Teil I — Yoga

Frage: Du sagst, du unterrichtest Yoga. Könntest du bitte erklären, was Yoga ist?

Sri Chinmoy: Yoga bedeutet Vereinigung, die bewusste Vereinigung des Menschen mit Gott. Yoga ist die spirituelle Wissenschaft, die uns lehrt, wie die letzte Wirklichkeit im Leben selbst erkannt und verwirklicht werden kann.
Yoga ist die Sprache Gottes. Wenn wir mit Gott sprechen wollen, müssen wir Seine Sprache lernen.

Yoga sagt uns, dass wir und Gott je eine göttliche Eigenschaft besitzen: wir inneres Streben, und Gott Mitgefühl. Yoga ist das gemeinsame Bindeglied zwischen unserem inneren Streben und Gottes Mitgefühl.

Unser menschliches Leben ist voller Zweifel, Furcht und Frustration. Yoga hilft uns, Furcht durch unbezwingbaren Mut, Zweifel durch absolute Gewissheit und Frustration durch goldenes Gelingen zu ersetzen.

Yoga ist nichts Unnatürliches, Abnormales oder Überirdisches. Yoga ist etwas Praktisches, Natürliches und Spontanes. Im Moment wissen wir nicht, wo Gott ist und wie Er aussieht, aber durch das Üben von Yoga schauen wir Gott unmittelbar. Wie wir in der materiellen Welt Erfolg dadurch erlangen, dass wir uns in einer Tätigkeit ständig üben, so erreichen wir auch in der spirituellen Welt durch Üben von Yoga das Ziel der Ziele: Gott-Verwirklichung.

Yoga ist weder eine Philosophie noch eine Religion. Yoga umfasst sowohl Philosophie wie Religion und geht zugleich über sie hinaus. Religion und Philosophie können einen Menschen bis vor Gottes Palast bringen, aber Yoga führt den Strebenden zu Gottes Thron.
Yoga steht zu keiner Religion im Gegensatz. Der wahre Sucher, der sich der Spiritualität und dem Yoga verpflichtet hat, wird keine Schwierigkeiten haben, in seiner eigenen Religion zu bleiben. Ich habe Schüler, die Katholiken, Protestanten, Juden usw. sind. Ich rate ihnen, ihre eigene Religion nicht aufzugeben. Es ist am Anfang leichter und sicherer, bei seiner eigenen Religion zu bleiben, wenn man Yoga betreibt. Aber sobald man Gott erkennt, geht man über alle Religionen hinaus. Wenn man tief in sich geht und Gott erkennt, sieht man, dass einem das ganze Universum gehört. Und diese Erkenntnis geht über alle Religionen hinaus.

Religion ist Inspiration. Yoga ist Streben. Göttlichkeit ist Vollkommenheit. Inspiration, Streben und Vollkommenheit können hier auf Erden leicht und fruchtvoll in transzendentaler Harmonie erblühen.

Sri Chinmoy, Primer, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2020
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