Frage: Könnten Sie bitte ein bisschen ausführlicher darüber sprechen, was Sie tun, wenn Sie meditieren? Wenn ich zu meditieren versuche, kommen alle möglichen Gedanken.
Sri Chinmoy: Diese Frage habe ich bereits unzählige Male beantwortet, aber ich will es für Sie gerne noch einmal tun.In dieser Halle gibt es viele Türen und Fenster, die wir jederzeit schließen können. Wenn wir meditieren, schließen wir alle Türen und Fenster unseres inneren Lebens. Ein Sprichwort sagt, dass wir den Gedanken ausgeliefert sind. Ein Gedanke kann uns jederzeit belästigen. Die Kette unserer Gedanken ist endlos. Doch wenn wir meditieren, erlauben wir nicht dem kleinsten Gedanken, uns anzugreifen. In der höchsten Meditation gibt es keine Gedanken. Dieser gedankenfreie Zustand wird als Trance bezeichnet. Wenn unsere Meditation vorüber ist, müssen wir in der äußeren Welt aktiv werden. Wir treffen uns mit unseren Freunden und anderen Menschen, gehen in die Arbeit und so weiter. Was tun wir also beim Meditieren? Wir müssen versuchen, innerlich so hoch wie möglich zu gehen. Dabei muss oder kann meine höchste Meditation aber nicht Ihrer entsprechen.
Wenn wir nun unsere höchste Höhe erreicht haben, müssen wir uns daran erinnern, dass wir in unserem inneren Leben Freunde haben, genauso wie in unserem äußeren Leben. Mit „Freunde“ sind hier gute Gedanken gemeint, erhebende Gedanken, gute Ideen – zum Beispiel, dass wir dieser und jener Person helfen wollen, uns bessern wollen und so weiter. Diesen Freunden werden wir gestatten, uns zu besuchen.
Wenn in unserer Meditation also Gedanken und Ideen auftauchen, halten wir zunächst alle Türen verschlossen. Später erlauben wir nur den guten Gedanken, in uns einzutreten, Gedanken, die das Bewusstsein der Menschheit erheben. Negativen Kräften, die in Form von Gedanken zu Ihnen kommen, oder Gedanken, die Sie fühlen lassen, Sie seien anderen überlegen oder Sie könnten über andere bestimmen, gestatten wir es hingegen nicht. Das eine sind Gedanken, die mit dem Verlangen in Zusammenhang stehen, das andere Gedanken, die Ihr inneres Streben fördern. Die ersteren werden stets versuchen, Sie von Ihren Mitmenschen abzusondern. Sie werden Ihnen das Gefühl geben, Sie stünden höher als sie und ihr Platz wäre eigentlich zu Ihren Füßen. Letztere hingegen sagen uns, dass wir alle gemeinsam wachsen können. In einem Garten gibt es viele wunderschöne Blumen. Sie alle wachsen gemeinsam und schenken sowohl dem Gärtner als auch den Besuchern enorme Freude.
Am Anfang müssen Sie Ihren Verstand also völlig ruhig und leer machen. Dabei lassen Sie keinen einzigen Gedanken zu. Das ist die höchste Form der Meditation. Später werden Sie nur jene Gedanken hereinlassen, die nicht nur Ihr eigenes Bewusstsein heben, sondern auch jenes der Menschen in Ihrer Umgebung – Gedanken und Kräfte, mit denen Sie von Ihrem Herzen aus in die weite Welt hinausgehen können und die der Menschheit und Ihnen helfen, bessere Menschen zu werden. So meditieren ich und meine Schüler.