Frage: Warum bist du nach Amerika gekommen? Die Amerikaner frönen alle der Sexualität. Die Amerikaner sind alle Tiere. Warum bist du nach Amerika gekommen, um diesen Leuten mit deinem spirituellen Licht zu helfen?
Sri Chinmoy: Steht Indien über dem Sex? Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung so groß wäre, wenn es in Indien keine Sexualität gäbe. Du verfluchst das amerikanische Leben, doch wer hat dich gezwungen, hier zu bleiben? Du kannst nach Indien zurückgehen, wenn dich das vitale Leben der Amerikaner stört.Im Augenblick ist Sex fast eine universelle Notwendigkeit. Es ist nicht nur ein amerikanisches, indisches oder europäisches Problem. Wenn man es transzendieren will, gibt es einen Weg: inneres Streben. Doch man hat kein Recht, ausschließlich die Amerikaner zu hassen, oder zu verdammen. Wenn es eine Krankheit ist, so ist es eine universelle Krankheit. Wenn es eine Notwendigkeit ist, so ist es eine universelle Notwendigkeit für jene, die noch nicht bewusst angefangen haben, ihre Unvollkommenheiten und Begrenzungen zu transzendieren. Indiens großer Swami, Vivekananada, glaubte ebenfalls, die Amerikaner seien überhaupt nicht rein, sie seien alle Tiere. Doch Vivekananda kam nach Amerika an das ‚Parlament der Religionen’ in Chicago, und es war Amerika, das sein Licht als erstes annahm, während Indien ihn nicht erkannte.
Reinheit und inneres Streben müssen Seite an Seite gehen. Wenn du auf Reinheit warten willst, bevor du zu streben beginnst, wirst du für alle Ewigkeit warten müssen. Niemand ist rein, bis er sich durch sein seelenvolles Streben gereinigt hat. Wenn der einzelne denkt, er müsse rein sein, bevor er es wagen dürfe, den Namen Gottes auszusprechen, hat er Unrecht. Nur wenn er den Namen Gottes aufsagt, erhält er ein bisschen Reinheit. Wenn er einmal Reinheit erlangt hat und er den Namen Gottes wiederholt, wird sein inneres Streben tiefer und intensiver werden. Inneres Streben und Reinheit gehen Hand in Hand. Inneres Streben vergrößert die Reinheit und die Reinheit vergrößert das innere Streben. Es ist ein gegenseitiger Dienst.