Frage: Was ist der Unterschied zwischen Geduld und einem Mangel an spiritueller Strebsamkeit? Liegen die beiden nicht eng beisammen?

Sri Chinmoy: Manche Menschen handeln und warten dann auf das Ergebnis. Ein Bauer sät die Saat und wartet anschließend auf den Regen. Nach drei, vier oder sechs Monaten erntet er dann die Früchte seiner Arbeit. Du studierst etwas und dann wartest du geduldig, bis dir mitgeteilt wird, ob du die Prüfung bestanden hast. Andere Leute jedoch legen die Hände in den Schoß und erwarten dennoch ein Resultat. Aber hier wird die Geduld falsch angewendet. Geduld sagt: „Ich werde meinen Teil im spirituellen Leben leisten und das Ergebnis Gott, dem Supreme, zu Füßen legen. Ob Er mir dann Erfolg oder Misserfolg schenken will, liegt ganz an Ihm.“

In einem Leben, das nicht nach einem höheren Ziel strebt, wird nicht gehandelt; und wenn man keine Handlung setzt, dann braucht man auch keine Geduld. Diese Art von Leben ist eine einzige Hingabe an die Unwissenheit. Wenn wir innerlich nicht streben, gibt es nur unsere bewusste Hingabe an die Unwissenheit. Wir erhoffen oder erwarten etwas von der Welt; aber wie können wir etwas erwarten, wenn wir nicht danach streben? Das ist reine Dummheit. Aber wenn wir spirituell streben, können wir ein Ergebnis erwarten, und dieses Ergebnis wird entweder Erfolg oder Misserfolg sein – ganz nach dem Willen Gottes.

Sri Chinmoy, Vollkommenheit und Transzendenz, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2008
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