Balzac lacht über den Dieb

Eines Nachts, während Balzac in seinem Zimmer schlief, kam ein Dieb ganz leise auf Zehenspitzen ins Zimmer geschlichen. Das Zimmer war ziemlich klein. Es gab ein einfaches Bett und daneben stand ein Schreibtisch, an dem Balzac seine Novellen schrieb.

Der Dieb dachte, dass Balzac sehr viel Geld besitzen müsse, da er so berühmt war. Er schaute hier, dort, überall, aber er fand kein Geld. Der Dieb kam schließlich zu Balzacs Schreibtisch, und war sehr verwundert, auch darauf kein Geld zu finden. Geräuschlos öffnete er die Schreibtischschublade. Zu dem Zeitpunkt schlief Balzac nicht mehr, sondern beobachtete nur. Er wollte sehen, was der Dieb stehlen würde. Als der Dieb die Schublade aufzog, brach Balzac in Gelächter aus.

Erstaunt fragte der Dieb: „Warum lachen Sie, anstatt mich zu verfolgen und zu ergreifen?“

Balzac antwortete: „ Ich lache, weil Sie hier nach Geld suchen. Sie haben ein so großes Risiko auf sich genommen! Sie hätten genauso gut verhaftet werden können, und dann hätte man Sie ins Gefängnis geworfen. Sie haben so viel riskiert, um im Laufe der Nacht an mein Geld zu kommen. Jetzt ist es sehr dunkel. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich selbst bei Tageslicht hier kein Geld finden kann!“

Der Dieb sagte: „Bitte, bitte, vergeben Sie mir!“

Balzac sagte: „Gut, ich vergebe Ihnen. Sie müssen jemanden finden, der wirklich reich ist, und ich hoffe, Sie werden Erfolg haben.“

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
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