Frage: Als die verlorene Seele herunter kam, hätte er diese andere Seele nicht näher bei sich herab bringen können, damit sie in den Kreis hätte kommen können, indem er sich selbst befand?

Sri Chinmoy: Als er selbst kam, musste er zuerst noch Gott verwirklichen. Er musste noch einige Seiten auswendig lernen. Ich habe Gott in einer vergangenen Inkarnation verwirklicht. Doch ich musste in diesem Leben viele Jahre hart arbeiten, um das Buch der Verwirklichung wieder aufzufrischen, vor allem während der ersten drei oder vier Jahre. Ich brauchte zwanzig Jahre, um den Inhalt dieses Buches vollständig aufzufrischen. Es dauert immer lange Zeit. In seiner vorherigen Inkarnation war Ramakrishna eine befreite Seele, doch es dauerte sehr lange, bis er in dieser Inkarnation Mutter Kali verwirklichte. Er verwirklichte Kali nicht plötzlich. Sobald er Gott jedoch verwirklicht hatte, war es für ihn sehr leicht, Gott in zwei weiteren Formen – der moslemischen und der christlichen – zu verwirklichen.

Wenn es jedoch darum geht, jemanden für die Manifestation auf Erden zu erhalten, so ist das wirklich schwie­rig. Jemanden wie Vivekananda zu bekommen ist äußerst schwierig. Wer hätte Ramakrishna manifestiert, wenn Vivekananda nicht in den Westen gekommen wäre? Niemand. Verwirklichung selbst ist sehr schwierig, aber Ramakrishna erreichte sie. Er war der Körper, doch zur Manifestation brauchen wir auch Arme und Beine. Es ist wie bei einem Baum: ein Stamm alleine genügt nicht, es gehören auch Zweige dazu. Wenn keine Zweige vorhanden sind, wird niemand einen Stamm als einen Baum bezeichnen.

Sri Chinmoy, Avatare und Meister, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2005
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