Astrologie, das Übernatürliche und das Jenseits

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Teil I: Astrologie und Wahrsagen

Frage: Was hältst du von der Astrologie? Ist etwas Wahres an astrologischen Vorhersagen?

Sri Chinmoy: Astrologie ist eine Wissenschaft. Selbst spirituelle Sucher nennen sie eine innere Wissenschaft, eine spirituelle Wissenschaft. Astrologie ist das Lied der Sterne. Was vorausbestimmt und was bereits in der Welt der Manifestation eingetreten ist, wird in den Sternen registriert. Wenn sich die Astrologie mit der Vergangenheit beschäftigt, mit dem, was bereits dokumentiert ist, hat sie fast immer Recht. Aber die Astrologie lässt uns auch Möglichkeiten sehen und sie versucht aufgrund der Vergangenheit die Zukunft zu bestimmen. Fachastrologen können sehr geschickt in die Wahrheit dieses Reiches eindringen. Im Falle von gewöhnlichen Leuten, die keinen Glauben an Gott oder an sich selbst haben, hat die Astrologie in den meisten Fällen Recht, sofern sie sorgfältig wissenschaftlich betrieben wird.

Aber wenn die Menschen Selbstvertrauen haben, können sie mit diesem Glauben die Grenzen der Astrologie überschreiten. Deshalb sagen wir, der Glaube ändere die Dinge durch einen unveränderlichen Willen. Wenn unser Wille unveränderlich ist, wird das Schicksal veränderlich. Alle unsere vergangenen Taten stehen zwar in den Sternen geschrieben, aber es ist wie bei einer Tonbandaufnahme: Ich kann etwas auf Tonband sprechen und es aufnehmen, kann es aber auch wieder löschen, wenn ich will. So können wir auch die Daten unseres Schicksals löschen, wenn wir wollen.

Die Aussagen der Astrologie sind zu hundert Prozent richtig, wenn man völlig in der physischen Welt gefangen ist und ein normales menschliches Leben führt. Wenn man ins innere Leben, ins spirituelle Leben eintritt, sind sie zu sechzig oder siebzig Prozent richtig. Wenn der Strebende bewusst oder unbewusst mit seinem inneren Wesen Kontakt hat und wenn sein inneres Wesen dauernd in Kontakt mit seiner inneren Quelle steht, wird er viele, viele schlechte Dinge vermeiden können. Wenn jemand schließlich in bewusstem Kontakt mit Gott steht, ist die Astrologie für ihn überhaupt nicht mehr wirksam, weil in seinem Leben alles direkt von Gott kommt. Echtes Einssein mit Gott geht weit über die Astrologie hinaus. Wenn wir mit unserer intensiven Strebsamkeit sagen: „Gott, ich will das nicht“ und wir mit Gott eins sind, dann wird Gott sagen: „Also gut, dann nimm es nicht.“ Für Anfänger im spirituellen Leben trifft das natürlich nicht zu. Nur jene, die eine unmittelbare innere Verbindung mit dem Höchsten Wesen haben, können sich vollständig unabhängig vom Einfluss der Sterne bewegen. Aber man bleibt nicht immer ein Anfänger. Im Laufe der Zeit macht man im spirituellen Leben mehr und mehr Fortschritt und man wird gegen die Kräfte seiner Vergangenheit immer mehr immun.

Selbst wenn man kein Sucher ist, kann eine astrologische Vorhersage transzendiert werden. Auf einem tieferen Niveau gibt es immer eine höhere Kraft: Gottes Gnade. Gottes Gnade kann jedermanns Schicksal ändern. Diese Gnade ist allmächtig, sie ändert die verborgenen Möglichkeiten und transzendiert die Gesetze der Astrologie, die Gottes kosmische Gesetze sind. Manchmal ist die Vorhersage eines Astrologen tatsächlich wahr, doch wegen der göttlichen Gnade tritt sie nicht ein. Deshalb sind die Aussagen der Astrologie nur zu fünfunddreißig oder vierzig Prozent richtig, wenn sie sich mit der Zukunft beschäftigen. Wenn wir wissen, dass es etwas gibt, das dem Gesetz der Astrologie weit überlegen ist, dann sollten wir unseren Glauben in diese Kraft setzen. Darum bitte ich meine Schüler, nicht an Horoskope und Handlesekünste zu glauben. Gründet euren Glauben ganz auf euer inneres Streben. Wenn ihr eurer Strebsamkeit und Gottes Gnade völlig vertraut, dann wird eure Erlösung herannahen. Ihr braucht euch nicht um eure Zukunft zu sorgen.

In Indien gibt es mehrere Systeme, um Horoskope zu erstellen. Das Bhrigu-System ist das bedeutendste. Es wurde vor Tausenden von Jahren eingeführt und bis heute sind viele Bände darüber geschrieben worden, in denen alle Einzelheiten aufgeführt sind. Man muss dem Brahmin – dem Astrologen, der nach diesem System vorgeht – nur sein Diagramm geben und er wird vor der Person in den Büchern blättern und ihr alles über ihr Leben erzählen. Was er sagt, ist sehr oft wahr, ihre Lebensgeschichte steht dort geschrieben. Wenn das Diagramm sauber gezeichnet worden ist, dann braucht er nicht einmal ein Horoskop zu stellen. Es steht dort bereits geschrieben.

Mein ältester Bruder, der auch Astrologe ist, ging zu einem Astrologen, der mit diesem System vertraut war und die alten heiligen Bücher besaß, wo alles geschrieben steht. Als er diesem Astrologen mein Diagramm zeigte, sagte der Astrologe, dass mein Horoskop nach meinem zwölften Lebensjahr nicht mehr funktionieren würde. Er hatte völlig Recht, denn mit dreizehn Jahren verwirklichte ich Gott und wurde gegen alle astrologischen Gesetze immun.

Ich möchte euch noch ein weiteres Erlebnis mit dem Bhrigu-System erzählen: Mein Onkel mütterlicherseits ging zu einem Astrologen, um sich nach diesem System sein Horoskop stellen zu lassen. Er und seine Frau hatten keine Kinder. Im Horoskop wurde erwähnt, dass dieses Paar nie Kinder haben werde, da mein Onkel, der in seiner vorigen Inkarnation ein Jäger gewesen sei, ein trächtiges Reh getötet hatte. Als das Reh seinen letzten Atemzug tat, flehte seine Seele zu Gott: „O Gott, er hat das Junge in mir getötet. Bitte gib ihm in seiner nächsten Inkarnation kein Kind.“ Gott hatte das Gebet des Rehs erhört und so würde mein Onkel in dieser Inkarnation keine Kinder haben. Nach meiner Verwirklichung konzentrierte ich mich darauf um zu sehen, ob diese Geschichte von der letzten Inkarnation meines Onkels mütterlicherseits wahr sei oder nicht und ich stellte fest, dass sie absolut stimmte.

Das heißt nun noch lange nicht, dass alles wahr ist, was die Astrologen sagen. Im letzten März kam eine meiner Schülerinnen weinend zu mir und sagte, jemand hätte vorausgesagt, ihr Vater würde im selben Monat sterben. Ich sagte: „Wenn es deinem Vater bestimmt ist zu sterben, dann wird er sterben, wie es der Astrologe prophezeit hat.“ Dann konzentrierte ich mich und sagte ihr: „Sorge dich nicht. Ich tue nichts. Ich bringe Gottes Gnade nicht herab. Ich bete nicht einmal zu Gott für deinen Vater. Aber die Voraussage wird sich nicht bewahrheiten.“ Glaubet mir, ich betete nicht zum Höchsten, um die Prophezeiung des Astrologen ungültig zu machen, doch ihr Vater ist immer noch gesund und munter. Der Mutter eines anderen Schülers von mir war es nach den Aussagen von Astrologen bestimmt, am siebzehnten oder achtzehnten Dezember zu sterben. Dieser Schüler weinte bitterlich. Aber ich sagte ihm, dass auch diese Vorhersage falsch sei. Seine Mutter ist immer noch am Leben.

In Indien wissen wir von vielen Fällen, in denen die Astrologie versagt hat, besonders in Situationen, die im Zusammenhang mit einem spirituellen Ashram standen. Die Astrologen sagen zum Beispiel voraus, dass die Eltern eines Kindes sterben werden, wenn es vierzehn oder fünfzehn Jahre alt ist. Aber wenn die Eltern ein spirituelles Leben annehmen, bevor das Kind jenes Alter erreicht, leben sie vielleicht viele Jahre länger. Viele Gurus haben das Schicksal ihrer Schüler verändert. Darüber gibt es in Indien zahlreiche Geschichten. Zum Beispiel sagte einmal ein Astrologe, dass jemand an einem gewissen Tag zu einer bestimmten Zeit sterben werde. Doch ein spiritueller Mensch sagte dem Mann, er solle zu ihm kommen. Der Mann kam und der Lehrer legte ihn auf den Boden und bedeckte ihn mit Erde; dann saß er dort und meditierte. Als die besagte Stunde vorbei war, entfernte der Guru die Erde von seinem neuen Schüler und sagte: „Nun gehst du zum Astrologen und zeigst ihm, dass du immer noch auf der Erde bist.“ Es gibt viele, viele authentische Fälle wie diese.

Es gibt Krisen in unserem Leben. Wenn wir jung sind, ist unser Leben manchmal in Gefahr. Aber wenn Gottes Gnade da ist oder wenn Menschen wie unsere Eltern oder unsere Verwandten bewusst oder unbewusst für uns beten, dann können wir der Gefahr entgehen.

In Horoskopen sehen wir oft, dass für einen bestimmten Menschen der Tod feststeht. Die Astrologen prophezeien, dass eine Gefahr eintreten und der Mensch sterben werde. Aber viele dieser Leute sind immer noch am Leben. Des-weiteren haben wir Linien in unseren Handflächen, die anzeigen, wie viele Jahre wir auf der Erde leben werden. In gewissen Fällen wird jeder, der etwas von der Handlesekunst versteht, sagen, dass die Lebenslinie eines Menschen zum Beispiel nur zweiunddreißig oder dreiunddreißig Jahre anzeigt, doch dieser Mensch ist vielleicht schon zweiundsiebzig oder fünfundsiebzig Jahre alt. Sogar unter meinen Schülern gibt es zwei oder drei Frauen, deren Lebenslinien vollständig unterbrochen sind. Wenn ein Chirologe ihre Handflächen sähe, bräuchte er nur die zwei Hälften anzuschauen und er würde staunen, dass diese Person immer noch auf der Erde weilt. Wie kommt das? Eine höhere Macht ist verantwortlich dafür. Es gibt nichts, das durch die unendliche Gnade des Höchsten nicht geändert werden könnte.

Frage: Was hältst du von Prophezeiungen? Kann man die Zukunft wirklich im voraus wissen?

Sri Chinmoy: Wenn die Menschen Vorhersagen machen, erweisen sie sich manchmal als wahr und manchmal sind sie ganz einfach falsch. Nehmen wir an, dein drittes Auge sei offen und du weißt, dass morgen jemand sterben wird. Wenn du ihm sagst, dass er morgen sterben wird, fügst du ihm den größten Schaden zu, weil die Angst, die du in ihm erzeugst, ihm seine gesamte Lebensfreude, sein gesamtes Vertrauen und seine gesamte Zuversicht nehmen wird. Während seiner verbleibenden Stunden wird er in seiner Angst bereits im Reiche des Todes weilen. Selbst wenn sich deine Vorhersage nicht bewahrheitet, ist dieser Mensch halb tot. Was hilft es ihm zu sagen, er werde sterben? Es wird nichts Gutes bewirken.

Die Leute machen sehr oft verblüffende, positive Voraussagen wie: „Du wirst vom Glück begünstigt werden“, „Du wirst eine große Persönlichkeit werden“, „Du wirst etwas Wunderbares erreichen und die ganze Welt wird dir zujubeln“. Wenn solche Voraussagen gemacht werden, können wir oft das böswillige Dazwischentreten feindseliger Kräfte beobachten. Derjenige, der die Voraussage gemacht hat, hat die Wahrheit gesehen, aber seine Schau ist nicht die Schau von jemanden, der die Fähigkeit hat, die Wahrheit zu sehen, nicht jene des Einen, der die Wahrheit erschaffen und die Wahrheit manifestieren kann. Wenn ein gewöhnlicher Mensch die Fähigkeit zur Voraussage hat, so hat er das Gefühl, er habe die Wahrheit erschaffen; aber das ist nicht wahr. Nur Gott hat die Wahrheit erschaffen und nur Gott hat die Macht, die Wahrheit aufzuheben oder zu verwandeln. Ich persönlich sage nicht gern etwas voraus, weil wir sehr oft das kosmische Gesetz brechen, wenn wir die Zukunft vorhersagen. Wir erlauben dieser Zukunft nicht, sich so auszudrücken, wie Gott es beabsichtigt hatte.

Ein Schüler ging einmal zu seinem Meister und sagte, ein Astrologe hätte vorausgesagt, er würde an diesem Tag sterben. Der Meister konzentrierte sich auf den Schüler und sagte: „Ja, so ist es bestimmt, aber ich werde die Gnade des Allmächtigen herab bringen und ich werde dich retten können.“
Der Schüler ging zum Astrologen zurück und sagte zu ihm: „Mein Meister sagt, deine Vorhersagen werden nicht eintreten.“

Der Astrologe erwiderte: „Ich habe schon Hunderte von Vorhersagen gemacht und alle meine Vorhersagen haben sich bewahrheitet. Wenn sich meine Vorhersage in deinem Fall nicht erfüllt, werde ich ein Schüler deines Meisters und wenn sich meine Vorhersage erfüllt, dann wird dein Meister zu mir kommen und von mir Astrologie lernen müssen.“

Der Schüler erzählte dem Meister, was der Astrologe gesagt hatte und der Meister stimmte der Abmachung zu. Der Tag verging und nichts geschah. So ging der Astrologe zum Meister, um sein Schüler zu werden und der Meister erklärte ihm: „Deine Vorhersage war völlig richtig. Es gibt natürlich Leute, die falsche Vorhersagen machen – deine Vorhersage war jedoch richtig. Aber ich brachte die Gnade des Höchsten herunter, um dem Schicksal meines Schülers entgegenzuwirken.

Frage: Kürzlich las ich in Zeitungen und Zeitschriften über Prophezeiungen, dass ein Teil der Welt sich auflösen oder im Ozean versinken werde. Ist irgendetwas wahr daran?

Sri Chinmoy: Die Welt ist voller Vorstellungen. Gott war uns sehr gut gesinnt. Er hat uns ein Vorstellungsvermögen von unendlichem Ausmaß geschenkt. Weder Kali­for­nien noch Puerto Rico noch irgendein anderer Teil der Welt wird sich auflösen. Das ist ganz einfach absurd und unmöglich, selbst wenn die Astrologen sagen, es sei so. Aber dieses Gerücht schafft eine große Sensation. Was das Versinken von Landteilen im Meer betrifft, so besteht immer die Möglichkeit einer solchen Veränderung der Erdoberfläche, doch sie kann von Astrologen nicht mit Genauigkeit vorausgesagt werden, da immer Kräfte am Werk sind, die sie nicht berücksichtigen können.

Aber warum müssen wir uns damit beschäftigen, ob ein bestimmter Ort erhalten bleibt oder nicht? Denken wir lieber an unsere eigene Verwirklichung. Gottverwirklichung ist unser Ziel. Wenn wir uns die Frage stellen, ob dieser oder jener Ort weiter existieren wird, dann hilft es uns nicht dabei, unser Ziel zu erreichen. Wenn wir in Gottes Bewusstsein bleiben können, sind wir unsterblich, doch wenn wir im Erdbewusstsein bleiben, sind wir sterblich. Es ist das ver­göttlichte Bewusstsein, das uns unsterblich macht und nicht der Ort, an dem wir leben.

Frage: Peter Hirkos, den man nun auf der ganzen Welt kennt, war ein gewöhnlicher Mensch, bevor er in der Nähe seines Hauses von einer Leiter stürzte und seinen Kopf anschlug. Als er wieder zu Bewusstsein kam, konnte er in die Zukunft schauen und sagen, was geschehen würde. Er hilft der Polizei dabei, Mörder zu entdecken und Ähnliches mehr. Was geschah deiner Meinung nach, als er herunterfiel und seinen Kopf anschlug?

Sri Chinmoy: Hier sollten wir etwas über seine Vergangenheit wissen. In diesem Leben war er ein gewöhnlicher Mensch, aber er hatte diese Kraft wahrscheinlich bereits in vergangenen Inkarnationen entwickelt. Als er dann zu einem bestimmten Zeitpunkt diesen Schock erlitt, lebte sein altes Leben sofort mit derselben Kraft wieder auf.

Dies ist viele, viele Male ganz gewöhnlichen Leuten wie Bediensteten und einfachen Arbeitern passiert. Wenn sie von ernsthaften Krankheiten angegriffen werden, erhalten sie alle möglichen spirituelle Kräfte; alle ihre vergangenen Kräfte kommen zum Vorschein. Die Krankheit ist der letzte Schlag. Wir nennen ihn den Schlag der inneren Reinigung. Der Schlag dient als innere Reinigung ihres Wesens, ihres Lebens. Es ist kein zufälliger Schlag. Es ist nichts als eine Gelegenheit, die diese Kräfte dazu benützen, wieder zum Vorschein zu kommen.

Frage: Was ist der Unterschied zwischen Astrologie und Yoga?

Sri Chinmoy: Die Astrologie besitzt nicht die Macht, unser Schicksal zu ändern, doch die Spiritualität beziehungsweise der Yoga besitzt diese Macht. Der Unterschied zwischen Astrologie und Yoga besteht darin, dass die Astrologie nur aufzeigt. Sie zeigt die Zukunft auf der Grundlage der Vergangenheit, aber sie ändert sie nicht. Yoga jedoch kann die Vergangenheit aufheben und die Zukunft gestalten. Die Astrologie spielt ihre Rolle mit größter Wirksamkeit, bis man tiefer in die Spiritualität eingedrungen ist. Dort verneigt sich die Astrologie, so wie du dich vor mir verneigst. Bevor man die Spiritualität annimmt, ist die Astrologie mächtig wie ein Löwe. Wenn man dann in ein tieferes spirituelles Leben eintritt, wird die Astrologie zu einem harmlosen Hauskätzchen.

Frage: Du hast einmal erzählt, du hättest versucht drei Schülern zu helfen, bei denen du gesehen hattest, dass es ihnen bestimmt war zu sterben. Du sagtest, du hättest bei zweien von ihnen Erfolg gehabt und beim dritten warst du zu jenem Zeitpunkt noch nicht sicher. Worauf kommt es an? Auf die Empfänglichkeit des Betroffenen?

Sri Chinmoy: Es kommt vor allem auf die Empfänglichkeit an. Ich bin bereit zu geben. Wenn sie empfangen können, wird es ihnen wieder gut gehen; andernfalls nicht. Manchmal leisten sie Widerstand oder sie besitzen keine Lebensenergie. Wenn auch nur ein Hauch von Lebensenergie vorhanden ist, dann lebt der Patient vielleicht wieder auf, wenn ihm der Doktor eine Spritze gibt. Zumindest besteht eine gewisse Möglichkeit und Hoffnung. Doch wenn der Betreffende bereits tot ist, was kann dann eine Spritze bewirken? Ähnlich verhält es sich mit der Lebensenergie. Wenn die Lebensenergie des Betreffenden zu begrenzt ist, dann ist der Fall absolut hoffnungslos, ganz gleich, wie viel Kraft man von oben herabbringt.

Frage: Hat es irgendeine Bedeutung, ob ein Kind während einer Sonnen- oder Mondfinsternis geboren wird?

Sri Chinmoy: Ein Astronom oder ein Astrologe wäre eher in der Lage, diese Frage zu beantworten. Vom spirituellen Gesichtspunkt aus möchte ich sagen, dass ein Kind, das während einer Sonnenfinsternis geboren wurde, eine gewaltige Energie mit auf die Welt bringt. Wenn diese Energie nicht bereits in seiner frühen Kindheit durch einen spirituellen Pfad kanalisiert wird, kann sie eine Menge Probleme hervorrufen. Das Kind kann unfolgsam und disziplinlos werden und diese Energie für einen zerstörerischen Zweck verwenden. Wenn das Kind spirituell entwickelt ist, kann es seine unerschöpfliche Energie dazu benützen, die Höhen der Spiritualität zu erklimmen und Gottes Werk in der Welt zu verrichten. Aber auch wenn ein solches Kind nicht spirituell veranlagt ist, kann seine Energie durch die Gnade Gottes immer noch vollkommen ins Gleichgewicht gebracht werden. Dann kann dieser Mensch in der Welt ebenfalls aufbauende Arbeit leisten.

Ein Kind, das während einer Mondfinsternis geboren wird, hat eine liebliche, ausgeglichene Charakteranlage. Wenn es zur Spiritualität neigt, wird es sein Ziel durch seine liebenswerte und ausgeglichene Persönlichkeit und seine Liebe zum Göttlichen erreichen. Wenn diese Person nicht spirituell ist, kann sich eine Tendenz zu Trägheit und Schläfrigkeit entwickeln. Dann verbringt diese Person ihre Zeit vielleicht weitab von allem, wobei sie innerlich schläft.

Frage: Die Sterne beeinflussen uns, die Erde beeinflusst uns und so weiter. Nehmen wir, wenn wir meditieren auch Einfluss auf andere Planeten oder andere Dinge?

Sri Chinmoy: Es kommt darauf an, wer meditiert. Wenn jemand ein Sucher höchsten Grades ist und seine Meditation Früchte, wirkliche Früchte trägt, dann beeinflusst seine Meditation die Planeten tatsächlich. Sie dringt in die Planeten ein und schafft neues Leben. Von der Weltatmos­phäre bringt sie eine Art subtile spirituelle Energie in die Planeten. Doch wenn ein spiritueller Meister meditiert, kann seine Meditation in jeden Planeten an jedem beliebigen Ort in Gottes Universum eindringen, wenn er es will. Ein sehr weit fortgeschrittener Sucher, der an der Schwelle zur Verwirklichung steht, kann die Planeten eben­falls beeinflussen. Wenn diese Menschen meditieren, können sie in die Planeten eindringen oder sie können den Planeten das Ergebnis ihrer Meditation anbieten. Das geschieht praktisch jeden Tag.

Teil II: Von spiritueller Kraft zu okkulter Kraft

Frage: Was ist Okkultismus und auf welcher Ebene existieren die okkulten Kräfte?

Sri Chinmoy: Okkultismus ist eine Wissenschaft. Okkultismus ist rein, wenn er in den subtilen physischen oder überphysischen Ebenen praktiziert wird. Einige Leute nennen sie Astralebenen, andere bezeichnen sie als vitale Welt. Doch es ist eigentlich im inneren Vitalen, wo wir die Quelle des Okkultismus sehen können. Die okkulten Kräfte sind die Kräfte unserer verborgenen Natur. Die okkulte Welt ist das subtile Physische sowie das Vitale und das Überphysische.

Wenn man bewusst und absichtlich in die vitale Ebene eintritt, dann wird man als erstes von den vitalen Wesen ergriffen werden. Diese Wesen geben einem häufig mit Freude ein wenig von ihrer okkulten Kraft zum eigenen Gebrauch. Eine Zeit lang werden sie einem erlauben, ihre eigenen okkulten Kräfte zu gebrauchen und dann werden sie versuchen, dich zu beherrschen. Diese Wesen haben unzählige lächerliche Begierden, die sie sich durch den Sucher, den sie mit ihren okkulten Kräften betraut haben, zu erfüllen versuchen.

Wenn ein Sucher echt und aufrichtig ist und er in spiritueller Absicht in die vitalen Ebenen eintritt, während er sein inneres Bewusstsein erweitert, dann besteht keine Gefahr für ihn, denn der Sucher ist in seinem inneren Streben fest. Er will nur die spirituelle Ausdehnung seiner inneren und äußeren Natur und interessiert sich nicht für die sogenannten okkulten Kräfte. Aber ein Sucher, der sich mit der okkulten Welt eingelassen hat, sieht, dass sein Ziel weit weg ist und gleichzeitig entdeckt er, dass er von den Wesen der vitalen Ebene gnadenlos gefangen genommen wurde. Dort ist er verloren, völlig verloren. Es gibt viele, viele Sucher, die ihre spirituelle Reise mit aller Aufrichtigkeit begonnen haben, auf ihrem Weg jedoch von den okkulten Kräften in den Bann gezogen wurden und ihr Ziel nicht erreichen konnten.

Frage: Es wurden viele Bücher über Okkultes geschrieben. Glaubst du, dass sie irgendeinen wirklichen Wert haben?

Sri Chinmoy: Ich bin mir völlig im Klaren darüber, dass viele von euch Bücher lesen, die sich mit Okkultismus beschäftigen, aber meine aufrichtige Bitte an euch ist, keine Bücher über Okkultismus zu lesen, außer wenn sie von spirituellen Meistern oder verwirklichten Seelen geschrieben sind. Die meisten Bücher über Okkultismus sind Sammlungen von phantastischen Ideen. Nur durch das Studium von Büchern über Okkultismus kann man nie auch nur einen Hauch okkulter Kraft erlangen. Bücher können uns die Geheimnisse des Okkultismus lehren, aber man kann die Kräfte nur entwickeln, indem man tief in sich geht und sein Bewusstsein erweitert, oder indem man – hoffentlich nur um des Göttlichen willen – sich aufrichtig danach sehnt, dass diese verborgenen Kräfte zum Vorschein kommen.

Frage: Kannst du den Unterschied zwischen spiritueller Kraft und okkulter Kraft erklären?

Sri Chinmoy: Spirituelle Kraft ist sehr weit und leuchtend. Sie dehnt ständig sowohl das Endliche als auch das Unendliche aus. Wenn etwas klein ist, dann wird es durch die spirituelle Kraft größer. Wenn etwas bereits sehr groß ist, wird es durch die Spiritualität noch größer. Okkulte Kraft ist von anderer Art. Man kann sagen, sie sei eine direkte, zielgerichtete, unmittelbare Kraft – sehr scharf, wie die Schneide eines Schwertes.

Wenn man spirituelle Kraft anwendet, ist alles voller Frieden, voller Harmonie. Wenn bei uns jemand spirituelle Kraft anwendet, fühlen wir eine dynamische Kraft, die jedoch gleichzeitig frei von Aggression ist. Es ist, wie wenn man auf das Meer schaut, wenn es ruhig und still ist. Wenn es Wellen schlägt und schäumt, hat man Angst. Doch wenn das Meer ruhig ist, haben wir keine Angst. In beiden Fällen ist die gleiche Kraft vorhanden. Wenn man in das Bewusstsein des Meeres eintritt, so sieht man, dass es gewaltige, grenzenlose Kraft hat. Spirituelle Kraft ist ruhig und besitzt eine unendliche Ausdehnung wie ein ruhiges Meer ohne jede aggressive Bewegung. Doch sie besitzt solide Stärke – dynamische, solide Kraft.

In der okkulten Kraft hingegen besteht eine Art Bewegung, die fast immer rastlos ist. Ein Kind hat Kraft, ein Erwachsener hat ebenso Kraft. Die Kraft eines Kindes ist immer dabei zu enthüllen oder zu manifestieren; das Kind möchte seine Kraft ständig ausdrücken. Eine erwachsene Person hingegen weiß, dass sie Kraft hat und sie auch nach Belieben anwenden kann und hat deshalb kein Bedürfnis, sie ständig auszudrücken. Ein Mensch mit okkulter Kraft hat selten Frieden, wohingegen ein Mensch mit spiritueller Kraft von Frieden überschwemmt ist. Ein Mensch mit okkulten Kräften macht eine gewaltige äußere Schau aus seinem Okkultismus; ein Yogi mit spiritueller Kraft versucht innerlich das Gesicht der Welt zu verändern.

Okkulte Kraft wird sehr oft in negativer Weise angewendet. Die Kraft des Okkultismus ist der eines alles verschlingenden Raubtieres sehr ähnlich. Wenn die Menschen okkulte Kraft nicht auf weise Art anwenden, führt sie nur zur Zerstörung. Sie kann nur dann positiv wirken, wenn sie von einem spirituellen Meister gelenkt wird. Okkulte Kraft zu besitzen ist wie auf einem Drahtseil zu gehen – sehr gefährlich und riskant. Spirituelle Kraft zu haben ist wie auf einer gepflasterten Straße zu wandern, wo keine Gefahr besteht. Wenn man sowohl spirituelle als auch okkulte Kraft besitzt, dann gibt es ebenfalls keine Schwierigkeiten oder Gefahren. Spirituelle Kraft befähigt uns dazu erfolgreich zu sein – langsam, stetig und unbeirrbar. Wir werden unfehlbar tun können, was wir uns vorgenommen haben. Mit okkulter Kraft können wir etwas sofort und direkt tun – falls wir sie richtig verwenden. Wenn die große Geschwindigkeit des Okkultismus das Bedürfnis empfindet, sich dem Weisheitslicht der spirituellen Kraft unterzuordnen, dann ist Okkultismus ein wirklicher Segen der Menschheit. Es ist eine echte Gunst von Gott, denn die Menschheit besitzt keine Geduld, sie will alles augenblicklich erhalten. Aber wenn sich der Okkultismus gegen die spirituelle Kraft stellt, dann verneint er die Wahrheit selbst. Wenn er die Wahrheit verneint, erzeugt er in der Menschheit und für die Menschheit Zerstörung.

Wenn man Okkultismus ausüben will, um das Bewusstsein der Menschheit aufzuwecken, dann muss man zuerst die Angst besiegen; die physische, vitale, mentale und psychische Angst. Wenn man Okkultismus ausüben will, um dem Höchsten, um der Gottheit in der Menschheit zu dienen, muss man das niedere Vitale, das wir Sexualität nennen, besiegen. Dieser unreine, unerleuchtete Drang in unserer menschlichen Natur muss völlig überwunden werden. Wenn man die Einsicht erlangen kann, dass man in diesem flüchtigen Leben ein ewiges Leben führt, können Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit, die man in seinem Wesen oder in seinem Bewusstsein errungen hat, dazu gebraucht werden, der Menschheit auf göttliche Weise zu dienen. Wenn wir soweit sind, wird die okkulte Kraft ein wirklicher Segen sein. Ich möchte, dass meine Schüler, die sich für okkulte Kräfte interessieren, sich folgendes einprägen: Zuerst Spiritualität und dann Okkultismus, zuerst die Gottheit und dann die Menschheit. Nur wenn man die Gottheit kennt und in der Gottheit verbleiben kann, kann man der Menschheit dienen. Manifestation ohne Verwirklichung ist überhaupt keine Manifestation. Es ist wie ein Körper ohne Leben.

Wenn ich das Ziel einmal erreicht habe und zum Ziel geworden bin, dann ist alles in meinem Inneren. Nichts kann mich stören, nichts kann mich zerstören, nichts kann mich irgendwie beeinträchtigen. Ich kann alles in Gottes Schöpfung sehen, fühlen und annehmen. Der verwirklichte Mensch ist in der Lage, sowohl mit spiritueller als auch mit okkulter Kraft umzugehen. Nachdem man die Wahrheit verwirklicht hat, muss man alle Ebenen einschließlich der okkulten zu Hilfe ziehen, während man die Wahrheit auf der Erde manifestiert.

Die Spiritualität ist dem Okkultismus weit überlegen. Das okkulte Gebiet und die okkulte Praxis sind auch Teil von Gottes Schöpfung. Doch wir müssen nicht durch das Okkulte hindurch, wenn wir Gottverwirklichung wollen. Wenn man Gott und Gott allein will, dann finden wir im Okkultismus keine Hilfe für die Gottverwirklichung. Spiritualität hingegen ist absolut notwendig, um Gott zu verwirklichen.

Ein wahrer spiritueller Sucher sollte sich überhaupt nicht um Okkultismus kümmern. Auf seinem Weg zum Höchsten kommt die okkulte Kraft manchmal von selbst zu ihm als Prüfung, um zu sehen, ob er sich davon beeindrucken lässt und der Welt seine Fähigkeit, Wunder zu vollbringen, zeigen will oder ob er sie sachgemäß und göttlich anwendet. Bei einem Strebenden, der an der Schwelle zur Verwirklichung steht, kommen manchmal Kräfte von verschiedenen Ebenen zu ihm und berühren seine Füße. Sie sagen: „Meister, benütze uns. Wir stehen dir zu Diensten. Wir werden keinen Unsinn anstellen. Benütze uns allein zur Erfüllung deiner Verwirklichung.“ Dies war bei einer Reihe von spirituellen Meistern der Fall. Auch euer Meister ist einer von ihnen.

Ich habe viele, viele Male okkulte Kraft verwendet, aber nur, wenn ich vom Höchsten in mir darum gebeten wurde. Wenn ich sie gebrauche, dann nur, um innerlich zu helfen. Es widerstrebt mir, meine okkulte Kraft äußerlich zu gebrauchen, denn ich würde falsch verstanden werden. Auch werde ich sie nie verwenden, um jemanden zu strafen oder zu plagen. Okkulte Kraft ist sehr dynamisch, doch die Menschen interessieren sich meist kaum für ihre Dynamik. Stattdessen bedienen sie sich ihrer Aggression und benützen diese aggressive Kraft, um andere zu schädigen oder um ihre persönlichen Wünsche zu befriedigen.

Okkulte Kräfte sind nicht an und für sich schlecht. Gewisse Leute sagen, wenn jemand okkulte Kräfte erhalte, würde er andere irreführen und sich selbst ruinieren. In Indien gibt es spirituelle Leute, die sich überhaupt nicht für okkulte Kräfte interessieren. Aber diese Kräfte sind nicht an und für sich schlecht; es kommt nur darauf an, wie man sie anwendet. Wenn man Feuer hat, kann man sich daran verbrennen oder kann es benutzen, um ein Essen zuzubereiten. Wenn man ein Messer besitzt, kann man jemanden erstechen oder es dazu benützen eine schöne Statue zu schnitzen. Bis zu einem gewissen Grad ist es wahr, dass man nichts Schlechtes tun kann, wenn man kein Messer hat. Aber es gibt unzählige gute Dinge, die man ebenfalls nicht tun kann. Wir sind es, die die okkulten Kräfte auf eine weise Art gebrauchen müssen, wenn wir sie geschenkt bekommen.

Einige spirituelle Meister in Indien raten ihren Schülern, sich überhaupt nicht um okkulte Kräfte zu kümmern, sondern zuerst ein spirituelles Leben zu führen. Sie sagen, so erlange man spirituelle Kraft, die nie Probleme schaffen könne. Spirituelle Kraft hat von Natur aus nicht die aggressive oder destruktive Eigenschaft der okkulten Kraft. Doch selbst spirituelle Kraft kann missbraucht werden, wenn man nicht auf die Weisungen seines inneren Wesens oder des Höchsten hört.

Es gibt auch spirituelle Sucher, die Spiritualität und Okkultismus zusammen ausüben. Sie sagen, während des Tages solle man sich der Spiritualität widmen und während der Nacht dem Okkultismus – Spiritualität und Okkultismus sollten Seite an Seite gehen. Dieser Pfad ist ein wenig gefährlich. Viele haben es versucht und den meisten ist es misslungen, die beiden miteinander in Einklang zu bringen Der sicherste und wirksamste Pfad besteht darin, den spirituellen Weg einzuschlagen und sein eigenes Bewusstsein in die Unendlichkeit und in die Ewigkeit auszuweiten. Hat man das erreicht, wird man auch über die okkulte Welt volle Meisterschaft haben.

Wenn ein spiritueller Meister die Fähigkeit besitzt, spirituelle Kraft zu gebrauchen, dann fragt ihr euch vielleicht, ob er auch fähig ist, okkulte Kraft anzuwenden ohne einen Fehler zu begehen. Die Antwort ist nein. Wenn ein spiritueller Meister spirituelle Kraft anwendet, benützt er sie normalerweise richtig. Aber wenn er okkulte Kraft anwendet, so missbraucht er sie nicht eigentlich – er weiß oft einfach nicht, wie man mit ihr umgeht. Es gibt einen gewaltigen Konflikt zwischen spiritueller und okkulter Kraft, wenn der betreffende Meister kein Meister höchsten Ranges ist. Was tut ein solcher Meister in diesem Fall am besten? Er sollte seine okkulte Kraft völlig beiseite schieben. Er sollte sagen: „ Ich will sie nicht. Sie ist zu gefährlich. Ich will nur spirituelle Kraft benützen, die ein unendliches Meer von Licht und Seligkeit ist. Dieses Licht und diese Seligkeit sind völlig ausreichend für mich.

Wenn ihr neben eurem eigentlichen inneren Streben und Meditieren noch ein wenig Kundalini-Yoga ausübt – sagen wir fünfzehn Minuten täglich – werdet ihr bemerken, dass sich eure psychischen oder okkulten Zentren öffnen. Aber wenn ihr nur deshalb in das innere Leben eintretet, um okkulte Kräfte zu erlangen, so dass ihr der Welt eure Fähigkeiten zeigen könnt, dann wird die wirkliche Spiritualität in eurem Leben nie aufblühen. Wenn ihr euer Herzzentrum öffnen und Wunder vorführen wollt, so dass die Menschen euch würdigen und bewundern und wenn ihr der Annahme seid, ihr würdet von ihrer Würdigung und Bewunderung mehr Inspiration erhalten, dann, möchte ich euch sagen, begeht ihr einen Fehler. Wenn ihr auf anderen Gebieten etwas tut und dann in den Himmel gelobt werdet, inspiriert euch das möglicherweise dazu, es besser zu machen. Wenn ihr ein wenig von eurer okkulten Kraft vorführt und andere euch würdigen, dann kann ich euch versichern, dass euch das zu Fall bringt. Ihr werdet euch nicht inspiriert fühlen, im Gegenteil, statt tief in euch zu gehen, um wirkliche Verwirklichung zu erlangen, werdet ihr weitermachen und eure okkulten Kräfte vermehren. Okkulte Kräfte sind reine Versuchung.

Je mehr okkulte Kraft ihr zur Schau stellt, desto schneller werdet ihr sie verlieren, weil ihr euch nicht mit der Quelle vereinen könnt. Die Quelle der okkulten Kraft ist Licht. Recht spärliches Licht zwar, aber dennoch reinstes Licht. Darum sage ich immer, dass man mit spirituellem Licht umgehen sollte, wenn man schon mit Licht umgehen will. Es macht nichts, wenn dieses Licht begrenzt ist. Es wird keine Gefahr heraufbeschwören. Man bekommt vielleicht Kopfschmerzen, wenn man zu viel Licht herabzieht, aber es wird einen nicht zerstören. Selbst wenn man zu viel spirituelle Kraft herunterbringt, so dass man sie gar nicht aufnehmen kann, wird sie einen nicht völlig zerstören. Aber wenn man zu viel okkulte Kraft in sein System hineinzieht, wird man in einer Irrenanstalt enden. So gefährlich, so zerstörerisch ist sie.

Unser erster Wunsch sollte sein, Gott zu gefallen. Um Ihm zu gefallen, müssen wir Ihm unser gesamtes inneres Streben geben und alles zu Seinen Füßen legen. Wenn wir Ihm einmal gefallen haben, liegt es an Ihm, ob Er uns spirituelle oder okkulte Kraft oder beides geben will. Wenn Er uns okkulte Kraft geben will, schön und gut. Wenn wir uns Seinem Willen unterworfen haben und Er uns okkulte Kraft gibt, dann ist es auch sicher, dass Er uns die Fähigkeit geben wird, sie sachgemäß für Ihn einzusetzen.

Wenn ihr Gott auf eure eigene Art gefallen wollt, werdet ihr viele unaufrichtige Dinge tun. Ihr werdet versuchen, ihm auf Biegen und Brechen zu gefallen. Ihr werdet sogar so weit gehen zu versuchen, Ihm zu schmeicheln oder Ihn zu bestechen. Wenn eure Natur rein ist, völlig rein, schneeweiß, dann werden ihr versuchen, Ihm so zu gefallen, wie Er es haben will. Wenn ihr das tun könnt, wenn ihr Gott auf Seine eigene Weise gefallen könnt, dann wird alle okkulte und spirituelle Kraft euch zu Füßen liegen und euch dienen. Was die Welt nötig hat ist Gott zu gefallen. Wenn sie Ihn zufrieden stellen würde, wäre sie bereit für die Erleuchtung. Aber die Welt ist zur Enttäuschung verurteilt, weil sie nach Macht verlangt. Wenn die Welt Gottes Liebe haben wollte, dann wäre sie heute gerettet, erleuchtet, vervollkommnet und unsterblich.

Frage: Kannst du bitte erklären, was psychische Kraft ist und wie sie sich von spiritueller Kraft unterscheidet?

Sri Chinmoy: Psychische Kraft ist gewöhnlich jene Kraft, die ein Kind aufgrund seines vollständigen und ständigen Einsseins mit seinen Eltern hat. Es beansprucht den inneren Besitz seiner Eltern ganz als sein eigen. Man braucht wohl nicht extra erklären, dass dieser Anspruch wohl be­gründet ist. Auch die Eltern freut es ungemein, wenn sie sehen und beobachten, dass ihr Kind bei seiner Entfaltung und Manifestation ganz auf sie angewiesen ist. Psychische Kräfte sind nicht unbezwingbar. Sie können von ungött­lichen Kräften angegriffen werden, was tatsächlich auch oft geschieht. Doch Gott stellt sich immer auf die Seite des psychischen Wesens, das die psychische Kraft verkörpert und rettet das psychische Wesen.

Selbstverständlich kann das psychische Wesen mit seiner psychischen Kraft schließlich zu einem sehr mächtigen und sehr erfüllenden Wesen heranwachsen. Da sich das psychische Wesen stets weiterentwickelt, ist das schrittweise Heranwachsen der psychischen Kraft nicht nur möglich, sondern unausweichlich. Die Manifestation von psychischer Kraft ist eine subtile, zarte, sanfte und leuchtende Weise der göttlichen Manifestation in fortgeschrittenen Suchern. Mit psychischer Kraft kann ein Mensch Wunder vollbringen. Mit dieser Kraft erlangt man die Fähigkeit, sich mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft von anderen wie auch von sich selbst zu identifizieren und sie dadurch zu sehen. Da sie eine Manifestation göttlicher Kraft ist, ist die psychische Kraft von großer Schönheit wie die Schönheit einer Blume oder die Schönheit des Mondes. Diese psychische Schönheit selbst ist eine greifbare Kraft.

Vereinfacht gesagt ist die psychische Kraft die Kraft eines Kindes, obwohl diese Kraft durch ihr intimstes Eins­sein mit der Quelle grenzenlos werden kann. Spirituelle Kraft ist die Kraft eines Erwachsenen, obwohl er sie viel­leicht nicht jederzeit weise benützt. Okkulte Kraft ist die Kraft einer plötzlichen, mächtigen Welle. Spirituelle Kraft ist gewöhnlich nicht so schnell wie okkulte Kraft. Aber okkulte Kraft bricht oft nieder, statt aufzubauen. Spirituelle Kraft legt immer großen Wert darauf, den Palast der Wahrheit langsam, stetig, unbeirrbar und auf überzeugende Weise zu bauen.

Was immer spirituelle Kraft tut, ist solide, stabil und dauerhaft. Spirituelle Kraft besitzt die Zuversicht von innen und die Versicherung von Oben. Um die vollständige Manifestation des Göttlichen auf der Erde, um den Absoluten zu erreichen, müssen sich alle psychischen und okkulten Kräfte unter die Führung der spirituellen Kraft stellen.

Frage: Mir wurde gesagt, dass ich im Begriff sei, psychische Kräfte zu entwickeln. Soll ich unter diesem Gesichtspunkt weiterhin spiritistische Zentren besuchen?

Sri Chinmoy: Ich möchte dir offen sagen, dass es in deinem Fall nicht weise wäre, diese psychischen Fähigkeiten zum jetzigen Zeitpunkt zu entwickeln. Warum? Weil ich in deinen Augen sehen kann, dass du ein sehr aufrichtiger Mensch bist. Du solltest dich nicht mit diesen psychischen Kräften zufrieden geben. Deine Seele will weiter gehen. Es gibt Menschen, welche nicht das innere Streben besitzen, zum Höchsten, zum Letzten zu gehen. Sie geben sich mit sehr wenig psychischer Kraft zufrieden und wollen nicht weitergehen. Es ist möglich, dass ich gewissen Menschen rate, ihre psychischen Kräfte zu entwickeln. Aber in deinem Fall ist es anders; wenn du diese Fähigkeit entwickelst, wird sie dir im Wege stehen und du wirst nicht weiter gehen und das Letzte in deinem Leben erringen können. Nun, du musst die Wahl treffen, ob du dich mit einem Schokoriegel zufrieden geben willst oder ob du auf die unendliche Wahrheit, auf den unendlichen Schatz des Allmächtigen warten möchtet.

Wenn du gewisse psychische Fähigkeiten besitzt, wirst du nur noch versuchen, diese Fähigkeiten anzuwenden und dich in sie verlieben. Sehr oft geben sich Leute, die ein wenig psychische Fähigkeit, psychische Kraft erhalten, damit zufrieden und versuchen dann, sie bei dieser und jener Person anzuwenden, ob es nun angebracht ist oder nicht. Es ist wie bei einem Kind, das einige faszinierende Spielzeuge hat und die ganze Zeit damit spielt. Es wird seine Schulaufgaben nicht machen und ein Dummkopf bleiben. Wenn das Kind aufrichtig oder ernsthaft ist und Wert auf seine Studien legt, wird es aufhören zu spielen und anfangen, seine Aufgaben zu machen, weil es weiß, dass es lernen muss, um ein gebildeter Mensch zu werden.

Eine andere Gefahr, die mit diesen psychischen Fähigkeiten verbunden ist, besteht darin, dass man von Geistern gefährdet wird. Jene, die psychische Fähigkeiten entwickeln, sind möglicherweise spirituell oder okkult nicht sehr stark. Die psychischen Fähigkeiten kommen von der psychischen Welt. Sie sind sehr subtil, sanft und zart. Sehr oft werden sie von okkulten Kräften gefährdet, die manch­mal wild, dynamisch, arrogant und zerstörerisch sind. Die hungrigen, unbefriedigten Geister werden versuchen, in die psychischen Fähigkeiten des Strebenden einzudringen und ihn seines ganzen inneren Strebens zu berauben, das er hatte, bevor er auf seiner spirituellen Reise anhielt, um seine psychischen Kräfte zu entwickeln. Aber wenn man wirklich spirituellen Fortschritt macht, inneren Fortschritt, ohne sich um die psychischen Fähigkeiten zu kümmern, wird man am Ende seiner Reise, nachdem man Gott verwirklicht, zweifellos all diese Kräfte besitzen.

Man wird nie der Verlierer sein, wenn man diesen psychischen Fähigkeiten keine Beachtung schenkt, weil sie sich automatisch in uns entwickeln werden, wenn sich während einer Meditation alle Zentren öffnen. Um diese Art von Meditation zu erreichen, muss man zu einem gottver­wirk­lichten spirituellen Meister gehen, der einem individuell lehren und einem auch vor Angriffen der falschen Kräfte beschützen kann.

Um dir die Wahrheit zu sagen: In diesem Augenblick sind es bereits vier Kräfte, die dich ständig angreifen. Bitte nimm dich in Acht vor diesen Kräften. Diese vier Kräfte schwirren bereits um dich herum. Sie sind nicht gut, es sind ungöttliche Kräfte. Auf der einen Seite öffnen sich deine psychischen Fähigkeiten beziehungsweise bereiten sich zum Öffnen vor, auf der anderen Seite gibt es negative Kräfte, die versuchen, dich zu zerstören. Bitte gehe tief in dich. Rufe von tiefstem Herzen innerlich um den Schutz Gottes und um Gottes Erleuchtung und diese vier Kräfte werden dich verlassen. Sie werden dazu gezwungen werden, dich zu verlassen.

Frage: Sind psychische Kräfte ein Vorteil oder eher eine Art Hindernis auf dem Weg zur Selbstverwirklichung?

Sri Chinmoy: Psychische Kräfte helfen uns in keiner Weise dabei Gott zu verwirklichen. Aber psychische Kräfte können, sollen und müssen benützt werden, wenn es der Wille des Göttlichen ist – aber erst, nachdem uns Gott Selbstverwirklichung geschenkt hat. Einer der großen indischen spirituellen Meister, Sri Ramakrishna, betonte, dass die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung zerstört würde, wenn man psychische Kräfte erlange. „Du wirst deine psychischen Kräfte erhalten, aber Gott wird dir verborgen bleiben“, pflegte er zu sagen.

Wer ist der Besitzer aller Kräfte? Gott. Sobald wir mit dem Besitzer eins werden, ist all Sein Besitz unser. Aber wenn wir uns nicht um den Besitzer kümmern, sondern uns nur nach dem Besitz sehnen, dann wird uns das Erringen dieses Besitzes auf unserer Reise zum letzten Ziel behindern.

Es ist ein echter Segen vor der eigentlichen Verwirklichung keine psychischen Kräfte zu erlangen. Wenn wir sie zu früh erhalten, werden wir die ganze Zeit in der Welt des Zur-Schau-Stellens, in der Welt der Wunder, in der Welt der Magie verbleiben und nicht in der Welt der Strebsamkeit, der Hingabe und der Verwirklichung.

Ramakrishnas bester Schüler – der ursprünglich Naren genannt wurde – wurde einst von seinem Meister gefragt: „Naren, ich habe mich während vieler Jahre der Askese unterzogen. Nun schau mich an – ich besitze all diese hohen Siddhis. Möchtest du sie? Du brauchst nicht dafür zu meditieren, denn ich habe es bereits für dich getan. Ich werde dir alle meine Kräfte geben.“ Naren fragte: „Werden sie mir bei meiner Selbstverwirklichung helfen?“ Der Meister erwiderte: „Mein lieber Naren, nein. Nein, das werden sie nicht. Für die Selbstverwirklichung sind psychische Kräfte wertlos. Aber wenn du willst, kannst du sie nach der Selbstverwirklichung gebrauchen. Und wenn du diese psychischen Kräfte hast, werden sich die Leute natürlich um dich scharen und du wirst Gott in der Menschheit besser dienen können.“ Der Schüler sagte: „Nein, danke. Lass mich zuerst Gott verwirklichen. Dann erst will ich daran denken, diese psychischen Kräfte zu erlangen.“ Da segnete Ramakrishna seinen liebsten Schüler vor seinen anderen Schülern aus tiefstem Herzen und sagte: „Ich wusste es. Nur du kannst meine Prüfung bestehen. Hätte ich die gleiche Frage an jemand anderes gerichtet, hätte er gierig geantwortet: ‚Ja, ja, bitte gib mir diese Kräfte. Das ist so gütig von dir.’ Aber ich wusste, dass dein Herz absolut rein ist. Du willst Gott, Gott allein.“

Frage: In Indien gibt es Fakire mit solchen Kräften. Widmen sie sie den guten Prinzipien des Yoga oder benützen sie diese Kräfte, um Geschäfte zu machen?

Sri Chinmoy: Es gibt in der Tat etliche, die vom Pfad der Wahrheit abgewichen sind. Für die Betreffenden ist psychische Kraft genau gleich wie schwarze Magie. Sie dient keinerlei spirituellen Zwecken. Wenn jemand krank ist und Gott sagt zu dir, du sollst diesen Menschen gesund machen oder wenn jemand in unmittelbarer Gefahr schwebt und Gott will, dass du diesen Menschen rettest, dann solltest du diese psychischen Kräfte benützen. Aber psychische Kräfte sollten nur benützt werden, wenn es von Gott verlangt oder erlaubt wird. Die meisten Leute in Indien und an anderen Orten, die diese Kräfte brauchen, benützen sie nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen. Sie befriedigen nur ihren eigenen Stolz, ihre Eitelkeit und ihr Ego. Sie wenden sich gegen das Gesetz Gottes. Dabei begehen sie einen großen Fehler und die Bestrafung in ihrem nächsten Leben wird sehr hart sein.

Frage: Ist es wahr, dass psychische Kräfte in Yogis sich nicht spontan entwickeln oder manifestieren, sondern durch Übungen und andere Mittel entwickelt werden müssen?

Sri Chinmoy: Es gibt sieben größere psychische Zentren in unserem Körper. Diese Zentren sind nicht im physischen, sondern im subtilen Körper. Am Scheitel des Kopfes befindet sich ein Zentrum mit dem Namen sahasrara, der tausendblättrige Lotus. Zwischen und etwas über den Augenbrauen ist der Ort der inneren Schau, das ajna chakra. An der Basis der Kehle ist das Chakra für Sprache und äußerer Ausdruck, wir nennen es vishuddha. Und im Zentrum der Brust haben wir anahata, das Herz-Chakra. Viele Leute erhalten ihre psychische Kraft vor allem von hier. Beim Nabel haben wir das manipura Zentrum. In der Bauchgegend gibt es noch ein weiteres Zentrum, svadhisthana. Weiter unten, an der Basis der Wirbelsäule, haben wir ein chakra mit dem Namen muladhara. Muladhara, svadhisthana, manipura, anahata, vishuddha, ajna und sahasrara: das sind die sieben Chakras.

Wenn sich ein Sucher bewusst oder unbewusst auf diese psychischen Zentren konzentriert, entwickelt er psychi­sche Kräfte. Er braucht den wirklichen Namen des Zentrums nicht zu wissen; wenn er sich auf den richtigen Ort konzentriert, erlangt er automatisch etwas intuitive Kraft. Um die Chakras zu öffnen und die Kundalini in Funktion treten zu lassen, muss man sich auf jedes Chakra konzentrieren. Du brauchst nur dieses Mantra so und soviel Mal zu wiederholen und dann wirst du psychische Kräfte erhalten. Dies geschieht sogar im Fall der Ver­­wirklichung. Die meisten Leute verwirklichen Gott, indem sie ein spirituelles Leben führen, aber es gibt auch Leute, die überhaupt kein spirituelles Leben zu führen brauchen. In einem Traum tritt Gott in den Menschen ein und erleuchtet sein Bewusstsein und alle, welche die spirituelle Schau besitzen, werden sehen, dass er befreit und verwirklicht ist.

Ebenso ist es nicht immer notwendig, sich bewusst nach psychischen Kräften zu sehnen. Wenn man ein Yogi wird, öffnen sich die Zentren oft spontan und psychische Kräfte kommen ganz von selbst. Selbst wenn man sich nicht um psychische Kräfte kümmert, kommen sie gewöhnlich, wenn man sich schnell, sehr schnell seinem Ziel nähert. Wenn die okkulten Kräfte als ein Segen kommen und einen nicht daran hindern, die innere Göttlichkeit zu manifestieren, dann sind sie nicht schädlich. Aber wenn sie einem als Plage oder als Hindernis im Weg stehen, wenn sie den Betreffenden in Versuchung führen und ihn dazu veranlassen, seine Geschwindigkeit zu verlangsamen oder von seinem Pfad abzuweichen, dann muss man sie tapfer von sich weisen und sich darauf konzentrieren, zuerst sein Ziel zu erreichen.

Frage: Würde man es als eine Form von psychischer Kraft bezeichnen, wenn man die Fähigkeit hat, mit seinem Meister ohne das gesprochene Wort zu kommunizieren?

Sri Chinmoy: Um mit seinem Meister in Verbindung zu treten, braucht man keine psychische Kraft. Das geschieht durch Ergebenheit, durch inneres Vertrauen. Wo ist dein Meister? Du bist hier in Puerto Rico und du sagst dir viel­leicht, dein Meister sei in New York. Doch nein! Er ist tief in deinem Herzen, tief in den innersten Bereichen deines Herzens. Wenn du einmal mit deinem Meister in Verbindung treten willst, dann gehe einfach in dich und ergründe die Tiefen deines Herzens und dort wirst du ihn finden.

Psychische Kräfte sind nicht erforderlich, nur Ergebenheit und Vertrauen. Wenn man Ergebenheit hat, ist der Meister oder derjenige, zu dem man betet, stets zur Verfügung. Sri Krishna, Indiens bedeutendster spiritueller Meister, sagte: „Für Gott ist es einfach, einem Schüler Kraft, Licht, Seligkeit und alle anderen göttlichen Eigenschaften zu geben. Aber wenn er dem Schüler Ergebenheit gibt, was auch eine göttliche Segnung ist, dann ist Er gefangen. In dem Augenblick, wo der Schüler Ergebenheit erhält, kann der Schüler sicher sein, dass sein Meister sein vollkommener Sklave geworden ist. Wahrhaft ergebene Menschen sind sehr, sehr selten in dieser Welt. Aber Menschen des Wissens und der Weisheit, Menschen des Lichts oder Menschen des Friedens findet man sehr oft.“

Sri Krishna hatte einen sehr nahestehenden Schüler namens Vidhura, der sehr, sehr arm war. Eines Tages besuchte Sri Krishna Vidhuras Haus. Vidhura konnte ihm keinen Reis oder ein anderes richtiges Essen anbieten, deshalb servierte er Sri Krishna eine sehr einfache Mahlzeit auf Bananenblättern. Sri Krishnas Herz schwamm im Meer der Verzückung und Wonne. Was tat er? Zuerst aß er das Mahl, dann aß er das Bananenblatt. Vidhura fragte: „Meister, was machst du da? Du isst ja das Bananenblatt. Das ist nicht zum Essen!“ Sri Krishna sagte: „O Vidhura! Wie kann ich dein Essen vom Bananenblatt unterscheiden? Wie kann ich deine Ergebenheit von deiner Existenz unterscheiden? In deiner Mahlzeit sehe ich Ergebenheit, in deinem Körper sehe ich Ergebenheit, in deinem Herzen sehe ich Ergebenheit, in deinem Bananenblatt sehe ich Ergebenheit. Was immer ich mit dir, um dich und in dir sehe, ist reine Ergebenheit. Ich kann das Mahl nicht besser vom Blatt unterscheiden, als ich deine Seele von deinem Körper unterscheiden kann.“ Das also geschieht, wenn man Gott, dem Höchsten, gegenüber wahre Ergebenheit besitzt. Gott steht einem stets zur Seite.

Ich möchte nun etwas über den Glauben sagen. Ihr habt sicher alle vom Ganges gehört, dem heiligsten Fluss Indiens. Man sagt, dass jeder, der kurz im Ganges untertauche, von all seinen Sünden befreit sein werde. Das Jahr über könne man alle Arten von Sünden begehen, doch wenn man in den Fluss steige, würden all diese Sünden verschwinden. Das ist unser indischer Glaube.

Einmal fragte Parvati ihren Gatten, den kosmischen Gott Shiva: „Ist es wahr, dass alle Sünden augenblicklich verschwinden werden, wenn man einmal kurz im Ganges taucht? Haben die Leute einen so starken Glauben?“

Shiva antwortete ihr: „Ich führe dir das am besten einmal vor. Komm, wir beide nehmen menschliche Form an und setzen uns an das Ufer des Ganges. Ich werde ein alter Mann von achtzig Jahren und du wirst eine Frau von siebzig. Du wirst ein Baby auf deinem Schoß halten und ich werde dem Baby das Leben nehmen. Darauf wirst du bittere Tränen vergießen und klagen, dass wir unser eigenes Kind verloren haben. Dann werden viele kommen, um dich zu trösten und du wirst sagen: „Wenn mein Sohn von jemandem gesegnet wird, der glaubt, er habe keine Sünden mehr, wird er wieder zum Leben erwachen.“

So nahmen sie menschliche Form an und setzten sich ans Ufer des Ganges. Hunderte waren gekommen, um im Fluss zu schwimmen und zu baden. Parvati sagte: „Ihr alle hier wisst, dass eure Sünden nicht länger als bis zu dem Augenblick existieren, wo ihr in den Ganges steigt. So geht und taucht in den Ganges und dann segnet mein Kind und es wird wieder zum Leben erwachen.“ Hunderte von Leuten gingen vorbei, aber niemand wollte es tun. Sie waren bereit, zu schwimmen, sie waren bereit, in den Ganges zu tauchen oder stundenlang im Ganges zu baden, aber sie wussten, das es auf das Kind keine Wirkung haben würde. Sie würden das Kind berühren, doch es würde nicht ins Leben zurückkehren.

Dies ging stundenlang so weiter. Schließlich sahen die Herumstehenden, wie ein Mann mittleren Alters sich der Frau, die ihr einziges Kind verloren hatte, näherte. Dieser Mann war gerade aus einer Bar gekommen. Er roch sehr unangenehm und war nach indischen Normen, was man ‚charakterlos“ nennen würde. Der Mann kam zu ihr und fragte: „Warum weinst du?“ Sie sagte: „Ich weine, weil niemand kommt um mein Kind zu segnen, obwohl hier jeder weiß, dass sie von all ihren Sünden reingewaschen sind und mein Kind ins Leben zurückbringen können, sobald sie in den Ganges getaucht sind.“

„Deshalb weinst du? Ich habe den Glauben. Lass mich gehen.“ Er sprang in den Ganges und kam nach einigen Minuten zurück und berührte das Kind. Augenblicklich erwachte das Kind wieder zum Leben. Dann sagte Shiva: „Schau! Von Tausenden von Leuten hatte nur ein Mensch den Glauben an den Ganges!“ Und damit verschwanden Shiva, Parvati und das Kind.

Wir sagen sehr oft, dass wir Vertrauen hätten, doch wir täuschen uns nur selbst. Dieser Mann führte kein spirituelles Leben, aber er wusste, dass der Ganges vom Hima­laya kommt. Alle spirituellen Meister Indiens hegen große Bewunderung für den Himalaya und die meisten vedischen Seher Indiens meditierten in den Höhlen des Himalayas. Dieser Mann besaß einen grenzenlosen Glauben an den Ganges. Die meisten von uns wären wohl zum Ganges gegangen, hätten es aber nicht gewagt, das Kind zu berühren, denn niemand wird gerne ausgelacht. Wenn es um das praktische Leben geht, werden die meisten von uns versagen. Und fast alle, die gekommen wären und das Kind berührt hätten, wären erfolglos geblieben, weil der wahre Glaube an den Ganges gefehlt hätte. Aber jener Mann hatte den Glauben an den Ganges. Wenn wir wahren Glauben an Gott haben, brauchen wir nicht vierundzwanzig Stunden am Tag zu meditieren; schon ein paar Minuten werden es tun. Wenn wir jenen seelenvollen Glauben an Gott haben, nimmt sich Gott unser an.

Frage: Ist es möglich, dass einige Menschen negativen Okkultismus betreiben, ohne es zu erkennen, einfach durch boshaftes Gerede oder andere Dinge?

Sri Chinmoy: Jede Kraft, positiv oder negativ, erschafft automatisch ihre eigene Welt. Jedes Mal, wenn wir einer Idee ihren freien Lauf lassen, erschaffen wir uns unsere eigene Welt. Aber es wäre völlig falsch zu sagen, wir würden allein schon dadurch, dass wir negativ denken, Okkultismus betreiben. Auf der anderen Seite erschaffen wir auch durch positives Denken allein kein höheres spirituelles Leben.

Verneinung und Zerstörung finden fast immer in der vitalen Welt statt, wo wir sehr oft Okkultismus betreiben. Der Wille zur positiven Selbstbehauptung und zur zielgerichteten Enthüllung und Manifestation der eigenen Göttlichkeit entspringt immer der inneren oder psychischen Welt. Wir müssen also wissen, wie wir diese Kräfte benützen und warum wir sie benützen.

Frage: Entgeht uns etwas, wenn wir uns in der okkulten Welt nicht entwickeln?

Sri Chinmoy: Es entgeht uns nichts, denn die spirituelle Welt ist es, die uns unsere höchste Verwirklichung geben wird. Wenn wir in der inneren Welt, der spirituellen Welt leben, dann erhalten wir automatisch den unschätzbaren Reichtum dieser spirituellen Welt. Ebenso werden wir erkennen, dass die okkulten Kräfte und all die anderen Kräfte dort ihren Ursprung haben. Es entgeht uns also nichts, wenn wir uns nicht auf die okkulte Welt konzentrieren.

Frage: Ich dachte, Okkultismus sei etwas wie schwarze Magie. Kannst du mir erklären, was Okkultismus ist?

Sri Chinmoy: Ja. Okkultismus im niedersten Sinne des Wortes ist schwarze Magie. Im reinsten Sinne ist Okkultismus der dynamische Aspekt der göttlichen Kraft, der universellen Kraft. Wenn Okkultismus betrieben wird, um Gottes universelle Harmonie zu zerstören, nennt man das schwarze Magie. Schwarze Magie konzentriert sich vor allem auf die Unreinheit und Dunkelheit unserer Natur. Reiner Okkultismus, wahrer Okkultismus, hat nichts mit schwarzer Magie oder Schwarzmagiern zu tun.

Ich weiß von einer Frau in Miami, die schwarze Magie benützte, um zu veranlassen, dass ihre Schwester ein totes Kind zur Welt brachte. Die Frau hatte die Kraft nicht selber, also ging sie zu einem Schwarzmagier in Haiti, der diese Kraft benützte. Er schuf unzählige Probleme, indem er okkulte Kraft von Haiti aus benützte. Das Opfer wurde von vielen Leiden gequält, die die Ärzte nicht heilen konnten. Sie wird den ganzen Weg bis nach Haiti gehen müssen, um diesen einfältigen Schwarzmagier zu bitten, ihr aus den Schwierigkeiten herauszuhelfen, in die sie von ihrer eigenen Schwester gebracht worden ist.
In Manhattan hatten wir zwei oder drei Fälle dieser Art schwarzer Magie. Die Schwester eines Schülers ging nach Haiti. Danach konnte ihr Mann nicht mehr gehen; gefüllte Teller fielen ihm aus den Händen und viele andere Dinge geschahen – alle durch okkulte Kraft verursacht. Der Mann kam ins indische Konsulat, um mit mir zu meditieren. Er besuchte mich sogar ein- oder zweimal zu Hause. Er wurde geheilt und ging dann.

In der okkulten Welt kämpfen gewöhnlich Okkultisten wie Hunde und Katzen miteinander. In Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer, denn Hunde und Katzen werden wenigstens müde. Gewöhnliche Okkultisten meditieren, erhalten ein wenig Kraft und dann, anstatt dem richtigen spirituellen Pfad zu folgen, benutzen sie ihre Kraft, um anderen Okkultisten deren Kräfte zu stehlen.

Ein schwarzer Magier kann einem spirituellen Menschen, der verwirklicht ist oder spirituelle Kraft hat, nie etwas anhaben. Ein verwirklichter spiritueller Mensch jedoch hat die Macht, die Okkultisten und die schwarzen Magier zu bedrohen, aber gewöhnlich wird er es nicht tun. Wenn ein spiritueller Mensch Okkultismus anwendet, gebraucht er ihn auf göttliche Weise. Wenn jemand von einem ernsthaften Angriff bedroht ist und Gefahr läuft, vom spirituellen Pfad abzukommen oder in seinem inneren oder äußeren Leben einen ernsthaften Unfall zu erleiden, werde ich sofort okkulte Kraft anwenden, falls das Göttliche zu jenem Zeitpunkt will, dass ich das Instrument bin, das dem Betroffenen hilft. Das ist reine okkulte Kraft.

In Indien haben Schwarzmagier viele Male versucht, spirituelle Meister zu bestrafen oder ihre spirituelle Kraft zu zerstören. Das Ergebnis war, dass sie alle ihre schwarzmagischen Kräfte dem spirituellen Meister übergeben mussten. Oft haben Okkultisten versucht, die Kräfte von spirituellen Meistern zu stehlen, die gerade schliefen. Die Meister ruhen nur zwei oder drei Stunden, manchmal schlafen sie überhaupt nicht. Wenn sie das Bewusstsein verlieren, halten sie keine Verbindung mit dem Physischen mehr aufrecht. Während dieser Zeit kann ein Okkultist in den spirituellen Meister eindringen und versuchen, ihm seine spirituelle Kraft wegzunehmen. Aber diese Okkultisten sind Dummköpfe, denn spirituelle Meister werden immer vom Allwissenden und Allmächtigen geführt und beschützt. Die Okkultisten verlieren und müssen ihre ganze okkulte Kraft den spirituellen Meistern übergeben. Dann weinen und jammern die Okkultisten. Einige der ehemaligen Okkultisten sind nun Schüler der spirituellen Meister, die ihnen ihre Kräfte genommen haben. Einige Schwarzmagier, die kamen, um spirituelle Meister zu plagen, verloren ihre bösen ungöttlichen Neigungen und wurden weiße Magier. Sie gingen zu jemanden, der voller Mitleid war – und sie waren gerettet.

Ende des Jahres 1963 kam ein sehr bekannter indischer Muslim-Okkultist von Hyderabad nach Pondicherry. Er war Okkultist, Astrologe und Schwarzmagier zugleich. Ein sehr enger Freund und Bewunderer von mir sagte: „Ich möchte so sehr, dass du diesen Okkultisten besuchst.“ Ich antwortete: „Ich interessiere mich nicht für Okkultisten. Wenn er ein Okkultist ist, will ich nicht hingehen.“ Doch mein Freund beharrte eisern auf seiner Bitte und so besuchte ich den Okkultisten in seinem Hotel. Als ich in sein Zimmer ging, blieb ich bei der Türe stehen, während der Okkultist auf einem Stuhl saß. Was er in meinen Augen sah, weiß Gott allein. Aber er war so schockiert, dass er auf den Tisch sank und seine Augen fünf Minuten lang nicht mehr öffnen konnte. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Er weinte und weinte, als ob ihm jemand das Leben gerettet hätte. Dann erhob er sich und kam mit gefalteten Händen zu mir und sagte: „In dieser Stunde meines Lebens bist du gekommen. Gott gab mir okkulte Kräfte, doch ich benutzte sie nur für Frauen und Wein. Ich wandte sie so an, dass die Leute mich schätzen, bewundern und meine Füße berühren würden. Aber in dir sehe ich einen wirklichen Strom spiritueller Kräfte.“

Und was machte er anschließend? Er sagte zu mir: „Ich bin es nicht wert, deine Füße zu berühren. Ich berühre deine Füße nur, damit mir vergeben wird, nur damit ich gesegnet werde.“ Er berührte meine Füße und zeigte seine Ergebenheit auf verschiedenste Weisen.

Wenn ein spiritueller Meister vor einem Okkultisten steht, wird der Okkultist, wenn er ein aufrichtiger Mensch ist, in Tränen ausbrechen. Die Art und Weise, wie er seine Kraft missbraucht hat, wird ihn zum Weinen bringen. Das spirituelle Leben ist von Reinheit und Frieden durchströmt und dieser Frieden und diese Reinheit können leicht all die Gifte der okkulten Welt verschlucken.

Frage: Guru, du hast gesagt, dass die Wesen in den okkulten Welten den Menschen Schaden zufügen könnten. Gibt es tatsächlich Wesen, die das tun oder sind das nur die sogenannten Schwarzmagier? Und wie üben sie einen Einfluss über andere aus, insbesondere über spirituelle Sucher?

Sri Chinmoy: Nein, Schwarzmagier sind Menschen, die unter uns auf der Erde leben. Die anderen Wesen sind keine Menschen; es sind Wesen in der vitalen Ebene. Manchmal nehmen sie die Form einer winzigen Ameise an; manchmal nehmen sie eine Form an, die so groß ist wie ein Elefant. Während unseres unbewussten Lebens dringen sie in uns ein und versuchen dann, negative Dinge zu tun. Obwohl die Menschen ein spirituelles Leben führen, dringen durch Eifersucht oder einige anderen Schwächen sehr oft dunkle Kräfte in sie ein. Dann fallen diese Leute in ihrer Spiritualität und können ihre spirituelle Höhe oft erst in einem zukünftigen Leben wieder gewinnen.

Teil III: Die Welt der Geister

Frage: Was sind Geister oder vitale Wesen?

Sri Chinmoy: Einige waren einst Teil eines menschlichen Wesens, andere sind einfach nur Teil der universellen Existenz. Diese eigenständigen Einheiten wollen das Licht der Seele nicht. Diesen Wesen macht es Spaß, Unheil und Zerstörung anzurichten.

Wir können nicht sagen, dass diese Kräfte geistige Halluzinationen seien. Im Westen gebrauchen wir die Begriffe „Halluzination“ und „Aberglaube“. Wir wissen, dass Aberglaube und Halluzination existieren, aber diese Wesen existieren auch in der wirklichen Welt. Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen und mit mir auch andere meiner Familienangehörigen, Bedienstete und Nachbarn. Und ich bin ihnen mit meinem eigenen Licht und mit meiner eigenen spirituellen Kraft begegnet.

Frage: Würden diese vitalen Wesen vor deinem transzendentalen Bild erschrecken? Und würde es sie verjagen, wenn sie uns angriffen, während wir zum Beispiel die Straße entlang gingen? (Das „transzendentale Bild“ ist ein Foto, das Sri Chinmoy in seinem höchsten Bewusstsein zeigt und auf das seine Schüler meditieren.)

Sri Chinmoy: Glaube mir, wenn sie das transzendentale Bild sehen und wenn das transzendentale Bild zu diesem Zeitpunkt wirken kann, dann wird es sie erschrecken. Das Problem ist, dass du in jenem Augenblick nicht an das transzendentale Bild denken wirst. Wenn du angegriffen wirst, wirst du dich erschrecken und das Bild wird dir nicht in den Sinn kommen. Doch wenn das Opfer tatsächlich Licht vom transzendentalen Bild empfängt, werden diese Wesen fürchterlich erschrecken und gezwungen werden, sich zu verziehen. Nur wenn die Person Licht empfängt, wird die feindliche Kraft verschwinden. Wenn mein transzendentales Bild dort ist und es jemand sieht, der in keiner Weise mein Schüler ist und sich nicht für mich interessiert, dann ist es einfach ein Bild. Die Person wird kein Licht von ihm empfangen und die feindlichen Kräfte werden keine Angst bekommen.

Wenn jemand ein Opfer dieser Kräfte geworden ist und du ihm ein gewöhnliches Bild zeigst, wird es ihn nicht beschützen, selbst wenn er zu diesem Bild Vertrauen hat. Erstens wird der Betroffene nicht genug Vertrauen zu jenem Bild haben, wenn es nicht mein transzendentales Bild ist. Zweitens wird ihm von jenem Bild keine Göttlichkeit zuströmen, selbst wenn er ihm dieses Vertrauen entgegenbringt.

Die beschützende Kraft des Lichts wirkt auf eine besondere Art. In jenem Stuhl dort ist eine Seele und in meinem Körper ist eine Seele. Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen der Seele, die ich in meinem Körper habe und der Seele, die in jenem Stuhl ist. Es ist wahr, dass Gott in einer Karotte ist und dass Gott in einem Bleistift ist. Aber wie viel Göttlichkeit ist in jener Karotte oder in jenem Bleistift? Wenn das Opfer das transzendentale Bild ansieht und von ihm etwas empfangen kann, wird das vitale Wesen verschwinden müssen. Es wird vor dem Licht und der Kraft, die vom Bild her in das Opfer fließen, furchtbar erschrecken.

Die feindlichen Kräfte greifen an, aber der Schutz ist immer da. Das Beste, was man tun kann, ist, jeden Morgen beim Beten und Meditieren zuerst an den Schutz zu denken.

Frage: Gibt es irgendeine Möglichkeit für jemanden – nicht für einen spirituellen Menschen, sondern für einen gewöhnlichen Menschen – sich zu verteidigen, wenn er von einem Geist angegriffen wird? Gibt es etwas, das man tun könnte? In den Filmen wie Dracula und so weiter haben sie Kreuze und alle diese religiösen Dinge, die dann verhindern, dass ein Geist sie verletzt.

Sri Chinmoy: Es ist gut, wenn man so etwas zeigen kann. Wenn ein feindseliger Geist, ein böser Geist angreift, besteht die wirksamste Verteidigung immer im Gebrauch von Reinheit. Diese Kräfte können Reinheit nicht leiden.

Wenn jemand angegriffen wird und hilflos ist, können Okkultisten etwas tun, um ihm zu helfen. Ich habe das auch schon getan. Zuerst machen sie einen Kreis und dann dringen sie in die Seele des Menschen ein, der das Opfer ist. Die Seele kann dem Okkultisten eine Botschaft geben; die Seele hat die uneingeschränkte Kraft, das Bild des betreffenden Geistes direkt vor die Augen des Okkultisten zu bringen. Die Seele wird ihn also wie ein Röntgenapparat ans Tageslicht befördern und sagen: „Hier ist er; das ist der böse Geist, der mich angegriffen hat.“ Dann wird der Okkultist sogleich seinen Eindruck vom Geist niederschreiben oder malen oder irgendwie auf einem Blatt Papier festhalten. Er braucht kein Künstler zu sein, ganz und gar nicht. Dann benützt er einige okkulte Formeln und kreuzt das ganze Gesicht mit Hilfe der Seele. Wenn er das tut, verlässt der Geist das Opfer. Der Betroffene kann bewusstlos sein; es kommt vor, dass er erbricht oder sich merkwürdig benimmt. Gewöhnlich hat das Opfer eines bösen Geistes eine furchtbare Angst vor Wasser und auch vor seinen Freunden und Verwandten. Alles, was es sieht, macht ihm Angst. Doch wenn der Okkultist seine Kraft gebraucht, ist das Opfer augenblicklich erlöst. Wenn in einem ernsten Fall das Opfer keinerlei Hilfe von einem kompetenten Okkultisten erhält, werden ihm die Ärzte Spritzen geben und alles Mögliche veranlassen. Das Opfer wird drei, vier, fünf Tage im Krankenhaus bleiben bevor es stirbt und die meiste Zeit davon wird es im Koma liegen.

Frage: Geschieht das oft?

Sri Chinmoy: Ich habe etwa zehn oder elf Fälle gekannt und gesehen. Nicht, dass ich mit ihnen zu tun gehabt hätte, aber ich habe gesehen, was dabei geschieht. Meistens beschäftigen sich Okkultisten mit diesen Dingen. In Indien gibt es auch Leute, die keine Okkultisten sind, aber etwas von der vitalen Welt verstehen und mit den bösartigen Kräften auf eine sehr grobe Art umgehen. Ihre grobe Art ist sehr schlecht. Sie beginnen, das Opfer heftig zu schlagen. Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, hatte ich einen Nachbarn, der dem Angriff eines Geistes zum Opfer fiel. Ein Dorf-Exorzist kam und begann ihn mit einem Stück Holz erbarmungslos zu schlagen. Der Mann weinte und schrie, aber der Geisterbeschwörer sagte: „Dadurch, dass ich ihn schlage, treibe ich den bösen Geist aus.“ Der Geisterbeschwörer war zwar erfolgreich, wie sie es oft sind, aber das war eine sehr grobe Art.

Frage: Geschieht das in einem Teil der Welt häufiger als in einem anderen? Da es in Indien mehr Okkultisten gibt als in Amerika, kommt dies dann dort auch häufiger vor?

Sri Chinmoy: Ich habe keine Ahnung. Ich habe ein paar Bücher gelesen und es scheint, dass es auch in Amerika vorkommt.

Frage: Aber in Amerika erkennt man es nicht.

Sri Chinmoy: Nein, in Amerika erkennt man es nicht. In Amerika enden viele Leute, die von einer feindlichen Kraft angegriffen wurden, im Krankenhaus, weil man die Ursache ihrer Krankheit nicht versteht. In indischen Dörfern wird es als ein tägliches Ereignis hingenommen. Das ist der Grund, warum Kindern verboten wird, am Nachmittag zwischen ein und drei Uhr hinauszugehen. Wenn sie gehen müssen, gehen sie in Gruppen; sie gehen nicht alleine hinaus. Zwischen ein und drei Uhr am Nachmittag ist die schlimmste Zeit.

Frage: Wie ergreift ein Geist Besitz von einem Menschen? Wie gewinnt der Geist den Zutritt zum Bewusstsein des Betreffenden? Dringt er einfach ein?

Sri Chinmoy: In der vitalen Welt haben Geister die Kraft dazu. Sie können ohne weiteres in einen eindringen, während man die Straße hinuntergeht oder auch bei einer anderen Gelegenheit. Doch warum nur Geister? Auch mensch­liche Gedanken können eindringen. Wenn du jetzt gute Gedanken, sehr machtvolle Gedanken hast, kannst du mit diesen mächtigen Gedanken sehr kraftvoll in jemand anderen eindringen. Du sendest Gedankenwellen zu jemandem und er sieht vielleicht ein wirkliches Wesen vor sich, wie in einem Traum. Dieses Wesen kann jede Form annehmen, die du ihm geben willst. Aus Gedanken können wir Form erschaffen, denn Gedanken sind sehr machtvoll. Wenn die Yogis ihre Willens- oder Gedankenkraft benützen, geben sie ihr sogleich Form. Glaubst du, die Geschichte, die Kanan über das Stehlen der Aubergine (Aus dem Buch „Garten der Seele“, einer Sammlung von Kurzgeschichten Sri Chinmoys) vorführte, sei einfach ein Lügenmärchen, an dem nichts wahr ist? Jene Geschichte ist völlig wahrheitsgetreu. Die Frau, welche die ganze Zeit immer wieder erschien, das Kind und all das – das alles kam von den Gedankenwellen, von der Willenskraft des Meisters. Der Yogi benutzte seine Willenskraft und sogleich nahm sie eine Form an.

Frage: Ich möchte den Unterschied zwischen Seele und Geist (spirit) wissen. Ich weiß, dass es zwei völlig verschiedene Dinge sind, aber ich kann den Unterschied nicht verstehen.

Sri Chinmoy: So, wie der Begriff im Westen gebraucht wird, ist ein Geist eine vitale Einheit und gewöhnlich ist er nicht gut. Die Seele verkörpert Gott und ist tief in unserem Inneren; sie ist ein Teil des Selbst. Durch die Seele dringen wir durch unsere alldurchdringende Göttlichkeit ein. Wenn wir den Begriff „Seele“ gebrauchen, bezieht er sich auf einen Funken des Selbst, des Allwissenden und Allmächtigen. Ein Geist, wie wir den Ausdruck hier gebrauchen, bezieht sich auf eine vitale Einheit, die unbefriedigt oder unzufrieden ist, wenn der betreffende Mensch stirbt und für eine gewisse Zeit in der vitalen Welt bleibt. Es gibt viele, viele störende, hindernde, konfliktauslösende Kräfte, welche die Form von Geistern annehmen. Diese Geister versuchen, Disharmonie, Trennung und so weiter zu schaffen. Das ist ihre Funktion.

Manchmal helfen Geister auch jemandem dabei, Informationen in der vitalen Welt darüber zu sammeln, was dort geschieht oder was morgen oder übermorgen geschehen wird. Sie haben diese Fähigkeit, weil die vitale Welt höher ist als die physische Welt. Wenn man auf einen Baum klettert und von der Krone hinunterschaut, hat man eine größere Aussicht und kann alles klarer sehen. Von der vitalen Welt aus ist es einfacher, die Ereignisse der physischen Welt zu beobachten. Von der physischen Welt hingegen ist es sehr schwierig, in die vitale Welt einzutreten. Hier kommen Spiritismus und okkulte Praktiken ins Spiel.

Sehr oft sagen Geister zu einem Menschen, dass sie seine verstorbenen Eltern oder seine Lieben zu Besuch bringen würden. Ich möchte betonen, dass Leute, die auf diese Geister hören, eine große Dummheit begehen, weil die Geister in Wirklichkeit nicht die Seele jenes Menschen, ihres Liebsten und Nächsten bringen, sondern unzufriedene, hungrige Wesen aus der vitalen Welt.

Einige Geister ergreifen Besitz von der Existenz der Leute, die mit ihnen verkehren. Die äußeren Wesen dieser Leute erlauben es den Geistern, in sie einzudringen – mit dem Resultat, dass sie besessen werden. Manchmal sagen diese Leute viele Dinge voraus, die dann eintreffen oder auch nicht. Leider bringt sie das aber nicht zum spirituellen Leben. Nach ein paar Jahren sagen die Geister: „Gib mir jetzt den Lohn. Ich gab dir Name und Ruhm. Du wusstest überhaupt nichts über die Vergangenheit oder die Zukunft. Ich zeigte sie dir, also musst du mir jetzt den Lohn dafür geben.“ Was kann er geben? Sein Name und sein Ruhm können die hungrigen Geister nicht erfreuen, also erwürgen ihn die Geister. Viele, viele schwarze Magier und Leute, die mit Geistern verkehrt haben, wurden erwürgt oder getötet. Ich weiß es, weil ich in der Nähe einiger solcher Fälle gewesen bin.

Um zu dem Begriff „Geist“ (spirit) zurückzukommen: In Indien gebrauchen wir das Wort mit einem großen S. Dann bedeutet es etwas anderes als im Westen. Dieser Geist (Spirit) ist die männliche Form von Gott, die nicht in die Welt der Schöpfung eintritt. Er ist das unmanifeste Jenseits, das Selbst. Wenn wir in das innere Leben eintreten und spirituellen Fortschritt machen, uns selbst verwirklichen und uns von Angst, Zweifel und Beschränkung befreien, gewinnen wir freien Zutritt zum Geist (Spirit). Dort erlangen wir unsere eigene Identität mit der kosmischen Schau und Wirklichkeit. Dieser Begriff des Geistes (Spirit) ist im Westen nicht gebräuchlich. Im Westen gebrauchen wir das Wort Geist (spirit), um uns auf den Spiritismus und die Wesen der vitalen Welt zu beziehen.

Frage: Angenommen, es kommt ein Geist zu dir. Wie kann man beurteilen, ob es ein guter oder ein schlechter Geist ist?

Sri Chinmoy: Wenn gute Geister zu dir kommen, wirst du immer den Duft einer Blume wahrnehmen. Selbst wenn keine Blumen im Zimmer sind, wird man den Duft von Blumen oder Weihrauch riechen und Freude spüren. Aber wenn sich dir schlechte Geister nähern, wirst du immer eine Art Furcht, Ängstlichkeit oder ein ungemütliches Gefühl im Zimmer und in deinem Körper verspüren. Kurz bevor sie auftauchen, bist du vielleicht sehr rein gewesen, aber die schlechten Geister machen deinen Verstand unrein.

Frage: Kann ein Geist einem Menschen helfen?

Sri Chinmoy: Ja. Während eines Traumes können die Eltern zu dir kommen und dir etwas Gutes sagen oder sie können dir die Zukunft erzählen oder vielleicht warnen sie dich, dass irgendetwas geschehen wird. Meine Mutter starb vor fast zwanzig Jahren und jetzt ist sie im Himmel. Sie ist Hunderte von Malen zu mir gekommen und hat mir geholfen. Manchmal, wenn ich etwas verlegt habe und ich in Verlegenheit gerate, weil ich diesen Gegenstand gerade benötige, erscheint meine Mutter vor mir. Ebenso wie ich dich in einer physischen Form sehe, kann ich sie sehen und berühren. Dann sagt sie zu mir: „Schau, es liegt dort in der Schublade.“ Ich sage: „Nein, es kann nicht dort sein, denn ich habe diese Schublade nie benützt.“ Aber ich finde dort, was ich verlegt habe.

In Indien sagt man, wenn man mit der linken Hand etwas abgelegt hat, kostet es stundenlanges Suchen, bevor man es wieder findet. Es gibt natürlich noch eine andere Methode: Wenn ich etwas verlege und mich dann konzentriere, kann ich sogleich herausfinden, wo es ist.

Frage: Ich habe eine Broschüre gelesen, in der stand, dass jeder Mensch einige Führer hat, mit denen er verbunden ist und zu denen er beten könne. Ist das wahr?

Sri Chinmoy: Ja. Jeder Mensch hat nicht nur einen, sondern zwei oder drei Führer. In Indien nennen wir sie leitende Gottheiten. Und auch unsere Eltern und Verwandten, die sich mit uns verbunden fühlen, helfen uns, führen uns und beten für uns, nachdem sie den Körper verlassen haben. Wenn sie sich auf jener Ebene immer noch mit uns verbunden fühlen, helfen sie. Es ist einfacher für sie, für uns zu beten als für uns, für sie zu beten, weil sie sich auf einem höheren Niveau als wir befinden.

Frage: Wird es einfacher für uns, Geister anzurufen, wenn wir Weihrauch und Kerzen anzünden?

Sri Chinmoy: Als ich früher Schmerzen in meinen Füßen hatte, sahen meine Schwestern jeweils eine weiße Gestalt, die meine Füße massierte. Sie sahen kein eigentliches Gesicht, sondern nur eine schattenhafte Form. Ich jedoch konnte das ganze Gesicht und alles Übrige sehen. Ich sagte meinen Schwestern, sie sollten den Geist nicht berühren, da er äußerst rein war. Ich bat sie, Weihrauch und Kerzen anzuzünden und Blumen aufzustellen. Immer, wenn ein Geist kommt, muss man diese Dinge tun; andernfalls wäre es sehr schwierig für den Geist, bei einem zu bleiben. Auch wenn man der reinste Mensch auf Erden ist, die Geister werden immer finden, man sei voller Unreinheiten. Aber wenn eine Blume, Weihrauch und eine Kerze da sind, dann finden sie es einfacher, zu bleiben.

Nachdem Sri Ramakrishna, einer unserer großen spirituellen Meister, den Körper verlassen hatte, ging er einmal zum Haus eines seiner ergebenen Schüler. Der Schüler wollte, dass er längere Zeit bliebe, aber Sri Ramakrishna sagte: „Ich bin aus meiner grenzenlosen Liebe zu dir gekommen, aber ich sehe, dass du so unrein bist. Du solltest in deinem Zimmer Weihrauch brennen lassen. Wenn ich komme und an diesem Ort bleibe, ist es für mich, als wenn ich auf einem Dornenbett schlafen würde. Erwartest du von mir, dass ich auf einem Dornenbett schlafe?“

Frage: Warum helfen Blumen und Weihrauch, gute Geister zurückzubringen?

Sri Chinmoy: Es erlaubt ihnen friedlich zu verweilen. Es reinigt die Atmosphäre. Das ist ihre Nahrung, es ist eine Art Frucht für sie. Du quälst die Geister, wenn du sie in einem unreinen Zimmer zu dir rufst, selbst wenn dein Körper und dein Verstand rein sind. Du denkst vielleicht an Gott und hast das Gefühl, du seiest rein, aber wenn dein Zimmer nicht rein ist, ist es eine Qual für die Geister.

Frage: Guru, wie sind die feindseligen Kräfte ursprünglich entstanden?

Sri Chinmoy: Es sind alles unzufriedene oder unbefriedigte Wesen. Einige haben nie eine menschliche Gestalt angenommen; andere waren einst menschliche Wesen. Und als sie Menschen waren, haben sie gestritten, gekämpft, Leute ermordet und alle möglichen unaussprechlichen Dinge getan. Keine Erfahrung, die sie machten, befriedigte sie. Selbst wenn sie Hunderte von Menschen getötet hätten, wären sie nicht befriedigt gewesen. Es gibt keine Befriedigung in ihrem Leben.

Frage: Wird es je eine Zeit geben, in der es nirgends mehr feindselige Kräfte geben wird?

Die Zeit wird kommen. Es wird Millionen von Jahren dauern, aber Gott wird mit Gewissheit nicht für immer unvollkommen bleiben. Er kann nicht. Er muss sie eines Tages vervollkommnen.

Frage: Wenn du kämpfst, Guru, hast du dann eine Armee?

Sri Chinmoy: Ja, viele Armeen.

Frage: Sind es deine inneren Wesen oder sind es auch andere Wesen?

Sri Chinmoy: Meine inneren Wesen kämpfen mit mir und für mich.

Frage: Ist die Waffe Konzentration?

Sri Chinmoy: Es ist nicht Konzentration. Spirituellen Meistern steht eine große Kraft zur Verfügung, die sie gebrauchen können, wenn sie wollen. Sie ist mit der Kraft vergleichbar, die du in deinen Armen hast. Du benützt sie nicht immer. So ähnlich habe ich in mir eine große Kraft; sie ist immer da. Wenn es Zeit ist, benütze ich sie einfach. Es ist, wie wenn man Tausende von Dollars auf der Bank hat; man kann sie gebrauchen, wie man will. Man kann einen Dollar oder alle tausend Dollar gebrauchen. Aber warum sollte man tausend Dollars oder auch nur einen Cent abheben, wenn man nichts braucht? Wenn ein Bedürfnis da ist, ein göttliches Bedürfnis, kommt in den meisten Fällen die Entscheidung diese Kraft zu gebrauchen von Gott.

Frage: Guru, rufst du je Schüler herbei, um an diesen Schlachten teilzunehmen?

Sri Chinmoy: Diese Art von Schülern habe ich noch nicht. Eines Tages werdet ihr so weit sein. Dann werde ich euch mit Freude, mit größter Freude einsetzen. Als ich jemandes Schüler war, pflegte ich an Hunderten und Tausenden von solchen Kämpfen teilzunehmen. Und dann, am folgenden Morgen, erhielt ich überhaupt keine Anerkennung. Nur einmal, als sich mein eigener Guru nicht getraute, etwas ganz Bestimmtes zu tun, sagte der Guru am nächsten Tag dem Betreffenden, was ich getan hatte. Aber gewöhnlich schenkte er mir auf der physischen Ebene keine Anerkennung.

Frage: Guru, wenn du von Kämpfen gegen eine feindliche Kraft sprichst, ist das so zu verstehen, dass du dann etwas herab bringst und es injizierst? Oder ist es tatsächlich eine Art Kampf, an dem du teilnimmst? Wie unterscheidet sich das Kämpfen gegen eine feindliche Kraft vom gewöhnlichen Meditieren, wo du Licht und Frieden herab bringst?

Sri Chinmoy: In der Meditation rufen wir Frieden zu uns herab und versuchen voller Ergebenheit zu empfangen, was herabkommt. Aber wenn wir eine feindliche Kraft treffen, geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Dort müssen wir blindlings töten. Dort denken wir nicht an Vater, Mutter oder Bruder. Dort müssen wir wie ein verrückter Elefant handeln. Nein, „verrückter Elefant“ ist nicht das richtige Wort. Wenn spirituelle Leute die feindlichen Kräfte bekämpfen, ist es, als wenn Hunderte von Löwen kämpfen würden. Es ist nicht so, dass man irgendetwas herunterbrächte. Es sind wirkliche Kämpfe.

Frage: Wie ist es, wenn du in der inneren Welt kämpfst?

Sri Chinmoy: Wie soll ich es dir sagen? In der vitalen Welt gibt viele, viele zerstörerische Kräfte. Nun, die meisten von euch haben noch nicht einmal einen Geist gesehen. Gott will euch keinen Geist zeigen. Aber diese Kräfte in der vitalen Welt sind unendlich viel machtvoller und furchterregender als ein Geist. Sie sind außerordentlich hässlich und schmutzig und gleichzeitig unvorstellbar stark. Wenn du sie siehst, willst du nicht einmal mehr kämpfen. Du hast das Gefühl, es sei besser, dich gleich zu ergeben. Nicht dass sie so schön und leuchtend wären, dass du vor ihren Füßen sterben möchtest. Nein! Sobald du sie siehst, denkst du, es sei unmöglich, sie zu besiegen, also sagst du dir, es sei das Beste, dich zu ergeben und einfach friedlich zu sterben.

Frage: Guru, bist ist du je von einem Geist besessen worden?

Sri Chinmoy: Geister kommen und versuchen, spirituelle Meister in Besitz zu nehmen, aber sie können uns nicht besitzen. Wir erlauben es ihnen nicht. Es ist Gottes Wille, dass wir sie bekämpfen.

Einmal, als ich einundzwanzig Jahre alt war, kamen sechs Geister und griffen mich an. Ich war im Bett und begann mit ihnen zu kämpfen. Durch Gottes Gnade mussten sich diese Geister verziehen, aber später kamen sie wieder zurück. Es war ungefähr drei Uhr morgens und es gab einen solchen Aufruhr, dass alle Bewohner des Hauses – es waren elf oder zwölf – herunterkamen. Nur mein Bruder, der dort im Zimmer in einem Bett gerade neben meinem war, konnte sehen, dass ich mit etwas kämpfte und in einer anderen Sprache redete. Er wusste nicht, was ich sagte, aber er schrieb auf, was er hörte, als ich mit ihnen argumentierte und kämpfte. Nachher fragte er mich, was es hieße, aber ich hatte alles vergessen. Später konzentrierte ich mich und meditierte und sagte ihm die Bedeutung dieser fremden Wörter.

Diese Geister waren böse Geister. Sehr oft versuchen böse Geister, uns in unbewachten Momenten unserer spirituellen Kraft zu berauben. Sie rauben nicht nur spirituelle Kraft; wenn man Höflichkeit, Einfachheit oder ins­be­son­dere Reinheit hat, versuchen sie diese Eigenschaften wegzunehmen. Reinheit nehmen sie zuerst, weil sie wissen, dass jemand ohne Reinheit keinen weiteren Fortschritt machen kann. Wenn man etwas Dauerhaftes in seinem spirituellen Leben haben will, dann muss man zuerst Reinheit haben.

Frage: Guru, kommt es im Westen vor, dass böse Geister in jemanden eindringen und dann alle Leute denken, es sei irgendeine medizinisch definierte Krankheit? Könnten zum Beispiel bestimmte psychiatrische Fälle wirklich Fälle von eingedrungenen bösen Geistern sein?

Sri Chinmoy: Ja. Im Westen gibt es viele solcher Menschen, die ich in psychiatrischer Behandlung gesehen habe. Eine meiner ersten Schülerinnen, wurde tatsächlich von einer bösartigen Kraft angegriffen, doch ihre Mutter dachte, dass es ein geistiger Zusammenbruch sei und steckte sie für ein oder zwei Jahre in ein Krankenhaus in Bronx. Sie wurde praktisch geistesgestört dort. Eines Tages erzählte mir ein anderer Schüler von ihr und sie tat mir sehr leid. Ich war in jener Zeit in Manhattan und ging sie besuchen. Sie war schon seit geraumer Zeit dort, litt, machte überhaupt keine Fortschritte und war in sehr schlechter Verfassung. Sie dachten, sie hätte ihre Zurechnungsfähigkeit verloren und benötige psychiatrische Behandlung, aber ich sah klar, dass sie von einer ungöttlichen Kraft angegriffen worden war. Sie kannte mich zu jenem Zeitpunkt nicht gut; sie hatte nur zufällig von mir gehört. Aber ich half ihr und ein paar Tage später danach wurde sie entlassen. Nachher hielten wir zweimal eine Meditation ab und ich gab Vorträge bei ihr zu Hause. Einmal, als ich gerade meine Meditation begann, kam ihre Katze, fiel vor meine Füße und sagte mir innerlich, dass sie eine menschliche Inkarnation haben wolle. Alle waren so überrascht, weil auf einmal die Katze kam, sich flach vor meine Füße legte und mich anstarrte.

Frage: Was wäre geschehen, wenn du ihr nicht geholfen hättest? Wären die Kräfte für den Rest ihres Lebens geblieben oder hätten sie diese Frau nach einer Weile einfach verlassen?

Sri Chinmoy: Ich habe keine Ahnung, was in ihrem Fall passiert wäre. Vielleicht hätte es einige Jahre gedauert und dann, wenn die Kräfte gesehen hätten, dass sie schwächer und schwächer geworden wäre, hätten sie sie verlassen. Sie hätten sie nicht aus Erbarmen verlassen, sondern weil sie die Betroffene zerstört hätten. Dann wären sie zu jemand anderem gegangen. Aber es ist nicht so, dass der Betreffende wieder gesund wird, sobald sie ihn verlassen. Nein! Wenn sie einen Menschen ernsthaft geschädigt oder dauerhaft ruiniert haben, gehen sie zu irgendeinem anderen Menschen und versuchen ihm Probleme zu bereiten. Wenn der Geist das Opfer nicht vollständig zerstört hat, dann besteht eine Möglichkeit, dass es geheilt werden kann. Aber nach der vollständigen Zerstörung ist es ein hoffnungsloser Fall.

Frage: Was geschieht mit jener Seele in ihrer nächsten Inkarnation? Ist sie ruiniert?

Sri Chinmoy: Die Seele ist nicht ruiniert. Aber die arme Seele erhält in dieser Inkarnation nicht genug Gelegenheit, Fortschritt zu machen, ihre Göttlichkeit zu manifestieren.

Frage: Wie kann man den Unterschied feststellen zwischen jemandem, der Macht will, weil er von einem dieser Wesen besessen wird und jemandem, der Macht will, weil es in seiner Natur liegt, weil er spirituell nicht entwickelt ist?

Sri Chinmoy: Wenn man die Fähigkeit dazu hat, ist es am einfachsten, sich auf die Seele zu konzentrieren. Dann kann man sehen, ob der Betreffende ein Opfer dieser falschen Kräfte geworden ist oder ob sein eigenes vitales Wesen nach Macht verlangt. Betrachten wir ein Kind. Im Gesicht eines Kindes sollten wir Reinheit sehen; von Natur aus sollte ein Kind süß und lieblich sein. Aber wenn wir stattdessen sehen, dass ein Kind immer alles zerbricht, kämpft und voller Aggression ist, dann wissen wir, dass dieses Kind von etwas besessen ist. In einigen Fällen ist das Kind auf diese Weise besessen geboren worden und wenn es aufwächst, besteht seine eigene Natur darin, zu kämpfen und zu versuchen, alle zu besiegen. Es will immer, dass andere hinter ihm sind oder ihm zu Füßen liegen. Bei einem Kind kann man es auf diese Weise leicht sagen. Und wenn man sich auf die Seele eines Menschen konzentrieren kann, wird man sogleich wissen, ob dieser Mensch von einem anderen Wesen besessen ist oder nicht.

Frage: Gibt es eine Möglichkeit, diese Wesen zu bekämpfen?

Sri Chinmoy: Ja, indem man Frieden hineinbringt. Frieden ist das beste Gegenmittel. Wenn Frieden in diese Wesen eindringt, sterben sie sogleich. Frieden ist wie Gift für sie, denn diese rastlose Welt hat furchtbare Angst vor Frieden. Wenn wir Frieden in die Menschen werfen können, die ein Opfer dieser aggressiven Lebenskräfte geworden sind, dann verschluckt der Frieden sogleich ihre Aggression. Eltern können das Problem leicht dadurch lösen, dass sie sich auf das Herz ihrer kleinen Kinder konzentrieren und Frieden in sie bringen. Es gibt keine andere Lösung; nur Frieden wird das Problem lösen.

Frage: Warum ist es für eine Seele, die den Körper vor vielen Jahren verlassen hat, notwendig, um materielle Dinge zu bitten, wie im Fall von Schädel? (Der Fragende bezieht sich auf eine Geschichte über einen Geist, der das Bett eines Mannes schüttelt, der einen alten Schädel vom Friedhof mitgenommen hatte.)

Sri Chinmoy: Gewöhnliche Seelen haben eine bösartige Neigung zur Rache. Wenn sie sich an jemandem nicht rächen können, während sie auf der Erde sind, wollen sie es von der anderen Welt aus nachholen. Sie sind nicht befriedigt und es spielt für sie keine Rolle, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelt. Sie rächen sich, weil sie das Gefühl haben, sie würden etwas gewinnen. Es macht ihnen Spaß und sie sind erbarmungslos. Ich kenne viele ähnliche Fälle wie die Geschichte, die du erwähnt hast. Diese Seelen bitten einfach um kleine Sachen – um einen Dollar zum Beispiel. Und was machen sie, wenn sie das nicht erhalten? Sie dringen in deine subtilen Nerven ein und bringen dein ganzes System durcheinander. Ich kenne einen Jungen, dessen Freund starb. Dieser Junge schuldete dem Freund den Gegenwert von etwa dreißig Cents in indischem Geld. Sieben Nächte lang kam sein Freund zurück und sagte: „Gib mir mein Geld.“ Der Junge antwortete: „Ich bin bereit, es dir zurückzugeben, aber wie willst du es nehmen?“ Der Freund sagte: „Nein, gib her, gib mir mein Geld.“ Am Ende der Woche war die Gesundheit des Jungen zerrüttet und er musste zwei Monate lang im Bett bleiben.

Wenn man einen Bediensteten hat, zum Beispiel ein Dienstmädchen und das Dienstmädchen stirbt, so kann sie ein paar Monate oder Jahre lang in der vitalen Welt bleiben, wenn sie sich rächen will. Von dort aus kann ihr Geist viele Probleme schaffen. Aber schließlich hat alles eine Grenze; sie kann die Hinterbliebenen nicht ewig plagen.

Wir können uns schwer vorstellen, wie X darunter litt, als ihr erster Mann Selbstmord beging. Zwei oder drei Stunden nach der Hochzeit hatte er die brillante Idee, sich selbst zu töten. Wie litt X darunter während der nächsten fünf, sechs, sieben Jahre – vielleicht noch länger! Jeden Tag wurde sie angegriffen, bedroht, erschreckt und auf so viele Arten gequält. In jener Zeit war ich in Indien und kannte sie nicht, aber ein Freund von mir bat mich, ihr zu helfen. Ich benützte meine Kraft und nachdem der Geist sie so viele Jahre lang geplagt hatte, ließ er sie schließlich allein.

Wir glauben, die Seele werde großzügig, rein und vergebend, sobald sie den Körper verlassen habe; aber dem ist nicht so. Wenn es so wäre, würden wir den Tod immer willkommen heißen. Wir würden zum Tod sagen: „Im Augenblick, da du mich annimmst, werde ich frei sein von aller Knechtschaft.“ Aber es ist nicht so. Das Niveau, das wir in diesem Leben erringen, ist eine Treppenstufe. In der nächsten Inkarnation müssen wir mit dem, was wir gegenwärtig erreicht haben, beginnen. Wenn wir in dieser Inkarnation Vergebung, Liebe und Opferbereitschaft entwickelt haben, dann werden wir aufgrund unserer Vergebung, Liebe und Opferbereitschaft in unserer nächsten Inkarnation eine Stufe weiter gehen.

Leute, die versuchen, sich an ihren Freunden oder Bekannten zu rächen, nachdem ihre Seele den Körper verlassen hat, stellen wirklich einen großen Unsinn an. Sie behindern ihre eigene zukünftige Inkarnation, weil sie die vitale Welt nicht verlassen. Sie bleiben in der vitalen Welt und dringen in die grobphysische Welt ein, um zu bedrohen, zu erschrecken und gewisse Neuigkeiten mitzuteilen. Wenn sie stattdessen versuchten, in die mentale Welt, auf die Ebene der Intuition oder des höheren Geistes, auf die Ebene des Overminds oder in die Region der Seele zu gelangen, dann würden sie wirklichen Fortschritt machen; aber das tun sie nicht.

Als jener Mann, auf den sich deine Frage bezieht, den Schädel nach Hause trug, setzte er sich selbst mit den vitalen Kräften in Verbindung. Und damit lud er Probleme ein. Als ich neun oder zehn Jahre alt war, ging ich an einem Ort vorbei und sah einen Schädel. Es fiel mir auf, dass ein paar Worte in Sanskrit auf den Schädel geschrieben waren. Später, als ich nach Hause ging, sah ich innerlich, dass in jenen ganz wenigen Worten ein langer Brief geschrieben stand und in diesem Brief erzählte ein verstorbener Mann, wie grausam und ungerecht seine Frau und Kinder mit ihm gewesen waren. Wenn ich den Schädel nach Hause gebracht hätte, hätte mich dasselbe Schicksal ereilt wie den Mann, auf den sich deine Frage bezogen hat. Obwohl ich mit dem verstorbenen Menschen nichts zu tun hatte, wäre ich von ihm belästigt worden, einfach weil ich ein Interesse an jenem bestimmten Schädel gezeigt hätte.

Frage: Aber was geschieht mit diesen Seelen? Sie sind also nicht frei, sondern immer noch irgendwie an ihre früheren Leben gebunden?

Sri Chinmoy: Wenn ein spiritueller Mensch Mitleid zeigen will, dann befreit er sie aus der vitalen Ebene. Er sagt ihnen, dass sie nicht nur ihren Verwandten und Freunden Leid zufügen, sondern auch sich selbst. Er sagt ihnen, dass sie keine Zukunft und kein Licht vor sich hätten, wenn sie so weitermachten. Aber wenn kein Meister hilft, bleiben die Seelen oft viele, viele Jahre in dieser erbärmlichen Verfassung.

Frage: Wie kommen sie jemals da heraus?

Sri Chinmoy: Sie kommen da heraus, wenn sie schließlich erkennen, dass es auch höhere Welten gibt, die sie erreichen können. Auch in der vitalen Welt muss man streben, um über etwas hinauszugehen und höher zu kommen. Ohne Strebsamkeit muss man bleiben, wo man ist. Selbst in dieser Welt wird man während seines Lebens keinen Fortschritt machen, wenn man keine Strebsamkeit hat. Man wird als ganz gewöhnlicher Mensch kommen und es bleiben, vielleicht für viele Leben. Es gibt viele Menschen, die sich wie Tiere benehmen. Warum? Weil sie nicht einmal das innere Streben besitzen, über ihr tierisches Bewusstsein hinauszugehen.

Frage: Was sind Gespenster? Sind es vitale Wesen von toten Menschen?

Sri Chinmoy: Die meisten sind unbefriedigte vitale Wesen. Zufriedene Wesen tun diese Dinge nicht. Das ist der Grund, warum in Indien die Leute verschiedene Rituale vollziehen, wenn jemand stirbt. Während eines Monats ernähren sie den Verstorbenen. Wenn jemand stirbt, halten sie noch einen Monat lang allerlei Nahrung vor ihrem Haus für ihn bereit, in der Annahme, dass der verstorbene Mensch immer noch hungrig sei. Wir pflegten Nahrung für unseren Vater und unsere Mutter bereitzuhalten. Sehr oft kam ein Hund und fraß das Essen auf, was uns manch­mal entmutigte. Aber der Dorf-Brahmin gab uns eine gute Erklärung. Er sagte „Euer Vater hat die Form eines Hundes angenommen und der Hund frisst nun das Essen.“ Ich beobachtete es mindestens sechs oder sieben Male mit Tränen in den Augen und dachte: „Oh, mein Vater isst“. Der Hund fraß das Essen und ich pflegte dem Hund mit einer solchen Zuneigung zuzuschauen, weil der Brahmin gesagt hatte, dass der Hund anstelle meines Vaters esse. Welch ein Dorfglaube! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Als mein Vater starb und als meine Mutter starb, befolgten wir dieses Ritual einen Monat lang und dann, nach einem Monat glaubten wir, dass sie nicht mehr hungrig wären.

Frage: Ist an den Geschichten über Häuser, in denen es spukt, irgendetwas Wahres?

Sri Chinmoy: Zweifellos! Ich will euch ein Erlebnis erzählen, das ich erst kürzlich in Connecticut hatte. Wir verbrachten ein paar Nächte im Haus einer bestimmten Dame. Als sie mir sagte, dass es in ihrem Haus spuke, schenkte ich dem nicht viel Aufmerksamkeit. Doch in der Nacht kamen die Geister. Ich glaube, es waren drei Geister beteiligt: ein Vater und zwei Söhne. Es war eine sehr lange Geschichte. Sie schrieen und kreischten und versuchten, mich zu erschrecken. Die erste Nacht nahm ich sie nicht ernst, aber in der zweiten Nacht war es wirklich furchtbar und ich musste sie ernst nehmen. Sie bogen vor dem Fenster den Ast eines Baum zurück und ließen ihn schnellen, so dass er direkt auf mein Fenster traf und es zerschlug. Der Ast kam und stieß mich buchstäblich aus dem Bett. Dann sagte ich: „Also gut! Eure Stunde hat geschlagen.“ und warf sie hinaus.

Frage: Konnte die Dame auch die Geister hören, Guru, oder nur du?

Sri Chinmoy: Jedermann konnte sie hören. Die Dame hörte sie viele Male. Ihre Tochter war immer sehr verängstigt und manchmal wurde sie sogar ohnmächtig.

Frage: Wussten die Geister, wer du warst? Taten sie das absichtlich?

Sri Chinmoy: Nein. Sie wussten nicht, dass ich ein spiritueller Meister oder irgendetwas bin. Sie dachten einfach, dass jemand da übernachtet und so taten sie es.

Frage: Wenn du diese Geister nicht hinausgeworfen hättest, hätten sie den Ort von sich aus verlassen?

Sri Chinmoy: Von sich aus entschließen sich die Geister nicht, zu gehen. Wenn sie einen Ort einmal besetzt haben, sind sie wie feindliche Kräfte: Sie besetzen ein Gebiet und man muss sehr hart arbeiten, um sie hinaus zu bekommen. An einigen Orten habe ich dies getan. Es gibt auch Leute, die zu Gott beten und dann hilft ihnen Gott.

Frage: Kann jeder Geister sehen oder nur bestimmte Leute?

Sri Chinmoy: Wenn sie eine Form annehmen, können die Geister von jedem gesehen werden. Sie können eine schöne oder eine hässliche Form annehmen. Als ich gerade zwölf Jahre alt war, wurde einer unserer Diener von einem Geist angegriffen. Er war etwa dreiundzwanzig Jahre alt. Um zwölf oder ein Uhr mittags ging er auf die Straße und plötzlich sah dieser törichte Junge auf einem Baum eine schöne Frau, die ihn zu Hilfe rief. Als er ihr helfen wollte, begann sie ihn mit ihren Knien zu treten. Der Junge fiel hinunter und wurde ohnmächtig. Nachher wurde er in ein Spital gebracht und alle möglichen Mittel wurden an ihm ausprobiert. Wie er litt! Das war keine geistige Halluzination oder etwas anderes.

Normalerweise sind weibliche Geister bösartiger als männliche. Weibliche Geister kommen in einer sehr schönen Form und rufen jemanden und wenn der Betreffende kommt, treten sie ihn erbarmungslos. Eines Abends kam mein älterer Bruder mit seinem Freund in der Nähe eines Bambusbaumes vorbei. Bambusbäume sind sehr hoch und sie sahen, dass sich dieser Baum weit herunterbeugte. Mein Bruder erblickte eine Frau in dem Baum, aber sein Freund nicht. Es war nicht sein drittes Auge oder sonst etwas, das ihn die Frau sehen ließ, während sein Freund nichts sah; sein Freund beachtete sie einfach nicht. Sein Freund war so entzückt, einen Bambusbaum zu sehen, der so tief gebeugt war, dass er ihn gleich anfasste. Der Baum schnellte wieder hinauf und der Freund meines Bruders wurde auf den Wipfel des Baumes geschleudert. Als er auf den Boden zurückfiel, brach er sich einen Ellbogen und eine Schulter. Meinem Bruder geschah nichts.

Frage: Hegen diese Geister einen persönlichen Groll gegen bestimmte Menschen?

Sri Chinmoy: Nicht eigentlich gegen bestimmte Personen, aber es sind bösartige Wesen, die sich daran erfreuen, solche Dinge zu tun.

Frage: Wie ist es mit Friedhöfen? Gibt es dort auch Geister?

Sri Chinmoy: Auch auf Friedhöfen und in Krematorien kann man sehen, wie böse Kräfte nachts kämpfen und schreien. Die Leute, die in der Nähe wohnen, können sie hören.

An dem Platz, wo wir beim letzten Picknick waren, sah ich viele böse Kräfte. Auf diesem Grundstück hatten einige Menschen Selbstmord begangen. Gewöhnlich zieht es Geister und böse Kräfte in eine Umgebung, in der Menschen Selbst­mord begangen haben.

Teil IV: Medien und die verborgene Welt

Frage: Womit nehmen spirituelle Medien Verbindung auf, wenn sie Botschaften geben? Mit wem oder mit was sprechen sie?

Sri Chinmoy: Sie versuchen mit der Seele zu sprechen. Wenn ich den verstorbenen Bruder, Vater oder die verstorbene Mutter von jemanden sehen will, kann ich die Seele sehen und mit ihr sprechen. Wenn du selbst verwirklicht bist, kannst auch du auf diese Art mit deinen Eltern sprechen, wenn sie nicht auf der Erde sind. Wenn sie noch im Himmel oder in einer anderen höheren Welt sind, ist es sehr leicht, mit der Seele zu sprechen. Wenn sie eine neue menschliche Inkarnation angenommen haben, wird es ein wenig schwierig, aber wir können es auch dann noch tun.

Die Seele hat ihre eigene Sprache. Wie wir direkt mit einem Menschen sprechen, können wir direkt mit der Seele sprechen. Auch ein gewöhnlicher Mensch, der nicht verwirklicht ist, kann mit einer Seele sprechen, wenn er in Verbindung mit einem Geist der vitalen Ebene steht oder Kontrolle über ihn hat. Nachrichten, die über Geister empfangen werden, sind jedoch oft unrichtig oder unvollkommen. Wenn der Vater oder die Mutter eines Menschen gestorben ist und der Verstorbene sich die Mühe machen will, seinem Sohn oder seiner Tochter auf der Erde zu helfen, kann der Geist des Verstorbenen, gleichgültig wo er ist, kommen und Botschaften geben. Diese Geister können sich jederzeit auf sie konzentrieren, an sie denken und die Botschaft übermitteln. Noch heute gibt es ganz gewöhnliche Leute, die auch nicht eine Sekunde lang beten und trotzdem Botschaften von Verwandten aus der Welt der Seele erhalten. Dieser Vorgang ist jedoch in keiner Weise zuverlässig. Die Leute, die auf diese Weise Botschaften empfangen, sind immer den Launen ihrer verstorbenen Angehörigen preisgegeben.

Frage: Wie kann man mit seinen Angehörigen in der anderen Welt Verbindung aufnehmen?

Sri Chinmoy: Es gibt verschiedene Wege, um mit den Angehörigen, die nicht in dieser Welt sind, Verbindung aufzunehmen. Die einfachste und bekannteste Art besteht darin, zu einem Medium zu gehen. Das Medium wird einem viele Geschichten über die Verwandten im Himmel erzählen. Leider haben diese Geschichten sehr oft nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Nur selten bringen Medien wirklich innere Botschaften von der Seele. Wenn jemand den Körper erst vor wenigen Tagen oder Monaten oder vor ein oder zwei Jahren verlassen hat, besteht eine Möglichkeit, dass die Seele immer noch in der vitalen Welt ist. Dann ist es für das Medium einfacher, wahre Botschaften herabzubringen. Aber wenn die Seele in die mentale Welt, intuitive Welt, psychische Welt und in die eigentliche Welt der Seele eintritt, die unendlich viel höher ist als die vitale Welt, dann sind die Botschaften, die man vom Medium erhält, alle unwahr.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, zu einem wirklichen spirituellen Meister zu gehen. Wenn ich zum Besitzer eines großen Ladengeschäftes gehe und ihn darum bitte, etwas zu tun, wird er mir den Gefallen sogleich tun, wenn er mit mir zufrieden ist. Aber wenn ich nur zum Laufjungen oder zu einem gewöhnlichen Angestellten gehe, werde ich sehen, dass deren Kompetenzen sehr, sehr beschränkt sind. Wenn man in der spirituellen Welt zu einem wirklichen Meister geht, wird man entdecken, dass seine Kompetenzen unbeschränkt sind. Er ist der Besitzer des Geschäftes. Er weiß, was er hat, er weiß, wo er ist und er kann jedem beliebigen Menschen geben, was er will. Aber ein Medium kann verglichen werden mit einem Angestellter oder einem Laufjungen. Das Medium hat nur sehr beschränkte Macht, einem das zu geben, was man haben will. Wenn ein spiritueller Meister eine Botschaft holt oder überbringt, dann dringt er in die Seele desjenigen ein, der ihn um diesen Gefallen bittet, weil die Seele des Betreffenden weiß, wo die Seele seiner Verwandten zur Zeit ist. Weder sein Verstand noch sein Herz oder sein Vitales wissen, wohin die Seele des geliebten Verwandten gegangen ist. Aber die Seele weiß es. Spirituelle Meister schätzen es jedoch meistens nicht, solche Botschaften zu überbringen, weil sie fühlen, dass alles nur aus Neugierde geschieht.

Wenn jemand aufrichtige tiefste inneren Sehnsucht verspürt und nicht nur neugierig ist, braucht er zu niemandem zu gehen, wenn er einem verstorbenen Freund oder Verwandten eine Botschaft senden will. Sein aufrichtiges Gebet ist unendlich viel sicherer als wenn er jemand anderes zu seinem Botschafter macht. Wenn er Gott seine Botschaft mit dem Gebet und der Meditation seines Herzens anbietet, kann Gott seine Botschaft ohne weiteres zu demjenigen tragen, für den sie bestimmt ist. Das Herz, das beten will, wird sogleich eins mit Gottes Mitgefühl. Das Herz, das meditieren will, wird sogleich eins mit Gottes Licht. Wenn wir mit Gottes Licht und Gottes Mitgefühl in Verbindung treten, dann werden unser Gebet und unsere Meditation ganz bestimmt die richtige Person erreichen.

Nun, wie wissen wir, ob der Betreffende unsere Botschaft empfangen hat oder nicht? Wir müssen Glauben haben. Wir gehen zu einem Medium, weil wir dem Medium Glauben schenken. Wir gehen zu einem spirituellen Meister, weil wir ihm Glauben schenken. Warum sollten wir nicht auch unserem eigenen Gebet Glauben schenken? Wenn wir dem Medium keinen Glauben schenken, werden wir nicht glauben, was es sagt, selbst wenn die Botschaft richtig ist. Wenn wir dem Meister keinen Glauben schenken, werden wir sagen, es sei alles nur Halluzination, auch wenn er es vor unseren Augen tut. Wenn wir unserem eigenen Gebet Glauben schenken, hat unser Gebet die Fähigkeit, ein reines Kind zu werden, das voller Liebe zu seinem Vater eilt, um etwas zu holen. Im Augenblick, wo der Vater sieht, dass sein Kind mit solcher Liebe und solchem Glauben zu ihm gelaufen kommt, wird ihm der Vater sogleich alles geben.

Wenn wir nicht beten oder meditieren können, wenn wir uns nicht um einen spirituellen Meister bemühen und sehr wenig oder keinen Glauben an ein Medium haben, dann gibt es einen praktischen Weg, wie man Botschaften zu unseren Verstorbenen senden kann. Dabei sollten wir etwa sieben Ereignisse aus unserem Leben niederschreiben, die mit jener Person zu tun hatten. Es sollten möglichst seelenvolle und uns äußerst vertraute Ereignisse sein, etwas, das immer noch in unserem Herzen lebt. Wenn wir sieben Ereignisse haben, die sehr seelenvoll sind und uns äußerst vertraut sind, müssen wir sie uns eins nach dem anderen vor Augen halten. Dann müssen wir jedes Ereignis nehmen und mit unserem gegenwärtigen Leben und unserer gegenwärtigen Anteilnahme in es eindringen. Jedes Ereignis ist wie ein winziger Punkt. Wenn wir mit unserem gegenwärtigen Lebensatem in es eindringen, sehen wir, dass aus dem Punkt ein großer runder Kreis wird. Die Intensität, die Fähigkeit unseres Lebensatems macht es sogleich größer.

Dann wird der Lebensatem dieser Wirklichkeit in die universelle Wirklichkeit eintreten und sich mit der universellen Wirklichkeit vereinen. Wenn wir klar sehen, dass dies die universelle Wirklichkeit ist, dann muss das Gesicht des Betreffenden in seiner subtilen physischen Form erscheinen.

Wenn wir gewöhnliche Menschen sind, sind wir nicht in der Lage, das subtile Physische zu berühren; wenn wir spirituelle Menschen sind, wird das subtile Physische spürbar solide sein. Hier müssen wir sehr praktisch sein. Wir müssen Vertrauen haben in die Welt, die unmittelbar vor uns liegt. Wenn wir in die universelle Wirklichkeit schauen und das Gesicht des Gesuchten sehen, können wir unsere Botschaft übermitteln. Aber wir müssen fühlen, dass jene intimen Augenblicke die einzigen Momente sind, die zwischen uns und unserem Geliebten existiert haben. Wenn irgendein störendes Element oder eine Handlung, die uns missfallen hat, in unser Gefühl eindringt, das wir für diesen Menschen empfinden, dann ist unser Spiel sofort vorbei. Wir müssen das Gefühl haben, dass wir unser Leben für diesen Menschen hingeben würden und dass auch er sein Leben für uns hingeben würde. Wenn wir fühlen können, dass jeder von uns bereit wäre, sein Leben für den anderen hinzugeben, dann können wir bewusst mit dem Leben des Betreffenden eins werden und ohne weiteres eine Botschaft übermitteln oder empfangen.

Frage: Wenn man mit jemandem in Verbindung zu treten versucht, der die Welt verlassen hat, wie kann man dann sicher sein, dass man die gesuchte Seele findet und nicht einen bösen Geist?

Sri Chinmoy: Es kommt darauf an, mit welcher Art von Seele ihr es zu tun habt. Wenn der Mensch, der den Körper verlassen hat, keine sehr entwickelte Seele ist, kann es sehr oft Schwierigkeiten geben, wenn ihr versucht, mit ihm in Verbindung zu treten. Häufig nehmen zerstörerische Wesen schöne leuchtende Formen an, die aus der vitalen Welt stammen und kommen als unsere Verwandten zu uns.

Was tut ihr am besten, wenn ihr wissen wollt, ob es sich tatsächlich um euren Verwandten handelt oder um ein anderes Wesen? Ihr solltet von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu Gott beten, dass Er all eure Reinheit hervorbringt. Wenn ihr dann fühlt, dass all eure Reinheit zum Vorschein gekommen ist, solltet ihr auf die Füße – nicht auf das Gesicht – jenes Wesens schauen. Wenn ihr von Reinheit durchflutet seid, wird jedes böse Wesen sogleich verschwinden. Manchmal bersten sie buchstäblich und machen einen furchtbaren Lärm.

Wenn ein spiritueller Meister kein Meister höchsten Grades ist, nehmen die feindlichen Kräfte manchmal seine Form an. Sie stellen sich vor den Schüler hin und sagen: „Mache das! Mache das nicht!“ Der Schüler gehorcht und dann geht alles schief. Wenn der betreffende Meister immer noch auf der Erde ist, sollte es immer irgendein Mittel geben, durch das der Schüler den Meister identifizieren kann.

Ich weiß von einem Fall in Indien, wo die feindlichen Kräfte die Form eines bestimmten spirituellen Meisters annahmen und die Schüler aufforderten, Selbstmord zu begehen. „Wenn du Selbstmord begehst, kann ich dir deine Befreiung früher geben“, sagten sie. Die Schüler versuchten Selbstmord zu begehen, obwohl ihnen der Meister in der äußeren Welt versicherte, dass er das nie gesagt habe. Diese feindlichen Kräfte sind mit allen Wassern gewaschen. Sie spielen allerlei Streiche und richten allen möglichen Unsinn an und betreiben überall Zerstörung, aber schluss­endlich müssen sie sich der Macht des Höchsten ergeben.

Einem gewöhnlichen Menschen ist es nicht möglich zu erkennen, ob er mit der wirklichen Person oder mit den falschen Kräften in Kontakt getreten ist – es sei denn durch sein Gewissen. Das Gewissen kommt zum Vorschein und lässt ihn sogleich fühlen, dass dieses Wesen nicht das Richtige ist. Ein Kind prüft niemanden verstandesmäßig, ihm fehlt dazu die Fähigkeit. Wenn zwei Gestalten vor ihm stehen, kann es nicht unterscheiden, welche wirklich ist und welche nicht. Aber sein Herz oder sein Bewusstsein lassen es spüren, dass eine Person wirklich und die andere unwirklich ist.

Einen gewöhnlichen Menschen wird das Gewissen spüren lassen, ob er mit der richtigen Person in Verbindung getreten ist oder nicht. Für einen spirituellen Menschen ist es einfacher. Und bei einem Meister dauert es keine Sekunde, bis er sagen kann, ob das richtige Wesen oder ein ungöttliches Wesen gekommen ist.

Frage: Kann ein Mensch seinen Körper ausleihen, so dass ein Geist in ihn eindringen und durch ihn sprechen kann?

Sri Chinmoy: Das ist gut möglich. Das ist es, was Medien oft zu tun versuchen. Häufig geschieht es spontan, be­sonders bei Kindern. Sie sprechen zu ihren Eltern und die Eltern können feststellen, dass die Kinder einen seltsamen Gesichtsausdruck angenommen haben, eine eigenartige Persönlichkeit mit einer eigenartigen Ausdrucksweise. In diesem Augenblick ist das Kind von irgendeinem anderen Geist besessen.

Frage: In meiner Kindheit hatte ich ein Erlebnis. Zu Hause spielten alle Klavier und soweit ich mich zurückerinnern kann, haben alle Klavier gespielt. Eines Tages, als ich drei Jahre alt war, bat ich das Kindermädchen, mich zum Klavier zu tragen und ich begann mit beiden Händen ein Stück zu spielen, das meine Mutter am Vor­abend gespielt hatte. Wie kann man das erklären?

Sri Chinmoy: Vielleicht ist es ein Geist gewesen, der durch dich gespielt hat, vielleicht ist es auch etwas anderes gewesen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass du in deinem letzten Leben meisterhaft Klavier gespielt hast und auf einmal hat deine Intuition jene Erfahrung, jene Meisterschaft wieder zum Vorschein gebracht. Sehr oft liegt die Intuition eines Kindes offen zu Tage. Ein Kind tut selten etwas bewusst. Es tut alles intuitiv. Ein Kind spricht die ganze Zeit zu Gott, auch wenn es seinen Mund nicht öffnet. Zwischen dem Kind und Gott geht eine fortlaufende Verständigung vor sich.

Frage: Ich habe nicht nur einmal, sondern viele Male so gespielt. Was bedeutet das?

Sri Chinmoy: In diesem Fall war es das Spiel der Intuition, kein Geist. Ein Geist wird nicht zu oft zu einem Kind kommen, weil die Götter, die es führen, dies nicht zulassen werden. Wenn ein Geist eindringt, wird er meistens versuchen, etwas zu beschädigen.

Frage: Was denkst du über Heilung in Bezug auf Spiritualität?

Sri Chinmoy: Ich möchte vom spirituellen Standpunkt aus ein paar Worte dazu sagen, wie ich über Heilung denke. Das Heilen verdient die besondere Aufmerksamkeit und gleichzeitig die besondere Wertschätzung der Spiritualität. Ein gewöhnlicher Heiler heilt jemanden, weil er sich einen Namen machen und Ruhm erlangen will oder einfach darum, weil er einen inneren Drang verspürt, der Menschheit zu helfen. Aber ein spiritueller Mensch heilt nur dann jemanden, wenn Gott ihn darum bittet oder wenn er von Gott die persönliche Erlaubnis dazu erhält. Wenn ein gewöhnlicher Heiler jemanden heilt, wird er oft von der Krankheit oder vom Leiden des Patienten in Mitleidenschaft gezogen. Ich begegne sehr oft Leuten, die geheilt haben und dann selbst Opfer jener Leiden werden, die sie in anderen Menschen geheilt haben. Einige sterben sogar an der Krankheit, die sie in anderen kuriert haben. Wenn jedoch ein spiritueller Mensch jemanden heilt, heilt er mit dem Licht seiner Seele. Er dringt mit dem Licht seiner Seele in den Leidenden ein und heilt ihn, ohne selbst in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Ein ständiger kontinuierlicher Strom fließt in und durch sein Leben und dieser kontinuierliche Strom kosmischer Energie tritt von ihm aus in den Patienten ein. Dann ist es, als wenn das Licht den ganzen Körper des Leidenden durchdringen würde. Ein spiritueller Mensch heilt also nur dann, wenn es ihm vom Göttlichen befohlen wird oder wenn er vom Göttlichen eine besondere Erlaubnis erhält. Dann vereint er sich aufgrund des Einsseins seiner Seele völlig mit dem Leidenden und heilt mit dem Licht seiner Seele.

Frage: Was ist der Unterschied zwischen automatischem Schreiben und Medien?

Sri Chinmoy: Wirkliche Spiritualität gibt sich nicht mit automatischem Schreiben und solchen Dingen ab. Zu einem Medium zu gehen, um herauszufinden, was im Himmel, auf der Erde oder in der vitalen Welt passiert, ist keineswegs spirituell. Spiritualität bedeutet unser ständiges Streben, um uns mit Gott völlig zu vereinen. Spiritualität bedeutet unser natürliches Einssein mit Gott. Wirkliche Spiritualität ist völlig normal und natürlich. Wenn sich also jemand für das automatische Schreiben und dergleichen interessiert, müsst ihr versuchen, die Flamme der Strebsamkeit in ihm zu entzünden. Wenn er euch sehr nahe steht und euch sehr lieb ist, hört er vielleicht auf euch. Versucht ihn spüren zu lassen, dass er es ist, der die Wahrheit entdeckt und nicht, dass ihr ihm die Wahrheit enthüllt oder ihm die Wahrheit eingebt. Wenn jemand fühlt, dass er die Wahrheit selbst von innen her entdeckt hat, wird sie etwas Normales und Natürliches. Versucht bitte während eurer Meditation heute Abend in ihn einzudringen und ihn fühlen zu lassen, dass er es ist, der auf einmal die Wahrheit erkannt hat, dass automatisches Schreiben nicht wirklich gut ist, dass jedoch Konzentration, Meditation und Kontemplation, die vom inneren Streben stammen, wirklich gut sind. Auf diese Weise werdet ihr ihn auf den rechten Weg bringen können. Bitte versucht es innerlich und nicht äußerlich.

Frage: Ist von deinem Standpunkt aus die Hypnose annehmbar oder nicht und warum?

Sri Chinmoy: Wenn man die Wahrheit erkennen und verwirklichen will – die Wahrheit, die gleichbedeutend mit Gott ist – dann besteht keine Notwendigkeit zur Hypnose oder zur Selbst-Hypnose. Was notwendig ist, ist Frieden, Seligkeit und Kraft. Diese Dinge können wir durch inneres Streben erlangen. Indem wir jemanden durch Hypnose in die Welt der Bewusstlosigkeit oder in unbewussten Ebenen versetzen, indem wir ihm seine Fehler, Unvollkommenheiten oder Unreinheiten aus seiner Vergangenheit bewusst werden lassen, können wir dem Betreffenden nicht helfen, das letzte Ziel zu erreichen. Aber wenn wir Dinge von oben herabbringen, Dinge, die sein Leben verändern und gestalten können und aus ihm einen besseren Menschen machen, können wir ihm von großem Nutzen sein. Ich habe Schüler in New York, die sich mit Hypnose abgeben. Aber ich sage ihnen: „Was wollt ihr von euch selbst? Was erwartet ihr von anderen Menschen? Wenn ihr wollt, dass der andere Mensch von Elend, Frustration und Sorgen befreit wird, dann zeigt ihm das Licht und zerbrecht euch nicht den Kopf über seine vergangenen Fehlschläge oder die Fehler, die ihn daran hindern, sein freies Bewusstsein auszudehnen.“

Wenn man Frieden will, wenn man Erfüllung will, wenn man am Leben Freude haben will, dann ist Spiritualität die unmittelbare Antwort. Spiritualität ist nichts Theoretisches oder Unwirkliches. Spiritualität ist etwas Spontanes, etwas, das das innere Leben mit dem äußeren Leben verbindet. Spiritualität kann alle menschlichen Probleme lösen, innere und äußere Probleme sowie Probleme, die in unserem Leben überhaupt noch nicht geboren sind. Spiritualität kann diese Probleme lösen, bevor sie sich manifestieren; sie kann in sie eindringen und sie zerstören. Ich bin der Meinung, dass Hypnose wertlos ist. Wertvoll hingegen ist inneres Streben, das Herabbringen von unendlichem Frieden, unendlicher Seligkeit und Kraft in das physische Bewusstsein durch beständiges inneres Streben.

Teil V: Der Mensch und das Universum

Frage: Glaubst du, dass es auf den meisten anderen Planeten Menschen gibt, wie hier auf der Erde?

Sri Chinmoy: Die Wesen auf anderen Planeten sind alle subtil. Obwohl diese Wesen jede Form annehmen können, wird ihre subtile körperliche Form wie ein menschliches Wesen aussehen, besonders wenn sie hier auf der Erde vor uns erscheinen. Wir haben das Gefühl, diese subtilen Körper, die vor unsere Augen treten, seien wirklich, seien aus Fleisch und Blut, aber in Wirklichkeit ist es nicht so. Unser menschliches Fleisch ist aus fünf Elementen zusammengesetzt, die diese Wesen nicht haben. Wir können sie berühren und wir werden spüren, dass sie fest sind. Das ist keine Halluzination sondern absolute Wirklichkeit. Aber die Sinnesempfindung, die du hast, wenn du meinen Körper berührst, wäre verschieden von der Sinnesempfindung, die du hättest, wenn du den Körper dieser Wesen berühren würdest. Der Unterschied liegt in der Wahrnehmung.

Frage: Glaubst du, dass es Wesen von anderen Planeten gibt, die in fliegenden Untertassen auf die Erde kommen?

Sri Chinmoy: Ja., ich glaube, dass es andere Wesen gibt, die in fliegenden Untertassen kommen. Es ist viel Wahres an dem, was über sie gesagt wird, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es ist falsch zu sagen, sie seien uns überlegen. Es sind völlig andersgeartete Wesen, überhaupt nicht wie Menschen. Sie handeln von einer anderen Ebene aus und haben keinen gewöhnlichen Verstand wie die Menschen, was jedoch nicht heißt, dass sie Dummköpfe sind.
Diese Wesen sind leuchtend und sehr schön. Sie können dem menschlichen Verstand in jeder Form erscheinen, in der sie wollen. Aber während sie auf der Erde sind, nehmen sie menschliche Form an, nur um zu zeigen, dass es möglich ist. Wenn wir jedoch in ihre eigene Welt gehen könnten, würden wir sehen, dass sie sehr oft die Form einer Blume, eines Vogels oder eines Engels annehmen.

Es gibt Menschen, die während des Schlafes bewusst in eine andere Welt gehen können, auch wenn sie möglicher­weise spirituell nicht weiterkommen möchten. Diese Leute sind jedoch nicht völlig menschlich. Sie kommen von anderen Welten, nehmen aber eine menschliche Inkarnation an, um unsere Welt zu sehen. Eine meiner Schülerinnen in New York ist eines dieser Wesen. Wenn ich sie segne und ihr während der Meditation ins Gesicht schaue, sehe ich sogleich, dass sie von einer geistigen Welt, der Engelswelt kommt. Ihre Seele ist mit jener Welt völlig im Einklang und sie geht sehr oft dorthin. Diese Seelen von anderen Welten, die eine menschliche Form angenommen haben, findet man oft in Vermont, in Kanada und im südlichen Indien.

Wenn diese Wesen in einer menschlichen Gestalt sind, ist ihre Sprache sehr verschieden von unserer. Wir können nicht in ihrer eigenen Sprache zu ihnen sprechen, aber wir können zu ihnen sprechen, wenn wir die Sprache der Seele beherrschen, denn diese Wesen haben auch eine Seele. Sie kommen aus Neugierde hierher, um zu sehen, wie die Erde aussieht und was hier so geschieht. Sie kommen von einem anderen Planeten nur um zu erforschen, nicht um unsere Hilfe zu suchen oder hier irgendeinen Gewinn zu machen. Wir wollen uns entwickeln und wollen zu Gott gehen, also suchen wir die Erleuchtung. Sie können uns nicht helfen und wir können ihnen nicht helfen. Wir haben diese materielle Welt; sie ist in sich selbst genügend. Ihre Welten sind ebenfalls selbstgenügend. Doch gleichzeitig sind sie wie Bettler, weil sie in ihren Welten keine Gottverwirk­lichung haben.

Wenn ein Wesen aus anderen Welten Gottverwirk­lichung beziehungsweise Selbstentdeckung will, muss es einen menschlichen Körper annehmen, wogegen wir keiner anderen Form bedürfen, um Gott zu verwirklichen. Das ist der Vorteil, den wir haben. Obwohl wir hier voller Leiden, Beschränkung und Unwissenheit sind, bietet uns diese physische Welt die einzige Möglichkeit, das Höchste zu verwirklichen. Wesen von jedem anderen Ort müssen in diese Welt herunterkommen, wenn sie Gott verwirklichen wollen. Gott ist nur hier zu haben. Wenn man Gott verwirklicht hat, kann man an jeden Ort hingehen. Gott ist überall. Aber volle Verwirklichung muss man hier auf diesem Planeten Erde erlangen, nirgends sonst.

Frage: Ist der Mensch einzigartig im ganzen Universum?

Sri Chinmoy: Im ganzen Universum, in Gottes gesamter Schöpfung ist der Mensch einzigartig, weil nach dem Menschen gleich die völlige Vollkommenheit kommt: das vollendete sich enthüllende Bewusstsein. Der Mensch ist einzigartig, weil er ausnahmslos die Veranlagung hat, Gott zu verwirklichen und wenn wir Gott verwirklicht haben, kann uns dann noch jemand überlegen sein? Es gibt Tausende von kosmischen Göttern. Wenn ich Kopfschmerzen bekomme und zu einem bestimmten kosmischen Gott bete, dann wird mir dieser kosmische Gott die Kopfschmerzen wegnehmen. Wenn ich Bauchschmerzen habe, muss ich zu einem anderen Gott beten. Aber diese Götter sind mir nicht überlegen. Sie sind alles übernatürliche Wesen in der vitalen Welt mit Fähigkeiten, die jene eines gewöhnlichen Menschen übersteigen. Diese Wesen sind normalerweise gutmütig, aber sie sind alles fertige Produkte. Sie machen keinerlei Fortschritt, weil sie nicht daran interessiert sind, in die Welt einzutreten, um ihre Natur zu verwandeln.

Frage: Dann können sie also nicht zu Gott werden, sie können Gott nicht erreichen?

Sri Chinmoy: Nein, das können sie nicht. In jener Welt stecken sie an einem Punkt fest. Wenn sie sich entwickeln wollen, müssen sie in einen menschlichen Körper kommen und wie wir das menschliche Leben mit seiner Knechtschaft, seinem Leiden, seiner Unterdrückung und seiner Demütigung annehmen.

Frage: Wir sind also weiter entwickelt als sie?

Sri Chinmoy: Ja, in Bezug auf unser Streben nach Gottverwirklichung sind wir weiter entwickelt. Sie wiederum leben in einer Welt voller Freude und auserlesener Glückseligkeit, die wir nicht haben. Oft ist das, was wir hier Freude nennen, in Wirklichkeit nur Vergnügen. Sie sind glücklicher als wir, das steht fest; aber Glücklichsein ist nicht Gottverwirklichung.

Es gibt einige kosmische Götter, die aus Eifersucht die Menschen daran zu hindern versuchen, über die Errungenschaften der Götter hinauszugehen und Selbstverwirklichung zu erlangen, denn Menschen können volle Verwirklichung erhalten, während kosmische Götter nur ein beschränktes Bewusstsein besitzen. Die meisten spirituellen Meister, die ihre Selbstverwirklichung errungen haben, sagen, dass die kosmischen Götter ihnen am Anfang bei ihrem spirituellen Fortschritt geholfen hätten. Als sie jedoch versuchten, über den begrenzten Bereich der kosmischen Gottheiten hinauszugehen, trafen sie auf den entschlossenen Widerstand eben dieser Götter. Aber wenn ein Strebender äußerst machtvoll und sein Streben von größter Intensität ist, dann kommt die Gnade des Höchsten herab und der Strebende kann über die niedrigen Götter hinausgehen. Wir dürfen den kosmischen Göttern oder den Engeln, wie wir sie im Westen nennen, nicht viel Bedeutung beimessen. Nein, wir müssen über sie hinausgehen, weit über sie hinaus. Sie sind keine Menschen; ihr Lebensverlauf ist verschieden von unserem.

Diese Götter werden von den Strebenden manchmal verflucht und müssen darauf eine menschliche Inkarnation annehmen. Zorn ist überall vorhanden, beim Menschen ebenso wie bei den Göttern. Wenn die Götter über einen Strebenden zornig werden, verfluchen sie seine Familie. Wenn der Strebende zu jenem Zeitpunkt wirklich stark ist, wird er den Fluch buchstäblich ablehnen. Dann muss der Gott in die menschliche Welt kommen und sich dem Leiden unterziehen. Diese Dinge kommen wirklich vor, sogar in den hohen Welten der kosmischen Götter.

Frage: Wird die Wissenschaft die Seele je entdecken?

Sri Chinmoy: Die Wissenschaft wird die Seele niemals, niemals entdecken. Es ist nicht möglich, weil die Seele von einer Welt kommt, die weit jenseits des Bereiches der Wissenschaft liegt. Die Seele kann man nur kraft seiner Identifikation oder seines Einsseins mit dem Absoluten erkennen. Dieses Einssein bezieht sich auf eine Bewusstseinsebene. Aber die Wissenschaft beschäftigt sich nicht mit Bewusstseinsebenen; sie beschäftigt sich nur mit den Tatsachen, die sie von der physischen Welt erhält. Bewusstsein ist etwas, dem sich die Wissenschaft nicht nähert und nicht nähern kann.

Die Wissenschaft kann gewisse spirituelle Phänomene erforschen. Einige Yogis können ihren Atem anhalten und unter der Erde stunden- und tagelang begraben bleiben, ohne dass ihr Herz funktioniert. Man kann seinen Atem und die Funktion des Herzens bewusst anhalten, aber die Wissenschaft kann das nicht glauben. Die Wissenschaft sagt: „Wie kann ich ohne ein schlagendes Herz leben?“

Es gibt viele Dinge, welche die Wissenschaft entdecken kann, viele Wunder; aber die Wissenschaft kann nicht über die Reichweite der Sinne hinausgehen. Jenseits der Reichweite der Sinne gibt es Bewusstseinsebenen, wo man die Seele sehen kann, wie sie spielt, sich bewegt, tanzt und viele andere Dinge tut. Wenn ein spiritueller Mensch will, kann er die Seele irgendeines Menschen ohne weiteres sehen. Es gibt viele Dinge, die auf der äußeren Ebene nicht sichtbar und trotzdem völlig wirklich sind. Wenn du deine Seele oder dein psychisches Wesen gesehen hast, wie kann es die Wissenschaft verleugnen? Wir bewundern die Wissenschaft, weil sie so viele Dinge entdeckt hat. Aber wir können die Dinge nicht ableugnen, die spirituelle Leute entdeckt haben und andere sehen ließen.

Frage: Glaubst du, dass Gott jenen Ärzten helfen wird, die Herzen von toten Menschen in kranke Menschen verpflanzen? Glaubst du, dass dies eine Methode der Zukunft ist?

Sri Chinmoy: Gott hilft jedermann auf der Erde. Warum nur durch Transplantation? Wenn wir in Unwissenheit sind, hilft uns Gott; wenn wir in Weisheit schwimmen, hilft uns Gott. Wenn wir etwas Falsches tun oder wenn wir andere sehen, die etwas Falsches tun, glauben wir vielleicht, Gott helfe zu jenem Zeitpunkt nicht. Aber selbst dann ist manchmal Schutz vorhanden. Wir werden nicht alle auf einmal bestraft.

Die Welt entwickelt sich ständig. Der Arzt versucht nun, den Tod zu besiegen. Der Wissenschaftler versucht, den Tod zu besiegen. Der spirituelle Sucher versucht, den Tod zu besiegen. Wir greifen den Tod von allen Seiten her an. Wenn wir den Tod besiegt haben, werden wir unsterblich werden. Aber vom strikten spirituellen Standpunkt aus möchte ich sagen, dass Unsterblichkeit durch inneres Streben kommen wird und nicht durch Transplantation. Wenn eine Seele einen menschlichen Körper annimmt, bringt sie ihr eigenes besonderes Herz, ihren eigenen besonderen Verstand, ihr eigenes besonderes Physisches mit sich. Wenn man etwas ersetzt, führst man ein fremdes Element ein. Alles, was von woanders her kommt, kann nicht mir gehören; es kann nicht mein eigener Besitz sein. Aber die Wissenschaftler haben entdeckt, dass sie die Lebensdauer um fünf, zehn oder sogar um zwanzig Jahre verlängern können, indem sie fremde Elemente benützen.

Was wir bei einer Herztransplantation tun, ist bis zu einem gewissen Grade unnatürlich. Sie gibt uns die Möglichkeit, den Tod zu verzögern, das Leben zu verlängern, aber sie wird uns nicht erlauben, unsere physische Existenz unsterblich zu machen. Für die Unsterblichkeit müssen wir einen anderen Körper, ein anderes Bewusstsein und eine andere Erleuchtung haben.

Die Medizin versucht den Tod zu besiegen, aber die eigentliche physische Unsterblichkeit wird nur durch inneres Streben und durch Gottes bewussten Willen ins Dasein treten. Wenn ihr das Gefühl habt, dass die Medizin schließlich den Tod besiegen wird, dann muss ich sagen, dass ihr euch irrt. Der Tod wird besiegt werden, wenn jeder Einzelne eines Tages ein anderes Bewusstsein besitzen wird und jenes Bewusstsein wird erst nach der Befreiung und nach der Selbstverwirklichung kommen. Dann werden wir einen anderen Körper haben, einen vergöttlichten Körper, einen transformierten Körper.

Der Tag wird anbrechen, an dem eine andere Art von Wesen die Erde bewohnen wird. Sie werden nicht die gleichen Organe haben wie wir und werden auch nicht so viele Organe haben. Es wird eine völlig andere Rasse sein. Sie werden vom Körperbewusstsein überhaupt nicht begrenzt sein.

Der Körper wird mehr ein subtiler Körper sein, ohne Notwendigkeit für all die inneren Funktionen und Organe, die wir jetzt haben. Es wird ein göttlicher Körper sein – hell leuchtend, wunderschön, sehr stark und kraftvoll. Der Körper wird auch anpassungsfähig sein. Wenn man auf ihn einen Pfeil schießt, wird der Körper die Kraft haben, den Gegenstand abzustoßen ohne ihn nahe kommen zu lassen. Und wenn der Gegenstand in die Nähe käme, würde er geradewegs durch den Körper hindurchgehen, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Der Körper wird viele, viele Fähigkeiten haben, die er jetzt nicht hat.

Es wird auch keine Differenzierung der Geschlechter geben und keine Notwendigkeit der Reproduktion und der Paarung von Mann und Frau. Alle Seelen werden sich auf okkultem Wege inkarnieren. Die eigentliche Vereinigung wird in der psychischen Welt stattfinden und von dieser psychischen Welt aus werden die Seelen einen Körper annehmen. Diese Seelen werden nicht durch den Körper der Mutter auf die Welt kommen. Und die Seelen werden andere Seelen rufen können, um sich zu inkarnieren, wenn sie sie wollen. Die Stunde für all dies hat jedoch noch nicht geschlagen und es wird noch viel Zeit vergehen, bis es so weit ist.

Frage: Was passiert, wenn das Herz einer Frau in den Körper eines Mannes transplantiert wird?

Sri Chinmoy: Bei der Geburt erhalten wir die Erbanlagen unserer beiden Elternteile. So kann unser Körper phlegmatisch oder hypernervös sein. Der Körper hat seinen eigenen Rhythmus und das Herz ist ein Teil dieses Rhythmus. Wenn zum Beispiel das Herz eines jungen Mädchens, das sehr leicht und lebendig ist, in einen Mann verpflanzt würde, der sehr schwer und lethargisch ist, hätte sein Körper die Tendenz, es abzustoßen. Die Ärzte wissen, dass die physischen Zellen eines bestimmten Köpers keinerlei fremde Substanz tolerieren und jedes fremde Organ automatisch abstoßen werden. Sie sagen uns, dass nur das physische Organ eines sehr nahen Verwandten toleriert wird, der die gleichen Gene, den gleichen Zellenaufbau hat. Im Falle der erwähnten Herzverpflanzung würde es der Körper des Mannes nicht verträglich finden; er würde es als ein fremdes Element ansehen und es abstoßen. Weil das Herz das physische Lebensorgan ist, ist es sehr wichtig, dass es vom selben physischen Bau sein sollte wie der Rest des Körpers.

Das führt uns zu einem anderen Punkt. Das Herz ist der Sitz der Emotionen und wir identifizieren unsere tieferen Gefühle immer mit dem Herzen. Wir sagen: „Ich liebe dich von ganzem Herzen.“ Und obschon das physische Organ einfach ein Organ ist, befinden sich die Emotionen – was wir die vitale oder emotionale Natur des Menschen nennen – unsichtbar in dieser Herzgegend. Diese vitale Natur wohnt in Wirklichkeit in der Mitte der Brust und nicht im physischen Herzen selbst. Aber es ist trotzdem unvermeidlich, dass bei einer Herztransplantation eine gewisse emotionale Verwirrung und Desorientierung stattfindet.

Ich bin kein Freund der Herztransplantation, denn sie behindert den spontanen Strom der Lebensenergie. Auch empfindet die physische Hülle, die aus fünf Elementen zusammengesetzt ist, die Transplantation als ein handgreifliches Eindringen eines fremden Elementes in ein subtiles System, das die wissenschaftliche Medizin nicht verstehen wird. Die wissenschaftliche Medizin kann das Leben eines Menschen durch eine Herztransplantation verlängern, aber eine bloße Verlängerung des Lebens ist wertlos, wenn das innere Streben des Betreffenden nach der Vervollkommnung seines eigenen Körpers fehlt. Ein wirklicher Sucher wird nicht fähig sein, mit den Möglichkeiten und Fähigkeiten eines anderen Herzens nach einem höheren Zweck zu streben.

Frage: Ich frage mich, was für eine Beziehung die Seelen von eineiigen Zwillingen haben.

Sri Chinmoy: Eine sehr interessante Frage! Es gibt keine feste Regel! Im allgemeinen stehen sie sich in der Welt der Seele nicht nahe. Manchmal sind ihre Seelen verwandt, aber nicht wegen irgendwelchen Beziehungen in ver­gangenen Inkarnationen. Manchmal kommen die Seelen, um sich gegenseitig zu bestrafen. Im Felde der Manifestation haben die Zwillinge keine Ahnung, dass das die Wahrheit ist; sie werden vielleicht sogar Freunde. Aber in der Welt der Seele sind die Zwillingsseelen keineswegs komplementär. Sie sagen: „Wenn du in diese Familie gehst, dann gehe ich auch, und zwar nicht zu einem anderen Zeitpunkt, sondern gleichzeitig. Dann werden wir sehen, was du tun kannst.“ Ich muss sagen, ich habe dies oft als innere Ursache gesehen. Aber wenn die Eltern den Zwillingen unendliche Liebe und Zuneigung entgegenbringen, dann bekommen die Seelen der Zwillinge eine Art spontanen Wunsch, liebenswürdig zu sein oder ein gemeinsames Ziel zu haben. Aber diese Dinge – das gemeinsame Ziel, die gemeinsame Verwirklichung, die gemeinsame Erfüllung – kam ihnen nie in den Sinn, als sie in der Welt der Seele waren. In solchen Fällen muss ich den Eltern ein besonderes Lob aussprechen, denn die Eltern haben die Natur ihrer Kinder beträchtlich verändert. Und die Kinder erhalten schließ­lich ein besseres Leben, ein besseres Verständnis, eine bessere Errungenschaft und Erfüllung.

Frage: Guru, ist es möglich, seine Zwillingsseele in einem späteren Leben zu treffen? Haben gewisse Leute Seelengefährten?

Sri Chinmoy: Seelengefährten und Zwillingsseelen sind nicht ein- und dasselbe. Ein Seelengefährte ist eine Seele, zu der man eine sehr starke seelische Verbundenheit hat. Du lebst gegenwärtig in Hartford, aber in New York gibt es vielleicht jemanden, welcher der engste Freund deiner Seele ist. Wenn ich mich auf euch konzentriere, sehe ich, dass nicht wenige von euch eine seelische Verbundenheit zueinander haben. Auch in Puerto Rico sehe ich, dass es Schüler gibt, die diese seelische Verbundenheit zu einigen von euch hier besitzen. Wenn ihr dorthin geht, werdet ihr mit Erstaunen sehen was passiert. Obwohl ihr diese Personen nie zuvor gesehen habt, werdet ihr in dem Augenblick, wo ihr vor ihnen steht, fühlen, dass ihr zusammengehört. Das ist deshalb so, weil ihr viele, viele Leben zusammen verbracht habt. Das nennt man die Verbundenheit der Seele.

Zwillingsseelen sind solche, welche die gleiche Art der Fähigkeiten und die gleiche Art der Erfahrungen mit­ein­ander teilen. Gewöhnlich ergänzen sich Seelengefährten gegenseitig und teilen miteinander eine Vielzahl von Erfahrungen, obwohl das Maß, in dem die Seele von diesen Erfahrungen profitiert, von der Form und dem Muster der Wahrnehmungsfähigkeit der Seele, vom inneren Zugang zum Licht und vom inneren Verständnis der Manifestation auf der irdischen Ebene abhängt.

Frage: Wie ich es verstehe, gibt es gewisse Wesen, die nicht eigentlich Seelen von Menschen sind, sondern einfach Wesen in der astralen Welt. Könntest du bitte erklären, welche Art von Bewusstsein die seelenlosen Wesen in der astralen Welt haben?

Sri Chinmoy: Das Bewusstsein ist alldurchdringend. Du hast Bewusstsein, ich habe Bewusstsein, alle haben Bewusstsein. Bewusstsein ist das Licht, welches das Leben selbst verkörpert. Licht und Leben, Leben und Licht machen das Bewusstsein aus. Aber das Leben, welches das Bewusstsein im astralen Körper hat, wirkt nicht in der physischen Welt oder nimmt nicht daran teil. Wenn das Bewusstsein auf einer bestimmten Ebene arbeitet, muss es sich auf jene bestimmte Ebene einstellen. Das Bewusstsein, das wir in der astralen Ebene fühlen oder sehen, ist nicht sehr zufriedenstellend, wenn wir die notwendigen Anforderungen der äußeren Welt erfüllen wollen.

Frage: Sind astrale Reisen ebenso wirklich wie die Meditation?

Sri Chinmoy: Wenn Meditation wirklich Meditation ist, transzendiert sie jegliches astrale Reisen. Wirkliche Meditation bedeutet bewusstes Einssein mit dem Absoluten. Wenn wir bewusst mit dem Absoluten eins sind, müssen wir nirgendwohin reisen, denn der Allgegenwärtige und Allwissende ist in uns. Die höchste Meditation wird uns die Allgegenwart von Gott schenken. Während wir in Seiner Allgegenwart sind, besteht keine Notwendigkeit zum astralen Reisen, da das gesamte Universum in uns ist. Das ist es, was uns die Meditation geben kann und auch gibt.

Frage: Hast du von einer Art spiritueller Psychologie gehört, wo die Leute versuchen, die vermuteten negativen Aspekte aufzuspüren und sie los zu werden. Am Ende kommen sie zu dem, was sie eine „klare“ Person nennen, die keine persönlichen Fehler mehr hat.

Sri Chinmoy: Wir sagen immer, es sei notwendig, sich selbst zu leeren. Wenn man ein Gefäß hat, das nicht mit dem höchsten Bewusstsein gefüllt ist, dann muss es geleert werden. Nur dann kann sich dein eigenes höchstes Bewusstsein in das Gefäß ergießen.

Was negative Gedanken, ungöttliche Eigenschaften in unserer Natur betrifft: Mit solchen Dingen beschäftigen wir uns in unserem spirituellen Leben unablässig. Aber wenn wir uns ständig mit den negativen Kräften, mit den uner­leuchteten Eigenschaften in uns abgeben, können wir nicht zum Licht laufen. Wenn das Gefäß mit Schmutz gefüllt ist, dann müssen wir es leeren und es mit göttlichen Dingen füllen.

Wir müssen das winzige Gefäß, das wir in uns haben, rein und leer halten, so dass wir es jeden Tag mit Licht füllen können. Aber wenn wir ständig den Schmutz aufwühlen, ohne darauf zu achten uns mit Licht zu füllen, was wird dann geschehen? Nachdem wir die riesige Menge Schmutz, die wir in unserem bewussten Verstand haben, aufgewühlt haben, werden wir in den Bereich des Unterbewussten und ins Unbewusste eindringen. Schließlich werden wir sehen, was wir vor dreitausend oder viertausend Jahren gewesen sind: Wir werden ein Tier sehen oder einfach einen Baum oder einen Steinblock. Aber was für einen Nutzen ziehen wir daraus? Wenn wir den Ursprung unserer bösen, dunklen, verdorbenen Ideen und Tätigkeiten auffinden wollen, werden wir an der Quelle der Zerstörung oder der Unvollkommenheit enden. Hier müssen wir sehr vorsichtig sein.

Aus deinen Erläuterungen schließe ich, dass diese Art Psychologie auch die Spiritualität mit umfasst. Das heißt, wenn du dich um dein inneres Streben bemühst, dann wird automatisch ausgeschieden, was ausgeschieden werden muss und was transformiert werden muss, wird transformiert.

Frage (Die folgenden Fragen und Antworten beziehen sich auf den Monat September 1972, eine Periode von großem Aufruhr in der inneren Welt.): Wäre es nicht einfacher für dich, wenn einige der Dinge, die in der inneren Welt passieren, sich auf der äußeren Ebene manifestieren würden, statt dass du sie in der inneren Welt alle auf dich nehmen musst?

Sri Chinmoy: Nein, es wäre schlimmer. Wenn sie sich auf der Erde manifestieren würden, wäre es erschreckend, sehr erschreckend. Diese Todeskraft treibt sich wie verrückt um uns herum. Es ist wie ein Fangspiel: Wen wird sie als nächsten schnappen? Sie ist wie ein verrückt gewordener Elefant. Ein verrückt gewordener Elefant tobt wahllos umher. Er weiß nicht, wo er hintrampeln und wen er töten soll. Die Kräfte dieses Monats September sind ähnlich. Sie sind sehr schlecht.

Ich bin so glücklich, dass wir im Monat September [fn:1] niemanden verloren haben. Dieser Monat war wirklich der schlimmste Monat. Manchmal schreie ich buchstäblich, wenn ich auf der Straße gehe. Ich frage: „O Gott, warum hast du diesen Monat geschaffen?“

[fn:1] 1972

Frage: Warum tat Er es, Guru?

Sri Chinmoy: Es wurde vor vielen, vielen Jahren beschlossen. Es geschah vor Hunderten von Jahren.

Frage: Können die Todeskräfte zu irgendeiner Zeit irgendjemanden mitnehmen, auch wenn es dem Betreffenden nicht bestimmt ist, gerade dann zu sterben?

Sri Chinmoy: Nein, das kosmische Gesetz ist in Kraft. Wenn deine Zeit nicht gekommen ist, werden sie dich nicht packen. Aber dies ist ein besonderer Monat: September 1972. In diesem Monat ist es, als ob das Licht weggegangen wäre; es besteht eine spirituelle Leere. Wo es ein wenig Licht gibt, fürchten sich die dunklen Kräfte davor, etwas zu tun, aus Angst gefangen zu werden. Aber wenn völlige Dunkelheit herrscht, dann können die bösartigen Kerle alles tun, was sie wollen. Alles ist dunkel und so können sie tun, was sie nur wollen.

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