Alexander der Große und Alexander der Träge

Alexander der Große hatte in seiner Armee einen Soldaten, der unglaublich träge war. Niemand mochte ihn, weil er so schwer von Begriff war und seine Zeit durch seine Trägheit vergeudete. Unglücklicherweise trug er den gleichen Namen wie Alexander der Große. Viele Menschen beschwerten sich darüber beim König.

Eines Tages brachten die Soldaten den faulen Alexander vor den König. Sie sagten: „Dieser Mann trägt den Namen Alexander. Du bist unser geliebter König, du bist unser höchster Herrscher. Wenn wir deinen Namen Alexander sagen, sind wir mit enormer Liebe, Freude, Hochachtung und Inspiration erfüllt. Doch wenn wir ihn Alexander rufen, verschwindet all unsere Freude und Inspiration. Kannst du ihn nicht loswerden?“

Alexander der Große sagte: „Ich will ihm noch eine Chance geben.“

Der König sagte zu dem Mann: „Entweder wirst du aktiv und dynamisch, oder ich nehme dir deinen Namen weg. Du wirst dann einen anderen Namen finden müssen.“

Der Mann sagte: „Oh nein, nein! Das darf nicht geschehen.“

„Ich kann dir nicht erlauben, meinen Namen zu tragen. In jeder Hinsicht bist du ein träger und nutzloser Bursche. Von jetzt an musst du augenblicklich aktiv und dynamisch werden,“ sagte Alexander der Große.

Zur großen Überraschung der anderen, war dieser Mann sofort voller Lebensenergie. Seine Dynamik übertraf sogar die der anderen Soldaten. Sie konnten nicht glauben, wie enthusiastisch und dynamisch er geworden war. Und das alles, weil Alexander der Große ihm seinen Namen wegnehmen wollte.

Im spirituellen Leben möchten wir Gottes auserwählte Kinder sein. Daher sollten wir sehr, sehr vorsichtig sein, auf welche Weise wir Gottes Namen benutzen. Wenn wir nicht völlig aufrichtig, gewissenhaft und diszipliniert sind, dann sind wir nicht würdig Gottes Namen auszusprechen.

Gott wird uns nicht sagen, dass er unseren Namen wegnehmen wird oder dass er uns keine neue Inkarnation gibt. Gott wird nur sagen: „Ich gab dir eine menschliche Inkarnation, um mein Vertreter auf Erden zu sein. Doch du verschwendest nur deine Zeit.“

Alexander der Große, der ein Mensch war, hatte nicht die Geduld, auf die Vollkommenheit des Mannes zu warten. Er nutzte seine Ungeduld und seine Autorität mit Erfolg. Gott hingegen besitzt unendliche Geduld. Doch gerade weil Gott Seine unendliche Geduld gebraucht, sollten wir Sein Mitgefühl nicht missbrauchen. Auf die gleiche Weise wie dieser bestimmte Soldat begierig war, des Namens Alexander würdig zu sein, so sollten wir auch versuche, des Namens Gottes würdig zu sein.

Um der Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, des Mitgefühls und des Segens Gottes würdig zu sein, müssen wir beten und meditieren. Wir sollten Gott mit größter Intensität lieben und Ihm dienen. Dann werden wir unser wertvolles Gott-Erbe nicht verlieren.

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
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