunigen, und nicht um über äußere Geschehnisse Bescheid zu wissen. Sonst ist die Intuition nur eine Zeit­ver­schwen­dung.

Frage: Was ist der Unterschied zwischen Unge­horsam und Schwäche?

Sri Chinmoy: Für einen Meister ist es wesentlich einfacher, mit den Schwächen seiner Schüler umzugehen als mit ihrem Unge­horsam. Schwächen können gestärkt werden, Schwä­chen können erleuchtet werden, Schwächen können vervollkommnet werden. Obwohl auch Ungehorsam eine Schwä­­che darstellt, ist es viel schwieriger, diese in Vollkommenheit zu ver­wan­deln, als andere Schwächen. Ungehorsam kann mit einem riesigen Wollknäuel verglichen werden, das völlig verknotet ist. All diese Knoten aufzulösen und einen geraden, langen Faden daraus werden zu lassen, ist äußerst schwierig.

Das Beste, was du mit Ungehorsam tun kannst, ist entweder, ihn zu hassen oder Angst vor ihm zu haben. Wenn du ihn hasst, musst du ihn so intensiv hassen, dass du ihn niemals innerhalb deines Wesens dulden wirst. Du wirst ihn als etwas unglaublich Schmutziges empfinden und ihn aus deinem Wesen werfen. Wenn du aber Angst vor ihm hast, dann wirst du sorgfältig darauf achten, dass du ihn erst gar nicht eintreten lässt. Wenn du ihn als eine Schlange oder als einen wilden Tiger betrachtest, der darauf wartet, dich zu verschlingen, dann wirst du immer auf Distanz bleiben.

Schwächen muss man auf sehr seelenvolle Weise und mit einem andachtsvollen Herzen begegnen. Schwächen können sich in der Lebenskraft, im Verstand oder im Herzen eingenistet haben. Schwächen musst du dir als etwas vorstellen, das man noch bilden und formen kann. Du musst sie als etwas Schwaches und Kleines betrachten, das gestärkt werden muss – wie einen kleinen hilflosen Hund, der nur wenige Tage alt ist. Wenn du einem kleinen Hund Futter gibst, wird er stark. Die Nahrung, die du einer Schwäche geben musst, ist Licht, ein Funken Licht. Jedes Mal, wenn du irgendeine Schwäche in deiner Lebenskraft, in deinem Verstand oder in deinem Herzen bemerkst, versuche bitte zu fühlen, dass du ihr Licht bringst.

Obwohl eine Schwäche klein sein kann, besitzt sie auf eine negative Weise enorme Kraft. Du kannst dir Eifersucht oder Unsicherheit als kleine Insekten vorstellen, doch sie stechen. Und sie stechen dich unbarmherzig. Versuche deshalb nicht, deine Schwächen abzulegen; es ist unmöglich. Versuche einfach, deine Schwächen in Stärken zu ver­wandeln, indem du Licht auf positive Weise verwendest. Wenn du schwach und unfähig bist, das Richtige zu tun, wenn du nicht seelenvoll beten oder meditieren kannst, weil dich Unsicherheit, Eifersucht, Unreinheit oder andere Schwächen quälen, dann betrachte deine Schwäche einfach als etwas sehr Kleines und Ungesundes. Versuche dann mit Hilfe des Lichts deine schwachen Bereiche zu stärken, damit du ein gutes, vollkommenes Instrument des Höchsten wirst.

Dieses Licht kommt normalerweise vom Leben der Stille, vom Frieden. Frieden stellt sich nur ein, wenn der Verstand still und das Herz rein ist. Die Stille des Verstandes und die Reinheit des Herzens gehen Hand in Hand. Wenn der Verstand vollkommen still ist, wird das Herz von selbst rein, und wenn das Herz wahrhaftig rein ist, wird der Verstand vollkommen still.

Teil II

SCA 9-19. Am 4. Juli 1994, nach einer speziellen Meditation zum Tag der amerikanischen Unab­hängigkeit, forderte Sri Chinmoy seine Schüler auf, ihm Fragen zu stellen.

Frage: Ist es für einen Schüler besser, von deiner Liebe zu wissen oder deine Liebe zu fühlen?

Sri Chinmoy: Das Wissen um meine Liebe ist nicht mehr als Buchwissen. Durch ein Buch wirst du erfahren, wie ich die Menschheit liebe. Meine Liebe zu fühlen ist viel, viel wich­tiger als von meiner Liebe zu wissen. Anderer­seits folgt das Wissen dem Empfinden. Wenn dich dein Herz fühlen lässt, wie sehr ich dich liebe, wirst du deinen Verstand zu überzeugen versuchen: „Guru liebt mich, obwohl er jemand anderen angelächelt hat und nicht mich.“ Dein Empfinden, dass ich dich liebe, muss von deinem Herzen zu deinem zögernden und zweifelnden Verstand weitergeleitet werden. Sobald dein Verstand einmal von meiner Liebe überzeugt ist, wirst du sie von selbst erkennen. Das Beste ist, meine Liebe zu fühlen und durch dieses Gefühl meine Liebe zu erkennen.

Gewöhnliche Menschen, die kein inneres Streben besitzen, können nur durch Bücher erfahren, dass Gott sie liebt. Dann können sie eines Tages mit diesem Wissen in ihr Herz eintreten, um Gottes Liebe in ihrem gesamten Leben zu fühlen. Doch sobald du das spirituelle Leben angenommen hast, verläuft die Sache anders. Von Anfang an musst du Gottes Liebe in deinem Herzen fühlen. Ganz gleich, wie viele Bücher du gelesen hast oder noch lesen wirst, du wirst das Gefühl der Liebe Gottes oder der Liebe deines Meisters niemals aus Büchern erhalten. Wenn das Herz diese Empfindung nicht teilt, wird sie nicht andauern.

Um zu deiner Frage zurückzukommen: es ist unendlich, unendlich viel wichtiger, meine Liebe zu fühlen als von ihr zu wissen. Wenn du nur von ihr weißt, können dich Verwirrung oder Zweifel heimsuchen. Doch wenn du meine Liebe fühlst, wirst du unweigerlich enormen Fortschritt machen und deinen Verstand letzten Endes überzeugen, dass ich dich liebe. Wie kannst du meine Liebe fühlen? Durch deine eigenen Gebete und Meditationen. Wenn du meine Liebe einmal fühlst, wirst du für Tage und Monate in einer anderen Welt sein. Wenn du von meiner Liebe weißt, entweder durch das Lesen meiner Schriften oder weil dir andere davon erzählt haben, wird dir das keine wahre Erfüllung geben und es wird auch nicht andauern. Das Wissen um meine Liebe wird nicht andauern. Einzig und allein das Empfinden meiner Liebe wird für immer oder für eine lange, lange Zeit andauern.

Frage: Wie können in der amerikanischen Politik spirituelle Menschen mit Führungsqualitäten hervortreten?

Sri Chinmoy: Zuerst müssen wir uns die Frage stellen, ob spirituelle Menschen mit Füh­rungs­qualitäten wirklich in die Politik gehen wollen, denn dort gibt es keine Mutter und keinen Vater – jeder ist wie ein Waisenkind. In einem dunklen Wald wirst du keine schönen Blumen finden. Spirituelle Menschen mit Führungsqualitäten sollten nur dann in die Politik gehen, wenn sie genügend, wenn nicht gren­zen­­loses, inneres Licht besitzen und sie diesem inneren Licht völlig vertrauen und sicher sind, dass sie nicht korrupt werden. Alles hängt von der inneren Entwicklung jener spirituellen Menschen ab, die die Fähigkeit haben, führende Persönlichkeiten ihrer Länder zu werden.

Bevor sie in die Politik eintreten, müssen spirituelle Menschen innerlich völlig davon überzeugt sein, dass sie das Denken anderer Politiker verwandeln können. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das praktisch ein Ding der Unmöglichkeit, denn die meisten Politiker sind unglaublich zynisch. Sie interessieren sich nicht für das spirituelle Leben. Für sie ist Spiritualität ein absolutes Fremdwort. Sie werten Spiritualität nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich ab. Von sich selbst behaupten sie stets, dass sie höchst aufrichtig seien, während ihre Gegenspieler nichts als Lügen verbreiten. Doch was noch schlimmer ist, sie vertrauen nicht einmal sich selbst. Wenn ich dir nicht vertraue, so ist das nicht weiter schlimm. Doch wenn ich mir selbst nicht vertraue, bin ich unfähig, auch nur einen Schritt vorwärts zu gehen.

Bevor spirituelle Menschen in die Politik eintreten, müssen sie sich absolut sicher sein, dass sie genügend Licht besitzen. Sie können nicht einfach nur das Beste geben und Gott das Ergebnis zu Füßen legen. Das können nur jene Menschen, die in erster Linie mit dem inneren Leben in Berührung sind. Doch spirituelle Personen, die der Menschheit helfen wollen, müssen ihre Fähigkeiten kennen; sie müssen wissen, wie viel Licht sie besitzen. Sonst bewirkt die Dunkelheit der Welt, dass sie nur Probleme schaffen und die breite Masse in größerer Verwirrung zurücklassen als sie zuvor gewesen ist.

Zum jetzigen Zeitpunkt haben spirituelle Menschen die Aufgabe, mehr zu beten und zu meditieren und mehr Licht aufzunehmen. Es wird für sie die Zeit kommen, die politische Arena zu betreten und die Politik in eine göttlich inspirierte Erfahrung umzuwandeln, die es der Gesellschaft ermöglichen wird, einen deutlich spürbaren Fortschritt zu erzielen.

Frage: Wie können wir durch das Spielen deiner Musik denselben spirituellen Nutzen erhalten, wie durch das Singen deiner Lieder?

Sri Chinmoy: Es gibt einen sehr einfachen, effektiven Weg. Während du meine Musik spielst, musst du innerlich die Melodie des Liedes mitsingen, nicht laut, aber dafür mit großer Intensität. Entweder musst du selbst still singen, oder du musst fühlen, dass ein anderer singt – deine eigene Seele oder ein höchst talentierter Sänger, dessen Stimme du aufrichtig schätzt und bewunderst.

Wenn du fühlen kannst, dass eine sehr seelenvolle, anrührende Stimme das Stück singt, das du spielst, wird dieses seelenvolle Singen in deine Musik eintreten und sie sehr lieblich erklingen lassen. Ich gebe dir ein Beispiel. Wenn ich morgens die Invocation spiele, singe ich sie im Stillen mit. Wenn ich still singe, erhalte ich einen viel größeren Nutzen als wenn ich nur spiele, ohne zu singen. Wenn ich die Invocation spiele, erhalte ich so oft, so oft unglaubliche Freude, wenn ich meine innere Stimme vernehme. Sobald ich singe: ‘Supreme, I bow to Thee, I bow’, bietet meine ganze Welt – meine innere und äußere Welt – ihre Streb­samkeit und Hingabe an.
Es ist ein großer Unterschied, ob meine Lieder seelenvoll oder auf ganz normale Weise gesungen werden. Zwischen dem seelenvollen Singen meiner Lieder und dem Singen auf herkömmliche Art besteht ein großer Unterschied. Wenn du meine Lieder seelenvoll singst, schmilzt mein Herz. Doch es ist völlig anders, wenn du dieselben Lieder wie ein Papagei singst, die Wörter sowie die Melodie einfach nur produzierst. Es ist wie der Unterschied zwischen der Erleuchtung des Herzens und dem mentalen Auffassungs­vermögen des Verstandes.

Wenn ein Schüler, der ein Musiker ist, meine Musik spielt, sehe ich fast immer, dass er seinen Verstand mehr benutzt als sein Herz. Doch wenn du fühlen kannst, dass deine Seele oder eines deiner inneren Wesen seelenvoll die Melodie singt, wirst du mit Sicherheit einen Nutzen daraus ziehen. Und wenn du gleichzeitig andächtiger und seelenvoller sein kannst, während du meine Musik spielst, wirst du einen noch viel größeren spirituellen Nutzen durch dein Spiel erzielen. Natürlich ist es am besten, wenn du beides kannst. Wenn du seelenvoll spielst und gleichzeitig deine Seele fühlst, wie sie die Melodie singt, dann ist es, als ob du zwei Hände statt nur einer benutzt; du erhältst einen größeren Nutzen.

Frage: Du bittest uns immer, dich als unser eigen zu beanspruchen. Könntest du mir helfen zu verstehen, wie ich das tun kann?

Sri Chinmoy: Das ist keine Sache des Verstehens. Es ist nicht einmal eine Sache des Fühlens. Es ist eine Sache des Werdens. Wenn die Menschen in Indien immer und immer wieder das Mantra wiederholen: „Shivaham, Shiva-ham – ich bin Shiva, ich bin Shiva“, werden sie mit dem Bewusstsein von Lord Shiva eins. Wenn du immer wieder behauptest, etwas Bestimmtes zu sein, so wirst du es letzt­endlich sein.

Wenn ich dich bitte, mich als dein eigen, ganz dein eigen zu beanspruchen, so kannst du das nur, indem du wiederholst: „Ich bin zu einem auserwählten Instrument meines Gurus geworden. Deswegen darf ich meinen Guru als mein eigen, ganz mein eigen beanspruchen.“ Beanspruche mich als dein eigen, dein eigen, dein eigen, dann wird das, was du sagst, Wirklichkeit. Sonst wirst du in diesem Moment versuchen zu denken und im nächsten Moment versuchen zu fühlen, und du wirst niemals irgend etwas erreichen. Doch wenn du sagen kannst: „Ich wurde zum auserwählten Instrument meines Gurus. Deswegen kann ich ihn als ganz mein eigen beanspruchen“, dann kannst du all die schmutzigen und verfilzten Decken abwerfen, die du unnötigerweise auf deine Schultern gelegt hast: Ängste, Zweifel, Sorgen, De­pression und Frustration.

Das ist der einzige Weg: Beanspruche und werde. Sage einfach: „Ich bin rein. Ich bin ein auserwähltes Instrument.“ Du führst dich nicht selbst an der Nase herum; vielmehr wächst du in diese Wirklichkeit hinein. Wenn du behauptest: „Ich bin rein, ich bin rein“, und jemand hört dich, so verhöhnt er dich möglicherweise. Vielleicht sagt er: „Ach, du bist so ein schlechter Kerl!“ Doch wenn du weiterhin wiederholst: „Ich bin rein, ich bin gut, ich bin göttlich“, dann erlangst du ein gutes Bewusstsein, ein Gottesbewusstsein, denn du wirst zu dem, was du wiederholst.

Jael (sechs Jahre) alt: Wo ist Gott, und warum kann ich Gott nicht sehen?

Sri Chinmoy: Gott ist überall, doch die meiste Zeit verbringt Er in deinem Herzen. In eurem Haus gibt es mehrere Zimmer, aber du verbringst die meiste Zeit entweder im Wohn­zimmer, im Medi­tationsraum oder in einem anderen Zimmer. Genauso kann Gott überall angetroffen werden, aber Sein Lieblingsplatz, der Platz, wo Er die meiste Zeit verbringt, ist in deinem Herzen.

Wie kannst du Ihn sehen? Schaue einfach in einen Spiegel und versuche zu fühlen, dass die Person, die du erblickst, Gott ist und niemand sonst. Die Person, die du im Spiegel siehst, ist definitiv Gott.

Frage: Was benötigen die Afroamerikaner und Afrikaner am meisten, um ihre gegenwärtigen Probleme zu bewältigen, und welche Eigen­schaften benötigen wir Afroamerikaner in stärkerem Maße, wenn es darum geht, mehr afroamerikanische Schüler auf den Weg zu bringen?

Sri Chinmoy: Als Afroamerikaner musst du in deinem Herzen mehr Liebe für andere Afro­amerikaner entwickeln, die das spirituelle Leben noch nicht angenommen haben. Früher habe ich des öfteren gesagt: „Betrachte andere Afroamerikaner als deine kleinen Brüder. Es ist deine Pflicht, sie zu einem spirituellen Leben zu führen, denn das ist das einzige Leben, das ihnen helfen wird. Kein Mensch kann jemals Erfüllung finden, wenn er sie nicht auf spirituelle Weise findet. Alle anderen Versuche werden scheitern – heute bei dir, morgen bei ihm, über­morgen bei einem anderen.“

Doch nun sehe ich, dass es nicht ausreicht, sie als deine kleinen Brüder zu betrachten, die dir ein wenig unterlegen sind. Nein, ich rate dir nun, sie als Teil deines eigenen Körpers zu empfinden, nur dass du über ein wenig mehr Licht verfügst als sie. Ich gebe dir ein Beispiel: Du hast zwei Gliedmaßen. Eines davon ist erleuchtet, das andere nicht. In einem Körperteil besitzt du Erleuchtung und im anderen Körperteil besitzt du sie nicht. Aufgrund ihrer Nähe kann der erleuchtete Teil deines Körpers sehr leicht das Licht zu dem nicht erleuchteten Teil bringen. Wenn du das Ganze auf diese Art betrachten kannst, wirst du mit Sicherheit bessere Ergebnisse erhalten.

Wenn du andere Afroamerikaner als Individuen betrachtest, die von dir getrennt sind und die ein anderes Bewusstsein haben, wird es viel schwieriger sein, denn dann fühlst du, dass sie sehr weit von dir entfernt sind. Wenn du fühlst, dass sie wo­anders sind – fünftausend Meilen oder auch nur fünf Meter entfernt, dann wird es eine sehr schwierige Aufgabe. Doch wenn du fühlst, dass sie sich hier in deinem Körper befinden, dass sie ein Teil deiner lebendigen Existenz sind, dann wird es viel leichter. Jeden Tag gebrauchst du die Teile deines eigenen Wesens. Mit deinen Augen siehst du, mit deiner Nase atmest du. Du solltest fühlen, dass deine afroamerikanischen Brüder und Schwestern Be­stand­­teil deines eigenen Wesens sind, das du jeden Tag in deinen vielfältigen Aktivitäten verwendest. Das ist der einzige Weg, wie du sie inspirieren kannst.

Frage: Wird Thomas Jefferson in der heutigen Zeit angemessen gewürdigt?

Sri Chinmoy: Thomas Jefferson wurde niemals und wird vielleicht auch niemals auf die Weise gewürdigt werden, wie Gott es wollte. Denn die Dank­barkeit war damals noch nicht geboren, ist heute noch nicht geboren und wird in dieser Welt niemals geboren werden. Kein anderer Präsident, kein anderer Amerikaner hat jemals so viel für den Fortschritt des amerikanischen Bewusstseins getan wie Thomas Jefferson, und vielleicht wird es auch nie­mals mehr jemand tun. Andere Länder, die eine innere Schau entwickelt haben, werden Jefferson eher würdigen als Amerika.

Menschen, die neues Licht in diese Welt bringen, erhalten niemals, niemals die Würdigung, Bewunderung, Verehrung und Liebe, die sie verdienen – niemals! Ich spreche nicht nur von Jefferson, sondern auch von Krishna, Buddha und Christus. Würdigte, bewunderte und liebte die Welt sie? Nicht in dem Ausmaß, das sie brauchten – denn sie brauch­­ten niemals Würdigung oder Bewunderung – aber in dem Ausmaß, das sie verdienten? Nein, und das wird auch niemals geschehen, denn jene Art von Dankbarkeit, die ihres Lichtes und ihrer Schau würdig ist, wurde noch nicht geboren und wird auch nicht auf der Erde geboren werden.

Die Vision von Jefferson erhob das Bewusstsein der Welt in einem Augenblick. Das Licht, das er seinem Land zeigen wollte und das Licht, von dem er wollte, dass es sein Land zum Vorschein bringt, wurde völlig missver­standen. Er erhielt nie­mals die Wertschätzung, die er rechtmäßig verdient hätte und wird sie niemals erhalten, da die Menschheit diese Art von Dankbarkeit nicht besitzt.

Frage: Wie kann man wissen, ob man wirklich von der Seele her gibt oder ob man sich nur etwas vormacht?

Sri Chinmoy: Wenn du etwas von der Seele her gibst, wirst du nicht schauen, ob die andere Person es auch erhält, und du wirst von der anderen Person keine Dankbarkeit oder Wertschätzung erwarten. Wenn du etwas von der Seele gibst, fühlst du alleine durch das Geben spontane Freude. Du empfindest nicht, dass du etwas weggibst; du gibst dein Lächeln oder etwas anderes, weil du einen inneren, spontanen Drang dazu verspürst. Wenn du etwas auf gewöhnliche Art gibst, so schleicht sich in deinen Verstand manchmal die Idee der Wohltätigkeit oder eine Art Überheblichkeit ein. Du fühlst dich überlegen, denn du bist derjenige, der gibt. Doch in wahrem Selbst-Geben betrachtest du die andere Person nicht als jemand anderen, sondern vielmehr als eine Aus­dehnung deines eigenen Selbst. Indem du dich selbst gibst, multiplizierst du dich eigentlich. Du gehst von einem zu zwei. Durch das Einssein deines Herzens erschaffst du ein weiteres Selbst, das dir exakt gleicht, und diesem anderen Selbst gibst du dieselben Dinge, die du hast. Mit deiner eigenen Göttlichkeit erschaffst du eine neue Göttlichkeit, genau wie du selbst bist – einen exakten Prototyp deiner eigenen Existenz. Es ist, als ob man eine neue Person in einer Fabrik herstellen würde. Zuerst stellst du eine her, dann zwei, drei, vier, fünf Personen, und dann unzählige Personen.

Frage: Wenn wir mit jemandem in unserem Alltag Probleme haben, wie können wir wissen, wann es am besten ist zu schweigen und wann es am besten ist, etwas zu sagen?

Sri Chinmoy: Das Beste ist, zehn Minuten lang äußerst seelenvoll zu beten und zu meditieren. Mach deinen Verstand so still wie möglich. Lass dein gesamtes Wesen so still werden, dass du es fühlen könntest, wenn jemand eine kleine Nadel fallen ließe. Wenn du deinen Verstand fünf bis zehn Minuten lang absolut still machen kannst, dann wirst du in deiner Meditation die Botschaft erhalten, ob du dem Betreffenden äußerlich Ratschläge erteilen solltest oder ob du deinen stolzen Mund geschlossen halten sollst. Die Antwort wird sicher kommen.

Wenn du von innen die Botschaft erhältst, etwas zu sagen, dann brauchst du noch ein zusätzliches Gebet. Du musst darum beten, dein von Gebeten erfülltes meditatives Bewusstsein aufrecht zu erhalten, während du einen Ratschlag erteilst, denn dann wird dein Ratschlag wirkungsvoller sein. Aller­dings musst du bedenken, dass du die andere Person vielleicht nicht überzeugen kannst. Sie mag über eine derart ungöttliche Natur verfügen, dass sie nicht auf deinen Ratschlag hört, auch wenn er aus der Tiefe deines Wesens kommt, und ganz gleich wie viel inneren Reichtum du ihr anbietest.

Ich bin überzeugt, dass ich meinen Schülern das Richtige sage, doch sehr oft hören sie nicht auf mich. Trotzdem weiß ich, dass ich recht habe. Und genauso ist es, wenn du aus den Tiefen deiner Meditation eine Botschaft in Form eines Ratschlags erhältst und der andere nicht darauf hört, so beschuldige dich nicht selbst und zweifle nicht an dir. Fühle nicht: “Ach, vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht war die Botschaft, die ich von innen erhielt, nicht richtig.” Nein, die Botschaft war richtig, doch der andere nimmt das Licht nicht an. Wenn er nicht auf dich hört, dann kannst du nach ein paar Tagen oder ein paar Monaten, wenn du dieselbe Botschaft von innen erhältst, wieder versuchen, sie ihm mitzuteilen.

Frage: Wie können wir am besten dein Licht verkörpern, wenn wir in einem Seminar deine Philosophie lehren?

Sri Chinmoy: Wenn du Suchern meine Philosophie erklärst, musst du zwei Dinge tun. Meditiere min­destens fünfzehn Minuten lang, bevor du den Kurs gibst. Dabei sollte niemand in deiner Nähe sein – keine Kollegen, niemand. Du musst fühlen, dass es außer dir und meiner Göttlichkeit niemanden gibt. Du meditierst auf meine Göttlichkeit, die auch deine Göttlichkeit ist. Meine höchste Göttlichkeit und deine höchste Göttlichkeit sind ein- und dasselbe.

Während du dann über meine Philosophie sprichst, solltest du fühlen, dass ich durch dich spreche. Und wenn du auf die Zuhörer blickst, solltest du fühlen, dass sie in Wirklichkeit ich sind. Auf der einen Seite bin ich der Sprechende, in dir und durch dich. Auf der anderen Seite bin ich der Zuhörer, im und durch das Publikum. Wenn du spüren kannst, dass ich durch dich spreche und dass ich dir ebenso zuhöre, wirst du große innere Stärke erhalten.

Ich trete aus dir heraus und trete ebenso in dich ein. Ich komme aus deinem Herzen und trete in die Herzen der Suchenden ein. Ich komme aus den Herzen der Suchenden und trete in dich ein. Fühle, dass ich wie ein Regenbogen von dir zu den Suchenden und von den Suchenden zu dir zurückgehe. Du kannst auch fühlen, dass du mich zur ganzen Welt bringst, und dass du wiederum die ganze Welt zu dir zurückbringst. Von der inneren Welt trägst du mich in die äußere Welt, und von dort bringst du mich wieder zurück. Wenn du meine Gegenwart auf eine dieser Weisen fühlen kannst, wirst du fähig sein, deine Schüler zu inspirieren, und du wirst ebenso fähig sein, dich selbst auf sehr greifbare und produktive Weise zu inspirieren. Dann wirst du den schnellsten Fort­schritt machen können, und auch diejenigen, die gekommen sind, um dir zuzuhören, können den schnellsten Fortschritt machen.

Frage: Sollten wir während unserer Meditation an Glücklichsein denken?

Sri Chinmoy: Es schadet nicht, wenn du auf Glücklichsein meditierst. Doch wenn du während deiner Meditation an ein Leben des Vergnügens denkst und das Glücklichsein nennst, dann ist es, als ob du ein Messer für einen falschen Zweck verwendest. Anstatt eine Mango zu zerschneiden und sie mit anderen zu teilen, fügst du dir Wunden zu. Wenn du während deiner intensiven Meditation von ungött­lichen Gedanken Freude erhältst beziehungsweise falsche Kräfte oder Ideen hegst, dann steigerst du nur deren Intensität. Deshalb musst du aufpassen. Wenn sich während deiner Meditation falsche Gedanken einschleichen und du nicht fähig bist, sie zu kontrollieren, solltest du deine Meditation beenden. Stehe auf, trinke ein Glas Wasser oder tue etwas anderes.

Du musst dich fragen, was du vom spirituellen Leben willst. Wenn du glücklich sein willst, ist Spiritualität die Antwort. Doch dieses Glücklichsein kommt nur dann, wenn du bereit bist, den Supreme auf Seine eigene Weise glücklich zu machen. Ganz gleich, auf wie viele Arten Gott dich erfüllt, du wirst nicht glücklich sein, solange es noch eine bestimmte Weise gibt, auf die du Gott nicht zufrieden stellst. Gott ist bereit, dich auf unzählige Weisen immer und immer wieder glücklich zu machen. Doch die Gottesliebe deiner Seele ist so beschaffen, dass deine Seele nicht glücklich sein wird, solange auch nur ein Weg offen bleibt, wie du Gott noch nicht zufrieden gestellt hast. Wenn deine Seele mit deinem Körper, deiner Lebenskraft, deinem Verstand und deinem Herzen nicht glücklich ist, kannst du selbst niemals glücklich sein. Deine Seele will ganz, ganz, ganz besonders stolz auf dich sein. Wenn dein Körper, deine Lebenskraft und dein Verstand die falschen Dinge tun, versucht deine Seele diese widerspenstigen Mitlieder ihrer Familie zu disziplinieren und sie zu inspirieren.

Du führst ein spirituelles Leben, weil du glücklich sein willst. Wenn das spirituelle Leben kein Glücklichsein mit sich bringen würde, wer würde so ein Narr sein und ein spirituelles Leben führen? Wenn du dich auf den lebendigen Atem Gottes einstimmst, wenn du in den Atem Gottes eintrittst und ein Teil von ihm wirst, wird Glück zu deinem inneren und äußeren Namen, und du erhältst unendliche Glückseligkeit und unendliche Wonne.

Teil III

SCA 20-27. An Akulis Geburtstag, am 10. März 1994, sprach Sri Chinmoy über Gehorsam und bat sie, ihm einige Fragen zu stellen.

Wahre Meditation bedeutet, deinen Inneren Führer durch Gehorsam glücklich zu machen

Sri Chinmoy: Wahre Meditation bedeutet, deinen Inneren Führer durch Gehorsam glücklich zu machen. Auf deinen Inneren Führer zu hören ist eine äußerst wirkungsvolle Meditation. Wenn du fröhlich bist und jede Sekunde auf deinen Inneren Führer hörst, gibt es kein inneres Fieber – keine Angst, keinen Zweifel, keine Eifersucht, denn du hast keine Zeit, an diese Dinge zu denken.

Frage: Warum habe ich Krähen so gerne?

Sri Chinmoy: In Russland lieben die Menschen Krähen; sie glauben, dass Krähen Glück bringen. Nach indischen Überlieferungen ist die Krähe ziemlich dumm. Wenn eine Krähe ein Juwel verstecken will, schließt sie die Augen in dem Glauben, dass auch die anderen Vögel das Juwel nicht sehen werden. Soviel Weisheit hat die Krähe!

In indischen Dörfern erzählt man, dass jemandem ein Unglück widerfahren wird, wenn eine Krähe über ihn hinweg fliegt. Entweder wird jemand in der Familie sterben, oder irgend ein anderes Unglück wird sich ereignen.

Als ich ein kleiner Junge war, standen vor unserem Haus viele Bäume. Zwei oder drei Tage bevor mein Vater starb, flog eine Krähe auf einen sehr hohen Baum in der Nähe unseres Hauses und schrie mitleidig, manchmal zehn bis fünfzehn Minuten ohne Unterlass. In unserem Fall war es recht eindeutig, was für ein Unglück geschehen würde. Mein Vater war schwer krank und wir alle wussten, dass es nur noch um Tage ging. Hier verhielt sich die Krähe ganz in Übereinstimmung mit der indischen Dorftradition.

Du kannst das auf zweierlei Weisen betrachten. Einerseits kannst du die Krähe als ein schlechtes Omen bewerten und zu ihr sagen: „Musst du mir wirklich mitteilen, dass mein Vater stirbt?“ Dann wirst du wütend und wirfst Steine nach ihr, damit sie verschwindet. Doch die Krähe wird zurück­kommen. Andererseits kannst du fühlen, dass die Krähe dir einen Gefallen erweist, indem sie dich vor einem Unglück warnt. Dann kannst du vorsichtiger und wachsamer sein. Heute empfinde ich es als Segen, wenn mich jemand vor einem herannahenden Unglück warnt, denn so kann ich beten und meditieren und meine Willens­kraft einsetzen, um das Unglück abzuwenden. Doch zur damaligen Zeit besaß ich diese Einstellung nicht. Damals habe ich diese unglückliche Erfahrung einfach nur über mich ergehen lassen.

Frage: Wenn Krähen so schlecht sind, ist es dann meine eigene Unwissenheit, die sich daran erfreut, Krähen zu beobachten?

Sri Chinmoy: Warum nennst du sie schlecht? Wenn dir jemand sagt, dass etwas Schlimmes passieren wird, dann kannst du etwas dagegen unternehmen. In der Mahabha­rata wurde Savitri von Narada gewarnt, dass Satyavan, der Mann, den sie heiraten wollte, nur noch ein Jahr zu leben hatte; aber sie wollte ihn dennoch heiraten. Während des ganzen Jahres bereitete sie sich dann vor, indem sie betete und betete.

Wenn Menschen bei einem Flugzeugabsturz oder bei einem Unfall unerwartet sterben, leiden ihre Angehörige manchmal sehr darunter, weil ihnen die Gelegenheit fehlte, sich vorzu­bereiten. Auf der anderen Seite leiden manche auch darunter, wenn ihre Angehörige monatelang im Koma liegen. Äußerlich zeigen sie Mitgefühl und Betroffenheit, doch innerlich sagen sie: „Es ist so schwierig für mich, jeden Tag ins Krankenhaus zu gehen! Warum kann mein Verwandter nicht gleich sterben?“

Doch egal, du liebst Krähen. Irgendwann hattest du eine Inkarnation als Krähe, doch nach dieser Inkarnation folgte nicht direkt deine menschliche Inkarnation. Die Krähe ist da, doch nach der Krähe sehe ich noch etwas anderes. Du könntest niemals dem Supreme in mir so ergeben sein, wenn du nicht auch eine Inkarnation als Hund gehabt hättest.

Frage: Ich versuche, an meinen Inneren Führer zu denken, und dennoch halte ich stets an meiner Unwissenheit fest, die mich durchströmt wie mein Blut. Was kann ich tun?

Sri Chinmoy: Was du tun kannst? Du hast bewiesen, dass du deinem Inneren Führer zum Sieg verhelfen kannst. Wie vielen Menschen wäre es gelungen, das zu tun, was du getan hast? Wie viele hätten zu diesen ungöttlichen Menschen dasselbe gesagt wie du: „Ich liebe meinen Inneren Führer, ich liebe meinen Inneren Führer.“ Von dreitausend Schülern hätten möglicherweise nur fünf Prozent überlebt, wenn sie durch dieselben Schwierig­keiten gegangen wären wie du. Hast du hier nicht bewiesen, dass du den Supreme liebst?

Ganz gleich, wie oft die Unwissenheit dich angreift, dein Mantra ist immer: „Ich liebe meinen Inneren Führer, ich liebe meinen Inneren Führer, ich liebe meinen Inneren Führer.“

Frage: Doch sie greift mich nicht nur an; es scheint, als ob ich die Unwissenheit lieben würde.

Sri Chinmoy: Die Unwissenheit ist so schlimm! In manchen Fällen hegen wir die Unwissenheit wirklich; in anderen Fällen tun wir es nicht, doch irgend etwas lässt uns fühlen, dass wir die Unwissenheit lieben. Ein Kind mag ein bestimmtes Gericht nicht essen, doch die Mutter bittet es immer wieder oder sie zwingt es, indem sie das Essen in den Mund des Kindes steckt und sagt: „Es schmeckt sehr gut; es ist gut für dich.“ Schließlich wird das Kind dem Drängen der Mutter nachgeben und zustimmend antworten: „Ja, es schmeckt gut.“

Du hast bereits deine Wahl getroffen, doch irgendjemand gibt dir das Gefühl, dass du die Unwissenheit schätzt.

Frage: Was kann ich tun, um meinen Fortschritt zu beschleunigen? Ich spreche überhaupt nicht von Gottverwirklichung, sondern nur davon, wie ich mich von der Unwissenheit befreien kann, die in mich beinahe intravenös einströmt?

Sri Chinmoy: Glaubst du, du bist der einzige Mensch, der an dieser Krankheit leidet? Sagt dir das deine Unsicherheit? Jeder schwimmt in diesem Meer, deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

Frage: Wird das dem Supreme nicht einmal zuviel?

Sri Chinmoy: Ihm wird nichts zuviel. Wie viel hast du schon für die Manifestation geleistet, seit du auf unseren Weg gekommen bist? Du arbeitest täglich vierund­zwanzig Stunden im Annam Brahma, und du schreibst jeden Tag so ergeben poetische Ausdrücke für mich. Ich müsste noch zwanzig Mal auf diese Welt zurück­kommen, um dir all meine Schulden zurückzu­zahlen. Doch glücklicherweise hat der Supreme mir versprochen, dass ich nicht mehr kommen muss. Das ist mein größter Trost. Bei dem Gedanken, dass dies meine letzte Inkarnation ist, finde ich Trost, ganz gleich, wieviel ich in dieser Inkarnation leide. Diese Inkarnation mag gut oder schlecht sein, doch wie auch immer sie ist, sie ist die letzte. Einige spirituelle Lehrer ziehen sich während ihres letzten physischen Lebens auf dieser Erde sehr zurück und treten nicht in die Manifestation ein. Es ist ihnen zuviel. Aber das ist nicht mein Weg.

Bei einem Fußballspiel weiß der Spieler, dass das Spiel irgendwann zu Ende sein wird, ganz gleich, ob er verliert oder gewinnt. Dann will er nicht mehr spielen. Sein ganzer Körper ist übel zugerichtet: sein Knie ist gebrochen, sein Knöchel ebenso, seine Schulter ist aus dem Gelenk gesprungen. Er sagt: „Ich will nicht mehr spielen.“ Doch er trägt vielleicht noch ein gewisses Verlangen in sich, und so spielt er doch noch ein wenig länger. Jedesmal wenn ich einen Marathon laufe, nehme ich mir ganz fest vor, nie wieder einen Marathon zu laufen. O Gott, wie wunderbar habe ich mich an dieses Versprechen gehalten.

Frage: Was kann ich tun, damit ich den Supreme besser zufrieden stellen kann?

Sri Chinmoy: Warum musst du daran denken, den Supreme besser zufriedenzustellen? Denke einfach so oft du kannst an den Supreme. Nur aufrichtige Fröhlichkeit kann dir helfen. Der Supreme ist wirklich zufrieden mit dir, doch wenn du Ihn noch besser zufrieden stellen willst, dann sei wirklich aufrichtig glücklich, wenn ich dich am Tennisplatz oder im Annam Brahma sehe. Wenn du mich auf der physischen Ebene im Annam Brahma oder an einem anderen Ort siehst, sollte aus den Tiefen deines Herzens aufrichtiges Glücklichsein hervorkommen.

Wenn du mich auf der physischen Ebene siehst, erhältst du Freude. Wenn du mich auf der inneren Ebene siehst, solltest du dieselbe Freude erhalten. Während des Tages denkst du so oft an den Supreme. Jedesmal, wenn du an den Supreme in mir denkst, solltest du zum Supreme in mir beten oder auf den Supreme in mir meditieren, damit du dieselbe Freude und dasselbe innere Entzücken erhältst, das du spürst, wenn du mich auf der physischen Ebene siehst. Dann wirst du mit Sicherheit deine innere Reise beschleunigen und den Supreme noch mehr zufriedenstellen.

Wo bist du aufgewachsen?

Akuli: Ich bin in Indiana aufgewachsen.

Sri Chinmoy: Vor vielen Jahren, lange bevor du spirituell geboren wurdest, wurde ich vom Lions Club oder Rotary Club eingeladen, einen Vortrag zu halten. Drei verschiedene Männer wollten mich vorstellen. Gott allein weiß, wer dazu vorgesehen war, doch ein Mann behauptete, alles über mich zu wissen und schob die anderen beiseite. Als er mich vorstellte, sagte er, ich käme aus Bengalen in Indiana statt Bengalen in Indien. Danach musste er gehen und ein anderer kam, um mich vorzustellen.

Akuli, Akuli, da du Krähen so gerne hast, sag mir, wie viele gibt es in Queens?

Akuli: Wenn ich Glück habe, sehe ich drei Krähen am Tag , doch vielleicht gibt es dreitausend in Queens.

Sri Chinmoy: Pulak, wie viele?

Pulak: Vielleicht dreißigtausend.

Sri Chinmoy: Govinda, wie viele?

Govinda: Zwanzigtausend.

Sri Chinmoy: Wer von euch Dreien kann voller Stolz seine Anzahl rechtfertigen? Wer wird es wagen, uns zu sagen, dass er oder sie absolut sicher ist?

Akuli: Du hast einmal gesagt, es käme nicht auf die Anzahl der Mangos an, sondern auf ihren Geschmack. So ist es auch nicht wichtig, wie viele Krähen es gibt, sondern wie viel Freude wir von ihnen erhalten.

Sri Chinmoy: Chidananda erhält schon jetzt Freude. Ohne die Krähen zu sehen erhält er Freude, deswegen ist er schon weiter fortgeschritten als ihr. Du freust dich nur, wenn du eine Krähe siehst, doch Chida­nanda braucht sie nicht einmal zu sehen, um Freude zu erhalten, das bedeutet, er ist weiter fortgeschritten.

Akuli, kennst du den dummen, indischen Witz über die Anzahl der Krähen? Jemand sagt eine Zahl und ein anderer sagt eine andere Zahl. Der eine fordert den anderen heraus, indem er sagt: „Ich weiß, wie viele es sind, aber du kannst ruhig zählen. Wenn du jedoch mehr zählst, als ich gesagt habe, bedeutet das nur, dass einige ihrer Verwandten gekommen sind. Wenn du weniger zählst, bedeutet das, dass einige zu ihren Verwandten geflogen sind.“

Wenn du nun dreitausend sagst und es mehr sind, bedeutet das, dass einige Verwandte der Krähen nach Queens zu Besuch gekommen sind. Doch wenn es weniger als dreitausend sind, bedeutet das, dass einige Krähen von Queens zu ihren Verwandten in die Bronx geflogen sind, um sie zu besuchen.

Teil IV

Frage: Ich bin ein ziemlich schlechter Sänger und weiß auch sehr wenig über Musik Bescheid. Ich frage mich, ob ich jemals eine musikalische Inkarnation hatte.4

Sri Chinmoy: Weltliche Musik hast du nicht studiert. Doch es gibt so etwas wie himmlische Musik, und diese hast du studiert. Du bist vielleicht nicht in der Lage, die Feinheiten oder ätherischen Qualitäten der weltlichen Musik zu schätzen, und du magst nicht fähig sein, eine Melodie richtig zu singen, doch deine Seele lässt dein Herz äußerst subtile und sehr, sehr zarte Dinge in der Musik wahrnehmen, und dein Herz besitzt die Fähigkeit, diese Dinge zu bewundern.

Viele große Musiker der westlichen Hemisphäre können mit subtiler Musik nichts anfangen. Es gibt sehr viele ausgezeichnete Sänger und Musiker, die nichts fühlen, wenn sie eine sehr subtile Musik hören. Man kann sagen, der Grund dafür sei Unsicherheit oder Eifersucht, oder man kann auch irgendwelche falschen Kräfte, die in sie eingetreten sind, dafür verantwortlich machen. Doch es fehlt ihnen einfach die Empfänglichkeit dafür, sehr subtile Gefühle in der Musik zu schätzen. Wenn sie diese Musik nicht achten, verlieren sie nach einer gewissen Zeit auch die Fähigkeit dazu. In deinem Fall jedoch identifizierst du dich nicht mit der Person, ja nicht einmal mit dem, was sie spielt, und deshalb empfängst du mehr von der Musik als andere.

Du verstehst nichts von Musik; du bist weder ein Musiker noch ein Sänger. Doch dein Herz schätzt subtile Musik über alles. Dann richtet sich deine Wertschätzung nicht nur auf die Person, die spielt oder singt, sondern sie richtet sich direkt auf die Quelle – den Einen, der dieser bestimmten Person die Fähigkeit schenkte, besonders seelenvoll zu singen oder besonders seelenvoll oder kraftvoll zu spielen. So wirst du von Gott, dem Erhabenen Sänger, und Gott, dem Erhabenen Musiker gesegnet.

Niemand kann Musik auf der äußeren Ebene verstehen. Musik ist auch nicht etwas, das verstanden werden will. Es ist eine reine Sache des Fühlens. Besonders hier im Westen gibt es viele Menschen, die auf mechanische Weise gute Sänger und gute Musiker wurden – indem sie sehr diszipliniert und mechanisch übten. Wenn diese großartigen Musiker spielen oder singen, beherrschen sie ihr Fach sehr gut. Ihre Musik kann sehr schön und sogar andächtig klingen, doch es gibt so etwas wie geheuchelte Andacht. Ihre Hände bewegen sich und die Menschen glauben: „Wie seelenvoll.“ Doch sie lernten einfach nur auf mechanische Weise seelenvoll zu spielen. Sie haben ihren Verstand trainiert, oder sie haben sich eine gewisse Fachkenntnis angeeignet, die sie dazu befähigt, das zu tun. Doch in ihrer Musik ist keine Seele, kein Gefühl, nichts! Sie spielen so wunderschön, doch sie denken nur an Unsinn, an völlig weltliche Dinge, an nichts Spirituelles. In der inneren Welt streiten und kämpfen sie nur. Sehr oft erhält der Zuhörer, wenn er sich in einem seelenvollen Bewusstsein befindet, viel mehr als der Vorführende, da dieser die Seelenfülle, die er ausdrückt, gar nicht verkörpert.

Manchmal können wir etwas enthüllen, ohne es zu verkörpern. Zum Beispiel kannst du die absolute Wahrheit verkünden, doch dein Bewusstsein befindet sich ganz woanders. Du hast dein Be­wusstsein von der Wahrheit getrennt. Während du nun die Wahrheit ausdrückst, verkörperst du nicht das Wahrheits-Bewusstsein. Du erklärst zwar etwas, das korrekt ist, aber du erklärst es mechanisch. Und weil dein Ausdruck mechanisch ist, erhältst du nicht den wahren Segen der höheren Mächte, die dir die Wahrheit enthüllen; du erhältst keinen Segen von Gott, der Wahrheit.

In deinem Fall aber, und ebenso bei einigen anderen, die ebenfalls weder Sänger noch Musiker sind, ist es so, dass ihr fähig seid, etwas sehr Erhabenes durch die Musik zu empfangen. Wenn ein Musiker oder ein Sänger etwas sehr subtil, sehr seelenvoll tut, kannst du ihn innerlich schätzen. Du weißt nicht, welchen Raga er spielt, oder ob er Mozart, Bach, Chopin oder Beethoven spielt. Du weißt nichts über die musikalische Struktur, aber du brauchst es auch nicht zu wissen. Dein Herz erhebt sich, denn es fühlt etwas sehr Seelenvolles und Mächtiges, während andere, die sehr viel über Musik wissen, nichts erhalten, denn sie haben ihre Fähigkeit, subtile Musik zu bewundern, verloren. Du erhältst auch mehr als der Vorführende, der das Bewusstsein, das er enthüllt, nicht zu verkörpern imstande ist.

Es gibt aber auch Menschen, die sich in der Musik sehr gut auskennen und zugleich die Fähigkeit besitzen, sehr subtile und zarte Aspekte der Musik zu schätzen. Sie besitzen den Drang, tief nach innen zu tauchen und fortwährend zu lernen. Es gibt Musiker, die einmal etwas gelernt haben und dann nicht weiter lernen wollen. Sie befürchten, dass die Leute von ihnen denken, dass sie jemanden kopieren oder nachahmen, wenn sie dazulernen. Daher sind sie mit dem, was sie haben, zufrieden. Doch jemand, der die Musik wahrhaftig liebt und der in der Musik wirklich außergewöhnlich ist, wird niemals zufrieden sein mit dem, was er hat. In der höchsten Musikwelt steigt unsere Strebsamkeit ständig, und unsere seelenvollen und göttlichen Eigenschaften vermehren sich kontinuierlich.


SCA 28. C. stellte Sri Chinmoy an seinem Geburtstag, am 9. Februar 1990, die folgenden Fragen.

Eigenständigkeit oder Gott-Abhängigkeit5

Ich habe deinen Marathonbrief erhalten. Ich bin ja so eine ‘große Persönlichkeit’! Wenn ich einen Mara­thon­brief erhalte, lese ich ihn normalerweise nicht zu Ende. Ich lese die erste Zeile und benutze dann meine okkulte Kraft, um zu erfahren, wie der Rest lautet. Doch in deinem Fall habe ich jede einzelne Zeile gelesen.

Du hast sehr klar dargelegt, dass du unabhängig sein willst. Gutes Mädchen, leider habe ich eine andere Philosophie. In meiner Philosophie will ich nur von Gottes Mitleid abhängig sein. Das ist mein Gebet zu Gott. Menschen, die versuchen, auf finanziellem Gebiet, auf spirituellem Gebiet oder auf irgend einem anderen Gebiet unabhängig zu sein, werden niemals glücklich sein. Jene, die auf der physischen, vitalen oder psychischen Ebene unabhängig sein wollen, werden definitiv unglücklich sein.

Gewöhnliche Menschen wollen unabhängig werden, indem sie mehr Geld oder mehr Häuser besitzen. Sie sind der Überzeugung, dass sie um so unabhängiger werden, je mehr materiellen Wohlstand sie besitzen. Doch sobald sie mehr Geld besitzen, beginnen sie alle möglichen schlechten Dinge zu tun. Und wenn sie mehrere Häuser besitzen, merken sie, dass diese Häuser nur noch mehr Probleme für sie schaffen. Selbst auf der spirituellen Ebene schafft man sich nur Kopfschmerzen, wenn man sich mehr spirituelle Reichtümer, wie okkulte Kräfte usw. wünscht. Deswegen wirst du schließlich nur unglücklich werden, wenn du versuchst, unabhängig zu werden; sei es auf der irdischen Ebene oder auch auf der himmlischen Ebene.

Doch wenn du durch deine Gebete, deine Meditationen, deinen selbstlosen Dienst, deine Dankbarkeit und deine Hingabe an den Willen Gottes versuchst, Gottes Mitleid würdiger zu werden, wirst du jeden Augenblick glücklich sein. Du wirst von Gott selbst die innere Versicherung erhalten, dass Er dich glücklich machen wird – nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen.

Der Brief eines Schülers mag privat sein, doch die Antwort, die ich gebe, betrifft euch alle. Euer Verstand sagt euch: „Wenn ich dies und das tue und auf eigenen Beinen stehe, werde ich sicher sein, werde ich glücklich sein.“ Doch das ist nicht wahr. Du kannst nur dann sicher und glücklich sein, wenn du für Gottes Mitgefühl empfänglicher wirst. Wenn du zu Gott betest: “Mach mich Deines Mitgefühls würdig, mach mich Deiner Liebe würdig”, dann wirst du eines Tages fähig sein, Gottes wirkliche Liebe, Gottes wirkliches Licht, Gottes wirkliches Mitgefühl und alles andere, das Gott dir geben will, zu empfangen.

Die folgenden Worte möchte ich deshalb an all meine Schüler richten: Wenn ihr glaubt, dass eure Sicherheit von eurer Eigenständigkeit abhängt, unterliegt ihr einem traurigen Irrtum. Kein Mensch auf der Erde kann wahre Sicherheit erlangen, indem er eigenständig wird. Das trifft nicht nur auf spirituelle Menschen zu, sondern auf alle Menschen. Euer Verstand sagt euch, dass ihr mit einem Meisterbrief oder einem Doktortitel sicher sein werdet. Doch während ihr studiert, greifen euch so viele schlechte Kräfte an. Wo ist dann eure Sicherheit? Wo ist euer Glücklichsein? Doch wenn du von Gottes Mitgefühl abhängig wirst, wenn du Gottes Mitgefühl würdigst, wird Gott dich in jedem Augenblick führen. Dann wird Gottes eigenes Licht deine Sicherheit sein.

Du projizierst mit deinem Verstand die Zukunft und sagst: „Wenn ich das werde, werde ich jenes erhalten.“ Doch vielleicht erhältst du es nicht, oder es taucht etwas auf, das dich ablenkt und dich von deinem Ziel wegbringt. Du magst denken: „Vielleicht ist es nicht das Richtige, lass mich etwas anderes versuchen.“ Und wieder wirst du unglücklich sein. Aber auch dann, wenn du tust, was du willst und zu dem wirst, was du werden wolltest, wirst du noch immer nicht glücklich sein, denn diese Dinge werden dir nicht die Sicherheit und das Glücklichsein bringen, die du erwartet hast.

Deswegen, gutes Mädchen, versuche einfach, für Gottes Mitgefühl empfänglicher und Seines Mitgefühl würdig zu sein, wenn du glücklicher und sicherer sein willst. Versuche Gottes Mitgefühl auf Gottes eigene Art und Weise anzunehmen. In Gottes Mitleid liegt unendlicher Frieden, unend­liches Licht und unendliche Liebe. Ich habe deinen ganzen Brief gelesen und verstanden, und ich habe ihn vollständig beantwortet. Du behauptest, dieses und jenes tun zu müssen, damit du dich nicht um deine Finanzen und um deine Zukunft zu sorgen brauchst – all das habe ich verstanden. Doch du machst aus einem Maulwurfshügel einen Berg – einen Berg, der nur einstürzen wird. Wenn du andererseits dem göttlichen Weg folgst, wenn du Jemand anderem und Etwas anderem erlaubst, in dir und durch dich zu arbeiten – nämlich Gott und Gottes Mitgefühl –, dann wirst du Gottes Licht überall in deinem Leben wirken sehen. Dieses Licht ist das einzige Glück und die einzige Sicherheit.


SCA 29. Sri Chinmoys Antwort auf einen Brief von E.

Frage: Hat mein Verstand irgendeine besondere Botschaft für mich?6

Sri Chinmoy: Der Verstand durchschreitet drei Haupt­­­­stufen. Die erste ist die Stufe des Schlafes, wo der Verstand völlig schläft. Dann kommt die Stufe, auf der der Verstand erwacht, und zuletzt kommt die Stufe, auf der der Verstand erleuchtet wird. Es gibt aber auch viele Ebenen innerhalb jeder Stufe, doch diese drei sind die Hauptkategorien.

Dein Verstand schläft definitiv nicht mehr. Du befindest dich nicht im Unwissenheitsschlaf. Dein Verstand befindet sich zwischen der Stufe des Er­wachens und der Stufe der Erleuchtung. Wenn du dich im erleuchteten Verstand befindest, wenn das Licht deiner Seele in deinem Herzen und in deinem Verstand sehr stark arbeitet, sagst du das Richtige zur richtigen Person und tust das Richtige für die richtige Person. Du empfiehlst der richtigen Person, das Richtige zu tun, doch der falschen Person empfiehlst du es nicht. Nicht weil die falsche Person dein Feind ist oder weil es unter deiner Würde ist, es ihr zu sagen. Nein, nicht deswegen, sondern nur, weil für die falsche Person die Stunde noch nicht geschlagen hat, und wenn du ihr empfiehlst, jenes zu tun, das für jemand anderen absolut das Beste ist, so würde das nur die Zerstörung dieser Person beschleunigen.

Wenn du dich im erwachten Verstand befindest, kann es auch geschehen, dass du Menschen Freundlichkeit und Mitgefühl entgegenbringst, die es eigentlich nicht verdienen und die noch dazu deine Freundlichkeit und dein Mitgefühl ausnützen. Du magst sagen, dass deine Aufgabe vorüber ist, sobald du ihnen eine Freundlichkeit erwiesen hast. Doch du solltest dir bewusst sein, dass deine Freund­­lichkeit sehr grob ausgenutzt werden kann. Wenn jemand zu dir kommt und dich um einen Dollar bittet, wirst du ihm den Dollar geben, weil du ein großes Herz besitzt. Doch du hast keine Ahnung, ob es sich um einen guten oder schlechten Menschen handelt beziehungsweise was er mit dem Geld zu tun gedenkt. Vielleicht verwendet er es, um mit der U-Bahn oder dem Taxi zu einer Kirche zu fahren, um dort zu beten und zu meditieren, damit er ein besserer Mensch wird. Das wäre sehr gut. Doch er könnte ebenso in eine Bar gehen und sich betrinken und sein Bewusstsein auf eine noch niedrigere Stufe bringen. Wer ist dann der Missetäter? Du bist so glücklich, dass du deine Großzügigkeit und Wohltätigkeit zeigen konntest, doch du hast eigentlich einen Fehler begangen.

Du versuchst deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem du behauptest: „Das habe ich nicht gewusst.“ Doch ein unbewusster Fehler ist immer noch ein Fehler, der schlimme Resultate nach sich ziehen kann. Auch wenn ich das Feuer unbewusst berühre, verbrenne ich meine Hand. Und so hast du unbewusst jemanden dabei unterstützt, schlechter zu werden, als er es ohne dein Zutun geworden wäre. Hättest du dieser Person nicht geholfen, wäre sie zumindest für eine kleine Weile ein etwas besserer Mensch gewesen.

In deinem Fall gebe ich dir ein Beispiel, was passiert. Du schenkst Menschen dein Mitgefühl, die es ausnützen und dadurch einer noch größeren Zerstörung entgegengehen. Wenn manche Menschen ihr spirituelles Leben aufgeben, fühlst du dich schlecht und enttäuscht. Du glaubst, dass sie den spirituellen Pfad nicht verlassen hätten, wenn du jenes vielleicht nicht gesagt oder dieses vielleicht gesagt hättest – als ob du für ihr Weg­gehen verantwortlich wärst. Gott kann diese Person nicht vor dem Verderben retten, der Meister kann sie nicht retten, doch du glaubst, dass du, indem du etwas gesagt oder getan hättest, den Weggang dieser Person hättest verzögern oder sogar verhindern können. Das ist wirklich ein Irrtum. Ich sage das zu dir, doch in Wahrheit betrifft es sehr viele Menschen.

Es ist um ein Vielfaches besser, sich im erwachten Verstand aufzuhalten als im Sumpf des Unwis­sen­heits­schlafes. Doch der erwachte Verstand wird nicht immer über die notwendige Weisheit verfügen, um das Richtige zu tun. Du bist an jenem Punkt angelangt, wo du freundlich und nett zu den Menschen sein willst. Ich verlange nicht, dass du den Menschen gegenüber gleichgültig sein sollst – nein, keineswegs. Doch die Freundlichkeit muss von innerem Licht begleitet werden. Wenn Freund­lichkeit kein inneres Licht enthält, kann sie sehr schlimm ausgenützt werden. Der erwachte Ver­stand glaubt an Wohltätigkeit, Geduld, Mitleid und so weiter. Weil er erwacht ist, fühlt er, dass ein weites Bewusstsein in ihn eintritt. So ähnlich verhält es sich, wenn das Blumenherz eines Menschen erblüht; zu diesem Zeit­punkt wird das Herz groß. Der erwachte Verstand schaut sofort von einer Seite zur anderen und versucht, das Richtige zu tun. Unglücklicherweise weiß er nicht immer, was das Richtige ist oder wie er sein erweitertes Bewusst­sein richtig benutzen soll.

Deswegen ist es immer gut, den Verstand zu verwenden, der das Licht von der Seele, das durch das Herz fließt, aufgenommen hat. Das ist der Verstand, der dich retten wird. Wenn es dir nicht möglich ist, den erleuchteten Verstand zu benutzen, dann versuche, zwischen dem erwachten und dem erleuchteten Verstand zu verweilen. Doch bleibe nicht ganz im erwachten Verstand. Wenn du einen großen Verstand besitzt und versuchst, mit diesem großen Verstand großzügig, nett und gastfreundlich zu sein, wirst du in Schwierig­keiten geraten.

Ich ertappe deinen Verstand; du hast Fehler gemacht. Du solltest wissen, dass Menschen kommen, wenn ihre Stunde schlägt, und auch wieder gehen, wenn die Stunde schlägt. Wir können sie nicht dazu bringen, auf dem spirituellen Weg zu bleiben. Es ist für uns sehr schwer, denn der Großmut unseres Herzens kommt zum Vorschein und wir wollen unsere Freundlichkeit walten lassen. Wir sehen, dass eine bestimmte Person so viele Jahre bei uns war. Jahrelang saß jemand auf der Spitze des Baumes und aß die köstlichsten Früchte. Nun ist diese Person herabgestiegen, und es besteht jede Möglichkeit, dass ein hungriger Wolf oder Tiger am Fuße des Baumes auf sie wartet, um sie zu verschlingen. Doch was können wir tun? Nur auf der Spitze des Baumes befand sie sich in Sicherheit.

Ich sage euch, ich mache den gleichen Fehler; allerdings gebe ich nicht auf. In deinem Fall begehst du den Fehler und gibst zwei Tage später auf. Doch weil ich mit der Seele zu tun habe, kämpfe ich und kämpfe und kämpfe.

Einige, die unseren Weg vor zehn oder zwölf Jahren verlassen haben, tauchen immer noch sehr freundlich an der Tür meines Herzens auf. Noch immer ist meine Tür nicht verschlossen. Denkst du noch an jemanden, der unseren Pfad vor zehn Jahren verlassen hat? Für dich heißt es, genug ist genug. Doch ich versuche weiterhin, ihnen zu helfen.


SCA 30. Frage von Nirvik an Sri Chinmoy (31. Dezember 1986)

Dankbarkeit7

Ein Glasspiegel ist zerbrechlich. Sobald er herunterfällt, zerbricht er in Stücke. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Spiegel eine längere Lebensspanne aufweist als die Dank­barkeit der Men­schen. Um einen Spiegel zu zerbrechen, muss er entweder vom Himmel oder aus einer gewissen Höhe herabfallen. Das benötigt Zeit – ein paar Sekunden. Doch menschliche Undankbarkeit braucht nicht einmal eine flüchtige Sekun­de, um zum Vorschein zu kommen.

Wenn etwas die Fähigkeit besitzt, schneller als irgend­­­­etwas anderes aus unserem Herzen zu verschwinden, dann ist es unsere Dankbarkeit. Anderer­seits, wenn es etwas auf der Erde gibt, das wahrhaftig schön, wirklich bedeutungsvoll und fruchtbar ist, wenn irgendetwas auf der Erde unsere goldene Verbindung zu Gott, unserer Quelle, aufrecht erhalten kann, dann ist das ebenfalls Dank­barkeit. Meine Lieben, ich sage euch, wenn ihr ein bisschen aufrichtige Dankbarkeit besitzt und sie als das Wertvollste in eurem Lebens bewahrt, dann wird euch der Atem dieser Dankbarkeit im Herzen Gottes, eures Höchsten Herrn, lebendig erhalten. Ihr benehmt euch schlecht und macht es eurem Meister auf vielfältige Weise schwer; manchmal wollt ihr sogar das spirituelle Leben aufgeben. Doch ich versichere euch, wenn ihr die Dankbarkeit in eurem Herzen am Leben erhaltet, so wird euch die Schönheit und der Duft dieser göttlichen Qualität vor eurem spirituellen Untergang und Verderben bewahren.

Ich spreche von aufrichtiger Dankbarkeit – jene Art von Dankbarkeit, deren lebendige Gegenwart du nur in deinem Herzen empfinden kannst. Wenn du fühlen kannst, dass Dankbarkeit sowohl dein innerer Name als auch dein äußerer Name ist, wenn du fühlen kannst, dass dein einziger Name Dankbarkeit ist, dann wird deine Dank­barkeit sofort hervorsprudeln und ihr untrennbares Einssein mit deiner Gott-Einsseins-Wirklichkeit schaffen.

Dankbarkeit ist eine sehr mächtige Waffe in deinem spirituellen Leben. Es gibt nichts Ungött­liches, das du nicht durch die Kraft der Dankbarkeit in deinem Leben loswerden könntest. Auch gibt es nichts Göttliches in deinem Leben, das du durch die Kraft der Dankbarkeit nicht in grenzenlosem Ausmaß vermehren könntest. Du brauchst nur eines, um deine Göttlichkeit zu vergrößern, und das ist Dankbarkeit. Wenn du täglich deine Dankbarkeit bewusst stärkst – nicht gegenüber Sri Chinmoy, sondern gegenüber dem Supreme, der dein Guru ist, mein Guru, der Guru von allen – wirst du sehen, wie viel Fortschritt du machen wirst, und wie viele falsche Kräfte du aus deinem System werfen kannst. Ich sage euch, all das körperliche, vitale, mentale und emotionale Fieber, unter dem ihr leidet, kommt davon, dass ihr den Dankbarkeitsatem eures Herzens verloren habt. Wenn der Dank­bar­keitsatem eures Herzens gut funktioniert, dann bewahrt ihn für immer. Das ist ohne Zweifel die richtige Art, um schnell, schneller, am schnellsten dem vorausbe­stimmten Ziel entgegenzulaufen.

Dankbarkeit ist nicht nur ein Wort; sie ist nicht nur ein Begriff. Sie ist der lebendige Atem eurer wirklichen Existenz auf der Erde. Es gibt nichts, das Gott nicht für euch tun wird, wenn ihr den Dank­bar­keits­atem in eurem strebenden Herzen wahrhaftig schätzt. Bitte, bitte – zu jedem Einzelnen von euch sage ich: wenn ihr am schnellsten laufen wollt, dann werft weg, was euch aufhält. Was euch in eurem spirituellen Leben erlahmen oder erstarren lässt, ist Undankbarkeit. Wenn ihr euren Dankbarkeitsatem ständig lebendig erhalten könnt, kann sich nichts in euren Weg stellen und niemand kann euch davon abhalten, das Richtige zu tun und das Richtige zu werden: ein höchst vollkommenes Instrument unseres geliebten Höchsten Herrn.

Dankbarkeit, Dankbarkeit und Dankbarkeit. Ihr kennt die Seele nicht; ihr kennt den Supreme nicht. Und auf dieser Stufe eurer spirituellen Entwicklung braucht ihr sie nicht kennen. Doch ihr müsst Dankbarkeit kennen, wenn ihr euch mit eurem eigenen Höchsten, mit dem Supreme, verbinden wollt. Wenn ihr euch mit dem Wahren in euch verbinden wollt, müsst ihr euren Dankbarkeitsatem als euer eigen, ganz als euer eigen beanspruchen.


SCA 31. Sri Chinmoy hielt am 16. Januar 1994 den folgenden Vortrag über Dankbarkeit.

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