Der Priester erhält eine Lektion vom Schaffner
Ein Priester und ein Geschäftsmann befanden sich auf der Reise im Erste-Klasse-Abteil des Zuges. Der Priester ging zu einen der Schaffner und sagte: „Stellen Sie sich vor, ich muss mit so einem schlechten Menschen im gleichen Abteil sitzen! Er ist so hässlich, so ungöttlich und in keinster Weise an höheren Dingen interessiert! Was für ein Schicksal ist mir hier widerfahren? Diesem Kerl vertraue ich nicht im geringsten! Meine Armbanduhr ist sehr wertvoll; darüber hinaus habe ich 700 Dollar in bar bei mir. Können Sie die beiden Sachen für mich aufbewahren? Morgen früh werde ich sie wieder an mich nehmen.“Der Schaffner war einverstanden und nahm die Uhr und das Geld des Priesters umgehend im Empfang. Daraufhin sagte der Schaffner: „Wie ich sehe, sitzen Sie beide im gleichen Boot. Auch der Geschäftsmann überließ mir all seine Wertsachen, bevor Sie zu mir kamen.“
Der Priester war zutiefst schockiert! „Wie kann er das tun? Wie kann er mir misstrauen? Schließlich bin ich ein Priester!“
Der Beamte sagte: „Wie du mir, so ich dir. Kommen Sie beide morgen früh zu mir, dann werde ich Ihnen Ihre Wertsachen wieder zurückgeben.“
Der Priester war sehr verärgert. Sein Stolz war tief verletzt. „Sechzig Jahre bin ich nun Priester. Ich habe Predigten gehalten und Andachten geleitet. Ich hatte recht! Der Geschäftsmann ist ein sehr schlechter Mensch.“
Am darauf folgenden Morgen kamen sowohl der Priester als auch der Geschäftsmann zur gleichen Zeit zum Schaffner. Sowie der Priester den Geschäftsmann erblickte, entfernte er sich mit den Worten: „Nun haben Sie mir den Tag ruiniert!“
Darauf gab der Schaffner all die Wertsachen wieder zurück, die der Geschäftsmann bei ihm hinterlegt hatte. Der Geschäftsmann dankte ihm überschwänglich und wollte ihm ein Trinkgeld geben. Aber der Schaffner sagte: „Nein, das gehört zu meinen Pflichten,“ und er nahm nicht einen Cent des Trinkgeldes an.
Im Anschluss kam der Priester, um seine Sachen abzuholen. Sehr überheblich sagte er zum Schaffner: „Dies scheint mein Schicksal zu sein, mich mit solch einer unausstehlichen Person abfinden zu müssen. Können Sie mir jetzt bitte meine Armbanduhr und meine 700 Dollar zurückgeben?“
Der Schaffner erwiderte: „Tut mir leid, ich habe sie weggeworfen!“
Der Geistliche wurde wütend. „Sie haben meine teuren Wertsachen weggeworfen? Ich hole gleich die Polizei!“
„Tun Sie, was Sie wollen,“ erwiderte der Bahnbeamte. „Von Ihnen sollte man erwarten können, dass Sie den Menschen Vertrauen entgegenbringen, aber stattdessen sehen Sie das Dunkle im Menschen. Wenn Sie die Polizei rufen, werde ich einfach lügen. Ich werde behaupten, dass Sie mir nichts gegeben haben. So wird meine Aussage gegen Ihre Aussage stehen, und Sie werden keinen Beweis haben. Überhaupt keinen! Ich habe alles weggeworfen.“
Der Geistliche war empört, und so ging er zur Polizei und erzählte seine ganze Geschichte. Der Polizist sagte einfach: „Ich kenne diesen Schaffner schon seit vielen Jahren. Wenn er Ihnen gesagt hat, dass er Ihre Sachen zurückgeben würde, dann bin ich überzeugt, dass er genau das tun wird. Ich vertraue diesem Mann. Er war immer sehr ehrlich.“
Der Priester verfluchte den Schaffner. Er begann zu toben: „Ich habe meine Uhr verloren! Ich habe mein Geld verloren! Nun werde ich Sie verklagen!“
Der Schaffner sagte sehr gelassen: „Tun Sie, was immer Sie wollen. Es ist sehr bedauerlich, doch Sie spielen Ihre Rolle nicht gut. Sie sind Priester. Sie sollten Mitgefühl zeigen. Aber stattdessen benehmen Sie sich wie ein gewöhnlicher Mensch. Wir schätzen Priester, weil wir ihnen vertrauen. Wir glauben, dass Sie und Ihresgleichen uns zu Gott bringen. Stattdessen bringen Sie uns in die Hölle!“
Der Priester war gedemütigt. Er grollte und suchte nach Worten. Verzweifelt sagte er: „Das ist mein Schicksal, wenn ich es mit gewöhnlichen Menschen zu tun habe!“
Dann sagte der Schaffner. „Hören Sie mir bitte zu! Gott spricht in mir und durch mich. Misstrauen Sie niemals den Menschen. Mit Ihrem Misstrauen bringen Sie die Leute in die Hölle. Ich gebe Ihnen jetzt alles zurück, aber Sie müssen den Menschen vertrauen. Nur so werden sie fähig sein, in den Himmel zu kommen. Die ureigene Natur von Geschäftsleuten ist es, misstrauisch zu sein; Sie jedoch predigen die ganze Zeit, wie wir zu guten Menschen werden können. Sie sind ein Mann Gottes. Wenn Sie im Priesterberuf bleiben wollen, dann müssen Sie lernen, den Menschen zu trauen, und dabei helfen, sie zu Gott zu bringen.“
Auf der einen Seite ist diese Geschichte lustig, andererseits ist sie auch sehr lehrreich. Gott wollte, dass der Priester erleuchtet wird. Ein guter Mensch muss Gutes in anderen Menschen sehen. Wenn ein guter Mensch anfängt, nur schlechte Dinge in anderen zu sehen, wie will er so für andere Menschen von irgendeinem Nutzen sein?