2. AKT 1. SZENE

(Sri Ramakrishna mit seinen Schülern in Dakshineshwar.)

RAKHAL: Hast du in letzter Zeit etwas von unserem Naren gehört? Alle sprechen schlecht über ihn. Alle sagen, er sei ein Atheist geworden. Doch das kann ich nicht glauben.

BHAVANANDA: Du glaubst es nicht? Ich traue ihm nicht. Heute morgen war ich bei ihm zuhause. Er spricht wie ein richtiger Atheist.

SRI RAMAKRISHNA: Seid still! Ich verbiete euch so zu reden! Meine Mutter Kali hat mir gesagt, dass das niemals der Fall sein kann. Mein Naren kann niemals ein Atheist sein. Wenn ich noch einmal von euch Leuten höre, dass mein Naren zum Atheisten geworden ist, will ich eure Gesichter niemals wieder sehen! Niemals!

TARAK: Unser Naren kann niemals ein Atheist sein. Ich kenne ihn.

JOGIN: Unmöglich! Unser Naren kann niemals ein Atheist sein. Selbst wenn ich irgendeinen Fehler in Naren sehen sollte, werde ich dem keinen Glauben schenken. Ich werde denken, dass es die Schuld meiner eigenen Augen ist. Wenn ich irgendetwas Schlechtes über Naren hören sollte, werde ich denken, es sei die Schuld meiner eigenen Ohren. Unser Naren kann niemals etwas falsch machen.

TARAK: Genau, genau. Das sollte unsere Einstellung sein. Er ist unser wahrer Freund. Unser Naren ist rein. Es ist sehr selten, dass jemand solch einen gottähnlichen Charakter besitzt wie Naren.

SRI RAMAKRISHNA: Wunderbar. Wunderbar. (Indem er auf seinen eigenen Körper zeigt.) Es ist wegen Naren, dass ich hier in diese Welt gekommen bin. Versucht, Naren zu erkennen. Eines Tages wird er die ganze Welt erobern. In dem spirituellen Meister Keshab Sen sehe ich nur eine einzige Wissens-Sonne, aber in Naren sehe ich achtzehn Wissens-Sonnen.

(Naren tritt ein. Er wirft sich vor Ramakrishna zu Boden. Ramakrishna legt seine Hand auf Narens Kopf.)

SRI RAMAKRISHNA: Meine Mutter segnet dich.

NAREN: Heute habe ich eine besondere Bitte.

SRI RAMAKRISHNA: Gibt es irgendeine Bitte von dir, die ich nicht erfüllen würde?

NAREN: Dann erfülle mir bitte dieses Anliegen: Meine Mutter und meine kleinen Geschwister hungern, sie haben praktisch nichts zu essen. Wir sind von bitterer Armut heimgesucht worden. Nach dem Tod meines Vaters haben sich all unsere Verwandten gegen uns gewandt. Nun besitzt meine Familie keine Mittel mehr, um den täglichen Unterhalt zu bestreiten. Ich bin das älteste Mitglied meiner Familie, und ich kann nichts für sie tun. Wenn du eine besondere Bitte an die Mutter richtest, dass sie mich aus diesen finanziellen Schwierigkeiten befreit, wird sie sicherlich auf dich hören. Ich bin mir sicher, wenn du die Mutter darum bittest, wird sie auf dich hören.

SRI RAMAKRISHNA: Naren, ich bin bereit, für dich von Tür zu Tür betteln zu gehen. Glaubst du, dass ich meine Mutter noch nicht über dich befragt habe? Aber was kann ich tun? Du glaubst nicht an sie; deshalb schenkt sie meiner Bitte keinerlei Gehör. Also gut. Ich habe eine wunderbare Idee. Heute ist Dienstag. Geh heute noch zum Tempel der Mutter Kali und rufe sie an. Bete zur Mutter. Ich versichere dir, was immer du willst, sie wird es dir gewähren.

NAREN: Schon gut. Heute werde ich deine hartherzige Mutter auf die Probe stellen, Thakur.

SRI RAMAKRISHNA: Mein Kind, sage so etwas nicht. Sie ist nicht hartherzig. Sie ist voller Liebe. Sie ist voller Mitgefühl.

Sri Chinmoy, Trinkt, trinkt den Nektar meiner Mutter, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
Übersetzungen dieser Seite: Czech
Diese Seite kann zitiert werden unter Verwendung des Zitierschlüssels dm 4