Frage: Ich interessiere mich für das göttliche Verhältnis zwischen Tanz, Musik und Sport.

Sri Chinmoy: Es kommt auf die Art des Tanzes an, den Sie ausüben. Tanz wird Ihnen im spirituellen Leben nur dann helfen, wenn er vollkommen andächtig ausgeführt wird. In Indien zum Beispiel drücken viele Tänzer ihre höchste Andacht, ihre höchste Ergebenheit zu den Kosmischen Göttern, wie zum Beispiel zu Shiva, durch ihren Tanz aus. Wenn Sie nun ein Christ sind, wird Ihr Tanz Ihre Liebe, Ihre Ergebenheit und Ihre Selbsthingabe an den Erlöser Christus zeigen. „Dein Wille geschehe“ – so lautete seine erhabene Botschaft.

Wenn Sie eine spirituelle Absicht hegen, dann wird Ihr Tanz Ihre Ergebenheit steigern. Wenn Sie hingegen tanzen, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf Ihr eigenes vitales Leben zu lenken, um Ihr eigenes emotionales Leben zufriedenzustellen, um für die Öffentlichkeit attraktiver zu sein und vom Publikum geschätzt und bewundert zu werden, dann habe ich das Gefühl, dass das Tanzen Ihr spirituelles Leben definitiv zerstören wird. Sie müssen die Entscheidung treffen, ob Sie Gott mit Ihrer Ergebenheit, mit Ihrer Liebe und mit Ihrer Dankbarkeit zufrieden stellen wollen, oder ob Sie Ihr eigenes emotionales Leben zufrieden stellen wollen.

Das gleiche gilt für die Musik. Wir können seelenvolle Lieder singen. Wir können aber auch vitale Lieder singen, Rock´n Roll und so weiter. Ein Sucher wird sich nicht entscheiden, emotionale und vitale Lieder zu singen. Ein Sucher wird nur seelenvolle und gebetserfüllte Lieder auswählen.

Dann zum Sport. Üben Sie Sport aus, um Fortschritt zu erzielen oder um andere zu besiegen? Wenn Sie sich mit anderen messen, um Ihre eigene Kapazität steigern zu können, um zu sehen, wie weit Sie springen oder wie schnell Sie laufen können, so ist das in Ordnung. Doch Sie sollten fühlen, dass Sie das für Ihren eigenen Fortschritt tun, und nicht um jemanden auf Biegen und Brechen besiegen zu können.

Nehmen wir an, dass Sie wissen, in welcher Zeit sie 100 Meter sprinten können. Sie werden glücklich sein, wenn Sie einen neuen persönlichen Rekord aufstellen können. Wenn Sie Ihren persönlichen Rekord aufstellen und dabei jemand hinter Sie zurückfällt, so ist das nicht Ihre Schuld. Doch wenn Sie während des Laufes die Gedanken denken: „Ich muss diese Person unter allen Umständen besiegen“, wird das ein fataler Fehler sein.

Ein Wettkampf ist nur dann hilfreich, wenn Sie an ihm teilnehmen, um eigenen Fortschritt zu machen. Sie trainieren gut und sehen dann, dass Sie sich schrittweise verbessern. Wenn Sie sich aber mit anderen einen Wettkampf liefern, nur um sie zu schlagen, handeln Sie falsch, und Sie werden sich auch schlecht fühlen. Heute besiegen Sie vielleicht jemanden, doch dann schauen Sie sich um und bemerken, dass es eine andere Person gibt, die Sie ganz leicht besiegen kann. Wenn Sie sehen, dass es jemanden gibt, der Ihren Stolz zerschmettern kann, dann verlieren Sie all Ihre Freude.

Wenn Sie hingegen den Wettkampf um des eigenen Fortschritts willen antreten, werden Sie enorme innere Freude erhalten. Sie werden sagen: „Diese Fähigkeit hat Gott mir geschenkt, und wenn Gott mit mir zufrieden ist, wird Er meine Fähigkeit morgen noch steigern.“ Auf diese Weise werden Sie, ganz gleich welches Resultat Sie erzielen, zufrieden sein. Wollen Sie aber Freude erhalten indem Sie jemanden besiegen, so sage ich Ihnen, dass diese Freude nicht anhalten wird. Wenn Sie sich umblicken, werden Sie jemanden entdecken, der viel, viel besser ist als Sie es sind.

Wenn hinter dem Sport, hinter dem Singen, hinter dem Tanzen oder hinter allem, was wir tun, eine spirituelle Absicht steht, dann tun wir das Richtige. Wenn keine spirituelle Absicht dahinter steht, machen wir von unserer Seite aus einen Fehler. Ganz gleich, was wir erreichen, selbst wenn wir Erfolg haben, werden wir niemals, niemals glücklich sein.

Sri Chinmoy, Du gehörst Gott, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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