Der Streit, für einander sterben zu dürfen
Es gab einmal einen Mann, der ein ehrlicher Geschäftsmann war, sowie einen Sucher, der ein wahrer Gott-Sucher war. Von Kindheit an waren sie sehr eng befreundet. Jetzt lebten sie nicht im gleichen Land, aber sie schrieben sich regelmäßig. Unglücklicherweise war die Beziehung zwischen den beiden Heimatländern ziemlich feindselig.Eines Tages kam der Geschäftsmann, um seinen Freund zu besuchen und gleichzeitig einige Geschäfte zu tätigen. Am ersten Abend, als der Sucher zur Kirche ging um zu beten, unternahm der Geschäftsmann einen Spaziergang und schlenderte die Straße entlang. Bald darauf wurde er von der Polizei angehalten, die ihn verdächtigte, ein Spion zu sein.
Ein Polizist wollte von ihm wissen: „Wo wohnen Sie? Was tun Sie hier?“
Der Geschäftsmann erwiderte: „Aus Neugier schaue ich mich hier und da ein bisschen um. Ich bin Geschäftsmann und komme aus einem anderen Land.“
Die Polizei sandte dem König eine Nachricht bezüglich des Geschäftsmannes, um Nachforschungen über ihn anzustellen. Der König antwortete mit der Mitteilung, dass der Mann ein Spion sei, und gab den Befehl, ihn zu hängen.
Als der Geschäftsmann den Befehl des Königs vernahm, sagte er: „Bitte, bitte! Lasst mich für kurze Zeit nach Hause gehen. Ich verspreche, dass ich zurückkommen werde. Ich muss Vorkehrungen für die Zukunft meiner Kinder treffen. Bitte lasst mich gehen. All meine Papiere sind zu Hause. Ich werde bestimmt zurückkommen. Ich sage euch sogar, wann – in fünfzehn Tagen werde ich zurückkommen.“
Ein Polizist entgegnete: „Der König vertraut dir nicht. Du wirst in ein anderes Land gehen und dich verstecken.“
Der Geschäftsmann sagte: „Nein, nein! Ich werde ganz bestimmt zurückkommen.“
„Wo ist der Beweis?“ verlangte der Polizist Auskunft.
„Ich habe hier einen Freund, und dieser Freund wird sich dafür verbürgen, dass ich zurückkomme.“
Daraufhin lies die Polizei den Gottsucher-Freund kommen. „Ja“, sagte der Sucher, „ich übernehme die volle Verantwortung, wenn mein Freund nicht zurückkehrt. Wir sind von Kindesbeinen an befreundet, und wir stehen einander sehr nahe. Weil er so viele Pflichten hat, muss er all seine Angelegenheiten ordnen, bevor er gehängt wird.“
Fünfzehn Tage waren vergangen, und der Freund des Suchers war noch nicht zurück. Alle Leute im Umfeld des Suchers waren so unglücklich. Sie sagten: „Warum vertraust du einem Geschäftsmann?“
Der Gott-Liebende antwortete: „Unsere Freundschaft ist so stark. Ich bin sicher, dass er zurückkommen wird.“
Es war beschlossen, dass der Geschäftsmann an diesem Nachmittag um 15:00 Uhr gehängt werden sollte. Um 14.30 Uhr sagte der Sucher: „Ich schätze unsere Freundschaft so sehr. Wenn mein Freund nicht kommt, bin ich bereit, gehängt zu werden.“
Plötzlich kam der Freund zurück. Er kam in fieberhafter Eile herbeigerannt. Der Sucher sagte zu seinem Freund: „Nein, nein, nein! Lass mich derjenige sein, der gehängt wird. Du hast eine große Familie. Ich habe nur Gott und Gott ist mein Alles.“
Der Geschäftsmann rief aus: „Für mich willst du dein Leben geben? Nein, warum solltest du dein Leben geben? Du bist ein so liebenswürdiger Mann, du betest die ganze Zeit zu Gott. Du wirst in Zukunft noch so viel Gutes in der Welt bewirken. Mein Leben besteht nur aus Geschäften. Dein Leben ist nur für Gott. Ich bin derjenige, der gehängt werden sollte.“
„Nein“, entgegnete der Sucher. „Du hast eine große Familie. Meine Lage ist anders, da ich unverheiratet bin. Wenn du nun stirbst, wird dich deine ganze Familie schrecklich vermissen. Aber wenn ich jetzt sterbe, wird niemand anders unglücklich sein. Ich kann in Frieden sterben.“
Auf diese Weise stritten und stritten sich die Freunde darüber, wer nun sterben sollte. Ein jeder von ihnen wollte sterben, damit sein Freund am Leben bleibt.
Der König traute seinen Ohren nicht! „Mein Gott!“, erklärte er. „In meinem ganzen Leben habe ich noch keine solche Freundschaft gesehen! Normalerweise gibt es da nur Missgunst. Seht euch den Sucher an. Er denkt nur an die Familie des Geschäftsmannes, und der Geschäftsmann denkt nur daran, die Welt besser zu machen. Bitte, bitte, ich bitte euch beide, macht mich zu eurem Freund.“
Die beiden Freunde sagten: „Einverstanden, wir werden dich als unseren Freund annehmen. Dies ist in der Tat eine Ehre für uns!“
Der König fügte hinzu: „Ich will euch beide als Minister in meinem Königreich.“ Zum Sucher gewandt sagte er: „Ich werde mich um all deine Bedürfnisse kümmern. Und zum Geschäftsmann sagte der König: „Du kannst deine Familie hierher bringen. Ich werde für sie sorgen.“
Der Sucher erwiderte: „Ich muss zu Gott beten. Das ist die Arbeit meines Lebens.“
Der Geschäftsmann sagte: „Nein, nein! Ich liebe meine Heimat so sehr. Meine Kinder studieren und sind sehr glücklich, wo sie sind. Dies wäre ein ganz neuer Ort für sie. Wenn Sie mir freundlicherweise erlauben würden heimzukehren, dann verspreche ich Ihnen, nicht hierher zurückzukehren.“
Der König bat die beiden Männer inständig: „Ihr seid im Begriff, meine Freunde fürs Leben zu werden. Warum wollt ihr nicht meine Minister werden?“
Der Sucher erklärte: „Ich bin ein Sucher. Ich bin so glücklich mit meinem Leben.“
Der Geschäftsmann antwortete: „Ich bin so glücklich mit meiner Familie. Wenn ich Minister werde, werden so viele Leute eifersüchtig auf mich sein. Andere Minister werden Beschwerden gegen uns vorbringen und unsere Ohren vergiften. Wir müssen uns sehr stark darum bemühen, unsere Freundschaft aufrecht zu erhalten. Darauf kommt es an. Sie lieben uns, und wir lieben Sie. Aber wenn wir erst Minister werden, dann wird es von Seiten der anderen Minister so viele Beschwerden über uns geben. Dann werden Sie wütend werden. Sie werden entweder nur an unsere Unfähigkeit denken oder sich über die empören, die eifersüchtig auf uns sind. Sie werden leiden und wir werden leiden. Das Beste für uns ist, unsere Freundschaft zu pflegen.“
Darauf sagte der König: „Ihr beide seid nicht nur meine unzertrennlichen Freunde. Ihr seid meine Lehrmeister. Hier regiere ich dieses Land. Aber heute habt ihr mir die Augen geöffnet. Ihr habt mir gezeigt, wie ich mein Land regieren muss. Ich versuche, meinem Land Licht zu geben, und ihr erleuchtet mich beide. Ihr beiden seid nicht nur meine unzertrennlichen Freunde, ihr seid auch meine Lehrmeister.“
Der Sucher sagte: „Lasst uns alle glücklich sein. Lasst uns unseren jeweiligen Aufgaben nachgehen. Ich werde beten, er wird Geschäfte machen, und Sie werden Ihr Königreich regieren.“