Der liebende Gott und die gestohlenen Mangos

Es war einmal ein Priester, der einen Obstgarten auf seinem Anwesen hatte. Er besaß viele Bäume, die alle Arten von Früchten trugen. Der Priester mochte einen bestimmten Baum besonders gerne, einen Mangobaum. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, all seine Freunde mit Mangos zu beschenken, und alle fühlten, dass er äußerst gutherzig war.

Einige Spitzbuben hatten angefangen, die reifen Mangos zu stehlen, und dies stimmte den Priester sehr traurig. Eines Tages hängte er einen großen Zettel mit dicken Lettern an den Baum: „Der liebe Gott sieht alles.“ Er dachte, dass sein Problem von nun an gelöst sei. Die Missetäter würden einsehen, dass Gott sie beim Stehlen beobachtete, und sie würden damit aufhören. Der Priester war sicher, dass all seine reifen Mangos am nächsten Tag noch auf dem Baum hängen würden.

Doch leider hatten die Buben am nächsten Tag, wie auch an den vorangegangenen Tagen, alle reifen Mangos gestohlen. Der Geistliche konnte schon aus der Ferne sehen, dass all seine reifen Mangos verschwunden waren. Er fühlte sich sehr miserabel und ging zum Baum hin. Dort, wo er zuvor auf das Blatt geschrieben hatte: „Der liebe Gott sieht alles“ entdeckte der Priester, dass jemand darunter geschrieben hatte: „Der liebe Gott bestraft niemanden.“

Sri Chinmoy, Der Verstandes-Dschungel und der Herzens-Garten des Lebens, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2019
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