Der Texaner besucht New York

Ein Mann aus Texas kam nach New York, um seinen Freund zu besuchen. Sein Freund führte ihn zu vielen Sehenswürdigkeiten.

Wenn sein Freund ihm etwas Neues zeigte, sagte der Texaner: „Bei uns zu Hause haben wir Besseres als das – weit, weit Besseres.“

Zuerst führte ihn sein Freund in ein exzellentes Restaurant. Der Texaner sagte: „In Texas haben wir bessere Restaurants als dieses. In Texas sind die Inhaber besser, die Kellner bedienen besser und das Essen ist um Vieles besser.“

Daraufhin nahm der New Yorker seinen texanischen Freund mit, um die Freiheitsstatue zu besuchen. Der Texaner sagte: „Die Freiheitsstatue ist an vielen Stellen marode. Überall kann ich Risse sehen. Wir haben so viele Statuen, die kein bisschen beschädigt sind.“

Schließlich führte der Freund den Texaner zum Empire State-Gebäude. Der Mann behauptete: „Das Empire State-Gebäude ist unnütz! Wegen der vielen Geschäfte, die sich in diesem Gebäude befinden, besitzt es keinen Frieden, keine Ausstrahlung. Sicherlich ist es groß, aber im Innersten besitzt es überhaupt keine Schönheit.“

Der New Yorker Freund des Mannes war empört. Er sagte: „Bruder, du brauchst etwas, was es hier nicht gibt. Dein Texas ist in jeder Beziehung weitaus schöner und weitaus besser als mein New York. Wenn du je daran denkst, noch einmal nach New York zu kommen, dann halte dich bitte nicht bei mir auf. Geh jemand anderen besuchen. Ich habe dir nichts zu geben.

Besser noch, geh in einen anderen Staat, denn New York kann dir nichts geben. Wenn du glaubst, dass es einen anderen Staat gibt, der deinem Texas gleichkommt, oder einen anderen Staat, der dir etwas Besseres oder Bedeutenderes geben kann, dann geh bitte dorthin. Bitte komm nicht nach New York zurück!“

Menschen, die im rationalen Verstand leben, sind immer kritisch. Sie fühlen sich überlegen. Hier war der Mann aus Texas voller Kritik. Sein Freund zeigte ihm die berühmtesten Sehenswürdigkeiten New Yorks mit solcher Liebe, Aufmerksamkeit, Fürsorge und Freude. Aber der Texaner war nicht zufrieden, weil er sich in seinem trockenen Verstand befand. Nichts in New York konnte ihm Freude schenken. Sein starrer Verstand lebte in der Vorstellung, dass in Texas alles besser, schöner und bedeutender war.

Menschen, die im Verstand leben, können die Errungenschaften anderer nicht schätzen. Sie können mit der Lebensweise anderer nicht eins werden. Wenn wir im Herzen leben, dann können wir das, was wir haben, und das, was andere haben, gleichermaßen schätzen.

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
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