Frage: Wenn ich meditiere, fühle ich oft einen Spalt in meinem Bewusstsein. Ein Teil meines Bewusstseins befindet sich in tiefer Meditation, während der andere Teil meines Bewusstseins dies beobachtet und einen laufenden Kommentar über die Erfahrung abgibt. Ich hätte gerne gewusst, wie ich das ändern kann.

Sri Chinmoy: In deinem Bewusstsein sollte kein Spalt sein. Wenn du richtig meditierst, wird dein Bewusstsein zu einem ganzen Wesen. Wenn du fühlst, dass du einen laufenden Kommentar abgibst, dann solltest du dir bewusst sein, dass entweder dein Verstand, dein Vitales oder dein Körper mit deiner Meditation nicht vollständig eins geworden ist. Dein Herz meditiert höchst ergeben, doch der Verstand ist vielleicht nicht bei der Sache. Auf unserem Weg legen wir größere Bedeutung auf das Herz als auf den Verstand. Doch das bedeutet nicht, dass du den Verstand vernachlässigen oder ignorieren sollst. Das Kind, welches wir „Herz“ nennen, steht uns am nächsten. Doch der Verstand ist ebenso unser Kind, wir können ihn daher nicht einfach weg-werfen. Der Verstand muss mit dem Herz verschmelzen, damit die Seele beide gemeinsam tragen kann. Wenn du meditierst, will der Verstand manchmal nicht neben dem Herzen sitzen oder mit ihm eins werden. Aus diesem Grund fühlst du den laufenden Kommentar; er stammt vom Verstand. Nur ganz selten kommt er vom Vitalen.

Es gibt drei Ebenen der Meditation. Auf der ersten Ebene findet deine bestimmte Erfahrung statt. Obwohl du eine sehr gute, tiefe, erhabene Meditation hast, fühlst du, dass nicht deine gesamte Existenz anwesend ist. Du kannst deine Existenz in verschiedene Teile trennen. Wäre deine gesamte innere Existenz anwesend, könntest du sie nicht trennen; Körper, Vitales, Verstand und Herz würden zusammen gehen. Obwohl du in deinem geistigen Bewusstsein eine hohe Meditation hast, wird sie nicht gänzlich fruchtbar sein, weil nicht alle Mitglieder deiner inneren Familie daran teilnehmen.

Auf der zweiten, höheren Ebene der Meditation, wirst du erkennen, dass du mit deinem Bewusstsein völlig eins geworden bist. Im Augenblick verwenden wir bloß den Begriff „Bewusstsein“, doch auf dieser Ebene wirst du genau genommen fähig sein, zu erkennen und zu fühlen, was dieses Bewusstsein ist. Du wirst jeden Moment den göttlichen Lichtstreifen sehen, das alldurchdringende Licht in dir, welches dich mit dem Höchsten verbindet. Auf dieser Ebene der Meditation bist du zum Bindeglied zwischen Erde und Himmel geworden.

Dann gibt es noch die dritte Ebene, die höchste Ebene der Meditation. Auf dieser Ebene wirst du fähig sein, dich selbst als beides zu fühlen oder zu erkennen: als den Meditierenden und als die Meditation selbst. Hier treffen der Sehende und das Gesehene zusammen. Dies geschieht nur im höchsten, transzendentalen Bewusstsein, wenn du über den Tanz der Natur hinausgeschritten bist. Alle Schüler werden eines Tages diese Verwirklichung erreichen, da alle sich über den Tanz der Natur erheben müssen. Hier bedeutet „Tanz der Natur“: Versuchung, Frustration, Ängstlichkeit, Furcht, Scheitern, Erfolg und all diese Dinge.

In einer unserer Upanishaden wird erwähnt, dass drei Formen der Meditation existieren: grobe Meditation, subtile Meditation und transzendentale Meditation. Deine bestimmte Erfahrung zählt also nur zur groben Meditation. Die zweite Ebene, die ich erwähnte, wird die subtile Meditation sein. Die dritte ist die transzendentale Meditation, wo du mit deiner Meditation völlig verschmilzt, aber gleichzeitig auch über deine Meditation hinausgehst. Du fühlst ständig, dass du darüber hinausgehst. Aber es bedeutet nicht, dass du in der groben Meditation nicht in dein höchstes Bewusstsein eintreten kannst. Nein, du kannst das schon. Doch nur ein Teil von dir – dein Herz – wird die tiefste Meditation genießen; der Körper, das Vitale und der Verstand werden keine tiefste Meditation haben. Darum nennen wir es grobe Meditation.

Sri Chinmoy, Erfahrungen der Höheren Welten, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2018
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