Körper-Stellungen (Hatha Yoga)

Frage: Die meisten von uns im Westen, die wir mit Yoga und Meditation nicht vertraut sind, neigen dazu, uns jemanden vorzustellen, der auf dem Kopf steht oder bestimmte Übungen macht. In was für einem Verhältnis stehen diese Übungen zur Spiritualität?

Sri Chinmoy: Viele von uns sind sehr rastlos, um nichts besser als ein Äffchen. Wir können nicht eine Sekunde still halten, ohne unruhig zu werden. Die Körperübungen und -stellungen, die man Hatha-Yoga nennt, entspannen unseren Körper und schenken unserem Verstand für kurze Zeit Frieden. Das sind jedoch nur einleitende Stadien. Sie helfen dem Suchenden, in das wahre spirituelle Leben einzutreten. Im wahren spirituellen System sind die Anfänger im Hatha Yoga wie Kindergartenschüler. Vom Kindergarten gehen wir in die Grundschule, dann in die Mittelschule und an die Universität. Den Kindergarten kann man leicht überspringen. Es gibt viele Suchende, die sich einfach hinsetzen, ihre Gedankenwelt ruhig und still machen und in die tieferen Regionen ihres Wesens eindringen, ohne je Hatha Yoga zu üben.

Diese Übungen werden uns nie Verwirklichung bringen. Nie! Sonst hätten alle Athleten der Welt Gott bereits verwirklicht – durch bloße Körperübungen. Der Körper ist notwendig. Wir brauchen einen gesunden, starken Körper, damit die Seele in und durch den Körper in der Welt handeln kann. Aber es ist töricht, vom Körper mehr zu erwarten.

Ich muss jedoch betonen, dass Hatha Yoga dem westlichen Übungssystem weit überlegen ist, wo die Übungen oft abrupt, energisch und bis zu einem gewissen Grade gewaltsam ausgeführt werden. Hatha Yoga Übungen werden ruhig und still, in meditativer Stimmung ausgeführt. Im Gegensatz zu den meisten westlichen Übungen stärken sie die Nerven und beruhigen den Verstand.

Sri Chinmoy, Primer, The Golden Shore Verlagsges.mbH, Nürnberg, 2020
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