Ich möchte Gott besiegen

Balzac lebte ein sehr, sehr einfaches Leben. Man könnte sagen, er führte beinahe ein asketisches Leben. Er trug stets denselben weißen Rock, dieselben Schuhe und denselben alten Gürtel. Er trug niemals, niemals etwas Neues.

Eines Tages fragte ihn ein Freund: „Warum führst du ein so asketisches Leben? Du verdienst genügend Geld. Warum kaufst du dir nicht einmal ein paar neue Kleidungsstücke?“

Balzac erwiderte: „Wann habe ich Zeit, mir neue Kleidung zu kaufen? Ich möchte Gott besiegen. Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, und ruhte sich dann aus. Was mich angeht: Ich möchte keine Pause machen. Ich möchte an sieben Tagen in der Woche arbeiten, in jeder Stunde und in jeder Minute. Dies ist der einzige Weg, auf dem ich mehr leisten kann als Gott. Wenn ich meine Zeit damit verbringe, dies und das zu kaufen, dann wird meine schöpferische Tätigkeit leiden. Für mich ist es das Beste, unentwegt schöpferisch tätig zu sein und Gott so zu besiegen. Ich muss keine neuen Kleider tragen oder gar feine Kleider. Meine Freude liegt in meiner schöpferischen Tätigkeit.“

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
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