Frage: Kürzlich habe ich von jemandem gelesen, der sich achtzehn Tage lang lebendig begraben ließ und danach unversehrt wieder aus dem Grab stieg. Befähigt einen die Art der Meditation, die du lehrst, mit der Zeit solche Kunststücke zu vollbringen?
Sri Chinmoy: Meine Lehre ist keine Wunderkrämerei. Meine Aufgabe ist es, Suchenden zu helfen, zu Gott zu gelangen. Achtzehn Tage lang unter der Erde begraben zu liegen, wird uns in unserer spirituellen Suche nicht weiterhelfen. Was uns zu Gott führt, ist unsere Strebsamkeit, unser inneres, emporstrebendes Sehnen.Wenn jemand Wunder oder übernatürliche Kunststücke vorführt, hilft er uns weder direkt noch indirekt dabei, Gott zu verwirklichen. Wir lernen von ihm höchstens, dass es für menschliche Fähigkeiten keine Grenzen gibt, sobald wir in die geheimen Bereiche kosmischer Wirklichkeiten eindringen. Meine Lehre hat mit dem Zur-Schau-Stellen solcher alberner Wunder nichts zu tun.
Wenn du wirklich Gott erkennen und verwirklichen willst, wenn du wirklich Gottes unendliches Licht, Frieden und Glückseligkeit willst, dann solltest du Tausende und Abertausende von Kilometern weit von Wunderkrämern und Wahrsagern bleiben. Wenn du glaubst, dass diese Personen dich inspirieren, dann täuschst du dich. Geh tief in dich, und du wirst entdecken, dass sie bloß deine eitle, einsichtslose und fruchtlose Neugierde geweckt haben. Neugierde ist nicht Spiritualität. Und diese Wahrsager und Wunderkrämer haben dir insgeheim und absichtlich noch etwas mehr angeboten: Versuchung. Versuchung ist der Vorbote der Zerstörung. Hier ist es, wo der göttliche Auftrag deines Lebens zu einem Ende kommt – erfolglos und unerfüllt.
Lasst uns auf der Hut sein. Ich bitte dich, die aufrichtige Meditation deines Herzens nicht mit Wahrsagerei und Wunderkrämerei zu verwechseln. Verschwende deine Zeit nicht. Deine Zeit ist wertvoll. Deine Meditation ist unbezahlbar. Der Schatz zeitloser Ewigkeit, grenzenloser Unendlichkeit und todloser Unsterblichkeit wird deine Errungenschaft sein. Warte nicht. Alles kommt zu dem, der wartet, außer der Erkenntnis, die das Heute verkörpert und der Befreiung, die sich jetzt enthüllt.