Frage: Wie können wir die Lieblichkeit und Reinheit von Mutter Natur empfinden, wenn wir an einem Ort wie New York leben?

Sri Chinmoy: Spirituell gesehen hilft uns die strebende Mutter Natur, das ist wahr. Doch wenn wir tief nach innen tauchen, erkennen wir, dass die wahrhaftige Strebsamkeit von einer höheren und zugleich tieferen Quelle stammt. Jene Menschen, die an einem so wunderbaren Ort wie Wood­stock leben, besitzen nicht mehr Strebsamkeit als Menschen, die in New York leben. Mutter Natur bietet uns voller Eifer ihre Hilfsbereitschaft an, doch wo ist unsere Empfänglichkeit? Viele Menschen besuchen die Kirche, doch ihr Verstand und ihr Herz befinden sich woanders. Du suchst diesen Ort hier auf, um mit mir zu meditieren, doch deine Gedanken kreisen vielleicht um irgendeine Person. Der Tempel steht bereit, doch der Sucher ist nicht bereit. Sagen wir, Mutter Natur sei der Tempel. Besuchst du den Tempel, um Gott zu verwirklichen oder um zu sehen, wer diesen Ort noch aufsucht? Wenn es dein Feind ist, sagst du vielleicht: „Diesen Tempel brauche ich nicht.“ Wenn wiederum dein Freund kommt, sagst du vielleicht: „Jetzt habe ich die Gelegenheit, mit ihm zu plaudern.“ Wo bleiben dann dein Gebet und deine Meditation?
Menschen wohnen an Orten voller Naturschönheit, nicht weil sie eine wahre, psychische, innere Notwendigkeit verspüren, sondern weil sie dadurch eine Art mentale Freude erfahren. Es ist richtig, dass Mutter Natur uns spirituell zu helfen vermag. Doch steigert sich unsere Strebsamkeit tatsächlich, wenn wir Mutter Natur aufsuchen oder verlieren wir uns in anderen Aktivitäten?
Sri Chinmoy, Sri Chinmoy antwortet, Teil 7, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2006
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