Frage: Während meiner Meditation versuche ich, für meinen schwer- kranken Vater zu beten, damit er wieder gesund wird. Aber manchmal denke ich, ich möchte nur, dass es ihm besser geht, damit ich mich besser fühle. Ist es richtig, für meinen Vater zu beten, damit es ihm besser geht?

Sri Chinmoy: Als Mensch hast du jedes Recht, zu Gott zu be- ten, dass Er deinen Vater gesunden lässt, da er dich in die Welt gebracht hat. Dein Vater ist dir am nächsten und am liebsten. Als Mensch hat er dir unzählige Male seine Zuneigung geschenkt und du bietest ihm als Gegenleistung deine eigene Zuneigung, deine Sorge und deine Dankbarkeit an. Dies ist der menschliche Zugang zum Höchsten. Solange sich dein Wille dem göttlichen Willen nicht hingegeben hat, besteht eine starke Verhaftung in deiner so genannten Sorge.

Sich dem göttlichen Zugang zu nähern, erfordert eine andere Dimension: „Ewiger Vater, wenn es Dein Wille ist, bitte heile meinen Vater.“ Du musst wissen, ob sein Bleiben auf der Erde für ihn oder für Gott wirklich eine Hilfe ist. Wird dein Vater spirituellen Fortschritt machen oder für Gott arbeiten, wenn er noch etwas länger auf der Erde bleibt, oder wird er nur ein gewöhnliches Leben führen und mehr Probleme für sich schaffen?

Du liebst deinen Vater, daher willst du, dass dein Vater geheilt wird. Aber wenn dein Vater geheilt ist, wird er möglicherweise nicht in der Lage sein, inneren Fortschritt zu machen. Wenn seine Heilung nicht der Wille des Höchsten ist, ist es das Beste, ihn gehen zu lassen, wenn der Höchste ihn zu sich ruft. Wenn du deinen Willen mit dem Willen des Höchsten identifizierst, wirst du sehen, dass du glücklich sein wirst, wenn dein Vater auf der Erde bleibt, und du wirst ebenfalls glücklich sein, wenn er nicht auf der Erde bleibt, weil Gottes Wille ausgeführt wird.

Sri Chinmoy, Gebetswelt, Mantrawelt, Japawelt, The Golden Shore Verlagsges.mbH, 2018
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