Mutter Oberin: Morgen treffen Sie mit unserem Bundesratsvorsitzenden Herrn Flavio Cotti zusammen. Als letzte Frage würde ich gerne wissen, ob Sie zu diesem Treffen als eine Privatperson oder als ein spiritueller Führer gehen?

Sri Chinmoy: Ich gehe nicht als spiritueller Führer dorthin. Ich bin ein Schüler des Friedens. Wohin ich auch immer gehe, versuche ich jene Lehre anzubieten, die ich durch mein Gebet und meine Meditation erhalten habe. Ich gehe als ein Sucher der Wahrheit und als Gottliebender zu diesem Treffen. Da ich bete und meditiere, würde ich gerne mit ihm gemeinsam für den Weltfrieden beten und meditieren.

Mutter Oberin, ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie mir gestattet haben, hier zu sein. Vor dreiundzwanzig Jahren besuchte ich eine Kapelle in Puerto Rico. Einige Schwestern sahen mich und fühlten sich durch einen Hindu in ihrer Kapelle gestört und belästigt. Sie riefen die Mutter Oberin. Zuerst war sie wütend, dass ein Hindu in ihre Kapelle gekommen war, doch als sie mich mit gefalteten Händen vor einem Abbild Jesus Christus beten sah, sagte sie: „Dieser Mann erweist unserem Herrn Demut. Lasst uns ihm vergeben.“ Dann sagte sie zu mir: „Sie dürfen niemals wieder diesen Ort hier aufsuchen, denn Sie sind ein Hindu.“

Schauen Sie sich den Edelmut Ihres Herzens an. Sie wurden als eine Christin geboren und ich als ein Hindu, und doch gewährten Sie mir Einlass in Ihr Herz. Sie luden mich ein, damit ich hier meinen mit Gebeten erfüllten Dienst anbieten konnte. Schauen Sie sich den Fortschritt der Welt an. Eine Mutter Oberin wies mich zurecht und beleidigte mich, und Sie baten mich, meine seelenvollen Gebete zu sprechen. So machen wir Fortschritt und stellen unseren Himmlischen Vater zufrieden.

Sri Chinmoy, Sri Chinmoy antwortet, Teil 4, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
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