Frage: Es fällt mir schwer, einige Dinge in meinem spirituellen Leben anzunehmen.

Sri Chinmoy: Das spirituelle Leben bedeutet von Anfang an Annahme. Spiritualität bedeutet die Annahme des Lebens, das dem Schüler vom Meister angeboten wird. Das ist Spiritualität. Als du auf unseren Weg gekommen bist, fühltest du enorme Strebsamkeit und du hattest das Gefühl, dass dein Guru genau so oder so ist. Nun erkennst du, dass dein Guru sich anders darstellt als erwartet. Der arme Guru wird sagen: „Nein, nein. Ich bin nicht so.“ Du musst den Meister und den Weg des Meisters auf seine Art annehmen und nicht auf deine Art.

Da du nun mit uns bist, springe bitte in das Meer der Realität, die Realität mit der wir uns zu identifizieren versuchen. Mit einigen Leuten haben wir nicht so gute Erfahrungen machen müssen. Das innere Streben nehmen sie an, die Manifestation hingegen wollten sie nicht annehmen. Nur eine oder zwei dieser Personen sind noch bei uns und auch sie sind nicht sicher in unserem Boot. Es erübrigt sich die Frage, wie ich denn mit ihnen zufrieden sein kann, wenn sie unseren Weg nicht annehmen. Wenn du mit mir nicht zufrieden bist, werde ich auch mit dir nicht zufrieden sein können, egal wie sehr ich mich auch darum bemühe. Entweder führe ich dich oder du führst mich. Diese Leute leiden und sie bringen uns dazu, auch zu leiden. Wir möchten sie glücklich sehen. Wir sind glücklich mit unserem Weg, aber wenn wir jemanden sehen der unglücklich ist, dann fühlen wir uns schlecht.

Wenn du bei uns bleiben möchtest, dann wünsche ich mir, dass du unseren Weg der Manifestation genauso an-nimmst, wie unseren Weg des inneren Strebens. Beide Wege sind untrennbar; sie sind wie die Vorder- und Rückseite derselben Münze. Sie müssen Hand in Hand gehen, obwohl sie dich im Augenblick durcheinanderbringen, dich verwirren. Mit unserem inneren Streben beten und meditieren wir. Bei uns gibt es viele Zusammenkünfte, wo wir uns zum Meditieren treffen. Wir haben auch verschiedene Termine, um zu besonderen Anlässen zu meditieren. Wenn du die Gesichter der Schüler anschaust, wirst du spüren, dass sie beten und meditieren. Nun, wenn die Manifestation dich durcheinanderbringt, dann versuche bitte zu spüren, dass sie zusammen mit dem inneren Streben als Teil unseres Lebens angenommen werden muss.

Sri Chinmoy, Gehorsam oder Einssein, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg", 2007
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