6. AKT 1. SZENE

(Ramakrishna mit seinen Schülern. Der Hauptmann kommt herein.)

SRI RAMAKRISHNA: Kommt herein, Hauptmann. (Der Hauptmann verbeugt sich vor Sri Ramakrishna.) Ich weiß, dass du die Bhagavad Gita viele, viele Male gelesen habt. Ich würde von dir so gerne etwas über die Gopis* hören.

HAUPTMANN: Als Krishna in Vrindavan war, hatte er keinen Besitz, doch die Gopis liebten ihn inniger als ihr eigenes Leben. Ihre Liebe zu Krishna war so rein, so echt, so göttlich. Sie brachten ihm sowohl ihre vitalen Begierden, als auch das intensive Streben ihres inneren Wesens dar. Sie gaben ihm alles.

SRI RAMAKRISHNA: Krishna, Krishna… (Fällt in Trance.) Hauptmann, erzähle mir mehr darüber.

HAUPTMANN: Selbst die großen Yogis können keinen freien Zugang zu Krishnas Herzen haben, von gewöhnlichen Yogis ganz zu schweigen. Doch aufgrund ihrer hingebungsvollen Liebe und ihrer bedingungslosen Hingabe an ihn, hatten die Gopis ständig freien Zugang zu Krishnas Herzen.

EIN VEREHRER: Thakur, unser berühmtester Romanautor, Bankim Chandra, hat erst kürzlich ein exzellentes Buch über Krishna geschrieben.

SRI RAMAKRISHNA: Tatsächlich. Wisst ihr, dass Bankim nicht an Radha glaubt? Er glaubt nur an Krishna.

HAUPTMANN: Das bedeutet, dass er nicht an Krishnas göttliche Lila glaubt.

SRI RAMAKRISHNA: Bankim sagt aber auch, dass das Sexualleben notwendig ist.

HAUPTMANN: Es ist sehr eigenartig, dass er auf der einen Seite denkt und fühlt, dass das Sexualleben notwendig ist, während er auf der anderen Seite nicht an göttliche Lila, das göttliche Spiel glaubt. Ich sehe nichts als Widersprüche in ihm.

SRI RAMAKRISHNA: Du nennt es Widersprüche und ich nenne es einen Mangel an Erkenntnis. Reines Bücherwissen und Gottverwirklichung können niemals, niemals dasselbe sein. Für Gottverwirklichung müsst ihr beten, müsst ihr meditieren. Ihr müsst schreien wie ein kleines Kind. Ein Kind schreit nach seiner Mutter und findet ihr Gehör. Wenn ihr wie ein Kind nach dem Nektar der göttlichen Mutter schreit, werdet ihr ihn ohne Zweifel bekommen. Trinkt, trinkt den Nektar meiner Mutter Kali, trinkt soviel ihr davon wollt. Seid unsterblich, meine süßen Kinder.

Sri Chinmoy, Trinkt, trinkt den Nektar meiner Mutter, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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