Shiva erfüllt jeden Wunsch
Lord Shiva ist normalerweise sehr still und ausgeglichen. Er prahlt nie wie die anderen kosmischen Götter. Das ist nicht seine Art. Doch irgendwann wird jeder einmal Opfer des Stolzes. Seit der Zeit unserer Vorfahren, unseres immerwährenden Ursprungs, leiden wir unter dem Stolz. Diese Geschichte handelt von Shivas Stolz.Eines Tages sagte Shiva: „Man bittet stets Brahma, Vishnu und mich um diese und jene Sache. Wozu müssen sie betteln? Ich habe beschlossen, dass sie mich nur einmal zu bitten brauchen und ich werde ihnen sofort den Wunsch erfüllen. Wenn ich ihnen etwas Gutes tun kann, sobald sie ihr Gebet gesprochen haben, dann wird man mich natürlich als den größten und gütigsten kosmischen Gott betrachten.“
Auf diese Weise wollte Shiva beweisen, dass er der Größte und auch der Beste unter den Göttern war. Zu anderen Göttern muss man 60 000 Jahre beten, bevor einem eine Bitte erfüllt wird, Shiva aber versprach, dass er jeden Wunsch sofort erfüllen würde, nachdem das Gebet ausgesprochen war.
Eines Tages besuchte ein König Shiva. Dieser bestimmte König war sehr grausam und rücksichtslos. Er sagte zu Shiva: „Bitte segne mich mit der Erfüllung eines Wunsches.“
Ich werde dir jeden Wunsch gewähren, den du hast“, antwortete Shiva.
Sogleich sagte der König: „Dies ist mein Wunsch: Jeder, der von mir berührt wird, soll sich in Asche verwandeln.“
„Ach, das ist sehr einfach“, sagte Shiva. „Ich erfülle dir diesen Wunsch. In dem Augenblick, in dem du deine Hand auf jemandes Kopf legst, wird diese Person zu Asche zerfallen.“
Der grausame König war überglücklich. Er sagte zu Shiva: „Ich bin dir so dankbar. Nun werde ich meine Hände auf deinen Kopf legen, um zu sehen, ob du mir die Wahrheit sagst.“
Shiva lief so schnell er konnte davon, doch der König verfolgte ihn. Nun war Shiva in ernsthaften Schwierigkeiten.
Shiva wusste, dass er sofort zu Asche verbrennen würde, wenn der König seiner habhaft wurde und die Hände auf seinen Kopf legte. Shiva lief so schnell er konnte. Schließlich erreichte er Vishnus Reich.
„Vishnu, Vishnu, was habe ich getan? Rette mich, rette mich!“ rief er.
Mit seinem dritten Auge sah Vishnu, was geschehen war und er sagte zu Shiva: „Sei unbesorgt. Geh und verstecke dich in meinem privaten Gemach. Es ist niemandem erlaubt, diesen Raum ohne meine Erlaubnis zu betreten. Ich werde mich um diesen Kerl kümmern.“
Einige Augenblicke später erreichte auch der König Vishnus Reich. Er rief Vishnu fordernd zu: „Wo ist Shiva? Er hat mir einen Wunsch gewährt und nun lässt er es nicht zu, dass ich es an ihm ausprobieren kann.“
Vishnu antwortete: „Wie ich feststellen muss, kennst du Shiva nicht wirklich. Er ist ein Lügner. Wann hat er diese Art von spiritueller Kraft erhalten? Er ist mein bester Freund. Ich kenne ihn sehr gut. Er hat dir mit Sicherheit eine Lüge erzählt. Deswegen läuft er davon. Das ist der Beweis! Wenn er dir die Wahrheit gesagt hätte, würde er nicht fürchten, entlarvt zu werden. Ich sage dir, Shiva ist ein Lügner und ein Feigling ersten Ranges. Er hat keine Moral! Du vergeudest deine Zeit, wenn du ihn verfolgst. Ich kann dir leicht beweisen, dass er ein Lügner ist. Lege einfach deine Hände auf deinen eigenen Kopf und du wirst sehen, dass nichts passieren wird, absolut gar nichts – ich versichere es dir.“
Der König glaubte Vishnu. Er legte die Hände auf seinen Kopf und sofort verbrannte er zu Asche. Auf diese Weise rettete Vishnu seinen besten Freund Shiva.