Vorwort

In unserer Philosophie spielen Liebe, Ergebenheit und Hingabe eine sehr bedeutende Rolle. Wenn ich von Liebe spreche, meine ich göttliche Liebe. Wenn ich von Ergebenheit spreche, beziehe ich mich auf göttliche Ergebenheit und nicht auf menschliche Bindung. Und wenn ich von Hingabe spreche, dann spreche ich nicht von menschlicher Hingabe an eine überlegene Kraft, eine Hingabe, die aus Angst geschieht, sondern von göttlicher Hingabe, welche aus reiner Liebe und Ergebenheit anerboten wird.

Ich wollte, dass unsere Reise mit Liebe beginnt und dann weiterführt. Ich dachte, dass sich Ergebenheit auf der weiterführenden Reise entwickeln würde und dann nach einer gewissen Wegstrecke die Hingabe hinzukommen würde. Aber nun habe ich erkannt, dass bevor Liebe überhaupt in Erscheinung tritt, es zuvor noch etwas anderes geben sollte. Und dieses nennt sich Gehorsam.

Es gab eine Zeit, da dachte ich, wenn man jemanden liebt, sich Ergebenheit und Hingabe automatisch einstellen würden. Aber nun erkenne ich, dass selbst jemanden zu lieben, eines der schwierigsten Dinge auf Erden ist. Permanente Liebe ist äußerst schwierig, während selbstlose Liebe sogar außer Frage steht. Niemand kann jemand anderen bedingungslos lieben, es sei denn, er oder sie ist Gottverwirklicht.

Deshalb sage ich nun, dass Gehorsam zuerst kommen muss. Ich beginne unsere Philosophie mit einem weiteren Schritt. Wenn es freudigen Gehorsam gibt, dann werden Liebe, Ergebenheit und Hingabe folgen.

Sri Chinmoy, Gehorsam – Herzensduft, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2007